Klimaverhältnisse
Die Niederschlagsmeßstelle Plettenberg machte für August folgende Angaben: 1. Dekade
88,5 mm, 2. Dekade 21,8 mm, 3. Dekade 12,7 mm; Monatssumme 123,0 mm Höhe. Größte
Tagesmenge am 01.08. mit 26,8 mm Höhe. Zahl der Tage mit mindestens 10,0 mm Niederschlag:
4; mit mindestens 1,0 mm Niederschlag: 17; mit mindestens 0,1 mm Niederschlag: 19.
Gewitter traten auf am 01.08. von 16.40 bis 17.30 Uhr, am 04. 08. von 0.10 bis 1.50 Uhr,
am 04.08. von 17.30 bis 18.20 Uhr, am 30.08. von 18.10 bis 18.50 Uhr. Im August war
das Wetter wiederum sehr unbeständig. Starke Gewitterregen erzielten in der ersten Dekade
93,8 mm Niederschlagshöhe, also mehr als den Monatsdurchschnitt von etwa 85 mm. Mitte
und Ende August gab es neben Regentagen auch sehr warme Sonnentage.
DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
In den beiden Standesamtsbezirken der Stadt wurden im Monat August 22 Geburten,
24 Sterbefälle und 29 Eheschließungen beurkundet. Zu den Geburten ist zu bemerken,
daß es sich dabei um eine Totgeburt handelt. Die Geburten teilen sich auf in
9 Knaben- und 13 Mädchengeburten. Letztere überwogen also stark. Mehrlingsgeburten
kamen im August nicht vor. Von den Verstorbenen waren 13 männlich und 11 weiblich.
Das erreichte Höchstalter betrug 87 Jahre. 4 der Verstorbenen wurden mehr als 80 Jahre
alt, 5 starben im Alter von 70 bis 80 Jahren, 5 von 60 bis 70, 4 von 50 bis 60 Jahre,
1 zwischen 10 und 20 Jahren, 1 Kind starb im Alter zwischen 1 bis 5 Jahren und drei
Kinder waren nicht 1 Jahr alt. In der Gesamtzahl der Sterbefälle sind 3 nachträglich
beurkundete Kriegssterbefälle enthalten. In 2 Fällen führten Verkehrsunfälle zum Tode.
Geburtstagskalender
Achtzig Jahre alt und darüber hinaus wurden insgesamt 18 Plettenberger Bürger, die
bei geistiger Frische und voller Gesundheit ihren Geburtstag feiern konnten. Der
älteste unter diesen war der Eiringhauser Franz Hennecke mit 87 Jahren. Die übrigen
waren: Wwe. Auguste Domröse geb. Hoffmann (Zeppelinstraße) 85 Jahre, Josef Sasse
(Ohle) 85 Jahre, Wwe. Martha Feller geb. Schmidt (Zimmerstraße) 85 Jahre, Maria
Figge geb. Mondroch (Eiringhausen) 84 Jahre, Rud. Niederhoff (Eiringhausen) 84 Jahre,
Wwe. Mathilde Eschenbrücher geb. Beckers (Oesterau) 83 Jahre, Lina Gregory geb.
Schulte (Immecke) 82 Jahre, Wwe. Anna Groll geb. Gräwe (Seißenschmidtstraße) 82 Jahre,
Gustav Bröcker (Landemert) 82 Jahre, Wilhelm Schärfer (Eiringhausen) 81 Jahre,
August Meister (Landemert) 81 Jahre, Wwe. Amalie Heilgans (Goethestraße) 81 Jahre,
Robert Thomas (Holthausen) 81 Jahre, Alfred Kulse (Ohle) 81 Jahre, Wwe. Auguste
Hesmer geb. Meyer (Ohle) 81 Jahre, Wwe. Josefine Weber geb. Kleinehr (Böddinghausen)
80 Jahre, Heinrich Langenbach (Grünestraße) 80 Jahre.
Ihre Goldene Hochzeit konnten feiern die Eheleute Wilhelm Brücher und Lina geb. Schmidt
vom Grafweg und Auguste Kellermann und Emma geb. Mürmann in Bremcker Linde.
Unglücksfälle
Auf dem Hof der Selscheider Schule ereignete sich ein tragischer Unglücksfall, als
ein Lkw zurücksetzte und dabei den 10-jährigen Schüler Heinrich Schür zwischen
Führerhaus und Betonmauer drückte. Der Junge erhielt derartige Quetschungen des
Brustkorbs, daß auch der sofort herbeigerufene Arzt keine Rettung mehr bringen
konnte. Er verschied kurze Zeit nach dem Unfall an seinen inneren Verletzungen.
Einen besonders tragischen Unfall erlitt der Hammerschmied Ewald Vogelsang aus
Merklinghausen bei Kraghammer an seinem 8 to. Gegenschlaghammer bei der Firma Franz
Mayer in Himmelmert. Während der Hammer schon in Betrieb war, wollte der Unglückliche
noch eine Einstellung mittels einer Zange vornehmen. Die Zange wurde Vogelsang in
die rechte Brustseite geschleudert, wodurch der Tod innerhalb einer Viertelstunde
eintrat. Er hinterließ Frau und 9 Kinder. Ein 1 1/2-jähriger Junge kam durch Verbrühen
zu Tode, als er an der Tauchsiederschnur eine Kanne mit kochendem Wasser vom Tisch
zog.
Auf der öffentlichen Bahntoilette in Eiringhausen fand ein Reisender den Wärter dieser
Bedürfnisanstalt bewußtlos vor. Der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Ostvertriebene
Im Zuge der geplanten Ostvertriebenen-Umsiedlung (siehe Juli 1951) hat die Stadt
Plettenberg 60 Familien aufzunehmen. Vom Gemeinnützigen Wohnungsunternehmen werden
zu diesem Zweck 56 Neubauwohnungen gebaut. Außerdem errichtet das Ohler Eisenwerk
ein 6-Familienwohnhaus auf der Papenkuhle.
DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Das Einwohnermeldeamt registrierte im August insgesamt 120 Zugänge und 96 Abgänge.
Die Gesamtbevölkerungszahl ist somit um 24 auf 24.766 Einwohner gestiegen.
Straßen und Wege
Mit den Straßenarbeiten am Gringel und am Straßendreieck vor dem Ohler Eisenwerk
wurde begonnen. - Die Planung der Umgehungsstraße über Umlauf und Wall fand die
Genehmigung der Regierung. Es handelt sich um eine neue Straßenführung von der
früheren Bücherstube Alberts über den Umlauf und über die Else zum Wall, dann am
Wall entlanglaufend bis zur Herscheider Straße. Diese Umgehungsstraße soll bekanntlich
eine erhebliche Entlastung der Durchgangsstraße durch die Stadt bilden. Damit würde
schon viel erreicht sein. Ein weiterer Plan: von der neuen Umgehungsstraße in der
Nähe der Firma Wagner jr. eine Verbindung zur Kaiser- in Richtung Königstraße zu
schaffen, ist in Vorbereitung. - Die Goethestraße befindet sich in einer sehr
schlechten Verfassung. Die Anwohnerschaft richtete aus diesem Grunde eine Beschwerde
an die Stadtverwaltung. Es steht zu erwarten, daß auch diese kurze Strecke bald eine
neue Decke erhält. - Das Stadtbauamt hatte für einen neuen Verbindungsweg des
Geländes am Kerkel zur Dorfstraße [in Böddinghausen] und zwar mit der Ausmündung
hinter der Kurve am Hause Kettling einen Bau- und Straßenfluchtlinienplan erstellt,
gegen den allerdings Einsprüche erhoben wurden. - Es wurden weitere Straßen, die
sich in sehr schlechtem Zustand befinden, vom Bau- und Wegeausschuß besichtigt und
zwar die Rittershausstraße, die durch Ausspülung sehr gelitten hatte, und dann in
Holthausen die alte Dorfstraße und die Maibaumstraße. Am schlechtesten war der
Bruchweg, aber auch die Decke der Zeppelinstraße war sehr zerstört. - Das
Landesstraßenbauamt begann mit einer Instandsetzung der Bundesstraße in Pasel. -
Die Kleinbahn erneuerte die Pflasterung zwischen den Gleisen in der Bahnhofstraße
vor der Lennebrücke. - Unter dem Amtshaus wurde der Böschungsrand von Gestrüpp
und wucherndem Unterholz gesäubert.
Brücken
Mit den ersten Vorbereitungen für den Umbau der Lennebrücke wurde begonnen. Ein
Notsteg für Fußgänger wurde angelegt. Die seitlich in den Flußufern befindlichen
Brückenfundamente wurden freigelegt. Für die vorgesehenen Verstärkungen und
Verbreiterungen an den drei Pfeilern sind die Vorarbeiten soweit vorangeschritten,
daß die für den weiteren Ausbau der Fundamente nötigen Baugruben fertiggestellt
sind. Die vorbereitenden Arbeiten für das Einrammen der eisernen Spundwände wurden
zum Abschluß gebracht.
Wohnungsbau
Unter der Überschrift "Das Wohnungselend in Zahlen" veröffentlichte eine Tageszeitung
eine interessante Statistik über das augenblickliche große Wohnungselend in
Plettenberg. Insgesamt befinden sich im Stadtgebiet 46 Baracken, in denen 205 Familien
mit zusammen 806 Personen leben. Davon entfallen auf Stadtmitte 18 Baracken mit
80 Familien und 317 Personen, auf Ohle 10 Baracken mit 209 Personen, auf das
Oestertal 4 Baracken mit 38 Familien und 140 Personen, Eiringhausen 12 Baracken mit
31 Familien und 114 Personen und schließlich auf das Elsetal 2 Baracken mit 8 Familien
und 26 Personen. 157 Barackenwohnungen wurden nach ihrem baulichen Zustand hin als
schlecht bezeichnet. In 4 Fällen wurden Häuser als baufällig erklärt, deren Bewohner
den Wohnungssuchenden zuzurechnen sind. In Gartenhäusern leben zur Zeit 5 Familien.
Als allerdringendster Wohnungsbedarf sind nach Prüfung des Wohnungsamtes anzunehmen:
250 bis 270 Zweiraum-Wohnungen, 180 bis 200 Dreiraum-Wohnungen und 60 bis 70
Vierraum-Wohnungen.
Der Fabrikant Hiby erbaut an der Dillackerstraße ein Wohnhaus. - Am Silberg wurde
mit dem Bau eines Wohnhauses des Messingwerks begonnen, das 4 Werkswohnungen erhalten
soll. - In den bisher abgelaufenen Monaten des Jahres 1951 wurden beim Stadtbauamt
insgesamt 33 Anträge auf Genehmigung von Wohnbauten gestellt und zwar von Neu-, An-
und Umbauten. Die Genehmigung wurde in 28 Fällen bereits erteilt.
Wasser- und Gas-Versorgung
Die 51 Jahre bestehende Ohler Wassergenossenschaft wurde aufgelöst und der neue
Ohler Wasserbeschaffungsverband in Anwesenheit des Kreiskulturbaumeisters Ginsberg,
Altena, des Wasserwirtschaftsverbandes Hagen, des Stadtbaumeisters, des Leiters
der Stadtwerke Plettenberg und des Vertreters der Fa. Achenbach und des Ohler
Eisenwerkes, Bezirksvorsteher Schulte-Suhr, gegründet. Zum Verbandsvorsteher wurde
Ewald Baberg von Ohle gewählt. - Im Zuge der neuen Planung der Oestertaler
Wasserversorgung wurde zuerst die Verteilungsleitung in der Hauptstraße erneuert.
Dann wurde die Zuleitung vom Hochbehälter Baddinghagen bis in die Ortschaft durch
neue Rohre ersetzt. Bereits jetzt kann festgestellt werden, daß Oesterau mehr Wasser
hat. - Die Westfälische Ferngas A.-G. legt zur Zeit einen Industrieanschluß von der
Königstraße über die Zeppelinstraße zur Ziegelstraße bis zur Firma Groote. Es handelt
sich um eine Hochdruckleitung, die einen Anschluß privater Abnehmer nicht zuläßt.
Straßenreinigung und Müllabfuhr
Nach ihrem Ausbau wurde nunmehr auch die Rheinlandstraße in die städtische Müllabfuhr
einbezogen.
Verkehrsunfälle
An der Kahleybrücke fuhren sich 2 LKW's in die Flanke und verursachten langwierige
Verkehrsstörungen. Dasselbe Schauspiel ereignete sich am gleichen Tage noch einmal,
wobei das Brückengeländer einen der beiden PKW's vor dem Absturz auf die Bahnstrecke
bewahrte. - Mit erheblichen Verletzungen wurde ein Motorradfahrer ins Krankenhaus
eingeliefert, nachdem dieser in Siesel mit einem entgegenkommenden Pkw zusammengestoßen
war. - Auf der Reichsstraße Eiringhausen Werdohl wurde der Plettenberger Krankenwagen
von einem Lkw gerammt. Anschließend fuhr der Lkw gegen die Köster'sche Einfriedungsmauer.
- An der Ecke Herscheider- und Kaiserstraße ereignete sich ein Zusammenstoß zwischen
einem Motorrad und Radfahrer.
b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Kirchliches Leben
Evangelische Gemeinde
Der Evangelist Pastor Weber aus Barmen eröffnete die wichtige Darbietung über
die große Heilung der Welt. Sonntags war das große Jahresfest der Kirchlichen
Gemeinschaft. Hauptthemen der Evangelisationswoche waren "Wer heilt die tödliche
Wunde der Welt?", "Das einzige Rezept, das alle Wunden heilt", "Stationen des
inneren Kampfes" und "Hilfe in höchster Gefahr".
Katholische Gemeinde
Im Anschluß an eine Kirchenandacht versammelten sich in Eiringhausen Mitglieder
des St. Hedwigswerkes in der katholischen Schule, wo der ostvertriebene Danziger
Priester Pater Kuhn zu den Heimatvertriebenen sprach. - Der katholische Frauenverein
St. Laurentius lud seine Mitglieder zu einer Werbeveranstaltung einer Würzburger
Firma im Pfarrsaal ein.
Kirchliche Gebäude
Der Bildhauer Bernhard Gohla, der in der St. Laurentius-Kirche beide Altäre
geschaffen hatte, vollendete nun auch eine Plastik des heiligen Judas Thaddäus.
Es soll nun die alte Taufkapelle zu einer Judas-Thaddäus-Kapelle hergerichtet
werden.
Friedhöfe
Der Plan der Anlage eines kommunalen Friedhofes in der Kersmecke ist zur Zeit
wieder Gegenstand lebhafter Erörterungen. Mit dem infragekommenden Grundbesitzer
sind bereits Verhandlungen im Gange. Bodenuntersuchungen sind ebenfalls schon
vorgenommen.
Schulwesen
Die Sommerferien, die am 1. August begannen, werden dazu benutzt, die alte
Dampfheizung in der Martin-Luther-Schule durch eine moderne Warmwasserheizung
zu ersetzen. Die neue Einrichtung erhält einen Gas-Spezial-Warmwasserkessel,
an den auch das städtische Wannenbad angeschlossen wird. - Eine neue Statistik
über die Zahl der Schüler und Lehrer in Plettenberg gewährt einen interessanten
Einblick in unsere Schulverhältnisse. Für die öffentlichen Volksschulen ergab
sich in unserer Stadt ein durchschnittlicher Schülerbestand von je 47 je Klasse,
70 je Klassenraum und 52 je hauptamtliche Lehrkraft. - Von den verfügbaren
Lehrkräften sind 29 % über 55 Jahre alt. Eine Verbesserung dieser Zahlen hat
sich durch die Ausquartierung der Berufsschule aus der Brachtschule gezeigt. Auf
den Klassenraum unserer 13 Plettenberger Volksschulen kommen danach 63 Schüler
und Schülerinnen durchschnittlich, und je Lehrkraft 48 Schüler und Schülerinnen.
Insgesamt besuchen zur Zeit 1143 Schulkinder die Volksschulen bei 65 hauptamtlichen
Lehrkräften in 50 Klassenräumen. Der Anteil der Schulkinder von Ostvertriebenen
betrug mit 446 Kindern rund 14 Prozent. - Die Plettenberger Lehrerschaft besichtigte
das Kaltwalzwerk Brockhaus am Bahnhof.
Heimatvereine
Die SGV-Abteilung Plettenberg besuchte geschlossen die Freilichtbühne Elspe, wo
Webers "Dreizehnlinden" zur Aufführung kam.
Sonstige Vereine und Veranstaltungen
Die Ortsvereinigung vertriebener Deutscher hatte gemeinsam mit der Jugend des
deutschen Ostens eine eindrucksvolle Feier. - Die Ostvertriebenen von Ohle
veranstalteten mit ihrem Kinderfest ihr diesjähriges Sommerfest. - Der Zirkus
Roland brachte ein sensationelles Programm deutsch-schwedischer Zirkuskunst.
Erstklassige Tier- und Dressurgruppen und vollendete Akrobatik sorgten an allen
Tagen für ein volbesetztes Zelt. - Der DGB führte sein Sommerfest in der
Schützenhalle mit Musik, Gesang und Volkstanz durch. - Englische Jugend war
Gast der Stadt Plettenberg. Nach einem Rundgang durch die Stadt wurde das
Baugelände für die Jugendherberge auf dem Hirtenböl besichtigt. - Die Plettenberger
Kaninchenzüchter machten eine Wochenendfahrt ins Bergische Land. - An der
Kundgebung für den Jugendherbergsbau nahmen auch die 50 Schwaben teil, die vom
Deutschen Wandertag kamen. Nach der Übernachtung in Plettenberg wanderten sie
über Sonneborn, Attendorn zur Hohen Bracht weiter. - Eine Gruppe von St.
Georgs-Pfadfindern aus Köln zeltete auf dem Helfenstein. - Eine reichhaltig bunte
Kirmes, wie sie sich selten bisher gezeigt hatte, war auf dem Wieden aufgestellt.
Die Kirmes wurde gut besucht. - Unter den Weisen des Orchestervereins Eiringhausen
verlief ein frohes und abwechslungsreiches Kindersommerfest am Lenneufer. - Der
MGV Ohle 1882 fuhr mit Frauen zum Altenberger Dom und nach Schloß Burg an der
Wupper. - Die Plettenberger Kleinbahn sowie die Firma Alfred Cordes führten mehrere
Gesellschaftsfahrten durch. Diese Fahrten erfreuen sich immermehr größter Beliebtheit.
c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Landwirtschaft
Auf den Höfen August und Heinrich Bitter in Böddinghausen sowie in dem Gehöft
Rosenberg auf dem Berge bei Landemert wurde Anfang des Monats die Maul- und
Klauenseuche festgestellt. - Kurz danach trat auch in Ohle sowie in Heveschotten
die Seuche auf. Im Laufe des Monats griff die Seuche immer mehr um sich, so daß
Landemert, Böddinghausen, Papenkuhle, Sonneborn, Kahley, Bärenberg, Almecke, Marl,
Leinschede, Brockhausen und Kückelheim ebenfalls zu Sperrbezirken erklärt werden
mußten. Hinzu kamen Ende des Monats Kersmecke, Pasel und Wibbecke. Durch die
überaus große Zahl der Seuchenfälle wurde das gesamte Stadtgebiet von der
Kreisverwaltung zum Beobachtungsgebiet erkärt, für das im wesentlichen die
gleichen Vorschriften wie für Sperrbezirke gelten. Hinzu kam eine allgemeine
Hundesperre, wonach alle Hunde nicht mehr frei herumlaufen durften. Für Pasel
wurden die Sommerferien bis auf weiteres verlängert, um eine Weiterverbreitung
der hier sehr stark aufgetretenen Maul- und Klauenseuche zu verhindern. Weitere
Schutzmaßnahmen mußten eingeführt werden, wonach jetzt auch das Geflügel der
noch unverseuchten Gehöfte so fest zu halten war, daß es die Gehöfte nicht verlassen
konnte. Der Tierarzt führte viele Schutzimpfungen durch. Plettenberg erhielt zu
wenig Impfstoff im Verhältnis zu den umliegenden kölnischen Kreisen und Bezirken.
Es gelang aber, Ende des Monats zu den zuletzt gelieferten 4000 ccm Serum weitere
3000 ccm in Arnsberg freizubekommen. Ende des Monats ging man dazu über, durch
einen Schutzdamm von Impfungen die seuchenfreien Gebiete, z. B. des Ohler
Gebirges, des Else- und des oberen Oestertales zu schützen. - Der Kartoffelkäfer
trat nicht ganz so stark wie im Vorjahre auf. Immerhin waren 256 Befallmeldungen
aus allen Teilen des Stadtgebietes gemacht worden. - Die Aussichten der zu
erwartenden Getreideernte werden als mittelgut bezeichnet.
Waldwirtschaft
Die im Jahre 1948 eingeleitete planmäßige Aufforstung wurde in diesem Jahr mit
rund 6000 DM im Gemeindewald rund um die Hohe Molmert fortgeführt. Damit belaufen
sich die Forstwirtschaftsausgaben auf 53.500 DM, wovon 8.000 DM auf persönliche
Aufwendungen und 25.000 DM auf Arbeiterlöhne entfallen. Für den Gemeindewald
müssen an Steuern 3.000 DM und für Feuerversicherung 2.000 DM aufgebracht werden.
Für die Unterhaltung der Wege wurden 1.000 DM und für die Unterhaltung des
Forsthauses 3.000 DM angesetzt. Diesen gesamten Ausgaben steht im Jahre 1951
eine Einnahme von etwa 47.000 DM gegenüber. Aus der Holznutzung und aus
Holzverkäufen werden Einnahmen von rund 45.000 DM erwartet. Die beiden
Kirchengemeinden Plettenberg und Ohle zahlen für die Mitverwaltung ihres
Forstbesitzes zusammen 500 DM.
Industrie
In Bezug auf die allgemeine Lage, Auftragslage, Material- und
Kohlenbeschaffungsschwierigkeiten trat gegenüber dem Vormonat keine Änderung ein.
An Jubiläen wurden im August gemeldet: 25 Jahre Drahtstiftefabrik Johann Bender. -
Albert Schweitzer feierte sein 50jähriges Jubiläum beim Ohler Eisenwerk. - Die
Belegschaft der Fa. Drahtstiftefabrik Johann Bender machte aus Anlaß ihres
25-jährigen Jubiläums einen Ausflug durch das Hochsauerland nach Winterberg. -
Die Papierfabrik Gregory führte ihre Gefolgschaft an die heimischen Bergseen und
durch das ganze Hochsauerland.
Handel
Der hiesige Milchhändler Erich Schulte, Steinbrinkstraße, hat für den Verkauf
von Molkereiprodukten in seinem Hause ein Ladengeschäft errichten lassen, das
an neuzeitlichen Ansprüchen und auf hygienischem Gebiet nichts mehr zu wünschen
übrig läßt. - Nach Renovierung des "Hotels zur Krone" durch den Pächter Otto
Stute wurde die von vielen Vereinen bevorzugte Gaststätte wieder eröffnet. -
Der diesjährige Sommerschlußverkauf war allgemein lebhaft und brachte einen guten
Kassenerfolg.
Arbeitsmarktlage
Die Arbeitsmarktlage stand weiterhin im Zeichen zunehmender Materialverknappung
und Brennstoffschwierigkeiten der Industrie. Arbeitszeitverkürzungen und
Entlassungsankündigungen traten in größerem Umfang auf. Vor allem wird der Export
immer mehr durch die Materialknappheit bedroht. In der Statistik wirkten sich
die Schwierigkeiten jedoch noch nicht so aus, da in vielen Fällen Produktionsstörungen
durch Einlegung von Betriebsferien überbrückt werden konnten. - Zahlenmäßig sank
so noch die Arbeitslosenziffer von 89 auf insgesamt 69 im Raum Plettenberg, Ohle
und Herscheid.
Wochenmarkt
Der Wochenmarkt war im August eine regelrechte Einmachschwemme. Einmachobst war
billig, Südfrüchte dagegen teuer. Pflaumen 0,30 DM, Birnen 0,35 DM, Mirabellen
0,35 DM, Pfirsiche 0,95 DM, Johannisbeeren 10 Pfund 2,70 DM, Bananen 1,10 DM,
Zitronen 0,15 DM, Bönchen 0,35 DM, Erbsen 0,35 DM, Möhren 0,35 DM, Dicke Bohnen
5-6 Pfund 1,00 DM, Wirsing 0,25 DM, Gurken 0,50 bis 0,60 DM, Blumenkohl 0,35 DM,
Kartoffeln 10 Pfund 0,80 - 0,85 DM, Tomaten 0,50 DM. Landbutter kostete 3,00 DM,
frische Landeier stiegen auf 0,26 DM. Der Marktbetrieb war außerordentlich rege.
Gegen Mitte bis Ende des Monats wurde das Angebot in Pflaumen noch reichlicher.
10 Pfund waren bereits für 1,80 DM zu haben.
Aus der Polizeimappe
20 Meter von seinem Haus in der Grutmecke entfernt wurde der bei der Firma Herzhoff
beschäftigte Lagerverwalter Bartholomäus Leiß blutüberströmt aufgefunden. Er war
von einem Arbeiter P. auf dem Nachhausewege überfallen und beraubt worden. Die
Tat, die mit einem 6 cm dicken Baumstamm, mit dem der Täter den Leiß niederschlug,
ausgeführt wurde, hatte zum Glück keine tödlichen Folgen. Der Täter wurde in
polizeilichen Gewahrsam gebracht. - In der Wirtschaft Kiy, Ohle, wurde ein Einbruch
verübt, wobei die Wirtschaftsräume ausgeplündert wurden. - Beim Messingwerk wurde
die Frau eines Gießers überführt, in einem Eßnapf mehrere Kilo Kupfer mitgenommen
zu haben. Wie festgestellt wurde, befanden sich in deren Wohnungen weitere
Kupfermengen, die beim Messingwerk gestohlen worden waren. - Vom unteren Baumhof
am Siesel wurde ein Hühnerdiebstahl gemeldet.
Medizinalwesen
Das Wichern-Krankenhaus konnte auf ein Jahr seines Bestehens zurückblicken. Bereits
dieses eine Jahr zeigte, wie sehr sich die Notwendigkeit der inneren Abteilung
vollauf erwiesen hat. Alle Erwartungen haben sich erfüllt. Über 500 kranke Menschen
fanden in diesem ersten Jahr Behandlung, Linderung und Genesung. Durchschnittlich
waren die vorhandenen 40 Betten mit 35 - 38 belegt.