Chronik der Stadt Plettenberg - 1950

Angefertigt im Auftrag der Stadtverwaltung Plettenberg von Albrecht von Schwartzen

Oktober 1950

Klimaverhältnisse
Ein ungewöhnlich kalter Oktober, wie er seit vielen Jahren nicht mehr zu verzeichnen war, brachte sogar in der letzten Dekade Frost und Schnee. Insgesamt gab es 14 Regen- und 3 Schneetage. Gesamte Monatsniederschlagshöhe 55,7 mm. Die größte Tageshöhe betrug am 3. Oktober 18,2 mm. Tagestemperaturen 10 bis 15 Grad, nachts bis zu 5 Grad ablühlend. Leichtes Ansteigen der Temperaturen in der ersten Dekade. Gegen Ende des Monats Temperaturen um den Nullpunkt.

DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
Die von den beiden Plettenberger Standesämtern angegebene Geburtenziffer zeigt im Oktober ein starkes Ansteigen gegenüber dem Vormonat. Insgesamt wurden 42 Kinder geboren (davon in Ohle 5) und zwar 18 Knaben und 24 Mädchen. Der Geburtenüberschuß betrug 19 oder mehr als 82 %. Im Berichtsmonat wurden 23 Sterbefälle registriert (davon in Ohle 2). In 2 Fällen liegt das Sterbealter bei 85 Jahren. 9 der Verstorbenen wurden 70 Jahre alt. Unter den Verstorbenen befanden sich zwei Neugeborene. In einem Falle wurde der Tod durch Unfall verursacht. Besonders auffallend war die hohe Zahl der Eheschließungen mit 28 Paaren (davon in Ohle 5).

Von unseren Alten
In Röbel in Mecklenburg konnte eine alte Plettenbergerin, Frau Berta Gummich, ihren 96. Geburtstag feiern. 10 Plettenberger Bürger konnten in ihrem 9. Jahrzehnt Geburtstag feiern: Anna Schwerdtner geb. Seibt (88 Jahre alt); Musiklehrerin Anna Otto (86); Amanda Schürmann geb. Maiweg, Eiringhausen, und Hermann Pohl (85); Wwe. Berta Hoffmann geb. Schahldach (83); Anna Müller geb. Schmidt und Wwe. Lina Mäckler geb. Becker (82); Wwe. Anna Keßler geb. Sönnecken, Wwe. Adele Seißenschmidt geb. König und Ferdinand Baußmann (81 Jahre alt).
Zwei Jubelpaare konnten das Fest der goldenen Hochzeit in geistiger und körperlicher Frische feiern: August Menschel und Meta geb. auf der Weide und Johannes Kern und Maria geb. Bien.
Eine 79jährige Frau wurde in ihrer Wohnung erhängt aufgefunden. Als Motiv der Tat wird ihre unheilbare Krankheit angenommen.

Kriegsgefangenen-Betreuung
Am Tage der deutschen Kriegsgefangenen, dem 26. Oktober, wurden die Zahlen aller noch in Gefangenschaft gehaltenen sowie der vermißten Plettenberger bekanntgegeben. Danach handelt es sich um 590 Personen und zwar 17 Kriegsgefangene, 496 Vermißte der Wehrmacht, 74 Vermißte der Zivilbevölkerung, 3 Internierte.

Unglücksfälle (Verkehrsunfälle siehe weiter hinten)
Vor einer Gastwirtschaft in Landemert kam ein älterer Mann zu Fall, wobei er sich schwere Kopfverletzungen und einen Schädelbruch zugezogen hatte. Es handelt sich um den 68jährigen August S. aus Landemert. Er wurde etwa 20 Minuten später tot aufgefunden. - Der Geschäftsführer der Fa. Kinkel, Walter Schwarz, wurde an der Brückenrampe am Kahle von einem Lkw angefahren. Erhebliche Verletzungen am Fuß. Seine Überführung ins Krankenhaus fand unmittelbar danach statt.

DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Die Bevölkerung hat im gesamten Stadtgebiet im Oktober besonders stark an Zahl zugenommen. Insgesamt wurden verzeichnet 169 Zugänge und 95 Angänge. Danach ist ein Zuwachs von insgesamt 74 Personen zu verzeichnen. Der neue Bevölkerungsstand betrug Ende Oktober 24.431 Einwohner. Davon waren 11.541 Einwohner männlichen und 12.890 weiblichen Geschlechts. Konfessionell gesehen teilt sich die Bevölkerung wie folgt auf: 16.561 Protestanten, 6.610 Katholiken, 245 Sonstige, 1.015 ohne Konfession. Der Anteil der Ostvertriebenen an der Gesamt-Einwohnerzahl betrug 3.674 und derjenige der Evakuierten 863.

Straßen und Wege
Mit den Ausbesserungsarbeiten am Böddinghauser Weg, die zunächst auf einer Strecke von 500 m erfolgen sollen, wurde begonnen. Ebenfalls wurde der dringend notwendige Ausbau des Landemerter Wegs in Angriff genommen. Vorgesehen ist die Instandsetzung dieser Straße vom Gasthof Battenfeld bis nach Landemert. - Die Rheinlandstraße wird z. Zt. in einer Länge von 350 m ausgebaut und mit Kanalisation versehen.

Brücken
Die Straßenverwaltung stellte vor der Lennebrücke in kurzen Abständen hintereinander 3 Warnschilder auf. Der Neubau dieser Brücke, der an sich unbedingt notwendig wäre, wird voraussichtlich einen Aufwand von 280.000 DM erfrodern. Es bleibt zunächst bei der Hoffnung, dieses Bauvorhaben im nächsten Jahre in Angriff nehmen zu können. - Der Anstrich der Eisenkonstruktion der zur Papenkuhle führenden Lennebrücke in Ohle wurde durchgeführt. - Als sehr verkehrshemmend wirkt sich die Einbahnbrücke am Kahley aus. Die Wiederherstellung dieser Brücke im Zuge der Bundesstraße ist erforderlich.

Wohnungsbau
Der Neubau Laue, Böddinghauser Weg, wurde bis zum Kellergeschoß gebracht. Der Eigenheimbau Großheim an der Sundhelle wurde gerichtet. Mit den Maurerarbeiten zu dem Eigenheim Kebbekus an der Hallenbergstraße wurde begonnen. Die Siedlungsbauten an der Straße Böddinghausen - Papenkuhle machen günstige Fortschritte. Ebenso nehmen die Arbeiten an den 6 großen Doppelhaus-Neubauten des Ohler Eisenwerkes in der Papenkuhle einen flotten Verlauf. Hier allein werden 36 Familien bald ein neues Heim erhalten. In Ohle konnte der Neubau von Dr. Priewe ebenso (wie der) des großen Geschäftshauses im Rohbau gut weiterkommen.

Wasserversorgung
Nachdem die Landesbank in Münster nunmehr die von den Stadtwerken seit langer Zeit erstrebte Summe von 95.000 DM bereitgestellt hat, ist die Durchführung der Bauarbeiten an dem 1.000 cbm fassenden Hochbehälter auf dem Eschen, der die Versorgung der Stadt gewährleisten soll, gesichert. - In einigen Teilen der Innenstadt waren Schwierigkeiten der Wasserversorgung durch Schäden am Stromführungskabel vom (und) zum Pumpenwerk Siesel aufgetreten. - Die Wasserversorgungslage in Selscheid war sehr vernachlässigt. Das Wasser war seit langem nicht mehr trinkbar, weil es von Kaulquappen, Wasserflöhen und Spinnen darin wimmelte. Forellen verstopften die Leitungen. Im Oktober konnte dieser Übelstand, zwar zunächst nur provisorisch, beseitigt werden. Endgültig werden diese Arbeiten im nächsten Frühjahr abgeschlossen werden können. - Auch Ohle hat Wassersorgen. Der gegenwärtige Stand ist äußerst schlecht. Mit einer Besserung ist jedoch erst zu rechnen, wenn die Finanzierung des Projektes "Jeutmecke" gesichert ist.

Kanalisation
Im ganzen Kreisgebiet ist die Entwässerung als sehr erheblich vernachlässigt zu betrachten. Kläranlagen fehlen überall, nur die Stadt Plettenberg besitzt eine solche. Und diese ist längst nicht ausreichend. Es mußte festgestellt werden, daß nur ein geringer Teil der Plettenberger Abwässer der Kläranlage in Böddinghausen zugeführt werden. Die Lenne gilt daher in der näheren und weiteren Umgebung als der meistverschmutzteste Fluß. - Die Arbeiten zur Erweiterung des Kanals in der Südstraße gelangten im Berichtsmonat zum Abschluß.

Müllabfuhr
Das Else- und Oestertal wurden nunmehr auch an das städtische Müllabfuhrnetz angeschlossen. Nicht einbegriffen ist Himmelmert.

Verkehr
In dem neuen seit 8. Oktober gültigen Winterfahrplan der Plettenberger Kleinbahn sind die Sonntagsfahrten auf der Omnibuslinie Plettenberg-Oestertalsperre-Reblin wegen ungenügender Benutzung ausgefallen. Die Omnibusse auf der Linie Plettenberg-Landemert verkehren nur noch dienstags und freitags.

Verkehrsunfälle
Auf der Kaiserstraße vor der Einfahrt zur Grünestraße stieß ein Omnibus der Kleinbahn mit einem Pkw zusammen. - Auf der Bundesstraße in Höhe des Sägewerks Sauerland fuhr ein Lkw auf einen vor diesem herfahrenden Lkw auf, als dieser in das Sägewerk einbiegen wollte. - Auf der gleichen Straße und am gleichen Tage streifte ein Lkw einen Pkw, wobei der Fahrer verletzt wurde. - In der Stadtmitte geriet ein Trecker des hier gastierenden Zirkus Belli in ein Schaufenster der Drogerie Kathagen. - Ein Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr überholte auf der Herscheider Straße einen Kradfahrer, der dabei erfaßt und mit einem Beinbruch dem Krankenhaus zugeführt wurde. - Verkehrsunfall Walter Schwarz an der Brückenrampe am Kahley siehe weiter oben.

Feuerlöschwesen
Auf dem Bärenberg brannte das Bauerngehöft nieder. Als Landemerter, Paseler, Holthauser und Plettenberger Feuerwehr am Brandort eintrafen, stand bereits der Dachstuhl in Flammen. Alle Erntevorräte an Heu, Stroh, Roggen und Hafer waren bereits erfaßt. Die Löscharbeiten gestalteten sich sehr schwierig, da auf der Höhe kein Wasser vorhanden war. Der Hausbrunnen war mit der kleinen Plettenberger Motorspritze bald leergepumpt. Der Dachboden wurde völlig ein Raub der Flammen. Die unteren Wohnräume konnten teilweise gerettet werden. Während das Mobilar gerettet wurde, verbrannten Maschinen und Gerätschaften, Motoren und Mühle vollständig. Das Vieh gab man in Obhut nach Landemert. Die Entstehungsursache ist noch ungeklärt und die Höhe des Schadens noch nicht festgestellt. - In einer Bäckerei in Ohle brach Feuer aus, das jedoch bald gelöscht werden konnte. - Die Feuerwehr veranstaltete zwei große Alarmübungen, einmal in Ohle und zum andern bei der Firma Graewe & Kaiser. Bei dieser Firma wurde ein Fabrikbrand vorgetäuscht, bei dem Feuerwehr und Rote Kreuz-Kolonne tadellos miteinander funktionierten.

b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Kirchliches Leben
Evangelische Gemeinde
Die Evangelische Frauenhilfe Oestertal veranstaltete ihr diesjähriges Jahresfest bei Denker mit Kaffee und Kuchen. - Wanderung des Ohler Kindergottesdienstes nach Selscheid. - Evangelisation im Gemeindehaus, durchgeführt von Evangelist Wilhelm Reizuch (Bathorn). - Treffen der evangelischen Jungmädchenkreise in der Ohler Kirche. - Kindergottesdienstfest im Albert'schen Saal in Eiringhausen. - Der Ohler Kirchenchor besuchte das Burgmuseum in Altena. - Schwester Lilly Wegener von der Rheinischen Mission Wuppertal-Barmen hielt einen anschaulichen Vortrag von der Missionsarbeit im ehemaligen Südwest. - Leiter, Helfer und Mitglieder der Eiringhauser Jungschar trafen sich für einige Stunden zu einem fröhlichen Nachmittag im Gemeindehaus.

Katholische Gemeinde
Dechant Tusch aus Wevelsburg schilderte aus dem Leben und den Werkes seines 1947 verstorbenen Freundes, des westfälischen Dichters im Priesterrock, August Wibbelt, im vollbesetzten Pfarrsaal der St. Laurentiusgemeinde. - Die letzten noch sichtbaren Spuren der Kriegszerstörungen an St. Laurentius sind durch Anbringen der großen Rosette an der Straßenfront beseitigt worden. Das große Rund des neuen Fensters füllt die große Wandfläche viel besser als das verhältnismäßig kleine Spitzbogenfenster. Die Glasmalereien der neuen Rosette wirken besonders eindrucksvoll.

Schulwesen
Der Leiter des hiesigen Gymnasiums und bisherige Oberstudienrat Dr. Luck wurde zum Oberstudiendirektor ernannt. - Der Lehrer Albold kam an die Stelle des bisherigen Lehrers Kessel an die katholische Volksschule in Ohle. Lehrer Albold war bisher an der katholischen Schule Plettenberg-Mitte tätig. - Durch Verfügung der Regierung in Arnsberg wurde Lehrer Edelmann an der Martin-Luther-Schule zum Konrektor befördert. - Nach 45jähriger Dienstzeit trat die als Lehrerin an der Martin-Luther-Schule tätige Fräulein Wendland in den Ruhestand. - Die Plettenberger Untersekunda machte eine 8-tägige Wanderfahrt ins Weserbergland. Die Oberprima machte eine erlebnisreiche Studienfahrt in die Domstadt Köln. Die Obersekunda verlebte eine Unterrichtswoche auf der Jugendburg Bilstein.

Erwachsenenbildung
Die städtische Volkshochschule eröffnete das Wintersemester mit einem Vortrag von Generalkonsul Dr. E. Krümmer, Iserlohn, "Volksbildung und Außenpolitik". - Prof. Dr. Budde eröffnete in den VHS-Außenstellen Ohle und Lettmecke das Winterprogramm mit einem Vortrag "Der Wald im Ebbegebirge". - Intendant a. D. Reinhardt gab mit einem heiteren Leseabend den Auftakt zum Paseler Winterprogramm.
Durchgeführtes Programm der VHS Plettenberg: Prof. Dr. Budde - Mehrere Vorträge über den Wald unserer Heimat. Eebenso naturkundlicher Ausflug an einen Fischteich in der Rostesse. Dr. G. Schinke, Lüdenscheid: Darstellung der Philosophie Nietzsches. Dr. H. Seiter, Siegen: Einführungsvortrag in die Anthroposophie. Schmunk, RSF: Silvio Gesell und seine Freiwirtschaftslehre. Intendant a. D. Reinhardt: Heiterer Leseabend im Amtshaussaal. Dr. G. Schinke: Philosophischer Vortrag über das Menschenbild bei Thomas von Aquin.
Die VHS Ohle fuhr in den Kohlenpott zur Besichtigung des Bochumer Verein. - Den Anklang, den die Volkshochschule Plettenberg mit ihren Darbietungen in der Öffentlichkeit gefunden hat, ebenso der starke Besuch zeigen, wie sehr das Problem der Erwachsenenbildung hier Wurzel geschlagen hat. - Der Volksbildungsverein Plettenberg trat im Oktober mit Darbietungen nicht in Erscheinung.

Brauchtum und Heimatpflege
Die an verschiedenen Stellen in unserem Stadtgebiet festgestellte Wiederbelebung des altüberlieferten Nachbarschaftsgedankens zählt zu den erfreulichen Dingen des örtlichen Gemeinschaftslebens. In diesem Monat unternahm die Nachbarschaft "Maiplatz" eine wohlgelungene Fahrt ins obere Sauerland mit 70 Personen: Hohe Bracht, Oberkirchen, Kloster Grafschaft, Saalhausen.

Vereinstätigkeit, Veranstaltungen
Herbstkonzert des MGV Holthausen, wobei sich Musikdirektor Hanemanns Chor und auch die Hamburger Gäste reichen Beifall verdienten. - Der Frauenverein vom Roten Kreuz fuhr mit dem "Suerlänner" nach Schloß Burg und Müngsten, Ittertaler Märchenwald und Elberfelder Zoo. - Der Eiringhauser Frauenverein vom Roten Kreuz machte mit dem "Suerlänner" seine Herbstfahrt über Finnentrop, Bilstein zur Hohen Bracht. Zur Freude aller Teilnehmer konnten bei dieser Gelegenheit die Frauen die Heimatdichterin Josepha Berens-Totenohl in ihrer Mitte begrüßen. - Das Werksorchester des Ohler Eisenwerks erfreute an einem Sonntagnachmittag die Ohler Bürger mit einem gut gelungenen Standkonzert. - Die Westfälische Operette Lippstadt gab ein Gastspiel "Wiener Blut" vor ausverkauftem Hause. - An der schlesischen Heimatwoche in Köln beteiligten sich viele Plettenberger Schlesier. - Der Zirkus Belli, der hier 3 Tage auf dem Wieden gastierte, fand starken Besuch und große Anerkennung. - Kosackenhauptmann Steffi zeigte mit seiner Truppe verwegene Kunststücke auf der Elsewiese.

c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Landwirtschaft
Nach den Ernteschätzungen waren die Erträge an Spätkartoffeln und Gemüsen teilweise beträchtlich höher als im Vorjahre. Die Obsternte dagegen war um etwa 20 bis 25 % geringer. - Ein Riesenkürbis von 96 Pfund konnte ein Bürger in seinem Garten auf der Bredde ernten. Der Riesenkürbis hatte einen Umfang von 1,62 m.
Es wurde festgestellt, daß allgemein die Erosionsschäden im Sauerland so erheblich sind, daß voraussichtlich in einigen Jahrzehnten der ganze Ackerboden an den Hängen weggespült ist. An verschiedenen Stellen im Plettenberger Gebiet sind solche Schäden ebenfalls festzustellen. Hauptgrund für den Bodenschwund ist die verminderte Wasserspeicherung, die im wesentlichen von Laubwäldern durchgeführt wird. Mit Gebüsch bestandene Böschungen an den Hängen sind gewissermaßen Fangzonen. Leider hat man vielfach die Böschungen abgetragen und die Laubbäume mußten meist Fichten weichen. Die einseitige Nutzung des Bodens durch Halm- und Hackfrüchte hat seine Widerstandsfähigkeit gegen die Wassergewalt bedeutend verringert.

Handwerk
Die Rind- und Schweinemetzgerei am Grafweg, Jütte, konnte ihr 50jähriges Bestehen feiern. - Die Autoreparaturwerkstatt Midderhoff & Abt blickt auf ihr 25jähriges Bestehen zurück.

Industrie
Die Auftragseingänge sind teilweise größer als die Produktionskapazität. Allgemein machen sich Materialschwierigkeiten bemerkbar. Hinzu kommt bei mehreren Firmen Brennstoffmangel. Der guten Auftragslage, hauptsächlich durch Steigerung der Exportaufträge bedingt, stellt sich auch ein starker Mangel an Fach- und Hilfskräften hemmend entgegen. Nachwuchskräfte wurden teilweise aus den Flüchtlingsumsiedlungsländern herangezogen. Diese Maßnahme ist jedoch auch begrenzt, da Unterbringungsmöglichkeiten im erforderlichen Umfang fehlen. Unsere Hammerwerke und Gesenkschmieden sind für den Sektor Bergbau und für den Export gut beschäftigt. Die Bundesbahn hat einzelnen Zubringerbetrieben nennenswerte Aufträge erteilt. Die Breitewarenindustrie hatte ein gutes Herbstgeschäft.
Auf Spezialwagen der Bundesbahn traf eine schwere Presse mit riesigen Ausmaßen für die Firma Voß & Schröder ein. Der Transport der Presse, die für das Werk Blemke bestimmt war, gestaltete sich sehr schwierig, ging aber ohne Zwischenfälle vonstatten.
Ein schönes Zeichen der Verbundenheit gaben die Betriebsfeste zweier heimischer Industrieunternehmen. Die Firmen E. W. Paul Menschel und Albert Hiby hatten ihre Belegschaften in die Gaststätte Erholung eingeladen.

Handel
In Ohle wird z. Zt. eifrig an einem Geschäftshaus-Neubau gearbeitet. Es ist ein Textil- sowie Elektrogeschäft darin geplant. - Neben der bisher einzigen Brockhaus'schen Silberfuchsfarm hatte bekanntlich vor 3 Jahren Albert Marl in der Lettmecke dicht hinterm Forsthaus eine Pelztierfarm ausgebaut. Viel Mühe war bisher notwendig. Die Farm beherbergt bereits 19 Füchse. Der Züchter Marl wird Ende des Jahres erstmalig seine Zucht pelzen, damit auch seine Mühe endlich einmal Erfolg bringt. - Die heimischen Textil-Einzelhandelsfirmen veranstalten eine große Herbstmodenschau in der Schützenhalle.

Arbeitsmarktlage
Die Arbeitsmarktlage zeigte im Oktober eine weitere Besserung, im wesentlichen zurückzuführen auf die gute Auftragslage in der Metallindustrie. Das Baugewerbe ist sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau voll beschäftigt. Hier fehlt es an Arbeitskräften. Im Raum Plettenberg, Ohle und Herscheid ging die Arbeitslosenziffer von 132 am Ende des Vormonats auf 114 zurück und erreichte damit den Stand von Ende April 1949.

Märkte und Messen
Auf den Wochenmärkten war das Geschäft durchweg ruhig. Durch die vielen Ausgaben in der Einkellerungszeit entsprach der Umsatz nicht der an sich vorhandenen Kauflust. Obst und Wein wurden in reicher Auswahl geboten. Südfrüchte fanden in Konkurrenz mit dem heimischen Obst weniger Anklang. Das Angebot in Gemüse war groß. Preise: 4 bis 6 Pfd. Äpfel 1,- DM; Birnen 5 Pfund 1,- DM; Weintrauben ab 0,55 DM; Tomaten 0,35 DM; Apfelsinen je Stück 0,15 bis 0,20 DM; Zitronen 0,20 DM, Bananen 0,60 DM das Pfd.; Salat und Endivien je Kopf 0,15 DM; Spinat 0,15 DM; Rosenkohl 0,60 DM; Wirsing 0,15 DM; Möhren 3 Pfd. 0,40 DM; Kartoffeln 10 Pfund 0,65 DM (Einkellerungskartoffeln 5,50 DM je Zentner); Eier 0,25 bis 0,26 DM; Heringe 3 1/2 Pfd. für 1,- DM; Fleisch- und Fettpreise unverändert. Der Bazar war wieder reichlich besetzt, Wolle, Wollsachen, Strümpfe, Meterware, Oberhemden usw.
Die Plettenberger Textileinzelhändler nahmen erneut scharf Stellung gegenüber ungesetzlichen Ausweitungen des Wochenmarktes, gegen die Branchenverwilderung und gegen hemmungslose Gewerbefreiheit. Wenn auch auf den Textilständen teilweise qualitativ einwandfreie Waren zu günstigen Preisen vorhanden waren, scheint doch die im Stadtparlament vorgeschlagene und vom Einzelhandel geforderte Kontrolle sicherlich angebrachte zu sein, damit durch Verkauf von minderwertiger Ware keine Übervorteilung der Kundschaft geschieht.

c) DIE POLITISCHE GEMEINSCHAFT
Die Gewerkschaften und Betriebsräte
Sämtliche Betriebsräte Plettenbergs hatten sich im Amtshaussaal zu einem Vortrag versammelt, den Gewerkschaftssekretär Blasberg, Hagen, über das "Tarif- und Arbeitsrecht". - Die Holzarbeiter Plettenbergs gründeten eine Ortsgewerkschaft.

Stadtverwaltung
Der langjährige Leiter des Schulamtes, Stadtinspektor Stamm, wurde mit Wirkung vom 1.10. ds. Js. die neue Planstelle eines Stadtoberinspektors übertragen. Der Sparkassendirektor Wollenweber feierte Ende Oktober sein 25jähriges Dienstjubiläum bei der Städtischen Sparkasse.

Eisenbahn
Im Amtshaus trafen sich Vertreter der Bundesbahn, der Regierung und des Kreises, der Stadt Plettenberg und der Gemeinde Herscheid, der Plettenberger Kleinbahn, des Straßenbauamtes und der Industrie- und Handelskammer zu einer Aussprache über die weitere Aufrechterhaltung der Bundesbahnstrecke Plettenberg - Herscheid. Weniger die Aufrechterhaltung nach der Rentabilität als die Instandsetzung und Wiederherstellung des Bahnkörpers mit seinen Brücken und Viadukten waren Ursachen längerer Erörterungen. Während die meisten Anwesenden, besonders in Hinsicht auf die im Elsetal ansässige Industrie, die Aufrechterhaltung dieser Strecke für notwendig erachten, vertraten die Vertreter der Bundesbahn die Meinung, die Strecke wegen der hohen Instandhaltungskosten stillegen zu müssen.

Rechtswesen
Der frühere beim Oberlandesgericht Dresden tätig gewesene Rechtsanwalt Dr. Mann hat sich als Anwalt niedergelassen. Seine Kanzlei befindet sich in der Kaiserstraße im Prinzschen Haus.

Aus den Polizeiakten
Die Ausstellungskästen des Textilgeschäftes Hape Nachf. wurden erbrochen und beraubt. - Ein Landstreicher wurde festgenommen. - Zwei Einbrecher versuchten in einem Bauernhaus mitten in Pasel . . . wurden aber dabei gestört. - Der im Juli 1946 verübte Einbruch in die frühere Ernährungsstelle Plettenberg, bei dem sämtliche Lebensmittelkarten einer Zuteilungsperiode gestohlen worden waren, wurde jetzt aufgeklärt. Es handelt sich um eine Essener Diebesbande, die damals fortgesetzt organisierte Einbrüche in Kartenstellen des gesamten Bundesgebietes ausführte. Die Täter wurden mit hohen Zuchthausstrafen verurteilt. - Der Gastwirt Schröder, Teindeln, wurde von mehreren Dieben heimgesucht. Durch Ausheben einer großen Scheibe gelangten Diebe in den Wirtschaftsraum und trugen den darin befindlichen Wandschrank mit Rauchwaren und Schokolade in den Garten, wo er völlig geplündert wurde.

Medizinalwesen
Für die neue Plettenberger dritte Apotheke werden z. Zt. die notwendigen Änderungsarbeiten im Hause Schmidt Ecke Grafweg-Seißenschmidtstraße durchgeführt. - Die in allen Kreisen beliebte Oberschwester des Plettenberger Krankenhauses konnte ihr Silberjubiläum als Diakonissin feiern. Die in Lüdenscheid geborene Schwester hat seit 9 Jahren die Leitung im Evangelischen Krankenhaus. Vor ihrem Antritt in Plettenberg war Oberschwester Johanna zuletzt in Gelsenkirchen tätig.

Fürsorge
Alle Personen, die laufend aus öffentlichen Mitteln unterstützt werden, erhielten von der Stadt Kartoffelbeihilfen (in bar). Nach Mitteilung der städtischen Fürsorgestelle wurden bis zum 01. Oktober nicht weniger als 1.174 Rentenanträge von Kriegerwitwen und Waisen eingereicht. 430 Kriegerwitwen erhielten eine kleine Unterstützung. Außerdem gibt es in Plettenberg noch 192 Kriegerwitwen ohne jede Unterstützung (über deren Anträge ist jedoch zum Teil noch nicht entschieden). Es gibt außerdem im Stadtbezirk noch 14 rentenbeziehende Kriegervollwaisen, 600 rentenbeziehende Kriegerhalbwaisen und 104 rentenbeziehende Kriegereltern.

September 1950      November 1950

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Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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