Geschichte der Bauerschaft Holthausen

Quelle: Privatarchiv H. Hassel, Kopie aus Stadtarchiv Plettenberg
Februar 1991                                                                                                                 Fortsetzung


Die Kölnischen sind damals Untertanen der Arnsberger Grafen gewesen. Seitdem der letzte Arnsberger Graf Gottfried der Vierte seine Grafschaft 1368 an den Kölner Erzbischof verkauft hatte, waren sie kölnisch. Aus dem Umstande, dass die dem Kloster Oedingen gegenüber zu Abgaben verpflichteten Hofinhaber unter den Freien aufgeführt sind, Jacop Wernecke als ein einem Adeligen gegenüber zu ähnlichen Leistungen verpflichteter Landwirt zu den Hofleuten geschrieben ist, geht hervor, dass die Übernahme eines kirchlichen Gutes einen Freien nicht hörig machte. In einem Güterverzeichnis von 1708 sind alle Güter der Holthauser Bauerschaft, auch die Pachtgüter, als allodial bezeichnet, woraus zu erkennen ist, dass sie früher sämtlich zu den Freigütern gezählt worden sind. - Der gezahlte Steuerbetrag gibt einen Anhalt zum Bestimmen des Gutswertes. 4 Gulden Steuern wurden bei einem Werte von 100 Gulden erhoben, 2 Gulden bei einem Werte von 50 Gulden usw.. Die Steuer musste halb 1486 und zur anderen Hälfte 1487 entrichtet werden.

Für die Freien des oberen Amtes Schwarzenberg (Landgemeinde Plettenberg) bestand damals ein Freigericht, das seine Malstätte in der Holthauser Bauerschaft, und zwar bei Hechmecke hatte. Es ist darüber berichtet, dass dort 1491 der Villigster Freigraf Rotger Hardeloip Gericht gehalten hat.

Die Tatsache, dass 1787 in der Landgemeinde Plettenberg 142 Pferde, 587 Schweine, 678 Kühe, 611 Stück junges Rindvieh und 1192 Schafe vorhanden waren, zeugt von einem erfreulichen Erfolge der Landwirtschaft in unserer Gegend. Der Schafzucht wandte man deshalb große Sorgfalt zu, weil in der Zeit zwischen dem Dreißigjährigen Kriege und den Befreiungskriegen die meisten Bürger Plettenbergs Tuchweberei betrieben und dazu einer Menge Schafwolle bedurften. Damals züchtete auch in Holthausen wohl jede Familie Schafe. Deshalb hatte das Dorf, wie Landemert, Eiringhausen, Pasel und Bremcke, auch seinen eigenen Schäfer; 1793 war es Johann Heinrich Erkelse.

Auf 11 Gütern der Holthauser Bauerschaft lastete der "blutige Zehnte". Diesen etwas eigenartigen Namen führte er im Gegensatz zu dem Garben- und Heuzehnten. Die Verpflichteten mussten außer wenigen Eiern und Hühnern jedes zehnte Lamm abliefern. Ursprünglich besaß diesen Zehnten wohl das Andreasstift in Köln, das ihn 1555 aber an die Stadt Plettenberg verkaufte. Seitens derselben wurde er gewöhnlich für 3 oder 6 Jahre verpachtet. Solange die Tuchweberei die Hauptbeschäftigung der Bewohner Plettenbergs bildete, lohnte sich auch die Schafzucht. Später scheint sie an Bedeutung verloren zu haben. Damit sank dann auch der Wert des blutigen Zehnten. 1806 pachtete ihn Arnold Worth auf 6 Jahre für nur 1 Tlr. jährlich, 1763 bekam ihn Baumeister für 1 Rtlr. 10 Stüber, 1774 Joh. Diedr. Langenbach für 1 Rtlr. 30 St.

Es ist ganz selbstverständlich, dass zwischen den Pächtern und den Zehntpflichtigen Zwistigkeiten entstanden. Letztere suchten ihre Abgaben zu verringern, indem sie das Eigentumsrecht an einigen Schafen auf ihre Kinder, Geschwister usw. übertrugen. Im Laufe der Streitigkeiten erfolgte aber die Entscheidung, es seien auch die Lämmer der Kinder, des Schäfers und des Gesindes zehntpflichtig.
Noch andere Unredlichkeiten kamen vor. Weil die Lämmer fortlaufend aus einem Jahr ins andere verrechnet wurden, so musste Buch geführt werden. Dabei hielt man mit Zähigkeit an einer Art Buchführung fest, die aus einer Zeit stammte, in der Schreiben und Lesen dem Landmann noch unbekannt waren, man machte Kerbe in den Türschlüssel oder in Pfosten. dabei ereignete es sich hin und wieder, dass einzelne Kerbe einfach beseitigt worden waren. Deshalb kann man es nur als ein Glück bezeichnen, dass 1827 die Ablösung dieses Zehnten durch Zahlung von 20 Tlrn. erfolgt isr.

Die Lämmer wurden am 3. Pfingsttage, an dem auch die Eier fällig waren, gezählt. Sie mussten abgeholt werden, sobald sie die Muttermilch entbehren konnten, spätestens am Michaelistage.
Aus der Lied-Tunen Wiese, die zu Mührmanns und dem untern Bröckers Gute zu Hechmecke gehörte, musste an die Stadt Plettenberg alljährlich ein Fuder Heu geliefert werden, das anscheinend zur Fütterung des Stadtbullens diente.

Weil die Besitzer und die Größe der einzelnen Bauernhöfe wechselten, so schwankten auch die Erträge aus dem blutigen Zehnten, wie nachstehende Übersicht beweist. Es war verpflichtet:

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Zur Zeit der Reformation lebten in der Bauerschaft Holthausen: Peter zum Hofe 1584; Heinrich Hennemann 1573; Peter in den Planken, der 1554, also beim Beginn der Reformation, in der Gemeinde Plettenberg Kirchmeister war; Johann zu Marl 1558.
Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und später sind erwähnt: Johann Klumpe, der Abgaben an das Hospital auf dem Böle zu leisten hatte, 1622; Hermann Klumpe 1691; Peter Michel 1636; Peter Glingener 1636; Goddert Knapp 1652; Dietrich Vieregge 1652; Jasper Jacobs 1652; Peter Kemper 1652; Receptor (Steuereinnehmer) Peter in den Planken 1656; Peter Kemper in den Planken 1669; Görgen Wernecke 1652; Johann Wernecke 1691; Anna Bröcker 1656, Heinrich Mahrel 1656

Besitzer der 19 Güter in der Holthauser Bauerschaft waren 1708: Jakob Plankemann, Adam Wernecke (dann Diedrich Wilhelm Wernecke, 1785 Johann Wilhelm Wernecke), Christoffel Klumpe, Diederich Sömer, Hans Voß, Johann Hennemann, Baumeister Joachim Schulte, Severin Jacobs (der Bauerschaftsvorsteher war), das folgende Gut hatten Wernecke und Jacobs zusammen; Evert Glingener, Diederich Funke - dem auch Hövers Gut gehörte, Jacob Knapp, Henrich Vieregge, Adolf Heinemann (das obere Bröckers Gut), Tönnes Mührmann, Tönnes Bröcker und Johannes Marlmann, der vor Severin Jacobs Bauerschaftsvorsteher war. Nach Severin Jacobs ist Diedrich Wilhelm Wernecke Vorsteher gewesen und als solcher 1784 und 1785 bezeichnet, dem 1786 Johann Wilhelm Wernecke als Vorsteher folgte.
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Die 1900 gegründete Firma Heinr. Seuthe befasste sich anfänglich mit der Anfertigung von Messing-, später von Aluminiumwaren. Seit einigen Jahren befindet sich der Betrieb in einem stattlichen neuen Gebäude.

Die seit 1899 bestehende Fabrik der Herrn Langemann und Schulte steht zwar im Gebiete der Stadt Plettenberg, bietet trotzdem aber manchen Bewohnern der Bauernschaft Holthausen, namentlich denen zu Hechmecke, günstige Erwerbsmöglichkeiten. Ihre Erzeugnisse sind Drahtwaren, Schrauben, Schraubhaken und Ähnliches.

An der 1846 im Bau begonnenen Kunststraße von Lüdenscheid nach Plettenberg befand sich in Holthausen stets ein schwarz-weißer Schlagbaum, gewöhnlich Barriere und Poreierbaum genannt, der bis in unsere Zeit hinein bestanden hat.

Die neue gute Landstraße und die in der Nähe der Else angelegten gewerblichen Betriebe sind die Ursache, dass neue Häuser an der Straße und südlich vom Wasser auf dem Bruche erbaut wurden. Eins der ältesten Häuser der nun umfangreichen und volkreichen Ortschaft Bruch ist wohl das Glingenersche Haus, das erst 1865 gebaut worden ist.

(die gesamte Chronik kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden)


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Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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