Quelle: Süderländer Tageblatt vom 23.04.1934

Aufmarsch der SA-Standarte 131 mit 5000 Mann
Die Stadt im Festkleid - Großes Feuerwerk - Denkmalbeleuchtung - Standartenappell - Festgottesdienst - Fahnenweihe - Propagandamarsch - Große Kundgebung im Wieden mit stellvertr. Gauleiter Stürk - Plettenberg ein Heerlager - Allenthalben Begeisterung und Jubel für die braunen Kämpfer Adolf Hitlers


Plettenberg, 23. April. Die hiesige Bevölkerung steht noch völlig unter dem gewaltigsten Eindruck dieses Aufmarsches, den die Stadt wohl je erlebte. 4000 bis 5000 SA-, SS- und NSKK-Männer mögen es wohl gewesen sein, die Plettenberg gestern bevölkerten, die durch die Straßen marschierten für ihren Führer Adolf Hitler, für die revolutionäre nationalsozialistische Idee, für ihr Volk und Vaterland.

Der Höhepunkt des Ganzen war vielleicht der Vorbeimarsch in der Wilhelmstraße, den der Standartenführer und der stellvertretende Gauführer abnahmen. Es mögen die verschiedensten Gedanken gewesen sein, die beim Anblick dieser disziplinierten Truppe die zahlreichen Zuschauer bewegten, sicher aber mußte jeder, der für den Bestand des nationalsozialistischen Staates noch irgendwelche Zweifel hegte - und solche Volksgenossen soll es immer noch geben - nun endgültig einsehen, daß die SA, von der wir gestern nur einen kleinen Teil zu sehen bekamen, sofern sie nur irgend zu ihrem Führer steht, woran nicht im geringsten zu zweifeln ist, ein Machtinstrument darstellt, an dem jeder innere Widerstand gegen den Führer und sein Wollen elend zerschellen muß.

Plettenberg im Festschmuck
Unsere Heimatstadt hatte festlichen Schmuck angelegt. Von den Dächern, über den Straßen flatterten Fahnen, von der Spitze des Hestenberges grüßte das Hakenkreuzbanner herab, viele Häuser waren mit frischem Grün geschmückt, die Autobusse und Kleinbahnzüge der Plettenberger Straßenbahn waren mit Fähnchen und Girlanden verziert, die ganze Stadt atmete Festesfreude und Jubel, und stolz trugen ihre Bürger die Aufmarschplakette. Selbst das Wetter, das doch im Laufe der letzten Woche recht launisch war, hatte ein Einsehen und verschonte uns - wenigstens bis in die gestrigen frühen Abendstunden, als der Aufmarsch und die Kundgebung im Wieden beendet waren - mit Regen.
So wirkten Menschen und Natur zusammen, um dem gestrigen Tag den äußeren Rahmen zu geben, der ihm in Anbetracht der vielen Mühen und Opfer unserer SA-Männer gebührte.

Der Samstagabend
Um 5 Uhr am Samstagabend krachten die Böller. Das war für die Bevölkerung das Zeichen: Fahnen heraus! Allmählich belebten sich die Straßen der Stadt. Immer größer wurde die Menschenmenge, die unablässig durch die Straßen flutete. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus - hier konnte man förmlich fühlen, wie die Erwartung des Kommenden alle erfaßt hatte und an aller Nerven riß. Dann senkte sich der Abend nieder. Über dem Ehrenmal auf dem Hirtenböhl flammte das Hakenkreuz aus elektrischen Birnen auf, symbolhaft weithin strahlend durch die einbrechende Nacht, unbezwingbar durch das Dunkel, ja dieses selbst überwindend und Beherrschend.

Vor dem Hotel "Zum Schwarzenberg" formierte sich der Musikzug II/131, begleitet von einigen Fackelträgern, zum Marsch durch die Stadt und dann zum Bahnhof Haltepunkt am Fuße des Hestenberges, wo er zu nächtlicher Stunde konzertierte.

Durch den nachtschwarzen Wald des Hestenbergs schleicht es, zunächst wenige, dann immer mehr und mehr, reges Leben pulsiert zu ungewöhnlicher Stunde auf den dunklen Wegen und Pfaden. Unten liegt die erleuchtete Stadt, von der Höhe grüßt das Ehrenmal, nun von weißem und rotem Scheinwerferlicht erleuchtet, und das strahlende Hakenkreuz, zu Füßen spielt der Musikzug - wahrlich ein nicht alltägliches Bild. - Immer mehr beleben sich die Straßen und auch die anderen Höhen rings um die Stadt.

SA-Appell
Sonntagmorgen 6 Uhr Wecken. Der Spielmannszug zog mit Trommeln und mit Pfeifen durch die Stadt. Dann kroch das Leben heraus aus den Häusern, wuchs immer mehr an in den Straßen. Von Eiringhausen, aus dem Else- und Oestertal kamen die braunen Scharen. Alle strebten sie einem Ziele zu, dem Wieden, wo der Standartenappell stattfinden sollte.

Gegen 9.45 Uhr waren alle 4 Sturmbanner angetreten. Der Wieden voll brauner Kämpfer. Zwei Großlautsprecher trugen die Befehle über den ganzen Platz. Minuten geduldigen Wartens. Dann Kommandos: "Stillgestanden! Augen rechts!" - der Präsentiermarsch erklang. Von der Königstraße her kam Standartenführer [Alfred] Kirchhoff mit seinem Stab, begab sich auf den Balkon der Schützenhalle: "Heil Standarte 131!" - "Heil Standartenführer!" "Augen geradeaus!" "Rührt euch!" Dann scharfe Musterung, hier bessere Richtung, da nicht zu dicht aneinander, dort mehr Tuchfühlung.

Dann wieder Kommandos. Brigadeführer Escher, Lüdenscheid, erschien. "Heil Standarte 131!" - "Heil Brigadeführer!" Und dann sprach der Brigadeführer zur SA, ehemals seine Standarte, sprach von dem Kampf, den es noch auszufechten gilt gegen diejenigen, die immer noch den nationalsozialistischen Staat von den verschiedensten Seiten zu unterminieren suchten, sprach von dem Geiste des Führers, der auch die Standarte 131 beherrsche: Es gehe nicht um eine Partei, es gehe um das Volk, um das Wohl des Volkes. Jeder SA-Mann müsse den Geist des Kämpfers in sich tragen, wie ihn der Führer braucht, zur Vollendung seines Werkes.

Brigadeführer Escher schritt durch die Reihen der SA, musterte jeden mit scharfem Blick, sprach mit diesem und jenem ein kurzes Wort . . . Lange dauerte der Appell, und es war fast 11 Uhr, als der Brigadeführer mit seinem Stab an dem letzten Mann vorbeigegangen war. - Ein Geistlicher, Pfarrer Haumann aus Meinerzhagen, trat ans Mikrophon. Über dem Platz erscholl der Gesang des Niederländischen Dankgebets. Der Feldgottesdienst begann.

. . .


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
58849 Herscheid, Tel.: 02357/903090, E-Mail:webmaster@plbg.de