Freizeitbad Plettenberg

linie
           Maskottchen1
  • Leserbriefe: IG Grünetal bestätigt nur die Position der Stad (ST + WR 10.01.1998)
  • Leserbrief: "Plettenberg ist an
       Unattraktivität nicht mehr zu überbieten" (ST 09.01.1998)
  • Wer kann sich diesen "Luxus" in der heutigen Zeit noch leisten? (ST 09.01.1998)
  • "Die Gemeinden sollten sich wieder auf ihr
       traditionelles Schwimmhallen-Angebot besinnen" (ST 07.01.1998)
  • Wasch' mich, aber mach' mich nicht naß! (ST 12.12.1997)
       (weitere Nachrichten)
  • Artikel aus Süderländer Tageblatt und Westfälischer Rundschau vom 10.01.1998
    Leserbriefe: IG Grünetal bestätigt nur die Position der Stadt

    Stadtdirektor Walter Stahlschmidt antwortet auf den Leserbrief der Interessengemeinschaft Freibad Grünetal im ST und in der WR:

    In ihrem Leserbrief vom 7. Januar warnt die Interessengemeinschaft vor einem Bäderneubau und verweist dabei auf den Neubau in Stadthagen, wo sich ein Jahresfehlbetrag von rund 750.000 Mark ergeben hat.

    Mit solch einem Ergebnis wären wir glücklich. Das Plettenberger Problem besteht nämlich darin, daß bei der Fortsetzung des bisherigen Badebetriebes die jährlichen Verluste rund 1 Millionen Mark höher sein würden, als in Stadthagen.

    Das Bad in Stadthagen ist also kein abschreckendes Beispiel, sondern im Gegenteil eine Bestätigung der Behauptung, daß in Plettenberg ein Neubau wirtschaftlicher ist, als die Sanierung der vorhandenen Bäder.

    Walter Stahlschmidt
    Stadtdirektor


    Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 09.01.1998
    Leserbrief: "Plettenberg ist an Unattraktivität nicht mehr zu überbieten"

    Plettenberg. Zum Leserbrief der Interessengemeinschaft Freibad Grünetal bezieht ST-Leserin Petra Fischer Stellung:

    "Mit Verärgerung nahm ich den Leserbrief der Interessengemeinschaft Freibad Grünetal vom 7. Januar 1998 zur Kenntnis. Was gibt es denn eigentlich noch zu diskutieren liebe Leute? Sollten wir nicht froh und dankbar sein, daß endlich mal etwas geboten wird in unserer Stadt? Was machen eigentlich die Plettenberger in den dunklen und nassen Wintermonaten? Immer nur Fernsehen?

    Wer nicht gerade zu den Glücklichen gehört, der mal eben für ein paar tausend Mark nach Gran Canaria fliegen kann, ist hier echt arm dran.

    Ich bin in dieser Stadt vor fast 37 Jahren geboren worden und schon lange zu der Erkenntnis gelangt, daß Plettenberg an Unattraktivität nicht mehr zu überbieten ist und das betrifft ganz bestimmt nicht nur das Angebot in Sachen Freizeitvergnügen. Um meinen Hunger nach Wärme und Sonne zu befriedigen, nutze ich, wie auch sehr viele meiner Bekannten, seit Wochen die Freizeitangebote unserer umliegenden Städte, wie zum Beispiel Olpe, Finnentrop oder Lüdenscheid. Einmal Dampfsauna, dreimal Rutschen, einmal Blubberbad, zehn Minuten Schwimmen, Sonnenbank, gucken, was andere Leute für Figuren haben und schon geht's mir wieder besser. Ach und übrigens bezahle ich zum Beispiel in Olpe für eine Tageskarte ganze zehn Mark.

    Die Modernisierung des Freibades Grünetal bringt meiner Meinung nach gar nichts. Die Wochen, in denen die Außentemperaturen das Baden im Freien möglich machen, sind kurz genug. Wir brauchen kein modernisiertes Freibad, sondern eine Alternative zum Schmuddelwetter. Wenn Frau Vedder ihre Meinung so laut kundtut, so ist das nachvollziehbar, wohnt sie doch genau gegenüber des Freibades und könnte theoretisch direkt aus ihrem Fenster ins Schwimmbecken springen. Ihr persönliches Interesse am Erhalt des Freibades Grünetal ist verständlich.

    Die Vielzahl der Plettenberger Bürger wünscht sich ein attraktives Freizeitbad für die kühleren Tage und das sind in unseren Gefilden ja wohl mindestens zwei Drittel des gesamten Jahres."

    Petra Fischer
    Sundheller Straße 17
    Plettenberg


    Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 09.01.1998
    Wer kann sich diesen "Luxus" in der heutigen Zeit noch leisten?

    Plettenberg. Beate Boshammer beschwert sich in einem Leserbrief über die Abschaffung der Saison- und Jahreskarten für das Hallen- und Freibad.

    "Das kann ja wohl nicht wahr sein", war mein erster Gedanke, als ich in der Zeitung las, daß es künftig ab 1998 keine Saison- oder Jahreskarten für das Hallen- und Freibad geben soll.

    Die Einzelkarte kostet vier Mark, die Zehnerkarte drei Mark. Wenn ich, wie seit zwölf Jahren jeden Sommer ins Freibad zum Schwimmen will, muß ich pro Woche 18 Mark zahlen. Im Monat sind dann 72 Mark fällig mal vier Monate = 288 Mark. Wer kann sich diesen "Luxus" in der heutigen Zeit noch leisten?

    Also läuft alles darauf hinaus, wie auch zu früheren Zeiten, auf eine Zweiklassengesellschaft. Otto-Normalverbraucher guckt wieder mal in die Röhre.

    Wie hoch müssen dann erst die Preise sein, wenn das neue Spaß-Bad gebaut worden ist?

    Wo bleibt hier das soziale Engagement unserer Herren Stadtvertreter, das man uns bei den Wahlen versprochen hat? Schwimmen müßte für Jeden erschwinglich bleiben, erst recht für Familien mit vielen Kindern.

    Schade, daß nicht die Bevölkerung um ihre Meinung in diesem Fall befragt worden ist. Ich glaube das Ergebnis sähe anders aus. Doch dem der sich das ausgedacht hat: Herzlichen Glückwunsch zur besten Fehlentscheidung 1997"

    Beate Boshamer
    Schillerstraße 8
    Plettenberg


    Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 07.01.1998
    "Die Gemeinden sollten sich wieder auf ihr traditionelles Schwimmhallen-Angebot besinnen"

    Plettenberg. In einem Leserbrief spricht sich Hildegard Vedder im Namen der "Interessengemeinschaft Freibad Grünetal Plettenberg" für eine Sanierung und Modernisierung der alten Bäder aus und hinterfragt die Pläne der Stadt zum Bau eines Kombibades in Böddinghausen kritisch:

    "Unter der Überschrift "Badespaß oder Sportstätte? Kommunale Erlebnisbäder erfordern zu hohe Subventionen" erschien am 18. November 1997 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Beitrag von Kirsten Olsen, den wir hier zumindest in Teilpassagen den Plettenberger Lesern übermitteln möchten.

    Zitat FAZ: "Allein in Nordrhein-Westfalen werden 22 kommunale Freizeitbäder, 113 Hallen und Kombibäder und zirka 70 Freibäder unterhalten. Um den Bürgern den populären Sport des Schwimmens so preiswert wie möglich anzubieten, sind die Eintrittspreise sehr niedrig. Das ist positiv, bedeutet aber für die Kommunen als Träger eine nicht unerhebliche wirtschaftliche Belastung".

    Dazu möchten wir anmerken, daß sämtliche Sportstätten wie Turnhallen und Sportplätze eine wirtschaftliche Belastung für eine Kommune sind. Diese Kosten können auch nicht durch eine Erhöhung der Eintrittsgelder aufgefangen werden und sie werden auch nicht im geplanten Kombibad mit den erhofften riesigen Besucherzahlen aus nah und fern aufgefangen...

    Wir, als Interessengemeinschaft Freibad Grünetal, befürworten die Sanierung und Modernisierung der alten Bäder. Für das Freibad Grünetal wäre mit einer Abdeckung der Becken für kältere Tage sowie einem neuen Planschbereich für Kleinkinder und eventuell größerem Spiel- und Spaßbereich (zum Beispiel Rutsche) für die Jugendlichen dann sicherlich auch eine bessere Auslastung gegeben. Die Modernisierungsarbeiten könnten in den ruhigeren Monaten sowie während des offenen Badebetriebes nach und nach durchgeführt werden. Das Hallenbad könnte nach erfolgter Renovierung den Schulen, Vereinen und so weiter sowie dem reinen Winterbetrieb vorbehalten werden.

    Entsprechende Vorschläge beziehungsweise Kostenaufstellungen solcher alternativer Pläne sind trotz wiederholter Bitten unsererseits (und das sind 2.500 Bürger der Stadt, die sich mit ihrer Unterschrift gegen ein neues Bad mit einem Kostenaufwand von über 20 Millionen Mark entschieden haben) von der Stadtverwaltung nicht zur Kenntnis genommen worden. Leider ist auch die Presse in dieser Angelegenheit sehr voreingenommen. Verfolgt man nämlich die Berichte der einzelnen Berichterstatter, so fällt auf, daß nur die Argumente für das Kombibad erwähnt werden. Unsere Einwendungen und Bitten fallen dabei ganz leise unter den Tisch .... Schade!

    Wir als Interessengemeinschaft Freibad Grünetal (wobei wir betonen möchten, daß wir nicht ausschließlich "Anlieger" sind) haben uns unter anderem mit der Stadt Stadthagen, die ein "TropicanaBad" im Jahr 1995 eröffnet hat, in Verbindung gesetzt und haben Informationen zum Geschäftsjahr 1996 bekommen, welche besagen, daß dort 37 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Wirtschaftsbetrieb tätig sind, ferner 111 Beschäftigte auf 610 Mark-Basis. Die Besucherzahl im Jahr 1996 betrug 278.578 Personen. Trotz dieser erfreulichen Zahlen, ergab sich für die Stadt ein Jahresfehlbetrag von 747.600 Mark, der von der Stadt Stadthagen auszugleichen ist.

    Zitat FAZ: "Ende der achtziger Jahre wurde ein neues Freizeitprodukt durch private Initiative mit Erfolg auf den Markt gebracht: Das Freizeit- und Erlebnisbad. Diese Einrichtungen unterscheiden sich von den traditionellen Bädern dadurch, daß sie nicht über Sportbecken verfügen. Das Baden und Planschen findet im tropischen Ambiente unter Palmen statt. Ein weiterer Unterschied zu den öffentlichen Schwimmbädern ist der Eintrittspreis: In den privaten Erlebnisbädern liegt er bei 30 bis 40 Mark. Das breite Erholungsangebot, inklusive Saunalandschaft und die lange Aufenthaltsmöglichkeit erklären diesen Preis. Aus Sicherheitsgründen sind außerdem ständig qualifizierte Badeaufsichten vor Ort. Aufwendige Reinigungsarbeiten, Energiekosten sowie die stetig steigenden Wasser- und Abwasserkosten sind Belastungen, welche die privaten, nicht subventionierten Bäder dazu zwingen, höhere Eintrittspreise zu erheben. Das spartanische städtische Schwimmbad ist natürlich billiger, aber keine echte Konkurrenz für die oft luxuriösen privaten Erlebnisbäder. Die Differenz der Eintrittspreise privater und kommunaler Anbieter liegt bei etwa zehn Mark pro Gast. Bei angenommenen 400.000! Gästen entsteht den Kommunen jährlich ein Millionendefizit in den Kassen, das durch Steuergelder wieder beglichen werden muß. So fragt man sich, ob diese Entwicklung richtig ist. Müssen die Eintrittspreise der kommunalen Erlebnisbäder subventioniert sein? In Spaßbädern ohne oder mit nur geringer Möglichkeit zum Schwimmen kann prinzipiell kein Breitensport betrieben werden. Es handelt sich also nicht um existentielle Einrichtungen. Deshalb kann eine sozialpolitische Argumentation nicht greifen."

    Viele Gemeinden glaubten bis vor einigen Jahren, sie brauchten unbedingt ein kommunales Erlebnisbad. Auch in Plettenberg ist ja bereits seit über zehn Jahren die Rede von einem solchen Bad, es wurde am 4. August 1992 sogar eine Version Freibad mit Schiebedach im Süderländer Tageblatt veröffentlicht (Fotokopien können bei uns angefordert werden).

    Bleibt also zu hoffen, daß sich unsere Ratsdamen und Ratsherren ernsthafte Gedanken über den Bedarf und Ausgaben für ein Kombibad gemacht haben. Dazu möchten wir auch noch ausdrücklich auf den Leserbrief vom 29. Dezember der Frau Scholz hinweisen, die ebenfalls den viel zu raschen Abriß alter Gebäude und die ach so schnelle Neubebauung bedauert. Auch in der Frankfurt Allgemeinen Zeitung heißt es zum Schluß des Beitrags: Die Gemeinden sollten sich wieder auf ihr traditionelles Schwimmhallen-Angebot besinnen: Zum einen, um die öffentlichen Kassen zu entlasten und zum anderen, um ihren aktiven Bürgern auch weiterhin ein preiswertes Schwimmvergnügen zu bieten."

    Hildegard Vedder
    Schriftführerin IG Freibad Grünetal
    Landemerter Weg 22
    Plettenberg


    Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 12.12.1997
    Wasch' mich, aber mach' mich nicht naß!

    PLETTENBERG. Jeder spielt im Leben seine Rolle - mal mehr, mal weniger überzeugend. Drei Hauptrollen kamen am Mittwoch in einer Inszenierung der FDP Plettenberg auf die Bühne des Gasthauses zum Freibad. Das Stück hieß "Spaßbad - wozu?" Die eine Hauptrolle spielte FDP-Vorsitzer Joachim Schade in der Person des Chefanklägers gegen das geplante Mehrzweckbad. Es war eine Rolle, die Schade geschäftsmäßig lag, ohne leidenschaftlich zu wirken. Die zweite Rolle kam dem versammelten Volk des Grünetals zu, das sich in einer Art Fundamentalopposition gegen das Neubaubad versammelt hatte - Hauptsache dagegen, schien die Dramaturgie zu lauten. Die dritte Hauptrolle spielte Stadtdirektor Walter Stahlschmidt. Er gab den Überzeugungstäter, den überlegten Rechner und den wohlmeinenden Senator, angetreten, Schaden von der Stadt zu wenden. Es war eine Rolle, die ihm auf den Leib geschrieben war. Es war aber ein wenig auch die Rolle des Baulöwen, des Finanzmoguls, der sich mit Steuerersparnissen und vermeidbaren Sanierungskosten der durch den Neubau abgängiger Altbäder reich zu rechnen vermochte.

    FDP-Vorsitzender Schade, erfreut über den wohlgefüllten Saal im Gasthof zum Freibad, befürchtete in seinem Eingangsstatement, daß die Stadt mit dem Kauf des Grundstückes im Böddinghauser Feld bereits vollendete Verhältnisse geschaffen habe. Der Einleitungsbeschluß zur Planung des neuen Bades sei im November vom Rat gefaßt worden. Ja, passe das denn in die gegenwärtige Finanzkonstitution der Stadt? Man wisse um den dramatischen Rückgang der auf Plettenberg entfallenden Steuereinnahmen, sehe die Erhöhung der Gewerbesteuern und frage sich, ob es verantwortbar sei, "in solchen Zeiten ein solches Luxusbad zu bauen". Irgendwo müßten die 20 Mio. Mark Baukosten schließlich herkommen!

    Und niemand dürfe meinen, daß das Bad ein Magnet für Leute aus nah und fern werde, denn rings um Plettenberg verändere sich die Bäderlandschaft auch. Letztlich würden die Eintrittspreise nicht auf dem derzeitigen niedrigen Niveau zu halten sein.

    Der Stadtdirektor beruhigte Chefankläger Schade und die kritische Menge im Saal: Nichts sei bisher abschließend entschieden - es gäbe noch keine detaillierten Pläne und die 20 Mio. Mark seien nur eine Schätzung. Fakt sei, daß sich die Stadt mit dem Neubaubad nicht finanziell überheben dürfe. Das Bad müsse Freizeit und Schwimmsport, Schulen und Vereinen gleichermaßen dienen, müsse bei jedem Wetter nutzbar sein.

    Weil man noch keine Kosten kenne, könne man auch Eintrittspreise nicht kalkulieren - sicher sei aber, daß es einen "Sport- und Sozialtarif"` für Familien und Trimm-Dich-Frühsportschwimmer und einen "Freizeittarif" für Ganztages- und Erlebnisgäste geben werde.

    Den Neubau des Bades müsse man auch und vor allen Dingen vor dem Hintergrund des erheblichen Sanierungsbedarfs in Freibad und Hallenbad und des jährlichen Defizites der Bäder sehen.

    Stahlschmidt rechnete vor, daß die Besucherzahl der Plettenberger Bäder erheblich unter denen anderer Bäder liegt (z.B. hat das Finto in Finnentrop viermal soviel Badegäste wie das Plettenberger Bad). Das Defizit, derzeit eine Mio. Mark pro Jahr, werde sich im Laufe der überschaubaren Zeit verdoppeln. Freibad und Hallenbad seien technisch am Ende.

    Am Hallenbad sei die Stahlskelettkonstruktion so desolat, daß die Wandplatten herausfielen und das Becken des Freibades werde nur von der blauen Plastikfolie zusammengehalten. Erhebliche Wasserverluste sprächen eine deutliche Sprache. Acht Mio. Mark Sanierungskosten seien für beide Bäder kalkuliert.

    Ob des erkannten Bädernotstandes, der den Haushalt, der Stadt auf Sicht in die Zange nehme, habe der Rat gehandelt: "Nicht mehr Spaß im Bad, sondern die Defizitbegrenzung hat den Rat veranlaßt, an einen Neubau zu denken."

    Zudem seien die Bäder so wenig attraktiv, daß die Besucherzahlen rückläufig seien. Doch das Hallenbad sei zum Beispiel so gelegen und so konstruiert, daß eine Erweiterung um Rutsche oder Vergnügungsbereich gar nicht möglich sei.

    Das Freibad aufzumöbeln mache auch keinen Sinn weil das Bad nur an ca. 20 Tagen im Jahr wirklich gut frequentiert sei. "Im Freibad können Sie Blattgold verarbeiten - und wenn das Wetter nicht stimmt, kommt doch keiner." Wenn man also investiere, dann könne es nur in ein Allwetterbad sein.

    Stahlschmidt rechnete vor, daß durch den Verkauf des alten Freibadgeländes, durch den Abzug der Vorsteuer der Baukosten, durch die Einbeziehung der Erlöse aus der Strom-Gemeinschaft Stadtwerke/Elektromark das neue Bad unter dem Strich billiger werde als die Renovierung und weitere Unterhaltung der beiden alten Bäder.

    Aus haushälterischer Vernunft sei es also angebracht, sich von den alten, unzeitgemäßen, zerschlissenen Bädern zu trennen und ein vernünftiges, attraktives, modern technisiertes Bad zu bauen.

    Joachim Schade machte Stahlschmidt daraufhin den Vorwurf, den Reparaturstau der Bäder bewußt herbeigeführt zu haben - durch jahrelange Vernachlässigung. Im übrigen kritisierte er, daß des Stadtdirektors Rechenmodell an der Höhe der Strompreise hänge. Anstatt Strompreiserlöse ins Bad zu stecken, solle man doch eher auf billigere Strompreise zugehen!

    Der Verwaltungschef konterte, daß der Strompreis kein Plettenberger Preis, sondern ein Elektromark-einheitlicher Tarif sei. Auf den habe man keinen Einfluß, sondern könne nur am Ertrag teilhaben - oder das schöne Geld zum Spott der anderen Gemeinden zurückweisen ...

    Im übrigen sei das Steuerrecht derart beschaffen, daß die Stadt die vier Millionen Mark aus dem Elektromark-Geschäft nur für den öffentlichen Nahverkehr, für den Betrieb eines Parkhauses oder für den Bäderbetrieb steuermindernd einsetzen könne. Da es einen städtischen Busbetrieb und ein Parkhaus nicht gibt, bleibt nur die Verwendung des Geldes im Bad - oder die Versteuerung.

    Harsche Kritik mußte sich Stahlschmidt von den Bürgern aus dem Grünetal anhören. Sie wehrten sich gegen jede Veränderung des bestehenden Zustandes, warfen dem Verwaltungschef vor, die vorhandenen Bäder heruntergewirtschaftet zu haben, zweifelten Stahlschmidts Detailkenntnisse an und wähnten, daß mit Zahlen und Fakten ein unehrliches Spiel getrieben werde. Vertreter der IG Freibad Grünetal sagten einen wirtschaftlichen Flop des Neubaubades voraus und ahnten, daß Häufig-Schwimmer und Familien das neue Bad in Böddinghausen nicht mehr nutzen würden. Und deshalb sei die Planung schon im Ansatz verfehlt.

    Unterstützung erhielt Stahlschmidt von Bürger Ferenc Csapo: "Ich verstehe nicht, daß Leute, die vorgeben, für das Schwimmen zu sein, Argumente an den Haaren herbeiziehen, um das Bad zu verhindern."

    Und auch Architekt Helmut Teichert, dem die Fähigkeit, Bauten zu beurteilen, sicher nicht abzusprechen ist, unterstützte Rat und Verwaltung: "Das Hallenbad war schon damals, als es gebaut wurde, ein Wahnsinn. Es war das billigste Angebot als Fertigteilbau. Es ist unzureichend fundamentiert und das rächt sich." Das Bad sei am Ende - nur zu richtig sei es deshalb, den Ersatz zu planen.


    zurück      weitere Nachrichten