Geschichte der Bauerschaft Holthausen
Quelle: Privatarchiv H. Hassel, Kopie aus Stadtarchiv Plettenberg
Die Kölnischen sind damals Untertanen der Arnsberger Grafen gewesen. Seitdem der letzte Arnsberger Graf
Gottfried der Vierte seine Grafschaft 1368 an den Kölner Erzbischof verkauft hatte, waren sie kölnisch.
Aus dem Umstande, dass die dem Kloster Oedingen gegenüber zu Abgaben verpflichteten
Hofinhaber unter den Freien aufgeführt sind, Jacop Wernecke als ein einem Adeligen
gegenüber zu ähnlichen Leistungen verpflichteter Landwirt zu den Hofleuten geschrieben
ist, geht hervor, dass die Übernahme eines kirchlichen Gutes einen Freien nicht hörig
machte. In einem Güterverzeichnis von 1708 sind alle Güter der Holthauser Bauerschaft,
auch die Pachtgüter, als allodial bezeichnet, woraus zu erkennen ist, dass sie früher
sämtlich zu den Freigütern gezählt worden sind. - Der gezahlte Steuerbetrag gibt einen
Anhalt zum Bestimmen des Gutswertes. 4 Gulden Steuern wurden bei einem Werte von
100 Gulden erhoben, 2 Gulden bei einem Werte von 50 Gulden usw.. Die Steuer musste halb
1486 und zur anderen Hälfte 1487 entrichtet werden.
Für die Freien des oberen Amtes Schwarzenberg (Landgemeinde Plettenberg) bestand damals
ein Freigericht, das seine Malstätte in der Holthauser Bauerschaft, und zwar bei Hechmecke
hatte. Es ist darüber berichtet, dass dort 1491 der Villigster Freigraf Rotger Hardeloip
Gericht gehalten hat.
Die Tatsache, dass 1787 in der Landgemeinde Plettenberg 142 Pferde, 587 Schweine, 678 Kühe,
611 Stück junges Rindvieh und 1192 Schafe vorhanden waren, zeugt von einem erfreulichen
Erfolge der Landwirtschaft in unserer Gegend. Der Schafzucht wandte man deshalb große
Sorgfalt zu, weil in der Zeit zwischen dem Dreißigjährigen Kriege und den Befreiungskriegen
die meisten Bürger Plettenbergs Tuchweberei betrieben und dazu einer Menge Schafwolle
bedurften. Damals züchtete auch in Holthausen wohl jede Familie Schafe. Deshalb hatte das
Dorf, wie Landemert, Eiringhausen, Pasel und Bremcke, auch seinen eigenen Schäfer; 1793
war es Johann Heinrich Erkelse.
Auf 11 Gütern der Holthauser Bauerschaft lastete der "blutige Zehnte". Diesen etwas eigenartigen
Namen führte er im Gegensatz zu dem Garben- und Heuzehnten. Die Verpflichteten mussten
außer wenigen Eiern und Hühnern jedes zehnte Lamm abliefern. Ursprünglich besaß diesen
Zehnten wohl das Andreasstift in Köln, das ihn 1555 aber an die Stadt Plettenberg verkaufte.
Seitens derselben wurde er gewöhnlich für 3 oder 6 Jahre verpachtet. Solange die Tuchweberei
die Hauptbeschäftigung der Bewohner Plettenbergs bildete, lohnte sich auch die Schafzucht.
Später scheint sie an Bedeutung verloren zu haben. Damit sank dann auch der Wert des blutigen
Zehnten. 1806 pachtete ihn Arnold Worth auf 6 Jahre für nur 1 Tlr. jährlich, 1763 bekam ihn
Baumeister für 1 Rtlr. 10 Stüber, 1774 Joh. Diedr. Langenbach für 1 Rtlr. 30 St.
Es ist ganz selbstverständlich, dass zwischen den Pächtern und den Zehntpflichtigen
Zwistigkeiten entstanden. Letztere suchten ihre Abgaben zu verringern, indem sie das
Eigentumsrecht an einigen Schafen auf ihre Kinder, Geschwister usw. übertrugen. Im Laufe
der Streitigkeiten erfolgte aber die Entscheidung, es seien auch die Lämmer der Kinder,
des Schäfers und des Gesindes zehntpflichtig.
Die Lämmer wurden am 3. Pfingsttage, an dem auch die Eier fällig waren, gezählt. Sie mussten
abgeholt werden, sobald sie die Muttermilch entbehren konnten, spätestens am Michaelistage.
Weil die Besitzer und die Größe der einzelnen Bauernhöfe wechselten, so schwankten auch die
Erträge aus dem blutigen Zehnten, wie nachstehende Übersicht beweist. Es war verpflichtet:
----------------Tabelle
Zur Zeit der Reformation lebten in der Bauerschaft Holthausen: Peter zum Hofe 1584; Heinrich
Hennemann 1573; Peter in den Planken, der 1554, also beim Beginn der Reformation, in der
Gemeinde Plettenberg Kirchmeister war; Johann zu Marl 1558.
Besitzer der 19 Güter in der Holthauser Bauerschaft waren 1708: Jakob Plankemann, Adam
Wernecke (dann Diedrich Wilhelm Wernecke, 1785 Johann Wilhelm Wernecke), Christoffel Klumpe,
Diederich Sömer, Hans Voß, Johann Hennemann, Baumeister Joachim Schulte, Severin Jacobs
(der Bauerschaftsvorsteher war), das folgende Gut hatten Wernecke und Jacobs zusammen; Evert
Glingener, Diederich Funke - dem auch Hövers Gut gehörte, Jacob Knapp, Henrich Vieregge,
Adolf Heinemann (das obere Bröckers Gut), Tönnes Mührmann, Tönnes Bröcker und Johannes
Marlmann, der vor Severin Jacobs Bauerschaftsvorsteher war. Nach Severin Jacobs ist Diedrich
Wilhelm Wernecke Vorsteher gewesen und als solcher 1784 und 1785 bezeichnet, dem 1786
Johann Wilhelm Wernecke als Vorsteher folgte.
Die 1900 gegründete Firma Heinr. Seuthe befasste sich anfänglich mit der Anfertigung
von Messing-, später von Aluminiumwaren. Seit einigen Jahren befindet sich der Betrieb
in einem stattlichen neuen Gebäude.
Die seit 1899 bestehende Fabrik der Herrn Langemann und Schulte steht zwar im Gebiete
der Stadt Plettenberg, bietet trotzdem aber manchen Bewohnern der Bauernschaft
Holthausen, namentlich denen zu Hechmecke, günstige Erwerbsmöglichkeiten. Ihre
Erzeugnisse sind Drahtwaren, Schrauben, Schraubhaken und Ähnliches.
An der 1846 im Bau begonnenen Kunststraße von Lüdenscheid nach Plettenberg befand sich
in Holthausen stets ein schwarz-weißer Schlagbaum, gewöhnlich Barriere und Poreierbaum
genannt, der bis in unsere Zeit hinein bestanden hat.
Die neue gute Landstraße und die in der Nähe der Else angelegten gewerblichen Betriebe
sind die Ursache, dass neue Häuser an der Straße und südlich vom Wasser auf dem Bruche
erbaut wurden. Eins der ältesten Häuser der nun umfangreichen und volkreichen Ortschaft
Bruch ist wohl das Glingenersche Haus, das erst 1865 gebaut worden ist.
(die gesamte Chronik kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden)
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