WAZ Dorsten 11.03.2000 Erste Firma tritt dem Stiftungsfonds bei
"Die Firma wird das öffentlich
machen", sagte Lambert Lütkenhorst. Zunächst aber wollen Jochen Schräjahr
und Josef Ulfkotte "alle Firmen an einen Tisch bringen". Anlass für das
gestrige Gespräch im Rathaus war ein "Zwischenbericht" zu den Recherchen der
beiden Lehrer und Historiker in Sachen Zwangsarbeit - und ein Appell an Zeitzeugen, sich mit
ihrem Wissen zu melden.
"Es sollte niemand eine falsche Scheu haben", betonte Josef Ulfkotte.
Schließlich gebe es auch "viele positive Erfahrungen" aus den Jahren 1939
bis 1945 zu berichten. So halte eine Rhader Familie noch immer Kontakt zu einer Polin, die
ihre Erlebnisse als junges Mädchen inzwischen in einem Buch veröffentlicht habe.
Auch diese Quelle wollen die Historiker auswerten. Allein in Lembeck gab es vier Lager,
belegt mit 14 bis zu 95 Zwangsarbeitern für die Bauernhöfe. Insgesamt fanden die
Forscher 35 Lager dokumentiert - das größte mit 1000 Arbeitern. Deren Gesamtzahl,
so Josef Ulfkotte, "lässt sich wahrscheinlich nie mehr genau sagen". Eine
Quelle, ein Ratsprotokoll von 1944, spricht vage von "7000 bis 8000 Fremden". Das
waren mehr als ein Fünftel der damaligen Bevölkerung im heutigen Dorstener
Stadtgebiet. Josef Ulfkotte nennt die Zwangsarbeit "ein Phänomen, mit dem jeder
zu tun hatte".
"Bis in den Handwerks-Betrieb hinein", so VHS-Direktor Franz-Josef Stevens, konnte
keine Firma ohne Zwangsarbeiter auskommen. Schon deshalb, glaubt Josef Ulfkotte,
"müsste jedermann" - über 60 - " dazu etwas sagen können"
- und seien es Kindheits-Erinnerungen an die Fremden mit den "SU" und
"P"-Abzeichen, die selbst gebasteltes Spielzeug als Zubrot verkauften.
Die beiden Historiker im Auftrag der Stadt suchen auch solche Erinnerungs-Stücke neben
alten Fotos und Korrespondenz. Ihr Anliegen wollen sie allen örtlichen Heimatvereinen
vortragen: "Wir möchten über jedes der 35 Lager etwas wissen", betont
Josef Ulkotte. Lambert Lütkenhorst versichert: "Wir werden die Ergebnisse
dokumentieren" - und zwar im Jahr 2001 des Stadtjubiläums. Für Josef
Ulfkotte wäre das "ein vorläufiges Endergebnis". Für ihn und
seinen Kollegen ist das Thema auch dann noch nicht abgeschlossen. raw
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