Russlandhilfe aus Plettenberg 1990-2002
Rückblick auf 12 Jahre Hilfsbereitschaft nach Öffnung des "Eisernen Vorhangs"

zusammengestellt von Horst Hassel


Von Peter Krasemann 1990 ins Bild gesetzt: Hilfskonvoi nach Leningrad fährt durch den russischen Winter.

Die 6 Wunder des Sozialismus
(aus der jugoslawischen Illustrierten "Oamica")
1. Es gibt keine Arbeitslosigkeit, aber niemand arbeitet
2. Keiner arbeitet, aber alle erhalten Lohn
3. Alle erhalten Lohn, aber damit kann man nichts kaufen
4. Nichts kann man kaufen, aber jeder besitzt alles
5. Jeder besitzt alles, aber alle sind unzufrieden
6. Alle sind unzufrieden, aber alle stimmen bei der Wahl für das System

 1. -  5. Transport
 6. - 10. Transport
11. - 15. Transport
16. - 18. Transport
Rußlandhilfe Plettenberg 1990 eV
Rußland- u. Osteuropahilfe eV
Pressespiegel
Foto-Galerie

Unglaublich: Tallinn sieht "größere Not in Leningrad"
Im Herbst 1990 wurde in der deutschen Presse immer wieder auf die schlechte Versorgungslage in Osteuropa und den für viele Menschen drohenden Hungerstod im kommenden Winter hingewiesen. Der Männerchor Böddinghausen hatte - nicht zuletzt durch die 1989 von Gorbatschow im Rahmen der "Perestroika" erfolgte Öffnung der Sowjetunion - einige Monate zuvor Sängerinnen des Frauenchores der Technischen Hochschule Tallinn/Estland zu Gast gehabt. Also rief man in Tallinn an, um auszuloten, welche Lebensmittel etc. als Hilfsleistung nach Tallinn gebracht werden sollten. Die überraschende Antwort: "Uns geht es nicht besonders gut, aber wenn Ihr helfen wollt, dann fahrt nach Leningrad - dort verhungern die Menschen!" Das war der Startschuss für eine langjährige Hilfsaktion, die erst 2002 eingestellt wurde.

Dem Männerchor Böddinghausen (und dem Sauerlandchor) schlossen sich das DRK Plettenberg und die Interessengemeinschaft (IG) Burg an. Gemeinsam wurden Spendenaktionen gestartet, Fahrzeuge bereitgestellt bzw. bei heimischen Firmen erbettelt. Schirmherr der Rußlandhilfe Plettenberg wurde Bürgermeister Otto Klehm, Leiter der Aktion war Walter Dasberg. Zunächst war ein Transport mit fünf Lkw und den folgenden 8 Personen geplant: Walter Dasberg, Gerhard Padberg, Franz Scharwächter, Jürgen Henke, Harald Dasberg, Peter Mollier, Klaus Dieter Freiburg, Hartmut Wuttke. Spendenkonten waren bei der Commerzbank, der Deutschen Bank, der Dresdner Bank, der Sparkasse Plettenberg-Werdohl und der Volksbank Plettenberg eingerichtet. Spendenbescheinigungen wurden vom DRK Plettenberg, das über die Spendengelder verfügte, ausgestellt.

Erste Unterstützung erfuhr die Rußlandhilfe Plettenberg durch die Firmen Alcan (Fahrzeug), Kaltwalzwerk Brockhaus (Fahrzeug), Dietz & Göbeler (Fahrzeug), Kettling Leinschede (Fahrzeug), Spedition Scherer (Dieselkraftstoff), CVJM Eiringhausen, Gymnasium, Realschule, Fa. Weckmann - Brotfabrik in Berlin, Reisebüro Renate Fenske, Bauunternehmung Monz (Fahrzeug), Elektrohaus Weyand (Fahrzeug), Autohaus Schauerte (Fahrzeug).

Die tatsächlichen Teilnehmer des ersten Hilfstransportes waren dann Walter Dasberg, Gerhard Padberg, Franz Scharwächter, Hans-Jürgen Henke, Harald Dasberg, Peter Mollier, Klaus Dieter Freiburg, Andreas Deres, Gerd Bruno Mergenthaler und Horst Hassel. Als Ersatzleute standen Uwe Dietz und Alfons Jung bereit.

Der 1. Hilfstransport


. . . und das war nach 12 Jahren das Ende:

Quelle: WR Plettenberg vom Freitag, dem 26.04.2002
Keine Kontrolle mehr über die Suppenküche

Plettenberg. (oso) Die Russland- und Osteuropahilfe Plettenberg e.V. stellt ihre Arbeit ein. Einstimmig beschlossen die 12 anwesenden Mitglieder am Donnerstagabend die Auflösung des Vereins. Partyservice statt Suppenküche für hilfsbedürftige Senioren: "Dafür gibt es keine Unterstützung von uns". Der Vorsitzende Heinz Schulte und Geschäftsführer Walter Dasberg regeln nun die Auflösung des Vereins mit dem Finanzamt.

Was 1990 mit einem für Estland vorgesehenen Hilfstransport begann, endete nach zwölf Jahren mit dem Rücktritt des geschäftsführenden Vorstands um Heinz Schulte. Von 40 Mitgliedern auf 13 geschrumpft fand sich aus den Reihen der anwesenden 12 Mitglieder keine neue Mannschaft, die sich der Aufgabe unter völlig veränderten Bedingungen stellen wollte.


Betretene Mienen: Angesichts der Unregelmäßigkeiten um die Suppenküche löste sich der Verein auf. (WR-Bild:oso)

"Der Kulturpalast in St. Petersburg, in dem unsere Suppenküche untergebracht ist, wird zu einem Partyservice unter neuer Leitung umgebaut. Wir haben kaum noch ein Kontrolle über die Verwendung unserer Gelder, auch wenn wir die Abrechnungen bekommen."

Ohne Absprache, so ein sichtlich erzürnter Geschäftsführer Walter Dasberg, seien zwei weitere Herde gekauft worden, obwohl die Küche bereits über zwei Herde verfüge. Der Vorsitzende Heinz Schulte, erbost über ein zugeschicktes Foto einer geselligen Runde wodkaseliger Partygäste, mochte an den getätigten Kauf der beiden Herde nicht so recht glauben. "Da sind wir betrogen worden."

Trotz 11.700 Mark an Spendengelder für die Suppenküche, die innerhalb Jahresfrist flossen, fehlt nun das Geld für die Verpflegung. "Ohne Kontrollmöglichkeiten halten wir es unter der neuen Leitung nicht mehr für sinnvoll, die Suppenküche weiterzuführen", ist, so Heinz Schulte, das Vertrauen in eine ordnungsgemäße Führung der Suppenküche geschwunden.

Nach dem Rücktritt des Vorstands votierten die zwölf anwesenden Mitglieder um 20.40 Uhr einstimmig für die Auflösung der Russland- und Osteuropahilfe Plettenberg e.V.

siehe auch:"Russland- und Osteuropahilfe Plettenberg ist Geschichte"