Russlandhilfe aus Plettenberg 1990-2002 Rückblick auf 12 Jahre Hilfsbereitschaft nach Öffnung des "Eisernen Vorhangs" zusammengestellt von Horst Hassel |
Unglaublich: Tallinn sieht "größere Not in Leningrad"
Dem Männerchor Böddinghausen (und dem Sauerlandchor) schlossen sich das DRK Plettenberg und
die Interessengemeinschaft (IG) Burg an. Gemeinsam wurden Spendenaktionen gestartet, Fahrzeuge
bereitgestellt bzw. bei heimischen Firmen erbettelt. Schirmherr der Rußlandhilfe Plettenberg wurde
Bürgermeister Otto Klehm, Leiter der Aktion war Walter Dasberg. Zunächst war ein Transport mit
fünf Lkw und den folgenden 8 Personen geplant: Walter Dasberg, Gerhard Padberg, Franz Scharwächter,
Jürgen Henke, Harald Dasberg, Peter Mollier, Klaus Dieter Freiburg, Hartmut Wuttke. Spendenkonten
waren bei der Commerzbank, der Deutschen Bank, der Dresdner Bank, der Sparkasse Plettenberg-Werdohl
und der Volksbank Plettenberg eingerichtet. Spendenbescheinigungen wurden vom DRK Plettenberg,
das über die Spendengelder verfügte, ausgestellt.
Erste Unterstützung erfuhr die Rußlandhilfe Plettenberg durch die Firmen Alcan (Fahrzeug), Kaltwalzwerk
Brockhaus (Fahrzeug), Dietz & Göbeler (Fahrzeug), Kettling Leinschede (Fahrzeug), Spedition Scherer
(Dieselkraftstoff), CVJM Eiringhausen, Gymnasium, Realschule, Fa. Weckmann - Brotfabrik in Berlin,
Reisebüro Renate Fenske, Bauunternehmung Monz (Fahrzeug), Elektrohaus Weyand (Fahrzeug),
Autohaus Schauerte (Fahrzeug).
Die tatsächlichen Teilnehmer des ersten Hilfstransportes waren dann Walter Dasberg, Gerhard Padberg,
Franz Scharwächter, Hans-Jürgen Henke, Harald Dasberg, Peter Mollier, Klaus Dieter Freiburg, Andreas
Deres, Gerd Bruno Mergenthaler und Horst Hassel. Als Ersatzleute standen Uwe Dietz und Alfons Jung bereit.
Von Peter Krasemann 1990 ins Bild gesetzt: Hilfskonvoi nach Leningrad fährt durch den russischen Winter.
Die 6 Wunder des Sozialismus
(aus der jugoslawischen Illustrierten "Oamica")
1. Es gibt keine Arbeitslosigkeit, aber niemand arbeitet
2. Keiner arbeitet, aber alle erhalten Lohn
3. Alle erhalten Lohn, aber damit kann man nichts kaufen
4. Nichts kann man kaufen, aber jeder besitzt alles
5. Jeder besitzt alles, aber alle sind unzufrieden
6. Alle sind unzufrieden, aber alle stimmen bei der Wahl für das System
1. - 5. Transport
6. - 10. Transport
11. - 15. Transport
16. - 18. Transport
Rußlandhilfe Plettenberg 1990 eV
Rußland- u. Osteuropahilfe eV
Pressespiegel
Foto-Galerie
Im Herbst 1990 wurde in der deutschen Presse immer wieder auf die schlechte Versorgungslage in
Osteuropa und den für viele Menschen drohenden Hungerstod im kommenden Winter hingewiesen.
Der Männerchor Böddinghausen hatte - nicht zuletzt durch die 1989 von Gorbatschow im Rahmen der
"Perestroika" erfolgte Öffnung der Sowjetunion - einige Monate zuvor Sängerinnen des Frauenchores
der Technischen Hochschule Tallinn/Estland zu Gast gehabt. Also rief man in Tallinn an, um auszuloten,
welche Lebensmittel etc. als Hilfsleistung nach Tallinn gebracht werden sollten. Die überraschende
Antwort: "Uns geht es nicht besonders gut, aber wenn Ihr helfen wollt, dann fahrt nach Leningrad -
dort verhungern die Menschen!" Das war der Startschuss für eine langjährige Hilfsaktion, die erst 2002
eingestellt wurde.
. . . und das war nach 12 Jahren das Ende:
Quelle: WR Plettenberg vom Freitag, dem 26.04.2002 |
Plettenberg. (oso) Die Russland- und Osteuropahilfe Plettenberg e.V. stellt ihre Arbeit ein. Einstimmig beschlossen
die 12 anwesenden Mitglieder am Donnerstagabend die Auflösung des Vereins. Partyservice statt Suppenküche für
hilfsbedürftige Senioren: "Dafür gibt es keine Unterstützung von uns". Der Vorsitzende Heinz Schulte und Geschäftsführer
Walter Dasberg regeln nun die Auflösung des Vereins mit dem Finanzamt.
Was 1990 mit einem für Estland vorgesehenen Hilfstransport begann, endete nach zwölf Jahren mit dem Rücktritt des
geschäftsführenden Vorstands um Heinz Schulte. Von 40 Mitgliedern auf 13 geschrumpft fand sich aus den Reihen der
anwesenden 12 Mitglieder keine neue Mannschaft, die sich der Aufgabe unter völlig veränderten Bedingungen stellen wollte. |
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"Der Kulturpalast in St. Petersburg, in dem unsere Suppenküche untergebracht ist, wird zu einem Partyservice unter neuer
Leitung umgebaut. Wir haben kaum noch ein Kontrolle über die Verwendung unserer Gelder, auch wenn wir die
Abrechnungen bekommen."
Ohne Absprache, so ein sichtlich erzürnter Geschäftsführer Walter Dasberg, seien zwei weitere Herde gekauft worden,
obwohl die Küche bereits über zwei Herde verfüge. Der Vorsitzende Heinz Schulte, erbost über ein zugeschicktes Foto
einer geselligen Runde wodkaseliger Partygäste, mochte an den getätigten Kauf der beiden Herde nicht so recht glauben.
"Da sind wir betrogen worden."
Trotz 11.700 Mark an Spendengelder für die Suppenküche, die innerhalb Jahresfrist flossen, fehlt nun das Geld für die
Verpflegung. "Ohne Kontrollmöglichkeiten halten wir es unter der neuen Leitung nicht mehr für sinnvoll, die Suppenküche
weiterzuführen", ist, so Heinz Schulte, das Vertrauen in eine ordnungsgemäße Führung der Suppenküche geschwunden.
Nach dem Rücktritt des Vorstands votierten die zwölf anwesenden Mitglieder um 20.40 Uhr einstimmig für die Auflösung
der Russland- und Osteuropahilfe Plettenberg e.V.
siehe auch:"Russland- und Osteuropahilfe Plettenberg ist Geschichte"
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