Klimaverhältnisse
Der November war bisher der niederschlagsreichste Monat in diesem Jahre. Nur 2 Tage blieben
frei von Niederschlägen. Gesamtmonatsmenge 176,6 mm. Die Niederschlagshöhe war damit mehr
als doppelt so hoch als der monatliche Durchschnitt mit etwa 85 mm. Größte Tageshöhe mit
27,5 mm am 3. November. Insgesamt 8 Tage mit mehr als 10 mm. Wetter sehr unbeständig.
Temperaturen in der ersten Monatshälfte meist mild, später tagsüber um 2 bis 5 Grad, nachts
um den Nullpunkt.
DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
Im November war wieder ein starker Geburtenüberschuß zu verzeichnen. Die Standesämter
beurkundeten insgesamt 46 Geburten, darunter 2 Zwillingsgeburten, zusammen 29 Knaben
und 17 Mädchen. Demgegenüber wurden 13 Sterbefälle registriert, 2 davon infolge Unfalls
bzw. besonderer Ursache und 1 an den Folgen eines Unfalls. Das erreichte Höchstalter
betrug 84 Jahre, das Durchschnittssterbealter 65,7 Jahre. Fünf der Verstorbenen wurden
über 70 Jahre alt. - Die Ehefreudigkeit hielt sich mit 27 Eheschließungen auf der bisherigen
Höhe.
Von unseren Alten
Frau Wwe. Therese Brockhaus geb. Scheit, Kückelheim, konnte bei voller körperlicher und
geistiger Frische ihren 93. Geburtstag feiern. Die Wwe. des 1934 in den Ruhestand getretenen
Ohler Pastors Hawerkamp, Elfriede geb. Wiesmann, wurde 90 Jahre alt. In ihrem 9. Jahrzehnt
feierten weitere 7 Plettenberger Bürger Geburtstag: Adolf Wüst (88), Karl Melzer (84),
Pauline Sembeck geb. Wosnowski (83), August Klumpe (82) und Heinrich Grewe aus der Hechmecke
(82), Wilhelm Glingener aus Kückelheim und Ludwig Hirschfeld (81). - Das seltene Fest der
diamantenen Hochzeit konnte in diesem Monat das Eiringhauser Ehepaar Franz Hennecke bei
bestem Wohlbefinden im Kreise der Angehörigen feiern.
Mit allgemeiner Anteilnahme wurde der im öffentlichen Leben der Stadt besonders hervorgetretene
Geschäftsführer der Fa. Kinkel, Walter Schwarz, zur letzten Ruhe gebettet. Auf den
verschiedensten Gebieten, so im Sportleben, hatte er sich betätigt und als geschickter
Organisator zur Verfügung gestellt. Ganz besonders hatte er im Vorstand der Plettenberger
Schützengesellschaft mitgewirkt. 1939 erzielte er den Königsschuß und hatte die Würde des
Schützenkönigs - bedingt durch die besonderen Zeitumstände - über ein Jahrzehnt bis zum
September dieses Jahres inne. Er starb im Alter von 56 Jahren an den Folgen eines am Kahley
am 27. Oktober erlittenen Verkehrsunfalles.
Mit ebenso herzlicher und allgemeiner Anteilnahme ging der weit über unser Stadtgebiet hinaus
bekannte Otto Kettling heim. Fast 35 Jahre hindurch lenkte Otto Kettling seine Schritte an
jedem Samstagabend zum Vereinslokal des MGV "Eintracht" Böddinghausen, aus dessen Geschichte
er nicht mehr wegzudenken ist. 22 Jahre hindurch führte er den Vorsitz und hielt das Heft fest
in der Hand. Seine Sangesbrüder ehrten ihn durch Ernennung zum Ehrenvorsitzenden.
Kriegsgefangenenbetreuung
"Die Heimat vergißt Euch nicht!" Die Organisatoren der freien Wohlfahrtspflege bereiten eine
gemeinsame Weihnachtspaketaktion für deutsche Gefangene vor. Zu diesem Zweck wurden in
Plettenberg zwei Annahmestellen eingerichtet.
Unglücksfälle (Verkehrsunfälle sind an anderer Stelle verzeichnet)
Am 26. November kam der 13jährige Sohn der Wwe. Hasemayer auf tragische Weise ums Leben. Wie
die bisherigen Ermittlungen ergaben, haben seelische Depressionen die Mutter veranlaßt,
zusammen mit ihrem Sohn aus dem Leben zu scheiden. Sämtliche Hähne des Gasherdes in der
Küche hatte sie weit geöffnet. Fenster und Türen waren fest verschlossen. Das ganze Haus war
mit Gas gefüllt. In die darüberliegende Wohnung war ebenfalls Gas eingedrungen und die Ehefrau
Schneider mit ihrer erwachsenen Tochter mußten auch dem Krankenhaus zugeführt werden, wo sie
aber bald entlassen werden konnten. Bei dem Sohn Hasemayer wurde sofort der Tod festgestellt,
während die Mutter einstweilen in Gewahrsam bleiben wird, um sich schließlich wegen ihrer
verruchten Tat zu verantworten. Mit Abscheu nahm die Bürgerschaft an der Tragödie teil. Unter
großer Anteilnahme, besonders der unteren Klassen des Gymnasiums, wurde der Quartaner Walter
Hasemayer zu Grabe getragen.
DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Im gesamten Stadtgebiet hat die Bevölkerung an Zahl weiter zugenommen. Im November wurden
159 Zugänge und 94 Abgänge registriert. Danach ist ein Zuwachs von 65 Personen zu verzeichnen.
Bevölkerungsstand am Ende des Monats 24.496 Einwohner. 11.571 Einwohner waren männlichen und
12.925 weiblichen Geschlechts. Nach Konfessionen geordnet setzt sich die Bevölkerung wie
folgt zusammen: Protestanten 16.603 (67,8 %), Katholiken 6.631 (27,0 %), sonst. 244 (1,0 %),
ohne Konfession 1.008 (4,2 %). - Der Anteil der Ostvertriebenen an der Gesamteinwohnerzahl
betrug 3.699 (15,1 %) und derjenige der Evakuierten 860 (3,5 %).
Straßen und Wege
Mit der lebhaften Entwicklung des Motorfahrzeugs hat der Straßenverkehr in letzter Zeit eine
derartige Steigerung erfahren, daß das vorhandene Verkehrsstraßennetz insbesondere im alten
Stadtteil nicht mehr ausreicht. Die Straßen sind meist zu eng, unübersichtlich und in ihrer
Linienführung unzweckmäßig. Die ungeheuer hohe Zahl der Verkehrsunfälle in den letzten
Jahren ist ein besonderes Kennzeichen hierfür. Die Stadt Plettenberg hatte in den letzten
Jahrzehnten keine Förderung in der Neugestaltung seiner Straßenverhältnisse erfahren. Sie
ist darum hinter solchen Städten, die staatliche Mittel für den Straßenbau in Anspruch nehmen
konnten, um mindestens 2 Jahrzehnte zurückgeblieben. Zum Zwecke der Schaffung besserer
Verkehrsverhältnisse wurde vom Stadtbauamt eine großzügige Straßenplanung vorgenommen, die
zwar vorerst infolge Fehlens der ungeheuren Mittel kaum Wirklichkeit werden wird, die jedoch
bei Prüfung und Genehmigung künftiger privater und industrieller Bauvorhaben berücksichtigt
wird. Die große Straßenplanung sieht im wesentlichen eine Verlegung der Reichsstraße von
Leinschede über die Lenne zum Eschen, von dort über die Lenne entlang zur Lennebrücke, von dort
am Sägewerk Kaiser und Böddinghausen vorbei bis zur Höhe der Straßenrampe am Kahley, weiter an
der Ölmühle vorbei über den Stübel bis Brüninghausen, wo sie in die jetzige Straßenführung
einmündet. Von dieser geplanten Fernverkehrsstraße soll nach Süden in Richtung Attendorn und
Herscheid-Lüdenscheid eine Straße etwa in Höhe des Sägewerkes Kaiser abzweigen, die entlang
der Else hinter dem Schlachthof her über den Wall führt und an der Lohmühle die Herscheider
Straße überquert, dann frei in die Elsewiesen tritt und schließlich in Bremckerlinde auf die
jetzige Straße nach Herscheid stößt. Von dieser geplanten Elsestraße soll ein Abzweig vom
Wall aus bei Hümmler, Fischer und Geck vorbei zur Königstraße gebrochen werden, der die
Verbindung zum Oestertal unter Umgehung der Pfützenhöhe herstellt. Diese großzügige Planung
hat vor allem den Zweck, die Ortsteile Eiringhausen und Ohle, besonders den alten Stadtkern
vom Verkehr zu entlasten und bessere Verbindungen nach Attendorn und Herscheid-Lüdenscheid
zu schaffen. Soweit es die Umgehung der Altstadt betrifft, basiert dieses Projekt auf ein
bereits vor dem Kriege in Angriff genommenes bzw. in allen Einzelheiten von höheren
Dienststellen bearbeitetes Bauprogramm, das jedoch bei der damaligen Verknappung der
Baumaterialien und Abzug aller Bauhandwerker an den Westwall nicht zur Durchführung kam.
Die Arbeiten am Ausbau der Rheinlandstraße sind derart fortgeschritten, daß zur Zeit der
Anschluß des neu verlegten Kanals an den bestehenden Kanal im Grafweg ausgeführt wird. Das
anhaltende Regenwetter gestaltet die Arbeiten äußerst schwierig.
Wegen des Neubaus eines Teil der Böddinghauserstraße mußte der Omnibusverkehr auf der Strecke
Böddinghausen-Papenkuhle vorübergehend unterbrochen werden.
Brücken
An das im vorigen Jahr neuerbaute Brückchen über die Bommecke in Böddinghausen wurde, um
diesem eine zweckentsprechende Form zu geben, ein Stück angebaut. Dadurch wurde ein "Stein
des Anstoßes" endlich beseitigt.
Wohnungsbau
Der Neubau - Wohnhaus mit Büro - des Fabrikanten Otto Vieregge konnte gerichtet werden. - An
dem Wiederaufbau des durch Bomben beschädigten Wohnhauses Schröder am Siesel wird emsig
gearbeitet. - Das behelfsmäßige Kleinhaus von Wilhelm Vogelsang an der Sundhelle wurde
geschickt zu einem Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung umgestaltet. - Der Wohn- und
Geschäftsneubau Richard Apelt am Brockhauser Weg wurde bis auf die Außenputzarbeiten
fertiggestellt. - Am Kirchplatz wurde das durch Kriegseinwirkungen stark beschädigte Wohn-
und Geschäftshaus Hahn instandgesetzt.
Der Finanzausschuß des Altenaer Kreistages stellte aus Rückflüssen aus der Soforthilfe
230.000 DM für den Flüchtlingsneubau zur Verfügung. Die Darlehen, die nicht zu verzinsen
und mit 2 Prozent zu tilgen sind, werden ausschließlich an Flüchtlinge, Sachgeschädigte,
politisch Verfolgte und Besatzungsverdrängte abgegeben. Hoffentlich fällt von diesem
Betrag auch eine namhafte Summe für Plettenberg ab.
Da angesichts der gestiegenen Baukosten und des Vermögensverlustes sowie bei der geringen
Rentabilität des Hausbesitzes dieser aus eigener Kraft auch dringend notwendige
Gebäudereparaturen vielfach nicht durchführen kann, hat das Land Nordrhein-Westfalen für
dringende Instandsetzungsarbeiten Reparaturdarlehen bereitgestellt. Es sollen vorzugsweise
solche Wohngebäude berücksichtigt werden, die überwiegend Kleinwohnungen mit billigen
Mieten enthalten. Die Landeshilfe beträgt 50 % der Unkosten. Zinshöhe 4,5 %.
Der Bauanwärter W. Selle erhielt durch Kauf von der Stadt ein Baugrundstück zur Errichtung
eines Wohnhauses in der Bermke. Mit dem Bau soll im nächsten Frühjahr begonnen werden.
Wasserversorgung, Strom, Kohle, Gas
Das Wasserversorgungsnetz an der Halle und am Silberg bereitet der Eiringhauser
Wassergenossenschaft große Sorge, zumal in diesem Gebiet immer weitere Siedlungen entstehen.
Der bekannte Wassersucher, Ing. Dannert, stellte eine allerdings 8 m tief liegende starke
Wasserader fest, und zwar im Siemenswinkel, die nunmehr nutzbar gemacht werden soll. Mit der
Abtäufung eines Schachtes an dieser Stelle ebenso mit der Ausschachtung der Zuleitung zum
Sammelbehälter wurde begonnen.
Die emsig betriebenen Bauarbeiten am Hochbehälter auf dem Eschen haben durch den vorzeitigen
Schlechtwettereinbruch eine starke Verzögerung erfahren. Die erste Kammer wurde bereits
fertiggestellt, die zweite Kammer gegossen. Nun muß noch der Bau der beide Hochkammern
verbindenden Vor- und Armaturenkammer vorgenommen werden. Die erste Kammer allein ist aus
technischen Gründen nicht nutzbar. Ob sich die notwendigen Arbeiten noch vor dem Einbruch
des Winters durchführen lassen, erscheint fraglich.
Ausgehend von einer geplanten Tagesproduktion von 385.000 Tonnen Kohle gab im Oktober das
Bundeswirtschaftsministerium bekannt, daß die Versorgung mit Kohle für den kommenden Winter
gesichert sei. Die effektive Tagesförderung blieb aber um 30.000 Tonnen hinter der geplanten
Menge. Trotzdem wurden Exportverpflichtungen aufgenommen, die Vorrang genießen und unter
allen Umständen erfüllt werden müssen. So stiegen Mitte November in einem wieder höchst
unerfreuliche Erinnerungen auf, wenn man vor den Kohlenverkaufsstellen wieder "Schlangen"
stehen sah, und zwar länger noch als in Kriegszeiten. Alte Frauen, Männer und Kinder warteten
stundenlang auf einen Zentner Kohle. Viele auch vergebens. Die meisten Keller sind leer, da
ein großer Teil der Bevölkerung infolge der Geldknappheit nur jeweils geringe Mengen kaufen
konnte. Die Aussichten für den kommenden Winter sind damit recht trübe geworden.
Zu Gunsten der "Westfälischen Ferngas AG" in Dortmund kann Grundeigentum für den Bau einer
Ferngasanschlußleitung von Himmelmert nach Herscheid enteignet werden, erklärte das
Ministerium für Wirtschaft und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.
Bisher waren in Ohle nur das Ohler Eisenwerk und das Schlachthaus und die Wurstküche der
Metzgerei Husemann an das Netz der Westfälischen Ferngas AG angeschlossen. Jetzt wurde mit
den Erdarbeiten für zwei weitere Anschlüsse begonnen und zwar für den Bäckermeister P. Schröder
und Dr. Priewe.
Volkstum, Bräuche
Nach langer Pause fand für alle Bauern aus dem Bereich der Bäuerlichen Bezugs- und
Absatzgenossenschaft Plettenberg wieder eine große "Bente" nach guter alter Art und zwar in
Holthausen statt. Dieses Bauernfest wurde von langer Hand vorbereitet. Gemeinsames Kaffetrinken
am Nachmittag, gemeinsames Abendessen und ein buntes Unterhaltungsprogramm mit Gesang, Musik
und Tanz gaben den äußeren Rahmen. Die Jugendgruppe des SGV führte den Bauernschwank "De
Brutschau" auf.
Der Deutsche Städtebund teilte mit: "Die auf Veranlassung des Petersbergs durch das
USA-Kriegsministerium geschehenen Nachforschungen nach den 1945 als 'Siegestrophäe' mitgeführten
Plettenberger Schützenfahnen blieben ergebnislos."
Der Weihnachtschor nahm Ende des Monats seine Tätigkeit wieder auf.
b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Evangelische Gemeinde
Die Evangelische Frauenhilfe Elsetal konnte in diesem Monat ihre 40-Jahrfeier feierlich
begehen. - Die Eiringhauser Frauenhilfe feierte ihr 25jähriges Jubelfest mit Pfarrer Rehling,
Hagen, und Frau Maria Krueger, der Leiterin des Gesamtverbandes der Ev. Frauenhilfe Deutschlands.
- Auch die Oestertaler Ev. Frauenhilfe hat jetzt eine Patengemeinde in der Ostzone, deren
Betreuung von allen Mitgliedern bereitswilligst aufgenommen wurde. - In allen evangelischen
Gemeinden des Stadtbezirkes fanden eindrucksvolle Bach-Feiern statt. - Pfarrer Knippschild
hielt einen zeitnahen Vortrag "Kirche und Remilitarisierung - Wir und die Verteidigung
Westeuropas" vor einer begeisterten Zuhörerschaft.
Katholische Gemeinde
Dankbare Anerkennung fand ein vom katholischen Arbeiter- und Männerverein in Ohle veranstalteter
Abend statt. - Die St. Laurentius-Gemeinde bot ihren Gemeindemitgliedern zwei interessante
Vorträge: Dr. Reinhold über die Kathedralen Spaniens und Bezirkssekr. Scheid über Oberammergau.
Von der St. Laurentius-Gemeinde wurde zugunsten der Patengemeinde in der Ostzone und der
Bedürftigen der eigenen Gemeinde eine Weihnachtssammlung eingeleitet.
Ein lange gehegter Wunsch der Gemeinde, endlich einen Marienaltar zu bekommen, ist endlich
Wirklichkeit geworden. Der von dem Bildhauer Bernhard Gohla aus Lippstadt gefertigte Altar ist
im goldenen Schnitt in die zur Verfügung stehende Fläche eingefügt. Sämtliche Linien des Altares
kreisen um den Mittelpunkt des Altares: Christus. Im Schoße der Mutter eingebettet ergeben
Knie und Hände einen Thron. Die Mutter der Barmherzigkeit blickt zu ihren Betenden nieder. Der
Engel auf der rechten Seite, welcher die Krone der Madonna bringt, rundet das Altarbild mit dem
Engel der linken Seite ab, der eine Opferschale trägt.
Friedhöfe
Nachdem nun endlich alle Schwierigkeiten, die sich seit vielen Jahren der Anlage eines Friedhofes
in Landemert entgegenstellten, beseitigt sind, wurde den Stadtvertretern ein Entwurf zur
Friedhofsordnung vorgelegt. Danach wird der Landemerter Friedhof als gemeindlicher Friedhof
eingerichtet und ist damit nach Ohle der zweite Friedhof dieser Art im Stadtgebiet. Der Friedhof,
der inzwischen schon entsprechend eingerichtet wurde, befindet sich im Eigentum der Stadt und
ist von dieser zu unterhalten, zu verwalten und zu beaufsichtigen. - Als ein dringendes Bedürfnis
erscheint die Errichtung einer Leichenhalle auf dem Oestertaler Friedhof, weshalb nunmehr die
Oestertaler Nachbarschaftshilfe einen Antrag bei der evangelischen Kirchengemeinde und bei der
Stadtverwaltung einzureichen beabsichtigt. - Männer und Frauen der St. Laurentius-Gemeinde
arbeiteten an verschiedenen Nachmittagen auf dem Friedhofsgelände der kath. Gemeinde auf dem
Hirtenböhl, um den Toten wieder eine würdige Stätte zu schaffen.
Schulwesen
Ihre zweite Lehrerprüfung bestanden die Junglehrer Heinz Fricke und Armin Born von der
Martin-Luther-Schule, Erwin Brand von der evangl. Volksschule Eringhausen und Rudolf Schrick
von der kath. Volksschule Plettenberg. - Der zum Rektor der evangl. Volksschule Eiringhausen
gewählte Lehrer Heinrich Marl wurde vom Kreisschulrat im Beisein des Schulkollgiums und des
Elternbeirats in sein neues Amt eingeführt. Die technische Lehrerin am Gymnasium, Frl. Herta
Kiel, verläßt die Anstalt, um einer Berufung an die Oberschule in Oerlinghausen zu folgen. -
Die Stadtverwaltung Plettenberg ist bei der in verschiedenen Schulen notwendig gewordenen
Neuausstattung dazu übergegangen, an Stelle der bisher üblichen Form der Schulbänke lose
Schultische und Stühle zu beschaffen. - Mit der vollständigen Renovierung der Aula des
Gymnasiums, die nicht nur von den Schülern bei besonderen Anlässen benutzt wurde sondern auch
häufiger Treffpunkt der Öffentlichkeit bei kulturellen und besonderen Veranstaltungen war, wurde
begonnen.
Erwachsenenbildung
Die Volkshochschule Plettenberg wartete im November wieder mit einem reichhaltigen und
interessanten Programm auf. Folgende Themen wurden behandelt: Frau Lise Schmidt: Lebendiges
China; Robert Winners, Dtmd.: Masse und Persönlichkeit - Vermassung des Menschen in unserer
Zeit; Stud.Rat Beyer: Geschichte und Kunstschätze des Kölner Doms; Frau Dr. C. Bender,
Plettenberg: Die Bedeutung der Milchzähne für das bleibende Gebiß; H. W. Noth: Handschrift
und Charakter; Frau Bundestagsabgeordnete Margot Kalinke: Blick hinter Bonner Kulissen.
Weiterhin fanden innerhalb des Rahmens der VHS Diskussionsabende statt: Jugend fragt die
Parteien, Presse und öffentliche Meinung und Parteien diskutieren Gegenwartsfragen (Letm.).
Intendant a. D. Reinhard veranstaltete in Ohle einen heiteren Leseabend. - Im November wurde
der Lehrgang "Volks- und Gemeinschaftstanz" unter der Leitung von Frl. Dietlind Schnevoigt
begonnen. - Der vom Volksbildungsverein Plettenberg veranstaltete Kammermusikabend des
Wuppertaler Streichtrios mit Werken von Mozart, Beethoven und Reger war ein besonderes
musikalisches Ereignis.
Heimatpflege
Unser Heimatverein, die Abteilung Pletenberg des Sauerländischen Gebirgsvereins, feierte sein
60jähriges Jubelfest. Im Bettermannschen Saale fanden sich alle Freunde der Heimatsache zu
einem wohlgelungenen Heimatabend, an dem u. a. auch die 50-, 40- und 25jährigen Jubiläen von
12 Mitgliedern gefeiert wurden. - Mit einer prächtigen Ebbewanderung über Windhausen,
Weltringhausen, den ganzen Ebbekamm entlang, über den Rüenhardt und Nordhelle, Kolbturm und
Herscheid verabschiedete sich der hiesige SGV vom Spätherbst.
Vereinstätigkeit und sonstige Veranstaltungen
Der Plettenberger MGV 1864 stellte sich durch ein großes Sänger-Konzert auf eine beachtliche
Leistungsstufe. - In Eiringhausen veranstaltete der MGV 1872 sein diesjähriges Herbstkonzert.
Herrlich sang der gut disziplinierte Chor unter der Leitung seines Dirigenten Hanemann und
der heimische Solist, W. Vieregge, Bariton, gab sein bestes. - Der MGV Bremcke sang an einem
Sonntagmorgen im Krankenhaus und bereitete den Kranken Aufmunterung und eine schöne besinnliche
Stunde. Am gleichen Nachmittag wartete der Plettenberger MGV den Insassen des Wichern-Hauses
mit einem Ständchen auf. - Der MGV Ohle besichtigte die Kornbranntwein-Brennerei Hidding in
Ergste. Den Abschluß bildete ein feucht-fröhlicher Umtrunk.
Die Landsmannschaft Pommern hatte im Gasthof "Zum Amtsgericht" ihre erste Zusammenkunft. - Im
Central-Theater erfreuten sich die beiden Vorstellungen der Süddeutschen Passions- und
Kirchenfestspiele mit Calderons "Geheimnisse der heiligen Messe" eines ausgesprochen guten
Besuches.
Wenig Sinn für ein gutes Schauspiel scheint man in Plettenberg zu haben. Für die Gastspiele
des Westf. Landestheaters wurden nur 45 Vorbestellungen vermerkt. Eine Werbeveranstaltung zu
stark ermäßigten Preisen brachte ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg. Plettenberg scheint
tatsächlich in den Ruf zu geraten, für Kultur und Kulturpflege nichts übrig zu haben.
Volksbücherei
Auf einer Tagung der Plettenberger Volksbüchereileiter wurde festgestellt, daß für die
6 städtischen Volksbüchereien am Maiplatz, Breddeschule, Lettmecke, Landemert, Pasel und Ohle
für etwa 1.000 Lser rund 3.200 Bücher zur Verfügung stehen.
Bau- und Kunstdenkmäler
Dem Ehrenmal auf dem Hirtenböhl, einem Wahrzeichen unserer Stadt, droht Gefahr. Nach einer
kürzlich stattgefundenen Besichtigung durch Sachverständige soll eine Instandsetzung nicht
mehr möglich sein. Der schlechte bauliche Zustand war längst bekannt. Die wohl etwas unglücklich
gewählte Konstruktion des Mals erfordert eine häufige Wartung, die jedoch im letzten Jahrzehnt
versäumt wurde. Regen- und Schneewasser liefen von der Kugel infolge schadhafter Wasserableitung
ins darunterliegende Mauerwerk und zerstörten seine Verbindung. Das Ehrenmal dürfte kaum noch
zu retten sein. Für die Stadt Plettenberg ein bedauerlicher und zugleich beschämender Zustand
insofern, als ihre frühere Verwaltung unbekümmert den rechtzeitig bekanntgewordenen Schäden
gegenübergestanden hat. Für einen gänzlichen Neuaufbau fehlen die Mittel. Der heikle Kostenpunkt
ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, daß nunmehr der in Plettenberg geplante Bau einer der
größten deutschen Jugendburgen mit der Ehrenmalangelegenheit in einen Zusammenhang gebracht wird.
Die Frage wurde aufgeworfen, inwieweit sich eine Jugendherberge anstelle des Ehrenmals mit
Heldenverehrung verbinden läßt.
Naturschutz
Heimatfreunde legten mit Unterstützung der Stadt der uralten Hofeslinde vor dem Bauernhaus
im Baddinghagen einen eisernen Verband an, um damit ein Abbrechen eines schweren Astes und
ein Auseinanderreißen des alten bemoosten Baumriesen zu verhindern.
c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Landwirtschaft
Nach dem Wegfall der Milchbewirtschaftung sind entgegen den weiterhin gültigen Bestimmungen
Bauern dazu übergegangen, Rohmilch unmittelbar an den Milchhandel zu liefern. Wegen der
bestehenden Gefahr, daß durch die Milch nicht einwandfreier Tiere schwere Gesundheitsschäden
bei der Bevölkerung auftreten können, wurde die Außerachtlassung der bestehenden Bestimmungen
unter schwere Strafe gestellt.
Handwerk
Der Metzgereibetrieb Müller, Kirchstraße, konnte am 15. November auf ein 100jähriges Bestehen
zurückblicken. Es handelt sich bei der Firma Müller um eine alte Handwerkerfamilie, die sich
durch viele Generationen hindurch dem Metzgerhandwerk zugewandt hat.
Industrie
Es konnte im allgemeinen festgestellt werden, daß die Metallindustrie ihren Beschäftigungsstand
trotz teilweise sehr großer Schwierigkeiten, wie Material- und Kohlenmangel, noch hält.
Auftragseingang und Auftragsbestand sind im allgemeinen übernormal, nur in ganz geringem
Umfange kam es infolge Material- und Kohlenmangels zu Kurzarbeit. Leider steht zu erwarten,
daß sich im Folgemonat diese Störungen noch ungünstiger auswirken und Arbeiterentlassungen
nicht vermeidbar sind. - Die Firma W. Wagner zu Köbbinghauser Hammer konnte ihr 100jähriges
Betriebsjubiläum feiern. - Herr Heinrich Holthaus konnte als Mitinhaber der Firma Voß & Schröder
sein 40jähriges Jubiläum feiern. Als er im Jahre 1910 eintrat, bestand die Firma nur aus einer
Hackenfabrik in der Blemke.
Arbeitsmarktlage
Die Arbeitsmarktlage zeigt gegenüber dem Vormonat nur eine unwesentliche Veränderung. Die
allmähliche Stillegung des Bausektors konnte die Zahl der Arbeitslosen nur weniger beeinflussen,
da die Metallindustrie noch weitere Einstellungen vornahm. Zahl der Arbeitslosen Ende
November für den Bezirk Plettenberg, Ohle und Herscheid 105 gegenüber 114 im Oktober. Die
Arbeitsmarktlage ist noch als relativ günstig zu bezeichnen.
Handel
Das Schneeballsystem, dessen sich in letzter Zeit in verstärktem Maße mehrere auswärtige
Versandfirmen bedienten, wurde höheren Ortes streng verboten. Viele Plettenberger Spekulanten
hatten das Nachsehen. - Der Plettenberger Einzelhandel beschloß für den Monat Dezember eine
gemeinsame Werbeaktion zu Weihnachten durch eine gemeinsame Verlosung, deren Gewinne durch
Sachspenden beschafft werden sollen. Eine zu diesem Zweck in Umlauf gesetzte Liste ergab
bereits in den ersten Tagen Sachspenden im Wert von über 2.500 DM. Girlandenschmuck und
Lichtreklame sollen dem Plettenberger Straßenbild ein weihnachtliches Gepräge geben. Zu
einer gleichen Aktion entschlossen sich ebenfalls die Eiringhauser Geschäfte.
Märkte und Messen
Das äußerst ungünstige Wetter im November hatte den Marktbetrieb sehr beeinflußt. Die Umsätze
an allen Markttagen waren nur mäßig. Gemüseangebot teilweise kläglich. Blumenkohl reichlich
je Kopf 0,60 bis 0,90 und Rosenkohl 0,40 bis 0,50, Eier 0,23 bis 0,27 (gegen Ende des Monats
0,22 bis 0,30), Winteräpfel durchschn. 0,25 DM. Fleischwaren, Butter und Fette preislich wie
im Oktober. Die sonst so dichtbesetzten Zeilen der Stände zeigten große Lücken.
c) DIE POLITISCHE GEMEINSCHAFT
Bürgermeisterwahl
Rektor Halfmann wurde aufgrund eines nahezu einstimmigen Stadtvertreterentschlusses als
Bürgermeister wiedergewählt. Auch Stadtvertreter Arndt auf seinen Posten als 2. Bürgermeister
wieder berufen. - Der Ohler Bezirksvorsteher Fritz Schulte-Suhr konnte sein 25jähriges Jubiläum
als Bürgermeister und Bezirksvorsteher in Ohle feiern.
Die Parteien
Der BHE, Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten, gründete für Plettenberg eine
selbständige Ortsgruppe. - Für die Aufstellung einer Vorschlagsliste für die Wahl von Schöffen
und Geschworenen wurden nach dem derzeitigen Stärkeverhältnis im Stadtparlament von der CDU
46, von der SPD 40, von der FSU 23 und vom Zentrum 12 Personen benannt.
Sonstiges
Ein Antrag von Einwohnern der Gemeinde Ohle auf Ausgemeindung ihres Gebietes aus dem Stadtbezirk
Plettenberg und Wiedererrichtung einer selbständigen Gemeinde Ohle wurde in einer öffentlichen
Kreistagssitzung im Wirtschaftssaal der Burg Altena mit überwältigender Mehrheit trotz anfänglich
geteilter Meinung der Kreisvertreter abgelehnt. Die Ohler erklärten den früher vollzogenen
Zusammenschluß mit Plettenberg als erzwungen unter dem Druck der NSDAP. Die Gegner der
Ausgemeindung hielten die geplante selbständige Gemeinde Ohle für äußerst krisenempfindlich,
da diese nur von dem Ohler Eisenwerk als einzigen größeren Steuerzahler abhängig sei.
In den letzten Wochen waren im Zusammenhang mit der Nachricht über erhebliche alliierte
Truppenverstärkungen für Westdeutschland Befürchtungen entstanden, daß neben der Beschlagnahme
von Kasernen auch mit umfangreichen Beschlagnahmen von Privathäusern und Wohnungen, vor allem
aber Hotels und Restaurants, zu rechnen sei. In der Bevölkerung Plettenbergs hatte sich eine
erhebliche Unsicherheit gezeigt. Aufgrund einer Rückfrage höherer Stellen bei britischen
Dienststellen konnte jedoch klargestellt werden, daß der benötigte Unterkunfts- und Wohnraum
grundsätzlich durch Neubauten gedeckt werden soll.
Eisenbahn
Der vor einiger Zeit gefaßte Entschluß der Bundesbahn-Leitung, den Eisenbahnverkehr auf der
Strecke Plettenberg-Herscheid wegen des außerordentlich schlechten Zustandes dieser Bahnstrecke
und der ungeheuren Wiederinstandsetzungskosten endgültig einzustellen, führte auch in Herscheid
zu einem Protest beim Präsidenten in Arnsberg. Man ist der Ansicht, daß weder die Abwicklung
des Personenverkehrs auf der Straße noch die Ablösung durch Schienenomnibusse eine tragbare
Lösung des Problems bringen kann. Wenn der Güterverkehr nach wie vor aufrechterhalten bleiben
soll, dann sei sowieso eine Erneuerung des Bahnkörpers notwendig.
Aus den Polizeiakten
Im Konsum Lettmecke wurde ein schwerer Einbruch verübt, bei dem die unbekannt entkommenen
Täter vor allem Bohnenkaffee und Textilien erbeuteten. - Einem Holzhändler wurde ein Steyr-Pkw
entwendet. - Wegen Landstreicherei und Bettelns wurden 3 Personen festgenommen.
Medizinalwesen
Die Tuberkulose-Schutzimpfung wurde in den Schulen Plettenberger Gebiets abgeschlossen. - Im
November konnte eine auffallend hohe Zahl von Blinddarmentzündungen beobachtet werden. In
rund 10 Tagen wurden im Plettenberger Krankenhaus 45 Blinddarmoperationen notwendig. Man
spricht in Plettenberg von einer "Blinddarm-Epidemie". Wahrscheinlich ist das anhaltende schlechte
Klima Veranlassung zu der auffallenden Häufung dieser Erkrankung. - Bei der allgemein schwierigen
Finanzlage der Krankenhäuser konnte festgestellt werden, daß speziell in der Krankenhausfrage die
Stadt Plettenberg im ganzen Kreisgebiet am günstigsten dasteht. Die Stadt leistet bekanntlich
jährlich an das Evangelische Krankenhaus einen Zuschuß von 24.000 DM. Der darüber hinaus
auftretende Fehlbetrag wird von der Evangelischen Kirche getragen. Die schlechte finanzielle Lage
ist besonders darauf zurückzuführen, daß die Pflegesätze zu niedrig sind und den verteuerten
Selbstkosten bei weitem nicht mehr entsprechen.
Von der Jagd
Ein ungewöhnliches Jagdglück hatte im Jagdbezirk Frehlinghausen-Grävinglöh Walter Pfeiffer aus
Ohle, der einen sehr kapitalen Keiler schoß, der aufgebrochen das stattliche Gewicht von 285 Pfund
aufwies.