Zusammenarbeit mit der Gemeinde?
"Halten wir für zwecklos!"

Die technische Ausstattung und der Auftragsumfang für die Wasserleitung ist aus der Rechnung des Klempnermeisters Werle detailliert ersichtlich. Ein Fragebogen (ohne Datum, vermutlich aber nach 1907) für die Gesundheitsbehörde, den Geschäftsführer Heinrich Stahlschmidt ausgefüllt hat, stellt folgende Daten über die Köbbinghauser Wasserleitung fest:

  1. Die letzte Untersuchung der Wasserleitung hat beim Bau der Anlage 1900 stattgefunden.
  2. Das Rohrnetz (Zuleitung ins Dorf) ist ca. 300 Meter lang, die Länge der Verteilungsleitungen beträgt ca. 900 Meter.
  3. Die Zahl der Hausanschlüsse beträgt 20. Sämtliche Eingesessenen sind Mitglied.
  4. Ein Hochbehälter mit 30 cbm Inhalt ist vorhanden.
  5. Am höchsten und am niedrigsten Wohnhaus beträgt der Wasserdruck 3 ½ Atü.
  6. Rund 110 Meter Rohre liegen in öffentlichen Wegen.
  7. Hochbehälter und Wasserleitung wurden 1900 verlegt. Für die Rohre wurden Guß- und Bleirohre verwendet.
  8. Der durchschnittliche Wasservorrat beträgt 30
  9. Kubikmeter. Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung hat es nicht gegeben.
  10. Wassergeld wird von den Mitgliedern nicht erhoben, nur Mieter zahlen jährlich 6 Mark Wassergeld. Wasseruhren sind nicht installiert.

Der jährliche Verwaltungskostenaufwand der Wasser-Interessengemeinschaft wurde mit 0,00 Mark, das vorhandene Barvermögen mit 123,23 Mark angegeben. Für Löschwasserzwecke waren drei Hydranten vorhanden.

Auf eine Zusammenarbeit mit dem Amt Plettenberg waren die Köbbinghauser nicht erpicht, denn auf die Frage "Ist die Genossenschaft zur Zusammenarbeit mit der Gemeinde bereit?" antwortere Heinrich Stahlschmidt: "Unter den obwaltenden Verhältnissen halten die Genossen solche für zwecklos."

Köbbinghausen gründet eine Brandwehr

Um bei Ausbruch eines Brandes "das Feuer sofort im Keim zu ersticken bzw. löschen zu können", gründeten die Köbbinghauser Bürger am 1. Juli 1907 eine "Brandwehr". Vorangegangen waren dieser Gründung Übungen der Holthauser Feuerwehr, bei denen die Blauröcke ohne Rücksprache mit der Wasser-Interessengemeinschaft Löschwasser aus den Hydranten entnommen hatten. Nach Rücksprache mit dem Amtmann wurde beschlossen, den Holthauser Wehrleuten die Benutzung der Hydranten zu Übungszwecken "auf vorherige Anfrage" eine halbe Stunde lang zu gestatten. "Ohne Erlaubnis einzuholen ist die Benutzung zu Übungszwecken verboten!" stellen die Köbbinghauser fest und drohten der Holthauser Feuerwehr bei Nichtbeachtung mit einer Geldstrafe von 30 Mark.

In der Gründungsversammlung der Köbbinghauser Brandwehr am 1. Juli 1907 wurde Johann Schulte sen. zum Kommandoführer, August Gregory zu seinem Stellvertreter gewählt. Hydrantenführer wurde Heinrich Stahlschmidt, sein Stellvertreter war Th. Siepmann. Als "Schlauchhalter" wurden eingesetzt: August König, Joh. Schröder, E. Fuchs, H. König, E. Geck und H. Schäfer. "Rohrführer" wurden August Mührmann und Wilhelm Mäckeler. An die Leitern mußte im Ernstfall die Steigermannschaft mit den Brandwehrmitgliedern Albert Gregory, W. Lindemann, Gustav Schröder, F. Hurst jr., W. Weyer und Joh. Schulte jr.. Zur "Ordnungsmannschaft" zählten F. Hirst sen. und P. D. Seuthe. Viermal jährlich sollten Übungen durchgeführt werden, um die Gerätschaften im Rahmen einer "Löschprobe" zu testen.

Der Ärger mit den Holthauser Wehrleuten zog sich offenbar hin. Am 4. Februar 1908 wurde erneut beschlossen, daß "sich die Holthauser Wehr zu Übungszwecken vorher anzumelden habe".


Der erste Hochbehälter der Köbbinghauser Wassergenossenschaft

Im Mai 1930 wurde ein Schlußstrich gezogen. Ganz offiziell stellte die Köbbinghauser Wasser-Interessengemeinschaft die Hälfte des Fassungsvermögens ihres Hochbehälters von 15 Kubikmetern für allgemeine Feuerlöschzwecke zur Verfügung. 1945 wurden dann die im Dorf befindlichen Schläuche, Standrohre etc. von der Stadt Plettenberg enteignet. Geschäftsführer Paul Schröter wurde im September 1949 beauftragt, bei einer evtl. Neuanschaffung von Feuerlöschschläuchen bei der Provinzial-Feuerversicherung und bei der Stadt um Zuschüsse nachzufragen. Die dann angeschafften Schläuche und Standrohre und Schlüssel wurden bei Otto Haase im Schuppen untergestellt.

 

Quelle neu gefaßt und Anwohner des
Köbbinghauser Hammer angeschlossen

Im November 1957 wurde eine Neufassung der Quelle beschlossen. An den Kosten wurden die angeschlossenen Bürger pro Kopf und pro Stück Großvieh beteiligt. Für die Mieter unter den Wasserbeziehern wurde eine gesonderte Regelung geschaffen. Hand- und Spanndienste wurden zusätzlich gefordert. Wer dazu keine Zeit hatte, mußte 5 Mark als Ersatz bezahlen. Fertiggestellt war die neue Quellfassung am 2. Mai 1959.

1960 wurde der schlechte Zustand des Hochbehälters beklagt. Durch Undichtigkeiten ging Wasser verloren. Im August 1962 hatte man u.a. deswegen den Kreiskulturbaumeister Ginsberg sowie den Stadtwerke-Leiter Stengel eingeladen. Ginsberg legte die städtischen Pläne zur Erschließung des Industriegebietes Köbbinghauser Hammer vor. Mit Blick auf den schlechten Zustand des Köbbinghauser Hochbehälters sowie die künftig notwendige Versorgung der Industrie wies Ginsberg auf die wahrmutlich erforderliche Neugründung eines Wasserbeschaffungsverbandes und evtl. den Bau eines neue Hochbehälters mit entsprechend hohen Kosten hin.

Während Ginsberg als Lösung die weitere Verwaltung und Übergabe der Wassergewinnungsanlage und der Leitungen an die Stadt anregte, sprach sich Paul Schröter mit Unterstützung der Köbbinghauser Wassergenossen für die weitere Selbständigkeit und Wahrung der Tradition aus. Überschüssiges Wasser aus Köbbinghausen könne man der Stadt zur Verfügung stellen.

Vor dem Hintergrund der notwendigen Sanierung des Hochbehälters wurde die Frage einer Zusammenlegung der Köbbinghauser Wasserversorgung mit der Stadt Plettenberg in einem "Aktionsausschuß" weiter beraten. Im Oktober 1962 trafen sich in diesem Ausschuß Stadtdirektor Leopold Lenjer, Stadtamtmann Walter Hiekel, Stadtinspektor Stengel und die Köbbinghauser Wassergenossen. Letztere verlangten bei Übernahme der Wasserversorgung durch die Stadt "für die Besitzer der Wasserleitung 99 Jahre unentgeltliches Wasser".

Der Werkausschuß der Stadt diskutierte dieses Angebot und machte einen Gegenvorschlag, mit dem die Köbbinghauser aber nicht einverstanden waren.

Stadt drohte mit Enteignung, doch die
Köbbinghauser blieben unnachgiebig!

Die Köbbinghauser blieben unnachgiebig. Die Übernahme der Wasserleitung durch die Stadt wurde abgelehnt. Man blieb bei der Forderung, 99 Jahre kostenfrei mit Wasser versorgt zu werden. Man war aber bereit, die Wassergewinnung zu übergeben, wenn die Stadt einen neuen Hochbehälter erstelle. Die Köbbinghauser würden dann ihr eigenes Rohrnetz weiter eigenständig unterhalten und die Wasserverteilung wie bisher selbst vornehmen.

Die Stadt fuhr daraufhin schärfere Geschütze auf. Sie drohte mit zwangsweiser Enteignung der Interessengemeinschaft. In einer weiteren Verhandlung kam es doch noch zur Einigung mit der Stadt: Ein neuer Hochbehälter von zweimal 100 Kubikmetern wurde durch die Stadtwerke - unter finanzieller Beteiligung der Interessengemeinschaft Köbbinghausen (die entsprach einem Speichervolumen von 30 Kubikmetern) – errichtet.

Am 27. Februar 1965 wurde mit der Stadt ein Vertrag abgeschlossen, wonach die Stadt den Köbbinghausern das Nutzungsrecht und die Quellfassung mit Sammelbrunnen und die beiden Rohrleitungen von dort zum Hochbehälter kostenlos und unwiderruflich zur Mitbenutzung zur Verfügung stellt.

Die Stadt Plettenberg wurde verpflichtet, die gesamten Anlagen auf ihre Kosten zu unterhalten und zu überwachen. Mit diesem Vertrag hatte die Stadt die Versorgung des Industriegebietes mit Trink- und Löschwasser gesichert, die Wasserinteressengemeinschaft Köbbinghausen ihrerseits sicherte sich damit die weitere Trinkwasserversorgung für Köbbinghausen und die Anwohner des Köbbinghauser Hammer.


1965 einigten sich die Stadt und die Köbbinghauser Wasser-Interessen- gemeinschaft auf den Bau eines neuen Hochbehälters mit finanzieller Beteiligung der Köbbinghauser. Foto: H. Hassel

In den Jahren 1957 und 1959 beantragten die Anwohner des Köbinghauser Hammer die Versorgung mit Trinkwasser aus Köbbinghausen. Eine Zusage erhielten die Antragsteller in der Versammlung vom 8. September 1959. Noch im gleichen Jahr haben daraufhin die Antragsteller Trapp, Heese, Hohage, Neufeld sowie die Firmen Arens, Biecker und W. Wagner auf eigene Kosten eine zweizöllige Kunststoffleitung verlegt und sich seither mit Köbbing-Wasser versorgt. Es mußte ein Anschluß- beitrag gezahlt werden. Die Verbrauchsabrechnung erfolgte nach Wasseruhren. 1961 wurde mit August Koczelnik ein weiterer Anwohner des Köbbinghauser Hammer an die Köbbinghauser Wasserleitung angeschlossen.

Als 1978 eine Leitung der Westfälischen Ferngas im Ort verlegt wurde, nutzte die Wasser-Interessengemeinschaft dies unter Mitnutzung des Gasrohr-Grabens zur Verlegung einer zweiten Kunststoffleitung von 2 Zoll Durchmesser vom Hochbehälter zum Sammelbrunnen. Bei dieser Gelegenheit wurde die Quelle in Klinkersteine gefaßt und begehbar gemacht.

Ausgewechselt wuden die alten gelöcherten Rohre. Sie wurden durch Kunststoffrohre ersetzt. Das war erforderlich, weil sich die durchlöcherten Tonrohre immer wieder durch Wurzelwerk verstopft wurde. Abhilfe schaffte man früher durch Ausdrehen der Rohre.


Solche Wurzeln wuchsen im Laufe der Jahre durch die eigens zur Wassergewinnung durchlöcherten Tonrohre. Die Wurzeln mußten durch Bohren aus der Leitung entfernt werden.

Alle kamen zu den Dorf- und Reiterfesten


In den Jahren 1967 bis 1973 wurden durch den damaligen Geschäftsführer Paul Schröter Dorffeste organisiert. Unter Mithilfe der Dorfbewohner gelangen so viele fröhliche Feste, die auch von den übrigen Plettenbergern gerne besucht wurden. Der Überschuß aus der Dorffest-Kasse kam der Wasser-Interessengemeinschaft zugute. Von den Geldern wurde im Wesentlichen das Rohrnetz erneuert. Als 1973 der Besuch nur spärlich ausfiel, entschied man sich im Februar 1974 dazu, vorerst keine Dorffeste mehr zu veranstalten. Die noch vorhandenen Gegenstände wie Bänke, Stühle und ein Schießstand wurden 1975 verkauft.

 


Fortsetzung III. Teil