Pasel/Siesel 1939-1950

Anmerkung: Der nachfolgende Beitrag zur "Vervollständigung der Plettenberger Stadtchronik (1939 - 1950)" wurde vermutlich von Albrecht von Schwartzen verfasst. Er umfasst 12 DIN4-Seiten mit Schreibmaschinentext, die sich im Stadtarchiv und in Kopie im Privatarchiv H. Hassel befinden.

Horst Hassel, Oktober 2005 u. Mai 2013


I. Natur und Boden

Aus privaten und den Aufzeichnungen des Lennewerks am Siesel ergeben sich für den genannten Zeitabschnitt folgende für die Beurteilung der klimatischen Verhältnisse bedeutenden Niederschlagsmengen:
1939: 893 mm Niederschlag (davon allein 22 Regetage im Oktober)
1940: 871 mm
1941: 988 mm (vom 20.06. bis 12.07. Hitzeperiode mit 36 Grad Wärme, im August 26 Regentage mit
         195 mm Niederschlag)
1942: 596 mm (besonders kalter, trockener Winter, Februar ohne Niederschläge mit -26 Grad)
1943: 965 mm
1944: 1078 mm (davon 140 mm an 17 Regentagen im Juli)
1945: 997 mm (davon 164 mm Regen im August)
1946: 840 mm (davon 263 mm Niederschläge im Februar, allein an 5 Tagen 167 mm, deshalb am
         09.02.1946 höchster Hochwasserstand)
1947: 647 mm (seit Jahrzehnten der trockenste Sommer, von der Jahresmenge 647 mm müssen
         die Regentage im November und Dezember abgezogen werden, so dass für das gesamte
         restliche Jahr nur 347 mm bleiben); in den Monaten Mai bis August ist ein Rekordtiefstand
         zu verzeichnen: Mai 45 mm Regen
                                 Juni 47 mm Regen
                                 Juli 19 mm Regen
                                 August 16 mm Regen
         Im Mai setzte die erste Hitzeperiode mit über 40 Grad ein, es folgte im Juli die zweite Hitzeperiode
         mit Temperaturen von + 35 bis 45 Grad.
1948: 970 mm (mit 200 mm im Januar, im Juli an 18 Tagen 164 mm Regen)

noch zu I.
Hochwasser: Besondere Hochwasser der Lenne wurden in folgenden Jahren festgestellt: 30.12.1925, 04.11.1940, 09.02.1946 = Hierbei erzielte das Hochwasser einen außergewöhnlichen Hochstand. In der Haarnadelkurve am Siesel wurde in der Innenkurve der Straße am Felsen ein Hochwasserstand von etwa einem Meter gemessen. Die Paseler Schule war ringsum von Wasser umflossen. Am Hillgen Spieker (mittleres Ohl) brach an mehreren Stellen der Damm. Die Quellbäche brachten aus den Bergen ungeheure Schlammmengen mit. An der Springstraße wurde durch die Wucht des Wassers ein großes Loch gerissen.

Stürme: Am 16. und 17. April 1936 wurden durch einen Schneebruch, der allgemein in der mittleren Lage erfolgte (also in den Gebieten des besten Waldbestandes), erhebliche Verheerungen verursacht. Auf der Wiebecke wurden etwa 20 Morgen Tannen vernichtet. Am 15. Juli folgte ein Wolkenbruch. Anfang Dezember 1939 sehr starker Windbruch. Dabei wurden vor allem auf den Südwesthängen (Bärenberg usw.) annähernd 400 Festmeter gebrochen.

Schadenfeuer: Im Mai 1947 bedeutender Waldbrand Wiebecke-Dabel. Er wurde durch die für die Engländer abholzenden Polen verursacht. Insgesamt wurden 8 Morgen vernichtet, davon waren 3 Morgen Abtrieb und 5 Morgen Schonung mit 5- bis 15-jährigen Fichten. Außerdem brannten in diesem trockenen Jahr die an der Bahnstrecke gelegenen völlig kahlen Weiden infolge Funkenflugs der Lokomotiven. Die Brände konnten sofort von den Paseler Einwohnern gelöscht werden, bevor sie den Brückenberg erreicht.

Pflanzenwelt: In der Zeit von 1939 bis 1945 wurden in der hiesigen Pflanzenwelt keine besonderen Veränderungen festgestellt. In der Zeit von 1945 bis 1947 mussten auf Grund der allgemeinen Brennstoffknappheit in unseren Wäldern etwa 80 Morgen Laubwald (rund 2000 Raummeter) für Brennholz geschlagen werden. Die so entstandenen Lücken werden mit Fichten aufgeforstet.
1947 tritt (wohl als Folge des heißen Sommers) in großen Mengen der Borkenkäfer auf. Er macht sich besonders auf trockenem, felsigen Boden bemerkbar. Insgesamt fielen dem Schädling hier im Bezirk etwa 500 Festmeter zum Opfer, davon allein 180 Festmeter am Engelbertstuhl (Burg Schwarzenberg).
Im Jahre 1948 bzw. 1950 wurden die alten, etwa um 1845 gepflanzten Straßenbäume an der Bundesstraße gefällt. Es handelte sich hauptsächlich um Eschen und Ahorn. Im Ortsteil Pasel wurde jede zweite Linde beseitigt, da die Lindenalle zu dicht gewachsen war...

Tierwelt: Durch die Kriegs- und Nachkriegsverhältnisse bedingt (keine Jäger bzw. keine Jagdwaffen) hat sich das Schwarzwild in unseren Bergen außerordentlich vermehrt, so dass heute in einzelnen Gebieten, so in der Gliesmecke, der Schwarzkittel zum Standwild geworden ist. Es fügt der Landwirtschaft außerordentlich viel Schaden zu. Vereinzelt sind Jagden auf Schwarzwild durchgeführt worden, so durch amerikanische Offiziere am 20. Mai 1945 in der Gliesmecke, jedoch ohne Erfolg.
Stark zugenommen hat hier die Zahl der Bussarde. Seit 1949 ein außerordentliches Zunehmen der Rattenplage. Höhepunkt 1950. 20 bis 30 Ratten tummeln sich am hellen Tag auf den Wiesen am Ohl. Mehrere Rattenbekämpfungsaktionen wurden ohne jeden Erfolg durchgeführt, jedoch gingen 1949 durch das ausgelegte Rattengift zahlreiche Haustiere ein.
In den Jahren 1948 und 1949 wird in den Feldern eine außerordentlich große Mäuseplage festgestellt. Seit 1947 vereinzelt Auftreten von Kartoffelkäfern. Trotz umfangreicher Suchaktionen durch die Paseler und Eiringhauser Schule nimmt der Schädling 1948 und 1949 sehr schnell zu. Im Jahre 1950 wird ein bisheriger Höhepunkt festgestellt. Alle Kartoffelfelder sind mit tausenden von Käfern und Larven befallen, so dass unser Gebiet zum Befallgebiet erklärt wird und Pflichtspritzungen der Felder durchgeführt werden. Bemerkenswert ist für die Berichtszeit, vor allem für die letzten 5 Jahre, eine außerordentlich starke Vermehrung der hier fast völlig verschwunden gewesenen Hasen.
Erstmalig werden im alten Lennebett, an der Lenne und in anderen Bächen Wildenten in großen Mengen festgestellt. Dagegen ist der früher in unseren Wäldern beheimatete Fasan völlig verschwunden.

Rodungen: fanden in der Berichtszeit hier im Gebiet nicht statt.

Pflanzliche und tierische Schädlinge: In den Jahren bis 1946 hat der Eichenwickler sehr großen Schaden verursacht. Dagegen ist er in den Folgejahren bis heute überhaupt nicht mehr in unserem Gebiet festzustellen.
Desgleichen ist die Fichtenblattwespe bis 1946 sehr stark aufgetreten und 1947 wieder verschwunden. In größerem Maße kommen seit einigen Jahren Virus-Krankheiten vor.

Tierseuchen: In der Berichtszeit keine.

II. Der Mensch als Einzelwesen

Geburten, Eheschließungen, Sterbefälle wurden im Berichts-Zeitabschnitt standesamtlich registriert und können dort authentisch festgestellt werden.
Nachrichten über Gefallene: Im Laufe der Kriegs- und Nachkriegsjahre sind Mitteilungen über den Tod bzw. die Todeserklärungen folgender Soldaten eingetroffen:
Pasel: Fritz Dohle, Willi Dohle, Walter Queckenstedt, Gerstner, Gollan, Karl Repke, Hans Schmitz, Georg POleis, Albrecht, Heinz Hetzler, August Lückel, Heinrich Dohle, Willi Horchler, Ernst Kirchhoff, Buschkamp, Otto Bitter, Heinrich Gödde;
Siesel: Helmut Gadomski, Walter Althaus, Willi Althaus, Heinz Sommer, Reinhold Kaiser, Theodor Kaiser, Hans Grabowski, Alfred Kirchhoff, Willi Homringhaus, Josef Kaiser, Ferdi Brüggemeier, Jörg Brüggemeier, Klemmrod, Ernst Willecke, Heinrich Wolff.

Das Kraftwerk in Siesel
Das Kraftwerk in Siesel. Es wurde am 19. März 1945 durch einen Bombenangriff, der einem im Sieseler Tunnel stehenden Zug galt, teilweise zerstört.

Ab- und Zuwanderung: Erste Zuwanderung von Evakuierten aus luftgefährdeten Gebieten erfolgte im Oktober 1943. Im Mai 1946 ergab sich für Pasel ein Stand von 135 ortsansässigen Paselern und 60 Evakuierten und Flüchtlingen. Gesamteinwohnerzahl: 195. Nach dem Ergebnis der Volkszählung vom 13.09.1950 ergab sich für Pasel, Hausstätte, Bärenberg, Schwarzenberg und Wiebecke eine Gesamteinwohnerzahl von 216. Davon männlich 94 und weiblich 122. In den Jahren von 1945 bis 1950 kehrten in Pasel 20 Männer und am Siesel 14 Männer, also insgesamt 34 Männer aus der Kriegsgefangenschaft zurück. - Auf dem Paseler Friedhof ruhen 5 gefallene Wehrmachtsangehörige, die bei den Rückzugsgefechten - und zwar hauptsächlich durch Artillerie - gefallen sind. Die Betreuung der Gräber erfolgt durch Pasel.

Unglücksfälle: Pankratius Schwab (Pasel) oberhalb der oberen Schranke mit Motorrad tödlich verunglückt. Im Jahre 1939 (nach Kriegsbeginn) wurde ein Wachmann in der Nähe der Seilbahn oberhalb Pasel vom Zug totgefahren. 1943 wurde ein Oberleutnant der Wehrmacht am oberen Bahnübergang mit seinem Wehrmachtsauto vom Zug erfasst und getötet. Im gleichen Zeitaum zahlreiche Verkehrsunfälle. Im Frühjahr 1944 wurde ein Wehrmacht-Transportzug im Raum Pasel von feindlichen Fliegern angegriffen. Zahlreiche Soldaten wurden getötet und verwundet.
Am 19. März 1945 wurde das Elektro-Kraftwerk am Siesel ebenfalls von feindlichen Bomben teilweise zerstört. Die Bomben galten einem Eisenbahnzug, der im Sieseler Tunnel Schutz gesucht hatte, trafen aber das Kraftwerk und das in der Nähe befindliche Wohnhaus.

Vor der Sieseler Kurve
Die Provinziallandstraße (heute B 236) im Jahre 1932 vor der Sieseler Kurve.

Am 12. Juli 1947 ereignete sich in der Kurve zwischen Siesel und Wiebecke ein tödlicher Motorradunfall, dem Werner Vetter aus Eiringhausen zum Opfer fiel. Im Jahr 1948 wurde die Sieseler Anwohnerin Elisabeth Hillmann von einem D-Zug in der Nähe der Sieseler Überführung erfasst und getötet. Am 4. Juni 1950 ereignete sich ebenfalls in der Kurve zwischen Siesel und Wiebecke ein tödlicher Motorradunfall (2 Tote), am selben Tag morgens gegen 1/2 6 Uhr ereignete sich fast an derselben Stelle ein Autounfall, bei dem das Fahrzeug zwar sehr schwer beschädigt, Personen aber nicht zu Schaden gekommen sind. Anfang Mai 1950 ereignete sich zwischen Siesel und Leinschede ein weiterer tödlicher Motorradunfall (Horst Sohn vom Siesel). Am 07.09.1950, gegen 4 Uhr morgens, stürzte Herr Paul Möllers aus Lenhausen mit seinem Pkw 500 Meter oberhalb des Paseler Ortsausgangs in die Lenne und war auf der Stelle tot. Im gleichen Zeitraum wurden wiederholt Rinder der Paseler Bauern von durchfahrenden Zügen erfasst und getötet.

Die Betreuung der Angehörigen von Gefallenen erfolgt durch die gesetzliche Fürsorge. Flüchtlinge sind inzwischen in Interessengemeinschaften zusammengeschlossen. Die Fürsorge für die Flüchtlinge und Vertriebenen erfolgte ebenfalls von Amts wegen.

III. Die Gemeinschaft

a.) Von einer Veränderung des Dorfbildes kann im Berichtszeitraum nicht gesprochen werden. Eine Änderung der Verkehrslage im Weichbild des Dorfes Pasel wird zwar angestrebt, konnte aber im Berichtszeitraum nicht durchgesetzt werden. Das Dorf Pasel und Siesel erhielt im Jahre 1950 eine neue fortlaufende Durchnummerierung. Über Veränderung der Zusammensetzung der Bevölkerung siehe Seite 5 (Ab- und Zuwanderung).
b.) Kulturgemeinschaft: Im Jahre 1939 (August) veranstaltete die Paseler Dorfgemeinschaft ein großes Dorffest, das vor dem Ausbruch des II. Weltkrieges noch einmal die gesamte Bevölkerung von Pasel in unbeschwerter Freude vereinte. Vom gleichen Jahre an wurden wieder in regelmäßigen Zeitabständen in der Paseler Schule evangelische Gottesdienste abgehalten. In den letzten Kriegsjahren waren die ortsüblichen Bräuche zum Teil nicht mehr durchgeführt worden. Vom Jahre 1947 ab wurde wieder das Osterfeuer abgebrannt und das Paseler Neujahrssingen durchgeführt. Als neuer Brauch wurde Weihnachten 1947 das Ansingen des Weihnachtsfestes am Heiligabend neu eingeführt. Ab 1947 sammelte sich die Dorfjugend von Pasel. Während in den folgenden zwei Jahren die Jugend sich hauptsächlich die Pflege der Geselligkeit durch Veranstaltung und Vorbereitung von Laienspielen zur Aufgabe setzte, wurde später, so in den Jahren 1949 und 1950, Wert auf Sport und Wanderungen gelegt. 1949 pflegte man vordringlich den Volkstanz und das Liedgut.
Im Jahre 1950 wurde die Paseler-Sieseler-Notgemeinschaft neu konstituiert. Der alte Vorstand (Heinrich und Karl Werdes) trat zurück. Zum neuen Vorstand wurden Willi Lösenbeck, Fritz Kampmann, Kirchhoff und Willi Klippert gewählt. Eine Werbeaktion erhöhte den Mitgliederbestand von etwa 70 auf 120 Mitglieder.
Desgleichen wurde in einer Versammlung in der Schule im Jahre 1950 die Paseler Feuerwehr neu ins Leben gerufen. Wehrführer wurde Fritz Kampmann jun.. Eine erste Bewährungsprobe legte die Paseler Wehr durch tatkräftige Brandbekämpfung des Schadenfeuers auf dem Bärenberg ab (28. Oktober 1950).

Veränderungen im Schulwesen: Bei Ausbruch des Krieges verwaltete Lehrer Karl Ahrens die Schulstelle in Pasel planmäßig. Er blieb dort bis zu seiner Einberufung in die Wehrmacht am 01.05.1940. Zu diesem Zeitpunkt übernahm die abgeordnete Lehrerin Wilhelmine Schmitz aus Bochum die Vertretung. In den folgenden Kriegsjahren bis zum Zusammenbruch am 11.04.1945 wurde der Unterricht fast planmäßig erteilt. Eine 14-tägige Unterbrechung wurde zwangsläufig durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im Jahre 1944 herbeigeführt.
Die Oberstufe der Schule hat zum Teil mit recht gutem Erfolg Sammlungen für Heilkräuter, Papier und Altmaterial durchgeführt. Kartoffelkäfer mussten in steigendem Maße während der Kriegsjahre gesucht werden, jedoch reichte die geringe Schülerzahl nicht aus, die großen Kartoffelanbauflächen regelmäßig abzusuchen. In den letzten Tagen vor dem Zusammenbruch (01.-11.04.1945) unterrichtete die Lehrerin wegen der zahlreichen Fliegerangriffe im Hause des Bauern Hollweg.

Das Kriegerdenkmal

Während der Kriegsjahre wirkte die Paseler Schule regelmäßig an den Heldengedenkfeiern mit, die am Kriegerdenkmal durchgeführt wurden.
Die Schule wurde häufig von Herrn Schulrat Müller (Altena) und im Jahre 1944 von Herrn Oberregierungsrat Frohneberg (Arnsberg) revidiert.
Ausflüge in größerem Rahmen konnten auf Grund der Kriegsverhältnisse nicht durchgeführt werden.
Vor und kurz nach dem Zusammenbruch war die Schule die Herberge Pasels. Zivilisten und Soldaten fanden hier Obdach. Leider gingen dabei wertvolle Bücher und Lehrmittel der Schule verloren. Ebenso wurde die wertvolle Schulchronik vernichtet.
Nach der Kapitulation (vom 11.04. bis 31.10.1945) fand auf Anordnung der Militärregierung kein Schulunterricht statt. Am 01.11.1945 wurde Herr Ahrens, der inzwischen aus dem Kriege zurückgekehrt war, vom Schulrat Knieper (Werdohl) beauftragt, die Schule wieder zu eröffnen und zu verwalten.

Da zu Wiederbeginn des Unterrichts keinerlei Bücher oder sonstige Lehr- und Lernmittel zur Verfügung standen, gestalteten sich die Unterrichtsverhältnisse sehr schwierig, da in einer einklassigen Schule auf solche Hilfsmittel nicht verzichtet werden kann. Das Jahr 1946 brachte auf diesem Gebiet schon gewisse Fortschritte und die Schularbeit gestaltete sich bereits fruchtbringend. Lehrer Ahrens beantragte seine Versetzung an die Volksschule in Eiringhausen. Diesem Antrag wurde stattgegeben und am 01.05.1947 wurde Lehrer Krankenhagen, der seit dem 24.09.1945 Lehrer an der einklassigen Volksschule zu Plettenberg-Bremcke war, mit der planmäßigen Verwaltung der Schulstelle Pasel von der Regierung in Arnsberg beauftragt.
Anfang November 1947 führte die Schule für alle Kinder eine kostenlose Wanderfreizeit in der Jugendherberge Esborn bei Witten durch. Im Winter 1947/48 gestaltete die Schule einige dörfliche Feierstunden und führte regelmäßig für die schulentlassene Jugend Lese-, Sing- und Spielabende durch. Eine Schulweihnachtsfeier wurde erstmalig wieder in größerem Rahmen unter reger Beteiligung des ganzen Dorfes im Saale Freiburg durchgeführt. Das Jahr 1948 diente weiter einer planmäßigen Neuausstattung der Schule mit Lehr- und Lernmitteln. Im Jahre 1949 waren die Verhandlungen der Stadt mit dem Anlieger des Schulgrundstücks, Herrn Kaiser in Teindeln, zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht worden. Im Wege eines Geländeaustausches wurde der Schulplatz nach Norden erweitert, neu eingezäunt und mit mehreren Wagen Feinsplitt, den Herr Kirchhoff für diesen Zweck stiftete, neu befestigt.

Im Jahre 1950 wurde die Schule erstmalig nach dem Kriege einer gründlichen Renovierung unterzogen. Im Laufe der Sommerferien (August) wurde das Klassenzimmer infolge eines Wanddurchbruchs um das angrenzende Lehrmittelzimmer erweitert. Der Mauerdurchbruch wurde mit einer viertürigen Klapptür ausgestattet. Das Klassenzimmer wurde neu gestrichen, im kleinen Nebenraum ein neuer Fußboden gelegt und das Klassenzimmer mit einem den modernsten Anforderungen gerecht werdendes Schulgestühl ausgestattet. Auch sämtliche Fenster und Türen sowie die Holzverkleidungen der Schule wurden neu gestrichen. Zugleich waren neue Verhandlungen über eine endgültige neue Regelung der umstrittenen Schulplatzfrage begonnen worden.

Büchereien: In den Nachkriegsjahren zeigte sich in dem durch seine Lage isolierten Dorf ein starkes Bedürfnis nach einer Bücherei. Lehrer Krankenhagen verhandelte mit dem städtischen Kulturamt und er konnte am 01. Oktober 1948 in der Schule eine Nebenstelle der städtischen Volksbücherei mit einem Anfangsbestand von 86 Bänden beginnen. Schon im gleichen Jahre zählte die Bücherei 30 eingetragene Leser. Im Laufe der Jahre 1949 und 1950 wurde die Bücherei weiter ausgebaut und am 01.10.1950 verfügte die Bücherei bereits über 265 Bände bei 45 eingetragenen Lesern.

Bildungseinrichtungen: Um die Arbeit der Plettenberger Volkshochschule auch in den Außenbezirken wirksam zu gestalten, richtete der Kulturdezernent der Stadt, Herr Dr. Minster, an die Lehrer der Außenbezirke der Stadt die Bitte zur Mitarbeit. Dieser Bitte wurde allgemein entsprochen. Mit Beginn des Wintersemesters 1948/49 begann die Volkshochschule auch in Pasel unter Führung von Lehrer Krankenhagen die Arbeit. Im ersten Semester wurden in der Schule Pasel folgende Vorträge gehalten:
Kapellmeister Oertel. Die Sinfonie bei Beethoven! (30 Hörer)
Dr. Pleuger: Das Wunder unseres Leibes und Lebens. (71 Hörer)
Plettenberger Streichquartett unter Kapellmeister Oertel: musikalische Adventsfeierstunde bei 84 Teilnehmern.
Rechtsanwalt Schneider: Plettenberger Heimatgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Sagen des mittleren Lennebezirkes und der Burg Schwarzenberg. (30 Zuhörer)
Dr. Minster: England heutzutage (16 Hörer)
Lehrer Krankenhagen: Lehrgang für Stilbildung (16 Teilnehmer)
Im Sommersemester führten die Außenstellen Pasel und Ohle eine gemeinsame Besichtigungsfahrt in den Siegerländer Erzbergbau durch. Es wurde die Zeche "Neue Hardt" in Weidenau besichtigt (Grubeneinfahrt einschließlich der Frauen in 930 Meter Tiefe).
Das Wintersemester 1949/50 brachte wieder zahlreiche gut besuchte Vorträge in der Paseler Schule. So sprachen u. a. Herr Dr. med. Becker über den Krebs, Herr Kapellmeister Oertel über Franz Schubert und sein Liedschaffen usw.. Zum Abschluss des Wintersemesters führte die Naturwissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft unter Lehrer Krankenhagen eine Besichtigungsfahrt in das Ruhrgebiet durch. Es wurden die Zechen Hannibal und Hannover in Bochum besichtigt (einschl. Grubeneinfahrt) und am Nachmittag erfolgte die Besichtigung des Elektro-Kraftwerkes Mark in Herdecke.

Kirchliches Leben: Wie schon erwähnt, werden seit den Kriegsjahren wieder regelmäßig in 14-tägigem Abstand Gottesdienste in der Paseler Schule abgehalten. Seit 1948 ist der aus Oberschlesien vertriebene Pastor Martin Kiuntke Gemeindepfarrer in der Kirchengemeinde Eiringhausen, zu der auch Pasel gehört.

Friedhofsanlagen: Der Paseler Friedhof war im Laufe der Kriegs- und Nachkriegsjahre sehr vernachlässigt worden, so dass sich die Dorfbewohner im Sommer 1950 zu einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft zusammenschlossen, um den Friedhof wieder instandzusetzen. Er erhielt eine neue Splittaufschüttung und einen neuen Zaun. Schon im Sommer 1949 wurden die auf dem Friedhof befindlichen Soldatengräber in einen würdigen Zustand versetzt. Sie erhielten neue Kreuze und wurden mit einer festen Einfriedung versehen.

Bau- und Kunstdenkmäler, Denkmalschutz: Das Paseler Kriegerdenkmal, das infolge Verwitterung völlig zu zerfallen drohte, wurde im Sommer und Herbst 1949 wieder instandgesetzt. Die Mittel hierzu wurden durch eine Sammlung im Dorf bereitgestellt. Sämtliche Bruchsteine wurden neu verfugt, verfallene Stellen wurden wieder aufgebaut. Im Innenkreis des Denkmals wurden neue Eichenbänke aufgestellt, der Vorplatz mit einer dicken Schicht Edelsplitt aufgefüllt. Das Blumenbeet wurde mit Blumen neu bepflanzt. Das Denkmal wurde durch einen gesägten Lattenzaun vom Schulplatz abgetrennt und alle Holzarbeiten mit einem weinroten Farbanstrich versehen. Schließlich wurden noch die durch einen Sturm umgeworfenen sehr hohen Pappeln durch zwei neu angepflanzte Linden ersetzt. Im Herbst 1950 wurden sämtliche Sträucher hinter dem Denkmal entfernt und stattdessen wurde eine neue Hainbuchenhecke gepflanzt.

c.) Wirtschaftsgemeinschaft: Landwirtschaft: Bodenpreise: Von einer bedeutenden Veränderung der Bodenpreise kann während der Berichtszeit kaum gesprochen werden. Zwar stiegen in den Jahren vor dem Währungsschnitt die Preise außerordentlich an, diese Preiserhöhung war aber nur eine inflationistische und in Wirklichkeit kam es in dieser Zeit fast überhaupt nicht zu Verkäufen.

Erträgnisse: Von 1939 ab standen während der Kriegsjahre und in den ersten Nachkriegsjahren für den kargen sauerländischen Boden viel zu wenig Kunstdüngemittel zur Verfügung. Vor allem machte sich der erhebliche Mangel an Phosphorsäure, Kali und Stickstoff außerordentlich nachteilig bemerkbar. Daher allein rührten die wesentlich geringeren Erträge. Es kann mindestens von einem Drittel Minderertrag gesprochen werden und zwar auf allen Gebieten. Nach 1948 wurde die Versorgung mit Kunstdünger wesentlich besser, aber Phosphorsäure blieb auch da noch verhältnismäßig knapp.

Viehzucht und Viehpreise: Durch eigene Bullenhaltung (Einführun von guten Bullen) wurde die Viehzucht verbessert. Die durch den Mangel in den Kriegs- und Nachkriegsjahren bedingte Bewirtschaftung brachte einen merklichen Rückgang der Viehbestände. Nach dem Tag X wurde auch auf diesem Gebiet, wie im allgemeinen so auch hier in Pasel, der Viehbestand sehr bald wieder größer. Dies ist hauptsächlich durch die erheblichen Fleisch- und Fetteinfuhren aus dem Ausland zu erklären. Die örtlichen Bauern brauchten ihre Tiere nicht für die Versorgung der Bevölkerung zu liefern und konnten daher ihre eigenen Viehbestände halten und mehren. Da aber infolgedessen auch die ersten Bareinnahmen nach dem Währungsschnitt fehlten, bedeutete diese Zeit auch für die örtlichen Höfe eine Wirtschaftskrise. Die Preise des Viehs waren unterschiedlich. Sie waren immer abhängig vom Aufgebot.

Veränderungen des Anbaus: Der Zwischenfruchtbau zur Erzeugungssteigerung hatte bereits in den Jahren um 1930 begonnen, er wurde aber seit 1939 fortlaufend bis in die jüngste Zeit aus kriegsbedingten Gründen erweitert.

Neuanbaupflanzen: Der Lio-Raps hat sich als die geeignete Zwischenfruchtbaupflanze für das Sauerland erwiesen, da er 7 Grad Kälte verträgt. Er ist erst 1948 hier eingeführt worden, während andererseits der sehr bewährte Markstammkohl schon vor 15 Jahren hierher gekommen ist.

Veränderungen der Wirtschaftsart: Zur Verbesserung der Selbstversorgung wurden auch in Pasel beträchtliche Flächen von schlechtem Grünland umgebrochen. Gegenüber der bis vor 10 Jahren auch hier am Ort vertretenen Meinung, mit Kunstdünger alles zwingen zu können, hat sich nunmehr der Gedanke wieder durchgesetzt, dass man dem Boden mehr natürlichen Dünger zusetzen muss (Kompost, Gründüngungen und dergl.).

Örtliche Preise: Der Roggenpreis ist trotz der zwei Kriege 50 Jahre land immer stabil geblieben, erst ab Oktober 1950 wird ein leichtes Anziehen des Preises festgestellt.

Fortschritte und Rückschritte der örtlichen Landwirtschaft: In der Berichtszeit sind infolge der allgemeinen Lage Rückschritte zu verzeichnen. Sie sind bedingt durch den Mangel an Menschen, Maschinen, Pferden, Dünger und dergleichen (Kartoffelkäfer und andere schon oben erwähnte Schädlinge). Fortschritte sind in der erfolgreichen Unkrautbekämpfung zu sehen (U 46), dadurch wesentliche Verbesserung der Früchte.

Waldwirtschaft und ihre Veränderungen: Über die Waldwirtschaft kann allgemein, wie es auch hier im Bezirk im besonderen zutrifft, festgestellt werden, dass die Bauernwaldungen mehr als staatliche und gräfliche Waldungen den Laubwald fördern. Das Verhältnis zwischen Laub- und Nadelholz beträgt hier nämlich 1:1 gegenüber einem Verhältnis von 1:2 bei den staatlichen und gräflichen Waldungen. Im Jahre 1950 sind die Buchensämlinge zur Vermehrung sehr gut hochgekommen.

Handwerk und Gewerbe: Im Jahre 1948 wurde das Schälwerk Friedrich am Siesel neu errichtet. Hier werden vordringlich Weinberg- und Baumpfähle hergestellt.

Politische Gemeinschaft: In der am 18.06.1950 durchgeführten Landtagswahl, bei der zugleich auch ein Volksentscheid über die Landesverfassung von Nordrhein-Westfalen abgestimmt wurde, entfielen im Wahllokal 9/III (Schule zu Pasel) auf die einzelnen Parteien folgende Stimmen: Wahlberechtigt: 143
abgegebene Stimmen: 118 = 82,5 Prozent
Ungültige Stimmen: 1
SPD 41 Stimmen
CDU 38 Stimmen
FDP 22 Stimmen
KPD 4 Stimmen
Z 5 Stimmen
RSF 7 Stimmen
Im Volksentscheid stimmten mit
Nein: 57
Ja: 50
Ungültig: 11



Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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