Ohle

Quelle: "Von der Hünenburg auf dem Sundern bei Ohle und ländlichen Siedlungen in ihrer Umgebung", von P. D. Frommann, Weihnachten 1949, S.44 - 63
Erläuterung: E = Erbe     K = Kauf     FK = Feuerkasse


Von den einzelnen ländlichen Siedlungen

Hof Gut

1598 Johann zum Hoffe zu Olle
1642 Hoff Johann
1700 Joh. Fricke aus Langscheid bei Enkhausen ∞Anna Hof, Johannes Tochter, und †1704 im Hof Hause
1651-1717 Hof Johann und Frau Elisabeth (1644-1728)
1678-1732 Joh. Hermann Hofmann; er ∞1710 Sybilla Dunker von Erkelze (die starb 1713, 38 Jahre alt); II.∞1717 Anna Elisab. Biermann vom Düstersiepen (sie starb 1728, 44 Jahre alt); III.∞1729 Anna Louise Möllenhof, Wwe. Pastor Hengstenberg, (die starb 1730, 38 Jahre alt); IV.∞1732 A. Maria Elisab. vom Hofe, Tochter des Wilms auf dem Hofe zu Hilfringhausen (die starb 1738, 32 Jahre alt); 1732 verunglückte Joh. Herm. Hofmann beim Ausspannen des Pferdes, 54 Jahre alt; seine Witwe ∞1733 den Witwer Kasp. Herm. Mayweg aus Ihmert, der ∞1738 A. Maria Engelberts vom Birkenhof bei Herscheid (die starb 1768, 50 Jahre alt); er starb 1774 im Alter von 72 Jahren
1742-1818 Joh. Kasp. Herm. Mayweg, der Sohn

1820 gab es eine Gastwirtschaft Mayweg in Ohle; es existiert ein Gerichtsprotokoll aus dem Jahre 1820, in dem der dem Alkohol verfallene Ohler Lehrer Wilhelm Nockemann u. a. aussagte: "Vor gedachter Suspension habe ich wohl des Morgens 10 Uhr die Kinder auf 5 Minuten aus der Schule ins Freye gehen lassen und während dieser Zeit einen Schnaps in dem Meywegschen Wirthshause getrunken, mich aber nie berauscht..."

...
seit 1911 Karl Friedrich Mayweg, Pet. Wilh. Maywegs Sohn †1949, und Friederike Glingener, †1907 im Alter von 41 Jahren



Links der "Schniederhof" - Gasthof Zur Post - hinten rechts das Mertens Gut.

Mertens Gut

1598 Hermann Martins war Kirchmeister
1635 u. 1642 Mertens Dirichs
1653 u. 1678 nahm Martens Moritz Kirchenpacht ein


Auf der Worth

1659 Joh. auf der Worth stiftete der Kirche 2 zinnerne Leuchter
1666 Joh. auf der Wort ist Zeuge beim Hofgericht Kleve ("in causa der hohen Jagdgerechtigkeit v. Wrede zu Brüninghausen gegen den kurfürstl. Fiscus); als Haus- und Ackermann und "wulner" zu Ohle bezeichnet, gebürtiger Ohler, war 1666 ca. 56 bis 58 Jahre alt.


Paulmanns Gut

1598 Mertin Paulmann
1642 Paulmann
Schmied Bernd Paulmann, seine Frau 1657 bis 1725
1683-1707 Johannes Paulmann


Auf dem Werde

1582 Ewerd Werdes
1598 Henrich Werdes


Rieckes Haus

1698 Peter Rickes. 1714 starb die alte Ricksche, 80 Jahre alt


Surs Gut

1651 ist Suer erwähnt
1705 Kaspar Sur


Wüllner Haus

1637-1697 Martin Wüllner


Möllers Haus

1651 Möllers Grete
1700 †Müllers Jost, 100 Jahre alt
1673-1746 Jakob Tusch alias Möllers und Frau Syb. (1671 bis 1724); Jakob Tusch ∞1735 A. Margarete, P. D. von Marlinghausens Tochter (1693-1753); der Sohn Ferdinand Karl (*1711) wurde 1732 Bürger Plettenbergs.
1702-1771 Jobst Wilh. Tusch (Möllers)


Beckers Gut

1458 Hans Melyes
1473 Joh. von Balve
1521 Hans Hoegel gen. Becker
1530 Hans Neise gen. Hoggel


Schmids Gut

1669 Henrich Schmidt *1603, war leibeigen
1640-1712 Rötger Schmid



Vorraths Gut, heute (2003) Lautsch, Rötelmannstraße

Vorraths Gut

1552 Henrich Voirraht
1666 Herm. Vorrath, 61 Jahre alt, war Zeuge
1669 Henrich Vorrath, 65 Jahre alt, war eigenhörig, Zeuge
1670 Martin Vorrath, der 1696 der Schule 15 1/2 Rtlr. vermachte
1624-1717 Rötger Vorrath, seine Frau 1647-1705
1666-1735 Mauritz Vorrath
†1701 Joh. Henrich Vorrath, 28 Jahre, in Pasel, und sein Bruder Johannes, 20 Jahre, in Plettenberg. Sie wurden zugleich begraben.
1730 Anton Wienecke ∞A. Syb. Vorrath (1677-1737)
1742 †Henrich Vorrath, Ehemann der A. Elisab. Becker
1712-1779 Johannes Brinkmann, jüngstes Kind des Wilm Brinkmann (1664-1711) aus Frehlinghausen, auf der Brüninghauserhöh wohnend; I.∞1742 A. Elisab. Becker, Henr. Vorraths Witwe (1706-1755), II.∞1756 Kath. Gertr. Marl (Bermberg) aus Bremcke (1728-1768), III.∞1768 Elisab. Gertr. Meyer vom Beule bei Werdohl (1725-1791)
1731-1771 Christoffel Brinkmann, Sohn des Christoffel Brinkmann auf dem Brink in Frehlinghausen, ∞1754 A. Kath. Gertr. Vorrath, †Henrichs Tochter (1736-1775)


Das Haus Vorrath im Jahre 1963. Foto: Martin Zimmer


Overmanns Gut

1698 †M. Overmann, 30 Jahre
1700 †Adam Overmann, 58 Jahre
1711 †Rötger Overmann, 45 Jahre. Seine Witwe, Gertr. (1668-1734), ∞Diedr. Stork (1659-1722)


Overmanns Gut um 1914


Neue Heimstätten in und bei Ohle
Jahrhunderte lang gab es in Ohle nur 17 bäuerliche Besitzungen. 1797 gelang es Herm. D. Vogelsang, sich im Dorfe anzusiedeln, weil ihm die Kirchengemeinde eine der 7 Scheunenstellen überließ. - Als dann 1812 die Bauern auch frei über ihre Grundstücke verfügen konnten, da entstanden an manchen Stellen neue Heime, zunächst in den 36 Jahren von 1812 bis 1848 11 neue Siedlungen im und am Rande des Dorfes, und dann in den 25 Jahren von 1846 bis 1871 8 an der neuen, bequemen Lennetalstraße.

Am Gringel

1834 erbaute Pet. Herm. Abraham Werdes und A. Kath. M. Paulmann am Gringel ein Haus
1854 besaß es Kasp. Herm. Diedr. Werdes
1855 Wilh. Holthaus und Maria Werdes
1882 Kasp. Schulte


Schniederhof


Quelle: Archiv von Wrede-Amecke, Akt. I A, Nr. 81 - Entwurf?

Kotten zu Ohle auf dem Werde, Verpachtung
1597, Apr. 3, Nr. 254
Christoph von Reuspe verpachtet an Henrich Schomecker diesen Kotten mit dem Eschedyke, ein Land uff dem Heßacker, desgl. uff dem Buirhagen und am Koesypen für folgende jährliche Abgaben: 2 Mudden, 1 Viertel Roggen, 1 Mudde Gerste, 3 Viertel Mankorn, 5 1/2 Mudden Hafer, 1/2 Tl., 2 Hühner, 4 Körbe, und Dienste, wie von alters üblich, auch jährlich 15 Meilen zu gehen, doch ist ihm das Gehen sein Leben lang gegen andere Dienste erlassen. - Zeuge: Albert Budde, Unterschrift des Verpächters.


Quelle: Archiv von Wrede-Amecke, Akt. I A, Nr. 81 - Entwurf, beschädigt. Rückseitiger Vermerk: "Gewinnotull (uff Erkelse: gestrichen). - Schmitzkotten zu Oell."

Schmitzkotten zu Ohle, Verpachtung
1597, März 28., Nr. 253
Christ(oph) v. Reuspe verpachtet auf 10 Jahre an Joh. ... und Elsgen, Eheleute, Haus und Hof, die früher der + Peter Schroider hatte, ferner "dat lütke wieseken tegen dem karffte halb, und daß wieseken vor der brüggen halb, item drie vierdelst. Landtz bei der vogelroiden, uff dem karffte drie vierdelst., uff der korten bredden ein halb schep., vor dem doer 1/2 schep., item ein haberlandt in der Oilmecke von 2 schep.; ein haberlandt an dem Baddinkhagen von einem schep., item uff dem Schaentzberge 3 schep. "haberlandt", welche Parzellen früher sämtlich zum 4. Teil des Eickerhofes gehörten. Abgaben: 3 Scheffel Hartkorn, 1 Malter Hafer, 1 Ort "goldes", 1 Viertel Wachs, 1 Pfd. Flachs, 2 Hühner, außerdem 15 Meilen als Bote zu gehen. - Zeuge Albert Budde. - Unterschrift des Christoffer von Reuspe.


Haus Husemann


Quelle: "Alt Ohle im Bild", September 1982, Martin Zimmer; mit Zeichnungen von Peter Krasemann

Kösters Gut - zuletzt Lohmann


Der Hof Lohmann (Köster) im Jahre 1958. Rötelmann schreibt dazu in seiner Chronik: "1768 brach in der Brauerei in Schneiders Haus Feuer aus, wodurch außer diesem noch Küsters, Mertens und Hof Hause zur Hälfte eingeäschert wurden."

Groß war in alter Zeit die Zahl der Bauernhöfe in Ohle und im Ohler Gebirge. Das alte Lohmannsche Bauernhaus neben der Ohler Kirche bedeutete einst ein Stück Bauerntradition besonderer Art. Noch heute erzählt man sich so manche "Dönekens" vom Haus Lohmann und seinen Bewohnern.
Als 1768 in der Brauerei des bereits erwähnten "Schniederhof" Feuer ausbrach und das Gebäude in Schutt und Asche legte, griffen die Flammen auch auf "Kösters Gut" über und äscherten es ein. Der danach entstandene Neubau prägte bis in die 1950er Jahre das Ortsbild rund um die Ohler Kirche.

Mit dem Abruch dieses alten Bauernhauses im September 1958 endete ein Stück Siedlungsgeschichte im alten Dorf Ohle, deren Bedeutung sich wohl die wenigsten Parkplatzbesucher vor der Kirche bewusst sind. Auch das ehemals angrenzende Gebäude der Bäckerei Schröder mit seinem "Backes" ist bereits Vergangenheit.


Fotos: Archiv Horst Hassel


"Im Huaff" - Dasedingen


Eine wechselvolle Geschichte erlebte bis zu seinem Abriss Anfang der 1960er Jahre das alte Fachwerkhaus "Im Huaff", das unweit des Alten Weges auf dem heutigen (September 1980) Grundstück Dr. Kellermann zu finden war.
In alter Zeit diente "Gut Hof" durchmarschierenden Heeresangehörigen als Herberge und Verpflegungsstelle, in späteren Jahrhunderten hauptsächlich als Gasthof für Fuhrleute.
Es sind aber wohl weniger die Namen einstiger Besitzer wie Johann zum Hoffe zu Ohle (1598) oder Karl Friedrich Mayweg (gest. 1949), die bei Ohler "Pohlbürgern" Erinnerungen wecken, sondern vielmehr der Name "Dasedingen", Tanzdiele.

Auch in alter Zeit gehörten Tanzen und Springen, Ausgelassenheit und Freude zum dörflichen Leben. Und so traf man sich denn auf dem "Dasedingen", dem Tanzboden über der Kötterwohnung "Im Huaff", den jeder Besucher nur über die Außenstiege erreichen konnte. Man freute sich gewiß bei einem Krug Bier aus der Brauerei vom Hof Werdes oder Schnieder über die lustige Fidel- und Blasmusik. Hier traf sich die Dorfjugend - und hier dürften auch so manche "zarten Bande" ihren Anfang oder sogar ihr Ende gefunden haben!

Erst in späteren Jahren vergnügten sich die Ohler im "Dasedingen" beim "Kleinen Onkel" oder im "Gasthof zur Bahn", heute (1982) Hotel Husemann.


Die Geschichte der Schulten zu Ohle

Die Geschichte unserer Vorfahren, der Schulten, ist groß und verdient extra geschrieben zu werden, obwohl sie einer gewissen Tragik nicht entbehrt.
Als im Jahre 1000 die Burgbesatzung ins Tal zog, um zu roden und zu siedeln, muss man wohl auch in Elhausen begonnen haben, denn das lag ja der Nölkenburg auf dem Sundern am nächsten. 1585 erstmals amtlich erwähnt lebten die Schulten in Elhausen. Das Gut hatte 202 Morgen. Diese Schulten waren, im Gegensatz zu den anderen, eine große Familie. Die Söhne heirateten in die umliegenden Höfe, so nach Pasel, Leinschede, Kersmecke, Winterhof, Hilfringhausen und auf der Burg. Einer war Verwalter von Brüninghausen.

1689 heiratete eine Schulten Tochter einen Heßmer vom Wellin, sie bekam das obere Haus (seitdem Heßmer).
1804 war Peter Wilhelm Schulte 24 Jahre, er heiratete Anna Maria Ebberg, Tochter von Johann Peter Ebberg zu Selscheid. Von diesen beiden stammen die Schultenstämme so woe sie heute noch in Ohle wohnen. Sie hatten neun Kinder. Das älteste Mädchen heiratete auf Piepershof in Hilfringhausen. Eine zog nach Eiringhausen und die dritte Tochter starb.

Peter Wilhelm, der Vater der neun Kinder, lebte in Elhausen, als von Napoleon die Leibeigenschaft aufgehoben wurde und dafür eine hohe Steuer (Kontribution) gefordert wurde. Es heißt, es fielen auf Elhausen 1.500 Taler. Peter Wilhelm glaubte, er sei ein freier Bauer und brauchte nicht zu zahlen. Er strengte einen Prozess gegen diese Anordnung von Napoleon an. Es wurde in Münster verhandelt und er verlor. Jetzt hatte er nicht nur die 1.500 Taler, sondern auch die Gerichtskosten sofort zu zahlen. Er musste den Hof aufgeben, der an Brüninghausen fiel. Das obere Haus, Heßmer, konnte sich behaupten. Peter Wilhelm aber zog ins Dorf und übernahm den Gringel. Sie wurden von den anderen Dorfbewohnern mit offenen Armen aufgenommen, weil sie den Mut gehabt hatten, gegen die Anordnung von Napoleon anzugehen.

Seine fünf Söhne zogen aber vom Gringel ins Dorf und gründeten neue Familienzweige. Der älteste Sohn hieß Johann Peter Wilhelm, geb. 17.09.1805. Er versuchte es mit Holz. Von Beruf war er Schreiner, er zog ins Kämpchen und hieß seitdem Schulte-Kämpchen. Dieser hatte sieben Kinder. Sein Sohn Wilhelm wurde Holzhändler. Noch 1906 fuhr dieser mit eigenem Fuhrwerk vierspännig.
Aber man sagte im Dorf, er blieb nicht bei der Sache und hielt sich zuviel im Kreis von Fabrikanten auf. Es ging alles zurück und nach einiger Zeit war alles vertan. Als er starb, schrieb ein Hüttendirektor, mit dem er viele Geschäfte gemacht hatte: "Dieser Schulte war ein Mann, der mit der Beile, aber auch mit der Feder umgehen konnte." Sein Bruder Fritz war zuletzt Gemeindearbeiter. Die Familie Schulte-Kämpchen ist namentlich heute nicht mehr im Ort.


Im Kämpchen - hier wohnte die Familie Fritz Schulte-Kämpchen.

Der zweitälteste Sohn hieß Friedrich. Er zog ins Kammern-Haus und versuchte es mit Stroh. Er war von Beruf Strohdecker. Strohdecker war damals ein guter Beruf, denn alle Häuser wurden mit Stroh gedeckt. Er selber sagte von sich: "Ich bin ein Fachmann durch und durch." Sein Sohn Fritz, genannt 'der rote Kammern', wurde Bahnwärter. Er kam als solcher am 16.08.1825 im Tunnel bei Teindeln zu Tode. Seine Frau Emilie lebt heute noch, hochbetagt im Kammern-Haus bei ihrem Sohn Paul.


Das Kammern-Haus. Hier wohnte die Familie Fritz Schulte-Kammern.

Der dritte Sohn hieß Peter Caspar, er blieb Bauer. Sein Sohn Fritz übernahm den Hof Breitenfeld. Er war ein großer, gutmütiger Mann. Er bürgte für seinen Schwiegersohn, der von drüben kam, und verlor alles. Als er starb, gehörte ihm nichts mehr. Seine einzige Tochter Jenny besitzt nur noch das Armenrecht für eine Stube. Ihr Mann ist wieder dahin verschwunden, wo er hergekommen war.

Der vierte Sohn war Peter Dietrich, geb. 26.06.1813 zu Elhausen. Er war verheiratet mit Anna Paulmann aus Ohle. Er versuchte es mit Eisen, zog in das Haus auf der Werde. Er war Schmied, man nannte ihn Schulte-Weers. Er hatte neun Kinder. Zwei starben jung. Drei Mädchen heirateten nach auswärts, Wilhelmine heiratete einen Neuhaus auf Trempershof, Alwine heiratete einen Bölling in Kleinhammer, Julie heiratete einen Scheffen. Die vier Söhne lernten alle Schmied. Dietrich August zog nach Plettenberg und heiratete eine Buschhaus. Karl war Hufschmied, gegenüber dem Gasthof Selter. Diese Schmiede übernahm später Werle aus Meinerzhagen.


Gasthof Selter - später Haus Hasselbach.

Albert zog es zu den Dampfhämmern nach Hagen, wo er blieb. Friedrich, geboren am 19.03.1853, gestorben am 14.06.1914, heiratete Maria Twellmann aus Soest, die mit Pfarrer Hawerkamp nach Ohle gekommen war. Friedrich führte noch eine zeitlang die Schmiede fort, zog in Lohmanns Kösters Haus, wo auch sein einziger Sohn Fritz geboren wurde. Ihn nannte man zum Unterschied den 'Witten Weers'. Der Vater Friedrich folgte nach einiger Zeit seinem Bruder Albert nach Hagen zu den Dampfhämmern, kam aber später krank zurück. Er war Rentner und Kirchenküster, er musste sich klein stellen und zog ins Daasedingen. Am liebsten aber ging er zur Jagd und fischte.

Sein Sohn Fritz ging in jungen Jahren zum Ohler Eisenwerk, war Soldat in Straßburg - er war Tambourmajor. (Die Leute im Dorf sagten ihm nach, er ging nicht gerade, sondern hinten rüber.) In Straßburg besuchte ihn sein Freund Wilhelm, genannt 'der kleine Onkel'. Dieser kam im schlechten äußeren Zustand dort an, denn er war zu Fuß (!) gekommen.
Als Fritz vom Militär zurückkam, war es ihm zu Hause zu klein. Er zog in den Gasthof Husemann, der gerade von Altena nach Ohle gekommen war und die Wirtschaft Heßmer übernommen hatte. Hier lernte er auch seine spätere Frau Ida Heßmer kennen, die schon vorher bei Heilbronn 'Metzger in Plettenberg und Elberfeld' gewesen war. Sie heirateten 1905 zwischen Weihnachten und Neujahr, damit er keinen Arbeitsausfall hatte. Sie machten eine große Gebehochzeit im Saal. Die ganze Gemeinde kam. Die Braut stand an der Tür und hielt eine Schürze auf, darin warf jeder soviel wie er hatte. Der blinde Karl Haffke und sein Freund, der blinde Geigenspieler, machten eine hervorragende Hochzeitsmusik.

Fritz zog in Schröders Haus am Alten Weg, man nannte ihn immer noch 'Witten Weers'. Hier kam auch sein erster Sohn, Walter, zur Welt. Sein zweiter Sohn, Paul, ertrank später in der Lenne. 1912 baute Fritz sein neues Wohnhaus oberhalb des Eisenwerks. Nach seinem 25-jährigen Jubiläum beim Ohler Eisenwerk wurde er selbständiger L. Kaufmann. Diese Tätigkeit übte er nochmals 25 Jahre aus. Er starb am 27.02.1952. In seinem Nachruf stand, er war ein Biedermann von altem Schrot und Korn.

Der fünfte und jüngste Sohn hieß Karl-Wilhelm. Er versuchte es mit Mehl, wurde Brotbäcker, man nannte ihn deshalb Schulte-Bäcker. Man sagte, den ersten Sack weißes Mehl habe er in Altena geholt. Er musste damit siebenmal durch die Lenne. Dieser hatte sechs Kinder. Als er starb, übernahm sein Sohn Albert die Bäckerei. Dieser heiratete Agnes Selter aus Teindeln. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor. Fritz starb klein, Alfred blieb im Krieg, und die übrigen hießen Paula, Emma und Otto. Er führte die Bäckerei weiter. Mit seinem Motorrad verunglückte er nach dem letzten Weltkrieg auf der Überfahrt in Eiringhausen tödlich.

Die Schulten-Bäckers hatten auch immer die Fischerei in der Lenne gepachtet, die voller Fische war. Maipirlen wurden in solchen Mengen gefangen, das dieselben in Steinkrügen eingemacht, weiterverandt und verkauft wurden. Bei dem alten Schulte- Bäcker in der Backstube hielten sich gerne die Männer aus dem Dorfe auf. Denn da gab es immer etwas neues zu hören, denn Albert hielt eine Zeitung, die wöchentlich einmal erschien. Einmal in der Woche ging Albert auch mit der Kiepe voller Brot, an jedem Arm einen Korb voll Stuten und Brötchen, über das ganze Gebirge. Man war damals noch mit kleinen Geschäften zufrieden.

Jetzt, 1974, fiel das Haus von Schulten-Bäckers an der Kirche, was 100 Jahre dort gestanden hatte, wegen der Straßenerweiterung der Spitzhacke zum Opfer. Damit war der Zweig Schulten-Bäcker ausgestorben und das Haus abgerissen.


zurück