Aus dem Plettenberg-Lexikon:
Haus Haase am Umlauf (Parzelle 388, Besitzer 1928: Wwe. Erich Haase), ehem. Stammhaus der Fam. von Plettenberg; mangels anderer Räumlichkeiten werden im August 1957 erneut zwanzig "Sowjetzonenflüchtlinge" im Haaseschen Haus untergebracht; am 23.04.1957 fällt gegen erheblichen Widerstand aus der Bevölkerung der Beschluß, das Haus abzureißen; das Gebäude wird dann 1959 abgerissen, etwa an gleicher Stelle entsteht das Jugendzentrum;


Am 16. November 1956 begannen die Vorarbeiten für den Bau eines Kultur- und Jugendheimes (hier war dann auch die Pestalozzischule untergebracht) auf dem Grundstück neben dem Haaseschen Hause. Zu diesem Zeitpunkt war der Abriß des Haaseschen Hauses noch nicht beschlossen. Die Aufnahme aus dem Frühjahr 1957 (oben - links das Haasesche Haus, rechts der Jugendzentrums-Neubau) zeigt, daß zum Zeitpunkt der Abrißentscheidung (erfolgte am 23.04.1957) schon Fakten geschaffen worden waren.

(Foto: Archiv H. Hassel)


Quelle: Stadtchronik A. v. Schwartzen, Oktober 1958, S. 109

Türen und Treppen ins Burgmuseum

"Der Abbruch des Haaseschen Hauses am Umlauf, eines der ältesten Häuser in Plettenberg, wurde in den ersten Oktobertagen eingeleitet. Die im Hause befindlichen alten wertvollen Türen und Treppen wurden dem Burgmuseum Altena zur Verfügung gestellt. Eine alte Grabplatte aus dem 30-jährigen Krieg, gewidmet einem Mitglied des freiherrlichen Hauses v. Plettenberg, die als Bodenplatte vor dem Spülstein in der Küche gedient hatte, wurde sichergestellt.

Obwohl sich eine Anzahl von Heimatfreunden eifrig bemüht hatte, eins der ältesten Profanbauten von Nordrhein-Westfalen, wie das Haasesche Haus es darstellte, zu erhalten und deshalb die Regierung in Arnsberg, den Landeskonservator und den Kultusminister eingeschaltet hatten, fiel das Haus in diesen Oktobertagen der Spitzhacke zum Opfer.


Quelle: WR Plettenberg vom 21.04.1953

Aus der Stadtgeschichte
Plettenberger Grafen erbauten Haus Haase
Früher Herrschaftsgebäude der Burg / Umbau vorgesehen

Plettenberg. Das alte Haasesche Haus am Umlauf wurde, wie wir bereits berichteten, vor einiger Zeit im Zusammenhang mit dem Sparkassenneubau von der Stadt aufgekauft. Das Haus, das in seinen Grundmauern seit etwa 800 Jahren steht, wird zukünftig besonderen Zwecken dienen. Man hat in Erwägung gezogen, im unteren Teil des Gebäudes ein Jugendheim zu errichten, in dem die Jugendgruppen der verschiedenen Vereine ihre Spiel- und Heimabende abhalten können. Im oberen Stockwerk sollen voraussichtlich das Stadtarchiv und evtl. ein heimatkundliches Museum eingerichtet werden.

Die Geschichte dieses Hauses knüpft sich eng an die Geschichte der Freiherrn und Grafen von Plettenberg, die als Militärkolonisten Karls des Großen in unserer Heimat ansässig und mit Ländereien belehnt wurden. Sie bauten zunächst die Burg Schwarzenberg und einige Jahrhunderte später, etwa im 12. oder 13. Jahrhundert, eine zweite Burg auf dem Gelände zwischen Umlauf und Else. Gegenüber dieser Feste wurde einige Zeit später die Stadtmauer von Plettenberg, das ursprünglich den Namen "Heslipho" trug, angelegt.

Das Herrschaftshaus der Burg,
das jetzige Haasesche Haus, wurde von einer Seitenlinie der Familie von Plettenberg bezogen. Ihnen gehörte gleichzeitig die Dunkelsche Mühle, in der die Bauern des gesamten Amtsbezirkes ihr Korn zu mahlen hatten. Beim Stadtbrand von Plettenberg, im Jahre 1725, wurde der Dachstuhl des Hauses, in dem bereits manche blutige Fehde der Bewohner stattgefunden hatte, durch Funkenflug ein Opfer der Flammen.

Ein Jahrhundert später ging man daran, das Haus vollkommen zu renovieren. Der streng romanische Bau, mit seinen Rundbögen über Fenstern und Türen, erhielt dabei ein wesentlich anderes Gesicht. Ein Brunnen, der sich in der großen Küche mit dem offenen Kamin im untersten Stockwerk befand, wurde zugeschüttet. Von dieser Küche aus führt heute noch eine dicke, handgeschmiedete eiserne Tür in ein anliegendes Gewölbe, das von den derzeitigen Bewohnern als Keller genutzt wird. Im Anbau des Hauses erinnern die Schießscharten noch an vergangene Zeiten.

Die Grundmauern sind etwa 1,30 m dick und blieben im großen und ganzen bis auf den heutigen Tag in ihrer ursprünglich angelegten Form erhalten. Die Zwischenwände bestehen aus Eichenholz, die mit Lehm überdeckt wurden. Türen und Treppenhaus, ebenfalls aus Eichenholz, weisen kostbare Handschnitzereien auf. Das Haus wechselte in den letzten Jahrhunderten mehrfach den Besitzer. So taucht u. a. der Name Krupp in der Geschichte des Hauses auf. Es wird angenommen, daß die Renovierung vor 130 Jahren von einem Träger dieses Namens finanziert wurde.

Daß unsere Stadtväter sich um die Erhaltung dieses schönen alten Hauses bemüht haben und es in einiger Zeit in der obengenannten Form der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen, ist daher ein erfreulicher und dankenswerter Tatbestand.


Quelle: Stadtchronik von A. v. Schwartzen, März 1957

Geschichtliches:
Das alte Burghaus am Umlauf, das späterhin sog. Haasesche Haus, stand wieder im Mittelpunkt lebhafter Erörterungen. Von verschiedenen, nicht an der Geschichte der Stadt interessierten Seiten wurde erneut die Frage aufgeworfen, ob das Haus, das Volksbücherei und Stadtarchiv aufnehmen soll, nicht besser abgerissen und zusammen mit dem neuen Anbau von Grund auf neu aufgebaut werden soll. Der völlige Neubau würde zwar vermutlich mehr kosten, dafür aber in der Fluchtlinie der Sparkasse errichtet werden können, was der Umlaufstraße ein gleichmäßigeres Aussehen würde.!! Wie manche, im letzten Krieg zerbombte Großstadt würde mit viel Liebe und Sorgfalt solche Häuser pflegen und erhalten, wenn sie solche nur hätte. Zudem steht doch das Haasesche Haus keiner Verkehrsplanung oder Leitplangestaltung im Wege. Warum lässt man das Haus so verkommen, obwohl seinerzeit der Rat beschlossen hatte, das Haus zu erhalten? Wer sind eigentlich diejenigen, die wollen, dass das Haus, das etwa 8 Jahrhunderte lang steht, verschwindet?


Quelle: Schreibmaschinen-Manuskript, 2 DIN A4-Seiten, Kopie im Archiv H. Hassel

Das sogenannte "Haase'sche Haus" am Umlauf

Der besondere historische und architektonische Wert des Burg- und Stammhauses der Familie von Plettenberg, des sogenannten "Haase'sche Hauses" am Umlauf, veranlaßte den damaligen Stadtarchivar Albrecht von Schwartzen schon sehr früh, sich für den Erhalt der historischen Bausubstanz einzusetzen. Anfang der 50er Jahre sollte das später abgerissene Haase'sche Haus nämlich "durchbaut", also innen abgerissen werden, damit darin ein Jugendheim errichtet werden konnte. Albrecht von Schwartzen schrieb deshalb am 9. Juni 1954 an den damaligen Stadtdirektor Leopold Lenjer folgenden Brief:

"Sicherlich ist der Ruf unserer städtischen Jugend nach einem Jugendheim mehr als berechtigt, und es kann mit Freude festgestellt werden, daß sich unsere Stadtväter seit einiger Zeit einig sind in der Ansicht, daß hier Abhilfe vonnöten ist. Erfreulich ist daher auch die Tatsache, daß zum Zwecke der Errichtung oder Beschaffung eines Jugendheimes bereits ein größerer Betrag in Aussicht gestellt wurde.

Nachdem nun die Plettenberger Öffentlichkeit für den Gedanken der Schaffung eines möglichst zentral gelegenen Jugendheimes gewonnen wurde, will nun - und das ist durchaus sehr verständlich - die Jugend so schnell wie nur eben möglich ihre seit langem erhobene Forderung verwirklicht sehen. Im Zentrum der Stadt ist die Möglichkeit, ein neues Gebäude für diesen Zweck zu errichten mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden. Was läge da wohl näher als die Möglichkeit des Umbaus des vor kurzem von der Stadt erworbenen alten Burghauses am Umlauf?

In anderen Städten, Gemeinden und Landschaften ist man in diesem Jahrhundert vielfach dazu übergegangen, mittelalterliche Bauten, die ihrem ursprünglichen Zweck entfremdet waren, der Öffentlichkeit und der Jugend dienstbar zu machen. Allerdings hat man dort überall den historischen Charakter der Gebäude grundsätzlich gewahrt, ja sogar darüber hinaus Verschandelungen früherer Jahrzehnte beseitigt und oft mit erheblichem Aufwand Altes rekonstruiert.

Das alte Burghaus oder heutige sog. Haase'sche Haus am Umlauf ist neben der alten Burgmühle mit seinen 7 bis 8 Jahrhunderten das älteste Haus unserer äußerst geschichtsreichen aber an alten schönen Gebäuden so arme Stadt. Neben der ebenso alten Kirche ist es das einzige mittelalterliche Gebäude, das unbedingt zu erhalten, sich die Stadt angelegen sein lassen müßte. Was würden da unsere alten Nachbarstädte im Ruhrgebiet nicht alles tun, wenn sie noch über solche Gebäude verfügten!

Nichts gegen die Verwendung des alten Burghauses am Umlauf für die Jugend! Aber was man dort vorhat, sollten sich unsere Stadtväter reiflich vorher überlegen. Alle Innendecken und -wände sollen herausgerissen werden, was ebenfalls eine neue Dachkonstruktion bedingt. Lediglich die Außenwände sollen stehen bleiben. Andernorts wird die Jugend mit der Geschichte ihrer Heimat in nähere Beziehung gebracht. Sie soll Ehrfurcht und Achtung haben und gewinnen vor der Geschichte, vor dem Alten, vor dem Alter schlechthin. Hier dagegen soll die Jugend einziehen, nachdem vorher alles, was noch an alte Zeiten und Generationen erinnert, beseitigt wurde.

Und dann der Aufwand. Bei dem geplanten totalen Umbau des alten Hauses ist man an die gegebenen Verhältnisse gebunden. Die Kosten werden sich auf 150 bis 160.000 DM belaufen. Wesentlich mehr würde man sicherlich nicht aufbringen müssen, wenn man einen Neubau errichten würde, wobei man - auch baulich gesehen - jeder an ein Jugendheim gestellten Anforderungen gerecht werden könnte.

Man könnte das Vorhaben, würde es zur Durchführung kommen, einen Schildbürgerstreich nennen. Vom kulturellen Standpunkt aus gesehen wäre es ein Frevel. Für die Jugend würde nur etwas halbes geschaffen, auf der anderen Seite aber geschichtliche und kulturelle Werte ganz zerstört.

Hat nicht etwa der sich mit heimatgeschichtlichen, musischen und sonstigen kulturellen Dingen befassende Teil der Bevölkerung auch ein Recht auf eine solche Bleibe? Sollen etwa wie bisher z. B. heimatgeschichtliche, genealogische und dergleichen Dinge nur in den Privatzimmern einiger weniger betrieben werden? Hat nicht die ganze Bevölkerung Anspruch darauf? Sie wird sich aber erst der Tragweite des Vorhabens richtig bewußt werden, wenn es - leider zu spät ist.

Das Burghaus am Umlauf ist wirklich würdig, und das würden die hierfür zuständigen Stellen wie der Landeskonservator oder die historische Denkmalkommission der Provinz Westfalen gern bestätigen, unter Denkmalschutz gestellt zu werden und ich bitte deshalb, auch von dort aus an alle kulturfördernden Kreise und Institutionen innerhalb unserer Stadt zu appellieren, sich für die Erhaltung unseres einzigen, schönen und mittelalterlichen Hauses einzusetzen."

Av Schwartzen


Burg Plettenberg
Albrecht von Schwartzen

Quelle: Plettenberg, Industriestadt im Märkischen Sauerland, 1962

Hart an der Grenze der alten Siedlung Heslipho wurde die Burg Plettenberg um 1100 von der Familie von Plettenberg erbaut. Vor dieser Zeit wohnte die Familie in einem befestigten Haus auf der Höhe des Plattbergs, in der Gabel zwischen der Grüne und Oester. Im Jahre 1064 war das Gut auf dem Plattberg an die Werdener Benediktinerabteil mit 3 sol. und 4. den. abgabepflichtig.

Der Bau der Burg wird auch der Hauptgrund für die Umbenennung des Ortes Heslipho in Plettenberg gewesen sein. Die Burg war eine regelrechte Wasserburg. Ihr Gebiet zog von der ehemaligen Kornmühle am Umlauf bis zur Haltermans Brücke am unteren Umlauf, dann am rechten Elseufer aufwärts bis zur Einmündung der Oester in die Else und von dort oesteraufwärts bis zur Mühle. Das Burggelände war etwa 4500 qm groß, hatte mehrere große Burghäuser und war rundherum mit hohen Mauern und Wassergräben umgeben. Das letzte Gebäude der ehemaligen Burg, das die langen Zeiten bis in die Gegenwart überdauerte, war das nach seinem letzten Besitzer benannte sog. "Haase'sche Haus" am Umlauf. Bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war dieses Haus im Besitz der Familie von Plettenberg. Dann kam es vorübergehend an die Familie Krupp in Essen.

Beim Stadtbrand im Jahre 1725 hatte der Dachstuhl Feuer gefangen und war ausgebrannt. Zu der Burg gehörte seit ältester Zeit die Mühle am Umlauf, auch Borgmoille genannt. Als im 12. Jahrhundert die Familie von Plettenberg sich sehr verzweigte, schrieben sich die Mitglieder des in der Stammburg verbliebenen Zweiges von Plettenbracht "dictus de molendino" oder zu deutsch: genannt von der Moelen. Erst als nach dem Bau der Burg Schwarzenberg die Familie dort seßhaft wurde und im Auftrag der märkischen Grafen und später der clevischen Herzöge das Drostenamt verwalteten und dieses sogar erblich über viele Generationen innehatten, nannten sie sich "von Plettenberg zu Schwarzenberg".

Die Übersiedlung . . .


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