Geschichte der Plettenberger Kleinbahn

von der Gründung

bis zur Umstellung

auf Straßenverkehr




Bearbeitet von Eisenbahndirektor J. von Gallera, Plettenberg
Gestaltung und Druck: Druckerei Herbert Overhoff, Plettenberg, Grafweg 11 (76 S.)

Zum Geleit
Der 17. Juli 1962 ist in der Geschichte der Plettenberger Kleinbahn AG ein denkwürdiger Tag. An ihm endete nach 66 Jahren der Eisenbahnbetrieb auf der etwa 13 km langen Kleinbahn. Nur in ihren beiden Betriebsbahnhöfen mit den Übergabegleisen zur Deutschen Bundesbahn und mit ihren Gleisanschlüssen wird er auf weitere 50 Jahre geführt. Die rege, an Umfang und Produktion noch zunehmende Plettenberger Industrie war die Urheberin dafür, daß im Jahre 1896 die Kleinbahn gebaut wurde, um den Fabriken den unmittelbaren Anschluß an das große Streckennetz der Staatsbahnen zu ermöglichen und ihre Wettbewerbslage wesentlich zu verbessern. Diese Industrie kann auch heute nicht auf die mannigfachen Vorteile der Eisenbahnbeförderung verzichten, zumal ihre Verkehrsinteressen weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinausgehen. Es mußte daher für den dem Straßenverkehr zum Opfer gefallenen Eisenbahnbetrieb ein ebenso leistungsstarker Ersatz für ihre Transporte im Vor-und Nachlauf der Eisenbahn geschaffen werden. Die Plettenberger Kleinbahn entschloß sich, mit erheblichem finanziellen Aufwand einen Schienenersatzverkehr teils mit Straßenrollern, teils durch Umladung und mit Einsatz von Sattelzügen aufzubauen, der am Tage der Einstellung des Eisenbahnbetriebes voll aufgenommen werden konnte.

Von Verkehrsexperten ist diese Umstellung der Kleinbahn vom Eisenbahnbetrieb auf den Straßenverkehr in ihrem Umfang und Wagnis als einmalig und beispielgebend innerhalb der Bundesrepublik gewürdigt worden. Das Wagnis war um so größer, als trotz der hohen Anlagekosten und der höheren Betriebskosten den Verfrachtern die bisherigen günstigen Beförderungs- und Tarifbedingungen erhalten bleiben sollten. Heute, zwei Jahre nach der Umstellung, kann mit Genugtuung festgestellt werden, daß das Wagnis dieser Betriebsumstellung gelungen ist. Gewiß haben sich im Güterverkehr Strukturveränderungen ergeben, wie sie bei einer solchen Maßnahme nun einmal unvermeidlich sind. Die Betriebsergebnisse des Jahres 1963 weisen aber eindeutig aus, daß der Verkehrsumfang gehalten werden konnte.

Es ist daher berechtigt, aus Anlaß der Umstellung von der Schiene auf die Straße die historische und wirtschaftliche Entwicklung der Plettenberger Kleinbahn AG von der Gründung der Eisenbahn bis zur Umstellung auf Straßenverkehr in der vorliegenden Schrift aufzuzeigen. Wurde doch am 17. Juli 1962 ein bedeutsamer Zeitabschnitt der mit dem Wachsen der Plettenberger Industrie eng verbundenen Entwicklung des Unternehmens abgeschlossen und ein neuer von dem technischen Fortschritt unserer Tage bestimmter Abschnitt begonnen. Möge er in Frieden und Wohlstand unseres Volkes und unserer Wirtschaft ebenso erfolgreich für die Kleinbahn werden wie die Eisenbahnära in den vergagenen unruhigen Zeitabläufen.

Dezember 1964


Landrat und Stadtvertreter
Vorsitzender des Aufsichtsrates


Auf dem Mühlendamm treffen sich die Henschel-Lok und der Dieseltriebwagen. Links fließt der Oesterbach, der am Wohnhaus (ehemals Haarmannscher Hammer) hinten in den Elsebach fließt, rechts wächst der Neubau Gester (Plettenbergs erstes Kaufhaus DEKA) in die Höhe.

(Foto: L.G. Marshall 13.05.1958)


Begründer der Plettenberger Straßenbahn AG
(Vertrag vom 19. Mai 1895)

 1. Stadt Plettenberg
 2. H.B. Seissenschmidt, vertreten durch Fabrikant Wilhelm Seissenschmidt
 3. W. O. Schulte, vertreten durch Fabrikant Wilhelm Otto Schulte
 4. C. Reinländer, vertreten durch Fabrikant Karl Reinländer
 5. Allhoff & Müller, vertreten durch Fabrikant Wilhelm Allhoff
 6. C. Meuser, vertreten durch Prokurist August Walle
 7. J. Rempel, vertreten durch Fabrikant Johann Rempel
 8. Gebr. Wirth, vertreten durch Ziegeleibesitzer Otto Wirth
 9. W. Vollmerhaus, vertreten durch Witwe Karoline Vollmerhaus
10. W. Koch jr., vertreten durch Fabrikant Wilhelm Koch
11. W. Schade, vertreten durch Fabrikant Wilhelm Schade
12. D. W. Schulte, vertreten durch Heinrich Wilhelm Schulte
13. W. Kühne, vertreten durch Fabrikant Fritz Kühne
14. Gebr. Mylaeus, vertreten durch Fabrikant Carl Mylaeus
15. W. Wagner jr., vertreten durch Fabrikant Carl Walle
16. Friedrich Schulte, vertreten durch Witwe Anna Schulte


Die Plettenberger Kleinbahn im Spiegel der Presse

Probefahrt mit der Lok der Fa. A. Jung (Süderländer Wochenblatt vom 06.11.1895)
Direktorwechsel bei der Plettenberger Kleinbahn A.G. (ST vom 25.02.1952)
Beim Wiedersehen mit der Kleinbahn "menschelte" es (WR vom 25.02.2005)


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Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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