Klimaverhältnisse
Ein ungewöhnlich kalter Oktober, wie er seit vielen Jahren nicht mehr zu verzeichnen war,
brachte sogar in der letzten Dekade Frost und Schnee. Insgesamt gab es 14 Regen- und
3 Schneetage. Gesamte Monatsniederschlagshöhe 55,7 mm. Die größte Tageshöhe betrug am
3. Oktober 18,2 mm. Tagestemperaturen 10 bis 15 Grad, nachts bis zu 5 Grad ablühlend.
Leichtes Ansteigen der Temperaturen in der ersten Dekade. Gegen Ende des Monats
Temperaturen um den Nullpunkt.
DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
Die von den beiden Plettenberger Standesämtern angegebene Geburtenziffer zeigt im Oktober
ein starkes Ansteigen gegenüber dem Vormonat. Insgesamt wurden 42 Kinder geboren (davon
in Ohle 5) und zwar 18 Knaben und 24 Mädchen. Der Geburtenüberschuß betrug 19 oder mehr
als 82 %. Im Berichtsmonat wurden 23 Sterbefälle registriert (davon in Ohle 2). In
2 Fällen liegt das Sterbealter bei 85 Jahren. 9 der Verstorbenen wurden 70 Jahre alt.
Unter den Verstorbenen befanden sich zwei Neugeborene. In einem Falle wurde der Tod durch
Unfall verursacht. Besonders auffallend war die hohe Zahl der Eheschließungen mit 28 Paaren
(davon in Ohle 5).
Von unseren Alten
In Röbel in Mecklenburg konnte eine alte Plettenbergerin, Frau Berta Gummich, ihren 96.
Geburtstag feiern. 10 Plettenberger Bürger konnten in ihrem 9. Jahrzehnt Geburtstag feiern:
Anna Schwerdtner geb. Seibt (88 Jahre alt); Musiklehrerin Anna Otto (86); Amanda Schürmann
geb. Maiweg, Eiringhausen, und Hermann Pohl (85); Wwe. Berta Hoffmann geb. Schahldach (83);
Anna Müller geb. Schmidt und Wwe. Lina Mäckler geb. Becker (82); Wwe. Anna Keßler geb.
Sönnecken, Wwe. Adele Seißenschmidt geb. König und Ferdinand Baußmann (81 Jahre alt).
Zwei Jubelpaare konnten das Fest der goldenen Hochzeit in geistiger und körperlicher
Frische feiern: August Menschel und Meta geb. auf der Weide und Johannes Kern und Maria
geb. Bien.
Eine 79jährige Frau wurde in ihrer Wohnung erhängt aufgefunden. Als Motiv der Tat wird ihre
unheilbare Krankheit angenommen.
Kriegsgefangenen-Betreuung
Am Tage der deutschen Kriegsgefangenen, dem 26. Oktober, wurden die Zahlen aller noch in
Gefangenschaft gehaltenen sowie der vermißten Plettenberger bekanntgegeben. Danach handelt
es sich um 590 Personen und zwar 17 Kriegsgefangene, 496 Vermißte der Wehrmacht, 74 Vermißte
der Zivilbevölkerung, 3 Internierte.
Unglücksfälle (Verkehrsunfälle siehe weiter hinten)
Vor einer Gastwirtschaft in Landemert kam ein älterer Mann zu Fall, wobei er sich schwere
Kopfverletzungen und einen Schädelbruch zugezogen hatte. Es handelt sich um den 68jährigen
August S. aus Landemert. Er wurde etwa 20 Minuten später tot aufgefunden. - Der
Geschäftsführer der Fa. Kinkel, Walter Schwarz, wurde an der Brückenrampe am Kahle von einem
Lkw angefahren. Erhebliche Verletzungen am Fuß. Seine Überführung ins Krankenhaus fand
unmittelbar danach statt.
DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Die Bevölkerung hat im gesamten Stadtgebiet im Oktober besonders stark an Zahl zugenommen.
Insgesamt wurden verzeichnet 169 Zugänge und 95 Angänge. Danach ist ein Zuwachs von insgesamt
74 Personen zu verzeichnen. Der neue Bevölkerungsstand betrug Ende Oktober 24.431 Einwohner.
Davon waren 11.541 Einwohner männlichen und 12.890 weiblichen Geschlechts. Konfessionell
gesehen teilt sich die Bevölkerung wie folgt auf: 16.561 Protestanten, 6.610 Katholiken,
245 Sonstige, 1.015 ohne Konfession. Der Anteil der Ostvertriebenen an der Gesamt-Einwohnerzahl
betrug 3.674 und derjenige der Evakuierten 863.
Straßen und Wege
Mit den Ausbesserungsarbeiten am Böddinghauser Weg, die zunächst auf einer Strecke von
500 m erfolgen sollen, wurde begonnen. Ebenfalls wurde der dringend notwendige Ausbau
des Landemerter Wegs in Angriff genommen. Vorgesehen ist die Instandsetzung dieser Straße
vom Gasthof Battenfeld bis nach Landemert. - Die Rheinlandstraße wird z. Zt. in einer
Länge von 350 m ausgebaut und mit Kanalisation versehen.
Brücken
Die Straßenverwaltung stellte vor der Lennebrücke in kurzen Abständen hintereinander
3 Warnschilder auf. Der Neubau dieser Brücke, der an sich unbedingt notwendig wäre, wird
voraussichtlich einen Aufwand von 280.000 DM erfrodern. Es bleibt zunächst bei der
Hoffnung, dieses Bauvorhaben im nächsten Jahre in Angriff nehmen zu können. - Der Anstrich
der Eisenkonstruktion der zur Papenkuhle führenden Lennebrücke in Ohle wurde durchgeführt.
- Als sehr verkehrshemmend wirkt sich die Einbahnbrücke am Kahley aus. Die Wiederherstellung
dieser Brücke im Zuge der Bundesstraße ist erforderlich.
Wohnungsbau
Der Neubau Laue, Böddinghauser Weg, wurde bis zum Kellergeschoß gebracht. Der Eigenheimbau
Großheim an der Sundhelle wurde gerichtet. Mit den Maurerarbeiten zu dem Eigenheim Kebbekus
an der Hallenbergstraße wurde begonnen. Die Siedlungsbauten an der Straße Böddinghausen -
Papenkuhle machen günstige Fortschritte. Ebenso nehmen die Arbeiten an den 6 großen
Doppelhaus-Neubauten des Ohler Eisenwerkes in der Papenkuhle einen flotten Verlauf. Hier
allein werden 36 Familien bald ein neues Heim erhalten. In Ohle konnte der Neubau von
Dr. Priewe ebenso (wie der) des großen Geschäftshauses im Rohbau gut weiterkommen.
Wasserversorgung
Nachdem die Landesbank in Münster nunmehr die von den Stadtwerken seit langer Zeit erstrebte
Summe von 95.000 DM bereitgestellt hat, ist die Durchführung der Bauarbeiten an dem 1.000 cbm
fassenden Hochbehälter auf dem Eschen, der die Versorgung der Stadt gewährleisten soll,
gesichert. - In einigen Teilen der Innenstadt waren Schwierigkeiten der Wasserversorgung
durch Schäden am Stromführungskabel vom (und) zum Pumpenwerk Siesel aufgetreten. - Die
Wasserversorgungslage in Selscheid war sehr vernachlässigt. Das Wasser war seit langem nicht
mehr trinkbar, weil es von Kaulquappen, Wasserflöhen und Spinnen darin wimmelte. Forellen
verstopften die Leitungen. Im Oktober konnte dieser Übelstand, zwar zunächst nur provisorisch,
beseitigt werden. Endgültig werden diese Arbeiten im nächsten Frühjahr abgeschlossen werden
können. - Auch Ohle hat Wassersorgen. Der gegenwärtige Stand ist äußerst schlecht. Mit einer
Besserung ist jedoch erst zu rechnen, wenn die Finanzierung des Projektes "Jeutmecke"
gesichert ist.
Kanalisation
Im ganzen Kreisgebiet ist die Entwässerung als sehr erheblich vernachlässigt zu betrachten.
Kläranlagen fehlen überall, nur die Stadt Plettenberg besitzt eine solche. Und diese ist
längst nicht ausreichend. Es mußte festgestellt werden, daß nur ein geringer Teil der
Plettenberger Abwässer der Kläranlage in Böddinghausen zugeführt werden. Die Lenne gilt
daher in der näheren und weiteren Umgebung als der meistverschmutzteste Fluß. - Die
Arbeiten zur Erweiterung des Kanals in der Südstraße gelangten im Berichtsmonat zum Abschluß.
Müllabfuhr
Das Else- und Oestertal wurden nunmehr auch an das städtische Müllabfuhrnetz angeschlossen.
Nicht einbegriffen ist Himmelmert.
Verkehr
In dem neuen seit 8. Oktober gültigen Winterfahrplan der Plettenberger Kleinbahn sind die
Sonntagsfahrten auf der Omnibuslinie Plettenberg-Oestertalsperre-Reblin wegen ungenügender
Benutzung ausgefallen. Die Omnibusse auf der Linie Plettenberg-Landemert verkehren nur noch
dienstags und freitags.
Verkehrsunfälle
Auf der Kaiserstraße vor der Einfahrt zur Grünestraße stieß ein Omnibus der Kleinbahn mit
einem Pkw zusammen. - Auf der Bundesstraße in Höhe des Sägewerks Sauerland fuhr ein Lkw auf
einen vor diesem herfahrenden Lkw auf, als dieser in das Sägewerk einbiegen wollte. - Auf
der gleichen Straße und am gleichen Tage streifte ein Lkw einen Pkw, wobei der Fahrer
verletzt wurde. - In der Stadtmitte geriet ein Trecker des hier gastierenden Zirkus Belli
in ein Schaufenster der Drogerie Kathagen. - Ein Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr
überholte auf der Herscheider Straße einen Kradfahrer, der dabei erfaßt und mit einem
Beinbruch dem Krankenhaus zugeführt wurde. - Verkehrsunfall Walter Schwarz an der Brückenrampe
am Kahley siehe weiter oben.
Feuerlöschwesen
Auf dem Bärenberg brannte das Bauerngehöft nieder. Als Landemerter, Paseler, Holthauser
und Plettenberger Feuerwehr am Brandort eintrafen, stand bereits der Dachstuhl in Flammen.
Alle Erntevorräte an Heu, Stroh, Roggen und Hafer waren bereits erfaßt. Die Löscharbeiten
gestalteten sich sehr schwierig, da auf der Höhe kein Wasser vorhanden war. Der Hausbrunnen
war mit der kleinen Plettenberger Motorspritze bald leergepumpt. Der Dachboden wurde völlig
ein Raub der Flammen. Die unteren Wohnräume konnten teilweise gerettet werden. Während das
Mobilar gerettet wurde, verbrannten Maschinen und Gerätschaften, Motoren und Mühle
vollständig. Das Vieh gab man in Obhut nach Landemert. Die Entstehungsursache ist noch
ungeklärt und die Höhe des Schadens noch nicht festgestellt. - In einer Bäckerei in Ohle
brach Feuer aus, das jedoch bald gelöscht werden konnte. - Die Feuerwehr veranstaltete
zwei große Alarmübungen, einmal in Ohle und zum andern bei der Firma Graewe & Kaiser. Bei
dieser Firma wurde ein Fabrikbrand vorgetäuscht, bei dem Feuerwehr und Rote Kreuz-Kolonne
tadellos miteinander funktionierten.
b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Kirchliches Leben
Evangelische Gemeinde
Die Evangelische Frauenhilfe Oestertal veranstaltete ihr diesjähriges Jahresfest bei Denker
mit Kaffee und Kuchen. - Wanderung des Ohler Kindergottesdienstes nach Selscheid. -
Evangelisation im Gemeindehaus, durchgeführt von Evangelist Wilhelm Reizuch (Bathorn). -
Treffen der evangelischen Jungmädchenkreise in der Ohler Kirche. - Kindergottesdienstfest
im Albert'schen Saal in Eiringhausen. - Der Ohler Kirchenchor besuchte das Burgmuseum in
Altena. - Schwester Lilly Wegener von der Rheinischen Mission Wuppertal-Barmen hielt einen
anschaulichen Vortrag von der Missionsarbeit im ehemaligen Südwest. - Leiter, Helfer und
Mitglieder der Eiringhauser Jungschar trafen sich für einige Stunden zu einem fröhlichen
Nachmittag im Gemeindehaus.
Katholische Gemeinde
Dechant Tusch aus Wevelsburg schilderte aus dem Leben und den Werkes seines 1947 verstorbenen
Freundes, des westfälischen Dichters im Priesterrock, August Wibbelt, im vollbesetzten
Pfarrsaal der St. Laurentiusgemeinde. - Die letzten noch sichtbaren Spuren der
Kriegszerstörungen an St. Laurentius sind durch Anbringen der großen Rosette an der
Straßenfront beseitigt worden. Das große Rund des neuen Fensters füllt die große
Wandfläche viel besser als das verhältnismäßig kleine Spitzbogenfenster. Die Glasmalereien
der neuen Rosette wirken besonders eindrucksvoll.
Schulwesen
Der Leiter des hiesigen Gymnasiums und bisherige Oberstudienrat Dr. Luck wurde zum
Oberstudiendirektor ernannt. - Der Lehrer Albold kam an die Stelle des bisherigen Lehrers
Kessel an die katholische Volksschule in Ohle. Lehrer Albold war bisher an der katholischen
Schule Plettenberg-Mitte tätig. - Durch Verfügung der Regierung in Arnsberg wurde Lehrer
Edelmann an der Martin-Luther-Schule zum Konrektor befördert. - Nach 45jähriger Dienstzeit
trat die als Lehrerin an der Martin-Luther-Schule tätige Fräulein Wendland in den Ruhestand.
- Die Plettenberger Untersekunda machte eine 8-tägige Wanderfahrt ins Weserbergland. Die
Oberprima machte eine erlebnisreiche Studienfahrt in die Domstadt Köln. Die Obersekunda
verlebte eine Unterrichtswoche auf der Jugendburg Bilstein.
Erwachsenenbildung
Die städtische Volkshochschule eröffnete das Wintersemester mit einem Vortrag von Generalkonsul
Dr. E. Krümmer, Iserlohn, "Volksbildung und Außenpolitik". - Prof. Dr. Budde eröffnete in
den VHS-Außenstellen Ohle und Lettmecke das Winterprogramm mit einem Vortrag "Der Wald im
Ebbegebirge". - Intendant a. D. Reinhardt gab mit einem heiteren Leseabend den Auftakt zum
Paseler Winterprogramm.
Durchgeführtes Programm der VHS Plettenberg: Prof. Dr. Budde - Mehrere Vorträge über den
Wald unserer Heimat. Eebenso naturkundlicher Ausflug an einen Fischteich in der Rostesse.
Dr. G. Schinke, Lüdenscheid: Darstellung der Philosophie Nietzsches. Dr. H. Seiter, Siegen:
Einführungsvortrag in die Anthroposophie. Schmunk, RSF: Silvio Gesell und seine
Freiwirtschaftslehre. Intendant a. D. Reinhardt: Heiterer Leseabend im Amtshaussaal. Dr. G.
Schinke: Philosophischer Vortrag über das Menschenbild bei Thomas von Aquin.
Die VHS Ohle fuhr in den Kohlenpott zur Besichtigung des Bochumer Verein. - Den Anklang, den
die Volkshochschule Plettenberg mit ihren Darbietungen in der Öffentlichkeit gefunden hat,
ebenso der starke Besuch zeigen, wie sehr das Problem der Erwachsenenbildung hier Wurzel
geschlagen hat. - Der Volksbildungsverein Plettenberg trat im Oktober mit Darbietungen nicht
in Erscheinung.
Brauchtum und Heimatpflege
Die an verschiedenen Stellen in unserem Stadtgebiet festgestellte Wiederbelebung des
altüberlieferten Nachbarschaftsgedankens zählt zu den erfreulichen Dingen des örtlichen
Gemeinschaftslebens. In diesem Monat unternahm die Nachbarschaft "Maiplatz" eine
wohlgelungene Fahrt ins obere Sauerland mit 70 Personen: Hohe Bracht, Oberkirchen, Kloster
Grafschaft, Saalhausen.
Vereinstätigkeit, Veranstaltungen
Herbstkonzert des MGV Holthausen, wobei sich Musikdirektor Hanemanns Chor und auch die
Hamburger Gäste reichen Beifall verdienten. - Der Frauenverein vom Roten Kreuz fuhr mit
dem "Suerlänner" nach Schloß Burg und Müngsten, Ittertaler Märchenwald und Elberfelder
Zoo. - Der Eiringhauser Frauenverein vom Roten Kreuz machte mit dem "Suerlänner" seine
Herbstfahrt über Finnentrop, Bilstein zur Hohen Bracht. Zur Freude aller Teilnehmer
konnten bei dieser Gelegenheit die Frauen die Heimatdichterin Josepha Berens-Totenohl
in ihrer Mitte begrüßen. - Das Werksorchester des Ohler Eisenwerks erfreute an einem
Sonntagnachmittag die Ohler Bürger mit einem gut gelungenen Standkonzert. - Die
Westfälische Operette Lippstadt gab ein Gastspiel "Wiener Blut" vor ausverkauftem Hause.
- An der schlesischen Heimatwoche in Köln beteiligten sich viele Plettenberger Schlesier.
- Der Zirkus Belli, der hier 3 Tage auf dem Wieden gastierte, fand starken Besuch und
große Anerkennung. - Kosackenhauptmann Steffi zeigte mit seiner Truppe verwegene Kunststücke
auf der Elsewiese.
c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Landwirtschaft
Nach den Ernteschätzungen waren die Erträge an Spätkartoffeln und Gemüsen teilweise
beträchtlich höher als im Vorjahre. Die Obsternte dagegen war um etwa 20 bis 25 % geringer.
- Ein Riesenkürbis von 96 Pfund konnte ein Bürger in seinem Garten auf der Bredde ernten.
Der Riesenkürbis hatte einen Umfang von 1,62 m.
Es wurde festgestellt, daß allgemein die Erosionsschäden im Sauerland so erheblich sind,
daß voraussichtlich in einigen Jahrzehnten der ganze Ackerboden an den Hängen weggespült
ist. An verschiedenen Stellen im Plettenberger Gebiet sind solche Schäden ebenfalls
festzustellen. Hauptgrund für den Bodenschwund ist die verminderte Wasserspeicherung,
die im wesentlichen von Laubwäldern durchgeführt wird. Mit Gebüsch bestandene Böschungen
an den Hängen sind gewissermaßen Fangzonen. Leider hat man vielfach die Böschungen abgetragen
und die Laubbäume mußten meist Fichten weichen. Die einseitige Nutzung des Bodens durch
Halm- und Hackfrüchte hat seine Widerstandsfähigkeit gegen die Wassergewalt bedeutend
verringert.
Handwerk
Die Rind- und Schweinemetzgerei am Grafweg, Jütte, konnte ihr 50jähriges Bestehen feiern.
- Die Autoreparaturwerkstatt Midderhoff & Abt blickt auf ihr 25jähriges Bestehen zurück.
Industrie
Die Auftragseingänge sind teilweise größer als die Produktionskapazität. Allgemein machen
sich Materialschwierigkeiten bemerkbar. Hinzu kommt bei mehreren Firmen Brennstoffmangel.
Der guten Auftragslage, hauptsächlich durch Steigerung der Exportaufträge bedingt, stellt
sich auch ein starker Mangel an Fach- und Hilfskräften hemmend entgegen. Nachwuchskräfte
wurden teilweise aus den Flüchtlingsumsiedlungsländern herangezogen. Diese Maßnahme ist
jedoch auch begrenzt, da Unterbringungsmöglichkeiten im erforderlichen Umfang fehlen.
Unsere Hammerwerke und Gesenkschmieden sind für den Sektor Bergbau und für den Export gut
beschäftigt. Die Bundesbahn hat einzelnen Zubringerbetrieben nennenswerte Aufträge erteilt.
Die Breitewarenindustrie hatte ein gutes Herbstgeschäft.
Auf Spezialwagen der Bundesbahn traf eine schwere Presse mit riesigen Ausmaßen für die Firma
Voß & Schröder ein. Der Transport der Presse, die für das Werk Blemke bestimmt war, gestaltete
sich sehr schwierig, ging aber ohne Zwischenfälle vonstatten.
Ein schönes Zeichen der Verbundenheit gaben die Betriebsfeste zweier heimischer
Industrieunternehmen. Die Firmen E. W. Paul Menschel und Albert Hiby hatten ihre Belegschaften
in die Gaststätte Erholung eingeladen.
Handel
In Ohle wird z. Zt. eifrig an einem Geschäftshaus-Neubau gearbeitet. Es ist ein Textil-
sowie Elektrogeschäft darin geplant. - Neben der bisher einzigen Brockhaus'schen
Silberfuchsfarm hatte bekanntlich vor 3 Jahren Albert Marl in der Lettmecke dicht hinterm
Forsthaus eine Pelztierfarm ausgebaut. Viel Mühe war bisher notwendig. Die Farm beherbergt
bereits 19 Füchse. Der Züchter Marl wird Ende des Jahres erstmalig seine Zucht pelzen,
damit auch seine Mühe endlich einmal Erfolg bringt. - Die heimischen Textil-Einzelhandelsfirmen
veranstalten eine große Herbstmodenschau in der Schützenhalle.
Arbeitsmarktlage
Die Arbeitsmarktlage zeigte im Oktober eine weitere Besserung, im wesentlichen zurückzuführen
auf die gute Auftragslage in der Metallindustrie. Das Baugewerbe ist sowohl im Hoch- als auch
im Tiefbau voll beschäftigt. Hier fehlt es an Arbeitskräften. Im Raum Plettenberg, Ohle und
Herscheid ging die Arbeitslosenziffer von 132 am Ende des Vormonats auf 114 zurück und
erreichte damit den Stand von Ende April 1949.
Märkte und Messen
Auf den Wochenmärkten war das Geschäft durchweg ruhig. Durch die vielen Ausgaben in der
Einkellerungszeit entsprach der Umsatz nicht der an sich vorhandenen Kauflust. Obst und
Wein wurden in reicher Auswahl geboten. Südfrüchte fanden in Konkurrenz mit dem
heimischen Obst weniger Anklang. Das Angebot in Gemüse war groß. Preise: 4 bis 6 Pfd. Äpfel
1,- DM; Birnen 5 Pfund 1,- DM; Weintrauben ab 0,55 DM; Tomaten 0,35 DM; Apfelsinen je
Stück 0,15 bis 0,20 DM; Zitronen 0,20 DM, Bananen 0,60 DM das Pfd.; Salat und Endivien je
Kopf 0,15 DM; Spinat 0,15 DM; Rosenkohl 0,60 DM; Wirsing 0,15 DM; Möhren 3 Pfd. 0,40 DM;
Kartoffeln 10 Pfund 0,65 DM (Einkellerungskartoffeln 5,50 DM je Zentner); Eier 0,25 bis
0,26 DM; Heringe 3 1/2 Pfd. für 1,- DM; Fleisch- und Fettpreise unverändert. Der Bazar war
wieder reichlich besetzt, Wolle, Wollsachen, Strümpfe, Meterware, Oberhemden usw.
Die Plettenberger Textileinzelhändler nahmen erneut scharf Stellung gegenüber ungesetzlichen
Ausweitungen des Wochenmarktes, gegen die Branchenverwilderung und gegen hemmungslose
Gewerbefreiheit. Wenn auch auf den Textilständen teilweise qualitativ einwandfreie Waren
zu günstigen Preisen vorhanden waren, scheint doch die im Stadtparlament vorgeschlagene
und vom Einzelhandel geforderte Kontrolle sicherlich angebrachte zu sein, damit durch
Verkauf von minderwertiger Ware keine Übervorteilung der Kundschaft geschieht.
c) DIE POLITISCHE GEMEINSCHAFT
Die Gewerkschaften und Betriebsräte
Sämtliche Betriebsräte Plettenbergs hatten sich im Amtshaussaal zu einem Vortrag versammelt,
den Gewerkschaftssekretär Blasberg, Hagen, über das "Tarif- und Arbeitsrecht". - Die
Holzarbeiter Plettenbergs gründeten eine Ortsgewerkschaft.
Stadtverwaltung
Der langjährige Leiter des Schulamtes, Stadtinspektor Stamm, wurde mit Wirkung vom 1.10. ds.
Js. die neue Planstelle eines Stadtoberinspektors übertragen. Der Sparkassendirektor
Wollenweber feierte Ende Oktober sein 25jähriges Dienstjubiläum bei der Städtischen Sparkasse.
Eisenbahn
Im Amtshaus trafen sich Vertreter der Bundesbahn, der Regierung und des Kreises, der Stadt
Plettenberg und der Gemeinde Herscheid, der Plettenberger Kleinbahn, des Straßenbauamtes
und der Industrie- und Handelskammer zu einer Aussprache über die weitere Aufrechterhaltung
der Bundesbahnstrecke Plettenberg - Herscheid. Weniger die Aufrechterhaltung nach der
Rentabilität als die Instandsetzung und Wiederherstellung des Bahnkörpers mit seinen Brücken
und Viadukten waren Ursachen längerer Erörterungen. Während die meisten Anwesenden, besonders
in Hinsicht auf die im Elsetal ansässige Industrie, die Aufrechterhaltung dieser Strecke für
notwendig erachten, vertraten die Vertreter der Bundesbahn die Meinung, die Strecke wegen
der hohen Instandhaltungskosten stillegen zu müssen.
Rechtswesen
Der frühere beim Oberlandesgericht Dresden tätig gewesene Rechtsanwalt Dr. Mann hat sich als
Anwalt niedergelassen. Seine Kanzlei befindet sich in der Kaiserstraße im Prinzschen Haus.
Aus den Polizeiakten
Die Ausstellungskästen des Textilgeschäftes Hape Nachf. wurden erbrochen und beraubt. - Ein
Landstreicher wurde festgenommen. - Zwei Einbrecher versuchten in einem Bauernhaus mitten in
Pasel . . . wurden aber dabei gestört. - Der im Juli 1946 verübte Einbruch in die frühere
Ernährungsstelle Plettenberg, bei dem sämtliche Lebensmittelkarten einer Zuteilungsperiode
gestohlen worden waren, wurde jetzt aufgeklärt. Es handelt sich um eine Essener Diebesbande,
die damals fortgesetzt organisierte Einbrüche in Kartenstellen des gesamten Bundesgebietes
ausführte. Die Täter wurden mit hohen Zuchthausstrafen verurteilt. - Der Gastwirt Schröder,
Teindeln, wurde von mehreren Dieben heimgesucht. Durch Ausheben einer großen Scheibe gelangten
Diebe in den Wirtschaftsraum und trugen den darin befindlichen Wandschrank mit Rauchwaren
und Schokolade in den Garten, wo er völlig geplündert wurde.
Medizinalwesen
Für die neue Plettenberger dritte Apotheke werden z. Zt. die notwendigen Änderungsarbeiten
im Hause Schmidt Ecke Grafweg-Seißenschmidtstraße durchgeführt. - Die in allen Kreisen
beliebte Oberschwester des Plettenberger Krankenhauses konnte ihr Silberjubiläum als
Diakonissin feiern. Die in Lüdenscheid geborene Schwester hat seit 9 Jahren die Leitung
im Evangelischen Krankenhaus. Vor ihrem Antritt in Plettenberg war Oberschwester Johanna
zuletzt in Gelsenkirchen tätig.
Fürsorge
Alle Personen, die laufend aus öffentlichen Mitteln unterstützt werden, erhielten von der
Stadt Kartoffelbeihilfen (in bar). Nach Mitteilung der städtischen Fürsorgestelle wurden
bis zum 01. Oktober nicht weniger als 1.174 Rentenanträge von Kriegerwitwen und Waisen
eingereicht. 430 Kriegerwitwen erhielten eine kleine Unterstützung. Außerdem gibt es in
Plettenberg noch 192 Kriegerwitwen ohne jede Unterstützung (über deren Anträge ist jedoch
zum Teil noch nicht entschieden). Es gibt außerdem im Stadtbezirk noch 14 rentenbeziehende
Kriegervollwaisen, 600 rentenbeziehende Kriegerhalbwaisen und 104 rentenbeziehende
Kriegereltern.