Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 11.12.1999
Kostenrahmen der Stadt für neues Freizeitbad liegt bei 33 Mio. Mark
PLETTENBERG (ged) Wenn es um das Plettenberger Freizeitbad ging, wurde
zuletzt gerne der Vergleich mit dem Freizeitbad "H20" in Herford angeführt, das 24 Mio. Mark kostete und
jährlich 400.000 Besucher anlockt. Doch mit diesem "Prachtbau", der bei den Bäderbesichtigungen den
besten Eindruck hinterließ, lässt sich das Plettenberger Bad bei der Kostenberechnung nur bedingt
vergleichen, denn laut Thallessa-Chef Harry Dorssers ist das geplante Bad im Böddinghauser Feld insgesamt
um satte 1.500 Quadratmeter größer. Bei einer perfekten Umsetzung dieses "Super-Bades" wären reine
Baukosten in Höhe von 36,7 Millionen Mark fällig.
In der sehr detaillierten Kostenaufstellung des AGN-Planungsbüros, die laut Bergjan "ein
Höchstmaß an Kostensicherheit bietet", sind alle anfallenden Kostenpunkte von der Innenausstattung mit
Reet und Bambusrohr (85.000 Mark) bis hin zur Schwimmbad-Technik (3,9 Mio. Mark) enthalten. Bei einer
angedachten Verkleinerung der Grundfläche würden sich die einzelnen Kostenpunkte teilweise reduzieren.
Ungeachtet dessen wollte CDU-Ratsherr Ralf Schäfers in der Werksausschusssitzung
wissen, ob man angesichts der Kostenentwicklung nicht ein wenig am Thema vorbeigeplant habe.
Diplom-Ingenieur Bernhard Bergjan erklärte dazu, dass man die Kosten für die vom Werksausschuss
gewünschte Größe und Ausstattung des Bades errechnet habe: "Sie haben uns ein Konzept für das Bad
vorgegeben, keinen Kostenrahmen."
Zur wirklichen Höhe des Kostenrahmens bezog Bürgermeister Walter Stahlschmidt
Stellung. So habe der maximale Kreditbedarf für das Bad bei 25 Millionen Mark gelegen, plus acht Mio.
Mark aus Eigenmitteln des Bäderbetriebs. Dies sei schriftlich fixiert worden.
Bei den reinen Baukosten dürfte es nach den bereits vorgestellten Sparmaßnahmen des
AGN-Planungsbüros machbar sein, den Baupreis von 36,7 Mio. Mark auf knapp 30 Mio. Mark zu senken.
Möglich würde dies unter anderem durch eine um 250 Quadratmeter reduzierte Grundfläche. Bei einer
solchen Verkleinerung würde der ohnehin deplaziert wirkende Ruheraum im Freizeitbad-Bereich entfallen.
Beibehalten werden sollen dagegen die insgesamt 16 einzelnen Wasserbecken mit einer Gesamtfläche
von 1.700 Quadratmetern. Auch die Attraktionen des Freizeitbades sollen nicht gestrichen werden.
Nach den Erfahrungen, die Thallessa-Chef Harry Dorrsers mit dem "Master-Blaster" im
Aquana-Bad in Würselen machen musste (ST berichtete exklusiv), soll in Plettenberg ersatzweise ein
"Lazy-River" gebaut werden. Während ein "Master-Blaster" die Bad-Gäste auf einem Gummischlauch durch
einen Schwimmkanal bergauf und bergab befördert, was unheimlich viel Energie kostet und zudem eine
beträchtliche Lärmentwicklung zur Folge hat, funktioniert der "Lazy-River" ("Träger Fluss") nach einem
ähnlichen Prinzip - die Fortbewegung ist jedoch nicht so rasant und daher auch nicht so lärmintensiv.
Der bislang ebenfalls sehr großzügig angelegte Umkleidetrakt im Untergeschoss des Bades soll alternativ
ebenfalls umgestaltet werden. Die separaten Treppenaufgänge für Saunabesucher und "normale" Badegäste
sollen in der "Sparversion" zusammengelegt werden, wodurch auch eine kostspielige "Ausbuchtung" des
Gebäudekörpers vermieden würde.
Entscheidend bei der Kostenfrage dürfte allerdings auch in Zukunft sein, welche Zahlen für
die "Schmerz"-Obergrenze herangezogen werden. Noch belaufen sich die reinen Baukosten auf 36,7 Mio.
Mark. Während diese Kosten um einiges reduziert werden können, bleiben die Baunebenkosten in Höhe von
rund fünf Mio. Mark unverändert, denn darin enthalten sind sämtliche bereits getätigten Architekten-,
Ingenieur- und Statiker-Löhne, die für die bisherige Planung des Freizeitbades notwendig waren.
Addiert man die Baunebenkosten mit den möglicherweise deutlich reduzierten Baukosten,
stünde unterm Strich für die Planung und den Bau des Freizeitbades eine Gesamtsumme von rund 34 bis 35
Mio. Mark. Und damit hätte man den ursprünglich gesteckten Kostenrahmen von insgesamt 33 Mio. Mark
nur "leicht" überschritten und könnte im neuen Jahrtausend im Böddinghauser Feld ein Bad verwirklichen,
dass bei allem nun zu beweisenden Augenmaß zu einer echten Attraktion im Sauerland werden könnte.
So setzen sich die 36,7 Mio. Mark für das neue Bad zusammen
Aufschlüsselung der Einzelpositionen
1. Öffentliche Erschließung | 110 000,00 DM |
2. Baugrube | 625 940,00 DM |
3. Sondergründung | 347 350,00 DM |
4. Rohbau | 5 373 170,00 DM |
5. Edelstahlbecken | 996 212,00 DM |
6. Holzbau | 628 700,00 DM |
7. Dach | 964 176,92 DM |
8. Lichtband | 771 000,00 DM |
9. Stahlbau | 140 000,00 DM |
10. Metallbau | 1 459 400,00 DM |
11. Heizung | 1 151 259,13 DM |
12. Lüftung | 3 697 048,04 DM |
13. Sanitär | 2 026 550,69 DM |
14. Schwimmbad-Technik | 3 961 910,00 DM |
15. Elektro | 2 297 000,00 DM |
16. Gebäudeautomation | 1 177 423,19 DM |
17. Attraktionen | 2 532 000,00 DM |
18. Fliesen | 2 344 440,80 DM |
19. Trockenbau | 182 147,50 DM |
20. Innentüren | 76 244,00 DM |
21. Zugangs-Kontrolle | 297 500,00 DM |
22. Schlosserarbeiten | 265 730,00 DM |
23. Einrichtung | 2 675 744,00 DM |
24. Reet/Bambus | 85 000,00 DM |
25. Malerarbeiten | 189 250,00 DM |
26. Lastenaufzug | 62 500,00 DM |
27. Freianlagen | 2 325 347,00 DM |
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Baukosten gesamt | 36 763 043,27 DM |