Im Laufe des Sommers wurde ein neues Gerätehaus im Wieden mit einem Kostenaufwand von
2500 Mark erbaut und wurden die Löschgeräte aus dem Turm der evangelischen Kirche
dorthin überführt. Der Turnverein unterzog sich der ihm gestellten Aufgabe mit Eifer
und Geschick. Er hielt regelmäßige Spritzenübungen ab und war bei dem Brandes des
Schirmer'schen Hintergebäudes in der Bachstraße am 21. August 1884 und des L(udwig).
Pickardt'schen Hauses am 9. November 1884 mit sichtbarem Erfolg tätig.
Der Stadtverwaltung drängte sich die Überzeugung auf, daß nur eine organisierte
Feuerwehr, die unter einheitlichem Kommando durch fortgesetzte Übungen sich zu einem
sicheren Ineinanderarbeiten herangebildet hat, mit Erfolg einem Brande entgegentreten
kann.
Als die Westfälische Provinzial-Feuersozietät sich bereit erklärt hatte, ein Drittel
der ersten Ausrüstungskosten zu übernehmen und auch verschiedene
Privat-Feuerversicherungs-Gesellschaften Beihülfen zugesagt hatten, bewilligte die
Stadtvertretung bereitwillig die Mittel zur Errichtung einer Feuerwehr. Der Turnverein
hielt es für bedenklich, einen Verein im Verein zu gründen, weshalb Herr Bürgermeister
Posthausen in öffentlicher Bekanntmachung diejenigen Bürger, welche sich für die
Bildung einer freiwilligen Feuerwehr interessierten, aufforderte, sich im Hotel Böley
zu versammeln.
Eine stark besuchte Versammlung beschloß die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr und
wählte zunächst einen Ausschuß zur Beratung der Satzungen. Dieser bestand unter dem
Vorsitze des Herrn Bürgermeisters Posthausen aus den Herren Rektor Klein,
Gerichtsvollzieher Krämer, C. Fechner, Adolf Bültmann, W. Wuppermann und Alb. Hermens.
Die Kommission arbeitete wacker, der Satzungsentwurf wurde bald darauf von der Versammlung
und unterm 19. März 1885 von der Polizeibehörde genehmigt. Hiermit war unsere Freiwillige
Feuerwehr gegründet.
II. Teil: Das Feuerlöschwesen seit dem Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr
Am 8. April 1885 trat die erste Haupversammlung zur Wahl des Vorstands zusammen. Aus
derselben gingen hervor: 1. Hauptmann W. Wuppermann, stellvertretender Hauptmann W.
Gummich, Schrift- und Rechnungsführer Alb. Hermens, Stellvertreter desselben Otto
Wever. Am 17. April 1885 wurden die Abteilungsführer gewählt und zwar zum Steigerführer
Wilh. Brülle, zum Führer der Spritze A Fritz Brücher, der Spritze B August Stahlschmidt,
zum Kufenführer Ernst Hanebeck und zum Führer der Ordnungsmannschaft Adolf Schulte.
Das neugewählte Kommando ging mit großem Eifer an die Beschaffung der Uniform- und
Ausrüstungsstücke, an die Komplettierung der Löschgeräte und an die Ausbildung der
Mannschaften. Aus freiwilligen Gaben der Bürgerschaft wurde ein hölzerner Steigerturm
erbaut, welcher aber nur eine 9jährige Lebensdauer hatte. Im April 1894 brach derselbe
bei einer Probe auf seine Sicherheit in sich zusammen. Ein Jahr lang war die
Steigerabteilung ohne Turm, bis der heutige eiserne Steigerturm im Jahre 1895 von der
Stadt mit einem Kostenaufwand von 1500 Mark erbaut wurde.
Ein besonderer Festtag für die Wehr war es, als der Ausschuß des Rhein.-Westf.
Feuerwehrverbandes, dem sich die Wehr am 30. Dezember 1885 angeschlossen hatte, an
seiner Spitze Oberst Mummenhof, im Dezember 1886 ihr einen Besuch abstattete und
hier eine Ausschußsitzung abhielt.
Zum großen Bedauern der gesamten Wehr legte Hauptmann Wuppermann am 14. Dezember
1889 seinen Posten nieder. Die Wehr ernannte ihn in Anerkennung seiner vielen
Verdienste um die Feuerwehrsache zum Ehrenhauptmann, der Magistrat stattete ihm
in einem Schreiben "für die musterhafte Führung der Wehr, für das lebhafte Interesse,
welches er für dieselbe durch Wort und Tat stets bekundet, den wärmsten Dank ab
und bat, der Wehr auch fernerhin sein Wohlwollen zu bewahren."
Sein Nachfolger wurde der damalige Steigerführer Albert Hermens.