Chronik der Stadt Plettenberg - 1951

Angefertigt im Auftrag der Stadtverwaltung Plettenberg von Albrecht von Schwartzen

Januar 1951

Klimaverhältnisse
Die ersten Jahrestage gehörten noch zur Kälteperiode des Dezember 1950, wobei Schneetreiben und Regenschauer abwechselten. Dann folgte ununterbrochen Regenwetter bis zum 25., das von einem trockenen Wetter abgelöst wurde. Im Januar wurden folgende Niederschläge gemessen: Monatssummen der Niederschlagshöhen 134,7 mm. Die größe Tageshöhe betrug 23 mm am 18. 1.

DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
Die Standesämter Plettenberg und Ohle registrierten im Januar insgesamt 34 Geburten, 14 männliche und 20 weibliche. Insgesamt wurden 23 Sterbefälle im Januar verzeichnet. Es starben 11 Männer und 12 Frauen. Unter den Männern ist ein nachträglich beurkundeter Kriegssterbefall verzeichnet. Die Sterblichkeit war im Januar außergewöhnlich hoch. Das erreichte Höchstlebensalter betrug 90 Jahre, das niedrigste Sterbealter lag bei 35 Jahren. 16 der 23 verstorbenen wurden älter als 63 Jahre, davon wiederum 13 älter als 70 Jahre und 3 älter als 80 Jahre. Die Ehefreudigkeit war auf einen außergewöhnlich tiefen Stand gesunken, insgesamt wurden nur 3 Eheschließungen (in Ohle keine) verzeichnet.

Von unseren Alten
Achtzig Jahre alt und darüber hinaus wurden insgesamt 13 Plettenberger Bürger, die durchweg bei guter Gesundheit im Januar ihren Geburtstag feiern konnten. Der älteste Eiringhauser, namens August Schmellenkamp, wurde 91 Jahre alt, desgleichen Fräulein Henriette Schulte aus Kückelheim. 89 Jahre alt wurde Karl Lindemann aus Köbbinghausen, 88 Jahre August Wiemann aus Bremcke. Wilhelm Seuthe und Witwe Maria Bauroth geb. Planek aus Leinschede wurden 87 Jahre alt, Wilhelm Dickgräfe 86 und Wilhelm Kabau aus Oesterau und Witwe Elisabeth Thamer geb. George, 84 Jahre. Wilhelm Blum, der heute noch rührige Schachstratege, und die ledige Anna Schulte aus Ohle wurden 81 Jahre alt. August Cordt vom Humberg und der um das Plettenberger Handwerk sich sehr verdient gemachte Robert Bitzhenner traten über die Schwelle ihres 9. Jahrzehnts und feierten die Wiederkehr ihres Geburtages zum 60. Male.
Das Fest der goldenen Hochzeit konnten die Ehepaare Wilhelm und Emilie geb. Kraut, Brockhauser Weg, sowie Wilhelm Großkamp und Maria Josefine geb. Röttger, Böddinghausern, bei voller Gesundheit und geistiger Frische feiern.
Der in seine Heimatstadt Plettenberg zurückgekehrte Staatsrat a. D. Prof. Carl Schmitt trat mit einem bedeutungsvollen Vortrag in Düsseldorf und vier neuen Schriften mit Erfolg wieder in die Öffentlichkeit.

Kriegsgefangenen-Betreuung
Das Deutsche Rote Kreuz startet eine neu umfassende Suchaktion. Auch in Plettenberg wird in Kürze jeder Heimkehrer eine Vermißtenliste seiner letzten Einheit erhalten, um gegebenenfalls Auskunft über seine vermißten Kameraden erteilen zu können. Das DRK registrierte bisher noch 590 vermißte Kriegsgefangene für Plettenberg.

Betreuung der Ostvertriebenen
In Plettenberg wurde u. a. auf Verfügung des Sozialministers ein Ausschuß für kulturelle Betreuung unter dem Vorsitz des Leiters des städtischen Kulturamtes, Dr. Minster, gebildet. Die Plettenberger Volkshochschule hat bereits seit längerer Zeit die Betreuung in ihre Kulturarbeit einbezogen und wird diese Aufgabe noch weiter ausbauen.

Unglücksfälle (Verkehrsunfälle sind an anderer Stelle verzeichnet)
In einem Anfall von Schwermut öffnete ein sich hier aufhaltender Patient nach gut überstandener Magen- und Darmoperation die PUlsadern und führte dadurch seinen Tod herbei.

DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Im Januar nahm die Bevölkerung weiterhin zu. Es wurden verzeichnet 144 Zugänge und 101 Abgänge. Demnach beträgt der Bevölkerungszuwachs 43 Personen. Bevälkerungsstand Ende Januar 24.562 Einwohner. Davon sind 11.607 männlichen und 12.955 weiblichen Geschlechts. Die Gesamtbevölkerungszahl enthält 3.719 Ostvertriebene und 860 Evakuierte.

Straßen und Wege
Bezüglich des städtischen Grundstückes an der Wilhelmstraße, des sog. Parkplatzes, kann die Stadt erst dann frei in ihren Planungen und Vorhaben (Straßenverbreiterung) verfügen, wenn mit den jüdischen Erben des Vorbesitzers eines Parkplatzteiles, die im Rahmen der Wiedergutmachung Ersatzansprüche stellten, Einigung erzielt wird.
Die außergewöhnlich schlechten Verkehrsverhältnisse, insbesondere in dem engen und unübersichtlichen, gewundenen Schlauch der Wilhelmstraße stellen die zuständigen Behörden vor sehr schwierige Aufgaben. Abhilfe kann eigentlich nur geschaffen werden, indem die schon in der Zeit vor dem letzten Kriege projektierten Umgehungsstraße, unterhalb des Hestenberges her, gebaut wird. Die schlechte Finanzlage der Stadt, des Landes und des Bundes lassen vorerst aber dieses Projekt in den Hintergrund treten.
Infolge des Frostwetters ist die Straßendecke des Bundesstraße zwischen Pasel und Rönkhausen stark aufgebrochen bzw. hat sich stark gehoben.

Hausbesitz-Wechsel
Das den Erben Selle gehörende Wohnhaus am Marler Weg ging durch Kauf in den Besitz des Kaufmanns van Wickeren über. Paul Selle kaufte das Haus des Schreinermeisters Erwin Schmidt (Bismarckstr. 47 - seit 1949: Auf der Weide 47).

Wasser, Kohle und Gas
Im Bereich der Wassergenossenschaft Böddinghausen haben infolge harten Frostes aufgetretene Rohrbrüche eine starke Wasserverknappung verursacht.
In der Wasserleitung in Ohle trat ein Schaden auf, der umfangreichen Erdaushub am Bürgersteig der Bundesstraße am Friedhof zur Folge hatte.
In Plettenberg ist die Kohlenversorgung immer noch sehr gespannt. Planloses und unerlaubtes Holzhauen in unseren Bergen ist an der Tagesordnung. Die meisten Haushaltungen haben bis jetzt für diesen Winter erst 3 Zentner Kohlen bekommen. Man munkelt immer wieder von "schwarzen Kohlenverkäufen" durch auswärtige Personen, wobei Preise von 6 bis 7 Mark pro Zentner genannt werden.
Das städtische Wannenbad, das aus Mangel an Brennstoff geschlossen werden mußte, konnte wieder geöffnet werden.
Als Folge des Kohlenmangels ist auch die Gasversorgung in Schwierigkeiten geraten. Es folgte daher von seiten der Stadtwerke Plettenberg an die Hausfrauen die Aufforderung zu 10-prozentiger Gaseinsparung.
Bei dem starken plötzlichen Bedarf an Brennmaterial konnten weder die Sägewerke noch die Waldbauern die Nachfrage nach Brennholz befriedigen.

Verkehr
Mit Rücksicht auf die neu eingerichtete 3. Apotheke und vor allem auf das Krankenhaus wurde in Höhe der Seißenschmidtstraße am Grafweg eine Autobushaltestelle eingerichtet. Die alte Wagenhalle der Kleinbahn reichte infolge Neuanschaffung von 2 Omnibussen nicht mehr aus und mußte durch einen Anbau erweitert werden. (Weiteres über Verkehr siehe unter Straßen und Wege).

Fremdenverkehr
Der städtische Verwaltungsausschuß beschloß, von irgendwelchen Maßnahmen zur Hebung des Fremdenverkehrs abzusehen, da alle Bemühungen, insbesondere beim Gaststättengewerbe, auf wenig Interesse stießen.

Verkehrsunfälle
In Leinschede vor der Einmündung der Straße nach Arnsberg geriet ein Pkw durch starkes Abbremsen ins Schleudern und prallte gegen den Kotflügel eines Lkw's. Der Pkw-Fahrer wurde verletzt und sein Wagen schwer beschädigt (2.1.) - Am Tage darauf mußte der Verkehr auf der Bundesstraße bei Teindeln etwa 2 1/2 Stunden unterbrochen werden, da infolge Vereisung mehrere Pkws und Lkws abrutschten und aufeinanderprallten (6.1.) - Die "Verkehrsfalle" der Innenstadt, vor dem Hotel Stadt Plettenberg, wurde abermals der Schauplatz eines Verkehrsunfalles, nachdem ein Pkw-Fahrer auf einen Lkw gefahren war und ein aus entgegengesetzter Richtung kommender Autobus die Durchfahrt vollkommen versperrte. - Am 12. Januar stürzte bei Siesel ein Fernlastzug über die 5 m tiefe Böschung ins alte Lennebett. - Bei der Bahnüberführung an der Herscheider Straße kippte ein Lieferwagen um, da die Ladung seitwärts verrutscht war. Der Fahrer wurde leicht verletzt.

Feuerlöschwesen
Die Freiwillige Feuerwehr Ohle stellte ein neues modern eingerichtetes Löschfahrzeug in Dienst. Es handelt sich dabei um ein Fahrzeug vom Typ LF 8.

Öffentliche Einrichtungen
Ende Januar eröffnete Raymund Brockhaus eine Sauna-Badeanlage, eine der ersten im ganzen Kreise. Die Gesundheitsbehörde hält die Einrichtung für einwandfrei und die Ärzteschaft gibt ihre Empfehlungen.

b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Kirchliches Leben
Evangelische Gemeinde
Die Evangelische Frauenhilfe Plettenberg-Stadt bescherte ihren Mitgliedern im Gemeindehaus einen schönen Nachmittag. - Der Westdeutsche Jungmännerbund gab in der Hauptkirche ein wohlgelungenes Posaunenkonzert. - Frau Pastor Middermeyer, Sömmerda/Th. dankte der Evangelischen Frauenhilfe Plettenberg-Stadt für die umfangreiche Weihnachtsspendenaktion. - Der Blaukreuzverein veranstaltete in der Ohler Kirche eine Filmvorführung. - In Eiringhausen fanden Evangelisationsvorträge mit Bezug auf die Blaukreuz-Arbeit statt. - Frl. Lämmerhirdt vom Oekumenischen Amt der Evangelischen Kirche Westfalen hielt im Gemeindehaus einen fesselnden Vortrag über das Thema "Oekumene einst und heute".

Katholische Gemeinde
Der kath. Männerverein St. Martin, Ohle, veranstaltete einen Unterhaltungsnachmittag. - Der kath. Kirchenchor trug unter Leitung von Studienrat Geismann in beiden Plettenberger Krankenhäusern den Patienten alte Weisen vor. - Das St. Hedwigswerk veranstaltete eine eindrucksvolle ostdeutsche Heimatkundgebung "Heimat und Glaube" im Centraltheater. - Der Ohler Männerverein St. Martin rief seine Mitglieder zu einer Karnevalsfeier zusammen.

Kirchliche Gebäude
Am Turmdach der Ohler Kirche wurden alle Wetterschäden beseitigt und das Dach teilweise neu gedeckt.

Schulwesen
Mit den schriftlichen Arbeiten für die diesjährige Reifeprüfung am Gymnasium wurde begonnen. 4 Oberprimaner und 7 Oberprimanerinnen wurden zur Reifeprüfung zugelassen. - Die Plettenberger Lehrer benutzten ihren letzten Ferientag, um sich in der modernen, für die heimische Wirtschaft so bedeutungsvollen Schraubenfabrik von Graewe & Kaiser mit dem Fertigungsablauf einer Schraube vertraut zu machen.

Bildungseinrichtungen und Veranstaltungen
Mit den Vorträgen "Nietzsche und die Existenzphilosophie" befand sich die VHS mitten im geistigen Ringen der Zeit. Die Deutsche Einheit, der Europa-Gedanke und die Jugendhilfe waren die Aussprachethemen an den politischen Ausspracheabenden der VHS, wobei 4 Parteien am runden Tisch miteinander diskutierten. - Die Jugend diskutierte über ihr "Verhältnis zur Wirtschaft, Staat und Gesellschaft". Mit dem Vortrag von Studienr. Göbel "Schlesien, Land, Leute" wurde die Vortragsreihe "Ostdeutsche Heimat" eingeleitet. - Auch das Hohnsteiner Puppenspiel war wiederum eine künsterische Leistung. - Intendant a. D. Reinhardt erfreute seine Zuhörer mit heiteren Geschichten aus dem Tierleben. - Dr. Bürmann, Lüdenscheid, erzählte den Ohler VHS-Hörern über "Farbiges Schattenspiel in aller Welt". - Mit Humperdicks Märchenoper "Hänsel und Gretel" wurde in Pasel die Winterarbeit der VHS fortgesetzt. - Willi Arndts aus der Oester veranstaltete mit den VHS-Hörern einen plattdeutschen Abend voller Besinnlichkeit und Heiterkeit. - Stud. Ass. Reipert setzte seine Vortragsreihe über Haus- und Heimgestaltung fort. - Alles in allem ein großes Programm, das die Plettenberger Volkshochschule ihren Hörern mit vollem Erfolg bot.

Büchereien
Der Fabrikant Adolf Hollweg, der vor 8 Jahren den Grundstock zur Gründung der Volksbücherei in Landemert gestiftet hatte, spendete wieder eine Summe zur Erhöhung des Bücherbestandes.

Sport
In Plettenberg treffen sich seit einiger Zeit ehemalige Segelflieger zu einer monatlichen Aussprache. Wie es heißt, soll in Kürze die Ortsgruppe Plettenberg des Deutschen Aero-Clubs gegründet werden.

Sonstige Vereine und Veranstaltungen
Im Albert'schen Saale veranstaltete das Sozialwerk der Eisenbahner eine Weihnachtsnachfeier und in Ohle gab das Ohler Werksorchester ein frohbeschwingtes Streichkonzert. - Der MGV Harmonie Eiringhausen gab im dichtbesetzten Albert'schen Saal sein Winterkonzert. Der Anglersportverein Forelle Eiringhausen veranstaltete bei Alberts ein Kappenfest und Kostümball.

c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Landwirtschaft - Viehzucht
Im Schlacht- und Viehhof Plettenberg ist die Maul- und Klauenseuche festgestellt worden. Die Ortsteile Plettenberg-Mitte und Eiringhausen wurden zu Sperrbezirken erklärt. - 3 Rinder vom Hof Wiebecke, die auf die Bahngleise geraten waren, wurden von einem Güterzug erfaßt und getötet.

Ernährung
Durch eine Anordnung wurden die Bäckerbetriebe verpflichtet, Roggenfeinbrot (Konsumbrot) herzustellen. Das Konsumbrot ist preisgebunden. Der Höchstpreis beträgt je 1000 g 0,50 DM. Dieses Brot ist eine Zusammensetzung von 80 % Roggenmehl "Typell 50" und 20 % Weizenmehl Typ 1200 herzustellen.

Industrie
Der starke heimische Export bedingt eine eigene Zollstelle in Plettenberg. Warum der umständliche Weg über Lüdenscheid und Altena. - Die Metallindustrie hat unter großen Schwierigkeiten die beschäftigten Arbeitskräfte noch halten können. Vor allem Kleinbetriebe, die durch den Kohlenhandel versorgt werden, erhielten unzureichende Mengen von Brennstoffen. Auch der Materialmangel und die steigenden Rohstoffpreise wirkten sich hemmend auf die Produktion aus. Die Stromkürzungen für Großabnehmer führten bereits zur Herabsetzung der Arbeitszeit und zu Entlassungen. Die Auftragslage ist in der gesamten Industrie als gut zu bezeichnen. Durchschnittlich 50 % der Produktion wird exportiert. Mehrere Betriebe im Plettenberger Bezirk, die seit Jahrzehnten ihr Vormaterial von der Firma Krupp in Essen bezogen hatten, stehen vor großen Schwierigkeiten. Durch Stillegung und Demontage der Essener Betriebe ist die Rohstoffbasis einiger Plettenberger Werke empfindlich gestört.
Die Firma P. W. Wolf, Eisen- und Blechgroßhandel, hat die Besitzung des Gemüsegroßhändlers Menge in Kahley aufgekauft und richtet dort nunmehr ihr Unternehmen ein.

Handel
Vom Einzelhandel wurde Ende Januar der Winterschlußverkauf gestartet. Kleine Textilien waren besonder gefragt. Die Angst vor weiteren Preissteigerungen erhöhte die Kauflust.

Arbeitsmarktlage
Im Monat Januar trat dadurch eine Besserung ein, daß nach Frost- und Schneeinbrüchen in der 2. Monatshälfte Tauwetter eintrat und ein großer Teil der Bauarbeiter die Arbeit wieder aufnehmen konnte. Über die Arbeitsmarktlage in der Metallindustrie siehe dortselbst. Die Arbeitslosenziffer für Plettenberg, Ohle und Herscheid sank von 172 auf 168. Die restlichen 168 Arbeitslosen dürften nur noch wenige voll einsatzfähige Kräfte aufweisen. Der Bedarf an Arbeitskräften in der Landwirtschaft konnte bei weitem nicht gedeckt werden. Es besteht ein großer Mangel an Baufacharbeitern. In der Industrie fehlen Facharbeiter.

Wochenmarkt
Bei unveränderten Preisen war der Marktbetrieb in der ersten Monatshälfte mäßig. Preise: Eier 22 bis 23 Pfg., Butter 2,90 DM, Speck 2,40 DM, Rind- und Hammelfleisch 1,40 DM, Apfelsinen gab es schon 14 Stück für 1,00 DM. Obst lag im Preis durchweg wie im Dezember. In der 2. Monatshälfte war der Betrieb reger. Die Eierpreise sanken trotz der anziehenden Preise bei fast allen Lebensmitteln auf 19 bis 22 Pfennig.

Post
Es geht den Schwarzhörern an den Kragen. Mit einem Suchgerät der Post wurde festgestellt, daß es in Plettenberg noch über 1.000 Schwarzhörer gibt. Von der Post wurde großzügig eine Amnestie für Schwarzhörer gewährt, die am 15. Februar abläuft. Es soll damit bezweckt werden, daß sich die Schwarzhörer ohne Strafe bis zu diesem Zeitpunkt anmelden können. Es haben sich bereits im Gebiet Plettenberg, Herscheid und Ohle 467 Hörer angemeldet, wovon ein großer Teil sicherlich bisher zu den Schwarzhörern zählte. In 8 Wochen (bis Ende Januar) betrug der Zugang seit Beginn der Aktion (Ende November) fast 11 %. (Von 5199 Hörern auf 5.829)

Rechtswesen
Ein Rechtsanwalt saß auf der Anklagebank. Rudolf Winkler, dem es erst im Jahre 1949 gelungen war, eine eigene Anwaltspraxis in Plettenberg zu eröffnen, war auf die schiefe Bahn geraten und hatte durch viele Betrügereien das Ansehen des Anwaltsstandes aufs schwerste gefährdet. Er erhielt eine Geldstrafe von 600 plus 50 DM.

Aus den Polizeiakten
An erster Stelle stehen wieder die vielen Schrott- und Metalldiebstähle, die immer größeren Umfang annehmen. So wurden z. B. in einem Werk in Eiringhausen 61 kg Messing und 63 kg Kupfer gestohlen. Die Täter wurden ermittelt. Die vielen Fälle im einzelnen aufzuführen, würde zu weit gehen. Vielfach sind es auch Jugendliche, die sich von älteren verleiten lassen. Verlockend sind die hohen Preise, die heutzutage schon für Metalle gezahlt werden. Man spricht allgemein von einer Epidemie und Metallgangsterei, die solche Ausmaße angenommen hat, daß sie sich in den Schlagzeilen der Lokalzeitungen widerspiegelt. Z. B. "Metalldiebstähle auf der ganzen Linie."


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Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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