Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 23.10.1998
IG: "Nur zweimal rutschen, es wird sonst zu teuer"
Plettenberg. Die IG Freibad bezieht sich in folgender Stellungnahme auf die
letzten Leserbriefe und nennt Argumente gegen einen Neubau in Böddinghausen.
"In Beantwortung der letzten und kommenden Leserbriefe möchten wir unsere Argumente
gegen einen Neubau in Böddinghausen und für eine vernünftige Sanierung der "alten" Bäder nochmals
erläutern:
1. Daß unsere Bäder veraltet sind und Besucher (hin und wieder) in die benachbarten
Spaßbäder auswandern, wird von uns nicht bestritten. Wir halten eine notwendige Sanierung und auch
Modernisierung für unumgänglich. Dabei sind die entstehenden Kosten jedoch weitaus geringer als bei
einem Neubau, d.h. nur ein Drittel der geplanten Aufwendungen.
2. Bei einem Neubau werden die Eintrittspreise enorm ansteigen (auch wenn dies
bestritten wird). Vergleichszahlen bei einem "Monte Mare"-Bad, welches von unserer Stadtführung
favorisiert wird, liegen vor. In Rengsdorf verlangt man für eine Tageskarte 13 Mark bzw. zehn Mark für
Jugendliche und Kinder, in Kirchen/Sieg ab zwölf Mark bzw. ab acht Mark und in Reichshof-Eckenhagen ab
16 Mark bzw. ab zwölf Mark. Bleibt der Besucher nur anderthalb Stunden im Bad, so sind im Durchschnitt
ab sechs Mark zu zahlen. Nimmt man das "Finto" als Vergleich, so sind sechs Mark Eintritt noch günstig;
ab nächstem Jahr wird er jedoch aufgrund hoher Defizite auf circa zehn Mark angehoben.
Im neuen Erlebnisbad in Bludenz - welches wesentlich kleiner als unser geplantes
Kombibad ist und 20 Millionen Mark gekostet hat - sind derzeit noch ÖS 100 (14,50 Mark) für zwei Stunden
zu entrichten, mit Sauna ÖS 170 (25 Mark)! Da Bludenz außerdem Touristenstadt ist, kann dieses Bad auch
nicht als "schöner" Vergleich herangezogen werden. So ist es mit allen Kombi-bzw. Spaßbädern!
Wie unsere Ratsvertreter anführen, werden auch bei uns zehn Mark bis zwölf Mark zu
erwarten sein. Für Frühschwimmer usw. soll eine Staffelung der Preise gelten, aber für die Benutzung der
Rutsche (!), des Whirlpooles u. ä. muß extra gezahlt werden. Frage: Ist dies familienfreundlich oder wollen
Sie Ihren Kindern und Enkelkindern sagen: Du darfst nur zweimal rutschen, es wird sonst zu teuer?
Was ist, wenn die Besucherzahlen nicht erreicht werden? Erhöhung der Eintrittspreise
oder Umlegung der Defizite auf jeden einzelnen Plettenberger Bürger (auch wenn der nicht schwimmen
geht)? Das Eintrittsgeld in eventuell sanierten Bädern wird sicherlich nicht so angehoben werden können.
Die Stadt Werdohl geht hier mit gutem Beispiel voran: Durch diverse Modernisierungen und Umverteilung
von Arbeiten werden drastische Einsparungen erwartet!
3. Die finanziellen Voraussetzungen sind durch niedrige Zinsen bei beiden Möglichkeiten
gleich günstig. Allerdings würden bei einer Sanierung bzw. Modernisierung Zuschüsse vom Land zu erwarten
sein (30 Prozent - siehe Werdohl), wobei sich dann die Kreditaufnahme reduzieren würde. Es ist auch
deutlich ein Unterschied, ab 902.000 Mark per anno (Neubau) oder 246.000 Mark p.a. (Sanierung) nur an
Zinsen (bei 4,1 Prozent) aufzubringen sind. Wir haben entsprechende Zahlen vorliegen. Dabei ist nicht
einmal sicher, wie teuer der Neubau tatsächlich kommt. Reparaturen werden auch dort immer wieder
nötig sein (es gibt viele Beispiele in unserer Stadt).
Ist das "Schlamm"-Grundstück in Böddinghausen wirklich so ideal? Abgesehen davon,
daß Hochspannungsleitungen darüber führen, eine neue Straße gebaut werden muß, die Westtangente
irgendwann mal fertigt ist - werden die anvisierten Liegeflächen nach mehrstündigen Regenschauern unter
Wasser stehen (Zitat Verwaltung). Der gezahlte Grundstückspreis ist im übrigen nicht in der geplanten
Kalkulation enthalten, da dieser Kauf bereits im letzten Jahr erfolgte. Wo kam da das Geld her (vom
Straßenbau?) und warum wurde es nicht für eine Modernisierung genutzt?
4. Das teuer bezahlte Bäder-Gutachten wird derzeit nicht mehr für unsere Plettenberger
Situation verwendet, da auch dort unter anderem nicht zu erfüllende Maßnahmen und zu hohe
Eintrittspreise empfohlen werden.
5. Die Verhinderung der Zusammenlegung der anstehenden Bürgerentscheide ist aufgrund
der doppelten Kosten nicht zu rechtfertigen. Wenn die Verwaltung und der Rat so sicher sind, daß sie den
Bürger überzeugen werden, warum hat man dann nicht ein Auge zugedrückt, auch wenn vielleicht nicht alle
Punkte übereinstimmen? Die IG Freibad ist durchaus bereit, auf einen anderen Termin auszuweichen. Es
geht doch um das Wohl der Stadt und um Kostenreduzierung. Um möglichst ungünstige Verhältnisse zu
schaffen, sind solche Pingeligkeiten aber anscheinend erforderlich.
Die IG Freibad hatte über ein Jahr lang die Möglichkeit, Pro und Contra abzuwägen. Wir
haben telefoniert, recherchiert, in Städten und Gemeinden vorgesprochen. Vor allem die Folgen eines
Neubaus haben wir immer wieder hinterfragt. Es sind uns dabei einige Kosten entstanden, gar nicht zu
fragen, wie viel Zeit wir investiert haben. Dabei sind unsere Möglichkeiten sehr viel geringer gewesen, als
zum Beispiel die der Verwaltung. Wir sind deshalb zu der Auffassung gelangt, daß eine
Sanierung/Modernisierung unserer Bäder für die Plettenberger Bevölkerung richtig und am günstigsten ist.
Diese Meinung teilen einige tausend Bürger mit uns, wobei alle Stadtteile vertreten sind. Auch unsere IG
besteht aus Bürgern der Stadtteile Oester und Böddinghausen. Wir haben also gar nicht so falsch gelegen.
Warten wir's ab ..."
IG Freibad
Manfred Riedesel
Joachim Schade
Hildegard Vedder
Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 16.10.1998
Bädersanierung brächte keine neuen Freizeitmöglichkeiten
Plettenberg. In einem Leserbrief fordert Sonja Lehnert alle Befürworter des
geplanten Freizeitbades auf, am Bürgerentscheid im November teilzunehmen und für das Neubauprojekt
zu stimmen:
"Im November 1998 werden die Würfel fallen, pro bzw. contra den Bau eines Freizeitbades
in Plettenberg. Der Bürgerentscheid bittet alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger zur Wahlurne. Wer
seine Stimme nicht abgibt, trägt wahrscheinlich dazu bei, daß der Neubau des Kombibades nicht realisiert
werden kann, da die IG Freibad von Ihrer Ja-Stimme zum Erhalt des Frei- und Hallenbades Gebrauch
machen wird.
Eine Entscheidung gegen den Bau des neuen Kombibades halte ich aus folgenden Gründen
für äußerst bedauerlich im Hinblick auf Plettenbergs Zukunftsperspektiven.
Die Abwanderung der Plettenberger Schwimmaktivisten nach Finnentrop, Lüdenscheid und
Olpe ist nun wirklich kein Geheimnis. Mangelnde Angebote in unseren veralteten Bädern an Spiel-, Spaß-,
Unterhaltungs- und Entspannungsmöglichkeiten tragen zu diesem >Tourismus< bei.
Die Besucherzahlen im Finnentroper Freizeitbad belaufen sich auf eine mehr als dreimal
höhere Zahl von Gästen, im Vergleich zum Plettenberger Hallenbad. Eine Renovierung der alten Bäder
trüge nicht zu einer erhöhten Besucherzahl bei, da die Freizeitmöglichkeiten nicht erweitert würden.
Andererseits sind die finanziellen Voraussetzungen aufgrund des historischen
Zinstiefstandes ideal, um eine erfolgversprechende Investition für die Bürger unserer Stadt zu wagen.
Nachbarstädte und Gemeinden wie Werdohl, Attendorn und Herscheid wären sicherlich nicht abgeneigt, im
Plettenberger Freizeitbad erholsame Stunden zu verbringen. Außerdem stünde der Stadt ein Hintertürchen
offen, das in geraumer Zeit in Richtung Tourismus weisen könnte.
Der Bau des neuen Freizeitbades ist eine sinnvolle Investition in die Zukunft Plettenbergs.
Die Stadt gewinnt an Attraktivität, verhindert das Abwandern in Nachbarstädte, öffnet Türen für neue
wirtschaftliche Zweige.
Bei allem Respekt für den Einsatz der IG Freibad, möchte ich die Befürworter zum Erhalt
der alten Bäder bitten, Pro- und Contrapunkte zur Bäderproblematik sachlich abzuwägen. Entscheiden Sie
sich für das Wohl unserer Stadt, denn eine zweite Chance, unter derartig günstigen Bedingungen ein
Kombibad bauen zu können, wird lange auf sich warten lassen."
Sonja Lehnert
Wienstück 7
Plettenberg
Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 10.10.1998
Baugrund nur für Kombibad verwendbar?
Böddinghausen. (HH) Wenn das Kombibad im Böddinghauser Feld nicht gebaut
wird, besteht die Gefahr, daß die Stadt Plettenberg das bereits erworbene Baugrundstück anderweitig nicht
verwerten kann.
Der IG Freibad Grünetal wurde in den vergangenen Wochen zugetragen, es gäbe im
Kaufvertrag für das Grundstück im Böddinghauser Feld einen Passus, nach dem die Stadt die Flächen
ausschließlich für den Bau eines Kombibades nutzen darf. Würde das Bad nicht gebaut (z. B. nach einem
positiven Bürgerentscheid), hätte die Stadt also viel Geld für ein anderweitig nicht zu nutzendes Grundstück
ausgegeben.
"Stimmt das?" fragte die WR bei Stadtdirektor Walter Stahlschmidt nach. Die Antwort war
eindeutig: Es gibt im Kaufvertrag für das erworbene Baugelände im Böddinghauser Feld keinerlei
Einschränkungen für eine Verwendung des Grundstücks.
Eine Verwendung des Grundstücks nach Gutdünken der Stadt ist dennoch nicht möglich.
Bevor die Stadt das Grundstück erworben hat, wurde man beim Märkischen Kreis vorstellig, um abzuklären,
ob man im Böddinghauser Feld die Zustimmung des Kreises für den Bau eines Kombibades bekommen würde.
Ausnahme bestätigt
Der Kreis signalisierte, daß er im Wege einer "Ausnahmegenehmigung" wegen der Nähe
der Schulen, des Sportplatzes, von Turn- und Tennishallen die Zustimmung zum Bau eines Kombibades
erteilen würde. Zudem dürfe die Stadt die notwendige Aufschüttung des Geländes vornehmen.
"Ob solch eine Ausnahmegenehmigung des Kreises im Böddinghauser Feld für andere
Bauabsichten der Stadt an dieser Stelle erteilt würde, wissen wir natürlich nicht", stellte Stahlschmidt fest.
Damit bleibt offen, ob die Stadt das bereits erworbene Grundstück im Böddinghauser Feld bei einem
negativen Bürgerentscheid-Ausgang zum Badneubau anderweitig nutzen kann.
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