Klimaverhältnisse
Für den Erntemonat waren es zu viel Regentage: im ganzen 25. Die größte Niederschlagshöhe
wurde am 24. September mit 14,3 mm registriert. An 2 Tagen schwache Gewitter. An
Niederschlägen wurde gemessen: in der 1. Dekade 34,2 mm, in der 2. Dekade 17,1 mm, in der
3. Dekade 38,1 mm. Die gesamte Monatshöhe betrug 89,4 mm.
DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
Die Geburtenkurve verlief ungefähr auf der bisherigen Höhe weiter. Insgesamt wurden
30 Geburten registriert, davon 16 Knaben- und 14 Mädchengeburten. Der Geburtenüberschuß
betrug 12 oder 67 %. Insgesamt wurden 18 Sterbefälle verzeichnet, wovon 2 durch tödliche
Unfälle bedingt waren. Das erreichte Höchstalter betrug 87 Jahre, das niedrigste lag bei
21. Durchschnittliches Sterbealter 67 Jahre. 12 der Verstorbenen wurden älter als 70 Jahre,
5 davon sogar älter als 80.
Die Ehefreudigkeit blieb mit 25 Eheschließungen unvermindert. Allein 5 Eheschließungen
entfielen auf den Standesamtsbezirk Ohle.
Von unseren Alten
14 Plettenberger Bürger wurden im September über 80 Jahre alt und zwar: Josef Vogt auf
der Hausstätte bei Pasel (88 Jahre alt); Wwe. Alwine Huster geb. Kettling, Böddinghausen
(87 J.); Jakob Behr, Eiringhausen (86); Hermann Schmelzer vom Eschen (86); Wilhelm
Schmerbeck (85); Wilhelm Alberts (85); Wwe. Maria Ruschneick geb. Hecker (85); Wwe.
Maria Tiller geb. Hoffmann, Oesterau (84); August Groll (93); Friederieke Seuthe geb.
Herzhoff (83); Wwe. Anna Thomalla, Böddinghausen (83); Ernst Schröder, Ohle (82);
Minna Soennecken geb. Schulte (81) und August Florath (81).
Das Ehepaar Peter Heinrich Glingener und Auguste geb. Wittkopp, Holthausen, konnten
bei bester Gesundheit das Fest der goldenen Hochzeit feiern.
Der verdiente Oberst der Plettenberger Schützengesellschaft, Fabrikant Ludwig Pickardt,
ein Plettenberger von altem Schrot und Korn, wurde unter großer Anteilnahme der
Bevölkerung zu Grabe getragen. - Die Witwe Wilhelm Kalthoff, Blemke, wurde beim
Brombeersuchen vom Tode ereilt. Die 87jährige wurde im Buschgelände aufgefunden.
Kriegsgefangenen-Betreuung
Zwecks Durchführung einer vom DRK geplanten Suchaktion nach 1,5 Millionen Vermißten hat
das Rote Kreuz u. a. im Plettenberger Rathaus eine Nachforschungsstelle für den gesamten
Plettenberger Stadtbezirk eingerichtet. - Aus der Verbundenheit durch gemeinsam erlebtes
Schicksal hinter Stacheldraht wurde von den Plettenberger Heimkehrern ein Ortsverband
gegründet, der zu seinem Vorsitzenden Willi Seifert ernannte.
Unglücksfälle (Verkehrsunfälle siehe weiter hinten)
Der 44jährige Drahtzieher August Schäfer kam im Betrieb der Plettenberger Drahtindustrie
zu nahe mit einer Ziehscheibe in Berührung, wurde von einer Welle erfaßt und so schwer
verletzt, daß sein Tod auf der Stelle eintrat. - Zwischen Brünunghausen und Teindeln,
etwa 350 m vom Bahnübergang Brüninghausen entfernt, wurde auf den Gleisen die schrecklich
verstümmelte Leiche des 24jährigen Gottwald aus Kamen entdeckt.
DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Die Bevölkerung erhielt im September einen Zuwachs von insgesamt 20 Personen. Der Stand am
Ende des Monats betrug 24.357 Einwohner. 11.501 Personen waren männlichen und 12.856
weiblichen Geschlechts.
Am 13. September fand auf Veranlassung des Bundestages im gesamten Bundesgebiet, so auch
in Plettenberg, eine allgemeine Volkszählung statt. Nebenbei erwähnt soll die deutsche
Zählung im Rahmen einer großen, bisher noch nicht dagewesenen Weltzählung des "Welt-Census
1950", die von den UN für ihre 67 Mitgliedstaaten angeregt wurde, erfolgen. Drei Viertel
der gesamten Weltbevölkerung, das sind etwa 1,75 Milliarden Menschen, werden von dieser
Zählung erfaßt. Die Auswertung der Plettenberger Volkszählung im einzelnen wird erst gegen
Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Mitteilungen hierüber erfolgen im Jahresbericht
1950 der Stadtchronik.
Straßen und Wege
Da die Stadt die Grünestraße zwischen Schützenhof und der Brachtstraße baldigst erweitern
muß, nahm sie die Gelegenheit, das alte Fachwerkhaus Grünestraße 13 der Ehefrau Lindemann
zu erwerben. Der Preis betrug 4.340 DM. - Die Fa. Rasche Nachf., die das Wohnhaus Hugo
Thomas in der Grünestraße gekauft hatte, erwarb dazu von der Stadt eine 248 qm große
Parzelle hinter diesem Hause, mußte dafür aber eine 12 qm große Parzelle an die Stadt
zwecks Straßenerweiterung abtreten.
Wohnungsbau
Die Stadt trägt sich mit dem Gedanken, selbst Häuser zu bauen, die in erster Linie für
kinderreiche Familien und Flüchtlinge bestimmt sein sollen. - Ein Teil des Umbauvorhabens
des Ohler Eisenwerkes im alten Schloß Brüninghausen ist bereits durchgeführt. 6 Wohnungen
konnten bezogen werden. - Im ersten Hause der geplanten 4 Graeka-Volkswohnungsbauten auf
dem Eschen konnten einige Familien einziehen. - Der mittelere Bau der 3 geplanten
Volkswohnungshäuser des Gemeinnützigen Wohnungsunternehmens an der Rheinlandstraße wurde
gerichtet. - Das Wohnhaus Buschhaus, Ziegelstraße, konnte ebenfalls gerichtet werden. -
Der Wohnungsbau Großheim von der Sundhelle und Schauerte am Landemerter Weg wurden zum
Richten fertig. - Das Haus Wernecke in Ohle wurde bezugsfertig. - Der Wohn- und
Geschäftsneubau Apelt auf dem Eschen konnte gerichtet werden. - Für den Wohnhausbau
Kebbekus an der Halle wurde die Ausschachtung durchgeführt.
Die kürzlich von der Regierung in Arnsberg für unsere Stadt durchgeführte Wohnraumüberprüfung
endete mit der Feststellung, daß Plettenberg im Durchschnitt als stark überbelegt gilt.
Danach soll die Zahl der überbelegten Wohnräume bedeutend größer sein als die der
unterbelegten.
Wasser- und Gasversorgung
Vom Kreistag wurde die Satzung des Wasser- und Bodenverbandes Oestertal genehmigt. Mit
dieser ersten neuerlichen Begründung eines Wasserverbandes in unserem Stadtgebiet aufgrund
der Wasserverbandsordnung wurde eine Bresche in das hier bisher im Gebiet des früheren
Amtes Plettenberg vorherrschende System der privatgenossenschaftlichen Wasserversorgung
zu schlagen.
Die Herscheider Gemeindevertreter stimmten einem Vertragsentwurf über die Verlegung einer
Rohrstrecke der Ferngas AG, Dortmund, von Himmelmert nach Herscheid zu.
Kanalisation
Um die neuerbauten Häuser an der Rittershausstraße an die Entwässerung anzuschließen, wurde
mit der Verlegung eines Anschlußkanals von rund 60 m begonnen. - Die ordnungsgemäße
Abführung der Abwässer ist Voraussetzung für eine ordentliche Bauplanung und für die
allgemeine Hygiene. In Erkenntnis dieser Tatsache schaffte die Stadtvertretung ein neues
Ortsrecht, indem sie einer Satzung für die allgemeinde städtische Entwässerung zustimmte.
Es soll zukünftig grundsätzlich nicht mehr geschehen, daß die Abwässer der Stadt ungeklärt
in die Flußläufe gelangen. Hoffen wir, daß das städtische Vorhaben bald in die Tat umgesetzt
wird, damit die längst nicht mehr tragbaren Mißstände auf diesem Gebiet behoben sind.
Verkehr
Die seit Juli ds. Ja. bestehende regelmäßige Omnibusverbindung der Plettenberger Kleinbahn
Plettenberg - Affeln/Altenaffeln erwies sich als eine sehr stark benutzte wie auch
dringend erforderliche Verkehrsverbindung. Ein großer Teil der Belegschaften der im
Lennetal liegenden Werke (Ohler Eisenwerk, Graewe & Kaiser, Voß & Schröder u. a.)
machte von dieser Fahrgelegenheit regen Gebrauch. Auch sonntags liegt ein solches
Verkehrsbedürfnis vor, und es steht zu erwarten, daß diesem Wunsch bald Rechnung
getragen wird.
Die von der Plettenberger Kleinbahn eingerichteten Ausflugssonderfahrten mit Omnibussen
haben starken Anklang gefunden. Es fanden im September viele Sonderfahrten statt.
Fremdenverkehr
In vielen Städten und Gemeinden des Sauerlandes haben sich die Verwaltungen,
Gaststättengewerbe, Einzelhandel und Heimatvereine zu Fremdenverkehrsvereinen
zusammengetan, um tatkräftig Fremdenverkehrswerbung durchzuführen. Dabei wurden
bereits bisher gute Erfolge erzielt. Bei uns in Plettenberg wurde leider in dieser
Sache bisher alles versäumt.
Verkehrsunfälle
In Holthausen kam es auf der Herscheider Straße zu einem Motorradzusammenstoß. - Ecke
Bahnhof- und Seydlitzstraße stieß der städtische Lkw mit der Lokomotive der Plettenberger
Kleinbahn zusammen. - In der Nacht zum 8. September bemerkte ein Kraftfahrer aus
Rönkhausen kurz vor dem oberen Paseler Bahnübergang in der Lenne 2 Lichter. Die sofort
alarmierte Polizei stellte fest, daß ein Pkw die 4 m hohe Böschung herabgestürzt war und
auf dem Kopf in der Lenne stand. Der Fahrer des Pkw lag, die Hand noch am Steuer, tot in
seinem Sitz.
Feuerlöschwesen
Eine unerwartete Übung größten Stils war zur Erprobung des Katastropheneinsatzes angesetzt
worden. Übungsaufgabe war die Bekämpfung eines gefährlichen und umfangreichen Waldbrandes
auf der Nordhelle im Gebiete des Kolbturms. Unter den 8 an der Übung teilnehmenden Feuerwehren
befand sich auch die Freiwillige Feuerwehr Plettenberg.
b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Volksfeste, Brauchtum
Nach 11jähriger Pause und mit großem Aufwand das Schützenfest der Plettenberger
Schützengesellschaft von 1836 gefeiert. Der Konditormeister Heinz Ochtendung erzielte den
Überraschungs-Königsschuß und wurde damit Schützenkönig. Zur Königin erwählte er sich Frau
Else Wurth aus der Neuestraße. Die Halle war bei Konzert und Ball an allen Festtagen überfüllt.
Die Biergerichtssitzung war überaus originell. Bürgermeister Halfmann, der hauptberuflich
Rektor der Volksschule ist, ebenso der Leiter des Gymnasiums, Dr. Luck, wurden gefesselt
vorgeführt . . . und die Schulkinder hatten ihren Spaß. Vor der Biergerichtssitzung fand ein
glanzvoller Festzug durch die Plettenberger Straßen statt.
52 Pommersche Landsleute aus Plettenberg, Herscheid und Umgebung schlossen sich zu einer
Ortsgruppe zusammen.
Zur erstmaligen Wiederkehr des vor einem Jahr in würdiger und festlicher Form begangenen
Himmelmerter Glockenweihefestes trafen sich viele Himmelmerter im Denkerschen Saal. Es
wurde einstimmig festgelegt, daß dieses Fest alljährlich im September als Fest der
Himmelmerter Dorfgemeinschaft gefeiert werden soll. Den Teilmehmern wurde die im vorigen
Jahre in einem Filmstreifen festgehaltenen ernsten aber auch humorvollen Szenen der
Glockenweihe noch einmal vorgeführt.
In Böddinghausen fand ein Dorfgemeinschaftsabend statt. Im Mittelpunkt stand die Krämpung,
ein ehrwürdiger Brauch, der nur in Böddinghausen geübt wird. Ganz leicht wird das
Böddinghauser Bürgerrecht den Zugezogenen nicht verliehen. Alle "Neubürger" wurden durch
einen handgreiflichen, öffentlichen und spürbaren Akt in die Dorfgemeinschaft aufgenommen.
Diejenigen, die es verdienten, wurden mit einem Tusch nach vorn gebracht, um den Ritterschlag
vor den Hintern zu empfangen. Ein besonders schüchterner mußte mit der Kuhkette nach vorn
geschleppt werden. Auch junge und ältere Damen, die dieses Glückes teilhaftig werden wollten,
wurden - ganz zart natürlich - auf diese Weise mit dem Bürgerrecht beglückt.
Kirchliches Leben
Evangelische Gemeinde
Die Evangelische Frauenhilfe Oestertal besuchte das Volmarsteiner Krüppelheim. -
Die Evangelische Frauenhilfe Plettenberg-Stadt feierte ihr Jahresfest im festlich
geschmückten Vereinshaussaal. Es wurde bei dieser Gelegenheit festgestellt, daß
das mit diesem Monat abgelaufene Kirchenjahr ein reiches und erfolgreiches Arbeitsjahr
war.
Katholische Gemeinde
Der katholische Kirchenchor der St. Laurentius-Gemeinde besuchte Maria-Laach. - Die
St. Laurentiusgemeinde stellte eine Liste der im letzten Kriege gefallenen Mitglieder
der Gemeinde als Unterlage für ein Heldenbuch der Gefallenen zusammen. Es handelt sich
bisher um 114 Mitglieder dieser Gemeinde. - Durch den H. H. Weihbischof der Diözese
Mechel(e)n wurde in der St. Laurentiuskirche das Sakrament der Firmung an 80 belgische
Soldaten gespendet.
Schulwesen
Die Volksschulen im Stadtgebiet verastalteten ihr diesjähriges Herbstsportfest auf den
Elsewiesen. - Zur Erweiterung des Orchesters des Gymnasiums durch Eltern und Freunde
der Schule wurde zu einer Besprechung bzw. zur ersten Übungsstunde eingeladen. - Die
Gemeinschaftsschule Ohle veranstaltete einen Tagesausflug nach Hilchenbach, Berleburg,
Kloster Grafschaft und zum Kahlen Asten. - Fräulein Kraffczyk wurde für die Erteilung
des technischen Unterrichts in den Volksschulen stundenweise beschäftigt. Sie soll, da
ein außerordentlicher Mangel an technischen Lehrerinnen besteht, demnächst auch den
Handarbeitsunterricht am Gymnasium übernehmen.
Erwachsenenbildung
Im beratenden Ausschuß der VHS gab der Plettenberger Leiter, Kulturdezernent Dr. Minster,
eine zusammenfassende Übersicht über Organisation und Zielsetzung der VHS. Nach dieser
Übersicht betrug die Gesamtteilnehmerschaft in 6 Semestern insgesamt 4.044 Hörer, die an
21 Vortragsreihen, 39 Lehrkursen, 53 Einzelveranstaltungen, 5 Studienfahrten,
15 Arbeitsgemeinschaften und 5 Feierstunden teilnahmen. Um den Ostvertriebenen,
Kriegsopfern und Jugendlichen den Besuch zu erleichtern, wurden im vergangenen
Sommersemester 339 Freikarten ausgegeben. - Die Studienfahrt der VHS nach Cappenberg zum
Besuch der Ausstellung "Konrad von Soest und sein Kreis" fand unter starker Beteiligung
statt. Leiter dieser Veranstaltung war Dr. Hartmann, Menden. - Weitere Veranstaltungen
fanden während der VHS-Ferien nicht statt.
Heimatvereine
Die SGV-Abteilung Elsetal veranstaltete eine Fahrt zum Teutoburger Wald und ins Lippische
Land.
Vereinstätigkeit und sonstige Veranstaltungen
Der Ohler MGV machte mit 80 Teilnehmern eine Omnibusfahrt ins Hochsauerland über Hohe
Bracht, Rhein-Weser-Turm und Berleburg nach Winterberg und zurück über Kloster Grafschaft,
Saalhausen. - Der MGV Bremcke bot in einem Unterhaltungsabend Freude und Entspannung. -
Der MGV Holthausen fuhr mit Omnibussen der Bundesbahn über Halver, Radevormwald, Remscheid,
Müngstener Brücke, Burg, Altenberg, Bensberg, Wegeringhausen, Olpe, Attendorn. - Der MGV
Böddinghausen feierte sein goldenes Jubelfest in sangesfreudiger Verbundenheit. Ausgezeichnete
gesangliche Leistungen unter starker Beteiligung aus der näheren und weiteren Umgebung. -
Die weibliche Mitgliedschaft des MGV Plettenberg veranstaltete mit dem "Sambabus" der Fa.
Michels eine Fahrt ins Blaue zum Forsthaus Krähwinkel bei Werdohl. - "Saison in Salzburg"
Operettengastspiel der Westfälischen Operette Lippstadt. - Weiter fand ein ausgezeichnetes
Solistenkonzert der Konzertgemeinschaft blinder Künstler statt. - Das Tegernseer Bauerntheater
bot im volbesetzten Central-Theater einen Schwank "Die Dorfscheinheiligen". - Der
Nordwestdeutsche Rundfunk veranstaltete mit heimischen Kräften in der Schützenhalle einen
bunten Unterhaltungsabend. - In der Aula des Gymnasiums fand ein deutsch-englisches
Chorsingen statt. Melodienklang als gemeinverständliche Sprache und Brücke des Verstehens.
Auf deutscher Seite sang der Chor der Altenaer Oberschulen. Im Anschluß daran unternahmen
die englischen Gäste auf Einladung der Stadtverwaltung eine Omnibusfahrt in die Umgebung von
Plettenberg und machten Station an der idyllischen Oestertalsperre.
Heimatgeschichtliches
Das im Jahre ---- gegründete Kloster Grafschaft am Oberlauf der Lenne mit seiner berühmten
Beerenweinkelterei, nach dem bei zahlreichen Gemeinschaftsfahrten ins Sauerland gern noch
ein Abstecher gemacht wird, verdient für die Geschichte der Stadt Plettenberg besonderes
Interesse. Diesem Kloster wurden von seinem Gründer viele regelmäßige Einkünfte zugesichert.
Mit vielen anderen Kirchen des Sauerlandes wurde u. a. die Plettenberger Pfarrkirche dem
Kloster unterstellt. Das Kloster Grafschaft hatte bis zur Einführung der Reformation in
Plettenberg das Patronatsrecht über die Lambertikirche ausgeübt. Im Jahre 1803 wurde es
säkularisiert. Später wurde in den Kellern des alten ehrwürdigen Bauwerks die Beerenweinkelterei
eingerichtet, und nun haben schlesische Schwestern vom Orden der Borromäerinnen seit ihrer
Vertreibung aus dem Osten hier eine neue Heimat gefunden. Z. Zt. wird das Kloster in ein
Hospital umgewandelt, so daß nach wechselvollem Schicksal das Kloster wieder seinem alten
Zweck als Ordensniederlassung dient.
c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Industrie
Die Plettenberger Kleineisenwaren sind im Ausland wieder sehr begehrt. Die heimische
Ausfuhr beträgt bereits 50 % derjenigen der Vorkriegszeit. Am meisten gesucht sind die
Fertigwaren des zivilen Bedarfs wie Schrauben, Nägel, Nieten, Breitewaren usw. Insgesamt
liegen bei der Plettenberger Industrie Anfragen über tausende von Tonnen vor, die in
der gleichzeitig geforderten kurzen Zeit nicht geliefert werden können.
Die Holthauser Firma R. Seuthe KG konnte das Fest des 50jährigen Bestehens feiern. Die
Firma, die 1928 ihren Betrieb ins Rheinland verlegt hatte, mußte nach einem Bombenangriff
auf Köln, bei dem sie ihren Betrieb und die Büroräume im Deichmannhaus verlor, im
Heimatort wieder Zuflucht nehmen. Im Vorjahre konnte die Fa. Seuthe, nachdem sie sich
behelfsmäßig eingerichtet hatte, die neuen Geschäftsräume beziehen.
Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens veranstaltete die Fa. Ernst Flender, Herscheider Straße,
eine Betriebsfeier in der "Erholung". - Das Lennetaler Hammerwerk veranstaltete mit seiner
Belegschaft eine an Überraschungen reiche Omnibusfahrt an den Rhein. - Die Firma Schade
veranstaltete mit 1.250 Personen insgesamt 15 Ausflugsfahrten. 10 Fahrten gingen an den
Rhein und an die Ahr, 5 Fahrten in das Hochsauerland. Erwähnenswert ist die Tatsache, daß
allein 430 Menschen im vergangenen Jahr bei dieser Firma neu eingestellt wurden. - Die
Belegschaft der Dampfkesselfabrik Achenbach fuhr an den Rhein.
Handel
Die Textileinzelhandelsfirmen Modehaus Otto und Firma Schröder veranstalteten in der
Schützenhalle je eine Modenschau. Beide Veranstaltungen waren stark besucht und fanden
reges Interesse.
Arbeitsmarktlage
Im Oktober war eine weitere Besserung der Arbeitsmarktlage festzustellen. Die Zahl der
Arbeitslosen ging von 164 im Vormonat auf 132 zurück. Die gute Beschäftigungslage unserer
heimischen Metallindustrie dürfte an dieser Entwicklung am stärksten beteiligt sein.
Märkte
Obst und Gemüse wurde massenweise zu sehr verbilligten Preisen geboten. Preise: Weintrauben
0,60; Pfirsiche 0,60; Äpfel 0,40; Kochäpfel 0,15; Birnen 4 Pfd. 0,50; Pflaumen 0,15 bis
0,20; Spinat 0,17; Kohlrabi St. 0,15; Sellerie St. 0,30; Bohnen 0,20; Wirsing 0,12;
Weißkohl 0,08; Rotkohl 0,20; Möhren 3 Pfd. 0,40; Tomaten 0,15; Eier 0,23 bis 0,26;
Rindfleisch 1,10 bis 1,60; Hammelfleisch 1,50; Schweinefleisch 2,20.
Im Oktober wurden auf den Märkten gute Umsätze erzielt. Auch der Bazar konnte gute Absätze
verzeichnen.
Zwischen der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel, die wegen unzulässiger Erweiterung der
Wochenmärkte Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Stadtverwaltung Plettenberg eingelegt
hatte, und der Kreisverwaltung Altena wurde eine einstweilige Regelung getroffen, wonach
zum Verkauf auf den Wochenmärkten nicht zugelassen sind: Meterware, Dekorationsstoffe,
Gardinen, Wäsche, Schuhe und Konfektion.
Stadtverwaltung
Der über 35 Jahre im Dienst der Stadtverwaltung Plettenberg tätig gewesene Stadtinspektor
Karl Cordes schied durch einen Unfall, der zum Tode führte, aus.
Aus den Polizeiakten
Zwei jugendliche Personen wurden unter dem Verdacht festgenommen, an einem 15jährigen Mädel
am Hestenberg ein Sittlichkeitsverbrechen verübt zu haben. - Ein 39jähriger Gerber aus
Böddinghausen wurde wegen Betruges bestraft.
Medizinalwesen
Erstmalig wird z. Zt. in Plettenberg die Tuberkulose-Schutzimpfung durchgeführt. Die Impfung
ist freiwillig. - 210 Krankentransporte wurden im September vom öffentlichen Krankentransport
auf dem Wieden durchgeführt. 19 Transporte davon betrafen Unfälle. In 5 Fällen hadnelte es
sich um Infektionserkrankungen.
Fürsorge
Durch Schaffung von 2 Schlafräumen mit je 4 Betten im Hintergebäude des Rathauses ist die
Unterbringung der Obdachlosen und mittellosen Durchreisenden, die bisher im Rathausflur
beherbergt worden waren, endlich geklärt. - Die Plettenberger Bauerschaft stellte Bedürftigen
kostenlos 400 Zentner Kartoffeln zur Verfügung.
Von der Jagd
Im Revier auf dem Bärenberg brachte der Jäger Carl Becker eine starke Sau zur Strecke,
Rudi Schulte im Eiringhauser Revier 3 Wildschweine und Paul Niggemann im Biedenkopfer
Revier einen 3 Zentner schweren Keiler. Der Revierförster Kleerbaum schoß 2 Schwarzkittel.
Das Schwarzwild nimmt in unserm Gebiet Überhand und richtet, wo es auftritt, beträchtliche
Schäden an. Mit ihren Rüsseln durchfurchen sie Kornfelder und Kartoffeläcker sowie Wiesen
und verwüsten diese vollständig. Die Bergbauern sind dazu übergegangen, ihre Ländereien mit
einem elektrisch geladenen Zaun zu umgeben.