Kriegs-Chronik der Bredde-/Jüttenschule
Luftschutz an Schulen: Anhäufungen von Kindern verboten
Thema: Die letzten Kriegstage in Plettenberg
11.10.1943 Kollege Büenfeld kann den Dienst nicht aufnehmen, da durch den Terrorangriff der
Briten und Amerikaner auf Hagen am 01.10.1943 die Eisenbahnverbindung von Hagen nach
Plettenberg etwas umständlich geworden ist. Von Hagen bis Kabel wird der Personenverkehr
durch Lastwagen aufrecht erhalten, von dort regelmäßige Eisenbahnverbindung nach Plettenberg.
16.10.1943 Kollege Büenfeld teilt mit, daß sein Sohn Dieter an der Ostfront gefallen ist.
15.11.1943 Ganztägiger Lehrgang über "Luftschutz und Schule" für sämtliche Lehrkräfte. Der
Unterricht fiel aus.
??.02.1944 Lehrerschaftssitzung in der Martin-Luther-Schule Plettenberg - Vorsitz Rektor
Bröcker. Teilnehmer die Lehrerschaft von Stadt Plettenberg und Amt Herscheid. Herr Schulrat
Müller, Altena, nahm teil und machte Bestimmungen über den Luftschutz in Schulen bekannt
- Anhäufungen von Kindern verboten -.
09.02.1945 Der bereits am 16.10.1944 vom Führer aufgerufene Volkssturm soll endlich auch
hier greifbare Form annehmen. Für die Aufstellung ist die Partei verantwortlich. Plettenberg-Bhf.
hat 765 Volkssturmpflichtige, die in zwei Kompanien erfaßt werden sollen. Die Aufstellung
der Kompanien ist dadurch sehr erschwert, daß viele Volksgenossen einfach nicht erscheinen,
woraus deren "Bereitwilligkeit" zum Volkssturmdienst erkennbar wird. Zu Kompanieführern
wurden ernannt Rektor Marx und Lehrer Sondermann, beiden hoffen in 14 Tagen die Kompanie
stehen zu haben. Im Vordergrund stehen augenblicklich die Anlagen von Straßensperren,
Schützengräben, Panzerfaustständen, MG-Nestern usw. als Rundumverteidigung. Bei der Partei
liegen die Vorarbeiten für den Volkssturm in den Händen unseres Berufskameraden B. Schulte,
der aber an der Verzögerung der Aufstellung durchaus unschuldig ist.
13.04.1945 Die Amerikaner besetzen unser Stadtgebiet, der Volkssturm ist nicht mehr eingesetzt
worden. Waffen fehlten, Uniformen und Soldbücher. So kam es, daß der Volkssturm mit dem
Bau von Panzersperren und deren Fertigstellung seine Tätigkeit einstellen mußte, er wurde
bereits am 11.04.1945 aufgelöst. Kollegen Sondermann hatte am Montag, dem 09.04.1945, einen
2 - 3 wöchigen Lehrg ang als Kompaniefhrer in Herscheid beendet. - Die Besetzung unserer
Heimat geschah ohne Zwischenfall. Die ersten Maßnahmen der Militär-Regierung sind aus der
Beilage Nr. 17 zu ersehen.
Schulraum in Landemert bot
Thema: Die letzten Kriegstage in Plettenberg
Der Schulbetrieb in der Zeit des Zusammenbruchs Der Schulbetrieb, der in den Kriegsjahren bis 1944
noch einigermaßen geregelt und regelmäßig durchgeführt worden war, kam 1945 durch die Kriegseinwirkungen
ins Stocken. Zunächst fanden empfindliche Störungen durch Fliegeralarm statt. Im September 1944
brausten zum ersten Mal gegnerische Tiefflieger durch unser Tal. Im Januar 1945 fiel der Unterricht
total aus, teilweise wegen Mangels an Heizmaterial, einer Folge des Luftkrieges, durch den das
Transportwesen bereits weitgehend desorganisiert war.
Im Februar und März wurde nur stundenweise unterrichtet; in der Hauptsache wurden nur die Schularbeiten
nachgesehen und neue aufgegeben, da den Kindern ein längerer Aufenthalt im ungeheizten Schulraum nicht
zugemutet werden konnte.
In der Nacht vom 11. zum 12. April wurde durch Granatwerferfeuer vor allem das Dach der Schule
beschädigt; auch wurden fast alle Scheiben zertrümmert. Auch die Schulbänke, die während der
Einquartierung von deutschen Soldaten auf den Dachboden gebracht worden waren, erlitten allerlei
Beschädigungen. Am 12. April gegen 3.00 Uhr besetzten die amerikanischen Truppen unser Dorf. Der
Schulraum, der bis dahin ununterbrochen von ständig wechselnden deutschen Truppeneinheiten benutzt
wurde, bot ein wüstes Durcheinander von Stroh, weggeworfener zerlumpter Wäsche, allerlei Zubehör
von Truppenausrüstung. Landkarten waren zu Verdunkelungszwecken benutzt worden. Die Lehrmittelschränke
waren zerbrochen, mit den Lehrmitteln allerlei Unfug angestellt worden.
Die amerikanischen Truppen schauderten davor zurück, diesen Raum zu benutzen. Sie interessierten
sich jedoch für die Dienstwohnung des Lehrers, die sie mehrere Male als Quartier benutzten. Im
Mai mußte die Familie des Lehrers die Wohnung für einige Tage ganz räumen. Ein abenteuerlicher
Weg führte den Lehrer Gödde aus dem bereits von den Russen eingeschlossenen Breslau in den Tagen
des Zusammenbruchs nach Landemert zurück. Als ein Befehl der Militär-Regierung verlangte, daß
alle ehemaligen Angehörigen der Deutschen Wehrmacht sich bei der amerikanischen Militärpolizei
meldeten, kam er diesem Befehl nach und geriet auf diese Weise noch in Gefangenschaft. Auf Befehl
der Militär-Regierung blieben alle Schulen vorläufig geschlossen. Alle Lehrpersonen wurden zum
1. Juni 1945 von ihrem Amt suspendiert. Das Schulwesen sollte ganz neu aufgebaut werden.
Drei Granaten trafen die Ebbegemeinde
Donnerstag, 30. März 1995, Herscheid, Gasthof „Adler“
(HH) Was geschah in und um Herscheid vor 50 Jahren? Dieser Frage ging am Donnerstag
der Geschichts- und Heimatverein Herscheid im "Adler" nach. Der Einladung zum Rückblick auf
die letzten Kriegstage waren mehr als 60 Bürger gefolgt. Einige von ihnen wußten aus eigenem
Erleben hochinteressante und bislang unbekannte Details vom März/April 1945 zu berichten.
Herbert Schulte begann mit einem Überblick über die militärische Lage Anfang 1945. Dabei bezog
er sich im wesentlichen auf die im Buch "Der große Kessel" von Willi Mues aus Lippstadt
zusammengetragenen Fakten. Dann kamen die Herscheider Ereignisse zur Sprache. Ende Februar
1945 war die Waffenschule von Oberst von Woltersdorf in Herscheid stationiert. Deren Lkw standen
- vom Schnee verweht - am Rahlenberg. In der alten Schule waren Schulungsräume für Artillerie
und Infanterie untergebracht.
Der Sandkasten, an dem strategische Übungen durchgeführt wurden, faszinierte damals die Herscheider
Kinder und Jugendlichen, darunter war der 13jährige Herbert Schulte: „Uns Kindern machte es Spaß,
in dem Sandkasten zu spielen. Die Flüsse hatte man mit den Silberstreifen dargestellt, die von
Flugzeugen zur Radarablenkung abgeworfen worden waren.“
Schon im Herbst 1944 hatte der Volkssturm Schützenlöcher im Raum Herscheid ausgehoben. Die
Bevölkerung wurde auf die "Werwolf-"(Partisanen-) Tätigkeit eingeschworen. Das Martin-Luther-Haus
war als „Kessel-Kino“ (benannt nach dem sich langsam schließenden Ruhrkessel) bekannt, alliierte
Flugzeuge schossen auf alles, was sich bewegte.
Wenige Tage vor dem Ende des Krieges im heimischen Raum, am 8./9. April, wurde der Herscheider
Volkssturm einberufen. Er sollte den Ebbekamm verteidigen, kam aber nicht mehr zum Einsatz.
Am 11. April versuchte ein Flak-Sturmregiment eine Abwehrlinie zwischen Lüdenscheid und Herscheid
aufzubauen. Mit vier Halbkettenfahrzeugen postierten sie sich zwischen Lüdenscheider Straße und
den Häusern An der Helle, rückten aber nach kurzer Zeit wieder ab.
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