Klimaverhältnisse
An Niederschlägen wurden im August registriert: 74,9 mm Gesamtniederschlagshöhe. Größte
Tageshöhe 15,3 mm. Zahl der Regentage 17. Gewitterzahl 8. Der Regen trat meist in Begleitung
von Gewittern auf.
DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
Geburten: 23, davon 11 Knaben und 12 Mädchen. Sterbefälle: 17 (1 Totgeburt). Der
Geburtenüberschuß betrug somit 30 %. In den Sterbefällen sind 2 nachträglich beurkundete
Kriegssterbefälle enthalten. In einem Falle wurde der Tod durch Verkehrsunfall verursacht.
Das erreichte Höchstalter betrug 85 Jahre. Fast die Hälfte der Verstorbenen war über 70 Jahre
alt. Eheschließungen: 31.
Von unseren Alten
Insgesamt 14 über 80 Jahre alte Mitbürger konnten bei körperlicher Frische in diesem Monat
ihren Geburtstag feiern: Wilhelm Seuthe, Holthausen (88); Wwe. Sophie Schmellenkamp geb.
Hillesmann, Landemert (88); Wwe. Anna Ratzke geb. Röthing (86), Franz Hennecke, Eiringhausen
(86); Wwe. August Domröse geb. Hoffmann (84), Frau Luise Ashoff geb. Althaus, Ohle (84);
Wwe. Anna Schulte geb. Becker, Osterloh (84); Josef Sasse, Ohle (84); Wwe. Maria Figge geb.
Mondroch, Eiringhausen (83); Rudolf Niederhoff, Eiringhausen (83); Wwe. Minna Vieregge geb.
Sechtenbeck, Holthausen (82); Wwe. Mathilde Eschenbrücher geb. Beckers, Oesterau (82);
Wwe. Lina Gregory geb. Schulte, Immecke (81) und Wwe. Anna Groll geb. Graewe (81 Jahre alt).
3 Goldene Hochzeiten konnten gefeiert werden und zwar von den Eheleuten
Reichsbahnlokomotivführer a. D. Ernst Menschel und seine Frau Lina, auf der Weide; Rudolf
Sirringhaus und Alwine geb. Kaiser sowie Hüttendirektor a. D. August Heil und Anna geb. Kraus,
Ohle.
DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Die Gesamtbevölkerung erhielt im August einen Zuwachs von insgesamt 41 Personen. Ende des
Monats betrug die Einwohnerzahl 24 327. Davon waren 11490 männlichen und 12837 weiblichen
Geschlechts. In dieser Zahl sind ebenfalls enthalten 3638 Ostvertriebene und 867 Evakuierte.
Straßen und Wege
Die Lechteickenstraße in Eiringhausen wurde neu eingewalzt. Vom Bauausschuß der Stadtvertretung
wurde die Instandsetzung folgender Straßenstrecken beschlossen: Straße nach Landemert,
einzelne Teile des Böddinghauser Weges und ein Teil der Ohler Straße am Gringel. Die
Straßenstrecken solen neue Teersplitdecken erhalten. Mit dem Neubau der Rheinlandstraße,
durch die gleichzeitig eine Kanalisation geführt werden soll, wurde begonnen.
Wohnungsbau
Im Elhauser Tal wurde die 14 Waldarbeitersiedlungen gerichtet. Auf dem Silberg wurde das
Eigenheim Stegborn und an der Hallenstraße der Neubau Wahle rohbaufertig. Das gleiche
gilt für den Neubau Arndts auf dem Hechtenberg und für den Bau Vetter. 2 Neubauten mit
zusammen 5 Wohnungen des Ernst Herzhoff an der Schubertstraße konnten gerichtet werden.
Ebenfalls wurden Richtfeste gefeiert beim Wohnhaus Blum an der gleichen Straße, beim
Neubau Thomas an der Dillackerstraße. In Ohle sind z. Zt. 2 Bauunternehmen mit Baggern
an den Ausschachtungsarbeiten für die ersten 6 großen Doppelhäuser in der Papenkuhle
beschäftigt. Auf dem Fabrikgebäude der Firma August Assmann wird z. Zt. eine Werkswohnung
errichtet. An der Sundhelle wurde mit dem Großheimschen Wohnhausneubau und auf der Grutmecke
in Eiringhausen mit dem Büro- und Wohnhausneubau Vieregge begonnen. Am Brockhauser Weg
errichtet Frau Apelt ein Wohnhaus. Der Umbau Zeni an der unteren Bahnhofstraße ist
durchgeführt. An der Ziegelstraße sind Keller und Erdgeschoß des Wohnhauses Buschhaus
fertiggestellt.
Wasserversorgung
Der neue Wasserbehälter auf der Sundhelle oberhalb der Kleinsiedlung wurde fertig. Er faßt
300 cbm.
Kanalisation
Die Kanalisation am Unterstadtgraben wurde abgeschlossen. Mit der Pflasterung der
Unterstadtgrabenstraße wird jedoch bis zum nächsten Jahrn gewartet, bis der Kanal sich
gesetzt hat.
Um etwa 90 m wurde der Kanal in der Rittershausstraße am Neubau Thomas verlängert. Damit
konnten auch die älteren Bauten an das Kanalisationsnetz angeschlossen werden.
Verkehrsunfälle
Ein 66jähriger Invalide wurde von einem Pkw angefahren und zu Boden geschleudert. Wegen
mehrerer Rippenbrüche mußte er dem Krankenhaus zugeführt werden. - Eine Radfahrerin aus
Eiringhausen stieß beim Einbiegen in den Brockhauser Weg an der Bahnhofstraße an den
hinteren Aufbau eines entgegenkommenden Lkw, kam zu Fall und wurde mit schweren
Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht. - Ein Hohenlimburger Lkw geriet auf der
Bundesstraße oberhalb Siesel in Brand. Der Benzintank explodierte. Der brennende Wagen
und das über die Straße fließende Benzin blockierten die Bundesstraße für mehere Stunden.
- Ein 18jähriger Junge aus Bochum verlor auf der Selscheider Straße die Gewalt über sein
Rad, prallte mit voller Wucht auf den entgegenkommenden Pkw eines Werdohler Arztes. Der
Junge mußte mit einer schweren Gehirnerschütterung und einem Schlüsselbeinbruch ins
Krankenhaus eingeliefert werden.
Feuerlöschwesen
Die Oesterauer Feuerwehr erhielt einen modernen Gerätewagen.
b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Volksfeste, Brauchtum
Die Böddinghauser Dorfgemeinschaft feierte ihr diesjähriges Sommerfest bei Groll. Das Fest
reiht sich würdig denen der früheren Jahre an. - Seit 11 Jahren zeigte die Kirmes auf dem
Wieden wieder einen vollen Betrieb, der so groß war, daß der Verkehr in die Grüne über die
Königstraße umgeleitet werden mußte. Russische Schaukel, Motorroller, Glücksräder, Schießbuden.
Der Umsatz an Bratwürsten ging in die Zehntausende. - Im Hinblick auf den stetig wachsenden
Umfang des Freitagswochenmarktes wurde der "musikalische Tag" von der Stadtverwaltung auf
den Mittwoch verlegt. Bekanntlich war bisher in Plettenberg der Freitag für das Auftreten
von Straßenmusikanten frei.
KIRCHLICHES LEBEN
Evangelische Gemeinde
Die Ferienkinder der Evangelischen Kirchengemeinde wanderten in großen Scharen zum
Heiligenstuhl. - In der Böhler Kirche fanden aus Anlaß des deutschen Evangelischen Kirchentages
in Essen Rundfunkübertragungen unter dem Titel "Rettet den Menschen" statt.
Katholische Gemeinde
Durch freiwillige Helfer aus der Gemeinde wurde in der St. Laurentius-Kirche eine neue
Sakristei geschaffen. - Für den in Paderborn verstorbenen Pfarrer Heinrich Leimann fand
in der St. Laurentiuskirche, der Stätte seines langjährigen Wirkens, das feierliche Requiem
statt. Seine Berufung als Pfarrer der hiesigen katholischen Gemeinde erfolgte im Oktober
1932.
Schulwesen
Das Gymnasium und die Martin-Luther-Schule erhielten einen neuen Außenanstrich, nachdem
diese so lange Zeit in recht schäbigem Zustand bleiben mußten. Auch sämtliche übrigen
Schulgebäude wurden außen, teilweise auch innen, renoviert. - Die Selscheider Schulkinder
erlebten unvergeßliche Stunden im Hochsauerland. - Mehrere Schulklassen besuchten das
Süderländer Tageblatt, um einmal einen Zeitungsbetrieb kennen zu lernen.
Erwachsenenbildung
Während der VHS-Ferien fanden keine Veranstaltungen statt. Lediglich das städtische Kulturamt
veranstaltete einen Serenadenabend, der jedoch infolge der unbeständigen Witterung vom
Amtshausgarten in den Sitzungssaal des Amtshauses verlegt werden mußte. Der Besuch war
erfreulich stark. Die Plettenberger Kammermusikvereinigung bot eine vorzüglich abgerundete
Leistung.
Heimatvereine
Der SGV Plettenberg veranstaltete eine Tageswanderung von Herscheid über Reblin,
Fürwiggetalsperre, Neuemühle, neue Versesperre, Herscheider Mühle und zurück. - Der SGV
Oestertal veranstaltete mit dem Lautensänger Erwin Althoff aus Wetter einen gehaltvollen
Heimatabend.
Vereinstätigkeit
Der MGV "Bergeshall" machte eine frohe Sängerfahrt vom Oestertal zu Wupper und Rhein.
c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Landwirtschaft
Der voraussichtliche Ertrag an Frühkartoffeln wird auf 157,7 dz je ha geschätzt und liegt
damit um 14,8 dz unter den Ergebnissen der Vorjahresernte. Der Ertrag an Wiesenheu entsprach
dem des Vorjahres. Die Ernteaussichten für Spätkartoffeln sind sehr gut. Das in diesem Jahre
starke Auftreten des Kartoffelkäfers konnte wegen der durchgeführten Spritzung der
Anbauflächen keine nennenswerte Verminderung des Ernteertrages hervorrufen.
Obwohl der Milchertrag, und dementsprechend auch die Butterausbeute, saisonbedingt etwas
nachließen, lagen sie doch noch günstig. Die durch den Ausbruch des Korea-Krieges
eingetretene Hamsterwelle hatte den Buttermarkt kaum berührt.
Das durchweg gute Erntewetter drängte die diesjährige Kornernte auf nur wenige Wochen im
August zusammen. Roggen und Weizen waren bereits in der ersten Augusthälfte restlos geborgen,
und die Haferernte folgte in der zweiten Augusthälfte. Und schon zog wieder der Pflug seine
geraden Furchen, um den Boden für die neue Aussaat vorzubereiten.
Industrie
Die heimische Industrie erfuhr im Berichtsmonat eine starke Belebung. Besonderen Anteil
hieran hat der durch den Korea-Konflikt stark erweiterte Exportmarkt. Die Industrie konnte
eine rapide Steigerung des Auftragseinganges verzeichnen. Einer nennenswerten
Produktionssteigerung steht jedoch die schwierige Beschaffung des notwendigen Rohmaterials
hemmend im Wege. Auch die Energieversorgung dürfte bald zum wichtigeren Problem werden.
Der letzte Sohn des Gründers der Firma Voß & Schröder, Albert Voß, der über 60 Jahre im
Betrieb seines Vaters tätig war, schied aus dem Leben.
Die Firma Wagner, Köbbinghauser Hammer, konnte auf ihr 100jähriges Bestehen zurückblicken.
Aus diesem Anlaß fand ein Betriebsausflug in das Rhein- und Ahrtal statt, wobei die
Bedeutung dieses Tages entsprechend gefeiert wurde. - Die Belegschaft der Firma C. Meuser
verlebte frohe Stunden im Siebengebirge und am Rhein.
Handel
Der vom Einzelhandel veranstaltete Sommer-Schlußverkauf hatte ein befriedigendes Ergebnis.
Es gibt schon wieder einen schwarzen Markt! Zucker ist kaum noch zu haben und wird teilweise
zu Schwarzmarktpreisen verkauft.
In der Schützenhalle fand eine Werbeveranstaltung des Plettenberger Einzelhandels mit
kabarettistischer Unterhaltung statt.
Arbeitsmarktlage
Die Arbeitsmarktlage nahm im August eine besonders erfreuliche Entwicklung. Im Bezirk
Plettenberg, Ohle und Herscheid ging die Arbeitslosigkeit von 220 auf 164, also um 25 %
zurück. Während nach dem Einholen der Ernte in der Landwirtschaft der Bedarf an
Arbeitskräften sank, hielt er im Baugewerbe weiter an. Um die Vielzahl der anstehenden
Bauvorhaben durchführen zu können, mußten Maurer aus anderen Bezirken herangeführt werden.
Obwohl die Baustoffindustrie auf vollen Touren läuft, herrscht bereits fühlbarer
Baustoffmangel.
Die Metallindustrie hat eine weitere Besserung erfahren. Bei einzelnen Firmen sind die
Exportaufträge überwiegend. Im Durchschnitt sind die Betriebe Plettenbergs mit etwa
30 % für den Export beschäftigt. NE-Metalle sind knapp und außerdem sehr teuer. Firmen,
die ausschließlich NE-Metalle verarbeiten, gingen bereits dazu über, andere Produktionen
aufzunehmen.
Märkte und Messen
Die Preise auf den Wochenmärkten waren gegenüber dem Vormonat kaum verändert. Gemüse und
Obst wurden reichlich geboten. Der Markt zeigte keine Verknappung. Infolge des
Sommerschlußverkaufes waren die Umsätze an den Textilständen spürbar geringer. - Der
zwischen dem Textileinzelhandel und der Stadtverwaltung ausgebrochene Streit wegen der neuen
Marktordnung geht unverändert weiter. Der Textileinzelhandel verlangt ein Marktrecht, das
den Textilienverkauf auf dem Markt stark einschränkt bzw. ganz unterbindet, während die
Bevölkerung durch die Stadtvertretung als berufene Instanz sich für eine freiere Marktordnung
entschieden hat. Der ambulante Handel strebt bei Einschränkung des Marktes sogar die
regelmäßige Abhaltung von Krammärkten an, auf denen bekanntlich alles verkauft werden darf.
- Während der Kirmestage wurde der Wochenmarkt auf dem Schulplatz der Oberschule abgehalten.
Die Auto-Union präsentierte sich mit einer DKW-Kolonne auf dem Wieden. Gezeigt wurden die
verschiedensten Typen der DKW-Fahrzeuge.
Eisenbahn
Der "Herscheider" hatte Pech. Er entgleiste bei Hüinghausen. Personenschaden trat nicht ein.
Dieser Unfall droht eine Diskussion auszulösen, in der die Frage nach der weiteren
Existenzberechtigung der Strecke Plettenberg-Herscheid allen Ernstes aufgeworfen werden wird.
- Die Bahnsteigüberdachungen auf dem Eiringhauser Bahnhof, die durch den Krieg ziemlich
beschädigt worden waren, wurden wieder instandgesetzt.
Medizinalwesen
Der öffentliche Krankentransport Plettenberg führte im August 184 Krankentransporte mit
insgesamt 4446 Fahrtkilometern durch. Bei 29 Transporten handelte es sich um Unfälle aller
Art und in 11 Fällen um Infektionskrankheiten.
Die innere Station des evgl. Krankenhauses in der Villa Kaiser wurde ihrer Bestimmung
übergeben. Das Krankenhaus II erhielt nach einem für die Evangelische Kirche sehr verdient
gewordenen Mann des Glaubens und der entschlossenen Tat, Johann Heinrich Wichern, den Namen
"Wichernhaus".