Klimaverhältnisse
Die gegen Ende Juni auftretende merkliche Aufheiterung und Erwärmung hielt auch in der
ersten Julihälfte an. Die in dieser Zeit aufgetretenen Gewitter brachten zwar starke
Regenfälle, verhinderten aber einen weiteren Temperaturanstieg bis zur drückenden
Schwüle nicht. In der zweiten Julihälfte war das Wetter durchweg unbeständig. Fast alle
Tage brachten weitere Abkühlung und viele Regenschauer, sehr zum Verdruß unserer
Ferienjugend und der im Plettenberger Gebiet weilenden vielen fremden Erholungssuchenden.
Insgesamt traten 10 Gewitter auf, die ohne Schaden verliefen. Die Plettenberger
Niederschlagsmeßstelle registrierte 17 Tage mit Niederschlägen. Die größte
Tagesniederschlagshöhe betrug 26,7 mm. Die gesamte Monatshöhe war 113,7 mm und erreichte
damit fast das doppelte des Vormonats.
Tierische Schädlinge
Die Juniwitterung hat die Ausbreitung des größten Schädlings der Landwirtschaft, des
Kartoffelkäfers, sehr begünstigt. Der Kampf gegen diesen wurde durch Bespritzen sämtlicher
Kartoffelanbauflächen mit Kalksarsen gründlich aufgenommen.
Mehrere Haferanbauflächen sind vom Drahtwurm befallen. An diesen Stellen steht der Hafer
sehr schlecht.
Als weiterer Schädling trat in Rübenfeldern der Moosknopfkäfer auf, der das Herzblatt der
Rüben abfrist und damit die Pflanzen vernichtet. Auch gegen diesen Schädling wurde eine
Bekämpfung durch Bespritzen mit Kalkarsen durchgeführt.
Die Rattenplage in unserm Stadtgebiet hat nicht nachgelassen. Zwar wurden viele Ratten
durch ausgelegtes Gift getötet. Aber auch viele Hunde und Katzen, die gefährlichsten
Feinde dieser Schädlinge, krepierten an den infolge Nichtbeachtung der Bestimmung durch
die Haus- und Grundbesitzer liegengebliebenen Rattengiftköder. Allgemein wird eine
noch größere Rattenplage im nächsten Jahr erwartet, wenn nicht im kommenden Herbst die
Rattenbekämpfung ernster und mit wirksameren Mitteln durchgeführt wird.
DER MENSCH ALS EINZELWESEN
Standesamtsbeurkundungen
Im Juli war ein starker Geburtenüberschuss zu verzeichnen. Die beiden Standesamtsbezirke
Plettenberg und Ohle meldeten insgesamt 33 Geburten, wobei die Knabengeburten mit 19 und
die Mädchengeburten um 5 überwogen.
Die Sterblichkeitsziffer war in diesem Monat besonders günstig. Insgesamt wurden nur
12 Sterbefälle verzeichnet, davon 5 männliche und 5 weibliche sowie 2 Totgeburten.
3 Personen starben im Alter von 80-90, 3 im Alter von 70-80, 2 im Alter von 60-70
und 2 im Alter von 40-60 Jahren. Unter den Sterbefällen war diesmal erfreulicherweise
kein durch Unfall verursachter Todesfall zu verzeichnen.
Die Heiratsfreudigkeit war auch im Juli gleichbleibend. 23 Eheschließungen - davon 4 in
Ohle - wurden registriert.
Von unseren Alten
Eine unserer ältesten Mitbürgerinnen, Frau Hulde Böley geb. Torlei, Lehmkuhler Str. 20,
konnte bei bester Gesundheit am 7. Juli ihren 92. Geburtstag feiern.
Ein alter Sauerländer von echtem Schrot und Korn, ein Ehrenmann im wahrsten Sinne, Karl
Friedrich Gregory aus der Immecke, wurde im hohen Alter von über 81 Jahren heimberufen.
Seine Wirtschaft galt als eine der besten Bauernwirtschaften in nah und fern.
Die Ostvertriebenen
Das Ostvertriebenenproblem kann auch nicht annähernd als gelöst angesehen werden. Wenn es
auch ein Teil der Ostvertriebenen verstanden hat, sich hier eine Existenz zu gründen, um
damit die wirtschaftliche Lage zu bessern, so geht es dem größeren Teil der Ostvertriebenen
noch sehr schlecht. Die Unterbringung in Behelfsheimen ist mehr als mangelhaft. Von 575
Anträgen von Ostvertriebenen, Bombengeschädigten und politisch Verfolgten in Plettenberg
an das Amt für Soforthilfe zwecks Gewährung von Hausratshilfe wurden bisher nur 447 Anträge
genehmigt. Durchschnittlich fielen auf jeden Unterstützungsfall nach Genehmigung rund
DM 150,--. Für die noch ausstehenden Anträge fehlt der erforderliche Betrag von DM 150000,--.
Es sollte ein Gebot der Stunde sein, diesen vom Schicksal hart Betroffenen weitere Hilfe
zukommen zu lassen.
Unter dem Motto "Der Lastenausgleich ist eine Frage der Moral!" fand unter der Leitung des
Landesvorsitzenden in der Schützenhalle eine Kundgebung der heimischen Ostvertriebenen
statt.
Als besonders erfreulich ist die Tatsache anzusehen, daß die Stadt, die bekanntlich an der
Finanzierung der Waldarbeitersiedlung in Elhausen sehr stark beteiligt war, darüber hinaus
den ostvertriebenen Waldarbeitern auch das Holz für ihre Möbel sowie einen in günstigen
Raten zurückzuzahlenden Kredit von 500 DM zur Verfügung stellte.
DIE GEMEINSCHAFT
a) Die Siedlungsgemeinschaft
Die Bevölkerung des gesamten Stadtgebietes nahm weiterhin zu. Das Einwohnermeldeamt
registrierte für den Juli 125 Zugänge und 97 Abgänge. Mithin ist ein Bevölkerungszuwachs
von 28 Personen zu verzeichnen.
Bevölkerungsstand am Ende des Monats: 24 286 Einwohner. Davon waren 11462 männlichen
und 12824 weiblichen Geschlechts. Nach Konfessionen geordnet setzt sich die Bevölkerung
wie folgt zusammen:
Protestanten 16480 = 67,8 %
Katholiken 6556 = 27,0 %
sonst. 243 = 1,0 %
ohne Konfess. 1007 = 5,2 %
An Ostvertriebenen wurden gezählt 3620 und an Evakuierten 870.
Wohnungsbau
Nach wie vor steht das Wohnungsbauvorhaben in keinem Verhältnis zu der bestehenden
großen Wohnungsnot. Da sich das Gesamtbauvorhaben über das große räumliche Gebiet
der Stadt sehr stark verteilt und sich die Bauplätze in unserm stark zerklüfteten
Gelände meist regelrecht verstecken, fällt davon erklärlicherweise ein großer Teil
weniger auf als etwa die größeren Bauvorhaben in den Nachbargemeinden. Trotzdem ist
die Gesamtzahl von Neubauten in Plettenberg überraschend hoch. Es ist gelungen, auch
für Plettenberg aus den sehr knapp bemessenen Landesmitteln für den Wohnungsbau doch
immerhin eine beträchtliche Summe zu erhalten. Ohne diese Landeshilfe würde jedenfalls
in Plettenberg nur ein geringer Teil des gegenwärtigen Gesamtbauvorhabens durchgeführt
werden können. Der soziale Volkswohnungsbau wird nach den Bestimmungen vom Mai ds. Js.
in Form des werksgeförderten Wohnungsbau betrieben.
Am Eschen sind 4 Häuser mit zusammen 24 Volkswohnungen im Rohbau bereits fertig. Träger
dieses Bauvorhabens ist das Gemeinnützige Wohnungsbau-Unternehmen Plettenberg. Auf
der Bredde wurde mit den Schachtarbeiten für 7 Volkswohnungen der Firma Kaltwalzwerk
Brockhaus begonnen. Träger dieses Bauvorhabens ist die Westfälische Wohnstätten AG.
Ein Werkswohnungshaus der Firma Brockhaus mit 3 Wohnungen, das aus eigenen Mitteln
erbaut wurde, steht bereits im Rohbau fertig. Die Sundheller Siedlung mit
3 Volkswohnungsbauten mit je 9 Wohnungen schreitet der Fertigstellung entgegen.
Die Kleinsiedlung Rameil mit 2 Wohnungen steht bezugsfertig. Im Jeutmecketal oberhalb
Elhausen entsteht eine Waldarbeitersiedlung von 4 Einzelhäusern mit je 2 Wohnungen.
Bei den Siedlern dieser Waldarbeitersiedlungen handelt es sich um 3 Ostvertriebene.
Auch die 4 Einliegerwohnungen sollen mit Ostvertriebenen besetzt werden. Träger dieses
Bauvorhabens ist die Westf. Heimstätte Dortmund. Auf dem Siedlungsgelände am Silberg
in Eiringhausen ist das Haus Hereth bezugsfertig, das Haus Tillmann bereits gerichtet.
Weitere Baugruben auf diesem Siedlungsgelände wurden bereits ausgeschachtet und
Bruchsteine angefahren.
Im privaten Wohnungsbau bereitet die Finanzierung noch große Schwierigkeiten. Es hält
z. B. schwer, 1. Hypoheken zu erhalten. Das Eigenheim Dorr an der Lehmkuhler Straße ist
im Rohbau fertig, ebenso ist das Eigenheim Winkemann an der Schwarzenbergstraße mit
2 Wohnungen im Rohbau fertig. Das Eigenheim Thomas an der Dillackerstraße ist mit
3 Wohnungen fast fertig. In der Blemke ist das Eigenheim Kordes beinahe fertiggestellt,
ebenfalls das Kellergeschoß des Eigenheims Pfeiffenberger. Am Landemerter Weg wurde
mit Schachtarbeiten des Eigenheims Schauerte begonnen, desgleichen an der verlängerten
Ziegelstraße am Eigenheim Buschhaus. An der Rheinlandstraße ist das Eigenheim Köster
bereits gerichtet. Das Eigenheim Murschewski ist auch im Rohbau fertig. An der Sundheller
Straße ist das als Probehaus ausgeführte Stahlskeletthaus der Firma Schade mit 2 Wohnungen
im Rohbau fertig. Mit den Schachtarbeiten für das Eigenheim Großheim wurde bereits begonnen.
In der Hechmecke steht das Wohnhaus Herzhoff bereits im Rohbau fertig. Mit der Errichtung
des Eigenheims Blum wurde ebenfalls begonnen. In Holthausen am Lehmweg ist das Winkemannsche
Haus bis zum Obergeschoß fertig. Das Haus Göhausen auf der Bredde in Eiringhausen wurde
im Rohbau fertiggestellt. An den Häusern Vetter, Grabenstraße, Wahle an der Halle und
Steegborn am Silberg wird noch am Kellergeschoß gearbeitet. In Ohle hat Dr. med. Priewe
mit den Schachtarbeiten zu seinem Hausbau angefangen. Das Haus Wernecke am Kalkofen steht
bezugsfertig, ebenso das Haus Brenscheid an der Selscheider Straße. Desgleichen ist der
Rohbau für 5 Wohnungen, die durch Aufstockung der Wwe. Babergschen Hauses gewonnen wurden,
abgeschlossen. Am Umbau des Schlosses Brüninghausen wird z. Zt. sehr gearbeitet. HIer
schafft das Ohler Eisenwerk 7 neue Wohnungen.
An geplanten, jedoch noch nicht begonnenen Bauvorhaben sind zu nennen:
48 Kleinsiedlerwohnungen "auf der Burg" an der Selscheider Straße für Angehörige des
Ohler Eisenwerkes, 14 Kleinsiedlerwohnungen an der Papenkuhle, 36 Kleinsiedlerwohnungen
für Angehörige des Ohler Eisenwerkes ebenfalls in der Papenkuhle, 10 Volkswohnungen für
Angehörige der Firma Fastenrath an der Sundhelle.
Abschließend kann festgestellt werden, daß der Wohnungsbau in unserer Gemeinde immerhin
ein erfreuliches Ausmaß erreicht hat, wenn man die Schwierigkeiten der Finanzierung
berücksichtigt.
Die Wiederaufbauarbeiten an dem Ende Juni durch Schadenfeuer stark beschädigten
Rottmannschen Hofes an der Bracht nehmen einen schnellen Fortgang. Das Dachgeschoß
konnte bereits wieder fertiggestellt werden.
Wohnhaus-Besitzwechsel
Das Wohnhaus des Otto Thomas in der oberen Grünestraße ging durch Kauf in den Besitz der
Firma Gustav Rasche Nachf. über, die das Haus renovieren und aufstocken lassen will, um
2 neue Werkswohnungen zu erhalten.
Das den Erben Hermens gehörende Wohnhaus kam durch Kauf in den Besitz der Frau Marg.
Geck geb. Müller.
Industriebau
Auf dem Bruch in Holthausen läßt die Firma Gebr. Seuster ihr Fabrikgebäude erweitern. Der
umfangreiche Erweiterungsbau ist in vollem Gange.
Straßen und Wege
Im Juli wurde auf Veranlassung der Stadtverwaltung mit der Ausbesserung des Straßenpflasters
und gleichzeitiger Verbreiterung der Hauptverkehrsstraßen begonnen. Am Parkplatz und in
der Kurve am Cafe Schulte wurden die Bürgersteige verengt und die Fahrbahn der Wilhelmstraße
verbreitert.
Der Brachtweg, der in einem unbeschreiblich schlechten Zustand war, wurde an zahlreichen
Stellen neu aufgeschüttet und durchgehend planiert. Der Dingeringhauser Weg bekam eine
neue Schotterdecke. Der Brockhauser Weg soll ebenfalls ausgebessert und weiter ausgebaut
werden, jedoch müssen diese Arbeiten noch zurückgestellt werden, bis die Kanalisation,
die nicht nur die bereits vorhandene Siedlung sondern auch die künftige Bebauung mit
einschließen soll, durchgeführt werden.
In Eiringhausen erhielt die Lechteickenstraße eine neue Decke aufgewalzt. An mehreren
Stellen der Stadt wurden die Metallknöpfe im Straßenpflaster, die die Übergänge für
Fußgänger kennzeichnen, erneuert. Die Gasse von der Grünestraße zum Wieden entlang dem
Fabrikgrundstück der Fa. H. B. Seißenschmidt, sowie ein Fußsteig in Pasel wurde von der
Wegeaufsichtsbehörde eingezogen.
Brücken
Das Landesstraßenbauamt verfügte die Einengung der Fahrbahn auf der sog. großen Lennebrücke,
da die Gefahr besteht, daß der Bürgersteig abreißt. Der Provinzialverband, der für die
Brückenunterhaltung verantwortlich ist, hat zur Zeit nicht die Mittel für die Instandsetzung,
und so wird es vorerst bei den durchgeführten Vorsichtsmaßnahmen bleiben. Die Fahrbahn
wurde durch Einschlagen weiß gestrichener Sicherungspflöcke um einen halben Meter eingeengt
und gestattet daher Lkws nur Einbahnverkehr.
Wasser- und Energieversorgung
Im Zuge der Sicherung der Trinkwasserversorgung wurde mit dem Bau des Hochbehälters am
Eschen begonnen. Ausführendes Bauunternehmen ist die Firma Kraus, die mit ihrem Bagger
die Ausschachtung am Monatsende fast vollenden konnte. Die Kosten für dieses Bauvorhaben
werden etwa 55000 DM betragen.
Der gesamte Wasserbedarf des inneren Stadtgebietes, das an die kommunale zentrale
Wasserversorgungsanlage des Wasserwerkes angeschlossen ist, beträgt bei etwa 12000 Personen
pro Tag rund 1000 cbm, der Industriebedarf außerdem 200 cbm und der zusätzliche Bedarf
für Verlust im Rohrnetz 200 cbm. Der Gesamtbedarf stellt sich demnach täglich auf 1400 cbm.
Man hatte festgestellt, daß die Wasseruhren in den Häusern fehlerhaft und zwar meistens zu
Ungunsten der Stadt anzeigten. Es wurden darum bis Ende Juni 400 der alten Uhren gegen neue
ausgetauscht. Weitere 300 Uhren sollen bis Ende des Jahres ausgewechselt werden.
Die Hochspannungsmasten der EW Mark wurden im Stadtgebiet von einer Kolonne junger Männer
entrostet und mit einem blaugrauen Schutzanstrich versehen.
Straßenreinigung
Ein Spezial-Müllwagen, Fabrikat Mercedes-Benz, wurde in Dienst gestellt. Der mit Blech
verkleidete Wagen faßt 6 cbm. Der Müll wird mittels einer Fächertrommel selbsttätig ins
Wageninnere befördert.
Verkehr
Seit dem 7. Juli besteht ein regelmäßiger täglicher Omnibusverkehr zwischen Plettenberg
bzw. Ohle und Affeln-Altenaffeln-Allendorf. Dreimal täglich verkehren seitdem Busse der
PKB (Plettenberger Kleinbahn) auf diesen Strecken.
Die Omnibusse auf der Strecke Plettenberg - Landemert, die bisher nur an den Markttagen
dienstags und freitags verkehrten, befahren die Strecke nunmehr auch mit 2 Doppelfahrten
donnerstags und samstags nachmittags. Auf der Strecke Plettenberg - Papenkuhle finden
ebenfalls dienstags nachmittags 2 Doppelfahrten statt.
Die den Verkehr bisher stark behindernden, provisorisch befestigten Bahnübergänge an den
beiden Ortsausgängen Pasel wurden instandgesetzt.
Im Berichtsmonat war ein sehr starker Fremdenverkehr zu verzeichnen. Omnibus auf Omnibus
brachte viele Menschen aus den Industriestädten in unser Bergland.
Verkehrsunfälle
7. Juli. Zusammenstoß Kleinkraftrad/Pkw auf der Bahnhofstraße in Höhe des Hauses Bender.
Der Motorradfahrer trug eine Gehirnerschütterung davon, die seine Überführung ins
Krankenhaus notwendig machte. 8. Juli. Ein hiesiger Motorradfahrer verlor auf der
Provinzialstraße Plettenberg-Oestertal die Gewalt über sein für den Verkehr nicht zugelassenes
Motorrad und zog sich bei einem schweren Sturz einen Schädelbruch zu. Am 11. Juli
geriet ein Radfahrer an der Ecke Hindenburg-Herscheider Straße in die Kleinbahnschienen
und fuhr gegen einen aus Stadtmitte kommenden Lkw. Schürfungen im Gesicht und Prellungen
am Bein. Am 26. Juli geriet zwischen Lettmecke und Lichtringhausen ein Kleinlastwagen
einer Himmelmerter Firma in Brand. Personen kamen nicht zu Schaden. - Zu zwei schweren
Verkehrsunfällen kam es am 31. Juli auf der Herscheider Straße. Ein in südlicher
Richtung fahrender Pkw erfaßte in Höhe Fabrik Bieker eine Fußgängerin, die zu Boden stürzte.
Der Pkw durchfuhr einen Zaun, rannte gegen einen Baum und stürzte um. Die Fußgängerin wurde
mit einem doppelten Beckenbruch und schweren Verletzungen am rechten Knie ins Krankenhaus
eingeliefert. Um die gleiche Zeit überholte ein Ehepaar aus Herscheid in Bremckerlinde
drei Radfahrer, um dann einem entgegenkommenden Lkw auszuweichen. Durch starkes Bremsen
kam das Ehepaar zu Fall, wobei sich die Ehefrau einen Schädelbasisbruch und eine schwere
Gehirnerschütterung zuzog. Der Ehemann erhielt dabei einen komplizierten Nierenriß. Beide
wurden ins Krankenhaus eingeliefert, wo am folgenden Tage die Frau verstarb.
Brände
Am 27. Juli ereignete sich im Hause Offenbornstraße 1 ein Balkenbrand. Der in Brand geratene
Balken ist in einem Luftschacht, der vor dem Kamin liegt, eingebaut und hat vermutlich
schon Stunden vorher geschwelt. Der Sachschaden ist unerheblich.
b.) DIE KULTURGEMEINSCHAFT
Kirchliches Leben
In der Zeit vom 10. bis 16. Juli veranstaltete die Evangelische Kirchengemeinde Eiringhausen
eine Evangelisation, die das Thema "Bruch und Wende" in 8 verschiedenen Veranstaltungen
behandelte. Alle Vorträge des Pastors Bender aus Büschedorf fanden eine bemerkenswerte
Anteilnahme. Der Kirchenchor trug zur Ausgestaltung der Evangelisation eindrucksvoll bei.
Über das vorgesehene Maß der Betreuung hinaus konnte die Evangelische Frauenhilfe Eiringhausen
dank der vielen Spenden an Lebensmitteln und Kleidungsstücken für die notleidenden
Glaubensbrüder in Thüringen weitere Sendungen zusammenstellen. Die evgl. Frauenhilfe
Stadtmitte veranstaltete zusamen mit dem Jungmütterkreis einen Gemeindeabend, in dessen
Mittelpunkt ein Spiel aus der Salzburger Zeit: "Um den Glauben" stand.
Die Mitglieder der Evang. Frauenhilfe Ohle und Eiringhausen machten der Krankenstadt Bethel
einen Besuch, um sich mit Bodelschwingh's Werk vertraut zu machen. Die Frauenhilfe Stadtmitte
machte mit 2 Omnibussen einen Tagesausflug ins Bergische Land und an den Rhein.
Katholische Gemeinde
Ein lang gehegter Wunsch, seit langem mal wieder als eine in sich gefestigte und gemeinsam
strebende Gemeinde nach außen hin in Erscheinung zu treten, wurde nach langer Vorbereitung
endlich wahr gemacht. Das auf dem Schwarzenberg am 30. Juli veranstaltete Sommerfest bot
sichtbaren Ausdruck für das rege gewordene Leben innerhalb der St. Laurentius-Gemeinde.
Etwa zweieinhalbtausend Menschen nahmen an diesem Fest teil. Musikalische Darbietungen
wechselten ab mit Volkstänzen, Gesängen, Sackhüpfen, Eierlaufen, Stangeklettern usw. Alles
in allem eine wohlgelungene Veranstaltung, die mit einem Fackelzug und dem Lied "Wir treten
zum Beten" vor dem Gotteshaus ihren Abschluß fand.
Friedhöfe
Die Umfassungsmauer des Ohler Friedhofes wird z. Zt. wieder instandgesetzt und auch das
eiserne Tor wieder in verkehrssicheren Zustand gebracht.
Die männliche Dorfbevölkerung von Pasel beteiligte sich an einem freiwilligen Arbeitsdienst,
um dem seit vielen Jahren verwahrlosten Friedhof in Pasel ein würdiges Aussehen
wiederzugeben.
Schulwesen
Kurz vor Beginn der großen Ferien traf sich die Plettenberger Jugend zu einem
Schwimmwettbewerb im Freibad, woran sich die Schüler und Schülerinnen der
Martin-Luther-Schule, der katholischen Schule, der Schule Eiringhausen (Bredde) und
des Plettenberger Gymnasiums beteiligten. Die im einträchtigen Wettbewerb untereinander
ausgetragenen Wettkämpfe zeigten eine gute Breitenarbeit des Schulschwimmunterrichts. Das
Gymnasium erkämpfte sich den Wanderpreis der Stadt. Die Siegerehrung nahm Bürgermeister
und Rektor Halfmann vor.
Die Sommerferien, die am 26. Juli begannen, werden benutzt, um in weitestgehendem Maße
Reparaturen an den Schulgebäuden durchzuführen.
Die Plettenberger Berufsschüler, und zwar die Oberstufen sämtlicher Berufe, ebenso die
Lehrkräfte, nahmen an dem Sommerfest der Kreisberufsschule auf dem Kohlberg bei Dahle teil.
Erwachsenenbildung
Die im Juni unter Leitung des Kunsthistorikers Dr. Hartmann, Menden, stattgefundene
Studienfahrt zwecks Besichtigung und Studium des Baustils westfälischer Hallenkirchen
wurde im Juli unter starker Beteiligung wiederholt.
Stadtdirektor Kordes behandelte in 2 Vorträgen eingehend die Entwicklung der demokratischen
Selbstverwaltung sowie die heutige Gemeindeordnung in Nordrhein-Westfalen.
Intendant a. D. Reinhardt erfreute wie im Vormonat viele Zuhörer mit heiteren Vorträgen.
Alle Veranstaltungen der städtischen VHS fanden bei den Hörern guten Anklang.
Der Volksbildungsverein Plettenberg trat mit Veranstaltungen nicht auf den Plan.
Volkstum, Volksfeste und -bräuche
Landemert beging nach elfjähriger Pause wieder sein Schützenfest. Es war wie seit Bestehen
dieses Brauches in Landemert ein wahres Volksfest. Zwei Stunden dauerte der Kampf, bei
dem pausenlos Schuß auf Schuß den Gipsvogel zermürbte. Heinrich Gester wurde Schützenkönig.
Die Vorbereitungen für das diesjährige Schützenfest der Plettenberger Schützengesellschaft,
das am 2. September stattfinden soll, sind bereits in vollem Gange. Die Biergerichtskommission
hat bereits ihre Tätigkeit aufgenommen.
Heimatgeschichtliches
Der Umzug des Stadtarchivs in die neu hergerichteten Räume im Kellergeschoß des Rathauses
wurde restlos durchgeführt. Die Einordnung weiterer Registraturen, die zum Teil aus dem
Dienstgebrauch gezogen resp. von anderen Lagerstellen zusammengeholt wurden, konnte im
wesentlichen abgeschlossen werden.
Vereinstätigkeit, Veranstaltungen
Der SGV, Abt. Eiringhausen, veranstaltete eine Abendwanderung zum Birnbaum. Die Ohler
Abteilung des SGV traf sich zu einem Sommerabend in Ohle, und die Plettenberger SGVer
wanderten zum Edersee. 80 Kriegerfrauen machten einen Omnibusausflug durch das Bergische
Land zum Drachenfels. Mit 170 Personen fuhr der MGV Plettenberg "ins Blaue". Fünf
Omnibusse brachten die Teilnehmer zur Sorpesee. Die nächsten Stationen waren Meschede,
Warstein, Möhnesee, Hönnetal. Im Kohlberghaus fand diese Veranstaltung mit gesanglichen
Darbietungen und Tanz ihren Abschluß.
Lilo Meyer-Keßel bot mit ihrer Kinderballettschule einen schönen Abend.
An 3 Tagen bot die Camillo-Meyer-Truppe artistische Höchstleistungen auf dem Wieden.
Der Frauenverein vom DRK Eiringhausen veranstaltete eine Fahrt "ins Blaue", die durch
das Bergische Land führte. Die "Nachbarschaft Steinbrink" machte mit ihren Kindern eine
Fahrt zum Märchenwald am Altenberger Dom. Schließlich fand in Leinschede nach altem Brauch
das Kinderfest statt und die Ohler Mütter mit ihren Kindern wanderten mit "Tante Hildegard",
der beliebten Kindergärtnerin, nach Teindeln.
c) DIE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT
Landwirtschaft
Der Saatenstand ist als gut zu bezeichnen. Roggen, Weizen und Wintergerste versprechen
eine gute Ernte. Mengenmäßig stand der Heuertrag dem des Vorjahres nicht nach. Bei dichterem
Untergras wäre die Heuernte noch besser gewesen. Die Weiden boten dem Vieh ausreichendes
Futter. Die vielen Niederschläge brachten der Landwirtschaft bisher keinen Schaden.
Die Milchanlieferung an die Lüdenscheider Molkerei ging langsam zurück, ebenso auch der
Absatz an Trinkmilch. Die Buttererzeugung war ebenfalls rückläufig, der Absatz jedoch noch
befriedigend. Preis je kg 4,80 bei Abgabe an den Großhandel.
Ende Juli hatte die Roggenernte bereits begonnen. Die ersten Druschergebnisse bei Gerste
zeigten, daß die Gerstenernte bedeutend besser würde, als man nach dem ungeeigneten
Winterwetter erwarten konnte.
Waldwirtschaft
(Siehe Zeitungsausschnit auf der nächsten Seite!)
Handwerk
Der Schuhmachermeister Heinrich Solms wurde auf der Schuhmacherkreisinnung einstimmig zum
Obermeister des Kreises gewählt. - Auf der Vertreterversammlung der Plettenberger
Konsumgenossenschaft wurde die Errichtung einer Großbäckerei in Eiringhausen auf der Grutmecke
beschlossen.
Industrie
Die Drahtkurzwarenfabrik Heinrich Prinz, Holthausen, eines der ältesten heimischen
Industrieunternehmen, feierte das Fest ihres 75jährigen Bestehens.
Mehrere Industrieunternehmen des Stadtbezirkes veranstalteten für ihre Belegschaften
Betriebsausflüge an den Rhein und ins Hochsauerland.
Handel
Der Konsumverein des Ohler Eisenwerkes konnte sein 25jähriges Bestehen feiern.
Arbeitsmarktlage
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes, die in den Monaten Mai und Juni günstig eingesetzt
hatte, setzte sich im Juli in vollem Umfang fort. Gegenüber 285 Arbeitslosen für den
Bezirk Plettenberg, Ohle und Herscheid am Ende des Vormonats wurden Ende Juli 220
Arbeitslose registriert.
In der Bauwirtschaft kann nicht mehr von einer Arbeitslosigkeit gesprochen werden. Größere
Bauprojekte sowohl für die Industrie als auch für die Wohnungsbaugesellschaften befinden
sich in Arbeit. Den Hauptanteil hat die Metallindustrie an der Besserung der Arbeitsmarktlage.
Der Export erfuhr eine wesentliche Ausweitung. Bei den Hammerwerken und Gesenkschmieden
kann wieder von einer vollen Beschäftigung gesprochen werden. Die Bundesbahn hält z. Zt.
noch mit Aufträgen zurück. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß die Saison-Konjunktur
im Baugewerbe zweifellos beigetragen hat, die verschiedenen Industriezweige zu befruchten.
Neben den rein saisonbedingten Einflüssen sind jedoch Zeichen einer Wirtschaftsbelebung
von Dauer zu erkennen.
Märkte und Messen
Der Besuch der Wochenmärkte war nur mittelmäßig. Ein Preisausgleich zwischen den auf dem
Markt gebotenen Waren und den in den örtlichen Ladengeschäften gebotenen hat zwangsläufig
stattgefunden, so daß der hiesige Einzelhandel mit den Marktpreisen schon konkurrieren
kann.
Preise: Salat war nicht mehr käuflich, Blumenkohl fiel im Preis 0,35 bis 0,50. Die ersten
Bohnen kosteten 0,40 bus 0,50. In der 2. Julihälfte entwickelte sich der Wochenmarkt nur
zu einem Obstmarkt. Die ersten D Sommeräpfel kosteten 0,30 bis 0,35, Kirschen 0,45.
Gurken kosteten 0,50 je Stück, junge grüne Bohnen 0,20 bis 0,25, Möhren 3 Pfd. 0,25,
Rotkohl 0,08, holl. Tomaten 0,35. Die Preisspanne bei Eiern war erheblich 0,10 (kleine
Eier) bis 0,30.
Das Textilangebot war im Juli so reichlich, daß man sich in einen Basar versetzt fühlte.
Gegen die neue Marktordnung der Stadt protestierte der Plettenberger Textileinzelhandel.
Auf dem Wieden fand eine interessante Ford-Sonderschau statt.
Medizinalwesen
In Holthausen, Maibaum 17, hat sich der Dentist Kurt Fischer niedergelassen.
Feuerlöschwesen
In Böddinghausen traf sich eine große Anzahl Bewohner zu einer Besprechung, in der der Geist
der Gemeinschaft und der gegenseitigen Hilfe deutlich zu verspüren war. Bei dieser
Gelegenheit wurde die Gründung einer freiwilligen Löscheinheit beschlossen.
Seitdem das Feuerlöschwesen aus der Polizeiorganisation herausgenommen wurde, wird diese
Einrichtung etatmäßig unter den allgemeinen öffentlichen Einrichtungen geführt. Die
Gesamtausgaben für 1950 sind mit 75000 DM veranschlagt worden, denen eine Einnahme von
36000 DM gegenübersteht. Die Stadt muß demnach aus eigenen Mitteln 39000 DM für das
Feuerlöschwesen zur Verfügung stellen.
Von der Jagd
Kreisjägermeister Paul Wirth von hier wurde in den erweiterten Vorstand des deutschen
Jagdverbandes, Landesgruppe Westfalen, berufen.