Das Rollen-Haus    "vorm Rondell"


Das Rollen-Haus (A. v. Schwartzen) - an anderer Stelle als "In der Mandschurei" betitelt

Text-Quelle: 1962, Plettenberg - Industriestadt im märkischen Sauerland

Die Familie Rolle, nach der das 1979 abgerissene Haus seinen Namen hatte, war bereits gegen Ende des 30jährigen Krieges in Plettenberg seßhaft. Der erste in den noch vorhandenen alten Akten genannte Angehörige dieser Familie, namens Diederich, bewohnte mit seiner Frau Lene das sogenannte "Rollenhaus vorm Rondell".
Mit Rondell war in noch viel früherer Zeit diejenige Stelle bezeichnet, an der die älteste Stadtmauer, vom Obertor kommend, in einem Viertelbogen um das Rollenhaus zum Tor am "Scheckenhaus" verlief.
Allerdings war vor 300 Jahren von diesem Rondell bereits nichts mehr vorhanden als nur noch der Name in den Bezeichnungen der einzelnen Parzellen, die seit der Stadtmauer-Begradigung (etwa 1450-1500) an dieser Stelle lagen.
Von den Kindern des Diedrich Rolle erbte Caspar Rolle das Rollen-Haus mit einigen Pertinenzstücken, während seine Geschwister mit den übrigen Liegenschaften beerbt wurden. 1654 machte Caspar sein Meisterstück vor dem Zunftmeister und den Scheffen der Tuchmacherzunft, und seit dieser Zeit klapperte im Rollenhaus der Webstuhl unentwegt bis zum Untergang des Hauses im großen Stadtbrand im Jahre 1725.
Durch Heirat der Tochter Caspars, namens Elisabeth, kam das Haus um 1680 an den Tuchmachermeister Johannes Hoeggel. Es hieß seit dieser Zeit vielfach das "Hoeggelhaus". Hoeggel starb schon in jungen Jahren. Elisabeth heiratete bald danach den Tuchmachermeister Henrich Klumpe.
Das Rollen-Haus wurde abgerissen im Zuge der Stadtsanierung 1979. Zuletzt wohnte hier die Familie Möhle. Unmittelbar benachbart war das Haus Herren-Moden Funke.


Quelle: Süderländer Tageblatt vom 21.07.1950

Aus dem Plettenberger Häuserbuch

Das "Rollenhaus" am alten Bollwerk

Von Stadtchronist von Albrecht von Schwartzen

Die Familie Rolle, nach der das Haus an der Wilhelmstraße seinen Namen hat, war bereits gegen Ende des 30-jährigen Krieges in Plettenberg seßhaft. Der erste in den noch vorhandenen alten Akten genannte Angehörige dieser Familie, namens Diederich, bewohnte mit seiner Frau Lene das sogenannte "Rollenhaus vorm Rondell". Mit Rondell war in noch viel früherer Zeit diejenige Stelle bezeichnet, an der die älteste Stadtmauer, vom Obertor kommend, in einem Viertelbogen um das Rollenhaus zum Tor am "Scheckenhaus" verlief.
Zwar war vor 300 Jahren von diesem Rondell bereits nichts mehr vorhanden als nur noch der Name in den Bezeichnungen der einzelnen Parzellen, die seit der Stadtmauer-Begradigung (etwa 1450-1500) an dieser Stelle lagen.

Von den Kindern des Diederich Rolle erbte Caspar Rolle das Rollenhaus mit einigen Pertinenzstücken, während seine Geschwister mit den übrigen Liegenschaften beerbt wurden. 1654 machte Caspar sein Meisterstück vor dem Zunftmeister und den Scheffen der Tuchmacherzunft, und seit dieser Zeit klapperte im Rollenhaus der Webstuhl unentwegt - bis zum Untergang des Hauses beim großen Stadtbrand im Jahre 1725.

Durch Heirat der Tochter Caspars, namens Elisabeth, kam das Haus um 1680 an den Tuchmachermeister Johannes Hoeggel. Es hieß seit dieser Zeit vielfach das "Hoeggelhaus". Hoeggel starb schon in jungen Jahren. Elisabeth heiratete bald danach den Tuchmachermeister Henrich Klumpe.

In der großen Feuersbrunst im Jahre 1725 brannte das Haus bis auf die Grundmauern nieder. Doch kaum hatten sich die Plettenberger Bürger von dem Schrecken erholt, als sich schon manche Familien regten, ihre Hausstellen vom Schutt zu säubern und die noch vorhandenen Grundmauern auf ihre weitere Brauchbarkeit zu prüfen. So auch Henrich Klumpe, der von früh bis spät am Abend mit seiner Familie schaffte und sich bald anschickte, mit dem Wiederaufbau zu beginnen.

Um dieselbe Zeit kam ein zünftiger Zimmergeselle, Clemens Geck, auf seiner Wanderschaft nach Plettenberg und trat in der Mühle vor dem Obertor seine Arbeit an. Der neue Müller lernte bald danach eine Tochter aus der Familie Höggel kennen, befreundete sich mit ihr und half in seiner freien Zeit mit viel Tatkraft bei der Wiederaufrichtung des Höggelhauses. Noch im gleichen Jahr leistete er vor dem Magistrat der Stadt Plettenberg den Bürgereid und heiratete die Tochter aus dem Höggelhaus.

Die nach dem Tode seiner Frau eingetretene Uneinigkeit innerhalb der Caspar Rolleschen Erbengemeinschaft veranlaßte Klumpe, das Haus zu verlassen, um zu seinen Verwandten nach Enger zu ziehen. Weil Clemens Geck zum Hausneubau viel Geld zugesteuert hatte, erhielt er durch gerichtlichen Kaufvertrag das Haus mit mehreren zugehörigen Grundstücken, u. a. auch die hinter dem Haus liegenden Parzellen auf dem ehemaligen Rondell. Die hohen Schulden, in die sein Stiefschwiegervater Klumpe durch den Brand und den Hausneubau geraten war, hatten für Clemens Geck manche unangenehme Auseinandersetzung mit den Gläubigern und den übrigen Erben zur Folge. Selbst mit dem Magistrat, der ihm nach der geplanten Erweiterung der Stadt über die Stadtmauer hinaus seine Parzellen hinterm Haus streitig machen wollte, kam er in Konflikt. Von mehreren Zeugen wurde unter Eid ausgesagt, daß sie "in vorigen Jahren jederzeit in curia und sonst gehöret haben, daß S. Caspar Rollen Vorfahren 7 Rhtlr. der Stadt auf den Orth das Rundeel genant gethan hatten, auch Caspar Rolle an den orthe eine Thuer in die Mauer brechen laßen undt dabey daß gartgen jederzeit gebraucht hatten." Clemens Geck blieb Besitzer. Nach einiger Zeit entschloß er sich, das Tuchmacherhandwerk zu erlernen und brachte es bald zu einer besonderen Fertigkeit im Tuchscheren.

Nach ihm war sein Sohn Gerhard Besitzer des Hauses. Im Kataster des Jahres 1758 ist Gerhards Neffe Bernhard Elhaus genannt. Im Jahre 1772 besaßen die Witwe Bernhard Elhaus und Arnold Elhaus das Haus. Der nachfolgende Besitzer, namens Peter Geck, ebenfalls ein Nachkomme des Clemens Geck, teilte das Haus. Den vorderen, nach der Hauptstraße gelegenen Teil, behielt er weiterhin für sich, während er das Hinterhaus an seinen Verwandten Caspar Diedrich Elhaus abtrat. Das Vorderhaus erhielt im Jahre 1834 aus seinem Nachlaß sein Enkel Peter Heinrich Hammerschmidt. Nach dessen Tod brachte seine Witwe durch Wiederheirat das Haus an Gerhard Friedrich Gregory. Nachfolgende Besitzer des Vorderhauses wurden 1837 A. Leeser, 1846 Kaufmann A. Romberg aus Iserlohn und 1852 Familie Sternberg.

Das Hinterhaus verkaufte C. D. Elhaus 1817 an seinen Verwandten, Papiermacher Peter Wilhelm Geck. Nach ihm wurden Besitzer des hinteren Hausteiles: 1834 Schuhmacher Pet. Diedr. Heinr. Geck, 1853 Pet. Diedr. Herm. Geck, 1868 Schuhmachermeister Heinr. Friedr. Geck, 1907 Schuhmacher Wilhelm Geck. Dieser verkaufte das Hinterhaus im Jahre 1921 an die Familie Sternberg, die das Vorderhaus bereits seit 1852 besaß und nun beide Teile wieder in eine Hand brachte. Seit 1923 ist die Familie Möhle Besitzerin des alten Rollen- bzw. Hoeggelhauses.

Clemens Geck, der 1725 von Lüdenscheid nach Plettenberg kam und hier eine Familie gründete, wurde der Stammvater der großen Plettenberger Familie Geck, und sein Haus, an dessen Wiedererrichtung er selbst Hand angelegt hatte und aus dem acht Generationen seiner Familie hervorgingen, wurde das Stammhaus der Plettenberger Gecks.


zurück