Das Jacobs-Haus    (später Niggetiet/Sport-Bahr)

Der eigentliche Erbauer des neben dem Kellerhaus stehenden sog. Jacobs-Hauses ist nicht bekannt. Die Ausmaße, Geräumigkeit und feste Bauart des noch gut erhaltenen, allerdings im vorderen Teil etwas veränderten Hauses lassen jedoch im Vergleich mit den übrigen Häusern der Plettenberger Altstadt den Schluß zu, daß der Erbauer ein sehr vermögender Mann gewesen sein muß.
Die Außenmauern sind im Erdgeschoß teilweise über 1 Meter stark. Die schön ausgebildeten Fachwerkgiebel wurden später bei einer Generalrenovierung beworfen und verputzt. Ein großer Garten, der sich zwischen der Oester und dem Badekumpweg (Königstraße) vom Maiplatz etwa auf einer Länge von 100 Meter nach Süden erstreckte, gehörte damals zum Haus.
Im Jahre 1707 begab sich der damalige Besitzer des Jacobs-Gutes zu Holthausen, Severin Jacobs, in die Lehre bei dem Tuchmachermeister Henrich Jacobi in Plettenberg. Nach der Lehrzeit, etwa 1710, heiratete er eine geborene Vieregge, trat dann seinen Hof in Holthausen an einen Verwandten (Bruder?) H. Jacobsmann ab und erwarb - wahrscheinlich über seine Frau im Erbgang - das nach ihm später benannte Jacobs-Haus am Maiplatz. 1719 machte Severin vor dem Plettenberger Zunftvorstand sein Meisterstück und betrieb seitdem in seinem Haus eine Tuchweberei.


Jacobs-Haus (Zeichnung: A. v. Schwartzen)



Ein weitgehend unbekannter Anblick mitten im Stadtzentrum: Das Haus Niggetit in den 1980er Jahren von der Rückfront, vom Garten aus, aus Richtung Königstraße. (Foto: H. Hassel)



Jacobs-Haus 1999 (Foto: H. Hassel)

Text-Quelle: 1962, Plettenberg - Industriestadt im märkischen Sauerland

Kurz vor dem großen Stadtbrand von 1725 verkaufte Severin das Haus an den von Hämmerken im Kirchspiel Herscheid stammenden Tönis Lomann, hatte sich aber das Weiterbenutzungsrecht für einige Kammern in diesem Haus für sich und seine Frau auf Lebenszeit vorbehalten. Im Jahre 1727 erreichte in einem Prozeß vor dem Plettenberger Magistrat der Soester Kaufmann Siebel, dem Severin noch über 83 Taler schuldig war, daß er mit 50 Talern, die Lohmann dem Jacobs vom Hauskauf noch schuldete, in das Jacobs-Haus "inmittiert" wurde.
Das Haus blieb bis um die folgende Jahrhundertwende im Besitz der Familie Lohmann. Drei Generationen dieser Familie gingen aus dem Jacobs-Haus hervor. Tönnis Lohmann ist der Stammvater und das Jacobs-Haus am Maiplatz das eigentliche Stammhaus der Plettenberger Familie Lohmann.
1809 ist als Besitzer Johannes Stahlschmidt genannt. 1827 erhielten der Plettenberger Ratsherr Hermann Bernhard Kissing und seine Frau Wilhelmine geborene Stahlschmidt das Haus mit dem dahinterliegenden Garten im Erbgang.
1866 ist der Auktions-Commissar Wilhelm Kissing als Besitzer genannt. 1880 kam es an den Anstreichermeister Köhler. 1907 erwarb es Dr. med. Fischer und 1909 Dr. med. Swart.
Im Juli 1933 wurde der vordere Teil des Hauses zu einem Geschäftshaus umgebaut, nachdem kurz zuvor (07.06.1933) der jetzige Besitzer Heinrich Niggetiet das Haus erworben hatte. (Stand: 1962)


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