Endlich: Im vierten Anlauf hat Haus Husemann einen neuen Eigentümer 31.01.2001 / LOKALAUSGABE / PLETTENBERG
Plettenberg. (mg) Ein Aufatmen ging gestern Nachmittag durch die Reihen im Saal 1 des Plettenberger Amtsgerichts: Das Haus Husemann, besser bekannt als "Ohler Grotte", hat endlich einen neuen Eigentümer. Im Rahmen des Zwangsverteigerungsverfahrens ging das Objekt für einen Barbetrag von 33 038,60 DM an die Eheleute Csapo aus Plettenberg. Insgesamt vier Anläufe waren notwendig, um die seit 1999 leer stehende und vor sich hin gammelnde Immobilie an der Lennestraße 23 an den Mann zu bringen. Der ehemalige Hotel- und Restaurantbetrieb mit Metzgerei, Nebengebäuden und Parkfläche hat einen geschätzten Verkehrswert von 261 000 DM. Wenige Jahre zuvor hatte ein Gutachter das Gesamtobjekt (Baujahr etwa 1867) noch auf rund 700 000 DM taxiert. Doch in nur wenigen Jahren war das Gebäude - zuletzt eine über die Grenzen Plettenbergs hinaus bekannte Anlaufstelle in der Rotlicht-Szene - heruntergewirtschaftet. Das ehemalige Hotel bot nur noch einen traurigen Anblick, es war abgewirtschaftet, marode. Die Eigentümerin hatte sich ins Ausland abgesetzt. Noch im gestrigen Verfahren meldete die Stadt Plettenberg Grundsteu-erabgaben in Höhe von 6902,54 DM an. Stadt spekulierte auf Verzicht der Grundschuld Betrieben wurde das Zwangsversteigerungsverfahren unter anderem von Rolf Husemann aufgrund einer im Grundbuch eingetragenen Grundschuld in Höhe von rund 34 000 DM; im April 1999 wurde die Immobilie vom Amtsgericht Plettenberg beschlagnahmt. An insgesamt drei Terminen versuchte Justizamtsrat Jochen Lück einem Bieter den Zuschlag zu erteilen: Der erste Termin verstrich ohne Gebot. In der zweiten Runde musste der Stadt der Zuschlag verweigert werden, weil ihre Offerte von 30 000 DM unter der Fünf-Zehntel-Grenze lag. In Runde drei (Mindestgebot 31 239,81 Mark) strich Kämmerer Klaus Müller gleich die Segel, denn zu dem Barbetrag muss der neue Eigentümer noch eine Grundschuld von 80 000 DM übernehmen. Diese Summe hätte den von den Parlamentariern gesetzten Rahmen gesprengt - " maximum 50 000 DM hätten wir geboten", bestätigte Müller gestern noch einmal. Die Stadt sei nur an dem Grundstück interessiert gewesen. Offenbar hat sie bis zuletzt gehofft, dass Husemann auf die Grundschuld verzichtet und nicht mehr auf eine Versteigerung der einzelnen Grundstücks-parzellen als "wirtschaftliche Einheit" besteht. Die neuen Eigentümer - das Ehepaar Csapo mit zwei Kindern - wollen das Gebäude mit rund 700 Quadratmetern Wohnfläche als Wohraum nutzen. Angesichts des augenblicklichen Zustands eine Herausforderung für die Zukunft, die man mit viel Muskelhypothek bewältigen will.
Weiter Taktieren um Haus Husemann
Ohle. (mau) Die unendliche Geschichte um die Zukunft des Hauses Husemann ("Ohler Grotte") geht in die vierte Runde. Auch der dritte Versteigerungstermin für das einstige gutbürgerliche Hotel, die später als Bordell völlig abgewirtschaftete und seit Monaten leerstehende Immobilie an der Lennestraße gestern im Amtsgericht Plettenberg brachte kein konkretes Ergebnis. Bis zum vierten Verhandlungstermin, voraussichtlich am 31. Januar, wird sich die Familie Husemann als Betreiber des Verfahrens überlegen müssen, ob sie weiterhin auf eine Grundschuld in Höhe von 80 000 Mark und eine Versteigerung der einzelnen Grundstücksparzellen als "wirtschaftliche Einheit" besteht. Zu den 80 000 Mark wäre gestern ein Mindestgebot von 31 239,81 Mark zu leisten gewesen, auf das sich die Verfahrenskosten, Grundsteuer und laufende Leistungen mittlerweile summiert haben. "Das zusammen liegt noch über dem mir vorgegebenen Limit", zuckte Kämmerer Klaus Müller mit den Achseln, der als Vertreter der Stadt Plettenberg beim zweiten Versteigerungstermin Ende August mit der Abgabe eines Mindestgebots in Höhe von 30 000 Mark lediglich die so genannte Fünf-Zehntel-Grenze "geknackt" hatte. "Eine verfahrenstechnische Maßnahme", wie Rechtspfleger Lück seinerzeit kommentierte. Vor 13 Jahren war der Verkehrswert des Hauses noch auf 710 000 Mark taxiert worden; bis auf 261 000 Mark ist der Preis verfallen. Der reine Bodenwert liegt im Augenblick bei rund 185 000 Mark. Doch auch das lockt offenbar keinen Bieter hinterm Ofen hervor. Einen Umbau zu Wohnungen stuft ein Gutachten als "unwirtschaftlich" ein. Einer beabsichtigten gewerblichen Nutzung würden höchste bauordnungsrechtliche Hürden im Wege stehen. Die Abrisskosten für die marode Immobilie schätzen Experten auf rund 120 000 Mark; Auflagen ließen vermutlich nur einen kleinen Neubau auf dem Grundstück (rd. 1300 qm) zu. Weitere zwei Monate werden die Gläubiger (davon-)laufende Kosten für das Gebäude tragen müssen. Noch zuckte der "städtische Finger" nicht beim Bieten.
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