(HH) Das Haus wurde erbaut in den Jahren 1808/1809, vermutlich von dem Bäcker Adam Henrich Hammerschmidt
(*1737 03.10.1829), der mit Anna Sibilla Wüllner verheiratet war. Das Haus lag unmittelbar an der sogenannten
"kleinen Maybrücke", das war jene Brücke zwischen Obertor und Maiplatz, die den Mühlengraben für die
Dunkelsche Mühle überspannte. |
(Foto: Archiv H. Hassel) |
Nach der alten Hausakte (S K 2/8) im Stadtarchiv ist Uhrmachermeister Louis Lohmann ab 1909 Besitzer des Hauses Maiplatz 1.
Quelle: "Plettenberg - Industriestadt im märkischen Sauerland"
von Albrecht von Schwartzen, 1962, S. 38
Hammerschmidts Haus am Maiplatz
Das Lohmann'sche Haus, das vor einigen Jahren abgerissen wurde, ist
keineswegs so alt, wie allgemein angenommen wird. Der erste Antrag
zwecks Überlassung des Grundstücks wurde bereits im Jahre 1781
gestellt, jedoch ist es zum Bau erst in den Jahren 1808/09 gekommen.
Mehrere Bürger hatten sich um diesen Platz beworben. Jedesmal legte
der Mühlenberechtigte, Freiherr von Plettenberg, Protest ein wegen
Verengung des Mühlengrabens und Stauung im Oesterbett. Auch der auf
der anderen Oesterseite wohnende Gastwirt Gördesmann protestierte,
indem er behauptete, dass durch den geplanten Überbau eine Verengung
des Flußbettes eintrete und der Wasserspiegel bedeutend höher stieg,
wodurch sein Wirtschaftswasser für die Bierbrauerei verunreinigt und
zudem Unflat aus der Oester in seine Kellerräume steigen würde.
Der eifrigste Bewerber für diese Baustelle war der Kaufmann J. Christian
König, der eine Siamosen- (Siamosen sind Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle,
in damaliger Zeit sind sie besonders für gestreifte oder karierte
Schürzenstoffe verwendet worden) und Bandmanufactur an dieser Stelle
einrichten wollte. Die vielen Einsprüche des Freiherrn von Plettenberg
führten schließlich zur Einschaltung hoher Regierungsstellen, die
dann ein Eigentumsrecht des Freiherrn an diesem Platz nicht anerkannten.
Auch in die vielen vor Gericht ausgetragenen Streitigkeiten zwischen
dem Käufer des Grundstückes, König, und dem Nachbarn Gördesmann, musste
sich die königl. Regierung desöfteren einschalten.
König war aber inzwischen gestorben. Sein Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude
mit Nebengebäuden in Frehlinghausen waren im Jahre 1792 abgebrannt. Aus
diesem Grund erschienen die Vormünder der minderjährigen Kinder des
Königs vor Gericht und erklärten, den Bau des Hauses für die Kinder
nicht vornehmen zu können, weshalb sie mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes
den Platz dem Friedrich Hammerschmidt übertragen hätten. Die Übertragung
wurde genehmigt und der Bau im Jahre 1808 begonnen. 1809 richtete
Hammerschmidt eine Gaststätte darin ein.
Er hatte sich verpflichten müssen, den Überbau des Wohnhauses über dem
Mühlengraben mit einem Gewölbe zu versehen und denjenigen, der über den
Mühlengraben zur Brücke führt, stets rein und offen zu halten, auch
den Lauf des Wassers nicht zu hemmen. Alle diese Verpflichtungen wurden
als ein onus perpetuum des Wohnhauses gerichtlich eingetragen.
1854 erwarb Kaufmann Hermann Weiß das Wohnhaus, und von diesem im Jahre
1893 Fabrikant Carl Meuser. Im Jahre 1909 kaufte der Uhrmacher Louis
Lohmann das Haus, das bis zuletzt im Besitz dieser Familie war. |