Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 02.01.1999
Was geschieht demnächst mit Hallen- und Freibad?
PLETTENBERG. (ged) In den nächsten Monaten werden die Mitglieder des
Werksausschusses eifrig darüber beraten, wie das neue Kombibad im Böddinghauser Feld aussehen wird.
Bei einem optimalen Planungsverlauf könnte im Herbst 1999 mit dem Bau begonnen werden. Bis die Türen
des 20-Millionen-Bauwerks jedoch erstmals geöffnet werden, wird noch einige Zeit vergehen. Da noch nicht
einmal die Planungen für das Kombibad abgeschlossen sind, gibt es bislang auch noch keine konkreten
Überlegungen, was mit dem Frei- und Hallenbad nach der Kombibad-Eröffnung geschehen soll.
Baurat Norbert Sunderdiek betonte auf Anfrage der Heimatzeitung, dass man sich im
nächsten Jahr ganz konkret über die Zukunft des maroden Hallenbades unterhalten müsse. Eine
Turnhallennutzung sei zwar naheliegend, doch der schlechte Zustand des Hallenbades mache eine solche
Nutzung wahrscheinlich unmöglich. Mitarbeiter des Hoch- und Tiefbauamtes sollen laut Sunderdiek im
kommenden Jahr auflisten, welche Kosten eine umfassende Sanierung und eine Umfunktionierung
verursachen würde.
Auflistung der Sanierungskosten
"Wahrscheinlich wird es so teuer, dass es sich nicht mehr rechnen wird", so Sunderdiek.
Wenn es zum kompletten Abriss des gesamten Gebäudes kommen sollte, muss geprüft werden, welche
Sicherungsmaßnahmen demnächst noch vorgenommen werden müssen, um die Sicherheit der Badegäste
nicht zu gefährden. Das undichte Flachdach dürfte in dem Fall sicherlich nicht mehr umfassend saniert werden. Notwendig wird aber voraussichtlich eine Sicherung der lockeren Fassadenelemente und der abgehängten Decke.
Ehe über eine alternative Nutzung des Hallenbades überhaupt geredet wird, muss nach
den Worten des Baurates jedoch erst einmal festgestellt werden, ob überhaupt der Bedarf für eine weitere
Turnhalle besteht. Die Berufsschule soll zwar Interesse signalisiert haben - ob deshalb aber gleich ein
marodes Hallenbad mit großem finanziellen Aufwand in eine Sporthalle umfunktioniert werden muss, ist
derzeit noch mehr als fraglich.
Bei einem denkbaren Abriss des gesamten Komplexes würde der Bereich voraussichtlich
als Reservefläche für den Gemeinbedarf dienen.
Die Zukunft des Hallenbades über das Jahr 2000 hinaus ist genauso ungewiss wie die des
Freibades im Grünetal. Zwar können sich die Wasserratten noch mindestens zwei Sommer lang auf dem
idyllisch gelegenen Freibadgelände vergnügen, doch dann muss entschieden sein, wie das Gelände
weitergenutzt wird. In städtischer Regie wird das Bad nach der Eröffnung des Kombibades keinesfalls mehr
weiterbetrieben.
Erst Gespräche mit der IG Freibad
Die Verwaltung hält sich laut Sunderdiek selbstredend an das nach dem Bürgerentscheid
gegebene Versprechen, mit den Mitgliedern der Interessengemeinschaft Freibad über die zukünftige Nutzung
zu sprechen, ehe eine Entscheidung gefällt wird.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 17.11.1998
Gespräche über die Freibad-Zukunft
Plettenberg (ged). Nach dem Bürgerentscheid gab Wolfgang Schrader (SPD),
Vorsitzender des Bäderausschusses, folgende Stellungnahme ab:
"Zunächst einmal möchte ich der IG Freibad meinen Respekt bekunden, daß sie sich bis
zuletzt vehement für den Erhalt des Freibades eingesetzt hat. Das hat auch dazu geführt, daß der Bürgerwille
eindeutig dokumentiert worden ist und wir jetzt klare Verhältnisse haben und wissen, der Bürger will ein
neues Freizeitbad. Wenn sich jetzt die Wogen geglättet haben, werden wir auch zu dem stehen, was wir im
Vorfeld immer wieder betont haben. Wir werden den Grünetaler Bürgern Gespräche anbieten, was die
Zukunft des Freibades angeht. Städtischerweise wird dieses Bad natürlich nicht weiterbetrieben werden
können, nach dem das Kombibad fertiggestellt ist, aber wir werden sicherlich darüber zu reden haben, ob
das Freibad eventuell in privater Regie weiterbetrieben werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein - und ich
gehe einfach mal davon aus - werden wir aber auch gemeinsam darüber sprechen, wie eine Überplanung der
Freibad-Fläche auszusehen hat. Darüberhinaus freue ich mich über das eindeutige Votum des
Bürgerentscheids. Wir werden nun auch unser Wort dahingehend einlösen müssen, daß wir das Kombibad
bauen, daß es ein Bad für alle Plettenberger wird, und daß die Eintrittspreise bezahlbar bleiben."
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 17.11.1998
Stellungnahme von Wolfgang Riedesel, IG Freibad
Plettenberg (ged). Wolfgang Riedesel, IG Freibad, kommentierte das
Wahlergebnis folgendermaßen:
"Wir haben Demokratie bewiesen und sind nicht unter die Gürtellinie gegangen. Ich betone
an dieser Stelle noch einmal: Wir fühlen uns als moralische Sieger. Natürlich akzeptieren wir die Entscheidung
der Bürger, es gibt jetzt nur noch ein paar Dinge zu klären, die im Vorfeld gelaufen sind. Der
Stadtverwaltung wünschen wir jedenfalls ein glückliches Händchen und hoffen, daß die Bürger, die
abgestimmt haben, auch das neue Bad besuchen werden. Ferner wünschen wir uns, daß die Politiker die
Versprechungen, die sie im Vorfeld gemacht haben, im Sinne der Bürger erfüllen und einhalten."
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 17.11.1998
Kombibad-Bau ab Sommer?
Plettenberg (ged). Zu den Planungen für das neue Kombibad erklärte
Stadtdirektor Walter Stahlschmidt:
"Die Vergabe des Planungsauftrages steht nach dem Bürgerentscheid nun als nächstes an.
Die Ausschreibung ist bereits europaweit gelaufen, weil es gesetzlich so vorgeschrieben ist. Die Planer
haben sich hier auch schon vorgestellt, nur eben die Entscheidung, wer den Planungsauftrag bekommt,
ist noch nicht gefallen. Ich gehe aber mal davon aus, daß sie sehr kurzfristig getroffen wird und zwar noch
in diesem Jahr. Die Planungszeit wird kaum unter sechs Monaten sein, Baubeginn könnte demnach im
Sommer '99 sein. Frühestens Ende 2000 dürfte das Kombibad fertiggestellt sein."
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 14.11.1998
Wissenswertes zur großen Bad-Wahl
Plettenberg. Die Bundestagswahl liegt mittlerweile schon sechs Wochen zurück,
doch am morgigen Sonntag, 15. November, steht eine weitere wichtige Wahl in Plettenberg an. Im ersten
von zwei Bürgerentscheiden haben die wahlberechtigten Plettenberger über folgende zukunftsweisende
Frage zu entscheiden: "Sind sie für den dauerhaften Erhalt des Freibades Grünetal und des Hallenbades
und gegen den Bau des Kombibades in Böddinghausen?". Wählen können die Stimmberechtigten nur im
Stimmraum, in dessen Abstimmungsverzeichnis sie eingetragen sind. Gewählt wird am morgigen Sonntag
von 10 bis 16 Uhr in folgenden neun Stimmbezirken:
Stimmbezirk 1: Kückelheim/Himmelmert/Lettmecke/Oesterau
Stimmbezirk 2: Oesterhammer/Beiese/Sundhelle
Stimmbezirk 3: Holthausen-Bruch/Oberes Elsetal/Holthausen
Stimmbezirk 4: Hechmecke/Hestenberg/Zeppelinstraße
Stimmbezirk 5: Oberes Grünetal/Landemert/Mittlere Grüne/ Bracht/Stadtmitte/Unterstadt
Stimmbezirk 6: Eschen I und II
Stimmbezirk 7: Kersmecke/Böddhausen-Ost und West/Papenkuhle
Stimmbezirk 8: Burg/Ohler Gebirge/Teindeln/Hilfringhausen
Stimmbezirk 9 Eiringbausen-West und -Ost/Pasel/Siesel
Die an die Wahl anschließenden Abstimmungsermittlung ist öffentlich. An der Briefwahl beteiligten sich
insgesamt 1.850 Bürger - ein ähnlicher hoher Anteil wurde bei der letzten Europawahl erzielt. Mit dem
Endergebnis des Bürgerentscheids wird am Sonntag gegen 17 Uhr gerechnet. Da die aus dem
Abstimmungsergebnis resultierenden Folgen alle Plettenberger betreffen, wird um eine rege Wahlbeteiligung
gebeten.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 14.11.1998
Argumente der IG Freibad
Plettenberg. Warum die Plettenberger Bürger beim morgigen Bürgerentscheid für
den Erhalt der vorhandenen Bäder - also mit "Ja" stimmen sollen, begründet die IG Freibad folgendermaßen:
"Auch wir sind dafür, daß die Attraktivität der Stadt Plettenberg durch vorzeigbare Bäder
gesteigert wird; mehr für Kinder und Jugendliche getan wird, um sie nicht der Straße zu überlassen; eine
sichere, ganzjährige Planungsmöglichkeit für Schulen und Vereine geschaffen werden soll; Arbeitsplätze
neu geschaffen werden.
Für neue Arbeitsplätze
Aber wir dürfen nicht vergessen, daß
- alles bezahlt werden muß, auch wenn die Stadt keine Angst vor ein paar "Milliönchen" hat;
- zwischen Sanierung/Modernisierung und Neubau immerhin ein Unterschied von mindestens 14 Millionen
Mark besteht;
- die Sanierungskosten nicht in einem Jahr aufgebracht werden müssen;
- die steuerliche Nutzung vielleicht in ein oder zwei Jahren nicht mehr gegeben ist, die Neubau-Millionen
dann aber noch nicht abgebaut sind;
- mit ein paar Ideen unser schön gelegenes Freibad wesentlich moderner, attraktiver und sogar bei
schlechtem Wetter nutzbar gestaltet werden könnte;
- unser marodes Hallenbad ebenso gut renoviert oder auch neu hochgezogen werden könnte (siehe Finto-Bad);
- die Eintrittspreise nachweislich bei einem 25-Millionen-Projekt höher sein werden, als bei einer
Sanierung/Modernisierung;
- die Eintrittspreise bei einem vergleichbaren Neubau in Herford für Mutter und Kind bei 19 Mark pro Tag
liegen (bei einer 10er-Karte);
- die Vereine/Vereinsgruppen sehr viel mehr bezahlen müssen als bisher (wann muß auch für Sportplätze
etc. bezahlt werden?);
- das teuer bezahlte Gutachten der Stadt nicht mehr verwertet werden kann, weil die Kosten/Preise zu hoch empfohlen wurden;
- in anderen Städten ähnliche Projekte sehr hohe Defizite erwirtschaften (die angenommenen Zahlen
stimmen meist mit der Realität nicht überein) und geschlossen werden; viel versprochen wird, es jedoch oft
anders aussieht.
Wir konnten dem Bürger leider keine Gutachten, Bäderbesuche, Architektenplanungen
sowie schöne Plakate und Anzeigen präsentieren, aber wir hoffen, daß unsere Argumente berücksichtigt
werden.
Kostengünstige Alternative
Deshalb rufen wir alle Bürger auf, für die kostengünstigere Alternative zu stimmen.
Bedenken Sie, daß unser schönes Freibad unwiderruflich verloren ist, wenn das neue Bad
gebaut wird! Gehen Sie zur Wahl und stimmen Sie mit "Ja" für den Erhalt und die Bäder-Sanierung!
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 14.11.1998
Argumente für das Kombibad
Plettenberg. Mit folgenden Argumenten bittet die Stadt Plettenberg die Bürger um
ein "Nein" beim Bürgerentscheid:
"Liebe Bürgerinnen und Bürger!
Am 15. November entscheiden Sie über die zukünftige Bäderlandschaft in Plettenberg.
Für uns, den Bäderbetrieb der Stadt Plettenberg, gibt es nur die eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative:
Neubau des Freibades in Bödinghausen.
Das Bad wird Sport- und Freizeitvergnügen das ganze Jahr hindurch bieten - für jung und
alt und für jeden Geldbeutel:
- Für den Schwimmsport und -unterricht: Innen-, Außen- und Lehrschwimmbecken.
- Für Körperpflege und Entspannung: großzügige Saunalandschaft innen und außen, einschließlich Ruhezonen und Solarien.
- Für die Gesundheitsvorsorge: ein Warmwasser-Solebecken mit Massagendüsen.
- Für Freizeitgestaltung und Unterhaltung: einen Freizeit- und Aktionsbereich mit Rutschen und vielen anderen Attraktionen
- Für junge Badegäste: einen Baby- und Kleinkinderbereich.
- Für das leibliche Wohl: ein Restaurant und ein Verkaufsshop.
Der Neubau wird behindertengerecht konzipiert. Ein Nebeneinander von Schul- und
Vereinssport und allgemeinem Badebetrieb ist möglich. Dadurch wird den Schulen und den Vereinen
kontinuierlicher Unterricht und regelmäßiges Training ermöglicht. Der Vorteil für die übrigen Besucher:
längere Öffnungszeiten.
Der Bau des Freizeitbades wird dazu beitragen, die Attraktivität der Stadt Plettenberg
durch eine erhebliche Verbesserung des Freizeitangebotes zu erhöhen. So werden nicht nur das Image und
die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Plettenberg verbessert, sondern auch zusätzliche
Arbeitsplätze entstehen.
Eine Erweiterung des bisherigen Hallenbades ist aufgrund fehlender Flächen unmöglich.
Eine Steigerung der Attraktivität des Freibades ist wegen der nur zeitweisen Nutzung (etwa drei bis vier
Monate im Jahr) und der Wetterabhängigkeit nicht erfolgversprechend. Eine Überdachung des Freibades
wie von der IG Freibad Grünetal vorgeschlagen - vermag nie die Attraktivität eines Freizeitbades zu
erreichen und verursacht als zweites Hallenbad doppelte Kosten für die Technik, bauliche Unterhaltung und
Personal.
Die reinen Baukosten sind bei einer neuen Anlage natürlich höher als bei einer Sanierung
der alten Bäder. Die Wirtschaftlichkeit einer Maßnahme orientiert sich jedoch nicht nur an den Baukosten.
Andere Faktoren wie zukünftige Aufwendungen für den Betrieb und Einnahmen sind in die Beurteilung mit
einzubeziehen.
Berechnungen auf dieser Grundlage zeigen, daß der Zuschußbedarf bei der Neubaulösung
nicht höher ist, als bei einer Sanierung. Zahlreiche Betriebsvergleiche mit anderen neugebauten Bädern
belegen dies. Berichte, daß man mit einer Sanierung Geld sparen und die Elektromark sogar die
Strompreise senken könnte, sind in jeder Hinsicht abwegig.
Deshalb: Entscheiden Sie sich für das Freizeitbad und stimmen Sie beim Bürgerentscheid
mit "Nein".
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