Zigarrenfabrik Heyne (Gregory-Haus)
Haus Nr. 59, Parz. 312, (2005: Wilhelmstr. 33), Zigarrenfabrik Heyne
1725 Wittibe Vicary Hammerschmidt, Anna Margaretha geb. Stollen,
spätere Frau Johannes Duncker (Pz 312, beim Stadtbrand versichert mit 50 Tlr.);
1916 Kaufmann Wilhelm Bitzhenner
Der südliche Hausteil brannte ab und wurde wieder aufgebaut.
Besitzer waren:
Quelle: WR Plettenberg vom 08.02.2007
Alle wünschen sich Denkmalschutz
Plettenberg. (HH) Selten genug, aber die Grundstücksgemeinschaft Großheim/Niggemann/Dr. Vieregge freut sich, dass ihr Haus unter Denkmalschutz gestellt wird. Es handelt sich um das "Wohn- und Geschäftshaus Wilhelmstr. 33" oder besser gesagt um "Matta Heyne".
In der nächsten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses am Mittwoch, 14. Februar (17 Uhr, Ratssaal) steht die Eintragung der ehemaligen Zigarrenmanufaktur Kurt Heyne in die Denkmalliste auf der Tagesordnung. Das Westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster hat in einem Gutachten vom 8. Dezember 2006 den Denkmalwert festgestellt. Als denkmalwert wird nicht nur das Gebäude, sondern auch die Einrichtung eingestuft.
"Nicht nur das Ladenlokal hat noch seine in den 1950er Jahren zuletzt modernisierte Ausstattung, sondern auch die Küche und die Wohnräume sind noch im Stil der letzten Eigentümerin vorhanden", heißt es in der Sitzungsvorlage. "Der Tisch, an dem die Zigarren gerollt wurde sowie eine große Anzahl von Laden, in denen die gerollten Zigarren gelagert und getrocknet wurden, sind auch noch vorhanden."
"Gregory-Haus", nach dem Besitzer Tuchmacher Johan Henrich Gregory, nannte man das Haus Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Vorgängergebäude war 1725 beim großen Stadtbrand abgebrannt. "Die rückwärtige Traufwand ist massiv aus Bruchstein und könnte noch aus der Zeit von 1725 stammen", heißt es in der Vorlage.
Der Zigarrenmacher Kurt Heyne aus Finsterwalde mietete das Gebäude im Jahre 1901 und begann eine Zigarrenfabrikation. 1918 kaufte er das Haus, 1928 erbte es seine Frau Martha.
1949 übernahm Tochter Martha Heyne, die bei der Post beschäftigt war, den elterlichen Betrieb. Im Rahmen der Stadtsanierung gab es 1976 Pläne, das Haus abzureißen, doch die Bürger protestierten vehement. "Matta" Heyne blieb stehen.
1999, nach dem Tode Martha Heynes, übernahm Monika Baier-Heyne das Geschäft "Matta Heyne" und betrieb es ganz im Sinne ihrer Tante weiter. 2005 zog sie an den Bodensee und veräußerte das Haus an Lars Niggemann, Dr. Peter Vieregge und Thomas Großheim. Deren Ziel ist es, das Haus in seiner ursprünglichen Form und Ausstattung zu erhalten und das Zigarrengeschäft weiter zu betreiben.
Die Denkmalschützer sehen denn auch "volkskundliche Gründe" für den Erhalt, "da das kleine Geschäft mit der Manufaktur zeigt, dass die Bereitstellung von Tabakwaren ein wichtiges Bedürfnis befriedigte und Teil des gesellschaftlichen Lebens war."
Quelle: ST 20.12.2006
Wird "Matta-Heyne-Haus"
PLETTENBERG Normalerweise sind die Besitzer alter Häuser nicht gerade angetan davon, wenn ihr Domizil unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Wundert man sich bei manchen Gebäuden im Stadtgebiet über den Denkmalwert, so erscheint eine Unterschutzstellung des leicht windschiefen Gebäudes an der Wilhelmstraße 33 sehr gut nachvollziehbar. Und anders als sonst üblich war es die Grundstücksgemeinschaft Lars Niggemann, Dr. Peter Vieregge und Thomas Großheim, die selbst den Anstoß dazu gab.
Und so besichtigten kürzlich Christel Rautenberg von der Unteren Denkmalbehörde sowie Dr. David Gropp vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege gemeinsam mit den Besitzern das "Matta Heyne Haus". "Die waren hin und weg und total begeistert", erzählt Miteigentümer Lars Niggemann. Dr. David Gropp aus Münster, der in seinem Leben schon unzählige denkmalwürdige Bauten besichtigt hat, könnte sich sogar gut vorstellen, dass das "Wohn- und Geschäftshaus an der Wilhelmstraße 33" Chancen hat, zum "Denkmal des Monats" gekürt zu werden. Beeindruckt zeigte sich der Denkmalexperte vor allem vom "Charme" des Hauses, das eine Art "musealen Charakter" habe. "Und ich finde es klasse, dass das Haus durch das Engagement von drei Plettenbergern gerettet wurde", betonte Dr. Gropp gestern auf Anfrage unserer Zeitung. "Dabei ist einfach nur alles so geblieben, wie es seit über 80 Jahren war", hat Thomas Großheim eine simple Erklärung für den "Kult-Charakter". Und in der Tat hat man das Gefühl, eine Zeitreise unternommen zu haben, wenn man das Gebäude und speziell den Dachboden des kleinen Hauses betritt. "Hier wurden von Kurt Heyne früher die Zigarren gedreht", weiß Großheim.
Und in der Tat sieht es fast so aus, als hätte der Chef der Tabakschmiede nur mal eben zum Mittagessen - oder zum Zigarren holen - seinen Arbeitsplatz verlassen. Eine alte Registrierkasse steht wie ein Stillleben vor einem Beistelltisch mit einem Zigarrenfoto aus Kuba. Darin liegen mehrere Reichspfennige und ein Zwei-Mark-Schein der damaligen Reichsmark. Ein paar Meter weiter liegt eine aufgeschlagene Zeitung, in der ausschließlich Anzeigen rund um das Thema Tabak zu finden sind. In dem kleinen Raum nebenan stapeln sich hunderte alter Zigarrenschachteln, die alle noch voller Zigarren sind. "Wir haben mal versucht, einige davon aufzubereiten, aber die sind leider zu alt und schmecken nicht mehr", sagt Großheim. Angeliefert wurde der Tabak über eine - heute noch vorhandene - Außen-Seilwinde. So umging man das schmale Treppenhaus und konnte unten die Pferdekutsche beladen, mit der Kurt Heyne dann die Tabakwaren seiner Manufaktur auslieferte.
"Man muss wahrscheinlich gar nicht viel ändern, um daraus ein Museum zu machen", sagt Großheim beim Blick über den Dachboden. Eine Etage tiefer sieht es ebenfalls so aus, als wäre die Zeit stehengeblieben. Ob im "roten Salon", im grün gekachelten Bad oder im Zimmer daneben: Überall atmet der Geist der 50er Jahre. Und wenn man dann im Erdgeschoss vor der Ladentheke steht, weiß man, dass man nicht geträumt hat, denn dort steht Kurt-Alfred Heyne, der Enkel des Besitzers, und verkauft edle Zigarren, Feuerzeuge, Zigaretten, exquisiten Whisky, Scotch, Bourbon und andere handverlesene Spirituosen, die man in keinem Plettenberger Supermarkt bekommt.
"Wir wollen mit der Unterschutzstellung sicherstellen, dass dieses Haus so erhalten bleibt und nicht aus irgendwelchen Gründen abgerissen werden kann", begründet Lars Niggemann den Vorstoß der drei Besitzer. "Die Unterschutzstellung würde unsere Bemühungen, dieses Haus zu erhalten, bestätigen", glaubt Niggemann, der sich eine feierliche Anbringung der Plakette vorstellen kann. Auch Führungen durch das Haus seien dann bestimmt möglich. Und dass das älteste Geschäft der Vier-Täler-Stadt unter Schutz gestellt wird, daran besteht wohl kein Zweifel, auch wenn gerade erst das Anhörungsverfahren "eingestielt" wurde und auch der Ausschuss noch zustimmen muss. "Von unserer Seite gibt es keine Bedenken", geben Niggemann, Großheim und Dr. Vieregge dem Denkmalschützern bereits jetzt grünes Licht. Und so blickt man demnächst wohl von der Studentenkneipe "Plettenberger" (ST berichtete exklusiv) praktisch direkt auf die Denkmalplakette an der Fassade von "Matta Heyne". ged
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