Quelle: "Von der Hünenburg auf dem Sundern bei Ohle und ländlichen
Siedlungen in ihrer Umgebung", von P. D. Frommann, Weihnachten 1949, S.44 - 63
Von den einzelnen ländlichen Siedlungen
Hof Gut
1598 Johann zum Hoffe zu Olle
1820 gab es eine Gastwirtschaft Mayweg in Ohle; es existiert ein Gerichtsprotokoll
aus dem Jahre 1820, in dem der dem Alkohol verfallene Ohler Lehrer Wilhelm Nockemann
u. a. aussagte: "Vor gedachter Suspension habe ich wohl des Morgens 10 Uhr die Kinder
auf 5 Minuten aus der Schule ins Freye gehen lassen und während dieser Zeit einen
Schnaps in dem Meywegschen Wirthshause getrunken, mich aber nie berauscht..."
...
Mertens Gut
1598 Hermann Martins war Kirchmeister
Auf der Worth
1659 Joh. auf der Worth stiftete der Kirche 2 zinnerne Leuchter
Paulmanns Gut
1598 Mertin Paulmann
Auf dem Werde
1582 Ewerd Werdes
Rieckes Haus
1698 Peter Rickes. 1714 starb die alte Ricksche, 80 Jahre alt
Surs Gut
1651 ist Suer erwähnt
Wüllner Haus
1637-1697 Martin Wüllner
Möllers Haus
1651 Möllers Grete
Beckers Gut
1458 Hans Melyes
Schmids Gut
1669 Henrich Schmidt *1603, war leibeigen
Vorraths Gut
1552 Henrich Voirraht
Overmanns Gut
1698 M. Overmann, 30 Jahre
Neue Heimstätten in und bei Ohle
Am Gringel
1834 erbaute Pet. Herm. Abraham Werdes und A. Kath. M. Paulmann
am Gringel ein Haus
Quelle: Archiv von Wrede-Amecke, Akt. I A, Nr. 81 - Entwurf?
Kotten zu Ohle auf dem Werde, Verpachtung
Quelle: Archiv von Wrede-Amecke, Akt. I A, Nr. 81 - Entwurf,
beschädigt. Rückseitiger Vermerk: "Gewinnotull (uff Erkelse: gestrichen).
- Schmitzkotten zu Oell."
Schmitzkotten zu Ohle, Verpachtung
Quelle: "Alt Ohle im Bild", September 1982, Martin Zimmer; mit Zeichnungen von Peter Krasemann Kösters Gut - zuletzt Lohmann
Groß war in alter Zeit die Zahl der Bauernhöfe in Ohle und im
Ohler Gebirge. Das alte Lohmannsche Bauernhaus neben der Ohler
Kirche bedeutete einst ein Stück Bauerntradition besonderer
Art. Noch heute erzählt man sich so manche "Dönekens" vom Haus
Lohmann und seinen Bewohnern.
Mit dem Abruch dieses alten Bauernhauses im September 1958 endete
ein Stück Siedlungsgeschichte im alten Dorf Ohle, deren Bedeutung
sich wohl die wenigsten Parkplatzbesucher vor der Kirche bewusst
sind. Auch das ehemals angrenzende Gebäude der Bäckerei Schröder
mit seinem "Backes" ist bereits Vergangenheit.
"Im Huaff" - Dasedingen
Eine wechselvolle Geschichte erlebte bis zu seinem Abriss
Anfang der 1960er Jahre das alte Fachwerkhaus "Im Huaff",
das unweit des Alten Weges auf dem heutigen (September
1980) Grundstück Dr. Kellermann zu finden war.
Auch in alter Zeit gehörten Tanzen und Springen, Ausgelassenheit
und Freude zum dörflichen Leben. Und so traf man sich denn
auf dem "Dasedingen", dem Tanzboden über der Kötterwohnung
"Im Huaff", den jeder Besucher nur über die Außenstiege
erreichen konnte. Man freute sich gewiß bei einem Krug Bier
aus der Brauerei vom Hof Werdes oder Schnieder über die
lustige Fidel- und Blasmusik. Hier traf sich die Dorfjugend
- und hier dürften auch so manche "zarten Bande" ihren
Anfang oder sogar ihr Ende gefunden haben!
Erst in späteren Jahren vergnügten sich die Ohler im "Dasedingen"
beim "Kleinen Onkel" oder im "Gasthof zur Bahn", heute (1982)
Hotel Husemann.
Die Geschichte der Schulten zu Ohle
Die Geschichte unserer Vorfahren, der Schulten, ist groß und verdient extra
geschrieben zu werden, obwohl sie einer gewissen Tragik nicht entbehrt.
1689 heiratete eine Schulten Tochter einen Heßmer vom Wellin, sie bekam das
obere Haus (seitdem Heßmer).
Peter Wilhelm, der Vater der neun Kinder, lebte in Elhausen, als von Napoleon
die Leibeigenschaft aufgehoben wurde und dafür eine hohe Steuer (Kontribution)
gefordert wurde. Es heißt, es fielen auf Elhausen 1.500 Taler. Peter Wilhelm
glaubte, er sei ein freier Bauer und brauchte nicht zu zahlen. Er strengte
einen Prozess gegen diese Anordnung von Napoleon an. Es wurde in Münster
verhandelt und er verlor. Jetzt hatte er nicht nur die 1.500 Taler, sondern
auch die Gerichtskosten sofort zu zahlen. Er musste den Hof aufgeben, der an
Brüninghausen fiel. Das obere Haus, Heßmer, konnte sich behaupten. Peter Wilhelm
aber zog ins Dorf und übernahm den Gringel. Sie wurden von den anderen
Dorfbewohnern mit offenen Armen aufgenommen, weil sie den Mut gehabt hatten,
gegen die Anordnung von Napoleon anzugehen.
Seine fünf Söhne zogen aber vom Gringel ins Dorf und gründeten neue Familienzweige.
Der älteste Sohn hieß Johann Peter Wilhelm, geb. 17.09.1805. Er versuchte es
mit Holz. Von Beruf war er Schreiner, er zog ins Kämpchen und hieß seitdem
Schulte-Kämpchen. Dieser hatte sieben Kinder. Sein Sohn Wilhelm wurde Holzhändler.
Noch 1906 fuhr dieser mit eigenem Fuhrwerk vierspännig.
Der zweitälteste Sohn hieß Friedrich. Er zog ins Kammern-Haus und versuchte es
mit Stroh. Er war von Beruf Strohdecker. Strohdecker war damals ein guter Beruf,
denn alle Häuser wurden mit Stroh gedeckt. Er selber sagte von sich: "Ich bin ein
Fachmann durch und durch." Sein Sohn Fritz, genannt 'der rote Kammern', wurde
Bahnwärter. Er kam als solcher am 16.08.1825 im Tunnel bei Teindeln zu Tode.
Seine Frau Emilie lebt heute noch, hochbetagt im Kammern-Haus bei ihrem Sohn Paul.
Der dritte Sohn hieß Peter Caspar, er blieb Bauer. Sein Sohn Fritz übernahm den Hof
Breitenfeld. Er war ein großer, gutmütiger Mann. Er bürgte für seinen Schwiegersohn,
der von drüben kam, und verlor alles. Als er starb, gehörte ihm nichts mehr. Seine
einzige Tochter Jenny besitzt nur noch das Armenrecht für eine Stube. Ihr Mann ist
wieder dahin verschwunden, wo er hergekommen war.
Der vierte Sohn war Peter Dietrich, geb. 26.06.1813 zu Elhausen. Er war verheiratet
mit Anna Paulmann aus Ohle. Er versuchte es mit Eisen, zog in das Haus auf der
Werde. Er war Schmied, man nannte ihn Schulte-Weers. Er hatte neun Kinder. Zwei
starben jung. Drei Mädchen heirateten nach auswärts, Wilhelmine heiratete einen
Neuhaus auf Trempershof, Alwine heiratete einen Bölling in Kleinhammer, Julie
heiratete einen Scheffen. Die vier Söhne lernten alle Schmied. Dietrich August
zog nach Plettenberg und heiratete eine Buschhaus. Karl war Hufschmied, gegenüber
dem Gasthof Selter. Diese Schmiede übernahm später Werle aus Meinerzhagen.
Albert zog es zu den Dampfhämmern nach Hagen, wo er blieb. Friedrich, geboren am
19.03.1853, gestorben am 14.06.1914, heiratete Maria Twellmann aus Soest, die mit
Pfarrer Hawerkamp nach Ohle gekommen war. Friedrich führte noch eine zeitlang die
Schmiede fort, zog in Lohmanns Kösters Haus, wo auch sein einziger Sohn Fritz
geboren wurde. Ihn nannte man zum Unterschied den 'Witten Weers'. Der Vater Friedrich
folgte nach einiger Zeit seinem Bruder Albert nach Hagen zu den Dampfhämmern, kam
aber später krank zurück. Er war Rentner und Kirchenküster, er musste sich klein
stellen und zog ins Daasedingen. Am liebsten aber ging er zur Jagd und fischte.
Sein Sohn Fritz ging in jungen Jahren zum Ohler Eisenwerk, war Soldat in Straßburg -
er war Tambourmajor. (Die Leute im Dorf sagten ihm nach, er ging nicht gerade,
sondern hinten rüber.) In Straßburg besuchte ihn sein Freund Wilhelm, genannt 'der
kleine Onkel'. Dieser kam im schlechten äußeren Zustand dort an, denn er war zu
Fuß (!) gekommen.
Fritz zog in Schröders Haus am Alten Weg, man nannte ihn immer noch 'Witten Weers'.
Hier kam auch sein erster Sohn, Walter, zur Welt. Sein zweiter Sohn, Paul, ertrank
später in der Lenne. 1912 baute Fritz sein neues Wohnhaus oberhalb des Eisenwerks.
Nach seinem 25-jährigen Jubiläum beim Ohler Eisenwerk wurde er selbständiger
L. Kaufmann. Diese Tätigkeit übte er nochmals 25 Jahre aus. Er starb am 27.02.1952.
In seinem Nachruf stand, er war ein Biedermann von altem Schrot und Korn.
Der fünfte und jüngste Sohn hieß Karl-Wilhelm. Er versuchte es mit Mehl, wurde
Brotbäcker, man nannte ihn deshalb Schulte-Bäcker. Man sagte, den ersten Sack weißes
Mehl habe er in Altena geholt. Er musste damit siebenmal durch die Lenne. Dieser
hatte sechs Kinder. Als er starb, übernahm sein Sohn Albert die Bäckerei. Dieser
heiratete Agnes Selter aus Teindeln. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Fritz starb klein, Alfred blieb im Krieg, und die übrigen hießen Paula, Emma
und Otto. Er führte die Bäckerei weiter. Mit seinem Motorrad verunglückte er nach
dem letzten Weltkrieg auf der Überfahrt in Eiringhausen tödlich.
Die Schulten-Bäckers hatten auch immer die Fischerei in der Lenne gepachtet, die
voller Fische war. Maipirlen wurden in solchen Mengen gefangen, das dieselben in
Steinkrügen eingemacht, weiterverandt und verkauft wurden. Bei dem alten Schulte-
Bäcker in der Backstube hielten sich gerne die Männer aus dem Dorfe auf. Denn da
gab es immer etwas neues zu hören, denn Albert hielt eine Zeitung, die wöchentlich
einmal erschien. Einmal in der Woche ging Albert auch mit der Kiepe voller Brot,
an jedem Arm einen Korb voll Stuten und Brötchen, über das ganze Gebirge. Man war
damals noch mit kleinen Geschäften zufrieden.
Jetzt, 1974, fiel das Haus von Schulten-Bäckers an der Kirche, was 100 Jahre dort
gestanden hatte, wegen der Straßenerweiterung der Spitzhacke zum Opfer. Damit war
der Zweig Schulten-Bäcker ausgestorben und das Haus abgerissen.
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