Freizeitbad Plettenberg

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  • Planer sehen Chancen zum "Abspecken" (WR 10.12.1999)
  • Kleiner planen - und Bad im Grünetal lassen (WR 10.12.1999)
  • Bad-Konzept nicht in Frage gestellt -
       Kosten können gesenkt werden (ST 10.12.1999)
  • Man hat es doch so gewollt . . . (ST 23.10.1999)
  • Name fürs Bad doch "bürgerlich"? (WR 26.08.1999)
       (weitere Nachrichten)

  • Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 10.12.1999
    Planer sehen Chancen zum "Abspecken"

    Plettenberg. (mau) Plettenberg bekommt keine "0/8-15-Badeanstalt", sondern ein zeitgemäßes Erlebnisbad mit Augenmaß, wie es die große Mehrheit der Bürger will. Und das weit preiswerter als 42 Millionen Mark.

    Nachdem Vertreter der Planungsbüros Thallessa (Monaco) und AGN (Ibbenbüren) gestern im Ratssaal den "Optimalentwurf" und die Kosten für den Bau des Freizeitbades in Böddinghausen vorgestellt hatten, blieb der Werksausschuss des Bäderbetriebs seiner Linie treu. Zumal die Planer aus dem Stegreif und ohne allzu gravierende Abstriche am Gesamtkonzept Einsparungsmöglichkeiten in Höhe von rund 6 Millionen Mark andeuteten. Bei den Politikern keine Spur von Sparwahn, sondern weiter die Suche nach dem Optimum zum vertretbaren Preis, der nicht den städtischen Haushalt belasten soll.

    42 Mio. Mark Gesamtbaukosten, 36,7 Mio. für den reinen Baukörper - mit diesen Summen hatte Bürgermeister Walter Stahlschmidt nach Rücksprache mit AGN am Dienstag den Stadtrat "geschockt". Für die Ratsmitglieder lag die Schmerzgrenze des Finanzierbaren beim Baukörper bisher bei 25 Mio. Mark Kreditbedarf plus 8 Mio. aus Eigenmitteln des Bäderbetriebs, zusammen 33 Mio. Mark, wie laut Stahlschmidt schriftlich fixiert sei.

    Da wollte CDU-Ratsherr Ralf Schäfers wissen: Haben die Planer am Thema vorbei geplant? Schließlich sei ihnen bekannt gewesen, dass sich Plettenbergs Entscheidungsträger am 24 Mio. Mark teuren H20 in Herford orientiert hätten.

    "In Herford stehen 1500 Quadratmeter weniger Nutzfläche zur Verfügung als bei diesem Entwurf für Plettenberg", ließ Thallessa-Chef Harry Dorssers den Vergleich nicht gelten. Und Bernhard Bergjan von AGN ergänzte: "Sie haben uns ein Konzept vorgegeben, keinen Kostenrahmen." Bergjan versicherte jedoch, dass die Kosten aller Einzelgewerke bei AGN aufs Gründlichste geprüft seien und nun ein verlässliches Zahlenwerk mit einem Höchstmaß an Kostensicherheit vorliege.

    "Die Situation ist von uns provoziert", gestand SPD-Fraktionschef Wolfgang Schrader gelassen ein. Nachdem zunächst alle Wünsche in den Entwurf eingeflossen seien, gelte es jetzt in Details den Rotstift anzusetzen. Zeitverlust ja, aber kein finanzieller Schaden.

    Bis Mitte nächster Woche wollen die Planer einen abgespeckten Badentwurf vorlegen, der Einsparungen in erster Linie bei Baumaterialien beinhaltet, nicht aber bei optischen und funktionellen Erlebnis-Elementen oder in einer konsequent auf Betriebskostenminimierung ausgelegten Technik.
    6 Mio. Mark standen spontan im Raum.

    Auf der Ratssitzung am Dienstag soll ein Arbeitskreis aus Vertretern aller Fraktionen benannt werden, der sich mit den Einsparungsvorschlägen der Planer beschäftigen und ausrechnen soll, welche Summe aus Stadtwerke-Gewinnen und Defizit der maroden alten Bäder für Tilgung und Zinsen des neuen Bades angesetzt werden können.


    Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 10.12.1999
    Kleiner planen - und Bad im Grünetal lassen

    Plettenberg. Zur Planung des neuen Freizeitbads in Böddinghausen erreichte die RUNDSCHAU-Redaktion folgender Leserbrief der "Interessengemeinschaft Freibad Grünetal":

    "Ein paar 'Milliönchen' rauf oder runter, darauf kommt es nicht an, sagte uns vor einiger Zeit unser Stadtdirektor, als wir mitten im Bürgerbegehren steckten. Unsere Prophezeihung, dass ein neues Bad in der geplanten Aufmachung nicht für (damals hieß es noch) 20 Millionen DM zu bauen sei, wurde belächelt. Dafür prangten aller Orten die schönsten Bilder von Spaßbädern, die zum Verweilen einluden. Dann gibt man - für hunderttausende Deutsche Mark den Auftrag, das gewünschte Bad zu konzipieren. Und was kommt heraus? Ein supertolles Bad für allerdings 42 Millionen, wobei Grundstückskosten, Stellplätze, Zufahrt usw. noch nicht einmal hinzu gerechnet wurden. Es wird also auf insgesamt über DM 50 Millionen hinauslaufen.

    Aber - jetzt ist man offensichtlich auch klüger geworden: 'Das ist nicht diskutabel.' Klar - wer soll denn auch die enormen Kosten, bezahlen? Der Bürger über die Eintrittspreise? Also muss abgespeckt werden. Aber wo und wie? Hier ein bisschen und da ein bisschen? Aber es müssten ja eigentlich DM 25 Millionen eingespart werden, um auf die ursprünglichen Pläne zurück zu kommen... Und was haben wir dann? Ein tolles Spar-Bad'!

    Wir bitten deshalb unsere Stadtväter, die vielleicht ja gar nicht so dummen Gedanken der IG Freibad Grünetal zu berücksichtigen. Plant doch von vorne herein ein kleineres Hallenbad a la 'Finto' und lasst uns und der Bevölkerung das schöne Freibad im Grünetal.

    Bei den vorliegenden Kosten eines supertollen Spaßbades (oder abgespeckten Sparbades) könnte man doch vielleicht eine andere Lösung erarbeiten. Oder müssen einmal gefasste Entschlüsse auf Biegen und Brechen durchgepaukt werden?"

    Dagmar Riedesel für die
    IG Freibad Grünetal


    Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 10.12.1999
    Bad-Konzept nicht in Frage gestellt - Kosten können gesenkt werden

    PLETTENBERG (ged) Nach dem ersten Schock hat sich die Aufregung um die hohen Baukosten für das neue Freizeitbad gelegt. Das AGN-Planungsbüro und Thallessa-Chef Harry Dorssers konnten den Mitgliedern des Werksausschusses gestern anschaulich vermitteln, warum die Kosten in die Größenordnung von 40 Millionen Mark kommen konnten.

    In der "Mercedes"-Variante enthalten sind unter anderem die nicht unbeachtlichen Kosten für eine Abwärme-Nutzungsanlage, eine Wasseraufbereitungsanlage, eine Effektbeleuchtung des Gebäudes, feuchtigkeitsunempfindliche Fernseher im Saunabereich, eine Einbruchmeldeanlage, ein Schwerhubboden, der bis zum Beckenrand hochgefahren werden kann und dann theoretisch sogar für Tanzveranstaltungen genutzt werden könnte, ein verglaster und bei Dunkelheit beleuchteter Rutschenturm und, und, und.

    Des weiteren sorgt allein die Betonwanne, die den gesamten Baukörper und das Kellergeschoss im Böddinghauser Feld vor Hochwasser schützt, für zusätzliche Kosten in Höhe von 1,6 Millionen Mark. Während die oben genannten Ausstattungsmerkmale teilweise ohne weiteres weggelassen werden können, gilt es für den zu bildenden Arbeitskreis aber auch zu entscheiden, ob die Anlagen, die die Folgekosten senken, gestrichen werden sollen oder nicht.

    Insgesamt sieht man ein Einsparpotential von fünf bis sechs Millionen Mark, ohne das Konzept maßgeblich zu ändern. Ein von Thallessa überarbeiteter Entwurf, der dem ersten - etwas kleineren Plan - ähnlich sein dürfte, soll demnächst mit einer entsprechenden Kostenaufstellung im Rathaus vorgelegt werden.

    Die gestern im Werksausschuss erläuterten Pläne waren dagegen die Zusammenfassung der recht ausführlichen Wunschliste des Werksausschusses. Und diese Wunschliste war - was vor Weihnachten vielleicht gar nicht so ungewöhnlich ist - eben doch etwas zu lang geraten.


    Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 23.10.1999
    Angemerkt
    Man hat es doch so gewollt . . .

    Die gedemütigte Plettenberger SPD nach der Wahl, städtebauliche Ruinen und ein beispielloses Großprojekt vor Augen: das Spaßbad

    Der Schock ist nach der verlorenen Kommunalwahl noch nicht gewichen; die SPD der Vier-Täler-Stadt grübelt weiter, warum sie in Plettenberg nicht mehr die erste Kraft ist. Und in ihrer Not macht die SPD den neuen Bürgermeister und früheren Stadtdirektor Walter Stahlschmidt zum Sündenknaben. Der habe der Partei nicht genutzt, weil er auf dem Ticket des unabhängigen Bewerbers gefahren sei und nicht ständig die SPD-Mitgliedernadel am Revers trägt. Verwundert reibt sich der Beobachter die Augen: War es denn nicht die SPD, die genau diesen Walter Stahlschmidt wollte? War es denn nicht diese SPD-Fraktion, die dem Stadtdirektor weitreichende Freiheit im Rathaus einräumte? War es denn nicht der damalige Bürgermeister Otto Klehm, der die Politik in die Rolle des Moderatoren rückte und den Stadtdirektor in die des Handelnden? Und war es nicht Otto Klehm, der Stahlschmidt unter der Hand schon zwei Jahre vor dem Urnengang als seinen Nachfolger vorstellte? Ich empfinde die Kritik der SPD an ihrem eigenen Mann als haltlos. Das auch, weil Stahlschmidt gewählt wurde - und die SPD abgewählt. Das landesweite Wahldebakel der SPD ließ den Funktionsträger Stahlschmidt vergleichsweise unbeschädigt, während die SPD ihre Mehrheit verlor. Sagen wir es anders: Die Wähler vertrauten dem bisherigen Stadtdirektor, aber sie misstrauten der SPD. Deshalb ist die heutige SPD-Kritik am eigenen Mann Stahlschmidt so unsinnig.

    Man hat es so gewollt: Das gilt für manche politische Entscheidung der zurückliegenden Ratsperiode, die uns nun einholt. Eine solche Entscheidung war der Abriss des alten Theaters an der Bahnhofstraße und das Herbeiführen eines Trümmergrundstücks, auf dem nun auf einem prominenten Fleck in der Stadt ein besserer Bauschutt-Recyclingbetrieb arbeitet. Es möge dem neuen Stadtrat die glückliche Hand gegeben sein, die Wüstenfläche einer vernünftigen Lösung zuzuführen - welche es auch immer sei. Es möge dem Rat auch gelingen, die verprellten Bürger aus der Bürgerinitiative Theater wieder mit der Politik zu versöhnen. Diese Bürger zu kompromittieren, hatte der alte Rat unter maßgeblicher Beteiligung der SPD gewollt. Die Quittung kam - am Wahltag.

    Man hat es so gewollt: In der alten Ratsperiode gab es die Option, die Bahnstrecke nach Oberstadt zu übernehmen. Die Stadt hätte die Grundstücke verwerten können, sie also an die interessierten Firmen in Oberstadt verkaufen können, wenn gleichzeitig der Bahnbetrieb aufrechterhalten worden wäre. Mit im Boot saßen schon der Kreis, die Märkische Eisenbahngesellschaft/MVG, das Land und die Deutsche Bahn. Nicht ins Boot wollten Stadtrat und Stadtdirektor. Der ließ die Linie so lange untersuchen und berechnen, bis ein Horrorszenario herauskam und die Streckenübernahme scheiterte. Gibt es auch bundesweit bei solchen Bahnstrecken nur die Wahl zwischen Stilliegung mit anschließendem Urwald oder einer kommunal betriebenen Bahn, so wollte Stahlschmidt den dritten Weg: Er wollte die Bahn erst mies machen und stilllegen lassen, dann für kleines Geld die Grundstücke übernehmen und sie danach weiterverkaufen. Pech nur, dass es diesen dritten Weg nicht gibt und die Verhandlungen zwischen Bahn und Stadt mal wieder in den Sand gelaufen sind. Derweil erfüllt sich die Prophezeiung: Die Trasse und der Bahnhof Oberstadt verfallen in Dornröschenschlaf. Man hat es so gewollt . . . Die Bahn aber weiß, dass sie selbst die Grundstücke auch vermarkten kann und die Stadt als Zwischenträger nicht braucht.

    Man hat es so gewollt: Der alte Stadtrat verließ sich auf des Stadtdirektors Konstruktion, mit Gewinnen aus der Elektromark/Stadtwerke-Kooperation das neue 25-Millionen-Spaßbad im Böddinghauser Feld zu betreiben. Weil das Geschäft mit dem Strom ein so lukratives sei, könne davon das Neubaubad leben. Nun hat die Sache seit einiger Zeit aber Schönheitsfehler: Der Strompreis verfällt. Bei der Elektromark hat der Personalabbau eingesetzt. In Hagen und sogar in der Kreisstadt Lüdenscheid wird der Verkauf der Elektromark-Aktien diskutiert, SPD-Vertreter diskutieren mit. Lüdenscheids SPD-Fraktionssprecher Metzger wurde im September mit den Worten zitiert, er gebe der Elektromark keine große Überlebenschance. Die gestern verkündete Fusion der Versorger RWE und VEW zu einem neuen Stromgiganten lässt die Elektromark noch kleiner aussehen. Und die Stadtwerke? Schon hört man, dass 90 Prozent der deutschen Stadtwerke keine Zukunft hätten und kleine Werke überrollt würden. - Die Stadtwerke Plettenberg vertreiben auch Gas. Gerade erfahren wir aus Altena, dass auf dem Gasmarkt der liberalisierte Wettbewerb beginnt und man sich in der Burgstadt deshalb um die Zukunft der Stadtwerke sorgt (siehe heutige Seite "Aus dem Umland"). Auf die Stahlschmidt'sche Finanzierung eines Bades hat auch die bergische Stadt Radevormwald gesetzt: Gewinne aus Strom und Gas finanzieren den Badbetrieb. Radevormwalds Stadtkämmerer fürchtet, dass diese Rechnung schon bald nicht mehr aufgeht und das Bad wieder der Stadt zur Last fällt (siehe ebenfalls unsere heutige Umland-Seite). Auf die Konstruktion mit der Elektromark und den Stadtwerken setzt man in Plettenberg weiterhin und finanziert damit den Betrieb eines der größten Vorhaben der Stadt - des Spaßbades. Wir können heute dem Rechner Walter Stahlschmidt, der die Bürger beruhigt und sagt, die "Rechnung Freizeitbad" ginge weiterhin auf, Gültigkeit oder Ungültigkeit seiner Finanzierung nicht nachhalten. Wir wissen nur, dass das mulmige Gefühl, Stahlschmidt könnte den Stein der Weisen noch nicht gefunden haben, stärker wird. Augen zu und einfach durch?!?

    Stefan Aschauer-Hundt



    Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 26.08.1999
    Name fürs Bad doch "bürgerlich"?

    Plettenberg. (mau) Bekommt ein Bürger doch noch 300 Mark Prämie für seinen Namensvorschlag für das geplante Plettenberger Freizeitbad?

    "Knackig" soll er sein, dieser Name. Synonym für Urlaub, Sport, Spiel und Karibik. Pfiffiger Aufhänger für eine attraktive Marketing-Strategie.

    400 Bürger reichten im öffentlichen Wettbewerb bis zum Stichtag 16. Januar 1999 476 Namensvorschläge (mit Doppelnennungen) ein. Der beste Vorschlag, der Name fürs neue Bad, sollte mit 300 Mark prämiert werden. Eine Vorauswahl von zehn Namen (Bad 2000, Lennarium, Lenne-Bad, Lenne-Strand, Lenne-Welle, LeO-Lenne-Oase, Plettenberger Erlebnisbad, Plettenberger Badestrand, Spaßbad Plettenberg, Vier-Täler-Bad) gelangte im März in den Werksausschuss, doch kamen die Mitglieder zu keiner Einigung. Ein echter "Bringer", der alle Anforderungen (siehe oben) erfülle, sei nicht darunter.

    Offenbar eine Fehleinschätzung! Denn auch die "Profis" in "mehreren" Marketing-Agenturen, die nach den Bad-Planern von der Verwaltung um Rat gebeten wurden, blieben neue, zündende Ideen schuldig. So stützten sich die Fachleute im Wesentlichen auf jene Vorschläge, die bereits die Bürger gemacht hatten, erklärte ein Sprecher der Verwaltung. Mitte Oktober wird das "Namensproblem" erneut im Werksausschuss behandelt.


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