Die Willeke-Chronik - VI. Teil
1933-1939

Gas-Explosion forderte vier Tote

1934
Das neue Jahr erschloss seine Pforten und begann prompt am Montag. Silvester und Neujahr lag zwar Schnee, aber am 2. trat zum Leidwesen aller Sporttreibenden Tauwetter ein, das diesen Schnee und die daran geknüpften Hoffnungen wieder zu Wasser werden ließ. Zur Zeit haben wir etwa 1 Grad Wärme, wenig zwar, aber doch genügend, um die Winterrlichkeit zu vernichten.

Die Sammlung am 1. Eintopfsonntag im neuen Jahr (7. Januar) ergab in unserer Stadt den schönen Betrag von 1.124,95 RM. Gegenüber dem Monat Dezember ist ein Mehr von 131,75 RM zu verzeichnen.
Seit Wochen bereits wird in Plettenberg behördlicherseits eine rege Propaganda für die Gasversorgung der Stadt betrieben. Der Hauptgrund für diese Werbung ist in dem Willen der Stadtverwaltung zu suchen, alle Möglichkeiten zur Arbeitsbeschaffung auszunutzen. Die Verlegung der Gasleitungen würde bestimmt einer großen Anzahl Erwerbsloser Arbeit und Brot bringen. Selbstverständlich lässt sich die Stadtverwaltung bei ihrer Werbung für die Gasversorgung auch von dem Gedanken leiten, die allgemeine Wohlfahrt der Bevölkerung zu heben. Daraufhin hat sich eine stattliche Anzahl Plettenberger Haushaltungen für den Gasbezug entschlossen.

Es muss nun als eine tragische Ironie des Schicksals angesehen werden, dass in der Zeit, als die Stadt Plettenberg den Gasanschluss unter ihren Bürgern propagiert, um für viele Erwerbslose Arbeit und Brot zu schaffen, ein solch furchtbares Explosionsunglück, wie es gleich ausführlich geschildert werden wird, alle diesbezüglichen Pläne zunichte macht. Wenn man auch feststellen muss, dass eine solche Gasexplosion zu den Alltäglichkeiten keineswegs gehört, so ist doch aus psychologischen Gründen ein Pessimismus der Bürgerschaft gegenüber dem Gas vorerst verständlich. Jedenfalls wird man aus der Erfahrung lernen und Maßnahmen treffen müssen, dass sich solch furchtbare Unglücksfälle nicht mehr ereignen können.

Am 12. Januar, morgens gegen 8.45 Uhr, ereignete sich hierselbst an der oberen Königstraße eine folgenschwere Gasexplosion, die das Wohnhaus des Gabelschleifers H. Selle in einen Trümmerhaufen verwandelte und die gerade im Haus anwesenden Personen unter sich begrub. Bisher wurden die Ehefrau H. Hoyer im schwerverletzten Zustande und die Ehefrau Selle als Tote geborgen. Die ganze Umgebung des zusammengestürzten Hauses wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das ausbrechende Gas setzte sowohl dem Trümmerhause wie die anliegende Straße und die anliegenden Gärten, Zäune und Häuser in Brand. So lautete der erste kurze Bericht in den "Plettenberger Nachrichten".


Nachher wurden nähere Einzelheiten bekannt: Gegen 8 3/4 Uhr vernahm man in der Stadt eine mächtige Detonation. Was war geschehen? War das ein Knall in unmittelbarer Nähe mit harmlosem Hintergrund oder . . . .? Zur gleichen Zeit ertönten in allen Straßen Feuersignale, die Straßen, die vorher wegen des schlechten Wetters und des Glatteises kaum Menschen aufwiesen, wurden nun belebt, Gruppen von Menschen mit ängstlichem Gesichtsausdruck bildeten sich und von Mund zu Mund erscholl der Ruf: An der Königstraße ist ein Haus in die Luft geflogen! Gleichzeitig setzte eine Völkerwanderung zur Königstraße ein, und obschon dutzende von Menschen infolge des über Nacht eingetretenen Glatteises zu Fall kamen, wuchs der Strom immer mehr an. Dazwischen die auffahrende Feuerwehr, SA-Männer, die Sanitätskolonne, alles in großer Erregung und fliegender Eile. Am Unglücksort bot sich ein grauenvolles Bild. Das vor etwa 15 Jahren erbaute Haus des H. Selle bildete nur noch einen Trümmerhaufen von ein paar Meter Höhe und stand in Flammen. Die angrenzenden Gärten, die Straße, die gegenüberliegenden Gärten mit ihren Zäunen, Sträuchern und Bäumen usw. brannten hell auf. Das einige Meter unterhalb liegende Scheffen'sche Wohnhaus, dessen Dach arg in Mitleidenschaft gezogen war, hatte am Giebel ebenfalls Feuer gefangen. Sogar an dem, diesem Hause gegenüberliegenden Weiland'schen Hause züngelten Flammen empor. Fast sämtliche Fenster der umliegenden Häuser waren zerstrümmert und sogar an der einige hundert Meter entfernt liegenden Oestertalstraße waren verschiedene Fensterscheiben durch den gewaltigen Luftdruck eingedrückt.

Der Bewohner hatte sich eine große Panik bemächtigt. Die sehr schnell herbeigeeilte Feuerwehr, die freiwillige Sanitätskolonne, die immer hilfsbereite SA und viele Zivilpersonen waren damit beschäftigt, die Nachbarhäuser zu räumen. Kinder wurden, in Tücher gehüllt, in entfernt liegende Häuser gebracht und erbleichte Frauen und Mädchen aus dem Unglücksgebiet fort geleitet. In kurzer Zeit umsäumten Hunderte von Neugierigen die von Feuerwehr und Polizei in weitem Umkreis abgesperrte Unglücksstelle. Schon kurz nach dem Eintreffen der ersten Hilfsbereiten gelang es, die Ehefrau Hoyer, die sich zur Zeit der Katastrophe gerade im Treppenhaus aufgehalten hatte, in schwerverletztem Zustand zu bergen. Der Malermeister Heinrich Engel hatte kurz vorher die Unglücksstelle passiert und auf der Straße einer gerade aus dem Fenster blickenden Insassin des Unglückshauses zugerufen, man solle mit Feuer vorsichtig sein, da die Gasleitung undicht sei. Kaum hatte der Warner einige Meter zurückgelegt, als auch schon die Katastrophe hereinbrach.

Aus einem anderen Hause der Nachbarschaft, in dem ebenfalls Gasgeruch wahrgenommen wurde, hatte man die Polizeiverwaltung benachrichtigt, aber kaum war dieser Anruf erfolgt, als die mächtige Detonation der Verwaltung kund gab, dass es zu spät sei. - Geistengegenwart bewies der ebenfalls in dem Unglückshaus befindliche 14-jährige Werner Selle, dem es gelang, sich aus dem brennenden Haus einen Weg ins Freie zu bahnen und so fast unverletzt dem Tode zu entrinnen. Er befand sich zur Zeit der Explosion im Bett, und nur dadurch, dass die Wand, an der sein Bett stand, nicht auf ihn fiel, blieb er unverletzt.

Die bei dem grausigen Explosionsunglück ums Leben kamen sind:
der 69 Jahre alte August Heese
dessen Tochter, die Ehefrau Alma Hoyer, 47 Jahre alt
die 55-jährige Ehefrau Emma Selle und
deren Tochter Meta Selle, 20 Jahre alt.

In den frühen Nachmittagsstunden hatten Bewohner der Nachbarhäuser ihre Wohnungen bereits wieder bezogen, als plötzlich gegen 3 Uhr unter den Trümmern des Unglückshauses eine weitere Explosion erfolgte, wodurch das Feuer erneut aufloderte. Kurz darauf stürzte mit einer heftigen Detonation die steinerne Eingangstreppe des Koch'schen Hauses, Ecke König- und Kronprinzenstraße, in sich zusammen. Der Schwiegersohn, Hildebrandt, der gerade auf der Treppe stand, kam dadurch zu Fall, wodurch er sich einen doppelten Beinbruch zuzog. Er wurde mit dem Sanitätsauto dem Krankenhaus zugeführt.

Diese letzte Explosion war wohl darauf zurückzuführen, dass sich in der Nähe der Eingangstreppe die Zentralheizung befand, die noch gebrannt haben soll. Es muss sich dann in dem Keller Gas angesammelt haben, das sich vermutlich an der Heizung entzündet hat.
Die Polizei hatte inzwischen die Räumung sämtlicher gefährdeter Häuser der Umgebung in einem Umkreis von 150 m angeordnet. Auch während der Nacht durften die Wohnungen nicht wieder bezogen werden. Gegen 1/2 2 Uhr traf auf Ersuchen des Landratsamtes in Altena ein Löschzug der Hagener Berufsfeuerwehr ein, der jedoch nicht mehr einzugreifen brauchte und nach einer halben Stunde wieder abrückte. In der Nacht ist dann nach ununterbrochener Ausschachtungsarbeit die schadhafte Rohrstelle freigelegt worden. Sie befand sich ungefährt dort, wo am Unglücksmorgen die Feuergarben aus der Erde aufstiegen. Es handelt sich um einen etwa 40 cm langen, kreisförmigen Bruch am Ende eines Rohrstücks in der sogenannten Sicke. Die Bruchstelle ist sofort mit einer Gummidichtung gut verschlossen worden. Das schadhafte Rohrstück wurde von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt, während das Ersatzstück sofort in Bestellung gegeben wurde. - Die industriellen Werke konnten am andern Morgen von 6 Uhr ab bereits wieder mit Gas beliefert werden.

Auf Anordnung des Bürgermeisters Dr. Eckler haben sämtliche öffentlichen Gebäude der Stadt anläßlich der Explosions-Katastrophe halbmast geflaggt. Der amtliche Polizeibericht stellt die Explosion im Hause Koch, wie vorseitig angegeben ist, richtig. Danach ist die Explosion nicht durch einen im Keller unter der Freitreppe aufgestellten Heizungskessel oder sogar innerhalb der Kellerräume entstanden. Der unter der Treppe des Koch'schen Hauses liegende Hohlraum ist nach dem Hause zu vollkommen abgeschlossen gewesen.

Am Dienstag, dem 16. Januar, wurden die sterblichen Überreste der vier Opfer der heimischen Erde anvertraut. 4 Särge standen vor dem Altar der evgl. Hauptkirche, umgeben von frischem Grün, Blumen, Kränzen und brennenden Kerzen. Bis auf den letzten Platz war das weite Gotteshaus gefüllt, als die Fahnen der SA, der übrigen Formationen der NSDAP, der hiesigen militärischen und der anderen Vereine einzogen und um die Särge Aufstellung nahmen. Wehmut und Trauer lag über der ganzen Versammlung. Nach langer Zeit ist es das erste Mal bei uns, dass eine Trauerfeier im Gotteshause selbst stattfindet, es ist aber auch das erste Mal in unserer Stadt, dass durch eine Katastrophe gleich 4 Menschenleben dahingerafft wurden.

Nach der Trauerfeier in der Kirche geleiteten dann weihevolle Orgelklänge die Trauergemeinde aus dem Gotteshaus. Vor dem Kirchplatz standen die beiden mit schwarzem Tuch behängten und mit Tannengrün belegten Flachwagen. Die Fahnenabordnungen bildeten vom Eingang der Kirche bis zu den Wagen Spalier. Während sich die Fahnen senkten und der Posaunenchor spielte "Laßt mich gehen, laßt mich gehen", wurden die vier Särge langsam von Feuerwehrleuten, flankiert von Fackeln tragenden Wehrleuten, von der Kirche zu den Wagen getragen.

Dann setzte sich unter dem Geläut der Glocken der trotz des Schnee- und Regenwetters außerordentlich lange Leichenzug in Bewegung. Das Tambourkorps "Gloria" und das städtische Orchester eröffneten den Zug mit ihren Trauerweisen. Es folgten die Fahnenabordnungen, die Behördenvertreter, unter ihnen der Landrat des Kreises Altena, Dr. Bubner, der Kreisleiter der NSDAP, Reichstagsabgeordneter Bracht, der Bürgermeister der Stadt Plettenberg, Dr. Eckler, der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung, Vertreter des Amtes Plettenberg und drei leitende Herren von der Ruhrgas AG, Kränze tragende SA-Männer und Hitlerjungen, die SA, das NSKK, die HJ, die SS, der Heimatschutz, der Landwehrverein, die beiden Männergesangvereine, die Jugendgruppe des Vaterländischen Frauenvereins, die beiden hiesigen evangelischen Geistlichen, die zwei Leichenwagen, flankiert von Fackelträgern, die Freiwillige Feuerwehr, die nächsten Angehörigen, Freunde und Nachbarn der so jäh aus dem Leben gerissenen. Es schlossen sich an das Presbyterium, das Trommlerkorps des Schützenvereins Grünetal, die Bevölkerung, die sich überaus zahlreich beteiligte, und zuletzt der Kranzwagen. Die Straßen, durch die sich der schier endlose Zug bewegte, waren von einer dichten Menschenmenge umsäumt. Nach Beendigung der Feier auf dem Friedhof verlöschten die Fackeln, während in der bereits hereinbrechenden Dunkelheit die Trauernden still die Totenstadt verließen.

Zu einer gewaltigen Dankeskundgebung am 17. Januar hatte der Kreisbetriebszellen-Obmann, Pg. (Parteigenosse) Fritz Wunderlich, alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Deutschen Arbeitsfront im Kreise Unterlenne in der hiesigen geräumigen Schützenhalle aufgerufen und überaus zahlreich war man seinem Rufe gefolgt. Kurz nach 7 Uhr setzte, von allen Richtungen kommend, ein großer Menschenstrom nach hier ein. Lastwagen auf Lastwagen rollte durch die Straßen zum Wieden. Gleich einer großen Sternwanderung glich der gewaltige Aufmarsch. Aus allen Richtungen kamen sie in geschlossenen Zügen herbei, bis Nachrodt einschließlich waren die Kameraden der Arbeitsfront vertreten und kurz vor Beginn rückten die Gefolgschaften der Ohler und Eiringhauser Betriebe unter Vorantritt des Ohler Trommlerkorps und der Sturmbannkapelle Oesterau in mächtigen Zügen ein, so dass schon lange vor Beginn der Kundgebung die große Halle (etwa 3.000 Menschen) überfüllt war.

Unter schneidigem Marsch der Kapelle vollzog sich dann der Einzug der Fahnen der NSBO (Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation), etwa 40 an der Zahl, in die Halle, die auf der Bühne Aufstellung nahmen. Das Referat lautete: Das neue Arbeitsrecht-Gesetz. Nach Beendigung der Kundgebung strömte die Menge wieder ihren heimatlichen Tälern und Bergen zu mit dem erhabenen Bewußtsein, dass ein Kanzler, ein Volksführer an der Seite des Volkes steht, der seine Worte immer wieder aufs Neue durch erstaunliche Taten bewahrheitet.

Anläßlich des Jahrestages der Reichsgründung in Versailles prangen am 18. Januar die Straßen unserer Stadt im Flaggenschmuck.
Die Ruhrgas AG hat mit dem heutigen Tage einen ununterbrochenen Kontrolldienst (Tag und Nacht) der Gasfernleitung, soweit sie im Weichbild unserer Stadt liegt, eingerichtet, um sofort über etwaige Schäden unterrichtet zu sein. Durch diese Einrichtung wird den infrage kommenden Anwohnern der fraglichen Straßenzüge die erforderliche Beruhigung und Sicherheit wiedergegeben.

Der erste Jahrestag der Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Januar wurde auch in Plettenberg nach dem Willen des Führers in aller Stille begangen. Äußerlich zeigte sich jedoch die Feststimmung in einem Meer von Fahnen. Kein Haus ohne Fahne, sogar die Verkehrsmittel waren teils mit kleinen Wimpeln geschmückt. In den Nachmittagsstunden waren viele um die Lautsprecher versammelt, um die große Rede des Führers zu hören. Abends fanden in den Kirchen Dankgottesdienste statt, die zahlreichen Besuch aufwiesen.

Die hiesige Regenstation hat im Monat Januar 14 Tage mit Niederschlägen zu verzeichnen. Davon waren 6 Tage mit Schneefall. Die größte Tagesmenge war 23,9 mm, gemessen am 19. Januar. Die Gesamtniederschlagsmenge betrug 127,3 Millimeter.
Starke Kälte hat sich in der Nacht vom 2. zum 3. Februar eingestellt. Das Thermometer ist ganz gewaltig gestürzt und zeigte morgens um 8 Uhr noch 14 Grad unter Null.
Die Eintopf-Sammlung am 4. Februar ergab im Stadtgebiet die schöne Summe von 1.287,80 RM. Dieses erfreuliche Ergebnis zeigt deutlich die immer mehr steigende Opferfreudigkeit der Bürger und übertrifft die erste Sammlung im Oktober 1933 um mehr als 50 Prozent.

Die Arbeiten am Landemerter Wege zur Vollendung des Freibades schreiten rüstig vorwärts. Etwa 25 Erwerbslose werden dabei beschäftigt. Die Bruchsteine zum massiven Bau der Ankleidezellen sind bereits angefahren und die Umzäunung an der Straße ist feriggestellt. An die Anfahrtstraße reiht sich zunächst ein großer Parkplatz für Autos, der mit gärtnerischen Anlagen, die auch schon in Angriff genommen sind, umgeben wird.

Ein erfreuliches Zeichen wiederaufgelebter Arbeitstätigkeit bietet in diesen Tagen unsere Stadt. Abgesehen von zahlreichen in Angriff genommenen Neubauten und überaus zahlreichen Hausreparaturarbeiten, ist die Metallwarenfirma F. W. Schade damit beschäftigt, den letzten Teil der früher der in Konkurs gefallenen Firma J. Kaiser gehörigen Fabrikgebäude baulich in Stand zu setzen, um die Arbeit in dem ganzen Gebäudekomplex aufnehmen zu können, nachdem der größte Teil der Fabrik bereits wieder in Betrieb genommen ist. Rüstig schreiten auch die für den Ausbau der ins Oestertal führenden Königstraße erforderlichen Arbeiten fort, um möglichst bald die für den Auto- usw. Verkehr günstige Verbindung mit dem Oesterweg herzustellen. Das an der Südostseite des Hirtenböhls unmittelbar in der Straßenflucht zu Tage tretende Grauwackengestein liefert den für den Straßenbau erforderlichen Kleinschlag in solchen Mengen, dass eine Verarbeitung und Zerkleinerung der Steine sofort an der Straße vorgenommen und durch eine Feldbahn die Steine an die jeweilige Baustelle herangebracht werden können. Durch diese neue Straße wird die bisher durch die Überquerung des oberen Grafweges (Pfütze) hervorgerufenen Steigung nahezu völlig umgangen.

In diesem Jahr hieß der Volkstrauertag am Sonntag Reminiscere, 25. Februar, "Heldengedenktag", der den 2 Millionen Gefallenen des Weltkrieges und den Hunderten geweiht war, die in den Nachkriegsjahren in der Heimat ihr Blut und Leben ließen für Deutschlands Wiederaufstieg, Größe und Freiheit. Die Flaggen wehten auf Halbmast. Unsere Heimatstadt zeigte ein feierlich-ernstes Gepräge. Der Himmel war bedeckt und nur zeitweise brach die Sonne ihren Strahlen sieghaft eine Bahn durch den Wolkenschleier. Die hiesige SA hatte sich schon in den frühen Morgenstunden hinauf zum Ehrenmal auf dem Hirtenböhl begeben, um die Helden durch Kranzniederlegung zu ehren. Die militärischen Vereine der Stadt begingen den Heldengedenktag ähnlich wie in früheren Jahren.

Zunächst war gemeinsamer Kirchgang. Nach dem Gottesdienst nahmen die Vereine auf dem Wieden Aufstellung. Der Artillerieverein hatte in diesem Jahr die Führung. Unter Vorantritt des Tambourkorps "Gloria" und des Städtischen Orchesters marschierten die vier militärischen Vereine und die hiesige Ortsgruppe der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener geschlossen zum Heldendenkmal. Nach der Gedenkrede sangen die Anwesenden ergriffen das Lied vom guten Kameraden, worauf ein Kranz niedergelegt und dann der Rückmarsch in die Stadt angetreten wurde. Mit dem feierlichen Glockengeläute um die Mittagsstunde fand die Feier ihren Abschluss.

Die hiesige Regenstation registrierte im Monat Februar 7 Tage mit Niederschlägen, davon 3 Tage mit Schneefall. Die größte Tagesmenge wurde am 1. Februar mit 12,6 mm gemessen und die Gesamtniederschlagsmenge betrug 34,8 mm.
Am 4. März fand die letzte Eintopfsammlung statt und wurden im hiesigen Stadtbezirk 1.446,70 RM zusammengebracht. Dieses sehr günstige Ergebnis entspricht einem Plus von 12,5 Prozent gegenüber dem Vormonat und ergibt - umgerechnet auf die hiesige Einwohnerzahl - den Betrag von 20 Pfennig pro Person.

zum Beginn der Chronik

Fortsetzung VII. Teil


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
58849 Herscheid, Tel.: 02357/903090, E-Mail: webmaster@plbg.de