Martin-Luther-Schule am Maiplatz

1885 als Volksschule am Maiplatz errichtet; Einweihung 10.05.1886 durch Schulinspektor Pfarrer Klein; 1890 erweitert, 1905 mit einem 3. Geschoß versehen; am 11.01.1934 erhält die Schule den Namen Martin-Luther-Schule; in mehreren von Ludwig Müller gedrehten 16-mm-Filmen aus dem Jahre 1938 ist der Schulalltag in jener Zeit überliefert; nach dem Abriß im Jahre 1981 übernahm die Städtische Gemeinschaftsgrundschule Königstraße den Namen Martin-Luther-Schule; Schulleiter: Edelmann, Karl Halfmann (1949-1953), Jungbluth (bis 30.03.1956), Gustav Gießelmann (01.04.1956-), Armin Born (?-1981); Hubert Meier (-1994); es besteht ein Schulförderverein (Vors. Hartmut Gunkler);


Die Martin-Luther-Schule im Jahre 1937 (Foto: Archiv HH)


Quelle: Süderländer Tageblatt vom 09.05.1981

Martin-Luther-Schule nimmt Abschied
Große Ausstellung zeigt 95 Jahre Schulgeschichte

Plettenberg. (HH) Gleichsam als Schlußstrich unter eine fast 100-jährige Schulgeschichte ist eine Ausstellung zu sehen, die heute und morgen in der Martin-Luther-Schule stattfindet. Am 10. Mai 1886, also vor genau 95 Jahren, wurde die Martin-Luther-Schule am Maiplatz eingerichtet, in wenigen Monaten muß sie dem Kaufhaus Plaza an gleicher Stelle weichen. Rektor Armin Born und seine Helfer haben nach umfangreichen Vorbereitungen eine Ausstellung vorbereitet, die von heute morgen 10 Uhr bis abends 18 Uhr und am morgigen Sonntag von 11 bis 14 Uhr im Klassenraum 15 der Martin-Luther-Schule zu sehen ist.

Interessante Dokumente aus der Schulgeschichte sind nicht nur die unzähligen Klassenfotos. Ein besonders wertvolles, weil auch zeitgeschichtliches Dokument, sind einige 16-mm-Filme, die den Schulalltag gegen Ende der 30er Jahre (1938) zeigen. Hier sieht man viele bekannte Gesichter, die sich mit der "Wurzelschrift" herumplagen, den Schulgarten betreuen oder Schwimmunterricht im damals gerade neu gebauten Freibad in der Grüne erhalten. Äußerst nostalgisch muten die alten Lehr- und Lernmittel an, alte Schulbücher, die viele an ihre Schulzeit zurückerinnern werden. Ein Prunkstück besonderer Art sind die ehemalige Schulfahne und ein Rednerpult, das vom Pletenberger Stadtwappen geschmückt ist.

Besucher der Ausstellung erleben auch die Geschichte der Pädagogen, die vielen Generationen unserer Stadt das ABC beibrachten. Man sollte auf keinen Fall versäumen, die Ausstellung im zur Zeit ältesten Schulgebäude unserer Stadt zu besuchen. Die Filme aus dem Jahre 1938 werden heute morgen um 10.30 Uhr und noch einmal um 15 Uhr vorgeführt.



Rektor Edelmann im Jahre 1953

Quelle: ST (Süderländer Tageblatt) vom 12. Dezember 1952
Warum ist es in der Martin-Luther-Schule so kalt?
Aufklärung gegen allerlei falsche Gerüchte - Die Stadt nimmt Stellung

Plettenberg. Wichtig ist es immer, daß man Gerüchten sogleich auf den Grund geht. Die Elternschaft vieler Kinder der Martin-Luther-Schule klagte uns in den letzten Tagen ihr Leid. Lehrer und Schüler müssen im Mantel im kalten Klassenzimmer sitzen. Es läßt sich denken, daß durch diese Tatsache mancherlei Gerüchte in Umlauf kamen.

Wir nahmen daher Gelegenheit, mit der Verwaltung Rücksprache zu nehmen und erfahren folgendes dazu: Im Herbst stellten Wärmespezialisten fest, daß der bisherige Heizungskessel mit seiner Kapazität nicht mehr zur erforderlichen Beheizung der Martin-Luther-Schule ausreicht. Die Verwaltung zog zur Überprüfung dieses Gutachtens auch die Wärmebedarfsstelle in Dortmund zu Rate. Hier wurde ein Gutachten in ähnlichem Sinne abgegeben. So entschloß sich also die Stadtverwaltung, der Stadtvertretung eine entsprechende Vorlage zu machen, in der die Notwendigkeit nachgewiesen wurde, für die Beheizung der Martin-Luther-Schule einen Zusatzkessel anzuschaffen.

Diese Vorlage ging nun ihren Weg. Sogleich nach Bewilligung des Antrages wurde der Zusatzkessel bestellt. Es ist bekannt, daß gerade die Spezialfirmen heutzutage längere Lieferfristen haben. Um nun auch den Schulbetrieb nicht zu unterbrechen, hatte man sich entschlossen, den neuen Kessel in den Weihnachtsferien einzubauen. Die Stadtverwaltung setzte sich mit der Lehrerschaft der Martin-Luther-Schule in Verbindung und man entschloß sich zu einer Notlösung, nämlich einige Klassen zusammenzulegen beziehungsweise die Unterrichtsstunden so zu legen, daß man in den Zimmern unterrichten kann, in denen die erforderliche Temperatur herrscht.

Es liegt also weder irgendwelche Vernachlässigung noch sonst irgendein böser Wille vor. Die Verwaltung hat sich sehr um schnelle Beschaffung des Kessels bemüht, der nun ja auch bald eingebaut und in Betrieb genommen werden kann. Dieser neue Kessel wird eine Leistung von 50.000 Wärmeeinheiten aufweisen und soll gleichzeitig das städt. Wannenbad und evtl. auch die Bedürfnisanstalt mit Wärme beliefern.


Quelle: WP (Westfalenpost) Nr. 72 vom 25. März 1949

Ein Problem in Plettenberg:
15 Schulklassen fehlen
Unwürdige Zustände in der ältesten Schule - Renovierung zweckslos

Plettenberg. Neben der Wohnungsnot ist der Mangel an Schulräumen das dringendste Problem, das den Stadtvätern die größte Sorge bereitet. Das letzte Volksschulgebäude im alten Stadtbereich, die Martin-Luther-Schule, wurde im Jahre 1905 gebaut, als die Stadt etwa 7000 Einwohner zählte. Zwar sind nach dem ersten Weltkrieg Erweiterungsbauten in Eiringhausen und Holthausen und zwei Neubauten in Ohle vorgenommen worden, aber auch diese Schulen reichen bei der heutigen Einwohnerzahl von über 24.000 nicht mehr aus. Es fehlen Räume für 15 Schulklassen. Der Unterricht kann daher nur durch Benutzung der meisten Schulgebäude an den Vor- und Nachmittagen durchgeführt werden.

Aber nicht nur der Mangel an Schulräumen ist bedrückend, sondern auch der Zustand, in dem sich fast alle Schulräume mehr oder weniger befinden. Seit Jahren konnte an eine gründliche Erweiterung nicht mehr gedacht werden. Die Inneneinrichtung ist veraltet, die Lehrmittel sind nur dürftig und die hygienischen Verhältnisse unzulänglich. In der Jahresversammlung der CDU hat Bürgermeister Halfmann auch in seiner Eigenschaft als Schulleiter auf diese unhaltbaren Zustände hingewiesen und gefordert, daß für die Renovierung der Schulen im nächsten Haushaltsplan unbedingt größere Mittel bereitgestellt werden müßten.

Ein Besuch im ältesten Schulgebäude in der Stadtmitte [gemeint ist das damals neben der Martin-Luther-Schule stehende ehemalige Haus Homberg], das bereits im Jahre 1912 für baufällig erklärt wurde, bestätigt in krassester Weise die gerügten Zustände. In diesem Gebäude sind fünf Klassen der katholischen Volksschule untergebracht. Die Wände sind stellenweise mit Zement ausgebessert und heben sich von dem Verputz, einem Gemisch von Stroh und Lehm, grau ab. Durch einen schmalen, düsteren Gang, den zwei ausrangierte Öfen beengen, und in dem sich zugleich die Waschgelegenheit befindet, gelangt man über eine knarrende, verwitterte Holztreppe in die unfreundlichen, mit gitterartigen Fenstern versehenen Klassenräume, in die selten einmal ein Sonnenstrahl dringt. Die fünf eisengerahmten Fenster passen eher zu einer Fabrikhalle. An jedem Fenster lassen sich nur zwei Scheiben im Quadrat von 30 mal 60 cm öffnen. Ein Holzverschlag im Nebenhof verdeckt das eine Fenster bis zur Hälfte. Vorhänge werden längst als Luxus angesehen.

Der Klassenraum darüber besitzt zwar normale Fenster, die sich jedoch nicht richtig schließen lassen. In den kalten Monaten, erklärte der Schulleiter, könne man es am Ofen vor Hitze kaum aushalten, während an der Fensterseite Temperaturen von vier bis sieben Grad gemessen werden. Die Decke hängt in diesem Raum am stärksten durch und wird nicht, wie in den anderen Klassenzimmern, durch Balken oder Säulen abgestützt. An den unebenen und fleckigen Wänden hängen ein Kreuz und einige kleine Bilder. Am Freitag klopfen die Bewohner der etwa 10 Meter entfernten Nachbarhäuser vor den Fenstern ihre Teppiche. Ein uraltes, defektes Harmonium, eine Tafel, ein Tisch und ein wackliger Katheder sind außer den Bänken die einzigen Einrichtungsgegenstände.

"Klasse I" stand an einem Raum des Obergeschosses. Durch die vier Fenster fiel nur wenig Licht in den 10 mal 10 Meter großen Raum und ein dumpfer Geruch strömt durch die Fugen und Ritzen aus der darunter liegenden Küche herauf. Bei jedem Schritt knarren die alten Eichenbohlen des Fußbodens. Der große Ofen mit Blecheinrahmung beansprucht viel Platz für sich. In den anderen Räumen zeigen sich immer wieder dieselben Mängel. Lediglich zwei Klassen konnten als besonderen Komfort Klassenschränke aufweisen, davon besaß einer keine Füße.

Der Leiter der Schule, Rektor Ludwig, zeigte uns auch noch das Lehrerzimmer, in dem lediglich neben einem Tisch ein Schrank für Bücher steht und ein weiterer, äußerst wackliger, zur Aufbewahrung von Sachen des Rektors dient. Der Ofen kann nicht geheizt werden, da durch den defekten Schornstein Brandgefahr besteht. In den Wintermonaten mußten die Lehrerkonferenzen in einer Wirtschaft abgehalten werden.

Nach Meinung des Schulleiters wäre es sinnlos, für diesen halbverfallenen, abbruchreifen Bau noch irgendwelche Mittel für Renovierung aufzuwenden. Stattdessen sollte man, je nach Finanzlage der Stadt, alljährlich einen größeren Betrag für einen Schulneubau zurücklegen, bis mit Unterstützung des Landes hoffentlich recht bald ein neues Gebäude hergerichtet werden könnte.

ka.


Quelle: WR Plettenberg vom 05.04.2004

Vor 50 Jahren entlassen:
Erinnerungen an die Schulzeit

Plettenberg. (he) 50 Jahre Schulentlassung waren am Wochenende Anlass für 53 ehemalige Eleven der Martin-Luther-Schule, dieses Jubiläum gebührend und vor allem gemeinsam zu feiern. Bereits im Herbst des Jahres 2003 haben Renate Hüttemann, Christel Fülle, Siegfried Eckhardt und Egbert Schoppmann mit der Planung für das Klassentreffen begonnen. Im Saal des Haus Elsetal hatte man eine feierliche Atmosphäre geschaffen, um den Anlass ein wenig zu feiern. 53 damalige Schüler waren gekommen. Die weitesten Anreisewege: Lübeck im Norden sowie Bayern.

Seine Erinnerungen an damals hatte Siegfried Eckhardt zusammengefasst und weckte dabei so manche Episode von früher in den Köpfen seiner damaligen Mitschüler.

So berichtete er vom Sammeln der Kartoffelkäfer ebenso wie von den ersten Liebeleien unterm Rotdornbaum. Ein Kapitel widmete Eckhardt den Lehrern. Unvergessen blieben Wilhelm Benfer, Fritz Edelmann, Gustav Gießelmann, Hermann Lüsebrink und das Fräulein Maschmeyer, die gerne als ungestümer Drachen durchging. Wenig zickig blieb den heute gestandenen Herren und Damen das Fräulein Hildebrand in Erinnerung. Sie habe, so munkelte man damals, etwas mit Lehrer Fricke.

Trotz so manchem grauen Haar, dass sicherlich schon sprießt, wünschte Eckhardt, man möge sich noch lange treffen in der alten Runde. Auch die Klassenfahrten blieben irgendwie im Gedächnis und so manche Geschichte wurde wohl an diesem Abend noch ausgegraben. Kein Wunder also, dass noch bis in den späten Abend Anekdötchen ausgetauscht und heiter geklönt wurde.


Quelle: WR Plettenberg vom 08.05.1997

Plettenberg. (he) Ein freudiges Wiedersehen gab es am Samstag im Gasthof "Haus Battenfeld". Der Jahrgang 1937 der alten Martin-Luther-Schule veranstaltete nach zehn Jahren wieder ein Klassentreffen. Damals mußten die drei Jungenklassen und zwei Mädchenklassen das neunte Schuljahr wiederholen, denn durch den Krieg konnte die Schule nur sehr unregelmäßig besucht werden. Eingeschult wurden die heute 60jährigen von Marianne Menschel. Von den damaligen Lehrpersonen Wilhelm Scheffer, Fritz Edelmann, Armin Born und Fritz Born war leider nur der letztere auch bei dem diesjährigen Klassentreffen anwesend, sowie Marianne Menschel, die es sich nicht nehmen ließ mit ihren ehemaligen Pennälern über alte Zeiten zu plaudern. So erinnerte man sich auch sehr gut an Hausmeister Metz, der auch für den letzten immer noch ein Butterbrot überhatte.

Marlene Reichelt hatte auch in diesem Jahr das Treffen der über 100 ehemaligen Mitschüler organisiert. 150 handgeschriebene Einladungen, viele Telefonate, um auch die jüngst Verheirateten aufzustöbern, waren nötig, um alle wieder an einen Tisch zu bringen. Aber all der Aufwand war natürlich nichts gegen die fröhlichen Gesichter alte Freunde wiederzutreffen. Von Stuttgart, Wiesbaden und sogar vom Tegernsee waren die ehemaligen Schüler der Martin-Luther Schule gekommen. Viele nutzten das lange Wochenende um auch Plettenberger Verwandte zu besuchen.


Quelle: WR Plettenberg vom 07.05.1997

Plettenberg. (HH) Zu ihrem 4. Klassentreffen kamen kürzlich die ehemaligen Schüler der Martin-Luther-Schule im Hotel Battenfeld zusammen. Es waren jene Schüler, die ihr letzten halbes Volksschuljahr 1956 in der 8. Klasse der neu erbauten Zeppelinschule absolvierten.

Nachdem die neue Volksschule "Zeppelinschule" 1956 eingeweiht worden war, wurden die Schüler der Klassen 5-8, soweit sie aus dem Bereich Oberstadt sowie Oester- und Elsetal kamen, in die neue Schule eingeschult. Als sich jetzt die ehemaligen Achtklässler wiedertrafen - es waren die ersten Schüler, die aus der Zeppelinschule entlassen worden waren - reisten die meisten aus der unmittelbaren Umgebung an. Der überwiegende Teil der Schüler lebt auch heute noch in Plettenberg. Die weitesten Anreisen hatten Ex-Schüler aus Berlin und München.

65 Einladungen hatten die beiden Organisatorinnen Christel Kaiser, geb. Mäckeler, und ihre Schwester Rosel verschickt. Immerhin 46 Einladungskarten kamen zurück. Zuletzt hatte man sich vor rd. 5 Jahren, erstmals anläßlich der Silbernen Konfirmation, also zum 25jährigen Entlassungsjubiläum wiedergetroffen.

Auch diesmal wurden Erinnerungen an Rektor Gustav Gießelmann und die Lehrer Gödde und Hünerjäger (Martin-Luther-Schule) sowie an Rektor Karl Ahrens und die Lehrer Fred Lipki, Frl. Margot Kuhnke und Hans Konegen (Zeppelinschule) ausgetauscht.

Als besondere Überraschung konnte Christel Kaiser, die heute in München lebt, die ehemaligen Mitschüler mit einer Ausstellung ihrer Malereien erfreuen.


Quelle: Schulchronik der Martin-Luther-Schule, Autor Lehrer Halfmann, vom 12.06.1948 (Kopie im Archiv Martin Zimmer)

1945: Die Schule glich einem Trümmerhaufen

1.) Rückblick über die Jahre 1933-1945

2.) Die Zeit der Kapitulation
...Auch die engere Heimat wird Kriegsgebiet. Trotzdem die deutschen Einheiten in Auflösung begriffen sind, und an ernsthaften Widerstand nicht mehr zu denken ist, ja sogar als Wahnsinn bezeichnet werden muss, glauben einige Wehrmachtsführer durch Verteidigung erhalten gebliebener Städte und Dörfer das Kriegsgeschick ändern zu können. Nur dieser Wahnsinn brachte der Stadt Plettenberg die einzigen, aber doch erheblichen Kriegsschäden. In diesen Tagen trug auch die Schule erhebliche Schäden davon. Von Deutschen - Flüchtlingen und Soldaten - wurde das Inventar geplündert oder mutwillig zerstört. Nachdem auch noch die Dächer beider Gebäude (Martin-Luther-Schule und kath. Schule [Hombergs Haus]) durch Beschuss zerstört waren, glich die Schule einem Trümmerhaufen.

Der Unterricht ruhte seit Beginn der Osterferien. Durch ein Schreiben der Stadtverwaltung wurden die Lehrer davon in Kenntnis gesetzt, dass sie vom Amt suspendiert sind. Die Anwesenheit der amerikanischen Besatzungstruppen lassen bei den immer noch Gläubigen die letzten Zweifel über den wirklichen Ausgang des Krieges schwinden. Am 13. April 1945 war für Plettenberg der Krieg beendet.

Ein Geschehnis aus den ersten Nachkriegstagen ist es wert, der Nachwelt für ewige Zeiten erhalten zu bleiben. Gerade jene Kreise, die nach dem Motto "Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt" einen unvergleichlichen Hass gegen alles, was nicht arisch war, geweckt hatten, benahmen sich den Besatzungstruppen gegenüber in schamlosester Weise. Dieses Verhalten hat bei der schulpflichtigen Jugend einen Stand in moralischer Beziehung erreicht, wie er tiefer nicht zu denken ist. Hier liegen auch die Ursachen vieler krimineller Verbrechen unserer Jugend. Ohne väterlicher und schulischer Erziehung verlebt die Jugend den größten Teil des Jahres 1945.

3.) Wiedereröffnung der Schule
Die Lenkung der Rohstoffe durch die Besatzungsmächte machte es fast unmöglich, selbst die kleinsten Bauschäden zu beheben. Dennoch gelang es der neuen Stadtverwaltung, in der neuen Schule die Klassenräume so weit zu verglasen, dass bei der für den 25. September 1945 angeordneten Schuleröffnung in einigen Klassen unterrichtet werden konnte.

Dem Tag ging eine Feierstunde in Anwesenheit des Oberkreisdirektors Sponier, Altena, voraus, an der die Eltern und das Lehrerkollegium teilnahmen. Nur die Lehrkräfte, die politisch nicht zu sehr belastet sind, übernehmen den Unterricht. Der Unterricht selbst trägt den Stempel eines verlorenen Krieges. Der Mangel an jeglichen Lehr- und Lernmitteln erschwert den Unterricht ungemein. Eine von der Militär-Regierung angeordnete Säuberung aller Buchbestände bringt ungeheuere Mengen an Altpapier.

Der Unterricht wird zunächst nur für die Grundschulklassen eröffnet. Der Schulbesuch ließ teilweise sehr zu wünschen übrig, weil viele Kinder kein Schuhwerk hatten. Noch war die Schule eine Gemeinschaftsschule. Der Religionsunterricht wurde wieder ordentliches Unterrichtsfach und konfessionell gegeben. Mit Beginn des neuen Schuljahres wurden auch die Oberstufen wieder eingeschult. Die Schulbehörde bestimmte, dass das neue Schuljahr wieder, wie früher, im April beginnt.

Ferner verfügte die Regierung die Einführung eines freiwilligen 9. Schuljahres. Ostern 1947 erfolgte als Ergebnis einer Elternabstimmung die Trennung der Gemeinschaftsschule in konfessionelle Schulen. Unter einem Dach werden die Kinder der evang., kath. und Gemeinschaftsschule unterrichtet. Letztere wurde nach kurzer Zeit wegen zu geringer Schülerzahl aufgelöst.

4.) Lehrer und Schülerzahlen
in der Zeit von 1933 bis 1945
(Das vorhandene Aktenmaterial lässt eine lückenlose Darstellung aller Jahrgänge nicht zu)

Übersicht vom 1. Mai 1933
LehrerKlasseKnabenMädchen
Rekt. BröckerI2842
KlapprothII3834
GerloffIII3531
SchmidtIV,11621
D-KlasseIV,21422
WeberV,12524
HalfmannV,22725
GeisweidtVI,12324
Frl. PlateVI,21821
EdelmannVII,12723
Fr. BöhmerVII,22825
Frl. WendlandVIII,11927
MetzVIII,22026
1933 in Summa: 318 Jungen und 345 Mädchen.

Schülerzahlen am 1. April 1945: Gesamtzahl 902, davon 198 evakuierte Kinder.
Evakuierte Lehrkräfte waren hier beschäftigt:
Rektor Hammer, Hagen
Lehrer Enste, Hagen-Haspe
Schulhelferin Osthoff, Hagen
Schulhelferin Mix, Witten
Lehrer Assmann, Herne
Mittelschullehrer Krüper, Dortmund
Lehrerin Oberstr. Berghaus, Langendreer
Lehrerin Sondermann, Bochum
Lehramtsbewerberin Hammesfahr, Dortmund
Lehramtsbewerberin Hohl, Herscheid

Übersicht seit dem 24. September 1945
Viele evakuierte Familien aus dem Ruhr- und Rheinland kehrten wieder in ihre Heimat zurück. Dadurch verminderte sich die Schülerzahl ständig. Genaue Zahlen liegen aus dieser Zeit nicht vor. Als Mitte des Jahres 1945 der Flüchtlingsstrom aus dem Osten einsetzte, stieg die Schülerzahl auf über 1000. Lehrer Metz war in dieser Zeit mit der Leitung der Schule beauftragt.

Schon in den ersten Monaten seit dem Schulbeginn begannen die Bestrebungen für eine Trennung der Kinder nach Konfessionen. Zwar wurde seitens der Regierung eine Abstimmung der Eltern angeordnet, jedoch ließen die beengten Schulraumverhältnisse in den meisten Städten eine Trennung nicht zu. Bei der Schuleröffnung wurden von der Militär-Regierung zunächst folgende Lehrkräfte zugelassen.

Lehrer Emil Metz
Lehrer Anton Becker
Lehrer Hugo Schulte (früher Dortmund)
Lehrerin Frl. Cordes
Lehrerin Frl. Sondermann
Lehrerin Frl. Maschmeyer (Hilfsschullehrerin aus Hagen)
Lehrerin Frl. Hensel
Lehrerin Frau Schmitt
Lehrerin Frl. Becker (techn. Lehrerin)
Schulhelferin Frl. Petry

Die techn. Lehrerin Frl. Seidler trat am 1. April 1946 wieder ihren Dienst an und übernahm vorübergehend eine Klasse. Am 26. August wurden Frl. Wendland, Lehrer Edelmann und Lehrer Halfmann zugelassen. Es folgte am 2. November 1946 Lehrer Giesselmann. Frl. Becker und Frl. Hensel wurden versetzt.

Lehrerin war auch Gertrud Kaiser (-Juli 1958)