Die wichtigsten Arbeiten über Plettenberg entstanden in der
Zwischenkriegszeit, d. i. zwischen dem I. und II. Weltkrieg.
1927 erschien in der Serie „Monographien entwicklungsfähiger
Städte“ die Arbeit von Ernst Weimann: „Die Stadt Plettenberg in
Westfalen“, Berlin 1927, Jg. 8, H. 49. 30 (zweispaltigen) Seiten u.
Werbung. Die Arbeit ist in schöner blumiger Sprache geschrieben.
Es fehlen jedoch Quellenangaben.
Weimann behandelte folgende Themen: Die natürlichen Verhältnisse
Plettenbergs, Plettenberg im Wandel der Zeiten, Alte
Sitten und Gebräuche in Plettenberg, Plettenbergs industrielle
Entwicklung.
Zum eigentlichen Standardwerk über Plettenberg gehört das
Buch von P. D. Frommann „Aus der Geschichte der Gemeinden
Plettenberg, Ohle und Herscheid nach vielen Quellen“. Lüdenscheid
1927, 180 doppelspaltige Seiten. Die außergewöhnlich engen
Verknüpfungen der drei Gemeinden bezüglich der Herscheider
Mark, des Kirchen-, Schul-, Gerichtswesens usw. veranlaßten
den Verfasser, sie zusammenhängend zu behandeln.
Der Autor verpaßte dem Buch ein strenges chronologisches
Korsett, wie die Wahl der Kapitel zeigt:
I. Aus der Zeit der Sachsen und Franken;
II. Aus dem 13. Jahrhundert;
III. Aus dem 14. Jahrhundert;
IV. Aus dem 15. Jahrhundert;
V. Das Jahrhundert der Reformation;
VI. Das Jahrhundert der großen Kriege;
VII. Die Zeit der Entwicklung Preußens zur Großmacht;
VIII. Die Zeit des französischen Einflusses;
IX. Die Zeit des gewerblichen
Aufschwunges.
Frommann führte die Geschichte bis zum Ende
des 19. Jahrhunderts.
Dieses Buch stellt den Höhepunkt des Plettenberger Schrifttums dar. Bis heute gibt es nichts
Besseres. Trotzdem weist die Arbeit erhebliche Mängel auf. Das
strenge chronologische Korsett
des Buches erlaubt es nicht, Entwicklungen, die sich in größeren
Zeiträumen vollzogen haben,
plausibel darzustellen. Auch die
Art der Quellenangaben entsprechen nicht den wissenschaftlichen Kriterien.
Frommann trat noch öfter als
Autor geschichtlicher Publikationen auf. Unter anderem veröffentlichte er
unzählige Publikationen in den "Heimatblättern des mittleren Lennegebietes"
von 1925-1931. Auch nach dem II. Weltkrieg
erschienen noch viele seiner Arbeiten, wie z.B. 1949 sein Buch
"Von der Hünenburg auf dem
Sundern bei Ohle und den ländlichen Siedlungen in ihrer Umgebung"
(Werdohl, 188 S.). In dieser Arbeit stellte sich der Verfasser die
Aufgabe, "das frühere
Bild der Heimat, so wie es jahr~
hundertelang gewesen ist, durch
Wort, Bilder und Karten für die
nachkommenden Geschlechter
festzuhalten" (S. 3).
Zu der engeren Heimat zählte
Frommann Kirchspiel und Dorf
Ohle, die Bauernschaften Eiringhausen, Böddinghausen, Holthausen Bremcke
und Köbbinghausen.
Vier Jahre später kam das
Büchlein "Beiträge zur Geschichte Plettenbergs", Hagen 1953, 86
S. heraus. Beide Bücher fußten
weitgehend auf der 1927 verfaßten Arbeit und brachten keine
wesentliche Bereicherung des
Wissens über Plettenberg.
Zu den letzten größeren Veröffentlichungen der Heimatliteratur zählt das Buch "Plettenberg -
Industriestadt im märkischen
Sauerland", Zusammenstellung
und Gestaltung Albrecht von
Schwartzen, Altena 1962; 2. verbesserte und erweiterte Auflage,
Altena 1972, 295 S.
In der zweiten Auflage werden
200 Seiten der Geschichte der
Stadt Plettenberg gewidmet; auf
95 Seiten sind die "Werks-Chroniken der Plettenberger
Industrie" abgedruckt. Die meisten
Texte lieferte von Schwartzen
selbst, einige Beiträge stammen
von anderen Autoren.
Auch in diesem Werk fehlen
Quellenangaben und Anmerkungen. Dennoch kann man dem,
der nach Erstinformationen über
die Plettenberger Geschichte
sucht, dieses Buch empfehlen,
zumal es Informationen bis weit
in die Zeit nach dem II. Weltkrieg
liefert.
Die oben erwähnten Autoren -
Weimann, Frommann und v.
Schwartzen - veröffentlichten
ebenfalls zahlreiche Aufsätze
und Artikel in verschiedenen
Zeitschriften, Festschriften usw.
Sie trugen wesentlich zur Popularisierung der Heimatgeschichte
bei, genauso wie die Arbeiten
der vielen Autoren, die halfen,
Licht in die Vergangenheit unserer Stadt zu bringen.
Die für die geplante Stadtgeschichte erstellte Bibliographie
umfaßt ca. 900 Veröffentlichungen und es ist an dieser Stelle
unmöglich, alle Autoren vorzustellen. Einige seien dennoch genannt:
1. Ferdinand Schmidt. Der
Altenaer Burgarchivar gründete
die Zeitschriften "Süderland"
(1925-1932) und der "Märker"
(1951 bis heute). Die Veröffentlichungen in diesen Blättern zur
Plettenberger Geschichte erfreuten sich großer Beliebtheit und
Aufmerksamkeit.
Ferdinand Schmidt selbst verfaßte hochinteressante Beiträge
zur Plettenberger Geschichte:
"Aus der Geschichte des Bleibergwerkes im Ziegenkampe bei
Bremcke", in: Süderland Heft 18,
1928, S. 142-144; "Das Geschlecht (von) Rüspe zu Brüning~
hausen bei Ohle. Nach alten
Nachrichten aus dem Archiv zu
Herdringen. Mitgeteilt von J. S.
Seibertz (1843)", in: Süderland
Nr. 19/29, S. 158-160; "Der gefangene Bürgermeister. Ein Vorfall aus
den märkisch-kurkölnischen Grenzkämpfen (1550),
Auseinandersetzungen des Herren v. Rüspe (Besitzer des Gutes
Brüninghausen) mit den Altenaffelnern". Es ist nur schade, daß er
zu seinen Arbeiten keine Quellenangaben machte.
Viele seiner Feststellungen
wird man wahrscheinlich nie
überprüfen können, da während
des II. Weltkrieges viele der von
ihm benutzten Akten vernichtet
wurden.
2. Manfred Sönnecken. In einer Serie von Aufsätzen präsentiert
er die Ergebnisse seiner
langjährigen archäologischen
Untersuchungen in unserer Gegend. Hier einige Titel seiner Arbeiten:
"Archäologische Untersuchungen des Hühnenburgtores
auf dem Sundern bei Ohle und
der neue Datierungsversuch der
älteren Pfostenschlitzmauer", in:
"Der Märker", H. 2, 1957, S. 96;
"Die Besiedlung des westfälischen Sauerlandes während der
Jung-stein- und Bronzezeit", in:
"Der Märker", H. 5, 1957, S. 112-114; "Forschung zur Aufhellung
mittelalterlicher Eisendarstellung
im Plettenberger Raum", in: "Der
Märker", H. 7, 1964, S. 165-167;
"Frühalterliche Siedlungsfunde
an der Kirche in Ohle entdeckt",
in: "Der Märker", H. 1, 1964, S.
13-14; "Die Plettenberger Höhlen", in: "Der Märker", H. 4,
1957, S. 201-202. Die Liste der
Veröffentlichungen, die unseren
Raum betreffen, zählt insgesamt
14 Positionen.
3. Emil Dösseler. Zur wichtigsten Arbeit des Berufsarchivars
zählt das fünfbändige Werk "Süderländische Geschichtsquellen und Forschungen"
(1954-1972) in dem er den märkischen Geschichtsfreunden wichtiges, gut aufbereitetes Arbeits~
material in die Hand gegeben
hat.
Wertvoll sind auch seine Beiträge zur Plettenberger Stadtgeschichte:
"Die adelige Grundherrschaft Brüninghausen im
Kirchspiel Ohle und ihre Inhaber
(v. Ole, v. Rüspe, v. d. Horst, v.
Wrede)", in: "Der Märker", Jg.
10, 1961, H. 1, S. 1-4). "Getreide-
und Ölmühlen im Märkischen
Sauerlande. Quellenbeiträge zu
ihrer Geschichte vor 1806", in:
"Der Märker", H. 2, 1959, S. 50-
55, (u.a. werden hier die im Amt
Plettenberg vorhandenen Wassermühlen aufgezählt);
"Zur Geschichte des adeligen
Gutes Grimminghausen im
Kirchspiel Ohle und seines Archivs", in: "Der Märker", H. 7,
1966, S. 122-124.
4. Rolf Dieter Kohl. Unter den
Autoren muß noch der Kreisarchivar Rolf Dieter Kohl erwähnt
werden. Er stützt sich hauptsächlich auf bislang unbekannte
Quellen zur Plettenberger Geschichte. Zu seinen Veröffentlichungen
zählen: "Ein Bericht
über den Zustand der Stadt Plettenberg im Jahre 1800", in: "Der
Märker", H. 5, 1984, S. 215-217;
"Eine Plettenberger Urkunde aus
dem Jahre 1547 im Burgarchiv
Altena", in: "Der Märker", H. 5,
1978, S. 129-130. "Eine Stiftung
Graf Engelberts III. von der Mark
für die Kapelle der Burg Schwarzenberg (bei Plettenberg) im Jahre 1385", in: "Der Märker" H. 1/
2, 1981, S. 47-48.
5. Dr. Carl Peter Fröhling. Ihm
verdanken wir wertvolle Beiträge
besonders über die Frühgeschichte unserer Stadt wie z. B.
den vielbeachteten Aufsatz "Zur
Überlieferung des Plettenberger
Freiheitsbriefes von 1397" in:
"Der Märker", H. 1, 1980, und
"Attendorn vermittelte rheinische Baugedanken nach Plettenberg",
in: "Heimatstimmen aus dem Kreis Olpe", Nr. 1, 1978,
veröffentlichte.
6. Martin Zimmer. Zu den bedeutendsten Autoren des Plettenberger
Schrifttums gehört auch ohne Zweifel der heutige
Stadtarchivar Plettenbergs, Martin Zimmer, mit Beiträgen wie
"Aus der Geschichte der Stadt
Plettenberg", in: 150 Jahre Pl.-
Schützengesellschaft 1836 e.V.,
S. 103-110; "Vom frühen Erz~
bergbau in Plettenberg. Reichtümer in den Tiefen der Berge.
Plettenberg 1983", 13 S. und andere, darunter viele Zeitungsartikel und Festschriften.
Die an sich imposante Zahl der
Veröffentlichungen zur Plettenberger Geschichte kann jedoch
nicht darüber hinwegtäuschen,
daß der Stand der städtischen
Geschichtsforschung nicht zufriedenstellend ist. Die Heimatforscher
widmeten sich hauptsächlich der Zeit bis 1813, wobei
die meisten Veröffentlichungen
schon in die Jahre gekommen
sind. Aus der Sicht der heutigen
Geschichtswissenschaft müßten
die meisten Themen neu bearbeitet werden. Die Zeit von der
aufbrechenden industriellen Revolution nach 1813 bis zur
Gegenwart ist nur marginal berücksichtigt worden.
Defizite werden vor allem bei
Themen wie Entwicklung der
Produktivkräfte nach der Einführung der Gewerbefreiheit,
soziale Begleiterscheinungen des
wirtschaftlichen Wachstums,
Strukturwandel, Wirtschaftskrisen, der I. und der II. Weltkrieg,
darunter die Integration der
Flüchtlinge und der Vertriebenen und vieles andere mehr
sichtbar.
Die Notwendigkeit, diese Defizite auszumerzen, wurde in Plettenberg erkannt. Das großzügig
angelegte Projekt "Stadtgeschichte" ist ein Versuch der
Aufarbeitung der eigenen Geschichte nach dem Motto: Historia magistra vita est.