100 Jahre Köbbinghauser

Wasser-Interessengemeinschaft

von 1900 bis 2000

von Wilhelm Lill und Horst Hassel Ó
(Köbbinghausen, 10. August 2000)

. . . wie die Leitung am bequemsten
die Dorfstraße erreichen kann . . .

Als am 1. Juli 1888 im Stadtzentrum von Plettenberg die erste Wasserleitung in Betrieb genommen wurde, sah man in den kleineren Ortschaften am Stadtrand noch lange keine Notwendigkeit für solch eine Einrichtung. 3.400 Einwohner hatte Plettenberg zu dieser Zeit. Die Wasserversorgung erfolgte überwiegend aus Brunnen, den damals sehr sauberen Bächen sowie wasserführenden Siepen. Hygienische Gründe wurden im Stadtzentrum zur Aufgabe der Brunnen und den Bau einer Wasserleitung angeführt. An abseits von Bächen oder sehr hoch gelegenen Bauernhöfen erfolgte die Wasserversorgung noch über Jahrzehnte über selbst gebohrte Brunnen.

In Köbbinghausen dürften damals auch von Hand abgetäufte Brunnen sowie hölzerne Wasserrinnen in Bachnähe den einen oder anderen Hof mit Wasser versorgt haben. Körperlich schwere Arbeit in Form von Wasserschleppen war angesagt, wenn das Vieh getränkt oder Wasser für die Wäsche benötigt wurde. Nicht nur lebenswichtig, sondern überlebenswichtig war Wasser zudem dann, wenn ein Feuer ausgebrochen war.

Für solche Brandfälle waren Brunnen denkbar ungeeignet. Auch der durch Köbbinghausen in Richtung "Else" fließende Bach hätte zur Löschversorgung kaum ausgereicht. Dieser Bach kam aus dem Steilhang zwischen den jeweils 510 Meter hohen Bergen "Bauckhahn" und "Stürweken" bei Dingeringhausen. Seine sehr ergibige Wassermengen zu nutzen, und zwar in einem Bereich den man "Geltenborn" nannte, hatten sich die von der Landwirtschaft lebenden Köbbinghauser Bürger vorgenommen, als sie fast genau 12 Jahre nach der Inbetriebnahme der ersten Wasserleitung in der Stadtmitte, nämlich am 10. Juli 1900, den Bau einer eigenen Wasserleitung in Angriff nahmen. 1907 hatten sich bereits alle 16 Köbbinghauser Hausbesitzer an die Wasserleitung angeschlossen.

Die Köbbinghauser Bürger waren mit ihrem Engagement zur Einrichtung einer gemeinsamen Wasserversorgung sehr fortschrittlich. In anderen Plettenberger Ortsteilen dauerte es zum Teil noch etliche Jahre, ehe sich dort Wassergenossenschaften etablierten. 1911 wurde in Himmelmert eine Wasserversorgung aufgebaut, Ende 1929 gründete Bremcke eine Wassergenossenschaft, im Oktober 1936 weihten die Dingeringhauser Bürger ihre Wasserleitung ein, 1937 startete Selscheid mit dem Bau einer Wasserleitung, im September 1937 begannen die Arbeiten für den Bau der Landemerter Wasserleitung, in der Hechmecke gründete man im Jahre 1938 eine Wassergenossenschaft, der Else-Wasserverband wurde im November 1942 ins Leben gerufen.

Im Oktober 1892 bekamen die Holthauser eine eigene Wasserleitung, um die Jahrhundertwende wurde in Eiringhausen eine Wassergenossenschaft ins Leben gerufen, die seit 1949 die ehemaligen Stollen der Gruben "Emilie" und "Theodore" zur Wassergewinnung nutzt. Seit 1911 wird das Wasser in der Grube "Franziska" von der Wassergenossenschaft Holthausen zur Wassergewinnung aufgestaut.

Gewinnungsanlage am ‘Geltenborn‘

10 Köbbinghauser Männer unterzeichneten also sehr weitsichtig im Juli 1900 einen Vertrag, der den Bau einer gemeinsamen Wasserleitung für das Dorf Köbbinghausen vorsah. Ziel des Vertrages war laut Originaltext:

"Die zu erbauende Wasserleitung soll im Berge sogenan(n)t ‘Geltenborn‘, Eigenthum des Landwirts Heinrich Mürmann in Köbbinghausen, ihre Gewinnungsanlage erhalten; von dort auf das Dorf zu und zwar so, wie die Leitung am bequemsten die Dorfstraße erreichen kann, und dann so weiter bis jedem Interessenten in der Behausung".

Besonders wichtiger Vertragsbestandteil war für die Gründungsväter der Wasserversorgung die dauerhafte Sicherung der Parzelle, auf der die Gewinnungsanlage lag:

"Der Eigenthümer des Berges, wo die Wassergewinnung Anlage gemacht wird, erlaubt diese Anlage unwiderruflich, auch die Fortführung durch seine Bergparzelle auf daß Dorf Köbbinghausen zu, ohne jegliche Vergütung," hieß es gleich in § 2 des Gründungsvertrages.

Folgende Köbbinghauser Bürger waren zur Gründung der Wasser-Interessengemeinschaft zusammengekommen:

Johannes Schulte, Heinr. Mürmann, H. Vieregge, P. D. Seuthe, Fr. Hurst, E. Fuchs, C. Geck, August König, W. Höfinghoff und Joh. Schröder. Sie legten fest, daß eine Commission, bestehend aus den Herren Heinrich Mürmann, Johannes Schulte und Peter Diederich Seuthe, beauftragt werden, mit Unternehmern zu verhandeln, um die Wasserleitung bauen zu können. Die Commission erhielt die Vollmacht, "alles in Sachen Wasserleitung zu thun und zu unternehmen."

Durch eine Umlage in Höhe von 230 bis 598 Mark unter den Gründern der Wasserleitung kamen 4.006 Mark zusammen. Rendant Peter Diederich Seuthe hatte diesen Betrag zu verwalten. Schon wenige Wochen nach der Gründungsversammlung, am 11. August 1900, schlossen die Herren Johannes Schulte, Peter Diederich Seuthe und Heinrich Mürmann mit dem Klempnermeister Gustav C. Werle einen Werkvertrag. Danach verpflichtete sich der Eiringhauser Klempnermeister, bis zum 1. November 1900 "die Leitung fertig zu stellen" und "für allen Schaden bei nicht Innehaltung des Termins" aufzukommen.

Die Wasserleitungs-Anlage wird von Gustav C. Werle pünktlich in Angriff genommen worden sein, denn schon am 22. September 1900 schreiben die Vertreter der "Cöbbinghauser Wasserleitung" (damals noch mit C am Anfang) hochoffiziell an den Vorsteher des Amtes Plettenberg, Amtmann Vorwerck, mit Blick auf den kurzfristig anstehenden Baubeginn der Wasserleitung:

". . . erklären wir Unterzeichneten als Vertreter der Leitungsanlage uns bereit und verpflichten uns, bei Ausbruch eines Feuers in unserer Ortschaft genannte Wasserleitung zur Löschung des Feuers zur Verfügung zu stellen und auch die Anlage so einzurichten, daß unsere Ortschaft mit der Leitung vollständig beherrscht werden kann.

So ganz ohne Gegenleistung war diese Erklärung natürlich nicht. Sie erfolgte unter dem Vorbehalt, daß "uns drei Hydranten, ein Standrohr und 130 m Schläuche vergütet werden." Amtmann Vorwerck war mit dieser Bitte schnell fertig. Er schrieb am nächsten Tag den Köbbinghauser Wassergenossen, die Gemeinde-Vertretung lehne die Übernahme "der halben Kosten aus Prinzip ab, wie das schon bei anderen Wasserleitungen geschehen" sei.

Im Jahre 1907 begrüßt die Wasserleitung Köbbinghausen als neue Mitglieder die Herren Wilhelm Lindemann, August Gregori, Heinrich Stahlschmidt, H. Schürmann, Wilh. Weyer und die Witwe H. Schäfer.


Fortsetzung II. Teil