Weitere Berichte zur Geschichte der Schützenhallen der Plettenberger Schützengesellschaft:
Schützenhallen im Wandel der Zeit Halle der Neuzeit 2004
"1000 Besucher"
Hallen-Prospekt aus den 1960er Jahren
Quelle: ST vom 05.07.1952 im Archiv HH
Bunte Fenster für die Schützenhalle
Hochherzige Stiftung zur Verschönerung der Plettenberger Festhalle
Plettenberg. Mit großer Freude verkündete der Vorsitzende der Plettenberger
Schützengesellschaft bei der Dankabstattung an die vorzügliche Regentschaft der
vormaligen Königin, Frau Adele Fastenrath und des Prinzregenten Ernst Fastenrath,
daß seitens des Paares der Schützengesellschaft eine hochherzige Stiftung gemacht
worden sei. Für die 5 Fenster der Bühne wurden Buntfenster gestiftet. Das bedeutet
eine weitere künstlerische Bereicherung der an sich schon überaus geschmackvoll
neuerstandenen Schützenhalle. Wie nun werden diese Fenster aussehen?
Den Schützenfest-Besuchern war die Gelegenheit gegeben, sich aus der Nähe einmal
die Entwürfe auf Karton anzusehen. Heinz Wever, der in Herscheid lebende Kunstmaler,
hat die künstlerische Ausarbeitung dieser Entwürfe übernommen. Die Idee zu diesen
fünf Buntfenstern, die ersten Zeichnungen sowie die Anordnung und Gliederung, stammen
von einem Mann, der sonst nur gewohnt ist, den Stift zu führen, um technische Dinge,
Apparate, Maschinen, große, neue Konstruktionen und Verbesserungen aufzuzeichnen
- von Ernst Fastenrath, dem "Prinzgemahl" der letzten Regentschaftsperiode. Es ist wohl
nicht sonderlich erstaunlich für den, der darum weiß, daß gerade dieser Mann auch sonst
großes Verständnis für die musischen Dinge und feines künstlerisches Empfinden zeigt.
So also nimmt es wohl nicht Wunder, nun einmal von seiner Hand auch eigene künstlerische
Äußerungen zu sehen.
Die Anordnung der Fenster ist so getroffen, daß die beiden Fenster links und die beiden
Fenster rechts jeweils ein typisches Bild der heimischen Industrie zeigen: die Kalt- und die
Warmarbeit. Einmal sind es die Gesenkschmieden hier in Plettenberg, die Hammerschmiede,
die die Industrie seit den ersten Anfängen kennzeichen. Andrerseits aber sind auch die Arbeiten
an den Excenterpressen von überaus großer Bedeutung und die Erzeugnisse auch dieses
Industriezweiges haben der Stadt Plettenberg in der Wirtschaft Bedeutung gebracht.
So zeigen also auch die geplanten Schützenhallen-Fenster solche Arbeit. Auf dem Fensterbild
ganz links ist ein Arbeiter an der Excenterpresse zu sehen. Der Arbeiter hat den Kittel an, der
für die hiesige Gegend so typisch ist und wie ihn auch die Zöger des Altenaer Gebietes und
vielfach auch noch die Bauern tragen, dazu eine blaue Schildmütze auf das Haar gedrückt
und im Mund die "Mutze", die Stummelpfeife. Auf einem Hocker sitzt er vor der Presse und
ist ganz konzentriert auf seine Arbeit. Die großen Schwungräder des Excenters sind auf dem
anschließenden zweiten Fenster zu sehen. Rechts dann wird der Blick in eine Gesenkschmiede,
wie er so typisch ist für unseren Raum, gezeigt. Mit einem Schutzhandschuh, über das gehobene
rechte Knie mit dem Lederschurz bedeckt, wird das zu schmiedende Stück unter den wuchtigen
Fallhammer geschoben. Das ist auf den beiden rechten Fensterflügeln aufgezeichnet.
Die Mitte ziert das Stadtwappen unserer Heimatstadt, darüber das Symbol der Schützen, die
Scheibe mit den gekreuzten Büchsen. Über allem schwebt, wuchtig und schwer, der Schützenadler
mit den Insignien königlicher Würde. Unter den Fenstern, noch zur Verglasung gehörig, gleichsam
als Fenstersockel, sind die Symbole von Industrie, Handwerk und Gewerbe angebracht.
Quelle: WR Plettenberg vom 18.04.1952 im Archiv HH
Plettenberg. Über zwei Monate sind es nun her, daß die Schützenhalle, der
Mittelpunkt des Vereins- und Kulturlebens unserer Stadt, das Opfer einer mit
Tonnengewicht drückenden Schneedecke geworden ist. Zwei Monate, und heute
flattern über dem neu gerichteten Dachgerüst der Halle bereits die bunten Bänder
der Richtkrone und die blau-goldene Vereinsfahne der Schützengesellschaft. In
kürzester Zeit ist es gelungen die Schützenhalle neu aufzubauen. In achttägiger,
harter Anstrengung wurde das schwere Stahlgerüst, geliefert von der Firma
Wuppermann in Schlebusch, von Montagemeister Becker unter Mithilfe der
Handwerker von Zimmermeister Gerhard Pusch aufmontiert. Das Gerüst ruht auf
starken, noch erhalten gebliebenen Holzbalken, so daß die Gesamtkonstruktion
eine glückliche Verquickung der beiden Baumaterialien Holz und Stahl aufweist.
Am vergangenen Samstagabend fand in dem kleinen Kreis der Handwerker und
Mitglieder des Bauauschusses die Richtfestfeier statt. Einleitend würdigte Obermeister
Paul Thomée - bereits vor 25 Jahren hat er den Grundstein zu der Halle gelegt -
den Opfergeist der Plettenberger. Sofort nach der Katastrophe hätten sich beherzte
Männer gefunden, die den Wiederaufbau tatkräftig in die Wege geleitet hätten. Ihnen
und vor allem auch der Stadtvertretung, die einstimmig das Darlehen für den Wiederaufbau
genehmigt habe, gebühre der Dank dafür, wenn das diesjährige Schützenfest wie jedes
Jahr üblich in der Halle gefeiert werden könne.
Mit besonderer Freude stellte Paul Thomée die Einigkeit innerhalb der Bürgerschaft
heraus, ohne die dieses Werk niemals so schnell zustande gekommen wäre. Wieder
einmal habe sich das alte Sprichtwort bestätigt: "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg."
Es wäre wünschenswert, so meinte Thomée abschließend, wenn die so wiedererbaute
Halle noch jenen Tag erleben würde, da sich Ost- und Westdeutschland in einem geeinten
freien Vaterlande wiederfinden würden.
Ehren-Obermeister Kohlhage, der anschließend das Wort ergriff, stellte besonders den
Fleiß und die Mühe der Handwerkerschaft heraus, die es ermöglicht hätte, daß der
Bauabschnitt so schnell hätte beendet werden können. Sein besonderes Dankwort galt
Architekt Ebberg und Redant Weber, denen die Bauausführung in die Hände gegeben
war.
Schützenoberst Winkemann sagte, wenn die Halle gleichsam "wie ein Phönix aus der
Asche" emporgestiegen sei, so sei das ein Werk, das nicht einer Generation, sondern
noch hoffentlich vielen kommenden Geschlechtern von der Arbeit der Alten zeugen werde.
Es sei noch lange Jahrzehnte der sichtbare Ausdruck für die Heimat- und Vaterlandsliebe
der Plettenberger.
Quelle: Altenaer Kreiszeitung vom 09.02.1952 im Archiv HH
Plettenbergs Bürger beschlossen:
Plettenberg. Der Verwaltungsausschuss hat in seiner Sitzung am
Donnerstag beschlossen, für den Wiederaufbau der am 31. Januar eingestürzten
Schützenhalle einen Kredit von 25.000 DM der Plettenberger Schützengesellschaft
zur Verfügung zu stellen. Von den Stadtvertretern wurde die Dringlichkeit
des Wiederaufbaues erkannt, da die Schützenhalle für festliche Veranstaltungen
und öffentliche Kundgebungen sowie für das kulturelle Leben der Stadt unbedingt
benötigt wird.
In einer noch am gleichen Abend einberufenen Sondersitzung des engeren Vorstandes
der Schützengesellschaft, an der auch Stadtdirektor Kordes teilnahm, gab der
Vorsitzende Paul Wirth das Sachverständigen-Gutachten des Kreisbaurats Jaeger
(Altena) bekannt, aus dem eindeutig hervorging, dass als Folge der ungewohnten
Witterungsverhältnisse eine zu starke Schneelast auf dem Dach den Einsturz
auslöste. Die Zuganker waren sämtlich gerissen. Gegenüber der statischen
Berechnung, in der ein Zuganker von 36 Millimeter vorgesehen war, wurde örtlich
ein Durchmesser von 26 Millimeter festgestellt. Ob Materialfehler des verwendeten
Eisen vorlagen wird eine Nachprüfung beim staatlichen Materialprüfungsamt in
Dortmund ergeben. Das Holzwerk der Binder machte einen einwandfreien Eindruck,
es ist vollkommen gesund und handwerklich ordnungsgemäß angebracht.
Architekt Ebberg berichtete anschließend eingehend über den von ihm bereits
entworfenen Wiederaufbauplan, der aus grundsätzlichen Erwägungen eine freitragende
Eisenkonstruktion mit darunter angebrachter Staubdecke an Stelle der bisherigen
Holzbauweise vorsieht. Die Hauptschwierigkeit - die man zu überwinden hofft -
besteht in der Beschaffung der benötigten 15 bis 18 Tonnen Formeisen. Die
Deckenverschalung wird zu 80 Prozent wieder verwendbar sein. Für die weitere
Bauplanung wurde unter Vorsitz von Architekt Ebberg ein vierköpfiger Bauausschuss,
ferner ein Finanz- und Propaganda-Ausschuss gebildet, die in enger Zusammenarbeit
alle Vorbereitungen für den Wiederaufbau treffen sollen.
Abschließend dankte der Vorsitzende der Stadtverwaltung für die Bereitstellung
des Kredites, ohne den ein sofortiger Baubeginn nicht möglich war. Auch an die
Kreisverwaltung, die Regierung in Arnsberg und das Kultusministerium in Düsseldorf
soll wegen eines Bauzuschusses herangetreten werden.
Quelle: ST vom 08.02.1952 im Archiv HH
Plettenberg. Der Leiter des Kreisbauamtes, Kreisbaumeister Jaeger, hat sofort nach dem Einsturz
der Dachflächen des Mittelschiffes unserer Schützenhalle am 31. Januar 1952 die Trümmerstätte besichtigt und
auch an den folgenden Tagen mit seinen Mitarbeitern eingehende Untersuchungen über die vermutliche
Ursache des Einsturzes vorgenommen. Über das bisherige Ergebnis hat er einen zusammenfassenden
Bericht angefertigt, dem wir folgende interessante Feststellungen entnehmen:
"Ein Klirren, ähnlich dem Zerspringen einer Scheibe", ist nach den Aussagen der Augenzeugen bei dem
Reißen des Zugankers des ersten Binders an der Eingangsseite erfolgt. Der Reihe nach sind die Zuganker
der restlichen drei Binder gerissen. Bei dem Reißen des letzten Zugankers (des vierten von der Eingangsseite)
haben sich die Binder verwunden, Schub auf die Außenmauern ausgeübt und die Dachfläche stürzte in
sich zusammen. Das Außenmauerwerk hat sich wieder in die normale Lage gesetzt. Der Vorgang des
Einsturzes dauerte ca. 20 Minuten. Die Seitenschiffe bzw. deren Dacheindeckung sind ohne Beschädigung
geblieben.
Anhand der Bauakten wurde festgestellt, daß die ausgeführte Konstruktion genehmigt war. Es handelt sich
um einen Nagel-Brettbinder, System "Stephan", mit 15 Meter Stützweite, der beiderseits auf Holzstützen
aufgelagert ist. Die Form des Binders ist segmentartig mit 14,06 m Radius bis zur Mittelline. Die Gesamthöhe
des Segmentbogens beträgt 74 Zentimeter. Die Zugspannungen wurden durch ein Rundeisen aufgenommen.
Die Binderentfernung und somit der Abstand der Holzstützen beträgt 6 Meter. Die Außenwände der Halle
sind massiv. Das Ausmaß der eingestürzten Dachflächen beträgt 15 mal 30 Meter. Es sind vier der oben
beschriebenen Binder vorhanden gewesen und eingestürzt. Die Endfelder haben massiven Mauerwerks-Abschluß.
Die Zuganker waren sämtlich gerissen. Es fiel sofort auf, daß die Rißstelle den Eindruck eines abgebrochenen
Gußeisenstückes machte. Es wird vermutet, daß der Haken des Zugankers beim Schmieden verbrannt und
dadurch das Material zu spröde geworden ist. Gegenüber der statischen Berechnung, in der ein Zuganker von
36 Millimeter Durchmesser vorgesehen war, wurde örtlich nur ein Durchmesser von 26 Millimeter festgestellt.
Über die Güte des verwendeten Eisens konnten örtlich keine Feststellungen getroffen werden. (Zwei Knotenpunkte
der Zugkonstruktion wurden ausgebaut und an das Staatliche Materialprüfungsamt Dortmund geschickt, damit
dort festgestellt wird, welche Höchstleistungen der Zuganker aufzunehmen instande ist).
Das Holzwerk der Binder machte einen einwandfreien Eindruck und ist, wie an den Bruchstellen festzustellen
war, vollkommen gesund - soweit es übersehen werden konnte. Die Nagelung der Binder und die Holzverbindungen
waren handwerklich einwandfrei durchgeführt.
Kriegsschäden sind mit der Einsturzursache nicht identisch. Zusätzliche Belastung durch Kronleuchter und
nachträglich aufgebrachte Pappdeckung und die Anbringung der Heraklitplatten liegen noch innerhalb der in
der statischen Berechnung vorgesehenen Belastungen. Daß die Auslösung des Einsturzes auf die
Witterungsverhältnisse zurückzuführen ist, ist eindeutig. Der gegen Mittag einsetzende Regen wurde von der
auf dem Dach liegenden Schneemasse festgehalten.
Quelle: ST vom 26.03.1952 im Archiv HH
Schützenfest 1952 in der renovierten Halle
Heute trifft voraussichtlich die neue Eisen-Dachkonstruktion ein
Plettenberg. Wer die Schützenhalle nach der Einsturzkatastrophe am 31. Januar
gesehen hat und damit das Bild vergleicht, das sie jetzt schon wieder im Zuge des
Wiederaufbaues bietet, der kann sich ein Bild von der inzwischen geleisteten Arbeit
machen. Es steht nunmehr fest, daß das Plettenberger Schützenfest zum angesetzten
Zeitpunkt Mitte Juni in der wieder aufgebauten Schützenhalle gefeiert werden kann.
Von den Trümmern des Einsturzes ist keine Spur mehr zu sehen. Das herabgestürzte Dach
hatte seinerzeit auch den Holzfußboden durchschlagen. Man hat die dadurch notwendig
gewordene Erneuerung des Fußbodens dazu benutzt, den Fußboden auf ein dauerhaftes
Fundament zu setzen. Während ursprünglich die Bohlen, die den Holzfußboden trugen,
auf dem blanken Erdreich lagen, ist nunmehr eine massive Zementdecke geschaffen worden,
die das ganze Mittelschiff der Halle ausfüllt. Auf diese Zementgrundlage soll eine Asphaltschicht
aufgetragen werden und erst darauf wird dann der eigentliche Parkettfußboden gelegt werden.
Dadurch wird unsere Schützenhalle eine in jeder Hinsicht einwandfreie Tanzfläche erhalten.
Für das Dach wird jetzt bekanntlich - im Gegensatz zu der eingestürzten Holzkonstruktion - eine
äußerst tragfähige Stahlkonstruktion verwendet werden. Diese Stahlkonstruktion wird voraussichtlich
am heutigen Tage mit zwei großen Lastzügen von der Lieferfirma, der Firma Wuppermann in
Mettmann, angeliefert werden. In den nächsten Tagen wird dieses "Eisendach" auf das bereits
fertiggestellte Dachgerüst aufgesetzt werden, so daß voraussichtlich in der nächsten Woche
das Dach im Rohbau fertiggestellt wird. Anschließend wird das Dach mit Eternitplatten belegt
werden, die bei einer Berliner Firma in Auftrag gegeben worden sind. Man kann damit rechnen,
daß die Schützenhalle bis Ostern unter Dach und Fach ist, so daß die restliche Zeit bis zum
Schützenfest noch auf die innere Ausgestaltung der Halle verwendet werden kann.
Ein recht interessantes Bild bot sich am heutigen Tage in der Halle, als mit Seilwinden die
mächtige, rd. 18 Tonnen schwere Beton-Querleiste, die die Bühnenöffnung oben abschließt,
von der ausführenden Dortmunder Firma um über einen Meter hochgewunden wurde. Der dadurch
entstandene Zwischenraum wurde sofort vermauert. Die Bühnenöffnung ist dadurch höher geworden
und die bisher halb verdeckten Fenster der Stirnseite der Schützenhalle kommen nun besser zur
Geltung. Auch darf man damit rechnen, daß sich die Akustik der Halle durch diese kleine bauliche
Veränderung noch verbessert hat.
Quelle: ST Juni 1962 im Archiv HH
"Ausstellungs-Pavillon" wurde Schützenhalle
Quelle: Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Stadt
Plettenberg für die Zeit vom 01.04.1926 - 31.03.1927 (im Archiv HH)
Stadt stellt Baugrundstück zur Verfügung
Die Stadt Plettenberg stellte der Schützengesellschaft einen Bauplatz im städtischen Wieden zur Verfügung
und räumte der Schützengesellschaft auf dem Bauplatz ein Erbbaurecht ein. Zur besseren Ausnutzung des
Wiedens mußte die Halle im südöstlichen Teile errichtet werden, jedoch wurde eine Versetzung des dort
zu Ehren der Krieger von 1864 und 1866 und 1870/71 errichteten Denkmals erforderlich. Nachdem der Herr
Regierungspräsident und der Herr Provinzial-Konservator in Münster die Genehmigung zur Versetzung
des Denkmals erteilt hatten, konnte mit dem Bau begonnen werden. Am 21. März 1927 wurde bei
herrlichem Wetter der erste Spatenstich zur neuen Schützenhalle von Bürgermeister Dr. Schneider getan.
Quelle: ST vom 26.07.1938 "Tausend Jahre Heimatgeschichte" (4. Fortsetzung) im Archiv HH
1918: 1. Februar. Die Plettenberger Schützenhalle auf dem Wieden wird ein Raub der Flammen.
Quelle: Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Stadt
Plettenberg für die Zeit vom 01.04.1916 - 31.03.1917 (im Archiv HH)
Im Lackraum soll der Brand entstanden sein
Ein Großfeuer in einer Heftigkeit und Ausdehnung, wie wir es hier seit vielen
Jahren nicht sahen, äscherte am 11. Februar, nachmittags 3 1/2 Uhr, die
Plettenberger Schützenhalle "im Wieden" ein. Diese Stätte des Frohsinns und der
Heiterkeit, einstmals auf der ersten Düsseldorfer Gewerbeausstellung 1880
käuflich erworben und dann von der hiesigen Schützengesellschaft im Wieden
als massiver Bau ausgeführt, in der unsere lebensfrohe Bevölkerung alljährlich
ihre Schützen-, Landwehr- und größeren Turn- und Gesangsfeste feierten und an
die sich deshalb ein gutes Stück Ortsgeschichte knüpft, war seit einiger Zeit
der hiesigen Großfirma D. W. Schulte verpachtet zur Herstellung von Deichseln,
Holzsohlen und anderen Artikeln der Kriegsindustrie.
So herrschte augenblicklich
Tag und Nacht ein reges Leben in der Halle in der Nähe des Kriegerdenkmals der
Stadt im Dienste des Vaterlandes. Nun liegt der Bau in Asche. Im Lackraum soll
der Brand seinen Anfang genommen haben. An den großen Holzbeständen fand das
verheerende Element reichlich Nahrung; mit rasender Eile griff es um sich. Die
schnell herbeigeeilte Feuerwehr war ziemlich machtlos. Der Schaden ist groß,
doch wird er größtenteils durch Versicherungen gedeckt.
Das Feuer hat leider auch ein Menschenleben zum Opfer gefordert. Der im
Hilfsdienst bei der Firma D. W. Schulte beschäftigte frühere Fuhrunternehmer
Karl Höggel, im Alter von etwa 53 Jahren, wird vermisst, bis man seinen
völlig verkohlten Leichnam unter den Trümmern entdeckt. Der Bedauernswerte
scheint den Ausweg aus der Halle nicht mehr gefunden zu haben. |