1933-1939
"Stadt und Land Hand in Hand"
1933
Die Bautätigkeit, die sich zu Beginn der Bausaison gar nicht günstig ansah,
hat sich beim Ausgang des Sommers doch noch etwas belebt und ist
erfolgreicher geworden als im Vorjahr. Private Wohngebäude werden zur
Zeit in den verschiedenen Teilen der Stadt, meist auf den Höhen ihrer
Außenbezirke, durchweg in schmucken Ausführungen, errichtet. Der
Volksfreund stellt mit Freude diese Bautätigkeit fest; er weiß, welche
Bedeutung das Schlüsselgewerbe für Handel und Wandel überhaupt hat,
und er sehnt den Tag herbei, wo "alle Räder wieder rundgehen" zum
Segen für das Volksganze.
In der letzten Zeit hat das Betteln einen derartigen Umfang angenommen,
dass man schlechthin von einer Landplage sprechen kann. Es soll nun
allgemein energisch Front dagegen gemacht werden. Um aber zu einem
vollen Erfolg zu kommen, war es notwendig, dass die behördliche Arbeit
bei der Bevölkerung die größtmöglichste Unterstützung fand. In der Regel
handelt es sich bei den Bettlern um fremde, arbeitsscheue Landstreicher,
die die Gebefreudigkeit der Bevölkerung ausnützen und aus dem Betteln
ein Gewerbe machen. Sie haben auf diese Weise einen mühelosen Erwerb
und ihr Einkommen ist vielfach größer als das eines Arbeiters. Die
Stadtverwaltung brachte deshalb sogenannte "Bettlerschecks" in Höhe von
2 Pfennig zum Verkauf, die den Bettlern an Stelle von Bargeld gegeben
werden. Diese Schecks müssen die Bettler bei der Polizeiwache gegen
einen Gutschein umtauschen. Es ist dann die Gewähr gegeben, dass ein
Bettler im Laufe eines Tages nur einen bestimmten Betrag erbetteln
kann, und dass darüber hinaus kein Alkohol, keine Tabakwaren und
Luxuxgegenstände an die Bettler zur Abgabe gelangen.
1. Oktober. Erntedankfest 1933. - In diesem Jahre nicht nur ein Fest
des Bauern - wie das Fest der nationalen Arbeit am 1. Mai nicht nur
ein Fest des Arbeiters war - sondern im Reich der Erneuerung und
Einheit ein Fest des ganzen deutschen Volkes. Ausdruck und Verkörperung
wahrer Volksgemeinschaft und Verbundenheit aller Stände untereinander.
"Stadt und Land Hand in Hand!" Die Feier des Erntedankfestes in der
Stadt wurde mit einem evgl. Festgottesdienst in der Schützenhalle
eingeleitet. Die Fahnen der nationalen Vereine und Verbände, etwa
20 an der Zahl, hatten am garben-, blumen- und früchtegeschmückten
Altar Aufstellung genommen. Herrlicher Sonnenschein vergoldete die
Feier. Der Posaunenchor und der gemischte Chor verschönten den
Festgottesdienst mit passenden Darbietungen und die andächtige
Gemeinde sang am Schlusse: "Nun danket alle Gott!" Anschließend
formierte sich ein stattlicher Festzug, der sich über eine Stunde durch
die fahnengeschmückten Straßen der Stadt bewegte. Voran gingen
Früchte tragende Kinder, die ihre Gaben dem Krankenhaus brachten;
es folgten verschiedene Bauern- und Erntewagen und -gruppen, die
viel Beifall fanden. Die Wagen trugen Inschriften wie: "Sommer, Sonne,
Segen" oder "Stadt und Land Hand in Hand". Desweiteren nahmen an
den Zügen teil: Musik, die Formationen der NSDAP einschließlich Stahlhelm,
die hiesigen militärischen Vereine, Freiw. Feuerwehr, Schützengesellschaft,
Fliegergruppe, Männergesangverein, Turnvereine, Christlicher Verein
junger Männer, Grüner Schützenverein, die katholischen Vereine und die
Sanitätskolonne.
Im Anschluss an den Festzug fand eine Kundgebung in dem geräumigen
Zelt des zur Zeit im Wieden gastierenden Zirkus Althoff statt. Am Schlusse
gedachte man auch unseres allverehrten Herrn Reichspräsidenten von
Hindenburg anlässlich seines 86. Geburtstages und betonte besonders
seine vorbildliche Pflichterfüllung, seine Treue, sein Vertrauen und seine
Gottesfurcht. Mit einem Appell zur Spende für die Winterhilfe und einem
dreimaligen "Sieg Heil!" auf unser Vaterland und seine Führer, von
Hindenburg und Adolf Hitler schloss der Ortsgruppenleiter der NSDAP,
Pg (Parteigenosse) Albert Menschel die erhebende Kundgebung.
Die erste Sammlung der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt)
für das Winterhilfswerk aus dem Eintopfgericht der Stadt Plettenberg
ergab 830,25 RM. Außerdem wurden am Schlusse des Erntedankfest-
Gottedienstes 115,88 RM gesammelt, die ebenfalls der NSV übergeben
wurden. Außerdem wurden an diesem Tage für rund 460,00 RM Festabzeichen
verkauft, die ebenfalls der NSV für das Winterhilfswerk zuflossen.
Die hiesige Regenstation verzeichnete im September 8 Tage mit
Niederschlag mit einer Gesamtniederschlagsmenge von 41,5 mm. Die
höchste Tagesmenge betrug 13,9 mm, gemessen am 14. September.
In dem einst so ruhigen, romantischen Grünetal, in dem vor einigen Jahren
die Stadt eine Siedlung schuf, und in den letzten Jahren auch sonst verschiedene
Häuser am Landemerter Wege gebaut wurden, herrscht im Oktober
wieder reges gewerbetätiges Leben, denn die Stadtverwaltung sucht hier nun
endlich einen Plan zu verwirklichen, dessen Ausführung schon immer von
weitesten Kreisen unserer Bevölkerung ersehnt wurde, nämlich den Bau einer
städtische Freibadeanstalt. Dieselbe soll in einer Ausdehnung von 15 x 50
Metern ausgeführt werden bei einer Tiefe von 75 Zentimeter bis 3,60 Meter,
mit 75 Zentimeter Tiefe für Nichtschwimmer anfangend. Der durch eine
Sperrkette abzuschließende Teil für Nichtschwimmer macht 17,5 Meter von
der gesamten Bassinlänge aus. Der Teil für Schwimmer beginnt mit einer
Wassertiefe von 1,40 Meter. In der Breite wird ein Planschbecken für Kinder
angelegt in einer Ausdehnung von 15 x 9 Meter mit anschließender Sanddüne
zum Spielen. Unterhalb des Bassins werden Liegewiesen planiert, je 25 m
breit und 80 m lang, in zwei Stufen.
Sonntag, den 8. Oktober, fand wie alljährlich im städtischen Wieden
die Schlussübung der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr statt, zu der sich eine
große Zuschauermenge eingefunden hatte. Der in früheren Jahren als Abschluss
unternommene große Sturmangriff wurde in diesem Jahr zu einer großangelegten
Luftschutzübung erweitert. Der Übung lag folgender Plan zugrunde:
In der Woche vom 15.-22. Oktober war die Reichshandwerkerwoche und Handwerk,
Handel und Gewerbe hatten sich zusammengetan, um hierorts in der Schützenhalle
eine Ausstellung erstehen zu lassen. Aus diesem Anlass zeigte die Stadt reichen
Flaggen- und Girlandenschmuck. Über die Straße gespannte Inschriften weisen auf
den Wert der Handwerksarbeit und auf die Ausstellung hin, die am 15. Oktober
eröffnet wurde.
Eingeleitet wurde die Handwerkerwoche durch einen Propaganda-
Festzug durch die Hauptstraßen der Stadt, in dem die einzelnen Handwerksberufe
in ihrer Berufskleidung marschierten, während auf großen Schildern, die von den
einzelnen Berufen von Zunftjüngern gefahren bzw. getragen wurden, in Wort und
Bild auf die Bedeutung der verschiedenen Handwerkerzweige hingewiesen wurde.
Die Ausstellung selbst hat aufs angenehmste überrascht. Ohne Übertreibung kann
man wohl feststellen, dass es das schönste ist, was Plettenberg bisher auf diesem
Gebiet gesehen hat. Selbst in letzter Zeit verschiedentlich veranstaltete Braune
Messen benachbarter Städte sollen bezüglich der äußeren Aufmachung und
Geschlossenheit des Ganzen hinter der hiesigen Ausstellung zurückstehen, Im ganzen
wurde während der 8 Tage die Ausstellung von rund 12.000 Personen besucht.
Der 22. Oktober, ein Sonntag, wird in der Geschichte der Ortsgruppe Plettenberg
des Deutschen Luftsport-Verbandes als einer der bedeutendsten Tage eingezeichnet
werden, als Erfüllung, aber auch als Ansporn für neues, unermüdliches Arbeiten für
Deutschlands Größe, Ehre und Freiheit durch die friedliche Eroberung der Luft. In
die Tausende gingen die Massen, die in den frühen Nachmittagsstunden zu Fuß,
mit Kraftwagen, Motorrädern, Fahrrädern, mit der Eisenbahn und mit Omnibussen
dem einen Ziel: Hüinghausen und einige Minuten weiter dem Fluggelände auf dem
Habbel zuströmten. Herrlich war das Wetter, einen schöneren Sonntag hätten sich
die jungen Plettenberger Flieger für ihre große Veranstaltung nicht wünschen können.
SA, HJ, JO und Sanitätskolonne Plettenberg hatten sich in uneigennütziger Weise
in den Dienst der Sache gestellt und sorgten für die Organisation der Anfahrt,
Kontrolle, Absperrung u. ä.. Mittels einer Großlautsprecher-Anlage war es möglich,
die gehaltenen Reden allen Zuschauern verständlich zu machen, die einzelnen
Darbierungen in sachgemäßer Weise zu erklären und in den Pausen mit schöner
Schallplattenmusik zu unterhalten. Insgesamt waren etwa 5.000 Eintrittskarten
verkauft worden und viele von denen, die zugegen waren, dürften zum ersten Male
den Start eines Flugzeuges erleben oder sahen erstmalig einen Fallschirmsprung.
Die Firma W. Schade kaufte die Fabrikbaulichkeiten der früheren Fa. J. Kaiser
an der Königstraße. Diesem Fabrik-Kauf ist insofern größere Bedeutung beizumessen,
weil genannte Firma beabsichtigt, ihre bisher im Amte Plettenberg (Blemke) gelegenen
Betrieb in die neu erworbenen Gebäulichkeiten zu verlegen. Es dürfte sich also diese
Veränderung nicht unwenig auf die immer wieder geforderte Beseitigung der Arbeitslosigkeit
innerhalb des Stadtgebietes auswirken.
Die hiesige Regenstation konnte im Monat Oktober 13 Tage mit Niederschlägen
verzeichnen. Die höchste Tagesmenge war 17,9 mm und wurde am 28. Okt. gemessen.
Die Gesamtniederschlagsmenge war 84,8 mm.
In der Stadt Plettenberg erbrachte die am 5. November stattgefundene
Eintopfgericht-Sammlung das Ergebnis von 777,75 RM und der Abzeichenverkauf
(Büchsensammlung) 82,72 RM, zusammen 860,47 RM.
Aus Anlass der Volksabstimmung am 12. November steht unsere Stadt seit dem
10. November in festlichem Flaggenschmuck. Totenstille herrschte am Abend des 10.
November während der großen Rede des Führers Adolf Hitler auf den Straßen, jeder
Verkehr schien erstorben zu sein. Nur hier und da, wo von privater Seite Lautsprecher
nach der Straße zu aufgestellt waren, hatte sich ein kleines Häuflein Zuhörer angesammelt.
Alle anderen hörten die Führerrede gemeinsam auf ihren Arbeitsstätten, in den Wohnungen
usw.. Schon diese eine Stunde währende unheimlich-feierliche Stille war eine gewaltige
Demonstration für die Einheit der Nation.
12. November. Entlaubter Wald, bedeckter Himmel und das große Sterben in der
Natur kennzeichnen den zweiten Sonntag im Monat der Toten. Aber in unserem deutschen
Vaterlande, im deutschen Menschen in deutschen Herzen war lachender, blühender,
aufbauender Frühling, denn es galt, dem großen Führer zu zeigen, dass er auf sein Volk
rechnen kann. Es galt zu zeigen, dass er auf sein Volk rechnen kann und dass es ihm
gelungen war, der bereits sprichwörtlich gewordenen deutschen Zwietracht den Kopf zu
zertreten und ein einigendes Land zu schmieden, dass alle wahren deutschen Volksgenossen
umschließt.
Jedem dürfte wohl dieser gewaltige geschichtliche Moment richtig zum Bewußtsein
gekommen sein. Ein Moment, der einen mächtigen Schlußstrich gesetzt hat unter die
Vergangenheit der Zwietracht, des Hasses, der Zersplitterung des Kasten- und Klassengeistes,
des Bruderkampfes und des Materialismus. Und wie es im ganzen lieben Vaterlande, so
war es auch hier in unserem Städtchen. In den Straßen boten die zahlreichen Fahnen des
neuen Deutschland ein farbenfrohes Bild, das durch Transparente und Wahlplakate noch
eindrucksvoller wirkte. Sogar von den Kuppen des Hestenbergs wehte von der neuerrichteten
Fahnenstange das Hakenkreuzbanner. Wirkt es nicht symbolisch, dass dort oben während
der Jahre des Niederganges niemals eine Fahne gehißt worden ist und erst jetzt wieder,
wo die Zeiten freundlicher zu werden beginnen. Ja, freundlicher und hoffnungsvoller sind
die Zeiten geworden dank der eisernen Faust des Führers und die neue Zeit spiegelt sich
auch auf den Gesichtern der Menschheit wider, die hoffnungsfroh einer besseren Zukunft
entgegensehen.
So war es denn kein Wunder, dass unsere Volksgenossen am Tage der Wahl und am Vortage
das Straßenbild belebten, hoffnungsfreudig der Dinge harrend, die da kommen sollten.
Am Sonntag früh strömten sie beizeiten den Wahllokalen zu, so dass bereits gegen 1 Uhr
fast 50 Prozent ihrer Wahlpflicht genügt hatten. In den Nachmittagsstunden, in denen
die gesamte NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps) Schlepperdienste versah,
musste man sich in einzelnen Wahllokalen zum "Schlangenstehen" bequemen, so stark
war der Andrang. Bei Schluss der Wahl um 6 Uhr registrierte man eine Wahlbeteiligung
von rund 97 Prozent. Was man gewünscht, gehofft hatte, ging in Erfüllung: Plettenberg
steht geschlossen hinter dem großen Volksführer Adolf Hitler!
- Gewiß entbehrt auch dieser Freudenbecher nicht einen Tropfen Bitternis. Sind doch in
der Stadt 322 Personen, die es tatsächlich über sich gebracht haben, mit einem "Nein"
zu stimmen. Nur blindester Fanatismus kann einen Menschen so erniedrigen! Aber eine
leise Hoffnung haben wir auch hier: Sollten unter diesen Nein-Stimmen nicht auch viele
sein, die trotz allem aus Unkenntnis so gehandelt haben? - Das Volk hat abgestimmt,
es steht geschlossen hinter dem Führer und hat seiner Partei, die eigentlich keine "Partei",
sondern das gesamte Volk ist, unumschränktes Vertrauen gezeigt. Der Führer hat das
Volk zu einem mächtigen Block, zu einem Amboß zusammengefasst, auf den Deutschland
nun sein Glück, seine Freiheit und seinen Frieden schmieden wird. Mit dem ehernen Ton
der Glocken, die um Mitternacht in freudigem Schwingen ihren Freundenschall hinaussandten
in die stillen Täler, mischt sich der Ruf der deutschen Nation: Heil Adolf Hitler! Heil unserem
Führer.
Am 20. November bezog die Stadtsparkasse, die vorher im Hause des früheren
Rendanten Weiß, Kersmecker Weg, untergebracht war, das neue Verwaltungsgebäude
Wilhelmstr. 37 (Meinhardt). Das Haus hat ein schmuckhaftes Äußeres erhalten. Insbesondere
überraschen die breite Steintreppe und die abends über dem Eingang angebrachte
beleuchtete Uhr.
Eine seltsame Naturerscheinung wurde am 16. November nachmittags 5.30 Uhr
am dunklen Nachthimmel beobachtet. Plötzlich leuchtete ein Meteor auf, der ganz langsam
seine Bahn zog und die ganze Gegend mit einer Helligkeit erfüllte, als ob es blitzte. Die
Erscheinung dauerte etwa 2 1/2 Sekunden, bis der Meteor wieder vom Dunkel des Alls
verschlungen wurde.
Wie im ganzen Deutschen Reich und darüber hinaus in allen evangelischen Landen der
450. Geburtstag Dr. Martin Luthers von der evangelischen Christenheit festlich begangen
wurde, so hatten es sich auch die Bewohner unserer Stadt nicht nehmen lassen, seinem
Geburtstag ein würdiges Gepräge zu geben. Die Häuser waren reichlich mit Fahnen und
Fähnchen geschmückt, vor dem Eingang zur Hauptkirche war ein großer Ehrenbogen
angebracht mit den Anfangsworten des Schutz- und Trutzliedes Luthers: "Ein feste Burg
ist unser Gott!" als Inschrift. Auch auf dem Wieden war ein großer Ehrenbogen errichtet
mit dem Spruch Luthers: "Meinen lieben Deutschen bin ich geboren, ihnen will ich dienen."
Bereits am Samstagabend begann der Auftakt zu diesem großen Kirchenfeste. Abends
7 1/2 Uhr versammelten sich die Schulkinder, um die Bewohner unserer Stadt durch ihr
Kurrendesingen zu erfreuen. Alle trugen Fackeln.
Am Sonntagmorgen, der in herrlicher
Herbstespracht anbrach, strömten die ungeheuren Massen der evangelischen Christenheit
zur Schützenhalle, in der der Festgottesdienst stattfand, und gar bald erwies sich, dass
auch die große Halle viel zu klein war, um das große Heer der frommen Beter zu fassen.
Zur Verschönerung des Gottesdienstes trugen der Posaunenchor und der Lutherchor bei.
Im Anschluss an den Gottesdienst blies der Posaunenchor von der Empore der Schützenhalle
noch einige Choräle. Um 12 Uhr setzte dann das große Festgeläute der Glocken der
Hauptkirche ein. Am Nachmittag versammelten sich dann die ev. Gemeindeglieder in der
Schützenhalle, um in gemeinsamer Feier noch einmal des großen Reformators zu gedenken.
Die neuen Markstücke aus Reinnickel sind seit Mitte November auch hier in Plettenberg
zur Ausgabe gekommen. Ihre Vorderseite zeigt reicheren Eichenblatt-Schmuck als früher;
der Adler auf der Rückseite hat die Umschrift erhalten "Gemeinnutz vor Eigennutz". Die
Rückseite trägt auch das Münzwertzeichen, das wie bisher ein lateinischer Buchstabe ist,
während die übrige Schrift deutsch ist. (1 Reichsmark [1933] entspräche 4,00 Euro).
Mit Wirkung vom 1. Dezember führt die Plettenberger Straßenbahn auf den
Bahnstrecken und im Omnibusverkehr im Stadtgebiet verbilligte Doppelfahrkarten ein.
Die Preise für diese Karten sind so bemessen, dass für die zweite Fahrt nur die Hälfte
der Einzelfahrt berechnet wird. So stellt sich zum Beispiel der Preis für eine Doppelfahrkarte
vom Reichsbahnhof nach Plettenberg-Stadt nur auf 35 Pfennig. Die Doppelfahrkarten
haben drei Monate Gültigkeit und sind nicht übertragbar, können aber von Familienmitgliedern
gemeinsam benutzt werden.
Auf Anordnung des Kreisarztes sind die Schulen der Stadt Plettenberg wegen Scharlacherkrankung
unter den Kindern bis auf weiteres geschlossen worden. Da zwei Todesfälle zu verzeichnen
waren, wurde vor Weihnachten der Unterricht nicht wieder aufgenommen.
Die hiesige Regenstation verzeichnete im November 20 Tage mit Niederschlag, davon
5 Tage mit Schnee, mit einer Gesamtniederschlagsmenge von 67,3 mm. Die höchste
Tagesmenge betrug 20,8 mm und wurde am 1. November gemessen.
Seit den frühen Morgenstunden des 3. Dezember hat nun auch des Winters
Strenge eingesetzt. Während schon vor etlichen Tagen leichter Schneefall niederging,
ist nun eine unerwartet strenge Kälte hereingebrochen, die die Fensterscheiben mit
Eisblumen und unsere Bäche und Teiche mit einer Eisschicht überzogen hat. An der
Turnhalle des Turnvereins "Jahn" tummeln sich bereits fröhliche Kinder auf der dort
angelegten Eisbahn, die so recht für unsere Kleinen taugt, da sie ohne jede
Ertrinkungsgefahr ist.
In der Stadt Plettenberg wurden am 3. Dezember als Ersparnis aus dem
Eintopfgericht 993,20 RM eingesammelt. Es ist somit gegen den Vormonat erfreulicherweise
eine Steigerung der Sprenden um rd. 28 Prozent festzustellen.
Die Weihnachtsfeiertage, die in diesem Jahr auf Montag und Dienstag fielen, sind in
unserer Vaterstadt ruhig verlaufen. Wenn auch der ersehnte Schnee ausblieb, so wurde
doch das unbeliebte Tauwetter der letzten Tage durch Frost abgelöst, so dass man
schöne Spaziergänge in unsere weitere und nähere Umgebung machen konnte. In der
heiligen Nacht sang wieder, altem Brauche folgend, der Weihnachtschor seine Weisen.
Fortsetzung VI. Teil |