Plettenberger Schulen

Folgende Schul-Chroniken werden derzeit bzw. in absehbarer Zeit im Rahmen des Plettenberg-Lexikons angeboten:

Albert-Schweitzer-Gymnasium
Berufsschulen
Brachtschule
Breddeschule
Eschenschule
Ganztagsgrundschule
Geschwister-Scholl-Realschule
Hallenschule
Hauptschule im Böddinghauser Feld
Jüttenschule
Kath. Schule Ohle
Martin-Luther-Schule (Maiplatz)
Martin-Luther-Schule (Königstraße)
Pestalozzi-Schule
Schule Bremcke


Schule Eiringhausen
Schule Himmelmert
Schulte Holthausen
Schule Kückelheim
Schule Landemert
Schule Lettmecke
Schule Oestertal
Schule Ohle
Schule Pasel
Schule Selscheid
Schule Sonneborn
Vier-Täler-Schule
Volkshochschule
Zeppelinschule



Quelle: "Aus der Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid nach vielen Quellen", P. D. Frommann, 1927, S. 167 ff.

Vom Schulwesen

Seit der Durchführung der allgemeinen Schulpflicht machte sich die weite Entfernung mancher Gehöfte von den Kirchorten unangenehm bemerkbar. Das begünstigte die Einrichtung von Winkelschulen in entlegenen Ortschaften. 1811 beschäftigte sich der Tagelöhner K. D. Hügel mit dem Unterricht der Jugend zu Selscheid im Buchstabieren und Lesen. 1815 war eine Winkelschule zu Warbollen, in die auch nach Ohle schulpflichtige Kinder, sogar aus Grimminghausen und Selscheid, gingen. 1816 bestanden Winkelschulen in Bubbecke, Hüinghausen und Reblin, in denen "unwissende Leute den Kindern wöchentlich für 2 Stüber Unterricht gaben."

Um solchen Übelständen abzuhelfen, schritt die Regierung nach den Befreiungskriegen [1813-1815] rührig zur Gründung von Bauerschaftsschulen. Die von 1806-1818 geführten umständlichen Verhandlungen über die anzulegenden Bauerschaftsschulen zeigen, dass jedes Dorf eine eigene Schule haben wollte, ohne die dazu erforderlichen Opfer auf sich zu nehmen. Am schwersten wurde es Holthausen und Eiringhausen, sich in die neuen Verhältnisse zu finden und auf eine eigene Schule zu verzichten. In Plettenberg scheute Pastor Schlieper "keine Mühe, kein Schreiben, Rennen und laufen in der frohen Hoffnung, dass alle seine Bauern nun Lesen, Schreiben und Rechnen lernen würden."

Zunächst wurde im Amte Plettenberg in jedem der vier Täler nur eine Schule eingerichtet. Die Schülerzahl betrug in Landemert 49, im Oestertale 83, im Elsetal 83 und im Lennetal 94. - In der Gemeinde Herscheid entstanden einklassige Schulen in Schönebecke, Elsen und auf der Höh.

Es hielt schwer, für so viele neue Stellen auf einmal geeignete Lehrer zu finden. Wissenschaftliche Bildung durfte von ihnen nicht verlangt werden. Man war zufrieden, wenn sie gut schrieben, rechneten und in der deutschen Grammatik nicht unerfahren waren. Unterricht wurde erteilt in Katechismus, biblische Geschichte, Lesen, Schreiben und Rechnen. 1826 zeigte sich bei einer Prüfung, dass die Kinder in allen vier Bauerschaftsschulen der Gemeinde Plettenberg nicht weit gefördert waren. Die Schuld daran trugen der unregelmäßige Schulbesuch und die Sorgen der Lehrer, denen manche Familien das Schulgeld vorenthielten.

Die neuen Lehrer an den Bauerschaftsschulen suchten sich mit Eifer in ihrem neuen Berufe zu vervollkommnen und erhielten hierzu allerlei Anregungen von den aus dem Soester Seminar hervorgegangenen besser vorgebildeten Lehrern.

1843 urteilte der Plettenberger Chronist Hölterhof über die dortige lutherische Schule, "dass dieselbe die gewöhnlichen Anforderungen an eine Elementarschule nicht überraget." Wie sehr sich aber das Schulwesen infolge der vielen Schulen und des regen Schulbesuchs, an den sich auch die Mädchen gewöhnen mussten, hob, soll nur an drei Schulen gezeigt werden. 1835 rechneten die Kinder der Bremcker Schule in dicken Tagebüchern mit Hilfe der Gänsefeder sauber und richtig Aufgaben aus der Regeldetri (Dreisatz) mit ganzen Zahlen, der Bruchrechnung und die Regeldetri mit Brüchen bis zu schwierigen Fällen. 1840 leisteten Schüler des Lehrers Rentrop zu Elsen Vorzügliches im Schönschreiben, in Geschäftsaufsätzen und der Anfertigung großartiger Kohlezeichnungen. Er erteilte nebenher auch Unterricht im Klavier und Flötenspielen und bereitete junge Männer zum Eintritt in das Seminar vor. Lehrer Rötelmann in Ohle ließ auch Geschäftsaufsätze in hervorragender Schönschrift anfertigen. Er lehrte schon etwas vaterländische Geschichte und Erdkunde unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinde Ohle und ließ Karten mit Wasserfarbe zeichnen. Erklärungen oft vorkommender Fremdwörter wurden ins Heft geschrieben und fähige Knaben angeleitet, allerlei Schreiben an Behörden, sogar Protokolle über Gemeinderatssitzungen zu entwerfen.

Über die äußeren Verhältnisse der einzelnen Schulen gibt nachstehende Zusammenstellung Auskunft (Quelle: v. Holzbrinck, Statistik des Kreises Altena 1866):


Quelle: Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Plettenberg für die Zeit vom 1. April 1905 bis 31. März 1906; 1907, S. 4-6

Das Schulwesen in Plettenberg
in alter und neuer Zeit

Mittelschullehrer Ernst Weimann

Wenn wir über das Schulwesen in unserer engeren Heimat in alter Zeit berichten wollen, so liegt es dabei auf der Hand, dass es sich dann wohl nur um jene Bildungsanstalt handeln kann, welche allen Menschen, ohne Unterschied des Geschlechts, des Standes und des künftigen Berufs diejenigen Elemente intellektueller und religiös-sittlicher Bildung aneignen will, auf welche jeder Mensch als solcher Anspruch hat und erheben darf: wir meinen die Volksschule.

Ein Volksschulwesen wird sich aber nur da ausgestalten können, wo eine humane Weltanschauung herschend ist, wo die unveräußerlichen Menschenrechte eines jeden als solche anerkannt werden und insonderheit jedem Menschen ein gewisses Anrecht auf geistige Bildung zugesprochen wird.

Wenn nun auch das Christentum zuerst den Geist wahrer Humanität offenbarte, so hat es doch nicht sofort ein fertiges Volksschulwesen ins Leben gerufen; viemehr hat sich dich christliche Volksschule nur sehr allmählich ausgestaltet. Und so können wir wohl mit Recht annehmen, dass, wie das ganze christliche Mittelalter bis hin zur Zeit der Reformation nur dürftige Ansätze zu einem Volksschulwesen aufzuweisen hat, auch in unserer Vaterstadt, die doch gerade in alter Zeit etwas abseits von den großen Heer- und Verkehrsstraßen lag, die Volksjugend im Mittelalter eines Schulunterrichts nicht teilhaftig wurde, dass vielmehr, wenigstens bis zur Reformation, in unseren Bergen die Masse des Volkes fast ohne alle Bildung aufwuchs.

Da begann im Jahre 1517 Dr. M. Luther um des Gewissens willen das große Werk der Kirchenverbesserung: die Reformation verlegte den Schwerpunkt der christlichen Religion wieder in das Innere, in die Gesinnung des Menschen, pflanzte im notwendigen Zusammenhange mit dem Grundsatz vom allgemeinen Priestertum zugleich das Panier einer allgemeinen Volksbildung auf und forderte ein Volksschulwesen im eigentlichen Sinne des Wortes.

In jener Zeit also, in der ein neuer Völkerfrühling den deutschen Landen erblühte, in jenen Tagen, als der Vikar Johann Stödter, ein geborener Plettenberger, in unserer Lambertuskirche das lautere Evangelium verkündete - es war wohl zuerst im Jahre 1580 - erst da hat man es auch wohl hier als eine Gewissenspflicht angesehen, die Unwissenden zu unterweisen.

Nur darf man sich nicht vorstellen, als hätte man schon damals alle die Ziele vor Augen gehabt, welche das moderne Schulwesen sich gestellt hat. Gleichwohl aber blieben die Bedürfnisse des ganzen Volkes nicht vergessen; und was für alle das Wichtigste war, - die reine Lehre des Evangeliums - das sollte den Geringsten und Ärmsten ebenso zugänglich werden wie den höheren Ständen.

Wie sich freilich die Unterweisung in den deutschen Schreib- und Rechenschulen, in den Lateinschulen und ähnlichen Instituten damaliger Zeit speziell in unserer Gemeinde im Einzelnen gestaltete, darüber kann man nur Vermutungen anstellen, denn keine Ortschronik meldet uns darüber, und der Stadtsekretär Freydag Adam Hammerschmidt, zugleich notarius publicis und Schulmeister, hat auf der inneren Seite des 1725 neu angelegten Polizei-Protokollbuches vermerkt, dass er nur wenige Akten und Dokumente habe retten können bei dem am 12. April desselben Jahres stattgefundenen großen Brandes, und dass auch "die Briefe für die Kirche und Schule mit verbrannt seien". So sind also alle Nachrichten, die das Plettenberger Schulwesen anbetreffen, so weit sie auf sicherer Basis ruhen, verhältnismäßig ganz jüngeren Datums.

Nachdem in dem Zeitalter der Reformation ein rechtes Volksschulwesen in unserer Gemeinde wohl soeben die ersten Wurzeln zu schlagen begonnen hatte, brach das unsägliche Elend des dreißigjährigen Krieges über Deutschland herein und zerknickte wohl auch hier, wie alle Blüten des geistigen Lebens, so auch die ersten schwachen Schößlinge der Volksschule. Mehrere Male wurde Plettenberg durch feindliche Horden geplündert, und so fand sich in unserer Stadt am Ende des fürchterlichen Krieges wohl keine Spur von einer Volksschule mehr.

Der Wiederaufrichtung derselben aber stellten sich nach dem Kriege große Hindernisse in den Weg: die Behörden mussten zunächst ihre ganze Aufmerksamkeit der Beseitigung des materiellen Elends sowie der Wiederherstellung der staatlichen und kirchlichen Ordnung zuwenden und konnten dem Volksschulwesen eine spezielle Fürsorge nicht widmen, zudem zeigte das Volk, völlig verarmt und verwildert, keine Neigung, zur Errichtung von Volksschulen beizutragen; auch gab es brauchbare Lehrer infolge der allgemeinen Verwilderung sowie der Entvölkerung des deutschen Landes jetzt noch weniger als in früheren Jahrhunderten.

Auch in Plettenberg hatte sich die evangelische Gemeinde in Lutheraner und Reformierte gespalten, die sich leider gegenseitig bekämpften, bis 1660 zwei besondere Gemeinden gebildet wurden. Die lutherische Gemeinde, welche bis zur Vereinigung im Juni 1851 die größere blieb, hatte 2 Geistliche, bis 1809 Pfarrer Schlieper die Verwaltung der Gemeinde allein übernahm. Wieviele und welche Lehrer aber die beiden Gemeinden bis zum Jahre 1800 etwa gehabt haben, das lässt sich an der Hand der dürftigen Akten nur ganz lückenhaft feststellen.

Sehr interessant ist übrigens, was der obengenannte Pfarrer Schlieper, der im übrigen ein guter Lehrerfreund und Lehrerbildner gewesen zu sein scheint, in einem Bericht schreibt: "Man mietet einen Schulhalter für die Wintermonate und verschafft ihm einen Wandertisch bei einem Eingesessenen und Logis; jeden Winter einen anderen. Schule und Schäferwohnung in einem Gebäude. Der gegenwärtige Lehrer ist Peter Glingener. In Hinsicht seines Verstandes fehlt es an allen Kenntnissen. Weil sich gerade keiner meldete, der wohlfeiler unterrichten wollte, dann, weil ihm das Haus, worin die Schulstube ist, gehört, darum hat man ihn zum Schulhalter ernannt. In Hinsicht seines Willens kann ich ihn nicht beurteilen."

Erinnern uns diese Worte nicht so recht an den 10. Satz in der Principia regulativa Friedrich Wilhelms I. aus dem Jahre 1736, der heißt: "Ist der Schulmeister ein Handwerker, kann er sich schon ernähren, ist er keiner, wird ihm erlaubt, in der Ernte sechs Wochen auf Tagelohn zu gehen."? Freilich beziehen sich obige Worte auf die Schulen der Amtsgemeinde. Ob es aber zu damaliger Zeit in der Stadt besser gewesen ist?

Die reformierte Schule mag wohl etwas besser dagestanden haben. Zählte doch die reformierte Gemeinde hierorts 1843 im ganzen nur 250 Seelen gegen 2000 Lutheraner, so dass die reformierten Prediger auch wohl Muße fanden, sich des Schulunterrichts anzunehmen.

Wie stand es aber mit der lutherischen Gemeinde? Da musste z. B. der oben genannte Magistratssekretär, der zugleich notarius publicus war, Freitag (Freydag) Adam Hammerschmidt, von 1695-1740 auch noch so nebenbei das Amt eines Schulmeisters versehen. Viele Eltern waren ihrer schulpflichtigen Kinder bei häuslichen Verrichtungen benötigt. Sie mussten ihnen helfen, bei der Nadelfabrikation, Tuchmacherei und Wollspinnerei die Kosten für den Unterhalt der Familie zu erwerben. Dadurch entstand natürlich ein ganz unregelmäßiger Schulbesuch und für den Lehrer der Nachteil einer Zerstückelung seiner Kräfte und seiner Zeit.

Seit 1838 waren nun bei der lutherischen Schule zwei Lehrer angestellt, während die reformierte bei einer naturgemäß weit geringeren Schülerzahl einklassig - nicht zu ihrem Vorteil - war. Der lutherische Lehrer hatte bis dahin einen Gehilfen gehalten. Wenn wir nun im Folgenden Einzelheiten berichten werden, so folgen wir dabei vorzugsweise den übersichtlichen Ausführungen der "Chronik der evangelischen Schule zu Plettenberg".

Im Jahre 1805 hatte die lutherische Schule 208 zugehörige Schüler und 221 Haushaltungen, von welch' ersteren jedoch aus den oben angeführten Gründen nur 91 die Schule besuchten, die reformierte Schule dagegen hatte 44 zugehörige Schüler aus 57 Haushaltungen, während aber 67 Kinder die Schule besuchten.
Gegenstände des Unterrichts waren Religion, Lesen, Schreiben, etwas Rechnen und Gesang. Dass die Kinder begüterter Eltern in Privatstunden eine gründlichere Unterweisung erhielten, kam wohl selten vor. Das Einkommen des lutherischen Lehrers betrug 1823 176 Rthlr., 26 Stüber, 6 Kreuzer, das des reformierten 183 Rthlr., 46 Stüber. Die Schulrevenüen aus dem Jahre 1838 betrugen bei der lutherischen Schule:

a) von Gebäuden               Rthlr.   Sgr.    Pf.
b) von Grundstücken             11      15      -
c) von Canones                     56      15      3
d) von Zinsen v. K.                 54      16      1
e) von Schulgeld u. Acc.      268       26      -
f) Zuschuss aus der Gemeinde
und Armenkasse                   55         2     -
              ------------------------------------------------------
                                          446       14     4 Pf.

Bei der reformierten Schule setzten sich die Schulrevenüen folgendermaßen zusammen:

a) aus der Wohnung                  15 Rthlr. - Sgr.    - Pf.
b) aus Grundstücken                 56          1          5
c) aus Renten und Erbpachten    21         17          4
d) aus Zinsen von Kapitalien       75         19          1
e) aus Schulgeld                        65         11          6
              ------------------------------------------------------
                                          233 19 4 Pf.
Abgaben                                2 10 - Pf.
              ------------------------------------------------------
                                          231 Rthlr. 9 Sgr. 4 Pf.

Aus diesen Mitteln erhielt der erste Lehrer die Revenüen von den Grundstücken, die Zinsen, Pächte und Erbpächte, die Realprästationen und zufälligen Einnahmen und als Zuschuss aus dem Schulgelde jährlich 76 Rthlr. 27 Sgr. 8 Pf. Der zweite Lehrer erhielt ein Fixum von 120 Rthlr. Übrigens waren Prediger und Lehrer, wie die Schulakten des Bürgermeisters J. H. Dulheuer aus dem Jahre 1805 beweisen, damit beauftragt, tabellarische Nachrichten von der Schulverfassung und die Schulkataloge aufzustellen und dann das Schulgeld darnach von den einzelnen Haushaltungen selbst einzuziehen, was nach oben angeführten Akten dem Prediger Kleinschmidt und den Schullehrern Heller und Gregory keine geringe Mühe verursacht haben dürfte.

Das Schulhaus der reformierten Gemeinde diente zugleich dem Lehrer zur Wohnung und gewährte für die Schülerzahl ausreichend Raum. Das Haus ist noch jetzt unter dem Namen "reformierte Schule" bekannt und in der Friedrichstraße der Herberge gegenüber gelegen.


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Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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