Aus dem Plettenberg-Lexikon: Haus Haase am Umlauf (Parzelle 388, Besitzer 1928: Wwe. Erich Haase), ehem. Stammhaus der Fam. von Plettenberg; mangels anderer Räumlichkeiten werden im August 1957 erneut zwanzig "Sowjetzonenflüchtlinge" im Haaseschen Haus untergebracht; am 23.04.1957 fällt gegen erheblichen Widerstand aus der Bevölkerung der Beschluß, das Haus abzureißen; das Gebäude wird dann 1959 abgerissen, etwa an gleicher Stelle entsteht das Jugendzentrum;
(Foto: Archiv H. Hassel)
Quelle: Stadtchronik A. v. Schwartzen, Oktober 1958, S. 109
Türen und Treppen ins Burgmuseum
"Der Abbruch des Haaseschen Hauses am Umlauf, eines der ältesten Häuser in Plettenberg,
wurde in den ersten Oktobertagen eingeleitet. Die im Hause befindlichen alten wertvollen
Türen und Treppen wurden dem Burgmuseum Altena zur Verfügung gestellt. Eine alte Grabplatte
aus dem 30-jährigen Krieg, gewidmet einem Mitglied des freiherrlichen Hauses v. Plettenberg,
die als Bodenplatte vor dem Spülstein in der Küche gedient hatte, wurde sichergestellt.
Obwohl sich eine Anzahl von Heimatfreunden eifrig bemüht hatte, eins der ältesten
Profanbauten von Nordrhein-Westfalen, wie das Haasesche Haus es darstellte, zu erhalten
und deshalb die Regierung in Arnsberg, den Landeskonservator und den Kultusminister
eingeschaltet hatten, fiel das Haus in diesen Oktobertagen der Spitzhacke zum Opfer.
Quelle: WR Plettenberg vom 21.04.1953
Aus der Stadtgeschichte
Plettenberg. Das alte Haasesche Haus am Umlauf wurde, wie wir bereits berichteten,
vor einiger Zeit im Zusammenhang mit dem Sparkassenneubau von der Stadt aufgekauft. Das
Haus, das in seinen Grundmauern seit etwa 800 Jahren steht, wird zukünftig besonderen
Zwecken dienen. Man hat in Erwägung gezogen, im unteren Teil des Gebäudes ein Jugendheim
zu errichten, in dem die Jugendgruppen der verschiedenen Vereine ihre Spiel- und Heimabende
abhalten können. Im oberen Stockwerk sollen voraussichtlich das Stadtarchiv und evtl. ein
heimatkundliches Museum eingerichtet werden.
Die Geschichte dieses Hauses knüpft sich eng an die Geschichte der Freiherrn und Grafen von
Plettenberg, die als Militärkolonisten Karls des Großen in unserer Heimat ansässig und mit
Ländereien belehnt wurden. Sie bauten zunächst die Burg Schwarzenberg und einige Jahrhunderte
später, etwa im 12. oder 13. Jahrhundert, eine zweite Burg auf dem Gelände zwischen Umlauf
und Else. Gegenüber dieser Feste wurde einige Zeit später die Stadtmauer von Plettenberg, das
ursprünglich den Namen "Heslipho" trug, angelegt.
Das Herrschaftshaus der Burg,
Ein Jahrhundert später ging man daran, das Haus vollkommen zu renovieren. Der streng romanische
Bau, mit seinen Rundbögen über Fenstern und Türen, erhielt dabei ein wesentlich anderes Gesicht.
Ein Brunnen, der sich in der großen Küche mit dem offenen Kamin im untersten Stockwerk befand,
wurde zugeschüttet. Von dieser Küche aus führt heute noch eine dicke, handgeschmiedete eiserne
Tür in ein anliegendes Gewölbe, das von den derzeitigen Bewohnern als Keller genutzt wird. Im
Anbau des Hauses erinnern die Schießscharten noch an vergangene Zeiten.
Die Grundmauern sind etwa 1,30 m dick und blieben im großen und ganzen bis auf den heutigen Tag
in ihrer ursprünglich angelegten Form erhalten. Die Zwischenwände bestehen aus Eichenholz, die
mit Lehm überdeckt wurden. Türen und Treppenhaus, ebenfalls aus Eichenholz, weisen kostbare
Handschnitzereien auf. Das Haus wechselte in den letzten Jahrhunderten mehrfach den Besitzer.
So taucht u. a. der Name Krupp in der Geschichte des Hauses auf. Es wird angenommen, daß die
Renovierung vor 130 Jahren von einem Träger dieses Namens finanziert wurde.
Daß unsere Stadtväter sich um die Erhaltung dieses schönen alten Hauses bemüht haben und es
in einiger Zeit in der obengenannten Form der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen, ist daher
ein erfreulicher und dankenswerter Tatbestand.
Geschichtliches:
Das sogenannte "Haase'sche Haus" am Umlauf
Der besondere historische und architektonische Wert des Burg- und Stammhauses der Familie von Plettenberg, des
sogenannten "Haase'sche Hauses" am Umlauf, veranlaßte den damaligen Stadtarchivar Albrecht von Schwartzen
schon sehr früh, sich für den Erhalt der historischen Bausubstanz einzusetzen. Anfang der 50er Jahre sollte das
später abgerissene Haase'sche Haus nämlich "durchbaut", also innen abgerissen werden, damit darin ein Jugendheim
errichtet werden konnte. Albrecht von Schwartzen schrieb deshalb am 9. Juni 1954 an den damaligen Stadtdirektor
Leopold Lenjer folgenden Brief:
"Sicherlich ist der Ruf unserer städtischen Jugend nach einem Jugendheim mehr als berechtigt, und es kann mit Freude
festgestellt werden, daß sich unsere Stadtväter seit einiger Zeit einig sind in der Ansicht, daß hier Abhilfe vonnöten
ist. Erfreulich ist daher auch die Tatsache, daß zum Zwecke der Errichtung oder Beschaffung eines Jugendheimes
bereits ein größerer Betrag in Aussicht gestellt wurde.
Nachdem nun die Plettenberger Öffentlichkeit für den Gedanken der Schaffung eines möglichst zentral gelegenen
Jugendheimes gewonnen wurde, will nun - und das ist durchaus sehr verständlich - die Jugend so schnell wie nur
eben möglich ihre seit langem erhobene Forderung verwirklicht sehen. Im Zentrum der Stadt ist die Möglichkeit, ein
neues Gebäude für diesen Zweck zu errichten mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden. Was läge da wohl näher
als die Möglichkeit des Umbaus des vor kurzem von der Stadt erworbenen alten Burghauses am Umlauf?
In anderen Städten, Gemeinden und Landschaften ist man in diesem Jahrhundert vielfach dazu übergegangen,
mittelalterliche Bauten, die ihrem ursprünglichen Zweck entfremdet waren, der Öffentlichkeit und der Jugend dienstbar
zu machen. Allerdings hat man dort überall den historischen Charakter der Gebäude grundsätzlich gewahrt, ja sogar
darüber hinaus Verschandelungen früherer Jahrzehnte beseitigt und oft mit erheblichem Aufwand Altes rekonstruiert.
Das alte Burghaus oder heutige sog. Haase'sche Haus am Umlauf ist neben der alten Burgmühle mit seinen 7 bis 8 Jahrhunderten
das älteste Haus unserer äußerst geschichtsreichen aber an alten schönen Gebäuden so arme Stadt. Neben der ebenso
alten Kirche ist es das einzige mittelalterliche Gebäude, das unbedingt zu erhalten, sich die Stadt angelegen sein lassen müßte.
Was würden da unsere alten Nachbarstädte im Ruhrgebiet nicht alles tun, wenn sie noch über solche Gebäude verfügten!
Nichts gegen die Verwendung des alten Burghauses am Umlauf für die Jugend! Aber was man dort vorhat, sollten sich unsere
Stadtväter reiflich vorher überlegen. Alle Innendecken und -wände sollen herausgerissen werden, was ebenfalls eine neue
Dachkonstruktion bedingt. Lediglich die Außenwände sollen stehen bleiben. Andernorts wird die Jugend mit der Geschichte
ihrer Heimat in nähere Beziehung gebracht. Sie soll Ehrfurcht und Achtung haben und gewinnen vor der Geschichte, vor
dem Alten, vor dem Alter schlechthin. Hier dagegen soll die Jugend einziehen, nachdem vorher alles, was noch an alte Zeiten
und Generationen erinnert, beseitigt wurde.
Und dann der Aufwand. Bei dem geplanten totalen Umbau des alten Hauses ist man an die gegebenen Verhältnisse gebunden.
Die Kosten werden sich auf 150 bis 160.000 DM belaufen. Wesentlich mehr würde man sicherlich nicht aufbringen müssen,
wenn man einen Neubau errichten würde, wobei man - auch baulich gesehen - jeder an ein Jugendheim gestellten Anforderungen
gerecht werden könnte.
Man könnte das Vorhaben, würde es zur Durchführung kommen, einen Schildbürgerstreich nennen. Vom kulturellen Standpunkt
aus gesehen wäre es ein Frevel. Für die Jugend würde nur etwas halbes geschaffen, auf der anderen Seite aber geschichtliche
und kulturelle Werte ganz zerstört.
Hat nicht etwa der sich mit heimatgeschichtlichen, musischen und sonstigen kulturellen Dingen befassende Teil der Bevölkerung
auch ein Recht auf eine solche Bleibe? Sollen etwa wie bisher z. B. heimatgeschichtliche, genealogische und dergleichen Dinge
nur in den Privatzimmern einiger weniger betrieben werden? Hat nicht die ganze Bevölkerung Anspruch darauf? Sie wird sich
aber erst der Tragweite des Vorhabens richtig bewußt werden, wenn es - leider zu spät ist.
Das Burghaus am Umlauf ist wirklich würdig, und das würden die hierfür zuständigen Stellen wie der Landeskonservator oder die
historische Denkmalkommission der Provinz Westfalen gern bestätigen, unter Denkmalschutz gestellt zu werden und ich bitte
deshalb, auch von dort aus an alle kulturfördernden Kreise und Institutionen innerhalb unserer Stadt zu appellieren, sich für die
Erhaltung unseres einzigen, schönen und mittelalterlichen Hauses einzusetzen."
Av Schwartzen
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Burg Plettenberg Albrecht von Schwartzen
Quelle: Plettenberg, Industriestadt im Märkischen Sauerland, 1962
Hart an der Grenze der alten Siedlung Heslipho wurde die Burg Plettenberg um 1100 von der Familie von Plettenberg erbaut.
Vor dieser Zeit wohnte die Familie in einem befestigten Haus auf der Höhe des Plattbergs, in der Gabel zwischen der Grüne
und Oester. Im Jahre 1064 war das Gut auf dem Plattberg an die Werdener Benediktinerabteil mit 3 sol. und 4. den. abgabepflichtig.
Der Bau der Burg wird auch der Hauptgrund für die Umbenennung des Ortes Heslipho in Plettenberg gewesen sein. Die Burg war
eine regelrechte Wasserburg. Ihr Gebiet zog von der ehemaligen Kornmühle am Umlauf bis zur Haltermans Brücke am unteren
Umlauf, dann am rechten Elseufer aufwärts bis zur Einmündung der Oester in die Else und von dort oesteraufwärts bis zur Mühle.
Das Burggelände war etwa 4500 qm groß, hatte mehrere große Burghäuser und war rundherum mit hohen Mauern und
Wassergräben umgeben. Das letzte Gebäude der ehemaligen Burg, das die langen Zeiten bis in die Gegenwart überdauerte, war
das nach seinem letzten Besitzer benannte sog. "Haase'sche Haus" am Umlauf. Bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war
dieses Haus im Besitz der Familie von Plettenberg. Dann kam es vorübergehend an die Familie Krupp in Essen.
Beim Stadtbrand im Jahre 1725 hatte der Dachstuhl Feuer gefangen und war ausgebrannt. Zu der Burg gehörte seit ältester Zeit
die Mühle am Umlauf, auch Borgmoille genannt. Als im 12. Jahrhundert die Familie von Plettenberg sich sehr verzweigte,
schrieben sich die Mitglieder des in der Stammburg verbliebenen Zweiges von Plettenbracht "dictus de molendino" oder zu
deutsch: genannt von der Moelen. Erst als nach dem Bau der Burg Schwarzenberg die Familie dort seßhaft wurde und im
Auftrag der märkischen Grafen und später der clevischen Herzöge das Drostenamt verwalteten und dieses sogar erblich über
viele Generationen innehatten, nannten sie sich "von Plettenberg zu Schwarzenberg".
Die Übersiedlung . . .
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