Haus Lohmann (Hammerschmidt) am Maiplatz

(HH) Das Haus wurde erbaut in den Jahren 1808/1809, vermutlich von dem Bäcker Adam Henrich Hammerschmidt (*1737 †03.10.1829), der mit Anna Sibilla Wüllner verheiratet war. Das Haus lag unmittelbar an der sogenannten "kleinen Maybrücke", das war jene Brücke zwischen Obertor und Maiplatz, die den Mühlengraben für die Dunkelsche Mühle überspannte.
Bei der Katastervermessung im Jahre 1830 wurde das Grundstück mit dem aufstehenden Gebäude als "Parzelle 273" im Urkataster eingetragen.
Im Jahre 1843 ist das Gebäude als "Haus-Nr. 65" erwähnt. Besitzer wird damals der zweitälteste Sohn des Erbauers gewesen sein - Schenkwirt Christoph Friedrich Hammerschmidt (*1767 †22.11.1851), der ab 1843 auch als Ofenschmied genannt wird.


Das Haus Lohmann im Jahre 1956. Am 31. August 1960 wurde das 1808/1809 erbaute Haus Lohmann abgebrochen.

(Foto: Archiv H. Hassel)

Nach der alten Hausakte (S K 2/8) im Stadtarchiv ist Uhrmachermeister Louis Lohmann ab 1909 Besitzer des Hauses Maiplatz 1.
Ein alter Plan der Innenstadt aus dem Jahre 1927 nennt als Besitzer der Parzelle 273 ebenfalls Louis Lohmann, ein Jahr später ist Wilhelm Lohmann Inhaber des Geschäftes für Uhren, Gold- und Silberwaren. Jetzt liegt das Haus an der Wilhelmstr. 1.
Nach dem Bau der Plettenberger Kleinbahn im Jahre 1896 und dem Bau des Postgebäudes am Maiplatz Anfang der 1930er Jahre hatte das Grundstück des Lohmann-Hauses Inselcharakter. Vor dem Haus führte die Hauptstraße Maiplatz - Wilhelmstraße vorbei, seitlich zur Stadtmitte hin gab es einen schmalen Weg in den Umlauf, den auch die Plettenberger Kleinbahn auf ihrem Weg zwischen Mühlendamm und Grünestraße nutzte, nach hinten bzw. zur Post hin gab es eine Fußgängerbrücke zur Post und die Kleinbahnbrücke über den Oesterbach.
Am 31. August 1960 wird das Haus Lohmann abgebrochen - zu sehr behinderte es aus damaliger Sicht den Verkehr. "Uhren-Lohmann" war kurz vorher, am 19. August 1960, in den Neubau am Maiplatz (ehemals Hombergs-Haus) umgezogen.


Die Rückseite des Hauses Lohmann - vom Postgebäude aus gesehen. Im Vordergrund die Kleinbahnbrücke über den Oesterbach, links das Haus Delwig, rechts das Haus Berges, dazwischen ist der Turm der Villa Engelhardt (Grünestraße) zu sehen.


Quelle: "Plettenberg - Industriestadt im märkischen Sauerland" von Albrecht von Schwartzen, 1962, S. 38

Hammerschmidts Haus am Maiplatz

Das Lohmann'sche Haus, das vor einigen Jahren abgerissen wurde, ist keineswegs so alt, wie allgemein angenommen wird. Der erste Antrag zwecks Überlassung des Grundstücks wurde bereits im Jahre 1781 gestellt, jedoch ist es zum Bau erst in den Jahren 1808/09 gekommen.

Mehrere Bürger hatten sich um diesen Platz beworben. Jedesmal legte der Mühlenberechtigte, Freiherr von Plettenberg, Protest ein wegen Verengung des Mühlengrabens und Stauung im Oesterbett. Auch der auf der anderen Oesterseite wohnende Gastwirt Gördesmann protestierte, indem er behauptete, dass durch den geplanten Überbau eine Verengung des Flußbettes eintrete und der Wasserspiegel bedeutend höher stieg, wodurch sein Wirtschaftswasser für die Bierbrauerei verunreinigt und zudem Unflat aus der Oester in seine Kellerräume steigen würde.

Der eifrigste Bewerber für diese Baustelle war der Kaufmann J. Christian König, der eine Siamosen- (Siamosen sind Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle, in damaliger Zeit sind sie besonders für gestreifte oder karierte Schürzenstoffe verwendet worden) und Bandmanufactur an dieser Stelle einrichten wollte. Die vielen Einsprüche des Freiherrn von Plettenberg führten schließlich zur Einschaltung hoher Regierungsstellen, die dann ein Eigentumsrecht des Freiherrn an diesem Platz nicht anerkannten. Auch in die vielen vor Gericht ausgetragenen Streitigkeiten zwischen dem Käufer des Grundstückes, König, und dem Nachbarn Gördesmann, musste sich die königl. Regierung desöfteren einschalten.

König war aber inzwischen gestorben. Sein Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude mit Nebengebäuden in Frehlinghausen waren im Jahre 1792 abgebrannt. Aus diesem Grund erschienen die Vormünder der minderjährigen Kinder des Königs vor Gericht und erklärten, den Bau des Hauses für die Kinder nicht vornehmen zu können, weshalb sie mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes den Platz dem Friedrich Hammerschmidt übertragen hätten. Die Übertragung wurde genehmigt und der Bau im Jahre 1808 begonnen. 1809 richtete Hammerschmidt eine Gaststätte darin ein.

Er hatte sich verpflichten müssen, den Überbau des Wohnhauses über dem Mühlengraben mit einem Gewölbe zu versehen und denjenigen, der über den Mühlengraben zur Brücke führt, stets rein und offen zu halten, auch den Lauf des Wassers nicht zu hemmen. Alle diese Verpflichtungen wurden als ein onus perpetuum des Wohnhauses gerichtlich eingetragen.

1854 erwarb Kaufmann Hermann Weiß das Wohnhaus, und von diesem im Jahre 1893 Fabrikant Carl Meuser. Im Jahre 1909 kaufte der Uhrmacher Louis Lohmann das Haus, das bis zuletzt im Besitz dieser Familie war.


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