Pauls-Haus (Haus Nr. 55) Ecke Wilhelmstraße/Graf-Dietrich-Straße
"Pauls Haus" - das ist im Jahre 1772 das Wohnhaus des Tuchmachers Johannes Paul, dessen Vorfahre,
Diedrich Pauli, ebenfalls Tuchmacher von Beruf, zur Zeit des Plettenberger Stadtbrandes vom 12. April 1725
Besitzer des Hauses und Bürgermeister der Stadt Plettenberg war. Wie alle übrigen 112 Häuser innerhalb
der Stadtmauern brannte auch Pauls-Haus ab. Diedrich Pauli baute das Haus, das nur wenige Schritte von
der Stadtmauer im Bereich des Untertors und einige Meter vom "Offenborn", dem offen liegenden Wassergraben,
der die Stadt nördlich umfloß, entfernt lag, wieder auf. Sein Nachfahre Johannes Paul ist dann 1758 und 1772
als Besitzer erwähnt.
Irgendwann zwischen 1772 und 1775 kommt es zu einem (in damaliger Zeit nicht ungewöhnlichen) Haustausch:
Diedrich Paul tauscht mit seinem Nachbarn Christoffel Boeley (Quelle: XXI c/2 S. 38 Stadtarchiv) das Haus,
zieht also um ins Nachbargebäude. Im ehemaligen "Pauls-Haus" ist 1775 Johan Diederich Boeley neuer Eigentümer.
1809 und 1817 ist Caspar Gerhard Gregory Besitzer des Hauses.
Fünf Jahre später, 1821, und 1830 ist mit Johan Wilhelm Voß, Gerichtsbote zu Altena, ein neuer Eigentümer in das Haus
eingezogen. Mit dem Beginn der Katastervermessung und der Einrichtung des Grundbuches im Jahre 1830 erhält die
ehemalige Wohnstätte von Diedrich Pauli eine Parzellen-Nummer: 183. Bald darauf werden die bisherigen Haus-Nummern
um Straßennamen ergänzt: Das ehemalige Pauls-Haus liegt nun an der Ecke Wilhelmstraße/Graf-Dietrich Straße.
1912 ist die "Wwe. Friedrich Schulte" als Eigentümerin erwähnt. 1913 erfolgt der Abriß des Hauses und an gleicher Stelle
der Neubau eines 3 1/2 geschossigen Wohn- und Geschäftshauses. Der Konditor Peter Heinrich Schulte erhält hier
am 13.11.1913 die Konzession zu Betrieb eines Cafes und einer Konditorei; 1928 ist Heinrich Schulte als Eigentümer
des Hauses Wilhelmstr. 44 eingetragen. Im April/Mai 1945 hatten amerikanische Soldaten der 75th Inf. Div. hier ein
Casino eingerichtet. Als "Cafe - Konditorei von P. H. Schulte" prägt sich das stattliche Gebäude in den ersten Jahrzehnten
nach dem II. Weltkrieg im Bewußtsein der Plettenberger ein, obwohl das Geschäft ab 01.03.1955 an den Konditormeister
Kurt Gunkel verpachtet wird. Erst in den 1980er Jahren spricht man vom "Cafe Gunkel", zumal inzwischen ein Nachfahre
von Kurt Gunkel, Neffe Gerd Gunkel, das Cafe übernommen hat.
Von etwa 1985 bis zum 30.06.1999 ist das Geschäft der Eheleute Michael und Cora Lee Brinkmann "Schöner schenken und
wohnen" in den Verkaufsräumen im Erdgeschoß untergebracht. Zum 01.07.1999 übernimmt Ruth Schulz-Wiemann das Geschäft
und benennt es um in "ars vivendi" (die Kunst zu leben). Im Juni 2002 eröffnete Sandra Bieker in den Räumen
Wilhelmstr. 28 "Bieker, Wohnen und Schenken".

Foto: Hassel
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Quelle: WR Plettenberg vom 23.10.2003
Dankeschön und süßer Trost für Denkmal-Eigentümer
Plettenberg. (jam) Der Eigentümer eines Denkmals, weiß Bürgermeister Walter Stahlschmidt, hat es nicht leicht: er könne nicht frei über seinen Besitz verfügen, solle das Gebäude beim Tag des offenen Denkmals für jedermann zugänglich machen und habe bei geringen steuerlichen Vorteilen und Zuschüssen bei Erhalt und Renovierung zusätzliche Kosten zu tragen.
Um so lobenswerter sei es, wenn die Besitzer mit der Unterschutzstellung einverstanden seien, sagte Stahlschmidt gestern im Rahmen eines kleinen Festaktes im Rathaus. Dabei überreichte der Bürgermeister Denkmalurkunden und -plaketten an Elisabeth Krasberg-Schulte und ihre Schwester Ilse Güßgen sowie an Wolfgang Monz und Dorothea Schulte als Eigentümer unter Schutz gestellter, markanter Plettenberger Gebäude.
Einen kleinen süßen Trost hatte Christel Rautenberg von der Bauverwaltung parat: sie servierte einen Kuchen in Form einer überdimensionalen Denkmalplakette, am Abend zuvor selbst gebacken.
Elisabeth Krasberg-Schulte und Ilse Güßgen vertreten die Erbengemeinschaft P. H. Schulte, der das Wohn- und Geschäftshaus Wilhelmstraße 28 gehört.
Das schmucke Gebäude am Eingang zur unteren Fußgängerzone, in dem früher das Cafe Gunkel zu finden war, (heute Schenken und Wohnen Bieker), ist, so Stahlschmidt, "ein gut erhaltenes Zeugnis für die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, in denen ein Handwerksmeister und seine Familie kurz vor dem 1. Weltkrieg lebten." Das Haus, ergänzte Elisabeth Krasberg-Schulte, sei seinerzeit ohne Darlehen bar bezahlt worden - alleine aus dem Ersparten.
Im Besitz der Firma Monz Bau ist das Gebäude Posensche Straße 11. Der ehemalige Lokschuppen der Plettenberger Kleinbahn, 1924 gebaut, beherbergt eine für die damalige Zeit richtungweisende Dachkonstruktion aus Leimbindern mit einer Spannweite von 24 Metern, erläuterte Wolfgang Monz. Diese von der Firma Hetzer aus Weimar eingeführte Bauweise kann in Westfalen nur drei Mal insgesamt nachgewiesen werden.. "Ich hätte erwartet, die Unterschutzstellung wäre in Erinnerung an die Plettenberger Kleinbahn erfolgt, ohne die es viele positive wirtschaftliche Entwicklungen in Plettenberg nicht gegeben hätte", merkte Walter Stahlschmidt an.
Schützenswertes Ensemble am Fuß des Saley
Das im Volksmund als Forsthaus Soen bekannte Gebäude Soen 1 ist laut Stahlschmidt in die Denkmalliste eingetragen worden, weil es die typischen Merkmale eines sauerländischen Wohnwirtschaftsgebäudes aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufweise. Es sei in den 1950er und 1960er Jahren stark verändert worden, um es den Repräsentationsbedürfnissen eines bürgerlichen Unternehmers anzupassen und belege die Lebensweise sowie die wirtschaftliche und sozialen Verhältnisse eines Industriellen in Plettenberg kurz nach dem 2. Weltkrieg, heißt es in der Begründung für die Unterschutzstellung. Ebenfalls in die Denkmalliste eingetragen wurde das Nebengebäude Soen 2 aus dem Jahre 1951. Es gilt als "typisches Beispiel des Heimatschutzstils, in dem die traditionelle Fachwerkbauweise wieder aufgegriffen wurde."
Quelle: WR Plettenberg vom 24.10.2002
"Cafe Gunkel" unter Denkmalschutz
Plettenberg. (mg) Das Wohn- und Geschäftshaus Wilhelmstraße 28, ehemals Cafe Gunkel, soll
unter Denkmalschutz gestellt werden. Mit diesem Thema befassen sich die Mitglieder des Plettenberger
Planungs- und Umweltausschusses am Mittwoch, 30. Oktober. Laut Sitzungsvorlage der Verwaltung sollen
von der Unterschutzstellung ausgenommen werden: der Innenausbau der Wohnungen und die Kunststoff-Fenster
im ersten und zweiten Obergeschoss sowie im Dachgeschoss.
Das Westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster ist der Auffassung, dass das 1913 errichtete Wohn- und
Geschäftshaus mit dem Backstubenanbau von 1927 die Voraussetzungen erfüllt, um in die Denkmalliste der
Stadt Plettenberg eingetragen zu werden. Das Objekt sei bedeutend für die Geschichte des Menschen, hier
für die Menschen in Plettenberg, da es ein gut erhaltenes Zeugnis für die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse
darstelle, in denen ein Handwerksmeister und seine Familie kurz vor dem 1. Weltkrieg lebten.
Im Erdgeschoss befanden sich neben zwei kleinen Läden eine Konditorei mit Cafe, eine Gaststätte, ein
Gesellschaftsraum, eine Küche zur Versorgung der Restauration und ein Wohnzimmer, in dem sich die Familie
während der Geschäftszeiten aufhalten konnte. Die Familie wohnte im 1. Obergeschoss; in den Stockwerken
darüber wurden Gästezimmer angeboten.
Obwohl, so das Denkmalamt, die Architektur grundsätzlich den Wohn- und Geschäftsbereich trennte, habe es
einen Aufenthaltsraum für die Familie im "Wirtschaftsteil" des Hauses gegeben, so dass sie am Arbeitsleben habe
teilnehmen können. Hier werde der Wandel der Arbeitsvoraussetzungen begreifbar: "Während die hergebrachte
Einheit von Leben und Arbeiten in dem Wohn- und Geschäfsthaus nicht mehr gegeben ist, deutet das Zimmer
im Erdgeschoss hinter der Küche an, dass die Familie auch weiterhin das Arbeitsleben des Handwerkers teilte",
argumentiert das Denkmalamt Münster.
Für die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes würden städtebauliche Gründe vorliegen, da das markante Eckgebäude
die Straßen- und Platzbebauung vorgegeben habe beziehungsweise auf Nachbargebäude reagierte. Das vorherige
Gebäude, in dem der Konditor und Restaurateur seine Gaststätte betrieben habe, "war ein nach dem Stadtbrand von
1725 entstandenes, freistehendes, sauerländisches Bruchsteinhaus mit Satteldach und Saalanbau". Mit dem Neubau
reagierte der Unternehmer auf eine teilweise schon 1907 entstandene Bebauung "Am Untertor", die sich ebenfalls in
"urbaner" Bauweise als geschlossener Baublock mit Schaufassaden zur Straße hin darstellte.
Städtebaulich prägnant,
so das Denkmalamt, besetzt das Gebäude die Straßenecke und legt damit die architektonische Sprache, die sich in
der Wilhemstraße fortsetzen soll, fest. Gleichzeitig bestimmt das Gebäude die stadtgeschichtlich so wichtige
Eingangssituation "Am Untertor" völlig neu, indem die freistehende zweigeschossige Bebauung für eine
dreieinhalbstöckige geschlossene Bebauung aufgegeben wird.
Die Verwaltung betont abschließend, dass aus
städtebaulicher Sicht keine Bedenken gegen die Unterschutzstellung des Objekts in die Denkmalliste der Stadt
bestehen. Auch die Eigentümerin habe in einem Anhörungsverfahren keine Einwände geäußert, vorausgesetzt,
"die Wohnungen werden von der Unterschutzstellung ausgenommen".
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