(Foto: L.G. Marshall 13.05.1958)
Privatanschlussbahn Oesterau bis Wiesental
Eine landespolizeiliche Begehung der geplanten Oestertalbahn von Plettenberg bis Oesterau
fand zwar bereits am 17. Mai 1901 statt, die Genehmigung zum Bau der Bahn wurde jedoch erst
am 16. Februar 1903 erteilt. Die Bahn wurde am 12. Dezember 1903 landespolizeilich
abgenommen, der Betrieb, auch zunächst nur für den Güterverkehr, am 14. Dezember 1903
aufgenommen. Die durchgehende Streckenlänge der Bahn betrug 4,07 km.
Die Firma Ernst Brockhaus & Co. baute zur gleichen Zeit aufgrund der ihr am 18. März 1903
erteilten Genehmigung ihre Privatanschlußbahn im Anschluß an die Oestertalbahn von Oesterau
bis Wiesental und konnte diese ebenfall am 14. Dezember 1903 in Betrieb nehmen. Die Genehmigung
für diese Privatanschlußbahn war ausschließlich auf den Güterverkehr beschränkt. Erst am
26. Juli 1923 erhielt die Firma eine Genehmigung zur Unterhaltung und zum Betrieb ihrer
Privatanschlußbahn Oesterau - Wiesental auch für den öffentlichen Personenverkehr mit der
Auflage, dass sie alle Rechte und Pflichten aus der erweiterten Genehmigung auf die
Plettenberger Staßenbahn-Gesellschaft zu übertragen habe. Diese hatte die neue Linie
Oesterau - Wiesenthal betrieblich in ihr bestehendes Schienennetz einzubeziehen und als
einheitliches Unternehmen zu betreiben. Die für die Plettenberger Straßenbahn-Gesellschaft
über die Genehmigung und ihre Dauer erlassenen Bestimmungen sollten nun auch für die Strecke
Oesterau - Wiesental sinngemäß gelten. Die Genehmigung für die zum öffentlichen Verkehr
zugelassenen Privatanschlußbahn sollte ebenfalls am 20. April 1956 enden.
Die Gesamtlänge der Plettenberger Straßenbahn-Gesellschaft belief sich somit nach Abschluß
ihrer Erweiterung für die Stammbahn, die Elsetalbahn und die Oestertalbahn (ausschließlich
Privatanschlußbahn Brockhaus) auf zusammen 10,74 km Hauptgleise und 3,02 km Nebengleise,
insgesamt also auf 13,76 km mit 71 Weichen. Durch den Zugang der Privatanschlußstrecke
im Jahre 1923 kamen noch 2,1 km Betriebsstrecke hinzu.
Geplant: Von Wiesenthal weiter nach Finnentrop
Die Privatanschlussbahn wurde für die Firma Brockhaus bereits von ihrer Betriebseröffnung
an von der Plettenberger Straßenbahn AG mit betrieben. Ursprünglich sollte diese
Anschlussbahn nach dem Willen ihrer Besitzer von Wiesenthal weiter nach Finnentrop
gebaut werden. Wegen der hohen Bau- und Betriebskosten im Gebirge kam dieser Plan jedoch
nicht zur Durchführung.
Die Plettenberger Straßenbahn AG wies zu jener Zeit 19 Brückenbauwerke, 36 Gleisanschlüsse,
4 Dampflokomotiven, 2 Personenwagen, 1 Post- und Gepäckwagen, 13 eigene Güterwagen und
19 Rollbockpaare auf und beschäftigte 27 Bedienstete einschließlich Betriebsleiter. Die
Anschlussbahn ist bei den Brücken und Anschlussgleisen nicht berücksichtigt.
Durch die Erweiterung des Eisenbahnbetriebes der Kleinbahn genügte der alte
Güterbahnhof in Eiringhausen den Anforderungen nicht mehr. Besonders durch
die Transporte für den Bau der Oestertalsperre hatte sich der Zulauf der
Staatsbahnwagen so gesteigert, dass die eine Rollbockgrube nicht mehr
ausreichte. In der Generalversammlung der Plettenberger Straßenbahn-Gesellschaft
am 28. Mai 1904 wurde daher beschlossen, einen neuen, größeren Güterbahnhof
auf eigenem, von der Ziegelei Gummich in Eiringhausen, südlich des Hotels
Ostermann, erworbenen Gelände zu errichten.
Dieser neue Güterbahnhof erhielt einen Güterschuppen sowie einen Lokomotivschuppen
mit Reparaturwerkstatt und eine Betriebsleiter-Wohnung und wurde bereits
am 20. September 1902 teilweise und am 19. Dezember 1904 voll in Betrieb
genommen. Zum gleichen Zeitpunkt erfolgte auch im wesentlichen die Umstellung
von Rollböcken auf Rollwagen für die Beförderung der Staatsbahnwagen, nachdem
zuvor Versuche mit Rollwagen günstig verlaufen waren. Das Übersetzen der
Staatsbahnwagen auf die Kleinbahnrollwagen ging schneller, und die Beförderung
bot eine größere Betriebssicherheit.
Im Oktober 1905 kündigte die Staatsbahn die Kreuzung ihrer Gleise durch das
Gleis der Kleinbahn und forderte die Verlegung des Personenbahnhofs der Kleinbahn
auf die Südseite des Staatsbahnhofes. Diese Verlegung auf einen Teil des früheren
Kleinbahn-Güterbahnhofes wurde bis zur Inbetriebnahme des neuen Personenbahnhofes
am 27. März 1907 durchgeführt. Zur Verkürzung und Erleichterung des Zuganges
zwischen dem neuen Personenbahnhof der Kleinbahn und den Bahnsteigen sowie dem
Empfangsgebäude des Staatsbahnhofes wurde gleichzeitig von der Staatsbahn eine
Gleisunterführung gebaut.
Abweichend von den Gepflogenheiten der Eisenbahn, auf ihren Bahnhöfen und
Haltestellen für die Güterverladung Freiladegleise vorzuhalten, hat die
Plettenberger Kleinbahn von der Inbetriebnahme ihrer Stammbahn im Jahre 1896
an bis zum Ablauf der Genehmigung ihres Eisenbahnbetriebes einschließlich
ihrer Übergabe- und Betriebsbahnhöfe im Jahre 1962 den gesamten Güterverkehr
nur über Anschlussgleise durchgeführt.
Mit der Zunahme der Anschlussgleise und ihres Verkehrs musste auch der Betrieb
der Kleinbahn ausgebaut werden. So nahmen in den Folgejahren die Umfahrungsgleise,
die Anschlüsse, Weichen und Betriebsmittel weiter zu. Bei einem Rückblick auf
das 25-jährige Bestehen der Kleinbahn im Jahre 1921 konnte festgestellt werden,
dass die Zahl der Gleisanschließer vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Stammbahn
im Jahre 1896 von 16 Betrieben mit 19 Anschlüssen auf 45 Betriebe mit 58 Anschlüssen
im Jahre 1921 gestiegen war. Sie nahm auch in späteren Jahren weiter zu und erreichte
im Jahre 1940 ihren höchsten Stand mit 71 Anschlüssen.
Im Jahre 1960, dem letzten Berichtsjahr vor der beginnenden Stillegung ihres
Eisenbahnbetriebes, wies die Kleinbahn noch 61 Anschlüsse auf, die mit
Stillegung der Elsetalbahn und der Oestertalbahn im Jahre 1961 auf
23 Gleisanschlüsse zurückgingen. Die größte Zahl an Weichen erreichte
die Kleinbahn im Jahre 1926 mit 126 Stück, die Höchstzahl an Lokomotiven
im Jahre 1927 mit 9 Dampflokomotiven. Diese Zahl verminderte sich im
Laufe der Jahre wieder auf 6 Dampflokomotiven und blieb in den späteren
Jahren bis zur überwiegenden Einstellung des Eisenbahnbetriebes im
Jahre 1961 konstant. |