![]() (Quelle: Süderländer Tageblatt vom 31.12.1934)
Plettenberg, 31. Dez. Wieder floß ein schicksalreiches Jahr ins Meer der Ewigkeit.
Als getreuer Chronist gab das "Süderländer
Tageblatt" Kunde von dem Geschehen in Fern
und Nah, von allem, was die engere oder weitere Heimat berührt. Und so läßt ein kleiner
Streifzug durch die Zeitungsnummern dieses Jahres all das wieder lebendig werden, was
uns aus seinem Füllhorn das verklungene Jahr an Freud und Leid beschert hat.
Januar erbrachte in der Stadt 1425 und im Amt Plettenberg 1378 Mark. Am 11. 1.
erhielt unsere evgl. Volksschule ihr neues Namensschild "Martin-Luther-Schule". Der
schwerste Unfall des Jahres ereignete sich am 12. 1., an welchem Tage infolge Gasrohrexplosion
das Wohnhaus Selle in der Königstraße in die Luft flog und dabei 4 Personen unter den
Trümmern begrub. Am 23. 1. nahm Pfr. Dr. Klein im Hauptgottesdienst Abschied von der evgl.
Gemeinde, um sein neues Amt in Bochum anzutreten.
Im Februar erbrachte der Eintopfsonntag am 5. 2. in der Stadt Plettenberg 1287 und im Amt 1542 Mark.
Der März brachte am 1. 3. die Ernennung von Herm. Dunkel (Herscheid) zum Präsidenten der
Landwirtschaftskammer in Münster. Am selben Tage wurde Amtsbürgermeister Abel - Plettenberg in
den Ruhestand versetzt. Bald darauf erfolgte die endgültige Bestätigung des jetzigen
Amtsbürgermeisters Wahle. Am Eintopfsonntag (14. 3.) wurden in der Stadt 1447 und im Amt
2116 Mark gesammelt. Als Kuriosum ist der 24. März zu erwähnen, der infolge der Falschmeldung
"Hitler kommt nach Plettenberg" unsere Stadt mehrere Stunden in Festtaumel sah. Im April
erfolgte am 21. 4. ein eindrucksvoller
Aufmarsch der SA-Standarte 131 mit 5000 Mann auf dem Plettenberger Wieden. - Am 30. 4. endete der
Prozeß gegen den früheren Amtsbürgermeister Abel - Plettenberg wegen Untreue im Amt mit
einem Freispruch. Mai Am 14. 5. wurde Regierungsrat Dr. Bubner als Landrat des
Kreises Altena bestätigt. - Am 20. Mai wird gemeldet: die 19jährige Plettenbergerin
Gertrud Salgert wird beim Reichsberufswettkampf der Deutschen Jugend Reichssiegerin
der Jung-Schneiderinnen. - Am 25. 5. wurde der frühere k. Bürgermeister der Stadt
Plettenberg, Walter Hermens, von der Hagener Strafkammer zu 1 Jahr 9 Monate Gefängnis
wegen Amtsunterschlagung verurteilt.
Der Juni erreichte seinen Höhepunkt für unsere Vaterstadt am 17. mit
dem altüberlieferten Plettenberger Schützenfest.
Juli
Das Freibad der Stadt Plettenberg, gleich ausgezeichnet
durch hervorragende Lage
wie durch moderne Einrichtung, wurde am 1. 7. in
feierlicher Weise eröffnet. Am 8. Juli konnte
das 10. Grüner Schützenfest
gefeiert werden, und am 24. feierte die älteste Einwohnerin von
Stadt und
Amt Plettenberg, Frau Wwe. Minna Schulte (Grünestraße) ihren 97. Geburtstag.
Im August
warf die schmerzliche Nachricht vom Tode Hindenburgs ihre
Schatten auch nach Plettenberg, und durch eine Trauerparade des SA-Sturmbanns
III/131 sowie der politischen Leiter und der NSBO auf dem Wieden wurde am
7. 8. das Andenken des toten Helden geehrt. - Der 11. 8. brachte 600 "Kraft
durch Freude"-Fahrer aus dem Ruhrgebiet nach Plettenberg. Am 19. wurden bei
der Volksabstimmung über die Vereinigung von Reichskanzleramt und
Reichspräsidentschaft in der Stadt Plettenberg 89 %, im Amt Plettenberg 92,4 %
und im Amt Herscheid 91 % Ja-Stimmen abgegeben. Das Herscheider Gemeindehaus
wurde am 12. eingeweiht, am 25. berührte die Saartreuestaffel Helgoland-Ehrenbreitstein
unsere Stadt, und am 27. konnte der Wehrverein Himmelmert auf ein 50jähriges
Bestehen zurückblicken.
September
Am 1. 9. erfolgte die feierliche Vereidigung des Bürgermeisters
und des Beigeordneten von Plettenberg. Am folgenden Tage konnte die kath.
Kirche in Eiringhausen die 25. Wiederkehr ihrer Einweihung feiern. Am 8. blickte
der Plettenberger Männergesangverein auf eine ununterbrochene Wirksamkeit von
7 Jahrzehnten zurück. Auf dem Reichsparteitag in Nürnberg wurde am 9. 9. vom
Führer und Reichskanzler das neue Feldzeichen der Standarte 131 "Lenne" dem
Standartenführer Kirchhoff - Plettenberg übergeben. Am 16. fand in Herscheid
die diesjährige landwirtschaftliche Kreisschau statt, die 15.000 Menschen in
das stille Herscheid führte. Die SA-Radfernstaffel Berlin-München passierte
am 22. 9. Eiringhausen.
Der Oktober
brachte in seinen ersten Tagen den Abschluß der Plettenberger
Badesaison, die insgesamt 20.000 Besucher ins Freibad geführt hatte. Ferner
wurden 23 Siedlungen des Ohler Eisenwerkes in der "Papenkuhle" in Angriff
genommen. Der 14. brachte die Grundsteinlegung zum kath. Kirchenneubau in
Plettenberg und der 16. eine Sauerland-Sendung des Westdeutschen Rundfunks,
in deren Verlauf auch der Plettenberger Schützenmarsch sowie ein
heimatkundlicher Vortrag von Rektor Weimann - Plettenberg übertragen wurde.
November
Am 9. 11., dem Heldengedenktag der nationalsozialistischen
Bewegung, erfolgte die Ernennung von Obersturmbannführer Kirchhoff - Plettenberg
zum Standartenführer. Die große Kleintierschau in Plettenberg lockte am 17.
November 3.000 Besucher in die Schützenhalle. Die Eintopfsammlung am 18. 11.
erbrachte in der Stadt 1148 und im Amt 1314 Mark, während für das am 28. in
Plettenberg ausliegende "Goldene Buch" des WHW (Winterhilfswerk) insgesamt
8.046 Mark gezeichnet wurden.
Im Dezember,
dem letzten Monat des Jahres, blickte das Plettenberger
Krankenhaus am 3. 12. auf eine 40jährige Wirksamkeit zurück. Die Sammlungen
am "Tag der nationalen Solidarität" (8. 12.) ergaben in der Stadt 570, im
Amt Plettenberg 503 und im Amt Herscheid 500 Mark zugunsten der Winterhilfe.
Vom 15. bis 22. Dez. veröffentlichte das S.T. eine Artikelserie von Dr.
Crone - Plettenberg unter dem Titel "Im Schatten des Titanen (Ein Plettenberger
besucht Hindenburgs Tochter)". In diesem Monat vollbrachte das Winterhilfswerk
in unserer Heimat eine Höchstleistung: Es wurden nicht nur am Eintopfsonntag
annähernd 2500 Mark (Stadt 1162, Amt 1328 Mark) gesammelt, sondern am
Weihnachtsfest konnte die NS-Volkswohlfahrt insgesamt 2500 Volksgenossen in
Stadt und Amt eine Weihnachtsfreude bereiten.
Das Jahresende
ist ein Zeitpunkt der Besinnung, wo wir den Blick zurücklenken
auf die Wegstrecke des letzten Jahres und uns zugleich der Aufgaben bewußt
werden, die das kommende Jahr für und noch birgt. Und wenn wir aus dieser
Schau das Jahr 1934 würdigen, so können wir feststellen, daß es für unser
Volk nicht verloren war. Unter starker Führung hat unser Volk eine Schicksalswende
erzwungen, die auch an unserer Heimat nicht spurlos vorüberging. In unseren
Fabriken schlagen die Hämmer wieder den ewigen Takt der Arbeit, unsere Schornsteine
rauchen wieder und zufriedene Menschen können der langersehnten Arbeit nachgehen.
Und so wollen wir voll Hoffnung und Selbstvertrauen den Fuß über die Schwelle
des neuen Jahres setzen, das unser Volk wieder ein Stück vorwärts bringen soll
auf seinem Wege zu Freiheit, Frieden und Arbeit. |