Die Lied-Texte des Weihnachschores


Quelle: WR Plettenberg vom 19.11.2010

Weihnachtschor: Hosianna erklingt im Heimathaus


Der Weihnachtschor Plettenberg hat eine Ausstellung zur Geschichte organisiert. Peter Schlütter (li) und Peter Krieger vom Vorstand zeigen u.A. ein Foto aus dem Jahr 1918 und eine Wachsplatte mit Aufnahmen , die der damalige Radiosender NWDR 1950 vom Chor aufnahm.

Bernhard Schlütter

Plettenberg. Seit fast 500 Jahren ist es eine schöne Tradition, dass der Weihnachtschor durch die Plettenberger Straßen zieht und den Mitbürgern die Kunde vom Weihnachtsfest überbringt. In einer Ausstellung im Plettenberger Heimathaus am Kirchplatz werden ab dem zweiten Adventssonntag, 5. Dezember, sehenswerte Dokumente und Gegenstände aus der langen Geschichte des Weihnachtschores gezeigt.

„Wir wollen dadurch unsere Tradition in die Öffentlichkeit bringen und hoffen, auch den ein oder anderen neuen Sänger zu gewinnen“, erklärt der 1. Vorsitzende Peter Schlütter den Hintergrund der Ausstellung.

Besucher dürfen "Chorluft" probieren
Im vergangenen Jahr erhielt der Weihnachtschor eine Fülle von Dokumenten und Fotos von der Witwe des langjährigen Kassierers Helmut Dornhöfer. Dieser Fundus bildet das Gros der Ausstellung. Zu sehen sein wird darüber hinaus ein typisch ausstaffierter Weihnachtschorsänger. „Auch das Hosianna wird erklingen – vom Tonband aus vergangener Zeit und live vom Chor gesungen“, verspricht Peter Schlütter. Die Besucher dürfen, so sie wollen, die „Chorluft“ probieren, Pfefferminzschnaps, der gut für die Stimme ist. Und vielleicht lässt sich der ein oder andere von der Tradition begeistern und geht von der Ausstellung direkt zur ersten Chorprobe in der Schützenhalle.

Die Ausstellung im Heimathaus wird am 5. Dezember um 15 Uhr eröffnet. Dirk Thomée wird zur Einführung einen Überblick über die Geschichte des Weihnachtschores geben. Die Ausstellung ist am 3. und 4. Adventssonntag jeweils nach dem Gottesdienst in der Christuskirche geöffnet. Gruppen können Termine mit dem Vorsitzenden Peter Schlütter (01 60/972 640 38) vereinbaren.


Der Weihnachtschor 2009



Quelle: WR Plettenberg vom 23.12.2009 Foto: Ai-Lan Na-Schlütter


Quelle: WR Plettenberg vom 27.12.2007

Wohlige Minuten der Gemeinschaft

Von Nadja Henneken

Plettenberg. Es ist der Heilige Abend, 17.45 Uhr. Am Wieden treffen sich 50 Männer, in wärmende Mäntel gehüllt, mit Handschuhen und Hüten gegen die Kälte geschützt. Einige von ihnen tragen große Kupferhörner. ...

... Der Plettenberger Weihnachtschor beginnt seinen Rundgang. Für ihre Familien ist es jedes Jahr ein kleines Opfer, denn die Männer verbringen ihren Heiligen Abend nicht daheim unterm Weihnachtsbaum, sondern auf den Straßen der Stadt. Für viele andere bedeutet das Kommen der Sänger einige wohlige Minuten der Besinnung und der Gemeinschaft. Nicht wenige Bürgerinnen und Bürger kennen keinen Heiligabend im Kreis einer Familie oder von Freunden. Sie sind allein, liegen im Krankenhaus oder wohnen im Altenheim.

Die Sänger beginnen ihren Rundgang am Wieden. Erste Station ist die Immecke. Dort ertönt erstmals in diesem Jahr das "Hosianna". Insgesamt sind es sechs Lieder, die der Chor jedes Jahr aufs Neue an den Adventssonntagen probt. Eigentlich sind die überlieferten Lieder allen Sängern gut bekannt. Dennoch kann es passieren, dass manches Lied an einem Ort zweimal gesungen wird - in diesem Jahr an der Laurentiuskirche, als Peter Schlütter, einer der Chorleiter, der festen Überzeugung ist, man habe "Lob den Herrn" noch nicht angestimmt. Wie dem auch sei. Die Zuhörer murren nicht. Lediglich Bruder Bernhard Schlütter bleibt mit einem Augenzwinkern kritisch.

Später teilt sich der Chor, um an möglichst vielen Orten in der Stadt zu singen. Weitere der insgesamt sechs Lieder sind "Ehre sei Gott", "Dies ist der Tag", "Dein König kommt" und "Frohlocke, oh Zion". An den Häusern werden die Sänger mit Kleinigkeiten verpflegt, bis sie knapp fünf Stunden nach ihrem Zusammentreffen wieder alle an der Christuskirche ankommen. Dort richtet Chorvorsitzender Jürgen Knips das Wort an die zahlreich erschienenen Zuhörer, allerdings erst nach einigen Liedern. Knips bedankt sich für den guten Zuspruch und das Erscheinen der vielen Bürger, die jedes Jahr dem Weihnachtschor gern lauschen. In diesem Jahr habe man beste Wetterbedingungen genossen, und der Mondschein habe den Sängern den Weg erleuchtet.

Traditionell singen zum Abschluss alle gemeinsam die ersten drei Strophen des Weihnachtsliedes "Stille Nacht", ehe die Sänger wieder von ihren Familien in die Arme geschlossen werden. Kleine Töchter dürfen auch schon mal bei Papa auf den Arm, während dieser "Dies ist der Tag" anstimmt.


Quelle: WR Plettenberg vom 22.12.2005

Treffpunkt war beim Nachtwächter


Der Weihnachtschor im Jahre 1987: Jubilar Eugen Hellwig (mit Brille) war seit 60 Jahren an Heiligabend vor der Christuskirche dabei. (WR-Bild: Archiv)

Plettenberg. (HH) Die Geschichte des Plettenberger Weihnachtschores reicht bis in die Anfänge der Reformation, nach anderen Aufzeichnungen sogar in das Jahr 1475 zurück. Getragen wurde die Tradition des Singens in der Heiligen Nacht von den Sängerfamilien. Viele der alten Familiennamen hört man auch heute noch im Weihnachtschor.

Weil die Plettenberger Kirche 1474 eine Orgel bekam, sollen die bis dahin aktiven Vorsänger nur noch zur "Lichtmesse" am Heiligen Abend gesungen haben. Als dann die Lichtmessen auf den Morgen verlegt wurden, schlossen sich die Sänger zu einem Chor zusammen, der durch die Heilige Nacht zog und den Bürgern das Wunder von Bethlehem nahe brachte.

Ganz sicher ist, dass es keine Noten von den Liedern des Weihnachtschores gibt, die Melodien wurden von Sängerfamilie zu Sängerfamilie überliefert. "learning by doing" würde man heute dazu sagen, denn neue Sänger lernen die Texte und Melodien bei einigen wenigen Übungsstunden und beim Mitsingen in der Heiligen Nacht.

Die Namen der alten Sängerfamilien sind bis heute im Weihnachtschor zu finden: Battenfeld, Gregory, Herzhoff, Heinemann, Thomee, Koch, Holthaus, Winkemann, Schneider, Neuß, Cordes, Rottmann, Geck, Ries, Solms, Wengenroth, Muth, Rasch, Menschel, Frank, Langenbach und andere mehr.

In Anlehnung an den Nachtwächter, der stündlich sein Horn blies, kündigt der Weihnachtschor sein Kommen morgen Abend mit drei alten Kupferhörnern wieder unüberhörbar an.

Zu Anfang des 18. Jahrhunderts - 1719 zählte die Stadt rund 750 Einwohner - trafen sich die Sänger in der Wohnung des Nachtwächters. Der Nachtwächter bewirtete die Sänger und zog als ihr Anführer dann durch die Stadt. Als Dankeschön für die Verkündigung von Weihnachten und Neujahr erhielt der Nachtwächter ein Trinkgeld, das sogenannte "Niggejöhrken". Die letzten Nachwächter waren Bröcker und Gregory.

Ein Kuriosum des Plettenberger Weihnachtschores ist, dass Frauenstimmen (Altstimmen) von Männern gesungen werden. Die älteste Aufnahme des Chores soll eine Wachsplatte aus dem Jahre 1949 sein, die für eine Radiosendung des NWDR erstellt wurde. Sie soll ein Interview des Rundfunksprechers Werner Labriga mit Sänger Wilhelm Herzhoff enthalten.


Der Weihnachschor in der Heiligen Nacht 2006 vor der Christuskirche.


Quelle: WR Plettenberg vom 19.01.2002

Weihnachtschor ehrte
seine treuesten Sänger

Stadtgebiet. (oso) Der Plettenberger Weihnachtschor ehrte seine treuesten Sänger: Manfred Lüsebrink und Heinz Friedrich Höfer erhielten die Goldene Ehrennadel für 50-jährige Mitgliedschaft im Weihnachtschor.

Zu ihrer Abschlusssitzung trafen sich 50 der insgesamt 70 Sänger im Gesellschaftszimmer der Plettenberger Schützengesellschaft. Der 1. Vorsitzende Jürgen Knips zog eine rundherum zufriedenstellende Bilanz des letztjährigen Singens am Heiligen Abend. Breiten Raum nahm dabei die Ehrung verdienter Sänger ein, allen voran Manfred Lüsebrink und Heinz Friedrich Höfer, die für 50 Jahre die Goldene Ehrennadel und einen Frühstückskorb mitnehmen durften.

25 Jahre gehören dem Chor folgende Sänger an: Reiner Battenfeld, Michael Figge, Joachim Schade und Martin Schlütter. Als Dankeschön gab es auch für diese Sänger eine Ehrennadel nebst Urkunde.


Der Weihnachtschor auf dem Alten Markt am 24. Dezember 1999



Vorstand des Weihnachtschores und Stellv. Bürgermeister Günter Rötz am 10.01.1984


Quelle: 7 DIN A 4-Seiten, maschinengeschrieben, geschrieben von Wilhelm Herzhoff u. a. im Archiv HH

Chronik vom Ort und der Entstehung
des Plettenberger Weihnachts-Chores

Aus Bibliotheken und Archiven der Stadt und der evang. Kirchengemeinde

Geschrieben von Wilhelm Herzhoff, geb. 20.12.1865 Plbg.-Hechmecke, unter Mitwirkung des II. Schriftführers Adalbert Neuß, Sangesbruder Heinz Hollweg und ältere Sangesbrüder

In grauer Vorzeit lag schon ein größeres Dorf platt vor der Bracht und führte den Namen "Plattenburg - Platenberg" und wurde später Plettenberg genannt. Bis in das 14. Jahrhundert hinein gehörte dieses Dorf den Rittern von Plettenberg. Im Jahre 1387 verlieh Engelbert III. von der Mark dem Dorfe Plettenberg das Stadtrecht und es wurde von Dietrich von der Mark im Jahre 1397 zur Stadt erhoben.
Plettenberg war zur damaligen Zeit eine ziemlich stark ausgebaute Festung mit einer Mauer, vielen Türmen und Wassergraben umgeben. Die Eingänge wurden durch Tore verschlossen. Die Festung hatte etwa 400 bis 500 Einwohner.

Im Jahre 1072 war in Plettenberg schon eine singende, selbständige Kirchengemeinde und hatte begabte, sangeskundige Männer, welche der Gemeinde die Lieder in den Gottesdiensten vorsangen. Diese Sänger gingen in grauer Vorzeit aus gewissen "Sängerfamilien" hervor, was sich bis in die heutige Zeit fortgesetzt hat. Bis ins 13. Jahrhundert diente die Böhler Kirche als Kloster und wurde im Jahre 1250 zur Kirche ausgebaut. Knapp 100 Jahre später, im Jahre 1345, wurde die Lambertikirche vom Grafen Engelbert von der Mark, dem damaligen Bischof von Lüttich, erbaut.

In den Kirchen fungierten die Vorsänger. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Einwohnerzahl vergrößert und die sogenannten "Sängerfamilien" vermehrt, aus denen immer wieder die Vorsänger hervorgingen. Ihren Dienst in den Gotteshäusern führten sie so lange aus, bis sie im Jahre 1474 durch die Orgeln in den Kirchen entbunden bzw. abgelöst wurden. Aber bei den Lichtmessen an Heiligabend wirkten die Vorsänger noch mit und sangen die schönsten Weihnachtslieder der Gemeinde vor. Als nun auch die Lichtmessen von Mitternacht auf morgens verlegt wurden, haben sich die Vorsänger zu einem Chor zusammengeschlossen und sind jedes Jahr an Heiligabend bis in die frühen Morgenstunden durch die alten Straßen von Plettenberg gezogen, um den schlafenden Bürgern durch die alten schönen Weihnachtslieder das frohe Weihnachtsfest würdig einzuleiten.

Es kann also mit Sicherheit angenommen werden, dass das Jahr 1475 das Entstehungsjahr des Weihnachtschores ist. Die Mitglieder stellten sich in den vergangenen Jahrhunderten immer uneigennützig in den Dienst der alten Tradition und schönen Sitte. Die Sängerfamilien bildeten den Stammbaum des Weihnachtschores. Die Lieder wurden ohne Noten von Generation zu Generation übermittelt. Zu diesen Familien gehörten und gehören die Namen: Thomee, Heimann, Gregory, Holthaus, Claus, Leonhard, Kniewel, Menschel, Allhoff, Rittinghaus, Wigginghaus, Maus, Voß, Mertens, Herzhoff, Ohle, Müller, Kolb, Winkemann, Langenbach, Cordes, Rottmann, Keßler, Hermens, Koch, Kern, Heese, Bonsemeyer, Flüger, Neuß, Grotensohn, Winterhoff, Tusch, Heerich, Battenfeld, Feld, Rasch, Panne, Schlüchter, Benner, Frank, Schneider, Kötter, Petter, Hecker, Immel, Kämpfer, Stute, Stahlschmidt, Linde, Geck, Muth, Gutschank, Wulfert, Elhaus, Wengenroth, Solms, Lohmann, Gissel, Ries, Thamer, Bültmann, Wiegand, Weide, Hermann, Paul, Hense, Weyland, Heßmer, Scholz, Wüst, Kroher, Fröbe, Lämmer, Strünning, Schweizer.

Anfang des 18. Jahrhunderts, im Jahre 1719, hatte Plettenberg 750 Einwohner und 113 Häuser. Als Nachtwache fungierte jeweils ein Nachtwächter, der von der Stadt angestellt und besoldet wurde. Von abends 10 Uhr bis morgens 5 Uhr zog er durch die Straßen der Stadt und blies auf seinem großen Wächterhorn jede Stunde an. Nebenbei musste derselbe die Straßenlaternen in Ordnung halten.


5 bis 6 Wochen vor Heiligabend übte der Weihnachtschor in der Wohnung des Nachtwächters und wurde von demselben sehr gut bewirtet. Sein Horn diente in der heiligen Nacht zur Ankündigung der Weihnachtslieder. Den Bürgern der Stadt wünschte er [zum Jahreswechsel] ein frohes neues Jahr und erhielt für seine Bemühungen ein Trinkgeld, das sogenannte "Niggejörken". Es sei hier noch an die beiden letzten Nachtwächter "Bröker und Gregory" (Lüling) gedacht.

Die ereignisvollsten Jahre für unseren Weihnachtschor liegen in der Zeit von 1901 bis 1951. Bis zum Jahre 1902 konnte das Weihnachtssingen in althergebrachter Weise ausgeführt werden. Da trat plötzlich eine Krise ein und drohte der alten schönen Sitte und Tradition, welche schon viele Jahrhunderte bestanden hatte, ein jähes Ende zu bereiten, weil sich Nachtwächter Wilhelm Gregory und Polizeidiener Pohle über die fragliche Neujahrseinnahme nicht einigen konnten. Der Weihnachtsgesang wurde nun tatsächlich polizeilich verboten, konnte aber von einer kleinen Sängerschar unter gewissen Hindernissen hochgehalten werden.

Da waren es die Herren Ernst Koch, Max Weiß und Ernst Hanebeck, unterstützt von Bürgermeister Köhler, welche die alte, schöne Sitte des Weihnachtssingens nicht untergehen lassen wollten. Herr Ernst Koch setzte sich gleich mit zwei alten Sängern in Verbindung und bat den Schriftführer Wilhelm Herzhoff, welcher Herrn Heinrich Holthaus als Schriftführer abgelöst hatte und schon 20 Jahre durch Circulare die Einladungen und Abrechnungen des Weihnachtschores führte, eine Liste der alten Sänger aufzustellen.

Am 20. November 1903 wurde eine Generalversammlung im Gasthof Karl Meinhard (Küsterer) einberufen. Hierzu wurden die Herren Ernst Koch, Max Weiß, Ernst Hanebeck, Pastor Hermann Klein, Bürgermeister Köhler und die Sänger eingeladen. Der alte Vorsitzende, Herr Werkmeister Karl Gregory, begrüßte zunächst die erschienenen Herren und bat Pastor Hermann Klein das Wort zu nehmen. Nach einer zündenden Rede desselben eröffnete Herr Ernst Koch die Versammlung. Es wurde verhandelt und beschlossen, den Plettenberger Weihnachtschor erneut zu gründen.

Zunächst wurde der Vorstand neu gewählt: Zum I. Vorsitzenden wurde Herr Werkmeister Karl Gregory, zum I. Schriftführer Herr Faktor Wilhelm Herzhoff, zum I. Kassierer Herr Schreinermeister Heinrich Holthaus, als Beisitzer die Herren Ernst Koch, Max Weiß und Ernst Hanebeck gewählt. Im Laufe der Versammlung wurde Herr Bürgermeister Köhler zum Ehrenmitglied ernannt. Der Weihnachtschor erhielt nunmehr die Genehmigung und das Recht, die passiven Beiträge von der Bürgerschaft durch einen Vereinsboten einziehen zu lassen. Der Vorstand beschäftigte sich mit der Aufstellung der Satzungen.


Quelle: ST vom 14.1.1958

Weihnachtschor-Fernsehsendung weckt
Erinnerungen an Plettenberg

Interessante Zuschrift eines Plettenberger Sommerfrischlers

Plettenberg. Die Fernsehsendung, die der Westdeutsche Fernsehfunk am 22. Dezember 1957 über den Plettenberger Weihnachtschor brachte, hat nicht nur in Plettenberg selbst, sondern auch anderweitig Interesse gefunden. So schreibt ein Herr O. T. aus Peine in Niedersachsen in einem Brief an die Verwaltung der Stadt Plettenberg, daß er mit viel Interesse der Fernsehsendung über den Plettenberger Weihnachtschor gefolgt sei.

Er bringt seine Freude darüber zum Ausdruck, daß auf diese Weise ein alter schöner Brauch der breiteren Oeffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Er selbst habe den Film im Fernsehen mit um so größerem Interesse verfolgt, als er selbst erst vor einiger Zeit in der schönen Stadt Plettenberg im Sauerland zur Erholung geweilt habe und sich gern des schönen Städtchens, des guten Hotels in Ohle und der reizvollen Waldlandschaft rings um Plettenberg erinnere.



Der Weihnachschor im Jahre 1936 im Foyer des Rüsingschen Saales (später Plettenberger Stadttheater, dann Kino "Central-Theater") an der Wilhelmstraße.


Satzungen des Plettenberger Weihnachtschores

§ 1

Der Weihnachtschor bezweckt die schöne, alte Sitte in der heiligen Nacht die gesamte Bürgerschaft durch mehrstimmigen Gesangvortrag von Weihnachtschorälen und Liedern zu erfreuen.

§ 2

Der Weihnachtschor besteht aus aktiven und passiven Mitgliedern. Erstere sind die Sänger und zahlen keinen Beitrag, letztere sind die Freunde und Gönner der Sache und zahlen Beitrag nach eigenem, freien Ermessen. Die Beiträge sind bestimmt
I. zur Deckung der Unkosten
II. ein Teil wird zu wohltätigen Zwecken verwandt, Über die jeweilige Höhe entscheidet der Vorstand. Die Beiträge werden durch einen Vereinsboten eingeholt.
Über die Aufnahme der aktiven Mitglieder entscheidet der Vorstand mit einfacher Stimmenmehrheit und kommt bei Aufnahme der Mitglieder außer der Stimmbegabung wesentlich die Lage der Wohnung in Betracht.

§ 3

Organe des Vereins sind: I. der Vorstand, II. die Generalversammlung.

§ 4

Der Vorstand besteht aus dem Vorsitzenden und dessen Stellvertreter, dem Schriftführer, dem Kassierer und aus vier Beisitzern. Ferner die jeweiligen Chorleiter und Chorführer. Der geschäftsführende Vorstand besteht aus dem 1. Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter, dem Schriftführer und Kassierer. Vor Gericht wird der Verein durch den jeweiligen I. Vorsitzenden vertreten.

§ 5

Der Vorstand tritt auf Einladung des Vorsitzenden zur Beratung zusammen und beschließt mit einfacher Stimmenmehrheit. Er ist beschlussfähig, wenn drei Vorstandsmitglieder anwesend sind.

§ 6

Die Generalversammlung findet alljährlich im Monat November statt und wird durch die Lokalblätter einberufen. Dieselbe ist ohne Rücksicht auf die Zahl der Erschienenen beschlussfähig. Stimmrecht haben nur die aktiven Mitglieder und kann über alles beraten und beschlossen werden, auch wenn es nicht auf der Tagesordnung stand und werden mit einfacher Stimmenmehrheit Beschlüsse gefasst.

§ 7

In der November-Generalversammlung hat I. die Vorstandswahl und II. die Rechnungslage zu erfolgen.

§ 8

Das Singen in der heiligen Nacht hat so stattzufinden, dass es spätestens um 3 Uhr morgens beendet ist.

§ 9

Die Chöre müssen so eingeteilt werden, dass Stimmengleichheit nach Möglichkeit vorhanden ist. Der Chorleiter und der Chorführer werden von dem Chor gewählt.

§ 10

Sänger, die sich gegen die Anordnungen des Vorstandes widersetzen, oder durch ungebührliches Betragen vergehen, können direkt vom Singen und evtl. vom Verein ausgeschlossen werden.

§ 11

Auslösung des Vereins kann nur mit 3/4 Stimmenmehrheit der aktiven Sänger erfolgen. Das Vermögen des Vereins wird dann zur Hälfte an die aktiven Sänger, welche in den letzten 2 Jahren in der heiligen Nacht mitgewirkt haben, verteilt. Die zweite Hälfte wird an die Armen der Stadt sowie an kranke und alte ehemalige Sänger verteilt.



Quelle: Plettenberg - Industriestadt im märkischen Sauerland, 1962 S. 132

In der Versammlung vom 9.12. 1903 wurde Herr Ernst Koch für die hervorragenden Verdienste um den wieder neuerstandenen Weihnachtschor einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
In gewohnter Weise konnte die I. Chorstunde am 5.12.1903 in der Werkstatt des Schreinermeisters Heinrich Holthaus abgehalten werden. Die Leitung hatte der alte Chorleiter Karl Heimann sen.. 40 Sänger waren erschienen, welche nun die schönen Weihnachtslieder gründlich durchübten. Die alte Tradition hielt man in treuer Sangeskameradschaft von Jahr zu Jahr hoch.
In der heiligen Nacht wurden um die Mitternachtsstunde den Sängern warme Getränke von den Bürgern der Stadt gereicht, da sich bei Schnee und Kälte der Gesang oft bis 3 - 4 Uhr hinzog. Später, als die Sängerzahl sich vergrößerte und 2 Chöre sangen, wurden die Sänger mehr als 30 Jahre beim Schriftführer Wilhelm Herzhoff und beim späteren Kassierer Gustav Müller, auch abwechselnd in der Koch'schen Schmiede, in der Klempner-Werkstatt Thomee, im Gasthof Zum Amtsgericht (Pickardt) und im evangl. Vereinshaus bewirtet.
Die Sängerzahl wuchs immer mehr, so dass wir am 21.12.1913 nachmittags 6 Uhr im Saal des Hotel Böley vor vollem Hause ein Wohltätigkeitskonzert aufführen konnten.
Von 1903 bis 1914 konnten an Heiligabend 3 Chöre aufgestellt werden. Sie wurden nach den drei Flüssen Plettenberg Else-, Grüne- und Lennechor genannt. Dann brach der I. Weltkrieg aus und raffte viele Sänger dahin. Unterstützt von den älteren Sängern konnten die mit einem Chor die alte Sitte aufrecht erhalten.
Bis zum Jahre 1928 hatte sich die Sängerzahl wieder gut erholt, so dass wir am 31.03.1928 dem Verlag für Verkehrswesen und Heimatliteratur in Siegen zwecks Adressbucheintragung die Sängerzahl mit 120 Sängern angeben konnten. Geschäftsführender Vorstand war: Ehrenvorsitzender Heinrich Gregory, Gartenstraße 5; Kassierer Paul Thomee, Marktplatz; Schriftführer Wilhelm Herzhoff, Grafweg 21; Vereinslokal Heinrich Bettermann. Für die Heilige Nacht 1928 konnten also wieder 3 Chöre aufgestellt werden.

Vom Jahre 1928 ab sind nun alle Vorgänge und Geschehnisse innerhalb des Plettenberger Weihnachtschores im Protokoll- und Kassenbuch festgehalten worden. Am 9. Dezember 1928 wurde der neugewählte Gesamtvorstand durch nachstehende Sangesbrüder vertreten:
1. Vorsitzender Herr Paul Thomee
2. Vorsitzender Herr Karl Heese sen.
1. Schriftführer Herr Wilhelm Herzhoff
1. Kassierer Herr Erwin Herzhoff
Als Beisitzer: Herr Karl Heerich, Herr Gustav Kniewel, Herr Karl Gros, Herr Ernst Thomee
Chorleiter für den Elsechor: Herr Wilhelm Herzhoff
Stellvertreter Herr Erwin Herzhoff
Chorleiter für den Grünechor Herr Hermann Winterhoff
Stellvertreter Herr Hermann Thomee
Chorführer für den Elsechor Herr Ohle
Stellvertreter Herr Heinrich Grüber
Chorführer für den Grünechor Herr Gustav Kniewel
Stellvertreter Herr Karl Heerich

Die alten Satzungen erkannte die II. Generalversammlung des Weihnachtschores 1928/29 am 16.01.1929, an der auch die beiden Ehrenvorsitzenden Ernst Koch und Heinrich Gregory teilnahmen, mit voller Zufriedenheit einstimmig an.

Unter der Führung des neuen 1. Vorsitzenden Herrn Paul Thomee entwickelte sich der Weihnachtschor in hervorragender Weise, so dass wir schon am 13.12.1937 abends 8 1/2 Uhr die erste Rundfunkaufnahme bestanden. Einen großen Anteil an der Entwicklung des Chores hatte auch unser Dirigent Hermann Thomee, der es verstand, sämtliche Chöre genau einzuüben. Wir glaubten nun wieder auf der Höhe unseres Könnens zu sein. Da brach 1939 der II. Weltkrieg aus. Während dieses Krieges verzichteten die Sänger auf die übliche Gratifikation und stellten sie den im Felde stehenden Sangeskameraden zur Verfügung. In den letzten Kriegsjahren war es trotz Aufbietung der ältesten Sänger nicht möglich, mehr als einen Chor aufzustellen.

Dieser Chor hielt in der heiligen Nacht unter den schwierigsten Umständen wie Fliegeralarm, schlechte Kleidung usw. das Weihnachtssingen aufrecht. So war nun wieder die stattliche Sängerzahl zusammengeschmolzen. Es konnte nicht mehr in den ausgedehnten Stadtteilen die Bürgerschaft zufrieden gestellt werden.

Die Einziehung der passiven Beiträge war allerdings schon lange eingestellt, jedoch wollten wir noch in allen Stadtteilen am heiligen Abend unsere Pflicht erfüllen und fuhren mit einem Lastwagen, besetzt mit einem kleinen Chor, die einzelnen Posten ab. So hielten wir nun aus, bis die Waffenruhe des II. Weltkrieges eintraf.


Der Aufnahmewagen des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) auf dem Wieden

Hiernach entwickelte sich der Weihnachtschor besonders schnell und erreichte unter der tatkräftigen Führung des I. Vorsitzenden Herrn Paul Thomee eine ungeahnte Höhe seines Könnens. Wir konnten bereits am 11.11.1949 nachmittags 6 Uhr in der Schützenhalle mit 103 Sängern vor dem Musikalischen Leiter des N.W.D.R. Köln, Herrn Schmidt, eine Abhörprobe zufriedenstellend ablegen. Am 03.12.1949 Nachmittags 4 Uhr begann in strömendem Regen unter der Leitung des Chorleiters Hermann Thomee und Ernst Keßler die eigentliche Rundfunkaufnahme auf dem Kirchplatz, dieselbe dauerte bis 6 Uhr abends. Zu der Reportage wurde auch der älteste Sänger des Chores, Herr Wilhelm Herzhoff, durch Herrn Werner Labriga vom Rundfunk hinzugezogen. Die Aufnahme ist trotzt des Unwetters sehr gut ausgefallen und wir können mit berechtigtem Stolz sagen, dass der Plettenberger Weihnachtschor auf der Höhe seines Könnens steht.

Die Rundfunkübertragung erfolgte 1949 am ersten Weihnachtsfeiertag um 7 Uhr abends.
Durch fleißiges Üben und treues Zusammenhalten der Sänger waren wir in der Lage, schon am 09.12.1951 die 3. Rundfunkaufnahme in der Schützenhalle durchzuführen. Die Reportage, an der diesmal unser 1. Vorsitzender Herr Paul Thomee teilnahm, wurde wieder von Herrn Werner Labriga ausgeführt. Diese Rundfunkübertragung erfolgte an Heiligabend 1951 gegen 7 Uhr abends über den UKW-Sender Köln.


Werner Labriga und Paul Thomee


Die Hörner des Weihnachtschores werden aufgenommen. Rechts das große Mikrophon.

Die Einteilung der Chöre

Der Klangkörper der einzelnen Chöre besteht aus I. Tenor, I. Baß, II. Baß und Altstimme. Die Altstimme wird gegenüber den sonstigen Gewohnheiten nur von Männern gesungen. Die Dirigenten der einzelnen Chöre kommen aus den Reihen der Sänger. Dirigenten waren:

Heinrich Leonhardt (1870)
Heinrich Claus (1880)
Karl Gregory
Karl Heimann
Karl Holthaus
Heinrich Holthaus
Heinrich Gregory
Wilhelm Herzhoff
Hermann Winterhoff
Karl Rottmann
Erwin Herzhoff
Willi Gregory
Otto Stute


Wilhelm Herzhoff

Zur Zeit fungieren als Dirigenten: Hermann Thomee (Dirigent für den Gesamtchor von 1930 an, Ernst Keßler von 1931 an, Wilhelm Dietrich Voß von 1951 an. Im Jahre 1931 wurde vom Gesamtchor Wilhelm Herzhoff zum Ehrendirigenten ernannt.
Die alten Nachtwächterhörner, einschließlich des von Ludwig Seissenschmidt gestifteten Hornes, sind immer als Ankündigung des Gesanges in der heiligen Nacht geblasen worden. Im Jahre 1951 wurden noch 2 neue Hörner gleicher Art angeschafft, die ein Kupferschmied aus Olpe herstellte.
Bläser waren: Nachtwächter Bröker, Nachtwächter Wilhelm Gregory (Lüling), Johann Mohrherr, Johann Battenfeld, Heinrich Kniewel, Willi Gregory, Fritz Hetzler, Adolf Gutschank, Heinrich Langenbach, Wilhelm Langenbach, Gustav Kniewel, Fritz Schumacher.
Zur Zeit blasen in der heiligen Nacht: Ernst Gregory, Alfred Thomee und Hermann Neuschäfer, Stellvertreter Werner Schumacher.


Anhang
zur Chronik des Plettenberger Weihnachtschores in zwei Zeitabschnitten.
I. Abschnitt
Vom Jahre 1072 bis 1474 fungierten die Vorgänger in den Gebetshäusern und Kirchen, bis dieselben im Jahre 1474 durch Anschaffung und Einbauung der Orgeln in den Kirchen von ihrer Tätigkeit entbunden bzw. abgelöst wurden.
II. Abschnitt
Im Jahre 1475 bildeten die Vorsänger einen 4-stimmigen Chor (Tenor, I. Baß, II. Baß und Altstimme). Dieser Chor sang nun jedes Jahr in der heiligen Nacht von abends 9 Uhr bis in die Morgenstunden in den Straßen von Plettenberg den schlafenden Bürgern der Stadt die alten, schönen Weihnachtslieder. Mit diesem Gesang leiteten sie nun jedes Jahr das frohe Weihnachtsfest, das Fest der Freude, würdig ein. Diese alte Tradition und feierliche, schöne Sitte ist nun Jahrhunderte lang von einer Generation zur andern bis auf den heutigen Tag fortgesetzt worden.
Plettenberg, Weihnachten 1953
Wilhelm Herzhoff
(1. Schriftführer von 1882 an)

HELDENTAFEL
Im I. Weltkrieg fielen für ihr Vaterland folgende Sangeskameraden: Willi Neuß, Willi Allhoff, Heinrich Hoffmann, Paul Gregory, Heinrich Neuß, Karl Ries, Emil Petter
Im II. Weltkrieg fielen für ihr Vaterland folgende Sangeskameraden: Walter Thomee, Walter Heerich, Karl Heimann, Fritz Schumacher, Herbert Morherr, Walter Harbusch, Willi Krichel, Otto Vogel.


© Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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