Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 08.04.1999
Warten auf Bodengutachten, Bad-Namen und erste Pläne
PLETTENBERG. (ged). Wie soll das neue Freizeitbad im Böddinghauser Feld
heißen? Wird der Baukörper unterkellert oder ebenerdig gebaut? Wie werden die einzelnen
Funktionsbereiche aufgeteilt und was wird das Bad letztlich kosten? Auf all diese Fragen soll es in den
nächsten Monaten eine Antwort geben, doch bislang kann man nur warten. Bedingt durch die
Osterfeiertage wurde der Planungsprozess verständlicherweise nicht gerade beschleunigt.
Wie Norbert Sunderdiek, Technischer Beigeordneter der Stadt Plettenberg, gestern auf
Anfrage erklärte, wurde das entsprechende Bodengutachten bereits vor einigen Wochen in Auftrag gegeben
und dürfte im Laufe der nächsten Woche vorliegen. Das Gutachten wird dann umgehend an Concept
Dorssers, dem Planungsbüro von Thallessa mit Sitz in Monaco weitergeleitet. Abhängig vom Gutachten ist
nämlich die Bauweise des Freizeitbades, denn es macht aus planerischer Sicht einen großen Unterschied,
ob die einzelnen Funktionsbereiche auf einer großen Ebene oder in einem mindestens zweigeschossigen,
unterkellerten Gebäudekomplex untergebracht werden.
Laut Sunderdiek kann man zwar davon ausgehen, dass das Gutachten ähnlich ausfällt wie
das entsprechende Gutachten für den Anbau der Geschwister-Scholl-Realschule, doch gewisse Unterschiede
sind dennoch möglich. Der rund zwei Meter unter der Oberfläche liegende "Lennekies" bietet nach den
Worten des Technischen Beigeordneten einen guten Baugrund, entscheidend sei jedoch das Grundwasser.
Von den technischen Möglichkeiten ist es heutzutage kein Problem, den Bau mit entsprechenden Materialien
abzudichten und zu isolieren." Beachtet werden müsse vielmehr der "Schürmann-Effekt", der vor einigen
Jahren den gleichnamigen Bau im Bonner Regierungsviertel "hochgehen" ließ. Daher sei es wichtig, in der
Bauphase einen "Auftrieb" des Kellerbauwerks durch Grundwasser zu vermeiden. Wenn der gesamte
Gebäudekomplex einmal stehe, sei dieses Problem durch das hohe Gewicht auf der Bodenplattform ohnehin
gelöst.
Kein Problem dürfte dagegen die Verlegung der Elektromark-Stromleitung sein, mit der
das neue Bad "energietechnisch" versorgt wird. Diese Arbeiten sollen ebenso wie die Errichtung einer
Baustraße noch bis zum Sommer in Angriff genommen werden. Mit dem Bau des Freizeitbades soll
möglichst noch im Herbst dieses Jahres begonnen werden.
Man ist also keineswegs untätig, sondern wartet sehnsüchtig auf die Fertigstellung des
Badentwurfes. Wichtig ist dabei neben der Unterbringung der Technik-Räume die Gestaltung des
eigentlichen Bades und des Restaurationsbereiches, der überhaupt eine zentrale Rolle spielt. Dieser Bereich
soll von allen Funktionsbereichen (Sauna-/Sole-/ Freizeit-/Sportbereich) zugänglich sein, gleichzeitig aber
auch eine Anlaufstelle für alle Nicht-Badegäste (wartende Eltern, Großeltern, Spaziergänger, Radfahrer,
Schüler, etc.) sein. Die entsprechenden Badbereiche werden sich demnach vom Standort des
Restaurationsbereichs fast von selbst anordnen.
Werkleiter Klaus Müller ist zuversichtlich, spätestens in der nächsten Sitzung am 18. Mai
entsprechende Pläne vorliegen zu haben. Auch die Namensfrage soll bis dahin geklärt sein. Harry Dorssers
Jun. war laut Müller in den letzten Wochen mit der endgültigen Namensfindung beauftragt und wird ebenfalls
in der nächsten Zeit bei der Stadtverwaltung vorstellig. Wenn der Name für das Freizeitbad vorliegt, soll
laut Müller umgehend eine Sondersitzung des Werksausschusses anberaumt werden, bei der dann alle mit
dem Badnamen zusammenhängenden Fragen erörtert werden sollen.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 29.01.1999
Wie sieht ein "Action-River" aus und was ist eigentlich ein "Master Blaster"?
Von Georg Dickopf
PLETTENBERG. Während in Plettenberg bei tristem Schmuddelwetter einmal nicht
das Kombibad, sondern vielmehr das Centraltheater im Mittelpunkt des Interesses steht, feilt Architekt
Markus Mucha, Mitarbeiter von "Concept Dorssers" im sonnigen Monaco - derzeit 14 Grad, leicht bewölkt -
an den Plänen für das Erlebnisbad im Böddinghauser Feld.
Seit geraumer Zeit befindet sich "Concept Dorssers", die Schaltzentrale der niederländischen
Firma Thallessa, nämlich im mondänen Monaco - in Utrecht liegt nach den Worten des Stuttgarter
Architekten dagegen auch weiterhin der Technik-Bereich und die Bauleitung des Unternehmens.
Die sehnsüchtig erwarteten Pläne für das neue Plettenberger Bad sind in Monte Carlo
noch in Arbeit - bis die im Werksausschuss aufgestellte "Wunschliste" für das Erlebnisbad in den bereits
existierenden Vorentwurf eingearbeitet ist, wird laut Mucha noch einige Zeit vergehen. Derzeit ist man bei
"Concept Dorssers" mit den Lageplänen des Areals im Böddinghauser Feld beschäftigt, schließlich müssen
Zufahrtsstraßen, Parkplatzflächen und der spätere Grundriss aufeinander abgestimmt werden.
In den Plan integriert werden müssen im Thallessa-Planungsbüro, das von Harry Dorssers,
geführt wird, zusätzlich noch ein Lehrschwimmbecken und ein an das Sportbecken angrenzendes
Springerbecken. Nahezu unverändert dürfte jedoch der Erlebnisbereich aussehen, wobei abzuwarten bleibt,
ob "Extras" wie das Piratenschiff noch in den finanziellen Rahmen von 20 Millionen Mark passen.
Auch wenn der Grundriss des Bades letztlich etwas anders als auf der Vorabskizze aussehen
wird, will man bei Thallessa in jedem Fall an der besonderen Attraktion - dem "Action-River" mit
"Master-Blaster" - festhalten, obwohl die meisten Plettenberger mit diesen Begriffen vermutlich nur recht
wenig anzufangen wissen.
Verwunderlich ist das eigentlich nicht, denn bislang gibt es den Action-River europaweit nur
in ganz wenigen Erlebnisbädern. Eines davon ist das "Aquana-Bad" in Würselen bei Aachen, das seit dem 12.
Dezember des vergangenen Jahres in Betrieb ist. Konzipiert wurde das Erlebnisbad ebenfalls von Thallessa.
Mit einem Kostenaufwand von 24 Millionen Mark ist das Bad mit dem Projekt in Plettenberg vergleichbar,
wenngleich in Würselen der Erlebnisfaktor allerhöchste Priorität hatte. Während das rund 5 000
Quadratmeter große Aquana-Bad über eine stählerne Dachkonstruktion verfügt, soll in Plettenberg auf eine
Holzbauweise mit Leimverbindern gesetzt werden.
Zu den Aquana-Highlights zählen neben dem Action-River mit Master-Blaster auch ein
großes Piratenschiff, das vor allem die jüngeren Badbesucher im Kinderbecken magisch anzieht. Auf dem
trittsicheren Bodenbelag des imposanten Schiffes, das über Rutschen mit unterschiedlichen
Schwierigkeitsgraden verfügt, kann herrlich gespielt werden. Derweil können die Eltern auf der
gegenüberliegenden Plattform dem munteren Treiben entspannt zusehen.
Wesentlich hektischer und lauter geht es in Würselen dagegen am Startpunkt des
Action-Rivers zu - einem röhrenförmigen Strömungskanal, in dem man auf Gummireifen sitzend fortbewegt
wird. Die Achterbahnfahrt im Wasser erfährt ihren besonderen Reiz durch den Master-Blaster, der die
wagemutigen Badbesucher im Strömungskanal mit Wasserdruck sogar starke Steigungen hinaufbefördert.
Vorteil des Action-Rivers gegenüber einer herkömmlichen Rutsche ist die Aufnahmekapazität. Während bei
der Rutsche bedingt durch die langen Intervalle stets Warteschlangen entstehen, können im Action-River
zeitgleich 40 bis 50 Besucher in kurzen Abständen hintereinander durch den über 100 Meter langen
Wasserkanal geschickt werden. In Plettenberg soll der Auslaufbereich des Action-Rivers sogar unterirdisch
verlaufen und schließlich in einer Art Höhlengrotte neben dem Ausgang der ebenfalls geplanten
Riesenrutsche enden.
Im Gegensatz zum Aquana in Würselen, wo der Action-River im großen Wellenbecken
mündet und dort für eine große Ansammlung von Gummireifen sorgt, hat man beim heimischen Kombibad
scheinbar etwas weiter gedacht. Laut Architekt Mucha ist ein geschlossenes System vorgesehen - die
Gummireifen bleiben also nur innerhalb des kreisförmigen Strömungskanals und "verstopfen" nicht die
übrigen Becken. Wem die Wartezeit am Startpunkt des Action-Rivers zu lang wird, kann zwischendurch auch
die nach außen führende Riesenrutsche nutzen, die früher zu den Highlights vieler Bäder gehörte, heute aber
fast schon Standard ist.
Wenn die Pläne in Monaco ausgereift sind und dem Werksausschuss am 9. März vorgelegt
werden, wird man sehen, ob sich das noch namenlose Kombibad in Böddinghausen wie erhofft verwirklichen
lässt.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 29.01.1999
Von Volksbegehren und Bürgerprotesten: Plettenberg ist überal
PLETTENBERG. (ged) Das Beispiel Würselen zeigt beim näheren Vergleich
große Parallelen zur Situation in Plettenberg auf, war der Bau des Erlebnisbades doch hier wie dort nicht
unumstritten. Als in Würselen das idyllisch gelegene Freibad Wisselsbach wegen des geplanten Freizeitbades
geschlossen werden sollte, gründete sich eine Bürgerinitiative, die massiv Sturm lief gegen die Pläne der
sozialdemokratischen Stadtväter. Obwohl über 4 000 Unterschriften - weit mehr als erforderlich -
gesammelt wurden, blieb das von der Bürgerinitiative initiierte Volksbegehren schließlich wegen
"juristischer Formfehler" auf der Strecke. Das Freibad wurde nach Informationen der "Aachener Zeitung"
vor zwei Jahren abgerissen und teilweise zur Wohnbebauung freigegeben. Ähnlichkeiten sind rein zufällig...
Zweierlei Dinge dürften den heimischen Politikern jedoch zeigen, dass im Raum Aachen
noch mit wesentlich größeren Schwierigkeiten als hier gekämpft werden muss.
Vor dem ersten Spatenstich auf dem Aquana-Gelände musste das 80 000 Quadratmeter
große Areal nämlich auf Altlasten durchforstet werden. Wie umkämpft das Gelände im zweiten Weltkrieg
offenbar war, zeigt das Ergebnis der Suchaktion, bei der sogar der Kampfmittelräumdienst zum Einsatz kam:
Gefunden wurden neun Phosphorbrandbomben, zwölf Granaten und 850 Stück Munition.
Mittlerweile steht das Aquana-Bad, die Proteste haben sich gelegt, die Besucherzahlen sind
nach den Worten des Geschäftsführers Dovermann sehr ordentlich und doch droht erneut Unheil, denn in
Herzogenrath, der direkten Nachbarstadt von Würselen, soll in Kürze von einer schwarz-grünen Mehrheit
ein 37,5 Millionen-Mark teures Erlebnisbad der Extraklasse gebaut werden. Neben dem ebenfalls
vorhandenen Freizeit- und Sportbereich soll dort besonders der Fitness-, Gesundheits- und Wellnessbereich
breiten Raum finden. Ein kleiner Auszug der Angebotspalette belegt dies: Solebad mit Sprudelliegen,
Badehaus mit Meerwasserbecken, Kneippzone, Heubad, Kaskaden-Warmbecken und Rhassoul (orientalisches
Schönheitsbad mit Pflegeschlämmen und heißen Krauterdampfschüben)...
Bleibt zu hoffen, dass die Plettenberger Stadtväter von ähnlichen Vorhaben aus der
umliegenden Nachbarschaft verschont bleiben, denn dann hat man gute Chancen, mit dem Kombibad im
hoffentlich munitionsfreien Böddinghauser Feld einen echten Publikumsmagneten zu schaffen..
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 20.01.1999
Plettenberger als "Kiebitze" im Seilerseebad
Plettenberg/Iserlohn. (mau) In Plettenberg laufen die Planungen für ein Freizeitbad
gerade an. Die Stadt Iserlohn ist einige Schritte voraus: Dort soll ein neues Freizeitbad direkt neben der
Eissporthalle am Seilersee bereits Ende Februar eröffnet werden.
Grund genug für eine interessierte Delegation aus der Vier-Täler-Stadt, einen Blick über
den Zaun zu werfen und sich in der Nachbarschaft über das derzeit mit knapp 20 Millionen Mark teuerste
Bauprojekt im Märkischen Kreis zu informieren. Der Einladung von Architekt Dipl.-Ing. Stefan Schauerte zu
einem Rundgang durch den Komplex folgten Bürgermeister Otto Klehm, Schwimm-Meister Norbert Geistert
und Klaus Heßmer vom Bäderbetrieb der Stadt Plettenberg. Schauerte (35), gebürtiger Plettenberger, ist
seit Baubeginn im August 1997 für die Dossmann GmbH (Iserlohn) als Bauleiter tätig.
Auch wenn sich die Kosten für das Bad in Iserlohn und das künftige Freizeitbad im
Böddinghauser Feld in ähnlichen Dimensionen bewegen, treten konzeptionelle Unterschiede zutage.
In Plettenberg mehr Betonung auf Spaß und Erlebnis
Der Entwurf des Architekturbüros Geller & Müller (GMA, Brühl) für das Seilerseebad
konzentriert sich auf die Aspekte Sport und Gesundheit. In Plettenbergs Freizeitbad, das in den nächsten
Wochen auf dem Reißbrett im Planungsbüro Thallessa (Utrecht) entstehen wird, soll die Spaß- und
Erlebnis-Komponente deutlich mehr Betonung finden.
Die Ausmaße der Schwimmhalle mit dem für Schwimmwettkämpfe und Wasserballspiele
bestens geeigneten 33-x-25-m-Becken beeindrucken. Es dominieren Glasfassaden und die nüchterne Farbe
grau; optisch gelungen sind die riesigen Holzträger in der Deckenkonstruktion. Vertiefung im Sprungbereich,
teilweise mit Hubboden ausgestattet - so präsentiert sich das auf Zweckmäßigkeit ausgerichtete, streng
rechteckige Schwimmbecken.
Den Beifall der "Kiebitze" aus Plettenberg fand der großzügige Kleinkinderbereich.
Orangefarbene Fliesen und eine spezielle Beleuchtung lassen das Wasser tiefgrün erscheinen, wie in einer
Lagune.
Der vom Schwimmbad räumlich getrennte Gesundheitsbereich wird überspannt von einer
mächtigen Glaskuppel. Das Solebecken (dreiprozentige Sole), 90 bis 120 cm tief, verfügt über
Massagedüsen, Wasserschwall, Strudel und ein angegliedertes Außenpool.
Kneippbecken, ein kleines Becken mit zehnprozentiger Sole, Solarien, Inhalationsraum und
attraktive Duschkabinen runden das Angebot im Gesundheitsbereich ab. Räume für eine Massagepraxis im
Bad sind bereits vermietet.
Zwischen Schwimm- und Gesundheitsbereich findet sich ein Bistroraum - in seinen
Ausmaßen nach dem Geschmack der Plettenberger zu klein. Ebenso bemängelten sie zu wenig Ruhezonen
und die ungünstige Lage des Schwimmmeisterraums, von dem das Bad nur zum Teil einsehbar ist.
Iserlohner Bauherren haben auf Sauna komplett verzichtet
Die Katakomben des Bades beherbergen Technik vom Feinsten. Geheizt wird das Bad mit
Fernwärme. Zur Erwärmung des Solebeckens wird die Abwärme aus der Eissporthalle genutzt.
Auf einen Saunabereich hat die Bädergesellschaft der Stadtwerke Iserlohn als Bauherr
völlig verzichtet. Das vom Schwimmverein Iserlohn-Schleddenhofen mit seinen 3000 Mitgliedern privat
betriebene alte Freibad direkt neben dem neuen Hallenbad wird durch einen Zaun getrennt bleiben. Jedoch
erlauben gewisse bauliche Maßnahmen eine spätere Angliederung.
Das Fazit von Klehm, Geistert und Heßmer nach der Besichtigung: Das Bad in
Böddinghausen wird einen grundsätzlich anderen Charakter bekommen - schon deshalb, weil die
Entscheidungsträger in Plettenberg verstärkt Augenmerk auf Sauna, Bistro, Liege-, Spiel- und Sportflächen
rund ums Freibecken - kurz: besagten Spaß- und Erlebnis-Faktor legen wollen.
Mit Blick auf einige gelungene Detaillösungen in Iserlohn merkte Bürgermeister Klehm
beim Rundgang jedoch an: "Mit den Augen zu klauen, ist schließlich nicht verboten."
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