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Quelle: Süderländer Tageblatt vom 20.06.196?

Junge Landemerter stiegen ins Höllenloch ein
Aufregende Entdeckungsfahrt in eine unbekannte Höhle - Mehr als 30 Meter vorgedrungen

Plettenberg. Dass es bei Landemert so etwas wie eine Tropfsteinhöhle gibt, haben wahrscheinlich nur wenige Plettenberger gewusst. Und doch ist auch dort so etwas vorhanden, und zwar nicht weit vom ....., an der Straße nach ..... Schon im letzten Jahr haben sich zwei junge Landemerter, nämlich Hans und Walter G. und Walter G. von Plettenberg auf eine erlebnisreiche Entdeckungsfahrt in die Höhle begeben.

Seit dem Ende des Krieges war der Eingang zu dieser Höhle verschüttet. Auf diese Weise hat man sie sogar in Landemert im Laufe der Jahre fast völlig vergessen, bis sich jetzt die drei jungen "Forscher" im Alter von 16 bis 18 Jahren dazu entschlossen, den Eingang wieder freizulegen, und bereits im letzten Jahr konnten sie dreißig Meter weit in das Dunkel der Höhle vordringen.


Der durch eine Stahltür gesicherte Höhleneingang im Jahre 1987. (Foto: H. Hassel)

Niemand weiß wohl mehr, wie diese Höhle einmal entstanden sein mag und wer sie zuerst entdeckt hat. Nur die älteren Landemerter erzählen manchmal schmunzelnd von Jugenderinnerungen, wobei die erste Zigarette, die sie im Schutz der Höhlenwand probierten, eine Rolle spielte . . . In den zwanziger, dreißiger Jahren war der Eingang der Höhle daher immer wieder Treffpunkt der Landemerter Jugend, wo sie "unter sich sein" konnte. Aber man begnügte sich dabei immer mit einem Aufenthalt im vorderen Teil des "Höllenlochs". Einmal hatte ein Landemerter Junge zwar versucht, der Höhle ihre tieferen Geheimnisse zu entlocken, war dabei jedoch in einem schmalen Felsspalt stecken geblieben, der den Zugang zu den dahinter liegenden Gängen versperrte. Nur mit Mühe konnte der Junge damals aus seiner nicht gerade beneidenswerten Lage befreit werden. Kein Wunder, wenn diesem danach die Lust an weiteren Entdeckungsfahrten vergangen war.

In den letzten Tagen des II. Weltkrieges ereignete sich dann in der Höhle, die von acht deutschen Soldaten als Quartier aufgesucht worden war, ein tragisches Ereignis. Die Amerikaner hatten nämlich vermutlich eine Handgranate in den Eingang geworfen, so dass die deutschen Soldaten ihr letztes Quartier nicht mehr lebend verlassen sollten, sondern von den Landemertern nur noch tot geborgen werden konnten (siehe unten: Auszug aus der Festschrift "Chronik des Dorfes Landemert" des Schützenvereins von 1977). Es ist verständlich, dass man nach dieser Tragödie von der Höhle auch in Landemert nichts mehr sehen wollte, sondern ihren Eingang zuschüttete. Das herunterströmende Regenwasser trug dazu bei, den Eingang vollends zuzuspülen, so dass kaum noch die Erinnerung an den Ort der Oeffnung lebendig blieb.

Aber die Jahre vergingen, neue Landemerter Jungen wuchsen heran, und wer könnte es nicht verstehen, dass es sie wieder einmal lockte, in die Geheimnisse des "Höllenlochs" einzudringen? Ihr Eifer wurde auch durchaus belohnt. Sie fanden den Eingang, beseitigten Schutt und Erdreich und schreckten auch keineswegs vor dem kalten Luftzug zurück, der ihnen aus dem Dunkel entgegenströmte, sondern setzten ihre Entdeckungsreise mutig fort.


Sie sahen im vorderen Teil der Höhle Tropfsteingebilde, die zum großen Teil freilich abgebrochen waren. Hammer und Meißel halfen, auch den schmalen Felsspalt zu erweitern und den Zugang in den hinteren Teil der Höhle freizumachen, wo die Tropfsteingebilde noch erhalten waren. Die Jungen konnten in eine Tiefe von dreißig Metern vordringen, nahmen dabei mehrere Gänge sowie eine noch tiefer liegende Halle wahr, an der sich noch größere Gänge befinden müssen, als man zunächst angenommen hatte.

Es scheint nicht ausgeschlossen, dass die Höhle noch eine weitere Verbindung zur Außenwelt aufweist, etwa als eine Art Luftschacht, was der ständige Luftzug vermuten ließ. Die tüchtigen Jungen konnten auch feststellen, dass die Höhle etwa 50 cm nach dem Eingang sich schon nach oben erweitert, so dass sie aufrecht darin stehen konnten. Nach einigen Metern teilte die Höhle sich in zwei Gänge, die sich später wieder vereinigten. Die Jungen gelangten in einen etwa zwei Meter breiten Raum, also eine Art "Halle", wie sie ihn tauften. Die Wände wurden abgeleuchtet und die Tropfsteingebilde bewundert. Sicher kann man die Höhle nicht mit der Atta-Höhle vergleichen, aber immerhin bietet sie genug Sehenswertes.

Dann wurde der Gang wieder schmaler und bog nach rechts ab, und als er sich immer mehr verengte, musste der Meißel helfen, ihn zu verbreitern. - Später konnten die Jungen ermitteln, dass die Höhle in nordöstlicher Richtung in den Berg verläuft. Auch ein dritter Gang wurde noch gefunden, der in zwei Meter Höhe entlangführte und sich als geräumiger erwies.

Bei einer dritten Exkursion konnten die jungen "Forscher" noch ein Stück weiter vorstoßen und einen waagerecht liegenden Gang erreichen, der sich freilich nach wenigen Metern wieder verengte. Man entdeckte, dass dort ein "Kamin" senkrecht nach oben führte. In zwei kleinen Nischen konnten die Jungen sogar Knochen von Nagetieren finden. Im Herbst wurde dann ein letzter Ausflug in die Höhle unternommen, und einer der Jungen kletterte in dem "Kamin" fünf Meter hoch, bis er über sich eine Lehmkuppe sah, so dass der umkehren musste.

So haben die Landemerter Jungen schon allerlei interessante Dinge in "ihrer" Höhle entdecken können und Landemert beinahe schon um eine Sehenswürdigkeit bereichert. Aber zweifellos sind ihre Entdeckungsreisen noch nicht abgeschlossen, und wenn die Schule ihnen Zeit gibt, werden sie ihre "Forschertätigkeit" wahrscheinlich fortsetzen, um vielleicht dem "Höllenloch" auch seine letzten Geheimnisse zu entreißen.


Quelle: Chronik des Dorfes Landemert, herausgegeben zum 50-jährigen Bestehen des Schützenverein Landemert 1977
...In der ersten Chronik wurde davon berichtet, dass beim Einmarsch der Amerikaner in Landemert mehrere Häuser und auch die Schule durch Artilleriebeschuss beschädigt wurden. Nachzutragen wäre noch, dass durch amerikanische Artillerie acht deutsche Soldaten den Tod fanden, die nichts ahnend vor dem "Höhlen-Eingang" oberhalb Landemerts Karten spielten und durch ein Geschoss überrascht wurden...


Der Eingang des "Höllenloch" war im Jahre 1968 noch ungesichert


Im Jahre 2006 ist der Eingang so zugefallen, dass man die Stahltür kaum noch erkennt.


Quelle: "Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes", Heinrich Streich, 1967, S. 111/112

Landemerter Höhle
Wanderkarte: Topographische Karte 1:50000, Blatt Olpe L 4912, Karte des Sauerländischen Gebirgsvereins e. V. Blatt 7, Attendorn.

Diese romantische Spaltenhöhle finden wir außerhalb des Ortes Landemert, südöstlich Plettenberg, auf dem Wege nach Hülschotten. Haben wir Landemert hinter uns und überschreiten am Ortsausgang den Grüne-Bach, so wenden wir uns kurz hinter der Brücke nach links in den aufwärts führenden Weg. Etwa 30 Schritt bergan und wir erblicken an der rechten Seite, etwas zurückliegend, eine kleine Kalksteinwand eines heute verlassenen Steinbruchbetriebes. In dieser Wand befindet sich der Eingang zur Höhle. Vom Weg aus ist der Eingang nicht zu erkennen, da er verdeckt wird durch bewachsene Stein-Gerölle.

Länge der Höhle: 42 Meter, Schluff verhindert die Ermittlung der Gesamtlänge, so dass über das Ausmaß der Höhle noch kein endgültiger Wert angegeben werden kann. Eingang: Breite 1 Meter, Höhe 0,60 m, rechteckiger Querschnitt, Höhe über Talsohle 8 Meter. Spaltenhöhle im Devonischen Korallenkalk, der den Ansatz zur Bildung eines Korallenriffs offenbart. Da immer wieder sandige und tonige Einschwemmungen das Wachstum der Korallen störten, konnte sich das Riff nicht entfalten. So sind denn auch die Kalkschichten dieses Massivs unrein und von Mergelschichten stark durchsetzt.

Während im vorderen Höhlenteil der Spaltengang sehr deutlich erkennbar ist, wechselt im hinteren Teil die Höhle in eine größere Kluftfuge über. Die zerissenen und schroffen Erosionsformen, typisch für Korallenkalk, erlauben auch heute noch im hinteren Höhlenteil die Beobachtung des Karstwassers, welches ständig wechselne Ausmaße hat, so dass hier die Zusammenhänge zwischen Karstwasser und Höhlenbildung beobachtet werden können.


Landemerter Höhle

Bei Betreten der Höhle findet der Höhlengänger recht bald starke Versinterungen an der gesamten rechten Wand mit stellenweise recht schönen Sintergardinen und -Fahnen. Gewiß trug einstmals diese Höhle einen schönen Tropsteinschmuck. Er wurde jedoch im Laufe der Zeit abgeschlagen und geraubt, wie dies an vielen Stellen noch zu sehen ist. Die linke Wand dagegen ist trocken und frei von jeglichem Sinter als wahrscheinliche Folge der schräg laufenden Spalten und Kluftfugen.

Stark verlehmter Höhlenboden, wie Höhle ständig feucht ist. Begehung der Höhle im allgemeinen leicht, doch erschweren örtliche Schlufe die Befahrung. Die vielfache Behauptung, Höhle habe eine Verbindung zur 4 km westlich gelegenen Heinrich-Bernhard-Höhle konnte nicht bestätigt werden. Besitzer (1967): Landwirt Ernst Kohlhage, Landemert, der gern seine Einwilligung zu einer Befahrung gibt. Höhle ist nicht naturgeschützt.


Quelle: "Mit Schwung", Schülerzeitung des Neusprachl. Gymnasiums Plettenberg, Nr. 1, 1961

Expedition ins Unbekannte
Wir erforschen das "Höllenloch"

Der "Nebeneingang zur Hölle"
In Landemert liegt am Wege nach Hülschotten eine kleine Tropfsteinhöhle, das "Höllenloch". Wie der Name sagt, glaubten früher viele Dorfbewohner, dies sei ein Nebeneingang zur Hölle für ihren Bezirk. Andere wieder behaupteten, die Höhle wäre die nächste Verbindung mit Finnentrop.
Vor dem zweiten Weltkrieg waren schon einige Jungen in die Höhle gegangen, erst aus Neugier, um ihren Mut zu beweisen, später aber, um sie vor ihren Eltern als sicheres Versteck zu benutzen, in dem sie ungestört ihre ersten Zigarettenzüge machen und Schnaps probieren konnten. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges diente die Höhle deutschen Flaksoldaten als Unterstand. - Danach wurde um das "Höllenloch" herum Müll angekippt, und es geriet immer mehr in Vergessenheit.

Im vorigen Jahr kamen Walter Grützbach, mein Bruder Hans und ich auf die Idee, das "Höllenloch" zu erforschen. An einem Sonntagnachmittag im Juni fuhren wir hin, um uns den Eingang erst einmal genau anzusehen. Wir wurden enttäuscht, denn von ihm war nichts mehr zu sehen. Ich versuchte mich zu erinnern, wo der Eingang früher erkennbar gewesen war. Nur zwei Stellen kamen in Frage, an denen wir mit langen Stöcken am Felsen entlang hinab stießen. Nach einer Viertelstunde fand Walter endlich einen kleinen Hohlraum, und bald konnten wir feststellen, dass wir wirklich den Eingang gefunden hatten. Wir mussten ihn ausgraben, um in die Höhle zu gelangen, aber das war nicht die einzige Schwierigkeit.

Eine "Eintrittskarte" und ihre Schwierigkeiten
Hatten wir nicht erst den Grundstückseigentümer um Erlaubnis zu bitten? Wir überlegten hin und her. Falls wir an die Arbeit gingen ohne zu fragen, konnten wir fest damit rechnen, dass der Besitzer es bald erfahren und es uns verbieten würde. Andrerseits, welche Gründe sollte der Eigentümer haben, unseren Wunsch abzuschlagen, wenn wir ihn höflich um Erlaubnis baten? Es blieb also nur eine Möglichkeit, nämlich zu ihm zu gehen. Hans und Walter sagten zu mir: "Du hast das größte Mundwerk, und deshalb musst du die Angelegenheit klären". Was bleib mir anderes übrig als zuzustimmen.

So fuhr ich zwei Tage später ins Dorf und erkundigte mich nach dem Besitzer. Ich hatte Glück, denn schon der erste Junge, den ich fragte, konnte es mir sagen. Das Grundstück gehörte nämlich seinem Vater. Ich ging gleich zu ihm hin. Bei seinem Anblick rutschte mir das Herz in die Hose. Er schien sich gerade über irgendetwas geärgert zu haben und sah mir schlecht gelaunt und mißtrauisch entgegen. Zaghaft fragte ich: "Könnten wir uns vielleicht das 'Höllenloch' näher ansehen?" (Ich glaubte, "näher ansehen" höre sich harmloser an als erforschen.) "Aber das 'Höllenloch'ist doch zugeschüttet", war die erstaunte Anwort. "Wenn wir es aufbuddelten, ginge es dann?" meinte ich. Der Besitzer lachte: "Meinetwegen, wenn es euch Spaß macht. Tut was ihr wollt." Ich bedankte mich hastig für diese Eintrittskarte und fuhr schnell nach Hause, um Hans von meinem Erfolg zu berichten.

Mit Spitzhacke und Schaufel
Am Samstag am Walter, und wir zogen mit Spitzhacken und Schaufeln zur Höhle. Inzwischen hatte es sich im Dorf herumgesprochen, dass wir ins "Höllenloch" wollten, und alle Leute, die uns vorbeikommen sahen, belächelten unsere verrückte Idee. Wir hatten uns einen schlechten Tag für unsere Erdarbeiten ausgesucht, denn die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel herunter, der Felsen reflektierte die Hitze, und weit und breit war kein Schatten zu finden.

Trotzdem machten wir uns eifrig an die Arbeit. Es dauerte nicht lange, und wir waren in Schweiß gebadet. Bald zeigten sich auch die ersten Schwierigkeiten: Wir stießen auf eine riesige Drahtrolle, die uns stark behinderte. Wir versuchten, sie aus dem Boden zu ziehen, aber sie rührte sich nicht vom Fleck. Auch ließen sich die einzelnen Drähte schlecht durchhacken. Schließlich gaben wir es für diesen Tag auf.

Eine Woche später kam Hans-Werner auch mit. Er schlug vor, seitlich an dem Draht vorbei einen Graben schräg zum Höhleneingang hinunter auszuwerfen. Wir befolgten seinen Rat, und bald war der Eingang zur Höhle so tief ausgehoben, dass wir hindurchkriechen konnten. Ich steckte den Kopf hinein und stellte fest, dass die Höhle 50 cm hinter dem Eingang erheblich höher wurde, so dass wir darin stehen konnten. Außerdem bemerkte ich, dass es im "Höllenloch" angenehm kühl war.

Der Einstieg ins Ungewisse
Am ersten Pfingstferientag stiegen Hans, Walter und ich zum ersten Mal ins "Höllenloch". Wir hatten uns altes Zeug angezogen und zwei Taschenlampen und Kerzen zum Leuchten mitgenommen. Hans trug eine alte Skimütze, Walter einen hohen Hut und ich hatte eine lederne Bergmannskappe. Außerdem nahmen wir noch mehrere Hämmer und Meißel mit. Die Höhle war so schmal, dass wir nicht aneinander vorbeigehen konnten. Walter, der voranging, schimpfte nach einigen Metern, denn er hatte in Schlamm getreten.

An dieser Stelle teilte sich die Höhle in zwei Gänge. Der linke war schmal und hoch und führte ein Stückchen nach oben. Wir versuchten erst gar nicht, uns hindurchzuquetschen, sondern wandten uns gleich an den rechten. Dieser war zwar breiter, aber so niedrig, dass wir kriechen mussten. Wir stellten fest, dass sich beide Gänge hinter unserem Durchschlupf wieder vereinigten. Diesen Raum, in dem mehrere Felsbrocken lagen, nannten wir gleich "Halle", denn er war ungefähr zwei Meter breit. Wir leuchteten alle Wände ab und bewunderten die kleinen Tropfsteingebilde. Obwohl wir das "Höllenloch" nicht mit der Attahöhle vergleichen konnten, standen wir staunend da und machten uns gegenseitig auf Einzelheiten aufmerksam. Schließlich gingen wir weiter. Der Gang wurde wieder schmaler und bog immer stärker nach rechts.

Plötzlich blieb Walter vor mir stehen und sagte: "Passt auf, hier geht der Gang in Brusthöhe im rechten Winkel nach links weiter. Ich will hineinleuchten. - Ach du Schreck! Hier müssen wir kriechen. Die Höhle ist niedrig, und ich glaube, auch sehr eng." Weil wir nicht aneinander vorbei konnten, gingen wir zur "Halle" zurück, und jeder von uns sah sich die enge Stelle gründlich an. Dann hielten wir Kriegsrat. Ich sagte: "Wenn das so weiter geht, kann es ja noch heiter werden! Auf jeden Fall müssen wir tüchtig meißeln!" "Wenn ich da durchkriechen soll, bestimmt!" rief Hans, der beleibteste von uns.

"Ich glaube, am besten versuche ich es. Hans, du bist am stärksten, du kannst mir dabei helfen", meinte Walter. Wir waren einverstanden. Die beiden gingen also wieder an die enge Stelle, und weil ich nichts zu tun hatte, holte ich Zweige, mit denen ich eine Art Knüppeldamm durch das Schlammloch baute. Nach einiger Zeit hörte ich Hämmern. Ich rief: "Was ist los, ist Walter hindurchgekrochen?" "Ja", antwortete Hans, "aber er kann nicht mehr zurück und muss jetzt tüchtig meißeln!" Nach ungefähr einer halben Stunde hatte er es endlich geschafft. Wir verließen die Höhle, denn Walters Mutter wartete schon auf uns. Wir waren schmutzig und zum Teil auch nass, weil im "Höllenloch" alle Wände feucht waren und es ständig von der Decke tropfte.

Als wir das nächste Mal "einstiegen", nahmen wir Bandmaß, Kompass und Photoapparat mit und machten einige Aufnahmen vom Höllenloch. Wir stellten fest, dass die Höhle in nordöstlicher Richtung in den Berg verlief und maßen aus, dass sie bis zur engen Stelle 30 Meter lang war. Ich entdeckte, dass ein dritter Gang in 2 Meter Höhe über das "Schlammloch" bis zur "Halle" hinwegführte. Er war bequemer und viel leichter zu begehen als der rechte, bei dem wir durch den Schlamm kriechen mussten.

Entdeckungen und ein Reinfall
In den großen Ferien verreiste Walter, und deshalb erforschten wir in dieser Zeit die Höhle nicht weiter. Sofort nach seiner Rückkehr machten wir uns wieder an die Arbeit und erweiterten die enge Stelle dadurch, dass wir Lehm abhackten. So stießen wir in drei Tagen noch ein Stückchen weiter vor und erreichten einen waagerecht liegenden Gang. Er verengte sich aber nach wenigen Metern, so dass wir trotz mehrstündigem Meißeln nicht weiter kamen. Wir entdeckten, dass an dieser Stelle ein "Kamin" senkrecht nach oben führte. In zwei kleinen Nischen fanden wir Knochen von Nagetieren.

Einmal klebte ich einen langen "Tropfstein", den ich aus Kerzenwachs hergestellt hatte, in der Höhle unauffällig an die Decke und machte Walter auf ihn aufmerksam. Er war begeistert und wollte das "Prunkstück" sofort knipsen. Erst als ich mir ein Grinsen nicht mehr verbeißen konnte, stutzte er und betrachtete das Gebilde näher. Da sah er, dass ich ihn angeführt hatte, und ich beeilte mich, aus seiner Reichweite zu kommen.

Die Sommerferien gingen zu Ende, und wir hatten keine Zeit mehr für das "Höllenloch". Aber mit den erreichten Ergebnissen wollten wir uns nicht zufrieden geben und noch einmal in die Höhle gehen, ehe wir es für dieses Jahr aufgaben.

Hinein in den Kamin
Eines Nachmittags baute ich eine kleine Leiter, mit der ich in den "Kamin" steigen wollte. Schließlich brachen wir an einem trüben Oktobertag in den Herbstferien zum letzten Mal in dem Jahr zum "Höllenloch" auf. Es hatte mehrere Tage ununterbrochen geregnet. Die Höhlenwände waren klatschnass. An der Stelle, an der früher Schlamm gewesen war, befand sich jetzt ein großer See. Das Wasser stand so hoch, dass es Walter in die Stiefel lief, als er hindurchwatete. Im hinteren Teil der Höhle war der Schlamm aufgeweicht und blieb gleich an unserem Zeug hängen.

Vorsichtig stellte ich die kleine Leiter an den Felsen, nahm eine Kerze in die rechte Hand und versuchte, in den "Kamin" zu steigen. Er war viel enger, als ich es mir vorgestellt hatte. Als ich ungefähr fünf Meter geklettert war, sah ich über mir eine Lehmkuppe. Ich musste umkehren. Plötzlich löschte ich durch eine ungeschickte Bewegung die Kerze aus. Es war kein angenehmes Gefühl, als ich im engen Kamin hing und mit den Füßen verzweifelt nach der Leiter angelte. Ich rief nach Walter, und er kam auch nach einiger Zeit, um mir zu leuchten und wieder herunter zu helfen.

Die Helden sind müde
Hans, Walter und ich waren durchnässt, froren und traten deshalb sofort den Rückweg an. Wir kamen eine Stunde früher am Eingang an, als wir vorher gedacht hatten, und natürlich war Walters Mutter noch nicht da, um uns abzuholen. Eine zeitlang standen wir unschlüssig und zähneklappernd vorm "Höllenloch", aber als es erneut anfing zu regnen, liefen wir die fünfeinhalb Kilometer im Dauerlauf nach Hause. - Sobald wir wieder Zeit haben, werden Hans, Walter und ich wieder zum "Höllenloch" aufbrechen, um es weiter zu erforschen.

W. Gödde (UIIb)


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