Chronik der Stadt Plettenberg - 1957

Angefertigt im Auftrag der Stadtverwaltung Plettenberg von Albrecht von Schwartzen

Februar 1957

Niederschlagsmessungen
Wie auch im Januar herrschte im Februar ein regenreiches, für die Jahreszeit viel zu mildes Wetter. Nur am 17. und 21. Februar fielen geringe Schneemassen, die nur eine Schneedecke von höchstens 4 cm Höhe erzeugten. Dagegen gingen an 20 Tagen beträchtliche Regenmengen nieder, so dass sich als Monatssumme der Niederschläge die hohe Zahl von 154,5 mm ergab.

DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
Insgesamt wurden 35 Geburten im Februar registriert, davon 17 Jungen und 18 Mädchen.
Die Sterbefälle waren an Zahl geringer als im Vormonat. Insgesamt wurden 20 registriert. Mehr als die Hälfte der Verstorbenen hatte das 70. Lebensjahr überschritten.
Eheschließungen: 11

Aus dem Ehrenbuch der "Alten"
Insgesamt 39 unserer ältesten Mitbürger konnten im Februar ihren Geburtstag feiern. Den Reigen eröffnete Maria Hennecke geb. Rademacher in Eiringhausen mit 89 Jahren. Ihr folgten Mathilde Pflüger geb. Pieper, Hinterm Osterhagen, 89 Jahre; Karl Seuthe, Ziegelstraße, 89 Jahre; August Ries, Himmelmert, 89 Jahre; Maria Lill geb. Dannert, Himmelmert, 86 Jahre (verzog am 01.12.1956 nach Hagen); Luise Kühne geb. Feldhoff, Am Wall 86 Jahre; Emma Hagedorn geb. Mäckeler, Eiringhausen, 86 Jahre; Emilie Pfeiffer geb. Rimkus, Hechmecker Weg 85 Jahre; Josef Dratwa, Eiringhausen, 85 Jahre; Wilhelm Mannel, Eiringhausen, 84 Jahre; Maria Kremer geb. Richter, Brachtstraße, 84 Jahre; Friederike Florath geb. Kauke, Ratschelle, 84 Jahre; Wilhelm Brücher, Grafweg, 84 Jahre; Heinrich Seuthe, Holthausen, 84 Jahre; Karl Klein, Seydlitzstraße, 83 Jahre; Josef Schürholz, Böddinghausen, 83 Jahre; Emma Groll geb. Brenscheidt, Eiringhausen, 83 Jahre; Dorothea Sauer geb. Runkler, Herscheider Straße, 83 Jahre; Elisabeth Kelm geb. Meding, Lettmecke, 82 Jahre; Minna Grüber geb. Schauerte, Landemert, 82 Jahre; Franz Specht, Derfflinger Straße, 82 Jahre; Eduard Fecker, Kückelheim, 82 Jahre; Auguste Hanebeck geb. Rafflenbeul, Bahnhofstraße, 82 Jahre; Johann Hoffmann, Widukindstraße, 82 Jahre; Maria Fries geb. Ochsenfeld, Derfflinger Straße, 82 Jahre; Anna Vorhagen geb. Grimbach, Kirchstraße, 82 Jahre (seit 05.03.1956 Altersheim Letmathe); Wilhelmine Reiche geb. Bochdan, Eiringhausen, 81 Jahre; Emma Mayworm geb. Glingener, Osterloh, 81 Jahre; Maria Sasse geb. Otto, Ohle, 81 Jahre; Minna Junker geb. Schumacher, Holthausen, 81 Jahre; Minna Lange geb. Theiß, Umlauf, 81 Jahre; Lina Großheim geb. Geck, Graf-Dietrich-Straße, 81 Jahre; Frl. Lina Drees, Himmelmert, 81 Jahre; Auguste Müggenbrauck geb. Sechtenbeck, Holthausen, 81 Jahre; Mathilde Kaiser geb. Böllinghaus, Kückelheim, 80 Jahre; Bertha Bender geb. Feldmann, Böddinghauser Weg, 80 Jahre; Alwine Graewe geb. Hollenberg, Böddinghausen, 80 Jahre; Karl Jobke, Gesebrinkstraße, 80 Jahre; Wilhelm Schulte, Holthausen, 80 Jahre.
Das Fest ihrer goldenen Hochzeit konnten im Februar 3 Paare feiern: Franz Sosnitzki und Karoline geb. Ziarstek (Ostpreußenpaar) aus der Bermcke, Anton Markus und Anna geb. Graewe aus Böddinghausen (der Jubelbräutigam war Mitbegründer des MGV Böddinghausen) und Heinrich Gester und Lina geb. Schulte in Landemert.
Ihre Silberhochzeit feierten Otto Hücking und Anna geb. Tigges, Königstraße.

Unglücksfälle
Ein schwerer Unfall ereignete sich in den Waldungen am Forsthaus Soen, wo ein Arbeiter damit beschäftigt war, abgeschlagene Stämme ins Tal abrutschen zu lassen. Er wurde von einer Tanne erfasst, die oberhalb seines Standortes unbemerkt ins Rutschen gekommen war. Die Spitze drang dem Mann quer durch den Körper und spießte ihn auf. Die eingedrungene Spitze musste an Ort und Stelle abgesägt und der Mann ins Krankenhaus gebracht werden, wo er einige Tage nach der gefährlichen Operation seinen Verletzungen erlag.

DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Die Einwohnerzahl stieg im Februar nur geringfügig, und zwar um 22 von 27.174 auf 27.196. In dieser Zahl sind enthalten 4.432 Heimatvertriebene und 794 Evakuierte.

Straßen und Wege
Die Gehsteige des Erlenkamps am Eschen erhielten einen festen Splitbelag. Die Straße selbst ist allerdings nach wie vor ein einziger Morast von Schlamm und Wasser.
Der Leitplan für die Stadt Plettenberg, der von entscheidender Wichtigkeit für die künftige Bauplanung in Plettenberg ist, wurde im Entwurf endgültig fertiggestellt. Im Planungsausschuss und anschließend im Hauptausschuss begannen die Beratungen über diesen Leitplan. Der Durchführungsplan hierzu, der sich mit der eigentlichen Altstadt befasst, und vor allem die Baufluchtlinien im Altstadtgebiet entsprechend den heutigen Notwendigkeiten unter Berücksichtigung der Verkehrslösungen regeln soll, wurde durch das Stadtbauamt ausgearbeitet und aufgestellt. Ende des Monats fand eine Ortsbesichtigung der Altstadt durch den Planungsausschuss statt. Unter der Leitung des Leitplangestalters Bonin aus Siegen und Dr. Grimm, dem von der Stadt beauftragten Verkehrsgutachter, besichtigte der Planungsausschuss eine Reihe wichtiger Punkte und Gebiete der Innenstadt, die im Zuge des Leitplanes eine wesentliche Veränderung erfahren werden.
Am Ratscheller Weg arbeiten zwei große Räumbagger, die in pausenloser Arbeit große Erdbewegungen vornahmen. Der alte Hohlweg wurde bereits vollkommen zugeschüttet. Das hügelige Erdreich oberhalb der Lehmgrube der Ziegelei Wirth wurde auf großer Fläche abgetragen und den Steilhang hinuntergeschoben. Die so entstehende Schräge soll im Verhältnis 1:2 erfolgen, um ein späteres Abrutschen der Erdmassen zu verhindern. Der Ratscheller Weg selbst wurde erheblich breiter.
Nachdem die Angelegenheit unter den Anliegern bereits geregelt war, genehmigte der Rat die Einziehung eines öffentlichen, durch das Fabrikgelände der Firma Rasche Nachfg. verlaufenden Weges (Landemert).
Als Verbindung zwischen Rittershaus- und Dillackerstraße wurde ein Aschenweg angelegt, der insbesondere von den Bewohnern der unteren Grüne häufig angeregt und gewünscht worden war. Dieses Wegestück ist aber noch zu kurz. In der Verlängerung desselben müssten ebenso bequem Goethestraße und Brachtweg erreicht werden können. Es wurde daher der Antrag gestellt, auch das mittlere Stück in den Aschenweg mit einzubeziehen.
Die Eschenohler Straße erhielt eine neue Schlackendecke und wurde damit wieder passierbar.
Über das Straßenstück der Königstraße von der Brücke Plettenberger Drahtindustrie bis zur Fabrik Schade, das voller, meist mit Wasser gefüllter Löcher ist, wurde von den Anwohnern und Belegschaftsmitgliedern der Firma Schade wiederholt Klage geführt.

Brücken
Trotz des hohen Wasserstandes der Oester gingen die Arbeiten an der Uhlandbrücke rasch voran. Die schweren Eisenträger wurden bereits gelegt, die Verschalung angebracht und mit den Betonierungsarbeiten begonnen.
Die kleine Kanalbrücke über den parallel zur Else fließenden Obergraben neben der Moltkebrücke, die dauerndes Sorgenkind der Anlieger auf der Weide war, wurde entfernt, nachdem der Rest des Obergrbens zugeschüttet worden war. Seit nahezu einem Jahr war wegen Baufälligkeit dieser Brücke der Kraftfahrzeugverkehr durch die Moltkestraße gesperrt.

Wohnungsbau
Bei der Debatte über die Verlegung der AWo-Baracke vom Grafweg zur Wiesenstraße erklärte ein CDU-Mitglied, dass sich seine Fraktion entschieden gegen den Aufbau einer neuen, wenn auch steinernen Baracke im Zeitalter der Entbarackisierung zur Wehr setzen würde. Es sei endlich an der Zeit, dass das Schandmal Wiesenstraße in Plettenberg ganz von der Bildfläche verschwinde. - Der städtische Rat hatte im Juli 1956 den Bau von je 10 Wohnungseinheiten für äußere und innere Umsiedler als eigene Baumaßnahme beschlossen und diesen dem Gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen Plettenberg übertragen. In den Finanzierungsunterlagen, die das Wohnungsunternehmen der Genehmigungsbehörde eingereicht hatte, war dieses jedoch als Träger vorgesehen. Um nun nicht neue Verzögerungen bei der Umschreibung der Unterlagen und Einholung einer neuen Genehmigung zu erfahren, stimmte der Rat der Veräußerung der Baugrundstücke an das Gemeinnützige Wohnungsbauunternehmen sowie der Bewilligung eines städtischen Darlehens zur Finanzierung des Baus von je 10 Wohnungseinheiten in Höhe von 24.500 DM zu.
Nach den Angaben des Gemeinnützigen Wohnungsunternehmens befanden sich Ende Februar im Bau: 30 Häuser mit 121 Wohnungen, und in der Planung (bzw. in der Finanzierung) 20 Häuser mit 82 Wohnungen.

Versorgung mit Trinkwasser
Schon seit langer Zeit beschäftigt sich der Stadtwerkeausschuss des Rates mit neuen Planungen, um die Plettenberger Wasserversorgung für einen längeren Zeitraum sicherzustellen. So hatte man u. a. bereits mehrere Male erwogen, den Stauinhalt der Oestertalsperre dem städtischen Wasserverbrauch nutzbar zu machen. Dieses Projekt würde aber einen Kapitalaufwand von 1,2 bis 1,5 Millionen DM erfordern, der aber z. Zt. nicht möglich ist. Der Ausschuss kam daher zu dem Entschluss, im Lennetal eine neue Wassergewinnungsanlage auf den Brockhauser Wiesen zu schaffen. Hier wurden bereits geohydrologische Untersuchungen durchgeführt, die die Feststellung ergaben, dass sich dieses Projekt lohnen würde.
Nach vorläufigen Berechnungen könnten pro Tag 1500 - 2000 cbm Wasser zusätzlich gewonnen werden. Die Kosten dieses Projektes würden sich auf etwa 360.000 DM belaufen, von denen 30.000 DM auf die Vorarbeiten (Vorbohrungen und Pumpversuche) und 330.000 DM auf den eigentlichen Ausbau der Anlage kommen würden. Fremdmittel müßten für dieses Vorhaben in Höhe von 250.000 DM aufgenommen werden. Dieses für die Trinkwasserversorgung so unbedingt notwendige Projekt könnte aber ohne eine Erhöhung des Wasserpreises nicht durchgeführt werden.

Der Wasserversorgungsverband Oesterau beantragte bei der Stadt, das bei der Stadtsparkasse bestehende Restdarlehen in Höhe von 7.000 DM durch ein zinsgünstigeres städtisches Darlehen abzulösen, da durch die hohen Zinsleistungen und die erforderliche Abtragung des Darlehens die überaus dringend erforderliche Erneuerung der überalterten Leitungen im alten Dorf Dankelmert nicht möglich sei. Die Mitglieder des Verbandes hatten bereits das Wassergeld auf 0,50 DM je cbm erhöht und außerdem für 1957 eine Sonderumlage von 0,20 DM je cbm erhoben. Der Rat entsprach dem Antrag auf Darlehnsablösung.

Straßenreinigung
Die von der Aufsichtsbehörde gewünschten Änderungen der Verordnung über die Aufrechterhaltung der Ordnung auf Straßen, Plätzen und Wegen fand beim Rat wenig Zustimmung. Vor allen Dingen stieß man sich an Absatz 2 des § 13, wonach die Bürgersteige in der Zeit von 7 bis 20 Uhr unverzüglich nach jedem Schneefall zu räumen seien. Der Paragraph wurde in dieser Fassung als unannehmbar bezeichnet, vorläufig gestrichen und eine nochmalige Überprüfung beschlossen.
Für unvorhergesehene größere Reparaturen am Motor des Müllwagens wurden weitere 1.500 DM bewilligt.

Feuerlöschwesen
In der alten Schreinerei des Stammwerkes Schade an der Bahnhofstraße brach ein Brand aus. Die Schreinerei brannte mit allen darin befindlichen Werkbänken nieder. Die Feuerwehr musste sich darauf beschränken, ein noch größeres Unglück zu verhüten, da in unmittelbarer Nähe des Brandplatzes ein Gasometer stand.
Der Rat befürwortete einen Vorschlag des Hauptausschusses, als Stellvertreter des Hauptbrandmeisters der Freiwilligen Feuerwehr den bisherigen Oberbrandmeister Willi Gester aus Holthausen zu bestellen. Der bisherige Oberbrandmeister Betzler war ausgeschieden.

b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Kirchliches Leben
Evangelische Gemeinde
Die erste Konfirmandenfreizeit des Jahres fand unter der Leitung von Pfarrer Litschel auf der Jugendburg statt. Während die Knaben eine Besichtigungsfahrt nach Volmarstein zu den Krüppelanstalten machten, fuhren die Mädchen unter Leitung von Schwester Henriette zu dem Diakonissen-Mutterhaus nach Witten.
Im Rahmen des Evangelischen Männerkreises Plettenberg-Stadt sprach im Gemeindehaus Pfarrer Dr. Cleve, Lüdenscheid, über das interessante und in der Öffentlichkeit schon viel diskutierte Thema "Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau".
Der CVJM-Kreisverband Altena/Lüdenscheid hielt auf der Jugendburg eine große Mitarbeitertagung ab, zu der sich rund 260 Teilnehmer aus 28 Vereinen eingefunden hatten. Die Tagung stand unter dem Motto: "Die soziale Verantwortung des CVJM".
Der CVJM Plettenberg veranstaltete einen Filmabend mit einem fesselnden Expeditionsfilm "Congorilla".

Katholische Kirchengemeinde
Die Angehörigen der St. Laurentius-Pfarrgemeinde Plettenberg trafen sich zu einem gutgelungenen Winterfest in der Schützenhalle, wo vor allem die katholische Schuljugend mit reizenden Darbietungen aufwartete.

Friedhöfe
Die planmäßige Neugestaltung des alten Boeler Friedhofes machte im Berichtsmonat gute Fortschritte. Vom Schillerplatz kann man nunmehr auf einem neu angelegten, zwei Meter breiten Weg zum Friedhof gelangen.

Schulwesen
Die Arbeiten an den zurzeit im Bau befindlichen Schulgebäuden schritten rüstig voran. Die Arbeiten an der früher begonnenen Eschenschule kamen weiter voran. Hier wurden bereits Installationsarbeiten abgeschlossen, der gesamte Innenputz fertiggestellt und mit dem Einsetzen der Türen und anderen Innenarbeiten begonnen. In der Hallenschule wurde die Montage der Heizungsanlage durchgeführt. Auch die Arbeiten an der Turnhalle der Zeppelinschule gingen gut voran.
Nachdem Lehrer Fricke ein halbes Jahr lang die Zeppelinschule kommissarisch geleitet hatte, wurde ihm am 14. Februar im Rahmen einer schlichten Feierstunde durch Schulrat Kesselhuth offiziell das Rektorat der Zeppelinschule übertragen. Neben dem Lehrerkollegium nahmen Vertreter der Stadtvertretung, der Stadtverwaltung, der evangelischen Kirchengemeinde sowie der Elternschaft an dieser feierlichen Einführung teil.
Für den am 1. April dieses Jahres in den Ruhestand tretenden Hauptlehrer Fritz Born wurde zum Nachfolger Lehrer Irlenkäuser gewählt. Die Wahl bedarf noch der Bestätigung der Schulaufsichtsbehörde in Arnsberg.
Der Probeunterricht für die Sexta-Kandidaten fand an den Tagen 25., 26. und 27. Februar statt. Insgesamt fanden sich 65 Aufnahmekandidaten ein, die sich etwa je zur Hälfte für die Latein- bzw. Englisch-Sexta anmeldeten.

Volkshochschule
Unter dem Motto: "Der Mensch am Punkt Null" wurde im Filmklub der VHS der Film "Nicht mehr fliehen" gezeigt. Es war ein Experimentierfilm ohne Handlung und leider nur ein fotografisch beachtliches Werk. - Der Direktor des Wuppertaler Zoos, Dr. Rich. Müller, hielt einen Lichtbildervortrag über das Thema "Tiere im Kampf umns Dasein". - Der zeitgenössische Lyriker Rudolf Hagelstange las im Zeichensaal des Gymnasiums aus seinen Werken. - Dr. Heinz Panzer, einer der führenden Drogistenfachleute, hielt einen Vortrag über Heilpflanzen, Heilkräuter, ihre Bedeutung und Anwendung. - Der Leiter der VHS-Außenstelle Ohle, Hauptlehrer i. R. Limper, brachte Plaudereien in Siegerländer Platt, die mit viel Beifall aufgenommen wurden. - Viel Interesse fand ein Lichtbildervortrag, den Dr. von Brandis, Krefeld, über seine Radwanderung durch Österreich hielt.

Kunstgemeinde
Das Westfälische Landestheater gastierte im Central-Theater mit zwei Komödien der klassischen Theaterkunst, "Weiberfeind" von Lessing und "Der zerbrochene Krug" von Kleist. Die Schauspieler boten eine sehr gute und wirklich abgerundete Leistung.

Kulturausschuss
Zu den ursprünglich in den Kulturausschuss gewählten 12 Mitgliedern waren von verschiedenen Fraktionen noch neun weitere Kulturausschussanwärter vorgeschlagen worden. Der Rat beschloss aber, den Kulturausschuss möglichst klein zu halten und einigte sich auf 12 Mitglieder. Der Ausschuss wurde neu gebildet, und die Fraktionen bestellten folgende Mitglieder: SPD: Pfeiffer, Egli, Essellen, Günnemann, R. Müller, RA Küchen und Fräulein Löbbecke; CDU: Przwolka, Dr. Schneider, W. Gregory; FDP: Gester, v. Schwartzen. Dieser neue Ausschuss wurde vom Rat einstimmig gebildet.

Heimatvereine
Die SGV-Abteilungen Plettenberg, Elsetal und Eiringhausen veranstalteten ihre traditionellen Unterhaltungsabende mit Mettwurstessen.

Schützenvereine
Die Grüner Schützen feierten ihr Winterfest mit viel Frohsinn und Tanz sowie humoristischen Darbietungen in der Schützenhalle. - Die Eiringhauser Schützen hielten ihre Generalversammlung ab. Im Mittelpunkt dieses Abends stand die Wahl des Vorstandes. Durch den Tod des um die Entwicklung des Vereins in der Nachkriegszeit sehr verdienten Vorsitzenden Erich Schulte war der wichtigste Posten des Vorstandes verwaist. Zum Nachfolger wurde Herbert Otto gewählt. Walter Kessel wurde 2. Vorsitzender.

Turnen und Sport
Nach einem schönen Spiel holte sich TuS Eiringhausen auf eigenem Platz eine unglückliche Niederlage 2:3 gegen SF Siegen. - Der FC Schwelm schlug auf eigenem Platz die Spvg. Plettenberg 3:2, wodurch die Plettenberger aus der DFB-Pokalrunde ausschieden. - Am 10. Februar unterlag Eiringhausen in Günnigfeld gegen Union Günnigfeld 0:1 und die Spvg. Plettenberg konnte auf der Elsewiese gegen Spfr. Lüdenscheid 08 nur ein Unentschieden 2:2 erreichen. - Die Reservemannschaft der Plettenberger schlug Jahn Kierspe I 4:1. - In Lüdenscheid spielte Oestertal I gegen Grünewald Res. unentschieden 2:2. - Am folgenden Sonntag schlug TuS Eiringhausen den SSV Hagen 1:0, die Plettenberger spielten in Fröndenberg gegen den FC 09 unentscheiden 1:1, und die Plettenberger Reservisten holten sich in Meinerzhagen gegen RSV Meinerzhagen Res. eine 2:5 Niederlage. Die Plettenberger Ia-Jugend wurde durch einen 4:0 Sieg gegen die Eiringhauser Ia-Jugend Gruppensieger. - Am gleichen Tag schlugen die Sportfreunde Oestertal I die Sportfreunde Eschen Res. 9:1, und die Oestertaler Reservisten mussten sich vor Ennepetal mit 6:2 beugen. - Am letzten Spielsonntag im Februar: Spvg. Plettenberg - SV Arnsberg 3:0, RSV Höh - TuS Eiringhausen 7:2, SF Holthausen - SV Hennen 2:7.
Boxen
Der Boxklub Plettenberg erzielte einen haushohen Heimsieg über die kampfschwachen Gäste des Boxvereins "Faustkämper Köln". Dramatische Szenen ließen die Boxfreunde auf ihre Kosten kommen. Ergebnis: 17:5 für Plettenberg.
Tischtennis
Der TuS "Westfalia" gründete eine Tischtennisabteilung. - Die Oestertaler Tischtennisjugend befindet sich an der Tabellenspitze. Sie erzielte am 10. Februar einen 9:7 Erfolg in Altena gegen Klein-Rom I. Die Jugendmannschaft des TSV Oestertal, die noch immer ungeschlagen die Tabelle anführt, schlug die Jugend von Jahn Werdohl mit 7:1. - Auch der Plettenberger Turnverein hatte in aller Stille eine neue Tischtennisabteilung gebildet. Ihr gehören bereits 33 Spieler an.
Sportplatz in Böddinghausen
Der Landessportverband hatte dem TuS Eiringhausen ein weiteres zinsloses und innerhalb von 10 Jahren rückzahlbares Darlehen in Höhe von 4000 DM und einen verlorenen Zuschuss in Höhe von 2000 DM für den neuen Sportplatz zur Verfügung gestellt. Der TuS ersuchte die Stadt, die Rückzahlungsverpflichtungen zu übernehmen, wozu der Rat seine Genehmigung erteilte.
Skisport
Am letzten Februar-Wochenende trafen sich die Skiläufer aus dem Oestertal mit ihren Brettern auf dem Bauckhahn in Kückelheim. Bei sehr beachtlichen Leistungen ermittelten sie ihre Meister in allen Disziplinen.
Hans Munz-Dahl sprach im Staatspolitischen Seminar des Stadtverbandes für Leibesübungen über "Die Jugend hinter dem eisernen Vorhang" und Jugendamtsleiter Treude über "Jugendschutz und -gerichtsbarkeit".

Sonstige Vereine und Veranstaltungen
Die Angehörigen der Sudetendeutschen Landsmannschaft Plettenberg verlebten zwei Stunden befreienden Lachens. Fritz Graas, der sudetendeutsche Heimatdichter, gab seinen Landsleuten köstliche Proben unverfälschten Volkshumors. - Die Plettenberger Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen sowie der Danziger veranstaltete einen stimmungsvollen Heimatabend in der Dorfgemeinschaftshalle in Hüinghausen unter Mitwirkung des MGV Hüinghausen. - Zum zweiten Mal gab es einen vergnügten Unterhaltungsabend mit dem Quizmeister des Rundfunks und Fernsehens, Peter Frankenfeld, in der Schützenhalle. - Eine Geflügelschau in der PTV-Turnhalle bot mit insgesamt zehn Käfigreihen einen imposanten Überblick über den Bestand an verschiedenartigstem Geflügel in Plettenberg. Nur die Pfauen, die die Schau verschönten, waren eine Leihgabe aus Werdohl. - In der Aula des Gymnasiums plauderte Olga Tschechowa über äußere und innere Kosmetik. - In der Aula sprach auch der Kölner Soziologe Prof. Kofler über "Die Jugend im Zeitalter der Technik und der Vermassung". - Die Karnevalsvereinigung "Grün-Weiß" Sundhelle feierte ihren Karneval in der Gastwirtschaft Segrewe an der Sundheller Straße. - Ebenfalls feierten die Sänger der "Cäcilia" im Vereinslokal Weidenhof ihr Kappenfest. - Im Kneippverein Plettenberg sprach Dr. Osthues, Essen, über Herz- und Kreislaufstörungen und die Möglichkeiten ihrer Verhütung.

Geschichtliches
Das alte Burghaus am Umlauf, das späterhin sog. Haasesche Haus, stand wieder im Mittelpunkt lebhafter Erörterungen. Von verschiedenen, nicht an der Geschichte der Stadt interessierten Seiten, wurde erneut die Frage aufgeworfen, ob das Haus, das Volksbücherei und Stadtarchiv aufnehmen soll, nicht besser abgerissen und zusammen mit dem neuen Anbau von Grund auf neu aufgebaut werden soll. Der völlige Neubau würde zwar vermutlich mehr kosten, dafür aber in die Fluchtlinie der Sparkasse errichtet werden können, was der Umlaufstraße ein gleichmäßigeres Aussehen geben würde.!! Wie manche im letzten Kriege zerbombte Großstadt würde mit viel Liebe und Sorgfalt solche Häuser pflegen und erhalten, wenn sie solche nur hätte. Zudem steht doch das Haasesche Haus keiner Verkehrsplanung oder Leitplangestaltung im Wege. Warum lässt man das Haus so verkommen, obwohl seinerzeit der Rat beschlossen hatte, das Haus zu erhalten? Wer sind eigentlich diejenigen, die wollen, dass das Haus, das etwa 8 Jahrhunderte lang steht, verschwindet?
Trotz seines biblischen Alters ist der Plettenberger Heimatforscher P. D. Frommann mit bewundernswerter Schaffenskraft mit der Geschichte seiner Heimat beschäftigt. Im Verlag der Hammerschmidtschen Buchhandlung ließ er ein neues heimatgeschichtliches Werk, das die Geschichte der Grafschaft Mark behandelt, erscheinen mit dem Titel: Aus der Geschichte der Grafschaft und der Bevölkerung des märkischen Gebietes in vor- und frühgeschichtlicher Zeit.

c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Arbeitsmarktlage
Die wechselhafte Witterung im Februar löste im hiesigen Raum wiederum eine starke Fluktuation in den Außenberufen aus. Zu Beginn des Monats konnten die Arbeiten größtenteils wieder aufgenommen werden. Durch die Mitte des Monats erneut eintretenden Schneefälle und Nachtfröste kam es wiederum zu Entlassungen im Baugewerbe. Nach Besserung der Wetterlage erfolgten dann laufend Rückrufe, so dass gegen Ende des Monats bereits wieder ein Mangel an Baufacharbeitern auftrat. Insgesamt gesehen sank die Arbeitslosenziffer im Raum Plettenberg-Herscheid von 207 (im Vormonat) auf 78 (Ende Februar), davon 58 Männer und 20 Frauen.

Politische Gemeinschaft
Für die Nachfolge des verstorbenen Stadtbaumeisters Erich Schulte wurde vom Rat der seit 1949 im Bauamt in Rheinhausen als Leiter der Neubauabteilung des Tiefbauamtes tätige Stadtbauinspektor Friedrich Stengel zum Leiter des Tiefbauamtes gewählt. Insp. Stengel wird seinen Dienst am 1. April 1957 antreten.
Der langjährige Leiter des Kulturamtes, der Volksbücherei und der Volkshochschule, Dr. Fritz Minster, verließ mit Ablauf des Berichtsmonats seinen Plettenberger Wirkungskreis, um die Leitung des Kulturamtes der Stadt Castrop-Rauxel zu übernehmen.

Gewerkschaften
Zu einer kleinen Feierstunde hatte die Industriegewerkschaft Metall, Ortsverband Plettenberg, geladen. Im Mittelpunkt der Feier stand eine Ehrung für sieben Gewerkschaftsmitglieder, die seit mehr als fünf Jahrzehnten der Gewerkschaft die Treue gehalten haben: Aug. Zahn (Böddinghausen), Wilhelm Schlemmer (Hirtenboeler Weg), Albert Langenbach (Grafweg), Wilhelm Runde (Eiringhausen), Karl Heese (Brachtstraße), Fritz Schulte (Rönkhausen) und Fritz Meinhold (Königstraße).

Ratssitzungen
Ein Antrag der CDU, dass künftig die Berichterstattung zu besonderen Punkten der Tagesordnung nicht nur der Bürgermeister, sondern auch durch dazu bestimmte Ratsmitglieder erfolgen möge, wurde mit 16 Stimmen der SPD gegen 7 Stimmen der CDU bei 6 Enthaltungen der FDP abgelehnt. Die Änderung der Geschäftsordnung solle nur dazu dienen, die Ratsmitglieder aktiver in Erscheinung treten zu lassen und dem Bürgermeister die Belastung abzunehmen. Dieses Verfahren würde in anderen Gemeinden ebenfalls mit Erfolg angewandt, solle aber in keiner Weise ein Misstrauen gegen den Bürgermeister darstellen.

Baupolizei
Eine Bauaufsichts-Gebührenordnung wurde im Bau- und Liegenschaftsausschuss vorberaten und dem Rat zur Genehmigung vorgelegt. Nach dieser Gebührenordnung für Plettenberg wird je 1000 DM des Bauerkes für die Prüfung ein Betrag von 2 Mark erhoben. Der Rat genehmigte die Gebührenordnung.

Stadtsparkasse
Der vom Hauptausschuss vorberatene Geschäftskostenvoranschlag der Sparkasse wurde vom Rat angenommen. Dieser Voranschlag wies gegenüber dem Vorjahr einen Mehrbetrag von 82.000 DM auf, der sich durch eine Aufbesserung der Beamten- und Angestelltengehälter, durch eine Erhöhung der sächlichen Verwaltungsausgaben etc. ergeben hatte.

Rechtswesen
Für den neuen Schiedsmannsbezirk Eschen wurde vom städtischen Rat der Werkmeister Hans Specht, Derfflinger Straße, und der Maschinensteller Fritz Neuhaus, Eschener Weg, zu Schiedsmännern gewählt. - Der für den Schiedsmannsbezirk "Untere Stadt Nord" wiedergewählte Schiedsmann Königsfeld wurde vom Landgericht Hagen auf die weitere Dauer von drei Jahren ab 1. Januar 1957 bestätigt.

Aus dem Polizeibericht
Größere und kleinere Diebstähle waren im Februar auf der Tagesordnung. Einige Fälle von Schlägerei und Betrug beschäftigten die Polizei ebenfalls.

Sonstiges
Seit 20. Februar läuft infolge anhaltender Niederschläge die Oestertalsperre über. In prächtigem Schauspiel stürzten die Wassermassen zu Tal.


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Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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