Chronik der Stadt Plettenberg - 1957

Angefertigt im Auftrag der Stadtverwaltung Plettenberg von Albrecht von Schwartzen

März 1957

Niederschlagsmessungen
Mit Ausnahme von 4 Regentagen (7. bis 10. März) herrschte in der ersten Märzhälfte trockenes und mildes Wetter. Im Gegensatz hierzu regnete es in der zweiten Monatshälfte fast ununterbrochen. An den beiden letzten Märztagen trat bei sinkender Temperatur und sehr starkem Frühnebel wieder besseres Wetter ein. Insgesamt regnete es an 20 Tagen. Die Gesamt-Monatshöhe betrug 115,4 mm. Insgesamt gesehen war der März kein schöner Frühlingsmonat.

DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
Die Geburtenziffern waren in der letzten Zeit immer mehr angestiegen und erreichten seit langer Zeit die Zahl 40: 20 Jungen und 20 Mädchen; Sterbefälle 22, davon 17 männlich und 5 weiblich. 17 Paare nahmen im März den Weg zum Standesamt.

Von unseren Alten
Diesmal waren es 29, die im Geburtstagskalender verzeichnet waren und 80 Jahre und älter wurden. Den Reigen eröffneten zwei 87-Jährige: Berta Blom geb. Gosebruch, Ohle, 87 Jahre; Albert Rentrop, Zeppelinstraße, 87 Jahre; Wilhelm Plankemann, Seissenschmidtstraße, 86 Jahre); Maria Menschel geb. Bolz, Brachtstraße, 86 Jahre; Berta Merkel geb. Schober, Böddinghausen, 85 Jahre; Heinrich Dunker, Landemert, 85 Jahre); Minna Denker geb. Heese, Kückelheim, 85 Jahre; Peter Bröcker, Sonneborn, 84 Jahre; Gustav Großheim, Graf-Dietrich-Straße, 84 Jahre; Ida Schecht, geb. Graewe, Oesterweg, 84 Jahre; Henriette Thomee geb. Henkelmann, Wilhelmstraße, 84 Jahre; Heinrich Depuhl, Oesterau, 84 Jahre; Wilhelmine Schwarz geb. Orth, Herscheider Straße, 83 Jahre; Emma Krause in der Blemke, 82 Jahre; Minna Siepmann, Eiringhausen, 82 Jahre; Friedrich Stephansky, Böddinghausen, 82 Jahre; Adolf Thomas, Holthausen, 82 Jahre; Gustav Lück in der Papenkuhle, 81 Jahre; Wilhelm Heese, Holthausen, 81 Jahre; Lina Siepmann geb. Schulte, Böddinghausen, 81 Jahre; Ernst Ermert, Holthausen, 81 Jahre; Ernst Kettelhake, Landemert, 80 Jahre; Wilhelm Schmidt, Ohle, 80 Jahre; Ernst Zeppenfeld, Himmelmert, 80 Jahre; Wilhelm Kriebel, Hinterm Osterhagen, 80 Jahre; Heinrich Schirmer, Leinschede, 80 Jahre; Andreas Schmidt, Böddinghausen, 80 Jahre; Alfred Lange, Seissenschmidt-Straße, 80 Jahre; Maria Meyworm geb. Stiepelmann, Goethestraße, 80 Jahre.

Silberhochzeiten
Friedrich Aderhold und Erna geb. Knästrich, Am Wall; Albert Verse und Elli geb. Thomas, Holthausen; Wilhelm Ries und Erna geb. Zeppenfeld, Kückelheim; Wilhelm Weißpfennig und Selma geb. Figge, Holthausen und Heinrich Vogelsang und Emilie geb. Birkenhoff, Mühlhoff.

Jubiläen
Handlungsbevollmächtigter Walter Schreiber, 40 Jahre beim Ohler Eisenwerk; August Wurm, 40 Jahre bei Brockhaus Söhne in Oesterau; Wilhelm Thomee, 40 Jahre bei J. Rempel; Fritz Helmert, Rönhkausen, 40 Jahre bei der Bundesbahn, jetzt tätig als Oberlademeister und Oberstudienrat i. R. Dr. Kreft, 30 Jahre im Dienst der Wettermacher.
Heinz Baberg von Ohle promovierte an der phil. Fakultät der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Münster zum Doktor der Philosophie.

DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Die Einwohnerzahl stieg im März um 46 von 27.196 auf 27.242.

Straßen und Wege
Das erste Stück des Dingeringhauser Weges von der Einmündung in den Grafweg bis zur kurzen Rheinlandstraße (Steilstück) in seiner vollen Breite mit asphaltierter Decke und Gehsteigen endgültig fertiggestellt. Auch der Sundheller Weg wurde ausgebaut und asphaltiert bis zur alten Siedlung. Hier wurde der erfreuliche Zustand geschaffen, dass man erste die Straße vollkommen ausbaute, ehe man die Bebauung fortsetzte. Das Gelände an der Sundhelle verfügt nunmehr über drei zum größten Teil ausgebaute Straßen und ist damit zu einer modernen Wohnsiedlung geworden, wie sie bisher nur am Eschen vorhanden war.
Am Erlenkamp und am Loh waren die Ausbauarbeiten fest im Gange. In beiden Straßen wurde eine feste Packlage gelegt, und eine gute Teerdecke angebracht.

Brücken
An der Uhlandbrücke wurden die letzten Arbeiten durchgeführt. Die letzten Kabelverlegungen sowie das Legen der Isolierschicht wurden beendet und eine dauerhafte Betondecke aufgelegt.

Schäden an Wohnbauten
Das Haus Hasemeyer in der Neuestraße stürzte zum Teil ein. Zum Glück und durch Zufall wurde niemand verletzt. Das Haus, das der Firma Hugo Funke gehört, stand schon seit Jahren auf der Abbruchsliste.

Wasserversorgung
Auf Vorschlag der Leitung der Stadtwerke genehmigte der Rat die Erhöhung des Wasserpreises von 0,35 DM auf 0,47 DM je Kubikmeter. In diesem neuen Wasserpreis ist der sog. Biggepfennig enthalten. Ein Sprecher des Rates gab bei dieser Gelegenheit zu bedenken, dass sich bei Betonierungsarbeiten für den Bau des Krankenhauses bereits Wasserkalamitäten ergeben hätten und dass der Bau eines Pumpwerkes an der Bracht nach Fertigstellung des Krankenhauses wahrscheinlich notwendig werden würde. - Der Rat befasste sich erneut mit der Schaffung einer Wassergewinnung in Brockhausen. Auch das große Oestersperrenprojekt kam zur Debatte. Man wurde sich jedoch einig, dass hiervon vorerst Abstand gewonnen solle, da die hierzu erforderlichen Mittel - ca. 1,5 Millionen - einfach nicht vorhanden und auch unter günstigen Bedingungen nicht aufzubringen seien. Der Rat stimmte dem Bau eines Wasserwerkes in Brockhausen unter der Voraussetzung zu, dass die Probebohrungen den erwarteten Erfolg haben würden.

Kanalisation
Im Zentrum von Ohle begann man mit der Verlegung einer etwa 100 m langen Gußrohrleitung von der Friedrich-Maiweg-Straße bis zum Parkplatz vor der Gaststätte Kyi. Geplant ist anschließend der Anschluss eines Seitenkanals, der durch den Alten Weg bis zu den städtischen Grundstücken an den Lennewiesen führen soll.

Verkehr
Der Hauptausschuss des Rates beauftragte Düsseldorfs Städteplaner Prof. Tamms mit der Ausarbeitung eines Verkehrsgutachtens. Die Frage der Konzessionsverlängerung für die Plettenberger Kleinbahn hatte Kopfzerbrechen bereitet. Man kam schließlich zu dem Entschluss, erst ein Gutachten für die Verkehrssituation in Plettenberg einzuholen, ehe man sich zur Verlängerung der Konzession und der Übernahme der Bürgschaft für ein Darlehen des Landes an die Kleinbahn zur Umstellung des Betriebes entschließen wolle.
Der städtische Planungsausschuss unternahm mehrere Besichtigungen und Beratungen. Besonders an den Stellen des Stadtgebietes, die besonderen Veränderungen durch den neuen Leitplan ausgesetzt werden, erklärten die Leitplangestalter den Ausschussmitgliedern die vorgesehenen Veränderungen, auch die Schwierigkeiten, die sich im Zuge der Leitplandurchführung ergeben werden.


Neben der Gaststätte Alberts, an der Reichsstraße in Eiringhausen, wurde eine neue GASOLIN-Tankstelle in Dienst genommen.
Die der Kreisfachvereinigung angehörenden Tankstellen-Unternehmen beschlossen eine Neuregelung der Öffnungs- bzw. Verkaufszeiten. Danach waren ab 15. März die Tankstellen werktags von 7 bis 20 Uhr geöffnet. Für Sonn- und Feiertags soll eine umschichtige Offenhaltung nach dem Beispiel der Apotheken durchgeführt werden.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie ersuchte das Bundesverkehrsministerium, den Bau einer Entlastungsautobahn Hagen-Siegen-Gießen (Sauerland-Höhenstraße) beim Zehnjahresplan für den Straßenbau aus der dritten in die zweite Ausbaustufe vorzuziehen.
Die Plettenberger Kleinbahn sah sich gezwungen, eine Fahrpreiserhöhung durchzuführen, da die gestiegenen Mehrausgaben nur noch durch eine angemessene Tariferhöhung aufgefangen werden konnten. Auf Antrag der Plettenberger Kleinbahn erteilte der städtische Rat die Genehmigung für die Verlängerung der Konzession für die Benutzung der Straßen durch die Kleinbahn bis zum 31.12.1958. Gleichzeitig wurde ihr die Auflage erteilt, die von der Bundesbahn bereits vor längerer Zeit vorgenommene Frachttariferhöhung nachzuholen.
Zur Vereinfachung und Beschleunigung der Abfertigung in den Omnibussen wurde im Interesse einer möglichst pünktlichen Durchführung des Fahrplanes der Verkauf von Sechsfahrtenheften und Arbeiterwochenkarten von den Omnibussen genommen und auf besondere, zum Teil neu eingerichtete, insgesamt 14 Verkaufsstellen verlagert.

Feuerlöschwesen
Das meist von Jugendlichen in jedem Jahr ausgebübte Flämmen wurde diesmal geradezu zu einer Seuche. An mehreren Stellen im Stadtgebiet musste die Feuerwehr gerufen werden. Bei Brüninghausen wurden rund 3000 Quadratmeter Eichenhochwald vernichtet. Die Forst- und Polizeibehörden sahen sich zu besonderen Maßnahmen und Strafandrohungen genötigt.

b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Sitten und Bräuche
Der Film über den Plettenberger Weihnachtschor, den der Aufnahmestab des "Tagesspiegel" im Westdeutschen Fernsehen im vergangenen Dezember drehte, und der ursprünglich zu Weihnachten 1956 übertragen werden sollte, wurde in der Plettenberger Schützenhalle uraufgeführt. Hauptzweck war die Ergänzung des Films durch neue Tonaufnahmen.
Ende März begann die Plettenberger Jugend bereits mit dem Aufbau der Osterfeuer. Am Kirchlöh, in der oberen Grüne und an vielen anderen Stellen wurde Reisig und alles Brennbare zusammengetragen.
Kirchliches Leben
Evangelische Gemeinde
Im Saale des Evgl. Vereinshauses trafen sich die Angehörigen des CVJM Plettenberg und Holthausen zum gemütlichen Beisammensein. Im Mittelpunkt stand das Theaterstück "Dem Ollen siene Buxe", das die Plettenberger Jugend in waschechtem Platt vortrug. - Mit einem interesssanten Vortrag zeichnete vor einer großen Zuhörerschar der Generalsekretär des CVJM Deutschland, Günter Feuser, das Bild Chinas, wie es sich heute dem Besucher darbietet.
Am 31. März fanden die ersten Konfirmationen statt. 28 Jungen und 18 Mädchen in der Christuskirche durch Pfarrer Dr. Litschel sowie 13 Jungen und 11 Mädchen in der Erlöserkirche durch Pfarrer Oestreicher.
In der Eiringhauser Evangelischen Kirche musizierte das Reilquartett. Die vierköpfige Künstlerschar zeigte ein hohes Maß an Qualität in Ausdrucksstärke und technischer Vollendung.

Schulwesen
Auf der Jugendburg fand Anfang März eine musikpädagogische Tagung der Lehrerschaft statt. Prof. Dr. Heer von der Musikhochschule in Köln hatte sich den Musikerziehern zur Verfügung gestellt. - In der Aula des Gymnasiums trafen sich die Plettenberger Lehrer auf Einladung des Schulrates Kesselhut zu einer Lehrertagung. Hauptpunkte waren zwei Referate, die von dem Hagener Schulrat Bethlehem und dem Rektor der Pädagogischen Akademie Köln, Prof. Dr. Rutt, gehalten wurden. - Das Examen als Lehrerin an Volksschulen bestand an der Pädagogischen Akademie in Dortmund Eva-Marie Rentrop, Wilhelmstr. 55. Vor dem Prüfungsausschuss der gleichen Akademie bestand auch Ernst Voit das Volksschulehrerexamen.
Im Zeichen des Abschiedes standen Ende März drei kurze aber bedeutungsvolle Feierstunden, in deren Rahmen in der Eiringhauser Jüttenschule, in der Holthauser Volksschule und in der Plettenberger Zeppelinschule vier alte und verdiente Lehrer aus Amt und Beruf verabschiedet wurden. Fräulein Auguste Schmidt (Schmitt ?) nahm Abschied von der Jüttenschule, Hauptlehrer Born und Lehrer Wilhelm verabschiedeten sich von der Holthauser Schule, und in der Zeppelinschule fand die Verabschiedung von Lehrer Scheffer, auf dessen eigenen Wunsch nur in ganz kleinem Rahmen, im Kollegenkreis statt.
Am 6. und 7. März fand am Gymnasium Plettenberg die mündliche Reifeprüfung statt, und zwar am ersten Tag unter dem Vorsitz des Oberschulrats Dr. Korn und am zweiten Tag unter dem Vorsitz des Oberstudiendirektors Dr. Luck. Alle 12 Abiturienten bestanden die Reifeprüfung: Albert Hellmich, Lothar Henze, Siegfried Kettling, Friedrich Kühne, Otto Mann, Joh. Melcher, Gerhard Otto, Ulrike Bartholomey, Ilse-Dorothea Seuthe, Eckhard Stahl, Kaspar Vieregge, Brigitte Seifert und Renate Weicht.

Volkshochschule
Im letzten Filmabend des Filmklubs der VHS, mit dem das Wintersemester abschloss, kamen vier Kulturfilme zur Aufführung: "Holland im Spiegel", "Nachtpost", "Nachbarn" und "Vom Impressionismus zur abstrakten Malerei". - Der Kurdirektor von Bad Driburg, Wimmer, führte mit einem dreistündigen, durch einen Farbfilm ergänzten Vortrag seine große Zuhörerschar durch den Zauber des Wunderlandes Indien. - Der Biologische Wanderkreis der VHS machte seine erste Wanderung durch den erwachenden Frühlingswald. - Der wissenschaftliche Mitarbeiter des I.G. Herder-Institutes in Marburg, Dr. Richard Breyer, hielt einen lebendigen Vortrag über Persönlichkeit und Werk des Freiherrn von Stein.

Kunstgemeinde
Zu einem großen Erfolg wurde vor ausverkauftem Hause das Gastspiel des großen zeitgenössischen Tänzers Harald Kreutzberg. Er wußte in hervorragender Weise Bewegung und schauspielerische Darstellung zu verbinden und erntete einen begeisterten Schlussapplaus.

Kammerorchester
Das Plettenberger Kammerorchester, das ein beachtliches Stadium seiner Entwicklung erreicht hat, machte sich zum Interpreten eines zeitgenössischen Werkes, der "Simple Symphonie" des britischen Komponisten Benjamin Britten. Im Mittelpunkt des Abends standen zwei Konzerte aus der Epoche des musikalischen Barocks. Herbert Paluskiewicz und Anneliese Herberg waren die Solisten.

Heimatvereine
Der Abteilungsvorstand des SGV Plettenberg trat zwecks Bereinigung aller schwebenden Fragen zurück, um die SGV-Arbeit auf eine neue Basis zu stellen.

Schützenvereine
Bei der Vereinsmeisterschaft der Plettenberger Schützengesellschaft 1836 gewann Karl Thomee wieder den Wanderpokal der Gesellschaft. - In Eiringhausen gab es einen sehr harten Schießwettstreit um lockende Preise, an dem sich 150 Schützen beteiligten.

Turnen und Sport
Fußball Am ersten Märzsonntag mußte sich VfL Klafeld auf eigenem Platz gegen die Plettenberger 0:2 geschlagen geben. Die Plettenberger Reservisten siegten gegen TS Evingsen I hoch überlegen 6:1, dagegen holte sich Eiringhausen gegen SF Gladbeck eine 1:2 Niederlage auf der Elsewiese. - Und im Oestertal: Sportfreunde Oestertal I gegen Eintracht Lüdenscheid Reserve 3:2 und Oestertal Jugend gegen Eschen Jugend 5:2.

Sonstige Vereine und Veranstaltungen

Geschichtliches

c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Arbeitsmarktlage

Politische Gemeinschaft

Gewerkschaften

Ratssitzungen

Baupolizei

Stadtsparkasse

Rechtswesen

Aus dem Polizeibericht

Sonstiges


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Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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