Wir schreiben das Jahr 1965.
Fred Hassel (15 Jahre alt) und Peter Hollweg (ebenfalls 15), Nachbarskinder, die
sich auch von der Schule her kennen und in Plettenberg keine 150 Meter voneinander entfernt wohnen - der eine an der Wiesenstraße, der andere
an der Herscheider Straße - proben den musikalischen Aufstand: Eine Beat-Band, die erste ihrer Art in Plettenberg, soll gegründet werden.
Die Jugend Europas und Amerikas steht in diesen Tagen hinter einer Musikrichtung: den Beat! Während die Erwachsenen
nur kopfschüttelnd die Bilder schreiender, kreischender Fans bei Auftritten der Beatles im Schwarz-Weiß-Fernseher betrachten, sucht auch
in Plettenberg eine gegen die Erwachsenenwelt rebellierende Jugend auf Tonbändern oder durch Kauf von Singles-Schallplatten
dem neuen Lebensgefühl von Beatles, Rolling Stones, The Who, Chuck Berry, Animals u. a. näher zu sein.
Musikinstrumente zur Umsetzung dieses neuen Gefühls, das man erst viel später auch als "Beatlemania" bezeichnen wird, gibt es in Plettenberg nicht.
Dort hat man bis dato nur klassische Musik betrieben - sieht man von einigen im Sommer auf der Freibadwiese Gitarre spielenden "Rock'n Rollern"
ab. Verstärker und Elektrogitarren, wie sie die englischen und amerikanischen Beatgruppen benutzen, sind hier gänzlich unbekannt. So basteln sich
Fred Hassel und Peter Hollweg eigene Instrumente: ein paar leere Waschmittel-Papptrommeln (hier war es die Marke DASH) werden
zu Trommeln, ein Stück ausgeschnittene Messingplatte zum Becken bzw. Hiat umfunktioniert, mangels hölzerner Schlagstöcke dienen Stangen
aus einem Unterlegscheibendrehautomaten als Schlagstöcke. Übungsraum ist nach Feierabend und am Wochenende die Werkhalle der Firma Assmann
& Hassel an der Wiesenstaße, in der sonst auf großen Pressen lautstark Stanzteile hergestellt werden, der "Krach", wie die Erwachsenen die ersten musikalischen Gehversuche des Duos nennen,
fällt also nicht sonderlich auf.
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