Quelle: WR Plettenberg vom 01.08.2005
"Matta Heynes Haus" mit Tabakladen lebt weiter
Plettenberg. (mic) Kopf einziehen und eintreten in ein Haus, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. "Wir wollten das Flair des Hauses und damit ein Stück Stadtgeschichte erhalten."
Das ist Lars Niggemann, Dr. Peter Vieregge und Thomas Großheim, die sich selbst als "überzeugte Plettenberger" bezeichnen, mit dem Haus von "Matta" Heyne eindrucksvoll gelungen. Jeder Quadratmeter des rund 100 Quadratmeter großen Hauses in der unteren Wilhelmstraße beherbergt Schätze aus der guten alten Zeit. Und jeder Raum besitzt seine ganz eigene Atmosphäre. Komplett erhalten ist das Wohnzimmer von Martha Heyne aus den 1950er Jahren mit dunklen Holzmöbeln und sogar dem originalen Ofen in der Raumecke.
Besonders gemütlich der "rote Salon" mit seinen plüschigen Sitzmöbeln. Kaum vorstellbar, dass das alles vielleicht auf dem Müll gelandet wäre, hätten die drei Plettenberger das Haus nicht kurzerhand erworben. An den Moment, als der Entschluss zum Kauf gefasst wurde, kann sich Niggemann im Gespräch mit der WR noch sehr gut erinnern.
"Im Krankenhaus war es", erzählt Niggemann, "Peter war gerade Vater geworden und Thomas und ich waren zu Besuch." Kurz zuvor hatte Niggemann von seinem Vater erfahren, dass das Haus zum Verkauf steht. "Ich habe die beiden gefragt, ob wir es kaufen sollen und die haben nur Ja! gesagt."
Dem spontanen Entschluss folgten mehrere Monate mit viel Arbeit, denn das Haus und seine Einrichtung sollten ja nicht auf den heutigen Standard gebracht werden. "Das wäre einfach gewesen, denn neue Sachen kann man überall kaufen", sagt Niggemann, "aber alte Sachen muss man organisieren."
Ein nicht immer leichtes Unterfangen, aber dem Trio ist es eindrucksvoll gelungen, wovon sich zahlreiche Plettenberger bei der offiziellen Eröffnung am Samstag überzeugen konnten. Erhalten bleibt auch der Laden im Erdgeschoss von "Matta Heyne". Nicht als Museum, sondern als echter Tabak- und Rauchwarenladen.
Donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 12.30 Uhr haben alle Freunde des guten Tabaks Gelegenheit hier einzukaufen. Fast schon ein Novum in der heutigen Zeit, gibt es doch in ganz Nordrhein-Westfalen nur noch fünf Geschäfte dieser Art.
Mit Jennifer Handelmann steht eine Fachfrau in Sachen Rauchgenuss hinter der Theke, die die Kunden ausführlich beraten kann. "Ein Glücksfall für uns", so Niggemann. Alle Gewinne aus dem Geschäft sollen in den Erhalt des Hauses fließen.
Geplant sind zudem in naher Zukunft Events, bei denen interessierte Besucher Pfeifen- und Zigarrenherstellern über die Schulter schauen können. Außerdem streben Niggemann, Vieregge und Großheim an, dass Haus unter Denkmalschutz zu stellen. "Damit auch zukünftig dieses Haus einer Stadtsanierung nicht zum Opfer fällt."
Quelle: WR Plettenberg vom 13.07.2005
Originalkittel und Schmuck von Martha Heyne
Stadtmitte. (rol) Nostalgie wird sich im Verkaufsraum von "Matta Heyne" auch dadurch breit machen, dass in einem Schaukasten die alte Pfeifensammlung von Reinhard Panzer zu sehen sein wird.
In einem weiteren Kasten werden Originaldinge von Martha Heyne persönlich gezeigt: der Originalkittel, Schmuck und vieles mehr. Trotzdem ist das Dreiergespann froh über jeden weiteren Artikel, der aus der Nachkriegszeit stammt und vielleicht irgendwo auf den Dachböden schlummert. Wohnzimmereinrichtung wie Sessel, Sofa, Tisch sind besonders gefragt, aber auch alte Bilder oder einfach Geschichten, die sich um das Haus und Martha Heyne ranken.
"Wir wollen aktiv Stadtgeschichte erhalten", ist sich Lars Niggemann sicher, dass das Konzept aufgeht. Schon bald wird sich dies auch von außen zeigen. Die alten Vorhänge des Schaufensters werden derzeit gereinigt und aufbereitet, die Restaurierung des Außenschildes soll folgen. Wert legen die Hausbesitzer auch darauf, dass dabei nur Plettenberger Handwerker zum Zuge kommen. Ein Beweis dafür, dass man hier das alte Handwerk versteht.
Innen wird ebenfalls alles auf Alt hergerichtet, außer die Installationen wie Strom und Wasser. "Auch die Sicherheitstandards werden auf den heutigen Stand gebracht."
So wird man ab 28. Juli bei jedem Kauf einer Zigarrette nicht nur fachgerecht beraten, sondern macht gleichsam eine Zeitreise 50 bis 60 Jahre zurück. Und wer will, kann in der kleinen Küche durchaus verweilen und die ersten Züge der Zigarre genießen.
Quelle: WR Plettenberg vom 28.05.2005
Martha Heyne lebt weiter
Plettenberg. (jam) Auch wenn zum 30. Juni das traditionsreiche Tabakwarengeschäft an der Wilhelmstraße schließt: Martha Heynes Geist wird weiter durch das kleine Haus mit der Nummer 33 wehen. Der Initiative von drei Plettenbergern, die das Gebäude gekauft haben, ist es zu danken, dass dieses Stück Plettenberger Stadtgeschichte erhalten werden wird.
Die Fassade, der kleine Laden und die angrenzende Küche mit den Küchenschränken aus den 50er Jahren von Möbel Theis sollen unverändert bleiben. Ganz so, als würde "Matta" noch hinter dem Tresen stehen und mit verschmitztem Lächeln nach den Wünschen ihrer werten Kundschaft fragen.
Geplant ist ein privater Club: in den Laden sollen zusätzlich einige Stehtische gestellt werden, im Obergeschoss werde die Möglichkeit geschaffen, im kleinen, privaten Kreis zu rauchen oder ein Gläschen Cognac oder Wein zu schlürfen.
Martha Heyne hatte den elterlichen Betrieb nach einer Zeit als Postbedienstete 1949 übernommen. Seither - auch nach ihrem Tod im Jahre 1999 - war das Lädchen Anlaufstelle für Generationen von Plettenbergern, die sich hier die ersten Zigarren, Zigaretten, die erste Pfeife oder einen Priem Kautabak besorgten oder nur ein Schwätzchen halten wollten. Monika Baier-Heyne, die das Geschäft ganz im Sinne ihrer Tante weiterbetrieben hatte, zieht an den Bodensee und hat das Haus deshalb veräußert.
Quelle: WR Plettenberg vom 11.05.2005
"Matta Heyne" ist ab 30. Juni nur
Plettenberg. (jam) Pfarrer Arnold Nentwig und Künstler Peter Klassen, die Plettenberg beide längst verlassen haben, werden sich eine neue Tabak-Quelle suchen müssen: "Matta Heyne", ihr Stammladen auch aus der Ferne, schließt zum 30. Juni.
"Es rechnet sich nicht mehr - und außerdem ziehen wir zum Bodensee", sagt Monika Baier-Heyne, die das Lädchen an der unteren Wilhelmstraße übernommen hatte, nachdem ihre Tante und Firmengründerin Martha Heyne im Jahre 1999 gestorben war. Im Jahr 2000 feierte die Nichte 100. Firmenjubiläum.
Jetzt wird der Warenbestand nach und nach ausverkauft. Und Monika Baier sucht einen Käufer für das traditionsreiche Gebäude. Interessenten melden sich im Laden oder unter der Rufnummer 39 76.
Der Tresen in dem Laden, die Küchenmöbel in der angrenzenden Winzig-Küche (alles 1a-Nachkriegsware von Möbel Theis) - alles, bis auf den Computer in der Ecke, sieht noch so aus wie zu Zeiten von "Matta" Heyne selig, die dort fast 50 Jahre wirkte. Der Laden wurde einst gegründet von Curt Heyne. Zigarrenmachermeister aus Finsterwalde. Er mietete von dem Bäcker Bitzhenner das halbe Gregorysche Haus, richtete im Erdgeschoss ein Zigarrengeschäft und im Obergeschoss einen Raum für die Tabakzurichterei und die Zigarrenwickelei ein.
Schon bald nach der Geschäftsgründung im Jahre 1900 beschäftigte Curt Heyne vier Gesellen.
Der Laden lief gut - die Heyneschen Zigarren, von der 5-Pfennig-Sorte bis zur ersten Qualität mit edlen Provenienzen im Sumatra-Deckblatt, fanden Abnehmer in Herscheid, Lüdenscheid und lenneaufwärts bis nach Finnentrop.
Als Curt Heyne mit 37 Jahren starb, führte seine Witwe, in der Zigarrenherstellung geübt, die Geschäfte weiter. Kein leichtes Brot, hatte sie doch eine große Familie zu versorgen: die 1908 geborene Martha Heyne, deren Zwillingsbruder Alfred sowie die Geschwister Gretchen, Richard, Kurt und Karl.
Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb sie schließlich das Haus von Vorbesitzer Bitzhenner. Trotz der Inflation und der nachfolgenden schlechten Zeit hielt Mutter Heyne die Konzession aufrecht. Zwar ging die Eigenfabrikation zurück, aber dafür förderte sie den Absatz von Zigarren namhafter Fremdfirmen.
Als Mutter Heyne nach dem 2. Weltkrieg starb, endete auch das Zigarrenmacherhandwerk in Plettenberg. Ihren Nachkommen aber hinterließ sie ein Geschäft mit Tradition und gutem Ruf.
Tochter Martha trat nach einer Zeit als Postbedienstete (1945 bis 1949) in ihre Fußstapfen.
Ein halbes Menschenleben lang war ihr Lädchen Anlaufstelle für Generationen von Plettenbergern, die sich hier die ersten Zigarren, Zigaretten, die erste Pfeife oder einen Priem Kautabak besorgten oder nur ein Schwätzchen halten wollten.
Wenn Monika Baier endgültig die Tür hinter sich abgeschlossen haben wird, ist wieder ein Stückchen Plettenberger Heimatgeschichte der liebenswerten Art zu Ende gegangen.
Quelle: Süderländer Tageblatt vom 01.04.1950:
Wie Plettenberg "Zigarren-Stadt" wurde
50 Jahre Zigarren von Heyne - Ein interessantes Geschäftsjubiläum
Plettenberg. Heute steht nur noch die nördliche Hälfte des alten
Gregory'schen Hauses in der Wilhelmstraße, in dem sich heute das Heyne'sche
Tabakwarengeschäft befindet.
Kurz nach dem Stadtbrand im Jahr 1725 wurde das Gregory'sche Haus von seinem
damaligen Besitzer wieder aufgebaut. 1731 erwarb es der Tuchmacher Johan
Henrich Gregory, 1772 war sein Sohn Henrich Moritz Besitzer und von diesem
erbte es 1802 dessen Sohn, der aus vielen alten Akten bekannte Schullehrer
Johan Christ. Gregory. Bis zum Jahre 1845 blieb das alte Gregory-Haus im
Besitz der Familie. Dann zwangen dle widrigen Zeitverhältnisse die
Schulmeisters-Witwe zur Aufgabe. Das Haus kam unter den Hammer.
Nachfolgender Besitzer war Peter Christ. Wilh. Thomee. 10 Jahre später, im
Frühjahr 1855, drohte ein Großfeuer in der mittleren Wilhelmstraße auch das
alte Gregory-Haus in der Wilhelmstraße zu vernichten. Trotz tatkräftigen
Eingreifens der gesamten Nachbarschaft brannte die obere Hälfte des Hauses ab.
Thomee verkaufte diesen Teil seines Grundstückes, auf dem Franz Grüber ein
neues Haus baute, das aber nur ein halbes Jahrhundert stand, um dann dem
Lübke'schen Neubau Platz zu machen.
Den vom Feuer verschont gebliebenen Teil richtete sich Thomee so ein, daß
seine Wohnräume im oberen Teil über den Ställen lagen. Jedoch nicht lange
mehr sollte sich Thomee dieses Besitzes erfreuen. Unmittelbar nach dem Kriege
1870/71 kam das Haus abermals zur Versteigerung.
Seit diesem Zeitpunkt wechselte es mehrmals seinen Besitzer, bis schließlich
der Bäcker Wilhelm Bitzhenner es erwarb.
Die Zigarrenfabrikation kam nach Plettenberg
Einige Jahre vor der letzten Jahrhundertwende zog ein Zigarrenmachermeister
aus seinem Heimatort Finsterwalde, um in der Fremde eine Existenz zu gründen.
Sein Weg führte ihn schließlich nach Altena, wo er sich niederließ, ein
Geschäft gründete und als Meister seines Fachs bald sechs Gesellen
beschäftigte, von denen er einige aus seinem Heimatort nachkommen ließ. Die
anderen waren aus der Gegend um Bünde.
Seine Zigarren, nach Finsterwalder Art hergestellt, waren bald in manchen
Orten des Sauerlandes bekannt. Die Nachfrage überstieg schließlich die
Produktionsmöglichkeit. Carl Tüpritz, so hieß der Zigarrenmachermeister in
Altena, bewog darum seinen Schwager Heyne, der ebenfalls Meister in einer
Findesterwalder Zigarrenfabrik war, im Sauerland sein Heil zu suchen.
Der Zigarrenmacher Heyne wählte Plettenberg als künftigen Wohnsitz, mietete
von dem Bäcker Bitzhenner das halbe Gregory-Haus, richtete im Erdgeschoß ein
Zigarrengeschäft ein und im Obergeschoß einen Raum für die Tabakzurichterei
und die Zigarrenwickelei.
Die Gründung seines Unternehmens vollzog er am 1. April 1900, also vor genau
50 Jahren. Bald danach beschäftigte er 4 Gesellen, von denen stets zwei in
seinem Haus gleichfalls Logis hatten. Heyne hatte wie sein Schwager in Altena
bald guten Erfolg in Plettenberg und lieferte auch in die Umgebung, nach
Herscheid, Lüdenscheid und lenneaufwärts bis Finnentrop.
Von morgens bis abends wurden im oberen Stockwerk des Hauses Zigarren
gewickelt in allen gangbaren Größen und Qualitäten, von der 5-Pfennig-Sorte
bis zur l. Qualität mit den edelsten Tabaken in Sumatra-Deckblatt. Kurt
Heyne starb noch jung, 37 Jahre alt, eine große Familie hinterlassend.
Damit endete aber keineswegs die Konzession für dieses Handwerk in der
Familie.
Die wackere Zigarrenmacher-Witwe
Mutter Heyne, in der Zigarrenherstellung seit ihrer Jugend in Finsterwalde
geübt, trat an die Stelle ihres Mannes, und nach wie vor kam der Zollbeamte
ins Haus und prüfte auf der Balkenwaage Zu- und Abgänge bei den einzelnen
Tabaksorten. Lange Jahre beschäftigte sie noch Gesellen und spannte selbst
ihre Kinder ein bei der Zubereitung der Tabake.
Nach dem ersten Weltkriege erwarb sie schließlich das Haus vom Vorbesitzer
Bitzhenner. Die in den folgenden Jahren einsetzende Inflation hinderte
Mutter Heyne an dem geplanten Umbau des Hauses. In der der Inflation
folgenden schlechten Zeit hielt sie weiterhin die Konzession aufrecht. Zwar
ging die Eigenherstellung bei zunehmendem Alter langsam zurück, dafür
förderte sie den Absatz von Zigarren namhafter Firmen.
Während des letzten Krieges und auch noch danach, wenn die Zuteilungen an
Rauchwaren zu gering waren, wickelte Mutter Heyne hin und wieder Zigarren in
allbekannter Qualität, womit sie in der allergrößten Not manchem
Zigarrenfreund gerne aushalf.
Nach dem Kriege starb Mutter Heyne und mit ihr endete auch das
Zigarrenmacherhandwerk in unserer Stadt. Ihren Nachkommen
aber, die am heutigen Tage das 50jährige Geschäftsbestehen feiern, hinterließ
sie ein Spezialgeschäft mit Tradition und gutem Ruf.
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