Quelle: WR Plettenberg 03.07.2006

Villa Hanebeck jetzt in Denkmalliste


Die von Heinrich Hanebeck 1920 erbaute Villa an der Reichsstraße 37.

Eiringhausen. (HH) Als "Zeugnis der bürgerlichen Lebensweise in den 1920er Jahren" hat der Planungs- und Umweltausschuss die "Villa Hanebeck" an der Reichsstraße 37 in die Denkmalliste eingetragen und damit unter Schutz gestellt. Nicht nur das Äußere, auch das Innere des Hauses ist unter Schutz gestellt worden.

Wie so oft bei der Unterschutzstellung von historisch wertvollen Gebäuden im Stadtgebiet gab es auch hier den Hinweis für die Ausschussmitglieder: "Der Eigentümer des Gebäudes steht einer Unterschutzstellung ablehnend gegenüber". Der Ausschuss kam bei Abwägung der Interessen aber zu dem Schluss, die Villa zu schützen.

Die Familie Hanebeck, die das Haus im Jahre 1920 durch den gefragten und angesehenen Architekten Carl Krieger planen und errichten ließ, hatte verschiedene Gasthöfe (u. a. das gegenüberliegende Hotel Deutsches Haus - heute Sparkassen-Filiale). Sie gehörte zu der Zeit zum wohlhabenden Bürgertum der Stadt.

Architekt Carl Krieger, dessen Werk noch nicht aufgearbeitet ist, errichtete neben Mietwohnhäusern und Kirchen (z. B. 1910 die Christuskirche in Velbert im Jugendstil) auch Villen, wie die der Hanebeck in Plettenberg. "Bauherr und Architekt müssen das Gebäude für sehr gelungen erachtet haben, da der Name des Architekten in die Einfriedungsmauer eingemeißelt war. Der Stein liegt heute noch im Garten der Villa", schreibt das Landesdenkmalamt.

Für die Erhaltung des seit 1920 weitgehend unveränderten Gebäudes, so das Westfälische Amt für Denkmalpflege (Münster), sprechen architekturhistorische Gründe. "Das Wohnhaus weist typische Elemente des sogenannten Heimatstiles auf, der vor und nach dem I. Weltkrieg zu großer Popularität kam. Schutz gilt auch für Gestaltung des Innenräume Gerade in den 1920er Jahren stellte er die Gegenposition zum sogenannten "Neuen Bauen" dar, das sich "durch Bauten mit Flachdach, großen Glasflächen und glatten Wänden auszeichnete", schreibt das Denkmalamt. Obwohl die Denkmalexperten das Haus nicht von innen gesehen haben, schlossen vom Äußeren auf das Innere und empfahlen auch die Unterschutzstellung des weitgehend unveränderten Inneren. Einige wenige Fotos vom Inneren sind übrigens im Band "Pictorial History of the 75th Infantry Division" abgebildet: die Amerikaner hatten das Haus 1945 besetzt. Zeitweilig hatte Kinderarzt Dr. Bakowski dort eine Praxis.


Mai 1945: Ein Soldat der 75th US Inf Div in der Villa Hanebeck. Der (eingebaute) Schrank im Hintergrund und die Lampe existierten 1995 noch.

FAKTEN: Gründe für die Unterschutzstellung
- Das zweigeschossige Gebäude unter schiefergedecktem Walmdach ist mit einem breitgelagerten Zwerchhaus ausgestattet, wodurch die Fassaden einen giebelartigen Abschluss bekommen.
- Die mit sogenannten Kolossaleckpilastern streng eingefassten, zweigeschossigen Fassaden werden durch Erker, Wintergarten, Balkone und Loggia aufgelockert, die zugleich mit der Begrenzung zwischen "Drinnen und Draußen" spielt.
- Gerade die Bauweise von innen nach außen, die sich besonders an dem Erker und Wintergarten zeigt, wo der Blick nach außen ermöglicht wird, der Zutritt zum Garten jedoch nicht, ist ein typisches Phänomen der Zeit.


Quelle: Vorlage zur Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses am 26.04.2006, Tagesordnungspunkt 9b

Unterschutzstellung des Wohngebäudes Reichsstraße 37
Gemarkung Eiringhausen, Flur 17, Flurstück 551, Eigentümer: Dieter Siegmann

Das Westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster hat in seinem Gutachten vom 12.08.2005 festgestellt, dass das o. a. Wohnhaus im Sinne des § 2 Denkmalschutzgesetz von Nordrhein-Westfalen (DSchG NW) denkmalwert ist und deshalb gemäß § 3 dieses Gesetzes in die Denkmalliste der Stadt Plettenberg eingetragen werden sollte. Die Begutachtung von außen und Aussagen des Eigentümers lassen darauf schließen, dass das Gebäudeinnere unverändert ist, so dass sich der Denkmalumfang sowohl auf das Äußere als auch das Innere des Gebäudes erstreckt.

Bei dem Objekt handelt es sich um eine 1920 von dem Düsseldorfer Architekten Carl Krieger erbaute Villa in neubarocken Formen, die sich etwas erhöht über der Straße an dem nach hinten ansteigenden Grundstück befindet. Die Einfriedung mit einem Teil des Vorgartens musste dem Ausbau der Reichsstraße weichen, so dass das Gebäude heute näher an der Straße liegt, als es ursprünglich der Fall war.

Das zweigeschossige Gebäude unter schiefergedecktem Walmdach ist zur Reichsstraße mit einem breit gelagerten Zwerchhaus ausgestattet, wodurch die Fassade einen giebelartigen Abschluss bekommt. Die mit Kolossaleckpilastern streng eingefassten, zweigeschossigen Fassaden werden Erker, Wintergarten, Balkone und Loggia aufgelockert, die zugleich mit der Begrenzung zwischen "Drinnen und Draußen" spielen. Vermutlich spiegelt das Äußere in gewissem Maße das gediegene Innere.

Das weitgehend unveränderte Gebäude ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, hier für die Ortsgeschichte von Plettenberg, da es ein wichtiges Zeugnis für die bürgerliche Lebensweise in den 1920er Jahren darstellt. Das großzügige, in neubarocken Formen, die jedoch dem Heimatstil zuzuordnen sind, gebaute Haus vermittelt schon im Äußeren den Anspruch an Repräsentation, die jedoch nicht einer gewissen Wohnlichkeit geopfert werden darf. Gerade die Bauweise von Innen nach Außen, die sich besonders an dem Erker und Wintergarten zeigt, wo der Blick nach außen ermöglicht wird, der Zutritt zum Garten jedoch nicht, ist ein typisches Phänomen der zeit.

Die Familie Hanebeck hatte verschiedene Gasthöfe, u. a. das gegenüber liegende "Deutsche Haus". Sie gehörte in dieser Zeit zu dem wohlhabenden Bürgertum der Stadt.
Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, hier architekturhistorische Gründe vor. Carl Krieger war ein gefragter und angesehener Architekt, dessen Werk jedoch nicht aufgearbeitet ist. Neben Mietswohnhäusern und Kirchen errichtete er auch Villen, wie hier in Plettenberg. Bauherr und Architekt müssen das Gebäude "Reichsstraße 37" für sehr gelungen erachtet haben, da der Name des Architekten in die Einfriedungsmauer an der Reichsstraße eingemeißelt war. Der Stein liegt heute noch im Garten der Villa.


Carl Krieger Architekt BDA

Das Wohnhaus weist typische Elemente des sogenannten Heimatstiles auf, der vor und nach dem I. Weltkrieg vor allem durch den Architekten Schulze-Naumburg und dessen Schriften zu großer Popularität kam. Gerade in den 1920er Jahren stellte er die Gegenposition zum sogenannten "Neuen Bauen" dar, dass sich durch Bauten mit Flachdach, großen Glasflächen und grünen Wänden auszeichnete.

Der Eigentümer des Gebäudes steht einer Unterschutzstellung ablehnend gegenüber. Aus städtischer Sicht bestehen gegen die Unterschutzstellung keine Bedenken. Ich beabsichtige daher, das Wohnhaus in die Denkmalliste der Stadt Plettenberg einzutragen.
Beschlussvorschlag:
Der Planungs- und Umweltausschuss beschließt, gem. § 3 des Denkmalschutzgesetzes vom 11.03.1980 die Eintragung des Wohnhauses "Reichsstraße 37" in die Denkmalliste, wobei der Denkmalumfang sowohl das Äußere als auch das Innere umfasst.
- Müller -


Quelle: http://schaffendesvolk.sellerie.de/index.html

KRIEGER, Carl
GS 1, 99
*20.2.1867 (1866?) in Oschatz, †24.1.1957; gründliches architektonisches Grundstudium, seit 1906 freischaffender Architekt in Düsseldorf; Schatzmeister im Verein Düsseldorfer Künstler; Mitarbeit in der Umlegungsbehörde.
BAUTEN:
Kirchen • Gemeindehäuser • Verwaltungsgebäude für Industrie und Wirtschaft • weit über 100 Wohn- und Geschäftshäuser in Düsseldorf, Berlin und Hamburg • Haus Damm, Bonn • Wohnhaus Mackensen, Bremen • ev. Gemeindehaus, M. KVM; BDA
LITERATUR: MKB 9.1973:9; 10.1969:1; 5.1968:13; 5.1957:4; 1.1956:8; Neuere Bauten in Düsseldorf und Umgebung, 1912.Q: StAD; MKB


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