Das Haus Wilmink (vormals P. D. Wever) an der Ecke Grünestraße/Wilhelmstraße.

Das Haus Wilmink (vormals P. D. Wever, 1725: Färbers Haus)


Das alte Haus Wilmink (Archiv HH)

Text-Quelle: Plettenberg-Lexikon, H. Hassel 1997

Am 01. April 1890 verkündet der Kaufmann und Kürschnermeister Gerhard Wilmink per Annonce die Eröffnung eines "Hut-, Mützen- und Schirmgeschäftes" im Haus Röwenstrunk an der Wilhelmstraße; später erfolgte der Umzug in das Haus des Drogisten Borbeck (später Modehaus Otto) an der Wilhelmstraße.
1911 erwirbt Gerhard Wilmink das Geschäftshaus P. D. Wever an der Ecke Grünestraße/Wilhelmstraße (Foto links) und verlegt sein Geschäft dorthin. Nach dem Tode von Gerhard Wilmink am 11. Oktober 1924 übernimmt desse Wwe. Anna, geb. Tusch, am 20.12.1924 das Geschäft, daß von dem Sohn, Kürschnermeister Emil Wilmink, geführt wird. 1948 erfolgt die Übernahme der Pelzabteilung durch den Sohn von Emil Wilmink, Kürschnermeister Gerhard Wilmink.
Im August 1953 erfolgt der Abriß und ein versetzter Neubau des Geschäftshauses, das in seiner Lage inzwischen zum Verkehrshindernis geworden war. Im Juli 1954 konnte der Neubau eingeweiht werden. 1973 stirbt Emil Wilmink, Gerhard Wilmink und seine Ehefrau Helga führen das Geschäft fort. 1989 tritt Kürschnermeister Jörg Wilmink in vierter Generation in das Unternehmen ein.


Quelle: Westfalenpost Plettenberg Nr. 196 vom Montag, 24. August 1953

Mehr Zuschauer als Arbeiter
Plettenberg. Der mit Bagger betriebene Abbruch des Wilminkschen Hauses am Maiplatz, der auch am Sonntag vorgenommen wurde, lockt immer wieder Zuschauer heran. Am Samstagnachmittag und Sonntag umstanden so viele Zuschauer die Baustelle, daß der Verkehrspolizist alle Mühe hatte, den Verkehr durchzuschleusen.

Wer bewirbt sich?
Plettenberg.Die Stadtverwaltung hat die Dachdecker-, Klempner- und Installationsarbeiten für den Wohn- und Geschäftsneubau Wilmink ausgeschrieben. Die Angebotsunterlagen sind im Stadtbauamt erhältlich. Die Oeffnung der Angebote erfolgt am 1., 2. und 3. September.


Quelle: Westfalenpost Plettenberg vom Montag, 24. August 1953
Das Alte stürzt -
das Neue wächst

Umgestaltung am Maiplatz hat begonnen - Zeugen alter Vergangenheit

Plettenberg. Während in diesen Tagen am Maiplatz mit Spitzhacke und Gesteinsbohrer die über ein Meter dicken Mauern des alten Wilminkschen Hauses krachend herniederbrechen, bleibt mancher alte Plettenberger besinnlich stehen und sieht zu, wie ein Stück Alt-Plettenberg in Schutt und Trümmer sinkt. Ein Haus ist nicht nur ein mehr oder weniger kunstvoll zusammengefügtes Gebilde aus Steinen und Holz, ein Haus ist - Leben. Und dieses Leben stirbt schwer. Dieses Haus, das mehreren Generationen Wohnung und Heimat war, weiß von den Schicksalen zu berichten, die sich in ihm abspielten.


Zwar sind keine urkundlichen Erwähnungen vor der Zeit des Stadtbrandes im Jahre 1725 vorhanden, aber die alten, 45 Zentimeter starken Gewölbe und ein Meter dicken Bruchsteinwände, die beim Abbruch zum Vorschein kamen, geben Zeugnis nicht nur von der alten soliden Bauweise, sondern auch davon, daß die Grundmauern seit Jahrhunderten stehen. Urkundliche Erwähnung findet das Gebäude, das bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts die "Niederstädtische Apotheke" beherbergte, ist die Approbation, die für die erste Apotheke in Plettenberg im Jahre 1786 von Friedrich dem Großen erteilt wurde und in der es heißt: "Wir, Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden, König von Preußen, thun kund und fügen hiermit zu wissen: Demnach uns der Candidatus pharmaciae Christoph Friedrich Hollmann, gebürtig aus Hattingen, allerunterthänigst zu vernehmen gegeben und glaubwürdig docirer, daß er die von dem Doctore Broeckelmann zu Plettenberg anerkaufte Niederstädtische Apotheke daselbst wiederkäuflich an sich gebracht und er sich zu gedachtem Plettenberg niederzulassen und Praxin pharmaceuticam alda zu exerziren entschlossen sei."

Das Haus ist im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut worden und hat seine letzte Form 1912 erhalten, nachdem es laut den Bauakten im Jahre 1892 von Grund auf erweitert worden war. Es ragte dabei aus der Straßenfluchtlinie hervor. Jetzt ist es gewissermaßen das Opfer des stetig zunehmenden Verkehrs geworden und mußte zur Beseitigung des Engpasses am Maiplatz abgebrochen werden. Ein altes Haus stirbt. Und mit ihm tausend Erinnerungen an Schicksale, Ereignisse und Erlebnisse, die mit seinem Abbruch mehr und mehr ausgelöscht werden.

Aber neues Leben wächst aus den Ruinen, und in wenigen Wochen wird, um einige Meter zurückgesetzt, das abgebildete Geschäftshaus im modernen Stil der Umgebung ein neues Gesicht geben. Zwar stößt dieser moderne, kubische Baustil auf manchen Widerspruch bei der Bürgerschaft, die eine stärkere Anpassung an den Stil der Nachbargrundstücke für geeigneter gehalten hätte, aber hierbei muß berücksichtigt werden, daß im Laufe der Jahrzehnte auch die angrenzenden Häuserfronten ein moderneres Gesicht erhalten werden. Bei der künftigen Gestaltung des Maiplatzes wird auch einmal die alte Schule und das Lohmannsche Haus verschwinden. Auch in der Richtung des Umlaufs wird durch den Bau des neuen Sparkassengebäudes ein anderes Bild entstehen, und an der Grünestraße wird gegenüber dem Zentral-Cafe vielleicht schon im nächsten Jahr ein modernes Geschäftshaus und Bürohaus die Oester überbrücken.

Ueber die Ausmaße des neuen Gebäudes, daß im Erd- und Obergeschoß die Geschäftsräume und in den beiden oberen Stockwerken Wohnungen umfaßt, ist bereits berichtet worden. Der Entwurf stammt vom Baurat Spiller, in Gemeinschaft ausgearbeitet von den Ingenieuren Schwab und Selz. Um den Verkehr nicht allzulange zu behindern, wurden kürzeste Abbruch- und Aufbaufristen gesetzt. Der Abbruch kostet 10.000 Mark, der Rohbau 72.000 Mark - es lagen vier Angebote vor, die zwischen 58.000 und rund 80.000 DM variierten. Die schlüsselfertige Herstellung wird etwa 140.000 Mark kosten. Den Auftrag erhielt die Firma Kraus. Die unteren Geschäftsräume sollen bis zum 25. September fertiggestellt sein.


zurück