Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 29.10.1998
Auch Lehrerschaft sprach sich für Bau eines Erlebnisbades aus
Plettenberg (ged). Nach der Bäderbereisung am Dienstag (wir berichteten
ausführlich) fand anschließend noch ein kurzer Gedankenaustausch im Rathaus statt, bei dem die
Teilnehmer ihre Eindrücke wiedergaben. Nach den Worten von Stadtdirektor Walter Stahlschmidt gab es
dabei ein einhelliges Stimmungsbild. Die befragten Lehrer sowie Peter-August Kellermann als Vertreter des
Schwimmvereins Plettenberg waren ausnahmslos für den Bau eines Sport- und Erlebnisbades im
Böddinghauser Feld, hatte die Bäderbesichtigung doch gezeigt, wie wichtig ein ausgeprägter und
ansprechend gestalteter Freizeit- und Saunabereich ist.
Für gut befunden wurde von den Teilnehmern der Bäderreise auch die Einstellung der Mitarbeiter im
Herforder "H20". Im Bedarfsfall ist dort jeder Mitarbeiter "Mädchen für alles" und kann universell eingesetzt
werden.
Gearbeitet wird in dem Erlebnisbad, das an 360 Tagen von 6 Uhr bis 23 Uhr geöffnet hat,
im Zweischicht-Betrieb.
Viele Attraktionen des Bades sind laut Baurat Norbert Sunderdiek auch in Plettenberg
denkbar - ob auch ein Wellenbecken bei einer Verwirklichung des Bades in der Vier-Täler-Stadt eingeplant
wird, ist noch völlig offen. Angedacht ist auf jeden Fall eine Attraktion, die das Plettenberger Bad von den
Bädern im Umkreis abhebt.
Um den Bürgern die Gelegenheit zu geben, noch offenstehende Fragen zum Thema Bad an
die Stadtverwaltung bzw. die IG Freibad richten zu können, ist am kommenden Mittwoch, 4. November, um
19 Uhr eine Podiumsdiskussion im Rathaus geplant.
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 29.10.1998
Glauben die Fürsprecher der zu sanierenden Bäder an die Beibehaltung der jetzigen Eintrittspreise?
Plettenberg. Knapp zwei Wochen vor dem wichtigen und zukunftsweisenden
Bürgerentscheid erreichte uns gestern folgender Leserbrief von Klaus Jürgen Bröcker:
Es ist wie im Fernsehen: jede Serie wie auch "Derrick" geht einmal zu Ende, hoffentlich
nicht in diesem Fall bezogen auf unser Bäderwesen mit einem Ende mit Schrecken, weil die Konsequenzen,
die sich für die Zukunft ergeben, nicht rechtzeitig erkannt wurden.
Fest steht für mich: Sollte die im Bürgerentscheid aufgeworfene Frage: "Sind Sie für den
dauerhaften Erhalt des Freibades Grünetal und des Hallenbades und gegen den Bau des Freizeitbades in
Böddinghausen" von der Mehrheit der wahlberechtigten Bürger/innen nicht mit einem klaren "Nein"
beantwortet werden, können wir in Plettenberg für alle Zukunft ein attraktives Bäderwesen, das vor allen
Dingen dem Freizeit- und Gesundheitsbereich auch unserer nachfolgenden Generation dienen soll, endgültig
vergessen! Eine nicht zu verantwortende und wieder gutzumachende Entscheidung!
In zahlreichen Leserbriefen, Untersuchungen, Stellungnahmen und Vergleichen ließ man
sich ausführlich über die mit einem Freizeit- oder Kombibad verbundenen hohen Investitions- und
Folgekosten, die angeblich kaum bezahlbaren Eintrittspreise, das hochwassergefährdete Böddinghauser
Feld, den unersetzbaren Baumbestand des Freibades und einiges mehr aus. Man mag es mir nachsehen,
wenn ich mich bei einem Objekt von etwa 20 Millionen Mark nicht mit der Erfordernis eines Strömungskanals,
einer Schneekabine im Saunabereich und zwangsläufig erhöhten Personalkosten durch entsprechend
erhöhtes Personal auslasse. Diese Entscheidungen sollten wir auswärtigen Fachleuten und Gutachtern
überlassen, die über detailliertes Fachwissen verfügen und Erfahrungen gesammelt haben, weil sie in
Plettenberg nicht ihr erstes Freizeitbad bauen. Noch weniger sollten wir uns über die Finanzierung eines
solchen Vorhabens Gedanken machen, über die sicherlich mit allen Konsequenzen in finanzieller und
steuerrechtlicher Art kaum jemand besser befinden kann als Stadtdirektor Walter Stahlschmidt - Beispiele
gibt es dafür genügend (u.a. Rathaus-Neubau, Rettungs-, Feuerwache, Bauhof und Gärtnerei Am Wall).
Dieses erforderliche Wissen für eine objektive Beurteilung spreche ich mir persönlich ab, doch glaube ich
aus der Praxis und der Ortskenntnisse einige Fakten nennen zu können, die zur Meinungsbildung des
interessierten und badefreudigen Bürgers beitragen könnten:
1. Die immer wieder in die Diskussion gebrachte Höhe der Eintrittspreise ist wirklichkeitsfremd, bewusst
irreführend und soll abschreckend wirken. Unsere verantwortlichen politischen Gremien werden
Eintrittspreise schaffen, die sozial verträglich und finanzierbar sind, auch für Familien mit Kindern.
Modernste Kassentechnik ohne größeren Personaleinsatz gibt Spielräume für Rabattgewährung, zeitlicher
Benutzung für Gesundheitsschwimmer. Natürlich werden Kurzaufenthalte eine finanziell anderweitige
Bewertung erfahren als bei mehrstündigem Aufenthalt oder gar für einen ganzen Tag. Natürlich müssen
Sonderleistungen wie Solarien, medizinische Verabreichungen oder die Nutzung des Saunabereiches
zusätzlich bezahlt werden, wie sie anderorts üblich sind. Die Preise werden eine solche Gestaltung nehmen
müssen, um mit anderen Bädern konkurrieren zu können.
2. Ich habe den Eindruck, als wenn die Fürsprecher sanierter Bäder an die Beibehaltung der jetzigen
Eintrittspreise glauben und das bei einem Sanierungsaufwand von etwa sieben Millionen Mark für beide
Bäder. Dieser Glaube am Festhalten der jetzigen Eintrittspreise, also praktisch zum "Null-Tarif", ist völlig
wirklichkeitsfremd und dürfte bei der weniger badefreudigen Bevölkerung auf kein Verständnis stoßen.
Diese zu erwartende Eintrittspreiserhöhung habe ich in Leserbriefen nicht gefunden. Geht man wirklich von
der Beibehaltung des "Status quo" aus? Dieses dürfte dann wohl ein fataler Irrtum sein.
3. Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass sich viele Plettenberger Bürger/innen zum Badevergnügen nach
auswärts orientieren, auch wenn damit Mehraufwand an Zeit und Fahrkosten verbunden ist. Die dortigen
Bäderverwaltungen wissen dieses Verhalten sehr zu schätzen und hoffen nur darauf, dass sich die
Bädersituation in Plettenberg nicht ändert. Ähnliches gilt auch für den Saunabereich, wovon ich mich in den
letzten drei Wochen in Olpe, Finnentrop und Sundern überzeugen konnte, was mich letztlich zu der Frage
provozierte: Wer kommt hier eigentlich nicht aus Plettenberg?
4. Eine Sanierung ist nicht gleichzusetzen mit einer Änderung des Umfeldes. Unsere Bäder würden weiterhin
wenig einladend sein, was insbesondere für auswärtige Besucher gilt, die ganz andere Angebote gewöhnt
und damit verwöhnt sind. Jeder Freibadbesucher weiß, dass die Wetterlage auch den Besuch bestimmt. Was
nützen noch so hohe Investitionen wie z.B. für getrennte Kleinkinderbereiche und Springerbecken sowie
Riesenrutsche, wenn wegen der ungünstigen Wetterlage die Besucher ausbleiben. Das Ergebnis ist
voraussehbar: hoher finanzieller Aufwand und bestenfalls viermonatige Nutzung - hier stimmen doch wohl
die Relationen nicht.
5. Der Schulschwimmsport kann in einem Kombibad zu jeder Jahreszeit durchgeführt werden und ist ebenso
wie der Vereinssport von jeder Wetterlage unabhängig. Im Vereinssport haben schon seit Jahren keine
Veranstaltungen mehr im Freibad stattgefunden, ähnliches gilt auch für den Schulsport.
6. Den zahlreichen Gesundheitsschwimmern möchte ich die Empfehlung geben, sich mit dem Entwurf des
geplanten Kombibades vertraut zu machen: das Schwimmen ist jederzeit möglich, sowohl im Innen- als
auch Außenbereich und einem Solebad mit Wassertemperaturen von 33 Grad.
Und nun noch eine allgemeine Feststellung, für die ich um Nachsicht bitte: In den letzten
Wochen und Monaten wird in den geführten Gesprächen immer wieder der durchaus verständliche Vorwurf
erhoben, warum für den Erhalt des Frei- und Hallenbades in der Vergangenheit nicht ausreichend Mittel zur
Unterhaltung bereitgestellt worden seien, so dass dieser enorme Sanierungsbedarf erst gar nicht hätte
entstehen können. Im Rahmen der Möglichkeiten ist dieses in den vergangenen Jahren sehr wohl geschehen,
doch haben Rat und Verwaltung die Interessen aller Bürger zu vertreten und gegeneinander abzuwägen.
Gute Straßenverhältnisse, eine gut funktionierende Kanalisation, Müllabfuhr und Straßenreinigung,
Erweiterung und Neubau von Schulen, Sportplätzen und Turnhallen, Kinderspiel- und Bolzplätzen, aber auch
die Förderung der Errichtung von Bürgerhäusern sind für viele unserer Mitbürger, vor allen Dingen, wenn sie
in Außenbereichen wohnen, sicherlich von höherer Priorität als ein attraktives Badewesen. Auch der
Hauseigentümer muss abwägen, wann und was er erneuern oder gar modernisieren will, um eine Wohnung
qualitativ zu einem entsprechenden Preis anbieten zu können. Ähnlich verhält es sich auch mit unseren
beiden Bädern, die ihre Attraktivität auch nach noch so kostenaufwendigen Sanierungs- und
Modernisierungsmaßnahmen nicht werden steigern können. Aus "Alt mach Neu" in die Wirklichkeit
umzusetzen dürfte nur in den wenigsten Fällen gelingen und letztlich bleibt es "Stückwerk". Für
Halbherzigkeiten wird viel Geld ausgegeben, ohne neue Badegäste zu gewinnen.
Eine entscheidende Frage sollte sich die heutige Generation allerdings trotzdem noch
stellen, wenn sie in den Bürgerentscheid geht: Sind wir eigentlich nur uns, der Gegenwart also
verantwortlich, oder sollten wir nicht auch an die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder denken? Und
wenn wir hier zu einem befürwortenden Ergebnis kommen, kann es für den/die wahlberechtigte/n
Bürger/innen zur Fragestellung zum Bürgerentscheid nur ein eindeutiges "Nein" geben!"
Klaus Jürgen Bröcker
Am Kirchlöh 7
Plettenberg
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 29.10.1998
"Einseitig Stellung bezogen"
Plettenberg. Ein an Stadtdirektor Walter Stahlschmidt gerichteter Brief wurde der
Heimatzeitung gestern von der Interessengemeinschaft Freibad überreicht:
"Da der Rat der Stadt Plettenberg unserem zulässigen Bürgerbegehren nicht entsprochen
hat, wird am 15. November 1998 ein Bürgerentscheid durchgeführt.
Gemäß Paragraph 2 Ziffer 1 der Richtlinien für die Durchführung von Bürgerentscheiden
vom 6. Oktober 1998 leitet der Stadtdirektor die Abstimmung. Dementsprechend wurde mit Schreiben vom
19. Oktober 1998 an die wahlberechtigten Bürger die Abstimmungsbenachrichtigung für den Bürgerentscheid
übersandt.
Dieser Abstimmungsbenachrichtigung wurde jedoch eine "Information der Stadt Plettenberg
zum Bürgerentscheid über die Bäderlandschaft in Plettenberg" beigefügt und dadurch gegen die dem
Stadtdirektor obliegenden Neutralität als Wahlleiter verstoßen.
Es kann nicht angehen, daß die mit der organisatorischen Durchführung der Abstimmung
beauftragte staatliche Stelle durch Beifügen von Informationsmaterial einseitig zur Abstimmung gestellten
Frage Stellung nimmt.
Es handelt sich hier um unterschiedliche Ansichten in einer Sachfrage zwischen dem Rat
und den Bürgern, die das Bürgerbegehren unterschrieben haben. Die Stadtverwaltung - insbesondere als
abstimmungsdurchführende Behörde - hat sich neutral zu verhalten.
Gegen diese Verpflichtung zu neutralem Verhalten verstößt, wie bereits aufgeführt, zum
einen die Beifügung einer Information, die einseitig die Sichtweise des Rates beinhaltet. Zum anderen liegt
ein Verstoß gegen die Verpflichtung zur Einhaltung der Neutralität der Verwaltung darin, daß Beamte und
Verwaltungsangestellte als Ansprechpartner in dem Informationsblatt genannt werden.
Um die Chancengleichheit wieder herzustellen, bitte ich den Stadtdirektor, mir bis zum
31. Oktober mitzuteilen, daß die Stadtverwaltung Plettenberg bis spätestens 8. November 1998 ein
formatgleiches Informationsblatt der Interessengemeinschaft Freibad an sämtliche Abstimmungsberechtigte
versendet. Da der Bürgerentscheid bereits am 15. November 1998 stattfindet, bitte ich um Verständnis für
die Setzung dieser kurzen Frist."
Interessengemeinschaft
Freibad
c/o Joachim Schade
Zimmerstraße 4
Plettenberg
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