Freiw. Feuerwehr Plettenberg 1885-1925(Schluß)

Am 26. August 1895 stiftete die Stadt eine Auszeichnung für 10jährige Dienstzeit in Form einer Medaille, welche an einem weiß-roten Bande (den städtischen Farben) getragen und den betreffenden Wehrleuten alljährlich am Stiftungsfeste feierlich überreicht wird.

Von verschiedenen, im Laufe der Jahre angeschafften Rettungsgeräten ist das Reichenbacher Rutschtuch, das gegenwärtig noch im Gebrauch ist, das zweckmäßigste. Infolge der vielen, in den letzten Jahren entstandenen modernen Hochbauten war die Anschaffung einer mechanischen Leiter mit der Zeit ein Bedürfnis geworden. Ein Appell an die Opferwilligkeit der hiesigen Bürgerschaft hatte den schönen Erfolg, daß schon in kurzer Zeit die erforderlichen Mittel zusammengebracht waren und im Sommer 1909 die Leiter angeschafft werden konnte. Dieselbe stammt aus der Fabrik von E. C. Flader in Jöhstadt (Sachsen), hat 14 Meter Steighöhe und ist mit den neuesten Errungenschaften der Technik ausgestattet. Sie kostet 1300 Mark und ist in einem neuen Anbau an das Gerätehaus der Wehr untergebracht.

- Anzeige -
Ueber die stattgehabten Brände während des Bestehens der Wehr ist eine genauere Statistik nicht geführt worden. Es mag daher hier erwähnt werden, daß etwa 80 Brände bekämpft worden sind, von denen etwa die Hälfte Schadenfeuer größeren Umfangs, also Totalbrände waren, während in den übrigen Fällen das Feuer meistens schon im Entstehen gelöscht wurde. Auch bei mehreren Bränden in den benachbarten Gemeinden und bei der Bekämpfung von Waldbränden hat die Wehr Löschhilfe geleistet.

Wie schon vorseitig erwähnt, lag die Führung der Wehr bei ihrer Gründung in den Händen des Brennereibesitzers und Hauptmanns W. Wuppermann, der, nachdem er im Jahre 1889 diesen Posten niederlegte und zum Ehrenhauptmann ernannt wurde, am 13. Juni 1921 zur ewigen Ruhe einging. An der Beisetzung dieses für die Wehr unvergeßlichen Mannes, die am 17. Juni 1921 in Iserlohn stattfand, beteiligte sich die Wehr vollzählig. W. war auch längere Zeit Mitglied des Ausschusses der Freiwilligen Feuerwehren in der Provinz Westfalen.

Zu seinem Nachfolger wurde am 14.12.1889 der damalige Stadtsekretär und Steigerführer Alb. Hermens gewählt, der dann bis zum Jahre 1920 ununterbrochen als Hauptmann bzw. Oberbrandmeister der Wehr angehörte und unter dessen Leitung die Wehr erst zu dem Instrument für die Allgemeinheit wurde, was sie heute ist. Mehr als 3 Jahrzehnte einer Wehr als erster Führer anzugehören, die Würdigung dieses Umstandes wird manchem mit den Verhältnissen in den Freiwilligen Feuerwehren vertrauten Kameraden ein hohes Gefühl der Achtung abringen müssen. Hier kommt unsere alte Parole "Einer für Alle und Alle für Einen" so recht erst zur Geltung. Dieser verdienstvolle Führer wurde am 15. März 1920 ebenfalls zur ewigen Ruhe abgerufen. Am 20.11.1910 wurde Hermens zum Vorsitzenden des Kreisverbandes der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Altena gewählt und von dem Herrn Landrat als Kreisbrandmeister bestätigt. Auch wurde Hermens anstelle Wuppermann im Jahre 1919 als Mitglied in den Ausschuß des Provinzial-Verbandes gewählt. Das Andenken dieser beiden Wehrführer wird bei uns immer fortleben.

Am 1. Dezember 1920 wurde dann die Führung dem noch heute im Amte befindlichen bewährten Oberbrandmeister Fritz Knips übertragen, der bereits die Gründung der Wehr im Jahre 1885 mitmachte. Außerdem wurde am 7. September 1923 zum Ehrenvorsitzenden der Wehr der Fabrikant Willi Bald gewählt.

Der Vorstand besteht somit heute aus folgenden Mitgliedern:
a.) Ehrenvorsitzender Fabrikant Willi Bald
b.) Oberbrandmeister Werkmeister Fritz Knips
c.) Brandmeister Stadtbaumeister Otto Schmidt
d.) Schriftführer Schuhmachermeister Wilhelm Rottmann
e.) Gerätewart Maschinist Heinrich Wolf
f.) Steigerführer Zimmermeister Albert Kohlhage
g.) Hydrantenführer Klempnermeister Paul Thomee
h.) Führer der Ordnungs-Mannschaft Friseur Ernst Battenfeld
i.) Führer der Hornisten-Abteilung Heinrich Vorderstemann
k.) Führer der Musikabteilung Robert Kruse.
Der unter c verzeichnete Brandmeister Schmidt gehört seit 1920 dem Ausschuß des Kreisverbandes an.

27 treue Wehrleute schieden während der verflossenen 40 Jahre aus dem Leben. Von diesen waren 9 Führer bzw. Abteilungsführer und 18 Wehrleute und zwar der Reihe nach die Kameraden:
1. Ferdinand Haarmann, 2. Fr. Lange, 3. August Schriever, 4. Fritz Röwenstrunk, 5. Konrad Fritze, 6. Heinrich Kunz, 7. Heinrich Damm, 8. W. Heitkamp, 9. W. Contze, 10. Werner Hecker, 11. Wilhelm Stock, 12. Emil Petter, 13. Wilhelm Böllinghaus, 14. Ferdinand Knästerich, 15. Heinrich Hoffmann, 16. Karl Boeker, 17. August Kollenberg, 18. Albert Hermens, 19. Wilhelm Wuppermann, 20. Karl Lerch, 21. Karl Fröhling, 22. Gustav Haase, 23. Gustav Petter, 24. Karl Appel, 25. Wilhelm Huppertz, 26. Siebert Hoffmann, 27. Karl Thomee.
Von den vorstehend verzeichneten Kameraden starben den Heldentod fürs Vaterland in dem großen Kriege 1914/18 die von 11 bis einschl. 15 Genannten. Ehre ihrem Andenken!

Zum äußeren Andenken der gefallenen Kameraden stiftete unser Ehrenmitglied Fr. Heßmer aus Jersey-City eine Gedenktafel, die in dem Vereinslokal zu jedermanns Ansicht in schöner, schlichter Form aushängt.

Am 2. Dezember 1908 verschied der um die Gründung und das Gedeihen der Wehr hochverdiente Herr Bürgermeister a. D. Posthausen. Die Wehr geleitete ihn zu Grabe; sie wird sein Andenken stets in Ehren halten.

In seinem Nachfolger im Amte, dem Herrn Bürgermeister Köhler, hat die Wehr einen begeisterten Förderer ihrer Interessen und Bestrebungen und einen kräftigen Fürsprecher bei den städtischen Vertretungen gehabt. Leider ist es diesem aber infolge eingetretener Erkrankung nicht möglich, in seiner Stellung als Bürgermeister das heutige 40jährige Jubiläum der Wehr mitzufeiern. Am 31. Dezember 1924 trat derselbe in den wohlverdienten Ruhestand, um in Herrn Bürgermeister Reg.-Ass. Dr. Schneider aus Reichenbach in Schlesien einen würdigen Nachfolger zu erhalten. Herr Bürgermeister a. D. Köhler wurde bei seinem Ausscheiden aus dem Amte zum Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Plettenberg ernannt und ihm ein entsprechendes Diplom überreicht. Hoffentlich wird Herr Bürgermeister Dr. Schneider seinem Versprechen gemäß den Wünschen der freiwilligen Feuerwehrsache der Stadt Plettenberg seine Unterstützung nicht versagen, sodaß der ruhende Bürger im Ernstfalle sich auf die Wehr entsprechend ihrer Devise "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr" verlassen kann.
Allen vorstehend genannten drei Herren hiermit den wärmsten Dank. Dank aber auch den Vertretern der Stadt und der Bürgerschaft, welche stets offene Herzen und Hände hatten, wenn es galt, die Löscheinrichtungen zu verbessern oder für die Uniformierung der Wehr den Beutel zu ziehen.

Von den Gründern der Wehr gehören ihr heute noch an:
a.) als aktive Mitglieder die Kameraden 1. Oberbrandmeister Fr. Knips, 2. Schriftführer W. Rottmann, 3. stellvertretender Steigerführer W. Aßmann;
b.) als Ehrenmitglieder die Kameraden 4. Wilhelm Müller, 5. August Petter.

Am 11.12.1920 wurde beschlossen, die bereits 30 Jahre der Wehr angehörigen aktiven Kameraden ohne weiteres zu Ehrenmitgliedern zu ernennen und haben solche Sitz und Stimme in den Generalversammlungen und tragen als äußeres Zeichen Rock und Mütze, die die Wehr liefert. Sie können auch im aktiven Dienst der Wehr verbleiben. Außer den vorgenannten Kameraden gehört jetzt seit mehr als 30 Jahren an der Kamerad August Jeschoneck.

Als weitere Ehrenmitglieder aus dem passiven Stande zählen zur Wehr:
1. Fabrikant Wilh. Frank, 2. Fabrikant Max Schulte, 3. Fabrikant Fritz Heßmer in Jersey-City, 4. Zimmermeister D. Thamer hier.

Von den aktiven Kameraden blicken auf eine Zugehörigkeit von mehr als 25 Jahren zurück:
1. Kamerad W. Schumacher, 2. Kamerad G. Großheim, 3. Kamerad August Neuß, 4. Kamerad Heinrich Wolf, 5. Kamerad Heinrich Strüning, 6. Kamerad Karl Jung, 7. Kamerad Ludwig Feld, 8. Kamerad Karl Demmer.
Ferner gehören der Wehr 17 Kameraden mehr als 10 Jahre an.

Die Uebungen der Wehr finden alljährlich auf dem städtischen "Wieden" in den Monaten April bis Oktober und zwar in der Regel in dreiwöchentlichen Abständen des Sonntags in den Morgenstunden von 6 - 8 1/2 Uhr statt. Dank der Opferfreudigkeit der Stadtvertretung sind die Feuerlöschgeräte in dem erforderlichen Umfang vorhanden und in tadelloser Verfassung.

Den Weltkrieg von 1914 - 1918 überstand die Wehr in der Weise, daß für die etwa 40 eingezogenen Wehrleute freiwilliger Ersatz aus der Bürgerschaft herangezogen wurde, über den nur das Allerbeste mitgeteilt werden kann, weil er sich in jeder Hinsicht tadellos bewährt und wenn es galt, seine Pflicht und Schuldigkeit getan hat.

Gegen Unfälle im Dienst der Wehr sind ihre Mitglieder durch die Stadt in ausreichender Weise versichert. Es besteht neben der bei der Provinzial-Feuer-Sozietät in Münster eingerichteten Unfall-Hilfskasse noch eine besondere Privat-Versicherung, die sich auf alle Unfälle in und außer Dienst, bei Festlichkeiten und dergl. Anlässen mehr erstreckt. Auch wurde am 8. April 1913 innerhalb der Wehr eine besondere Sterbe- und Unterstützungskasse geschaffen, die sich recht segensreich bewährt hat und allen Wehren zur Nachahmung wärmstens empfohlen werden kann. Zur Zeit beträgt der Sterbegeldsatz 100 Mark.

Im September 1921 wurde auf mehrfache Anregung hin beschlossen, eine der Wehr angegliederte Sanitätskolonne ins Leben zu rufen. Es meldeten sich auch sofort 12 Kameraden zum Beitritt an, sodaß ein prächtiger Anfang eine gedeihliche Fortentwicklung versprach. Die Sanitätskolonne trat auch schließlich auf den Plan, aber nicht als besondere Abteilung unserer Wehr, sondern als selbständige Sanitätskolonne, die ab und zu bei den Feuerwehrübungen mitwirkt.

Gemütlichkeit und Geselligkeit wurden regelmäßig gehegt und gepflegt. Manche schöne Ausflüge in die herrliche Umgebung, manche Teilnahme an auswärtigen und hierselbst stattgehabten Verbandstagen und dergl. mehr und manches dabei geschmetterte "Gut Schlauch" werden vielen Kameraden noch in bester Erinnerung sein.

Leider hat im Jahre 1923 ein Wechsel des langjährigen Vereinslokals stattfinden müssen, indem der behagliche Meinhardt'sche Saal zu Wohnzwecken Verwendung fand. Seitdem finden die Versammlungen im Gasthof Bettermann statt. Der regelmäßige Besuch der Kreis- und Provinzialverbandstagungen mit mindestens 3 Delegierten ist dadurch gewährleistet, daß die Stadt sämtliche hierdurch entstehenden Kosten übernommen hat.

Nunmehr rüstet die Wehr zu ihrer 40jährigen Jubelfeier, welche am 18. und 19. Juli d. Js., verbunden mit dem Kreisverbandstag der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Altena, im Wieden hierselbst in Zelten begangen werden soll. Ein Rückblick auf das 40jährige Bestehen gibt ein äußerst erfreuliches Bild. Männer aus allen Schichten der Bevölkerung stellten sich freiwillig in den Dienst der Wehr. Während einige davon, wie bereits vorstehend ausgeführt, jetzt noch tätig sind, hat andere der unerbittliche Schnitter Tod hinweggerafft. Ihr Andenken wird stets in Ehren gehalten werden.

Inniger Dank wird hiermit allen denjenigen ausgesprochen, die durch Rat und Tat zu einem guten Einvernehmen zwischen der Wehr und der Bürgerschaft beigetragen haben. Alle diese Umstände werden der Wehr ein Ansporn sein, auf dem beschrittenen Wege weiter zu schreiten unter unserer Devise: "Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr!"

- Anzeige -

- Anzeige -

Beginn der Festschrift



zurück zu "Vereinschroniken"

Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
58849 Herscheid, Tel.: 02357/903090, E-Mail: webmaster@plbg.de