Quelle: Schulchronik, verfasst von Schulleiter Wilhelm Benfer, beginnt
am 19.04.1955, endet am 21. März 1963
Gemeinschaftsschule Ohle
04.12.1960 Hochwasser in Ohle!
Alle Keller waren unter Wasser. Leider zeigte sich abends gegen 20 Uhr in der
neuen Küche das erste Wasser. Unsere vielgepriesene Wanne, auf der der Anbau
errichtet war, ließ an mehreren Stellen das Wasser durch. Der Schulleiter rief die
Feuerwehr zur Hilfe herbei, die dann vorbildlich bemüht war, das Kellergeschoss
von allem Mobiliar zu räumen. Frau Schneider hatte damit ebenfalls ihre Wohnung
verloren. Fleißig wurde gepumpt, so dass der Wasserspiegel die Fußleisten nicht
überstieg. Gegen Morgen kam ein dicker Strahl aus dem Abflußrohr des Spülsteins
in der Küche. Die Schule lag wie eine Insel im brandenden Meer.
Der Fernsprechverkehr wurde im Raum Plettenberg im weiten Umfang blockiert.
Die Schule war eine Woche lang ohne Telefonverbindung. Nachts gegen 12 Uhr
musste im Altbau die Heizung gelöscht werden. Montag fiel der Unterricht aus;
die Räume waren ungeheizt, die Wege zur Schule weithin überschwemmt und
nicht zu begehen.
Mit dem allmählichen Absinken des Hochwassers, das am Wochenende so verheerende
Ausmaße annahm, wurden die angerichteten Schäden sichtbar. Das Stadtarchiv
im Rathaus war schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Dämme waren gebrochen,
Uferböschungen durch die Wassermengen weggespült, Straßen stürzten uferseitig
ein. Die Plettenberger Firmen bezifferten ihren Schaden auf 1,5 Millionen DM. Etwa
350 Telefonanschlüsse waren im Raum Plettenberg gestört. Nach Aussagen des
Bezirksvorstehers Ewald Baberg ist das letzte Hochwasser rund 40 - 50 cm höher
gewesen. Wenn der angerichtete Schaden aber überschaut wird, so beweist er die
ungeheure Wucht, mit der diese gewaltigen Wassermassen so plötzlich über uns
hereingebrochen waren.
Noch ein Wort zum Hochwasser im Anbau: Ohne dem Gutachter über die Ursache des
Undichtseins der Wanne vorzugreifen, sei gesagt, dass auf Veranlassung des Schulleiters
vor Beginn der Bauarbeiten in Gegenwart des Bauführers der Firma Hunke, Werdohl,
und der Ohler Herren Bez.-Vorsteher Ewald Baberg, Hauptlehrer i. R. Ed. Limper, Lehrer
Getzlaff vom Schulleiter noch einmal besonders darauf hingewiesen wurde, dass das
Baugelände Überschwemmungsgebiet sei.
Von Herrn Baurat Peter wurde dem Sinne nach erklärt, dass man heute in der Lage sei,
Wannen zu bauen, die absolut wasserdicht seien. Der Anbau sollte auf einer solchen Wanne
errichtet werden. Damit waren unsere berechtigten Bedenken zerstreut. Die Mehrkosten
für eine solche Wanne wurden dann vom Rat der Stadt bewilligt. Die Schulgemeinde als
Steuerzahler fragt nun: Wie ist es möglich, dass Wasser in die Wanne eindringen konnte?
Wir warten auf die Antwort.
17.12.1960 Frau Schneiders Klasse - 5./6. Schuljahr - hat von sich aus für unsere Brüder in der sog.
besetzten Zone zum Weihnachtsfest eine Sammlung durchgeführt und 8 wertvolle Pakete
nach Sömmerda und Brandenburg geschickt. Die Adressen hatte Herr Superintendent
Grünberg hereingegeben: Geben ist seeliger denn nehmen!
22.12.1960 Der Unterricht wurde geschlossen mit einer Adventsfeier, die von den
oberen vier Jahrgängen gestaltet wurde. Im Mittelpüunkt stand die Christagslitanei mit
einer Anzahl Liedern aus dem Quempasheft.
Rückblick und Ausblick
So hat uns der Kalte Krieg durch das ganze vergangene Jahr begleitet und uns klar
gemacht, dass wir trotz unseres Wohlergehens im Grunde gefährlich leben, wenn auch
die Gefahr eines großen und weltweiten Krieges gebannt blieb und die Hoffnung besteht,
ihn auch im neuen Jahr und darüber hinaus bannen zu können, weil bei dem Gleichgewicht
der Kräfte er zu einem Völkermorden ohne Sieger und Besiegte werden würde.
Es besteht kein Zweifel daran, dass alle Völker in Frieden leben wollen, und dass der
Abrüstungsgedanke in ihnen wurzelt. So ist auch das allgemeine unfreundliche Echo
zu verstehen, das Frankreichs dritte Atomexplosion ausgelöst hat. In je mehr Hände
diese vernichtende Waffe kommt, um so schwieriger werden sich künftige
Abrüstungsverhandlungen gestalten. Das "Gleichgewicht des Schreckens", wie der Besitz
von Atomwaffen in Gewahrsam der beiden Machtblöcke genannt wird, wird gestört,
wenn es jedem Land freisteht, selbst Atomwaffen zu produzieren. Schon taucht die
Frage auf, wie sich das Kräfteverhältnis gestalten wird, wenn auch China Atombomben
besitzt, dieser kommunistische Mammutstaat, der sich inzwischen vom Gängelband
Moskaus losgemacht hat; wird er sich eine Kontrolle - auch nur durch die Russen -
gefallen lassen?
Alle diese Gedanken klingen heraus aus den Neujahrsgrüßen der Staatsmänner und
Behördenleiter. Wir erwarten vom neuen Jahr immer mehr Verständigung unter den
Völkern, damit alle Menschen in der Geborgenheit eines friedlichen Lebens wirken
und schaffen können. Eine Heimatzeitung brachte in diesen letzten Dezembertagen
in großen Lettern die Überschrift: "Mit wenig Geld und vielen Sorgen geht Plettenberg
ins neue Jahr.
13.01.1961 Häherfeier im Jugendheim
Es waren Schüler aus folgenden Schulen: Martin-Luther-Schule, Zeppelinschule,
Eschenschule, Breddeschule, Pestalozzischule, Pasel, Holthausen und
Gemeinschaftsschule Ohle.
21.01.1961 Eine spontane Sammlung "Brot für die Welt" erbrachte 125,30 DM,
die heute überwiesen wurden. Gleichzeitig überwies die Schule als Spende für
die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger nach Köln 10,00 DM.
15.02.1961 Sonnenfinsternis, allerdings nicht total, konnte heute
morgen ab 8.45 Uhr von allen Kindern beobachtet werden. Die beiden oberen
Klassen - Benfer und Schneider - zogen mit rußgeschwärzten Gläsern auf
Stübel resp. Sundern und erlebten hier bei blauem Himmel über dem Nebel
des Tales das seltene Naturereignis, das nach Aussagen der Astronomen
erst 1999 wieder zu sehen sein wird.
09.03.1961 Schulabschlussfreizeit in der Jugendherberge Iserlohn.
25 Teilnehmer, einschließlich Herr Benfer und Frau Schröder. Bei z. T.
sonnigem März-Vorfrühlingswetter erlebten sie in Freude und Harmonie als
Klassengemeinschaft 3 angenehme Tage. Dabei wurde die Federfabrik Brause
u. Co. besucht, das Felsenmeer bei Sundwig, die Umgebung des Seilersees
und die Dechenhöhle. Rückkehr Sonntagabend 18.20 Uhr, den 12. März 1961.
Um einige Bunt-Dias wurde die Sammlung erweitert.
16.03.1961 Der Erste-Hilfe-Kurs der Entlaßschülerinnen wurde heute
durch Herrn Dr. Priewe abgeschlossen. Es nahmen 11 Mädchen unserer Schule
und 5 Mädels der Kath. Volksschule teil. Ausbilder waren Frl. Wollenberg
und Frl. Fazius von der Kath. Schule.
18.03.1961 Heute wurden in einer Feierstunde 9 Knaben und 11 Mädel
aus der Volksschule entlassen. Der Blockflötenchor unter Frau Rüger
verschönte die Stunde. Als Gäste richteten Herr Superintendent Grünberg
und der Schulpflegschaftsvorsitzende Herr W. Alte herzliche Abschiedworte
an die Scheidenden.
25.03.1961 Eröffnung der Nadel-, Bastel-, Zeichenausstellung um
15 Uhr im Foyer des Anbaus. Sie zeigt in einer reichhaltigen Schau, was
Kinderhände aus den verschiedensten Werkstoffen Holz, Wolle, Stoff, Papier,
Gips unter fachkundiger Leitung in freier Gestaltung zu schaffen vermögen.
Diese Schau betrug eine betont künstlerische Note und war die Krönung der
zielstrebigen Arbeit im Nadel-, Bastel- und Zeichenunterricht als Teil
der musischen Erziehung im abgelaufenen Schuljahr. Als Initiator sind zu
nennen Frau Camilla Schneider und Frl. Irina Wollenberg, die gerade in
den letzten Tagen sehr viel Fleiß, Geduld und Ausdauer zeigten, um das
Werk gelingen zu lassen.
28.03.1961 Letzter Schultag. Osterferien vom 29.03. bis 13.04.1961.
07.04.1961 (S. 92) Das neu gewählte Stadtparlament trat heute zu seiner
ersten Sitzung zusammen. Mit den Stimmen der CDU und FDP wurde der Postinspektor
Wilhelm Wicker zum neuen Bürgermeister gewählt (Stimmenverhältnis 16:14) und der
Kaufmann Heinz Friedrich Kettling zum stellvertretenden Bürgermeister.
12.04.1961 Dringende Systemkonferenz am letzten Ferientag. In der Erkrankung
des Kollegen Heinr. Schulte ist leider keine wesentliche Besserung eingetreten,
so dass bei Beginn des neuen Schuljahres große Schwierigkeiten auf uns zukamen.
Der Notlösung gingen ernste Überlegungen voraus. Der Vorschlag des Kollegen
Getzlaff soll versucht werden:
13.04.1961 Der Unterricht im neuen Schuljahr begann mit einem Schulgottesdienst,
den Herr Superintendent Grünberg hielt. An ihm nahmen die Eltern der Lernanfänger
teil. Es wurden 10 Knaben und 11 Mädchen eingeschult.
28.04.1961 Wieder einmal besuchte uns Herr Dr. Dege von der Päd. Akademie
Dortmund mit 73 Studenten (innen). Der Besichtigung der Schule ging eine heimatkundliche
Wanderung um den Sundern voraus, an der auch die Schüler der Oberklasse mit Herrn
Benfer teilnahmen.
06.05.1961 Tag des Baumes 1961
08.05.1961 Wahl der Schulpflegschaft 1961/62: Es wurde der bewährte bisherige
Vorsitzende Herr W. Alte wiedergewählt. Seine Stellvertreter wurden Frau Math.
Schrader, Schriftführer Herr Kollege Getzlaff.
Pfingstferien vom 19. Mai - 29. Mai 1961
29.05.1961 Frau Koch übernahm die verwaiste Klasse und stieg tapfer in die Arbeit
ein. Leider erkrankte sie vom 12.06. - 16.06. und vom 21.06. - 26.06.1961. Hinzu kam
die Erkrankung von Frl. Wollenberg in der Woche vom 05.06. - 10.06., so dass eine
weitere Kraft - Frl. Fazius - von der kath. Schule Ohle 3 Tage aushalf.
17.06.1961 Feierstunde zum Tag der deutschen Einheit. Es nahmen die oberen
vier Jahrgänge teil.
Ende Juni 1961 Es sei vermerkt, dass uns der verhältnismäßig kühle und
regnerische Monat 3 Sonnentage mit großer Hitze bescherte, an denen das Thermometer
um 10 Uhr über 25 Grad im Schatten anzeigte. Es gab nach der 3. Stunde hitzefrei.
13.07.1961 Feierliches Gedenken an den verstorbenen Kollegen Fritz Getzlaff,
zu dem auch der erkrankte Kollege Schulte erschienen war. Aus diesem besonderen
Anlass war das Kollegium zusammengetreten, um dankbar des verewigten Kollegen zu
gedenken. Der Heimgegangene war eine geschätzte und beliebte Erzieherpersönlichkeit,
die, ausgestattet mit reichen pädagogischen Gaben, durch Vorbild, Fleiß und Treue
in Bescheidenheit vier Jahrzehnte an der Schule in Segen gewirkt hat.
20.07.1961 Sommerferien vom 20.07. - 24.08.1961.
24.08.1961 Kollege Peter Neuhaus tritt heute seinen Dienst an.
Pankow macht das letzte Tor zu - Errichtung der Schandmauer
Ehrenbürgerrecht für Herrn Walter Pfeiffer Pl. Ohle
04.09.1961 Die Oberklasse unter Herrn Benfer war vom 04.09. - 17.09.1961
auf Studienfahrt in das Maingebiet und besuchte die Jugendherbergen Frankfurt
a. Main, Amorbach i. Odenwald und Marburg a. d. Lahn. Es nahmen teil 35 Schüler/
innen. Als weitere Aufsicht fuhr Frau Magdalene Schröder mit.
17.09.1961 Bundestagswahl. CDU/CSU verlor die absolute Mehrheit. FDP
gewann fast 60 %, auch die SPD rückte auf. Koalitionsüberlegungen in Bonn laufen an.
12.10.1961 Elternabend am Donnerstag, 12.10.1961, im Feierraum. Die
Schüler berichteten in Wort und Bild von den Erlebnissen der Wanderfahrt an
den Main. "Wir wollen zur schönen Sommerzeit ins Land der Franken fahren!"
13.10.1961 Gemeinschaftsfest der Lehrerschaft auf dem Tanneneck.
26.10.1961 Abschiedsfeier des Kollegen Heinrich Schulte im Beisein des Schulrates
und des Kollegiums. Der Schulrat dankte dem zum 01.10.1961 vorzeitig pensionierten
Kollegen sehr herzlich und wünschte ihm noch einen frohen, langen Lebensabend.
28.10.1961 Die Arbeiten am Bau der Kläranlage schreiten rüstig fort.
Augenblicklich sind in Höhe des Ohler Eisenwerks wichtige Arbeiten im Flussbett
der Lenne imgange. Der Sammler wird an dieser Stelle durch das Bett der Lenne
geführt, was nicht ohne erheblichen technischen Aufwand möglich ist.
11.11.1961 Die Klassengemeinschaft im Jugendrotkreuz übergab heute Frl.
Arlt 30 gefüllte Faltschachteln - Inhalt je 4,- 5,- Mark - für die Kinder im Iran,
außerdem 1 Bildmappe eigener Zeichnungen und Drucke für Kinder in Afrika.
21.11.1961 Das Ulbricht-Regime mauert sich ein. Es hat damit begonnen, die
Mauer durch Berlin panzerfest zu machen. Das Brandenburger Tor wurde vermauert.
08.12.1961 Unsere Kinder brachten für unsere Brüder in der Ostzone gut
erhaltene Wäsche, Kleidungsstücke, Seife etc. mit, damit 12 große Pakete zum
Weihnachtsfest drüben ankommen.
09.12.1961 Die Oberklasse nahm an der Theaterfahrt teil: "Fledermaus"
v. Joh. Strauß.
13.12.1961 Jugendherbergsvater Richard Schirrmann gestorben. Der "Vater
der deutschen Jugendherbergen" und Begründer des Weltjugendherbergswerks ist
in der Nacht zum Donnerstag in seinem Heim Grävenwiesbach/Taunus im Alter
von 87 Jahren verstorben. Er wurde in Altena, dort, wo das Jugendherbergswerk
seinen Anfang nahm, beigesetzt. |